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Sonntags-Beilage des Korrespondenten. 39. Jahrgang. Tommer-Jdlitte. (Aus dem »Puck.") los Alles. Sieh', am Morgen noch brüstet sich stolz in i>er TtSrke der Kragen Hingeschmolzen liegt er vom Femrkusse des Phöbos, steigt. Nachdem schattigen Wald eilt Alles; nur Einer muß Ichast, Rohre, Hitze, Fühlen. Nicht der Weisen im xapitvl Capriolen und lustigen Alles lSjzt heute ihn kalt, so spottet er kühn Iwan Turgenjew. Als Iwan Turgenjew neulich zu kurzem Aufenthalte nach Petersburg kam, wur den ihm die lebhaftesten Huldigungen dar gebracht. Man veranstaltete zu seiner Ehre Bankette und toastete ihn über schwenglich an, führte ihn durch die Schu len und überreichte ihm Kränze, wobei nicht, unterlassen wurde, den Gefeierten als einen Stern, eine Leuchte Rußland's «ach Gebühr zu preisen. Das wäre dem Biographen des Nihilis mus schier übel bekommen. In den osfi rellcn Petersburger Kreisen war man ver stimmt über diese Demonstrationen und dachte daran, den unwillkommenen Gast auf gewohnte Manier, nämlich mittelst eines Verbannungsdekretes, seinen unvor sichtigen Verehrern zu entrücken. Die bessere Einsicht behielt schließlich die Ober hand, und das Verbannungsdekret unter blieb, da Iwan Sergejewilich ohnehin drn Slaub der Heimath von den Füßen schüt telte; allein es ist bezeichnend sür den Geist, der an der Newa das Szepter führt, daß überhaupt auch nur für einen Augenblick der Bedanke entstehen konnte, der einzigen großen Dichterpersönlichkeit, welche Rußland gegenwärtig besitzt, das Maal der Vaterlandslosigkeit aus die Stirne zu drücken. Man fürchtete sich vor Turgenjew's Po pularität, wie man sich einst vor der Po pularität Puschkin's und Gogol's gesürch tet hatte. Und Turgenjew ist bereits einmal ver bannt gewesen. Warum? Weil er in einem öffentlichen Blatte Nikolaus Gogol einen großen Mann genannt hatte. Da mals wagte es eine bochgestellte Dame in Petersburg, die Strafe, welche überJwan Sergejewitsch verhängt worden war, iür eine Harle zu erklären. „Er hat aber Gogol einen großen Mann genannt," warf man ihr ein. „Das ist nicht mög lich." Es ist aber so." „Dann frei lich," lispelte der schöne Mund, „dann habe ich Nichts weiter zu sagen. r<z gretts, oowxrenäs «zu'on ait äu Lsvir." Es darf in Rußland keinen großen Mann geben außer dem Ezar. Und nun kam Turgenjew selbst als gro ßer Mann in die Heimalh, von Tausen den mit Ehrfurcht begrüßt, von der Schul jugend angestaunt, von den verhaßten Studenten umjubelt, und im Winterpa laste brüt te ein verdrossener Mann, dem es mißfiel, daß ein Dichter dem russischen Volke preiswürdig>r erschien, als er selbst, auf Rache. ' - Zuerst erging dasZeichen dieser Verdro ssenheit auf einem Umwege an den unlieb samen Gast. Eine Zeitung fragte, wo durch Iwan Turgenjew so große Ehre verdiene, da er doch jeglicher vaterländi- scher Gesinnung ermangele und, unbeküm mert um sein Volk, im Auslande gelebt habe, als unter schweren Geburtswehen die Aera der Reformen sich vollzog. Aber Das, was eine Zeitung sagt, ist stets wie der Anfang eines Dialogs. Andere Zei tungen griffen die Frage auf und antwor teten, der Dichter habe durch seine Schris lcn der Aera der Reformen vorgearbeitet und mit Scharsblick den Weg gezeigt, vor der Ezar ihn betrat. So stand plötzlich Iwan Sergejewitsch neben Alexander Nikolajewitsch, der Dich ter neben dem Kaiser, und Das darf in Rußland nicht geschehen, wo es nur Emen hohen Platz gibt für den Ezaren u. außer dem lauter tiefe, niedrige Plätze für die achtzig Millionen, welche sonst noch von russischen Müttern geboren wurden. Jetzt erklärt Turgenjew m sranzösischen Blättern, er sei nicht verbannt worden. Und es ist die volle Wahrhnl, die er sagt. Aber er fügt hinzu, es werde ihm ein sol ches Schicksal hoffentlich nie widerfahren, und daraus darf man schließen, daß er nie mehr in die Heimath zurückzukehren ge denke, wo sür große Männer noch immer kein Raum ist neben dem Czar. „Gott gebe Dir Gesundheit und Generalsrang!" heißt es im russischen Sprüchwort. Aber ein rujsilches Sprüchwort, welches fagt: „Gott gebe Dir Gesundheit und Dichter ruhm," existirt nicht, weil Dichterthum nicht ebenso, wie Generalsrang zu verlei hen, in die Hand des Ezaren gelegt ist. Die Sünde Turgenjew's ist eine dop pelte. Er besitzt Etwas, das er nicht vom Ezar hat, nämlich seinen Dichterruhm, und er hat sich diesen erworben durch Etwas, das dem Ezar mißfällt, nämlich durch seine epochemachende Entdeckung des Nihilis mus. Nun möchten ihm die Fanatiker des Absolutismus alle Missethäter an den Rockschoß besten, welche die häßliche Nah rung in Rußland seit zehn Jahren an die Oberfläche geworfen hat; sie denken an ihn, wenn sie die Namen Tschernischewsk, und Netichajew, Wjera Sassulilisch und Solowieff aussprechen. Aber er ist an der Krankheit, von welcher Rußland ge schüttelt wird, nicht schuldiger, als der Arzl, der das Uebel seines Patienten rich tig erkeant. Heute, da auf zehntausend Lippen die Frage schwebt, worin das Wesen des Ni hilismus bestehe, ist es vielleicht an der Zeit, dasjenige Buch Turgenjew's wieder auszuschlagen, in welchem zum erstenmale mit plastischer Deutlichkeit die nihilistische Doktrin erörtert wurde. Die Dialoge zwischen Paul Kirsanow, dem „Romanti ker," und Bazarow, dem Studenten der Medizin, in der Erzählung „Väter und Söhne" enthalten gleichsam den Katechis mus der Nihilisten, und sie zeigen in der Perspektive die unheilvolle Entartung, welche in diesen Tagen an dem Nihilis mus zu Tage getreten ist. „Sie sollten wissen," ruft Eugen Was siliewilsch Bazarow einmal im Zwiege spräche aus, daß ein Kreuzerlicht genügte, um die ganze Stadt Moskau in Brand zu stecken." Da ist die ganze fürchterliche Eonsequenz des Nihilismus, in wenigen Worten ent hüllt, vorausgeahnt; die. Brandfackel bil det die ultima, ratio. Und der Roman „Läter und Söhne" erschien im Jahre 1869. Aber wenn die Sehergabe dem Dichter eigen ist, so besitzt Iwan Turgenjew noch Etwas mehr, nämlich die Erkenntniß. Er ist der Biograph des Nihilismus, und bisweilen beeinträchtigt sogar der Bio graph den Dichter. Sein jüngstes Werk: „Neuland," ist nur eine soziale Studie, obwohl es den Anspruch erhebt, ein Ge dicht zu sein. Die erschreckende Wirklich keit ist zu kahl and vulgär, zu übermäch tig und exuberant geworden, als daß der Poet sie noch innerhalb der idealen Sphäre festzuhalten vermöchte. Sie wirv ihm un ter der Hand zur nüchternen, poesielosen Photographie. In der Erzählung „Väter und Söhne" ist der Nihilismus noch bloße Theorie. Der junge Mediziner und der alle Edel mann streiten über dieselbe, und Beide gehen daran zu Grunde; der Eine, weil er Nichts, als zerstören, der Andere, weil er Nichts, als conserviren mag. Nikolas Kirsanow, dessen Sohn Arkad und Paul Kirsanow, der Repräsentant der „Romantik," sitzen beisammen und unter halten sich über Bazarow, den Typus eines Nihilisten. „Ja, er ist ein Nihilist," sagt Arkad. «Ein Nihilist," wiederholtNikolas, „das Wort muß aus dem Lateinischen nitül, Nichtl, kommen, soweit ich es beurtheilen kann, und bedeutet mithin einen Menschen, der Nichts anerkennen will." „Oder vielmehr, der Nichts respektirt," wirst Paul dazwischen. „Ein Mensch, der alle vom Ge sichtspunkte der Kritik aus ansieht," meint Arkad. „KommtDas nicht aus dasselbe hinaus?" fragt Paul. durchaus nicht; ein Nihilist ist ein Mensch, der sich vor keiner Autorität Samstag, den 14. Jnni 1879. beugt, der ohne vorherige Prüfung kein Prinzip annimmt und wenn es auch noch so sehr im Ansehen steht." Das ist das Präludium. Schärsec pral len die Gegensätze auseinander, da Baza row selbst austritt. „Dein Vater ist ein guter Kerl," sagte Bazarow zu Arkad, „allein er ist reis sür die Rumpelkammer; er hat abgedankt; sein Lied ist zu Ende Dieser Tage beobachtete ich, was er wohl treibe: er las Puschkin. Mache ihm begreiflich, ich lxlte Dich, daß Dies abgeschmackt ist. Er ist kein Jüngling mehr und sollte all' den Plunder in's Feuer weisen. Wer inle ressirt sich in unseren Tagen noch sür Ro mantik und Poesie? Gib ihm irgend ein gutes Buch zu lesen." „Was könnte man ihm denn geben?" fragt Arkad. „„Man könnte z. B. mit „Kraft und Stoff," von Büchner, beginnen."" Entscheidend aber wiro die Eontroverse zwischen Bazarow und Paul, zwischen dem neuen und alten System. Aristokratie, Liberalismus, Prinzipien, Fortschritt," spottet Bazarow, „wie viele unserer Sprache sremde Wörter und wie überflüssig! Ein ächter Russe nimmt sie nicht geschenkt." „Was braucht er denn Ihrer Ansicht nach? Die Logik der Geschichte for dert " „Wozu bedürfen wic dieser Logik? Wir können sie entbehren. Man braucht auch keine Logik, um einen Bissen Brot zum Munde zu fahren, wenn man Hunger hat." „Wodurch aber lassen Sie sich im Leben leiten, wenn nicht durch Regeln und Prin zipien ?" „Durch das Nützliche. Heutzutage er scheint es uns nützlich, zu veraeinen; deß wegen verneinen wir." „Alles?" „Ja, Alles." „Auch die Kunst, die Poesie?" „Alles." „Ihr reißt ein, aber man muß auch wiever ausbauen." „Das geht uns Nichts an; vor allen Dinger muß der Platz abgeräumt wer den." Und in diesem Tone geht es weiter, bis Bazarow, des Streites überdrüssig, sich er hebt und Hochsahrend das Gespräch mit den Worten abbricht: „Komm' Arkad, wir wollen uns damit beschästigen, Frösche zu seziren." Der Dichter ist nicht ungerecht. Er nimmt nicht durchaus gegen den Nihili sten Partei, denn er äußert durch den Mund desselben sehr begründete Beschwer den. Wenn Bazarow die „Leuteschinder von Beamten" anklagt, den Mangel an Straßen, die geringe Entwickelung von Handel und Wandet, die schlimme Justiz hervorhebt; wenn er ferner voraussagt, daß die Aushebung der Leibeigenschast am Ende nicht einmal Gutes stiften werde, weil der russische Bauer im Stande sei, sich selbst zu bestehlen, um in die Schänke zu rennen und vergiftete Getränke zu sau fen, kann man ihn einen Augenblick für ei nen Patrioten halten. Aber dann drängen sich ihm wieder wüste Drohungen und ab geschmackte Blasphemie'» aus die Lippen, und der Dichter schließt ihm plötzlich, bei nahe geheimnißvoll den Mund, weil es ihn selbst bei dem Gedanken an die fürch terlichen Möglichkeiten durchschauen, wel che diese gottverlassene Vernichtungs- Theorie sür Staat und Gesellschaft im Ge folge haben kann. Es ist eben noch Anno 1869 und der Nihilismus vorerst blos ein latentes Ge schwür. Aber acht Jahre später liegt Krank heit offen zu Tage, und nun bringt Tur genjew die Studie „Neuland," in welcher kein Schleier mehr die erschreckende Wirk lichkeit verhüllt. Da nistet das Verbre chen in den S-elen der Jugend, die Wei ber haben in dem abstoßenden Fratzen spiele ihre Rollen übernommen, die (Kon spiration schleicht durch die Gassen und der Mor'v bildet den terroristischen Kitt, der die Verschwörer zusammenhält. Der Dich ter ist zum Unheilsverkündtger geworden, und wiederum klagt er nicht etwa blos den Nihilismus an, sondern er rechnet auch dem Staate seine Sünden vor und schleu dert dem eigenen Volke jene entsetzlich bit lere Wahrheit in's Gesicht, daß es das verlogenste >ei unter allen Völkern der Erde. Nie ist eine Prophezeiung genauer in Erfüllung geganzen. Als Turgenjew's „Neuland" erschien, war der Nihilismus noch nicht bis zu der unerhörten Dreistig keit avancirt. welche er seitdem offenbarte. Die Fäden liefen noch im Verborgenen, welche jetzt das ganze ungeheure Ezaren reich wie mit Polypenarmen umspannen. Der Dichter aber hatte sie erschaut, ob wohl er in der Fremde lebte. In „Väter und Söhne" war-das Theo retische vorwiegend, und es konnte noch besserungsfähige Nihilisten geben, wie den jungen Arkad Kirsanow. Man suchte und debattirte die Fyrmeln und verbarg die Scham über den Verzicht auf alle idealen Regungen hinter einem knabenbasten Trotze. „Ich meinestheils," sagte Ba>a row, „gebe nicht einen Groschen für Eu ren Rafael Sanzio, und ich denke, die An deren sind nicht mehr werth, als er." In „Neuland" hingegen war das Theoretische bereits überwunden, und man ging unter das Volk, um es in die nihilistische Be wegunghereinzuziehen. Neschdanow, der Held in „Neuland," kommt zu den Bau ern; er spricht wohl sünf Minuten lang, zuweilen plötzlich aufschreiend und heftig die Arme lnwegend. Die Worte: „Für die Freiheit! vorwärts! fetzen wir unser Leben ein!" dringen unter vielen ande ren, weniger verständlichen Worte aus seinem kreischenden Munde. Die Bauern starren ihn an und scheinen ihm mit gro ßer Aufmerksamkeit zu lauschen; aber kei ner von ihnen begreift ihn, denn als er endlich, nachdem er ihnen noch zum letzten Male das Wort „Freiheit" zugerufen, da vonstürzt, sagt einer von den Bauern, ge rade der klügste, indem er melancholftch den Kopf schüttelt: „Was für ein strenger Herr!" und ein anderer bemerkt: „Es ist wohl irgend Jemand von der Obrig keit." Die Physiognomie des Nihilismus hat sich von 1869 bis 1877 arg verändert; Bazarow ist gegen Neschdanow ein Jseal von ernsthafter Strebsamkeit. Nur in einem Punkte besteht eine Ähnlichkeit. Bazarow stirbt mit den Worten: „Ich bin unter'S Rad gefallen," und Neschdanow schreibt kurz vor seinem Tode: „Ja, es schläft unser Volk; mir dünkt jeeoch. wenn es je zu erwlcken lst, so wird es Das nicht sein, was wir denken " So ist bei Turgenjew das Ende desNi hilismus stets die Verzweiflung. Und zwar nicht blos die Verzweiflung der Agi tatoren an sich selbst und ihr.r Mission, sondern auch der Zweisei des Dichters an der Zukunft des russischen Volkes. Leise klingt aus jeder seiner Dichtungen die Klage, daß man sein Volk zu lange im Banne der Dummheit und des Lasters festgehalten, als daß es se noch den Völ kern des Westens des geliebten Westens gleichzukommen vermöchte. Turgen jew ist das Gewissen Rußland's. Die Propheten aber sind nicht gern ge sehen, wenn sie Unheil verkünden. Des halb grollte man im Winlerpalaste, als Iwan Sergejewitsch in Petersburg von seinen dankbaren Landsleuten gefeieri wurde. Man tr ieb ihn nicht von dannen, weil man es nicht wagte, das russische Volk in einem seiner weisesten Söhne zu beleidigen; aber man gab ihm zu ver stehen, daß feines Bleibens in Rußland nicht sei. Und er ging freiwillig, denn er ist stolz, dieser Iwan Sergejewitsch, beinahe so stolz, wie Alexander Nikolajewitsch, der weiße Czar. Sie waren Alle stolz, die großen russischen Dichter, aber mancher von ihnen beugte schließlich den Nacken. Puschkin that es und Nikolaus Gogol auch. Sie sanden auch allesammt im Laterlande ein tragisches Ense. Puschkin und Ler montow fielen im Zweikampfe; Gogol starb im Wahnsinne und verhungert. Re den dem E;ar besteht kein Dichter. Turgenjew ward von günstigeren Göt tern früh i» das Ausland entführt. Dort wirkt und schafft er seit dreißig Jahren, und der Ruhm ist ihm Unterthan; er selbst aber blieb, obwohl ein treuer Sohn seines Volkes, ein freier Manr. Man sagt, das Elend seiner Nation nage an feiner Seele und habe ihn vorzeitig zum Greise gemacht. Ach ja, es mag nicht eben zum Glücke gehören, heutzutage em Russe zu sein. (?. Wenige Sünder. Es war auf der „Blanche Porter." Vorne Jeuerflammen, die in wilder Wuth das Boot verzehrten, hinten die tobenden Gewässer des Golfes. Kein Wunder, wenn selbst dem Kühnsten das Herz in die Beinkleider sank. Eine Gruppe am Hintertheile des Schiffes fiel dem Beobachter besonders in's Auge. Es waren vier Männer, Bürger und Kirchenvorsteher. Ein Händ ler in Gefrorenem, ein Baumeister, ein Wholesäliger Liguorhändler und einHänd ler in Hühnern und anderen Singvögeln. Drohender wurde die Gesahr immer näher kamen die Flammen heran, toben der wurden die Gewässer der Unter gang war unvermeidlich. Da begann der grauköpfige Hä.rdler in Gesrcrenem, aus tiesster Angst: „lenos sen, Kirchenbrüder! Wenn Dat so sort jeht, sind wir in fünf Minuten futsch! Machen wir unsere Rechnung mit dem Himmel ab, nur Jott crlleene Hel sen!" Der Hühnerhändler, ein braver yestrei cher, schlug an seine Brust und sagte: „Da schauen's halt her, wenn mir nur gleich a Gebet einfiele, vielleicht Hilst Das!" Nr. l-t2 „Ach Herr Jäfes, mei guhdeZ Tier chen. sagte der Mann der gemischten Li quöre, mit das Gebet is es Sie nu ichon reene gar Nichts nich. Wir wollen een Gelibde ablegen. Das hat Sie meinen Vater seliger auch schon eenmal von's Er trinken gerettei, wie wir bei uns zu Hause in Leipzig „die große Seeüberschwemmang an die Pleiße" hatten. „Da häst D« Recht mien söte Junge" sagte der Baumeister, „aber wat vor een Gelübde schall we den dohn?" „Kinders, ick weeß Eens," sagte der alte Händler in Gesrorenes, „seht, die Kirchs schuldet Jedem von uas eine sanz sehörige Anzahl von Jroschens, wie wäre et nu, wenn w!r hier feierlichst jeloden, die Kirche diese Schulden zu erlassen, krie gen duhn wir doch nich viel, vocauzjesetzt natürlich, det uns der liebe Jott aus Dankbarkeit aus diese Jesahr heraus bringt." „Na, hören Se, mein Gutester, des is nu aber eene scheene Idee," sagte der Li quormann, und der Hühnerhänoler. sowie auch der Baumeister, stimmten derselben sreudig bei. i DasGelübde wurde abgelegt, die Sonne trat einen Augenblick aus den Wotken her vor, Eapt. Öttendorser gelang es. den Dampser näher an's User zu bringen und alle vier reuigen Sünder wurden gerettet- Ob sie ihr in Feuer- und Wassergefahr abgelegtes Gelübde halten werden, wird ' die Zukunft lehren; es gibt aber hier zu Lande ciien bekannten Spruch: "XVKllii lkö cksvil vas siolc, ckevil s»int >voul«l lie. Wtivii ttw ilvvil vns vell, (~N. O. D. Z.") Verstellung oder Decepschen. Mister Drucker. Verstellung is en arig groß Uebel un doch werd es all- Dag mehr gelriebe. Som Leur' losfs an, als wann sie net wüßte, was Verstellung is, for seil 10ß mich mol ellicke Beispiel: dc ansühre. Es is Verstellung, wann en Mädü an loßt, als wann sie en Buh gleicht, un dernoh der Daums an die Naas setzt un Klaoier mit die Finger spielt, so geschwind, wie seller very Bub der Rick' dreht. Vierbehnige Esel könne sich net ver stelle, aber Verstellung is es, wann en zwehbehniger Esel probirt, en Gentlemen zu äkte. Verstellung is es, wann en Frah iyren Mann boßt un die Backe strehchelr, wann er mit sei'm Dinner im Kessel an die Ar beit geht, un dernoh en annerer Mrnnzu ihr „us Besuch" kommt. Wüste Verstellung is es, wann ei Mä del segt, sie dät ihr Lebtag net he.ern. Verstellung is es, wann epper die Leut' glaube matt, er hätt' Geld im Sack, un ivann's doch niks iS, wie en Bändel ro stige Schlüssel, die er im Jack als rop peln möcht. En Verstellung über alle Maßen is es, wann en Willman segt, er dät keh Witt srah gleiche mit Hausroth, Kl(M) Geld un keh Kinner geh' mir weg. so'nWitt mann sott mer uf die Fenzriegel hocke for sei Verstellung. Es ist Verstellung, wann die Manns leut sage, die Weibsleut drefse zu gränd sell rs just, wo sie o'rus gucke, je grän der desto besser gleichen sie's. Es is Verstellung, wann die Leut epper einlade zum Esse un nochverhano davon schwätze, wie viel er gesse Hot. Es is Verstellung, wann epper Tenpe renz predigt un hinnig der Thüre a'.s sein Bitlers drinkt. Es is V.rstellung, wann die Mäd zu viel Wadding juhse. Es is Verstellung, wann Bube großar tig Fünscenlecs schmohke un die sehm Zeit ihr Waschfrau noch net bezahlt hen. Es iZ en überause Verstellung, wann en Drucker segt, er glaubt Alles, rras er druckt. Es is Verstellung, wann epper segt, er hätt Frosch' gesehen mit Schwänz un bloschr net emol, wann er so segt. Sell duht's sor heut an ainermol von eppes sunst. Sämmy. (Penns. W:chslbltt.) Verdienter Lorbeer. „Herr Standesbeamte, wie ist es aber nanu mit dem Myrthenkranze?" Standesbeamter: geht Das mich an. Meinetwegen kann sich Ihre Braut einen Lorbeerkranz aussetzen." „Det stimmt! Es hat ooch eene furcht bare Attacke gegeben, ehe sie mir rumze kriegt hat. ihr zu hsirathen. Leider hat sie die Schlacht gewonnen." „Aber, Auguste, Du hast schon wie der Etwas zerbrochen! Du bist ein unge schicktes Mädchen; ungeschickt wie alle Dorsmävchen! Noch dazu die schöne Vase! Unbegreiflich dumm! Sage um alle Welt, wie hast Du Das gemacht?" „So!" sagte die biedere Auguste wei nerlich, und bumms! lag die andere Vase neben der ersten.