Newspaper Page Text
Berausgegeben von der Illinois Staats· Zeitungs·Co. 5 Abr Ausgabe. Wetter. Direkter Bericht an das „Abend— — blatt“. Witterungsverhältnisse in den 56 Stunden, t die Freitag Abend um Sieben zu Ende gehen. Heute Abend und Freitag schönes Wetter; etwas wärmer Freitag; veränderlichen, am Freitag nach Südost herumgeh? nden Wind. Ueberblick und Kurzgefaßtes. Der Building Trades Couneil, dessen Delegaten gestern kein Gehör fanden, das Schulrathscomite nicht vollzählig' war, droht, daß morgen alle Arbeiter an öffent lichen Schulen, die einer Gewerkschaft ange hören, streiken werden. Das traurige Gesicht, welches der seitige Herr Bates gestern machte, bedarf keiner Erklärung. Seit über einer Woche schon ist er ein Gefangener und in dieser ganzen Zeit hatte er keine Gelegenheit, sich wieder einmal zu verheirathen. Zwar ist es eine Thatsache, daß tein Zeuge zugegen war, als Clifford zuerst seine Frau und dann sich selbst tödtete, dennoch veröffentlicht der „Chronicle“ eine ganz ge naue Beschreibung des Vorganges. Als Märchenerzähler haben die englischen Zei — tungen in der letzten Zeit bedeutende Fort schritte gemacht. Dreizehn farbige Männer und zwei - ebensolche Frauen hielten gestern Abend im Arlington-Hotel eine Entrüsturgs-Versamm lung ab und nahmen Resolutionen an, in welchen sie das Vorgehen des Sheriffs und des Gefängnißdirektors Whitman, die Tren nung der farbigen und weißen Gefangenen im Countygefängniß betreffend, entschieden verdammten. Die Resolution soll den Coun—- tyrath unterbreitet werden. Der Bigamist Bates ist der Ansicht, daß er als Mormonerich lange genug ein Schauspiel für Götter und Menschen war und es nunmehr an der Zeit sei, seine Thätig keit auf einem anderen Felde zu entfalten. Zu diesem Ende hat er mit dem Besitzer eines Dime-Museums ein Uebereinkommen getroffen, und es wird nicht lange dauern, bis die „Englewood Mystery“, oder die Kunst, mit S6O den Monat drei Familien zu er nähren, öffentlich ausgestellt werden wird: Wenn der Weizenpreis heute anfänglich auch ruhiger blieb, da Liverpool und Paris nur etwa die Hälfte der gestrigen Preisstei gerung für heute meldeten, so wurde der Markt doch bald lebhafter, so daß September bis auf 84 stieg. Später wich der Preis wie der etwas, eine Folge stärkerer Verkäufe. September eröffnete zu 81; —FZ, wich auf 815, stieg bis auf 84 und wurde dann stetig zu 837. Welschkorn und Hafer ebenfalls höher; September-Corn 275; Hafer 175 Schweineprodukte stetig zu gestrigen Schluß—- preisen; „Pork“ September $7.775, Schmalz 4.30, Rippchen 4.70. Telegraphische Depelehen. 1 2 Kohlen statt Obst. Heimliche Beförderung derselben *aus Colorado und Neu-Mexiko nach dem Osten. : Die Sache schon seit einigen Wochen im Gange. Denver, 12. Aug. Eisenbahnleute sind über eine Entdeckung, welche angeblich in La Junta, Col., gemacht wurde, daß nämlich die Santa Fe-Bahnge— sellschaft in Kühlwagen Kohlen nach dem Osten schickte, höchlichst erstaunt. Es wird mitgetheilt, daß vier Kühlwagen, welche der Ausbesserung bedurften, in La Junta auf ein Seitengeleise geschoben wurden. Die Wagen waren versiegelt und die Ladung war als leicht verderbliches Obst bezeichnet, welches vor allen anderen Waaren das Vorrecht der schnellen Beförderung hat. Die Arbeiter mußten gur Vornahme der Ausbesserung die Wagen öffnen und sahen, daß sich in den— selben Kohlen aus den Gruben in Colorado und Neu-Mexiko befanden. Wie es heißt, sind in den letzten Wochen eine Menge Koh—- lenladungen auf diese Weise nach dem Osten befördert worden. —— ——— —— 3 e Deutsche Colonie. Soll zum Zuckerrübenbau bei Sa linas gegründet werden. 1400 Acker CLand für den Fweck bestimmt. Monterey, Cal., 12. Aug. Es sind jetzt Unterhandlungen im Gange, um ein Stück Land von 1400 Ackern in der Nähe von Salinas zu Colonisationszwecken anzukaufen. Die Unternehmer datidien das Land mit Deutschen zu besiedeln, und dasselbe in Farmen von 20 bis 100 Ackern einzutheilen, um auf demselben für die Zucter siederei in Salinas Zuckerrüben zu ziehen. Die Familien, welche sich auf dem Londe niederlassen, besitzen sämmtlich Mittel und werden innerhalb der nächsten zwei Monaie rintreffen. Der Rampf bei Aguacate. Vereitelter Versuch der Insurgen— ten, den General Weyler ge— fangen zu nehmen. Heftige Kämpfe bei HSagua la Grande. Große Aufregung in der Stadt Havana. Keyh West, 12. Aug. Es sind weitere Nachrichten über die Schlacht bei Aguacate, in der Nähe der Grenze der Provinz Matanzas, eingetroffen. Es hieß anfänglich, daß der Kampf in der Provinz Matanzas stattgefunden habe, wäh—- rend der Schauplatz desselben bei Aguacate in der Provinz Havana liegt. Ueber das Re—- sultat der Schlacht jedoch herrscht kein Zwei— fel und nach mäßiger Veranschlagung beträgt der Verlust der Spanier an Todten über zweihundert, während der Verlust der Insur— genten verhältnißmäßig gering ist. Im Palast hatte man am Montag die Rücktehr des Generals Weyher erwartet; die— selbe hat aber so eben erst stattgefunden. Er verließ Matanzas am Sonntag, traf am nächsten Tage in Aguacate ein, und von dort kam die Nachricht, daß er in dem Kampfe, welche in der Nähe des Ortes stattfand, ver wundet worden sei, was sich jedoch als un— wahr herausgestellt hat. In Havana herrscht eine grenzenlose Auf—- reguna. Die Veranlassung dazu liegt theil weise in der Ungewißheit betreffs des neuen spanischen Ministeriums, dann aber auch in der Nachricht über den Sieg der Insurgenten bei Aguacate, und in dem Gerücht von einer weiteren Schlacht in der Nähe von Sagua la Grande, in welcher General Gomez selbst den Oberbefehl führte. Es hat sich jetzt heraus— gestellt, daß die Schlacht bei Aguacate das ile eines Versuches war, den General Weyler gefangen zu nehmen. Weyler wollte zu Pferde von Matanzas nach Havana zu— rücktehren; er hatte an der Landstraße drei Abtheilungen spanischer Truppen aufgestellt und verließ Matanzas mit einer nur achtzig Mann starken Leibwache. General Castillo hatte Nachricht davon er— halten und fünfzehnhundert Insurgenten zu— sammengezogen, mit denen er die Spanier bei Aguacate, wo er den General Weyler ver muthete, angriff. General Costillo befehligte die Insurgenten selbst, und die Spanier stan—- den unter dem Befehl des Generals Molina, und des Obersten Aldea, welche beide in dem Gefecht verwundet wurden. Der Kampf begann am Nachmittag, um vier Uhr und dauerte bis zur Nacht. Die Spanier standen auf der offenen Landstraße und wurden im Rücken von den aus den Bergen kommenden Insurgenten angegriffen. ere hatten Schnellfeuergeschütze, und ihr Verlust war verhältnißmäßig gering. Es sind auch weitere Nachrichten über den Kampf bei Sagua la Grande eingetroffen. n die Stadt angegriffen und ein Theil derselben niedergebrannt; das Letz— tere wurde jedoch später in Abrede gestellt. Nach dem Kampf bei Aguacate zog sich Weyler mit 4000 Mann nach Guanabacoa, auf der anderen Seite der Bai von Habana, zurück; fünf Meilen davon wurde er von den Insurgenten unter dem General Rodri guez angegriffen, welcher die Absicht hatte, Gen. Weyler zum Kampfe zu zwingen, und ihn bis in die Berge zu verfolgen, wo er hoffte, eine Gelegenheit zu haben, ihn ent—- heder gefangen zu nehmen oder niederzu—- schießen. Weyler jedoch nahm den Kampf nicht an, sondern setzte seinen Marsch nach Guana—- bacoa fort. General Rodriguez folgte den spanischen Truppen bis in die Nähe der Stadt Nachdem die Insurgenten die Verfolgung aufgegeben hatten, eröffneten die spanischen Truppen ein heftiges Feuer auf dieselben, wodurch die Bewohner von Guanabacoa in Angst und Schrecken versetzt wurden. Mittlerweile herrschte in Havana über Weylers Unfähigkeit, dasVordringen der Re— bellen zu verhindern, die größte Aufregung, und Alle, die es möglich machen können, flüch ten sich aus den Vorstädten in die Stadt, weil sie jeden Augenblick einen Angriff er warten. : Hatte Glück. Deutscher Kaffeepflanzer aus San Salvador gestorben. Hatte in 1s Jahren s Millionen erworben. Tallac Late, Cal., 12. Aug. Gestern ist ein reicher Kaffeepflanzer aus San Salvador, Namens Philipp Korn, hier gestorben. Er war einer der bekanntesten Kaffeepflanzer in Mittelamerika; derselbe ging vor fünfzehn Jahren in das Geschäft, und erwarb Reichthümer, bis der jetzige Werth seines Eigenthums auf fünf Millionen Dol— lars abgeschätzt wird. Der Verstorbene war von Geburt ein Deutscher. Schiffsnachrichten. Heute Morgen gemeldet: New Yorxk: „H. H. Meier“ von Bre men. Plymouth: „Normannia“ von New York nach Hamburg. ; Hamburg: „Phoenicia“ von New York. London: „Massachusetts“ von New York. : Abendblatt. Raubt die Mutter. Sohn und Schwiegersohn. in Streit um den Besitz derselben. Ihre monatliche Pension die Veranlassung. Lebonon, Ind., 12. August. Die achtzigjährige Frau Eliza Walton ist gestern Nachmittag aus der drei Meilen öst lich von Lebonon gelegenen Wohnung ihres Schwiegersohnes, Milton Nayh, geraubt wor den. Der Räuber war, wie berichtet wird, ihr eigener Sohn, Thomas Walton, welcher in Abwesenheit des Schwagers Nayh in des—- sen Wohnung kam, seine alte Mutter in ein Buggh packte und mit ihr durch den Wald davonfuhr. Ungefähr eine Meile vom Hause begegnete er jedoch seinem Schwager Nay, der schleu— nigst das auf die Landstraße führende Thor schloß und Walton vier Stunden lang einge sperrt hielt, bis der herbeigerufene Marschall Witt den Menschenräuber in Haft nahm. Mutter Walton soll nun heute vor Gericht selbst entscheiden, ob sie bei ihrem Sohn oder bei dem Schwiegersohn wohnen will. Der Streit um den Besitz der alten Frau ist, wie es heißt, nur deshalb entbrannt, weil sie eine monatliche Pension von $24 bezieht, welche beide Parteien gern möchten verzehren helfen. : Sekretär Sherman. „Westminster Gazette“ über dessen eventuellen Austritt aus dem Cabinet. Eine Pille für den Bundes senat. London, 12. August. Die „Westminster Gazette“ veröffentlicht heute Nachmittag einen langen Leitartitel, in welchem sie die Ansicht ausspricht, daß wenn der Sekretär Sherman gezwungen werden sollte, aus dem Cabinet auszuscheiden, er dem „Senator Hanna in Ohio die Hölle heiß machen würde“. ; „Es wäre schrecklich, heißt es in dem Arti—- kel weiter, „wenn Hanna dafür, daß er Me—- Kinley zum Präsidenten gemacht hat, um seinen Lohn käme. „Einige harmlose Menschen mögen sagen, daß wenn Sherman für sein Amt zu alt ist, er auch für die Senatur zu alt sein muß, aber es. st· eine Thatsache, daß bis jetzt noch Niemand ermittelt hat, wie unfähig ein Mann sein muß, ehe er sich nicht mehr für den Senat eignet. Darin erfreut dieser sich des gleichen Vortheiles wie das Oberhaus.“ Fenuerschaden. Die Gebäude der „Enterprise Braß Company“ in Flammen. Verlust von sBSO, 000 angerichtet. St. Louis, 12. Aug. Heute Morgen um zwei Uhr brach im oher—- sten Stockwerk des siebenstöckigen Gebäudes Ne. 312 North Eighth Straße, in welchem ie die „Enterprise Braß Company“ befin det, Feuer aus. Es gelang der Feuerwehr jedoch, das Feuer auf die beiden obersten Stockwerke zu beschränken. Der durch die Flammen und Wasser angerichtete Schaden beläuft sich auf ungefähr $50,000. 2 1 v Haus eingestürzt. Fällt in einen daneben liegenden Keller. Ein Canarien vogel gerettet. Kalamagoo, Mich., 12 August. Der zweistöckige Backsteinblock der Frau Patience Haight ist gestern Morgen um 9 Uhr in einen danebenliegenden Keller ge— rutscht, wodurch das Gebäude und S. F. Persel's Eisenwaarenlager im Betrage von SBOOO beschädigt wurden. Eine Frau hatte bemerkt, wie die Mauern zu wanken anfin— gen und warnte die im zweiten Stockwerke wohnende Frau Coats, so daß sie noch im Stande war, sich in Sicherheit zu bringen. Ihr Canarienvogel, dessen Bauer an der südlichen Wand hing, welche nicht einstürzte, wurde unbeschädigt gerettet. eaorut gereiter Aus Wei-Hai-Wai. Nur eine kleine japanische Be— satzung dort. Die Forts zerstört ünd an Stelle derselben Ackerfelder. Sawmw Francisco 12. Au. Ein Correspondent der „North China Daily News“, welcher kürzlich Wei-Hai-Wai besucht hat, sagt, daß die japanischen Trup— pen allmählig zurückgezogen werden und sich jetzt nur noch eine kleine Garnison dort be—- findet. Die sämmtlichen Forts liegen in Trümmern und theure Krupp'sche Geschütze, von denen viele vermittelst Dynamit gzer—- sprengt, alle aber derart beschädigt sind, daß sie nicht mehr benutzt werden können, liegen allenthalben umher. Der fleißige Ackers-- mann aber hat dem Gangen einen veränder— ten Anstrich gegeben, indem er das früher von den Forts eingenommene Land, mit Hirse oder Süßkartoffeln bestellt hat. Chicago, Donnerstag, 12. August 1897. Kassendieb. Stiehlt als Zahlclerk einer Bank 4000. Ist der Sohn anständiger Eltern und ein Neffe des Generals John M. Palmer in Illinois. ; 77 New York, 12. Aug. Louis E. Rosse, der Zahlclerk der „Bed— ford Bant of Brooklyn“, ist gestern unter der Anklage des Großdiebstahls verhaftet wor den. Er wird vom Präsidenten der Bank, Eugene Blackford, beschuldigt, 4000 gestoh len zu haben. Von der „Detroit Savings Bank“ war ein von W. H. Palmer unter zeichneter et Wechsel zurückgelom—- men; Palmer ist der Schwager des Verhafte ten. Nach Empfang des Wechsels wurden Rosse's Bücher einer Untersuchung unterwor— fen, welche einen Fehlbetrag von ühber 86000 ergab. Rosse hat sein Vergehen eingestan den, und erklärt, daß seine Vorliebe für Wet— trennen ihn in das Unglück gestürzt hat. Er ist mit einer Nichte des Generals John M. Palmer in Illinois verheirathet. w— —— —— Prinz Henri. Mit dem Erfolg seiner abessinischen Reise äußerst zufrieden. Glaubt neue Märkte für europäische Pro dukte gefunden zu haben. Marseille, 12. Aua. Dem Prinzen Henri d'Orleans ist die Reise nach Abessinien, auf welcher er keine Strapazen auszusteh-n hatte, augenscheinlich gut bekommen und er ist mit dem Erfolg sei ner Mission zufrieden. Er wurde vom Kö— nig Menelick auf das freundlichste empfangen und ist erfreut, neue Märkte für europäische Produkte gefunden zu haben, welche durch dié Entwickelung Abessini n's in Aussicht ge stellt werden, und die, wie er hofft, in erster Linie Frankreich zu Gute kommen werden. Sein Begleiter, der Graf Leontiew, wel— cher beim Negus in hoher Gunst steht, ist von diesem zum Generalgouverneur der Aequa—- torial-Provinzen von Abessinien ernannt worden. Krummer Veteran. Befand sich unter falschem Namen im Invalidenhause. Fufällige Entdeckung des Schwindels. Los Angeles, 12. Aug. Der kürzlich aus Südamerika zurückge kehrte Veteran aus dem Bürgerkriege, Joha C.Swenningseen, welcher um alte Kameraden aus der Armee aufzusuchen, dem Invaliden—- heuse in Santa Monica einen Besuch ab stttete, entdeckte dort zu seinem Erstaunen, daß er selbst seit zwei bis drei Jahren als ein Insasse der Anstalt aufgeführt worden war. Das Resultat dieser Entdeckung besteht darin, daß sich Peter Michelsen, ein alter Gast des Invalidenhauses, jetzt in Haft de findet. v— —— —— Die sibirische Bahn. Von großem Nutzen für das Holz-- geschäft an der pacifischen Küste. Große Nachfrage nach Bauholz und Bahn— ; schwellen. San Francisco, 12. Aug. Der Bau der sibirischen Eisenbahn ist für den Holzhandel an dieser Küste von großem Nutzen gewesen. Der neue Frachtdampfer Glen Turret, von 3026 Tonnen Gehalt, wel cher sich jezt in Shanghai befindet, ist ge chartert worden, umßauholz und Eisenbahn—- schwellen vom Columbia nach Wladiwostok zu bringen. Am Metkong. Heftige Kämpfe zwischen Franzosen und Siamesen.— Mehrere siamesische Beamte gefangen ge— -1 nommen. ; Bangkok, 12. Aug. Es ist die Nachricht eingetroffen, daß in Muang Lacua, dem neutralen Gebiet auf dem westlichen Ufer des Mekong, zwischen Franzosen und Siamesen heftige Kämpfe stattgefunden haben. Die Franzosen nah mer mehrere siamesische Beamte gefangen. Nähere Nachrichten darüber fehlen noch. —— TÓÒ Bis morgen verschoben. Das Keichenbegängniß des Ministerpräfiden ten Canovas del Castillo bis zum Freitag verschoben. Madrid, 12. Aug. Es ist heute ein Erlaß veröffentlicht wor den, wonach das Leichenbegängniß des er mordeten Premiers bis zum Freitag verscho— ben wird Der Sultan bedroht. Wechsel des Regierungssystems. verlangt. Mit Gewaltthätigkeiten und Blutver— gießeu gedroht. Rundschreiben des Kriegs ministers an die türkischen Befehls haber. : ——— —— Konstantinopel, 12. Aug. An den Mauern sämmtlicher Ministerien hat man gedruckte Plakate gefunden, in denen eine Aenderung im Regierungssystem des tür tischen Reiches verlangt und andernfalls mit Gewaltthätigkeiten und mit Blutvergießen gedroht wird, wie das bei den aemenisden Greueln stattfand. Der Kriegsminister, Riza Pascha, hat an alle türkischen Befehlshaber ein Rundschrei ben gesandt, worin er dieselben anweist, ihre Offiziere genau zu beobachten. Dieser ist durch die zunehmende Unzufriedenheit, welche in der Türkei gegen die jetzige Regie rung zu Tage tritt, veranlaßt worden. Der Mörder Golli. Soll am Samstag var ein Kriegsge—- richt gestellt werden. Der Wittwe des ermordeten Premiers der Titel einer Herzogin mit der Würde eines Granden erster Klasse verliehen. Madrid, 12. August. Golli, alias Michelo Angiolillo, der Mör der des spanischen Ministerpräsidenten, wird am nächsten Samstag in Verzara vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Die Wittwe des ermordeten Premiers hat Einwand dagegen erhoben, daß seine Leiche auf dem Paradebett aufgebahrt liegt und dem Publikum ist deshalb der Zutritt zu dem Leichenzimmer in der Familienwohnung nicht länger gestattet. : Es ist die Absicht der Regierung, der Wittwe den Titel einer Herzogin mit der Würde eines Granden erster Klasse zu ver leihen, und ihr eine Pension von 80,000 Po setas zu zahlen. ——— Auf dem Marsch. Grubenarbeiter aus Springfield auf dem Marsche nach Decatur. Der Sheriff zu ihrem Empfange bereit. Decatur, 111., 12. Aug. Aus Springfield befinden sich 150 Gru— benarbeiter auf dem Marsche hierher, um die hiesigen Grubenarbeiter zum Streik zu bewe—- gen; der Sheriff geht ihnen entgegen, um sie am Betreten des Counties zu verhindern. Er hat hundert Hülfssheriffs vereidigt und über die Stadt ist der Belagerungszustand verhängt worden. : ———— —— 4 Erzbischof von Toledo. In seinem 86. Jahre gestorben. 2 War seit 1884 Cardinal. Madrid, 12. Aug. Der Erzbischof von Toledo, Mgr. Mon—- soillo Y. Viso, ist gestorben. Er wurde im Jahre 1811 in Spanien geboren und im Jahre 1884 mit der Cardinalswürde beklei det. ——- ——— —— ——— Feuerschaden. Großes Ellenwaaren-Geschäft zer stört. ; Verlust zwanzigtan send Dollars. Menominee, Mich., 12. Aug. Heute Morgen ist das große Ellenwaaren geschäft von Joseph Simonsky durch Feuer vollständig zerstört worden. Der Verlust re irägt 820,000, bei SIO,OOO Versicherung. Die Familie schlief im zweiten Stockwerk und entging nur mit knapper Noth dem Tode. ———————— —— . - Städtisches. Briefkasten. G. K. Aurora. Ein Agent, der den von Ihnen erwähnten Namen führt, ist uns nicht bekannt. Ebenso wenig steht sein Name im Adreßkalender. Schwindler entlarvt. Unter der Anklage des Erlangens von Geld unter falschen Vorspiegelungen wurde heute früh Charles E. Lewis von 1354 Harward Straße dem Richter Dooley vorgeführt und bis zum 13. August unter S3OO Bürgschaft gestellt. Chas. E. Lewis war Agent der „Co— lumbus Mutual Life Association“ und schwindelte bei dieser Gelegenheit dem Chas. E. Slecht, von 1289 W. 12. Str., unter der Angabe, ihn als- Arzt für die Gesell schaft anstellen zu wollen, 5 heraus. Als Slecht entdeckte, daß Lewis ihn beschwindelt, veranlaßte er dessen Verhaftung. Preis: 1 Cent. —5. Jahrgang. No. 190. Netter Grusgetuerener David Hurley, ein Mitglied der Juli- Grandjury, sorgt dafür, daß der Bandit Jos Curry nicht unter Anklage gestellt wird. Heute wollte er, um ihn wieder zu e die Geheimnisse der Grandjury-Ver— handlungen in veränderter Form als Entlastungs materxial vorbringen. Dem Richter Eberhardt wurde heute unter der Anklage des Raubanfalls und Mordver— suchs der zweite Partner JamesHenneberry's, der notorische Jos. Curry, ein naher Ver— wandter des bekannten Politikers der West— seite, Curry, vorgeführt und unter S2OOO Bürgschaft dem Criminalgericht überwiesen. James Henneberry, Steven Ryan und Curry hatten am 31. Mai an der Ecke der Canalport Avenue und Rubel-Straße den John Ma— rino von No. 6 Rubel-Str. angefallen, an geschossen und um seine Uhr beraubt. Dann war das Trio in dem Buggh, in dem es ange—- fahren kam, verfolgt von einer Menge Leute, wieder davongefahren. Der in der Canal— port Ave.-Station dienstthuende Polizist Ha germann sah die Drei im Buggy die 16. Straße entlang fahren und, Unheil witternd, rief er ihnen zu, stehen zu bleiben. Die Ant— wort darauf waren mehrere Schüsse, die 2 dem Buggh auf ihn abgefeuert wurden. Hagermann erwiderte dieselben und zer schmetterte Henneberry, wie sich aber erst durch Zufall am Abend herausstellte, a Unterkiefer. Henneberry wurde von seinen Cumpanen Ryan und Curry nach dem St. Lucas-Hospital geschafft und dort im sterben den Zustande aufgenommen. Ein des Hospitals identifizirte heute Cucrh einen der Zwei, welche Henneberry in's Ho— spital brachten. Henneberry starb nicht, wurde vielmehr nachdem er nahezu wieder genesen, von Rich— ter Eberhardt unter 45 Bürgschaft dem Cri— minalgericht überwiesen. Einige Tage dar auf folgte ihm Steve Ryan. Der Dritte, Curry, wurde zwar nicht bald verhaftet, aber als diese Angelegenheit die Grandjury be schäftigte, stand er als Mitangeklagter auf den der Grandjurh vorgelegten Curry hatte einen guten Freund unter den Großgeschworenen, Dan. Hurley, der z. Z. als Hülfs-Kesselinspektor für die Stadt ar— beitet, und dieser brachte es zu Wege, daß wohl Henneberry und Ryan, nicht aber Curery unter Anklage gestellt wurde. Einige Zeit darauf, als Curry einmal durch die Straßen der Wostseite spazierte, wurde er von Poli— zisten erkannt und da der Haftsbefehl gegen ihn noch immer in Kraft war, festgenommen. Nach mehrfachen Vreschiebungen wurde heute endlich der Fall vor Richter Eberhardt in Verhandlung genommen. Dem Richter nicht recht trauend, wollte Curry seinen Prozeß zu Richter Dooley verlegen lassen, kam aber, da die Zeugen bereits eingeschworen waren, damit zu spät und wurde abgewiesen. Unter den Entlastungszeugen befand sich auch Curry's Freund von der Grandjury, Hurleh. Bevor dieser aber noch vernommen wurde, vbrüstete er sich vor den Polizisten oamit, daß er das zeugeneidlich aussagen werde, tas die Polizisten s. Z. vor der Grandjury ausgesagt hatten und das würde derartigen Eindruck auf den Richter ausüben, daß er Curry sofort freisprechen werde. Dies wurde dem Richter hinterbracht, und dieser er— tläte sofort, daß er Hurleyh unter solchen Umständen nicht als Zeugen anerkennen wer de. „Bürger, die als Großgeschworene ge dient und um Freunden zu helfen, die Ge— heimnisse der Grandjury-Verhandlungen öf— fentlich preisgeben und mißbrauchen wollen, verdienten keinen Glauben,“ sagte er so laut, daß es Hurley hörte. Diese Bemerkung machte einen solchen Eindruck auf Hurley, daß er schleunigst verschwand und trotz eifri gen Suchens nicht aufgefunden werden konn—- te· Der Staatsanwalt und prästdirende Kriminal-Richter werden von den Practiken dieses sauberen Großgeschworenen benach—- richtigt werden. Curry dürfte dieses Mal nicht so leichten Kaufs davonkommen. KRäthselhaftes Verschwinden. Frau, Schwägerin und Kind des Wirthes Horrigan gehen mit Gepäck unbemerkt in der Nacht davon. Aus bisher unaufgeklärten Gründen und nicht weniger geheimnißvoll, sind in der Nacht die Frau, die Schwägerin, das Kind und ein großer Theil seiner Sachen, Koffer, Silber— zeug und andere Werthgegenstände des Sa—- loonwirthes John J. Harrigan, Ecte der 31. Straße und Wabash Avenue verschwunden. Als er gestern von seiner Frau Abschied nahm, um seinen Geschäften nachzugehen, hatte er keine Ahnung von einem bevorstehenden Aus— zuge der Seinigen. Sein Erstaunen war daher ungeheuer, als ihm bei seiner Heimkehr in den ersten Morgenstunden Niemand öff nete, und er, nachdem er die Thür gewaltsam bioen hatte, die Wohnung, welche direti über seinem Saloon liegt, verlassen fand. Es ist ihm unerklärlich, wie die Verschwundenen die Wohnung unbemerkt verlassen konnten. Die Polizei wurde benachrichtigt und stellte Nachforschungen an, konnte aber noch keine Spur entdecten. Viehmarkt. - Schweine 25,000, Schafe 12,000, Rinder 7000 Stück. Schweine lebhaft, 5 Cents höher; Schafe stetig und Rinder 10 Cents höher. Schwere Schweine 3.65—3.85, leichte 3.75 —3.95, schwere und leichte 3. 70—3.90, grobe Pötelwaare 3.45 —38.60, „Pigs“ 2.75 —3.95. Geheime Conferen;. Der Oberbaucommissär. Con—- traktschwindeleien auf der Spur. Es handelt sich um viele Tausend Dollars. Die Civildienstcommission ladet Zeugen vor. Außer den vom Etxpert-Buchhalter im Wasseramte entdecktten Betrügereien schrinen noch andere im Oberbauamte an's Tagescht tommen zu sollen. Die genauen Details da— rüber sind bis jetzt nicht in Erfahrung zu bringeen, da das größte Schweigen darüber bewahrt wird. Es war nur festzustellen, daß bei der Ver gebung von Contrakten, in einem nicht näher zu bezeichnenden Departement des Oberbau— amtes, Unregelmäßigteiten vorgekommen sein sollen, welche die Stadt um viele Tausend von Dollars schädigen. Oberbaucommissär MecGann hat diese Entdeckung nach Prüfung der Bücher ge—- macht. Da er nicht die Macht hat, Zeugen vorzuladen, so hat er die Untersuchung derc mit dieser Befugniß ausgestatteten Civil— dienstcommission übergeben, weil einigeClerts in die Sache verwickelt sein sollen. Heute Vormittag hatte die Commission eine mehrstündige Conferenz hinter verschlos senen Thüren, an der Oberbaucommissär MeGann, Hülfsoberbaucommissär Toolen, Stadt - Ingenieur Ericson, Polizeichef Kipley und zwei Privatleute betheiligt wa-- ren. Es wurden auch eine Menge von Plä— nen zu der Conferenz geholt. Als die Conferenz gegen 1 Uhr unterbro chen wurde, wollte Niemand der Theilneh— menden sich über den Gegenstand derselben äußern. Commissär Winston sagte nur, daß bis jetzt keine sicheren Beweise für Betrüge—- reien gefunden seien und es eine Ungerechtig keit gegen die Betheiligten sein würde, wenn schon vorher etwas über die Angelegenheit veröffentlicht würde. Wie später verlautete, soll es sich um den Diebstahl von Plänen für die neue Nord— west-Pump-Station und Auslieferung von Copien derselben andie Contraktoren han— deln, welche später die Contrakte für den Bau derselben erhielten. Der Thäter soll ein ent lassener Angestellter der früheren Admini— stration sein. Bei der Entlassung soll er die Schlüssel zu dem Ingenieurdepartement be—- halten und ihm so der Zutritt dazu offen ge standen haben. ; Auf diese Weise war es möglich, die Pläne zu entwerfen, Copien herzustellen und die Originale wieder an ihrem Platz zu legen. Stadtingenieur Ericson soll vor einigen Tagen hinter diese Schliche gekommen sein, und dann Oberbaucommissär MecGann so— fort Anzeige gemacht haben. ; Clifford ein VNordpolfahrer. Der Moörder und Selbstmörder nahm an der Greeley'schen Expedition theil. Charles W. Clofford, der gestern in seiner Wohnung, No. 302 Rush-Straße, seiner Gattin den Hals abschnitt und dann seinem eigenen Leben durch einen Schuß in den Kopf ein Ende machte, war einer der Theilnehmer an der berühmten Greeley'schen Nordpol- Expedition. Er war von Anfang bis zu Ende ein stetiger Begleiter Greeley's auf allen dessen gefahrvollen Ausflügen und half den unglücklichen Henrh Hinrichsen hinrich ten, als man entdeckte, daß dieser den Pro viant eines seiner Kameraden sich angeeignet hatte. ; Dr. J. Henry Whiting, der im Masonic Temple eine Office hat, theilte heute mit, daß er Clifford acht Jahre gekannt hatte. „Clifford“, sagte er weiter, „ging als Tisch— ler und Schreiner mit der Expedition. Das war sein Beruf und er wurde darin als äu— ßerst tüchtig betrachtet. Außerdem war er herrlich gebaut und kerngesund, weshalb er besonders geeignet schien, die Fahrt mitzu—- machen. Er kam von Rochester, N. Y. Vor zehn Tagen theilte er mir mit, daß er schwere Sorgen habe und einmal sagte er sogar in der Gegenwart seiner Frau, daß sie einst mi einem Anderen fortgelaufen wäre.“ Polizist Gustave A. Penner, von der Ost Chicago Avenue - Polizeistation, der angeb lich die Ursache des Doppelverbrechens sein soll, ist von Chief Kipley bis auf Weiteres vom Dienst suspendirt worden. Er verwei gerie jede Austunft, indem er erklärte, alles was er über die Sache wisse oder zu sagen habe, in einem Bericht an den Polizeichef auseinandersetzen zu wollen. Ernennungen Auf Requisition des Gasinspektors Mau rice O'Connor würden heute von der Civil—- dienstcommission 9 Gaslampeninspektoren, die ein monatliches Gehalt von sllß be— ziehen, in Dienst gestellt. Ihre Namen sind: James R. Egan, Fred F. Hamlin, Geo. H. Dunkel, Simon W. Stafford, Clifton P. Buck, Otto Kleinan, Edward Stack, John T. Boyle, John M. Walsh. Pferdediebe. Tonie Zan und Elias Fred Lee wurden heute früh dem Richter Foster unter der An klage vorgeführt, während der letzten Wochen zehn Pferdediebstähle begangen zu haben. Lee's Schwager, der bei diesen Diebereien insofern betheiligt war, daß er die gestohlenen Pferde an den Mann brachte, wird noch ge sucht. Der Richter stellte die beiden Ange klagten bis zum 17. d. M. unter je 1500 Bürgschaft. ;