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Ter Teutsche Korrespondent. Baltimore, de« 14. Juni 1579. Die Königstochter vom Aap der Palmen. An einem jener abenteuerlichen Tage meines Seelebens, bewegter Tage, an welche ich noch ojt mit Wehmulh zurück denke, kam icb unweit vom Kap der Pal men zu einem Paar hölzerner Hütten, welcke aus dem heißen Sande jener unbe kannten Gegenden flüchtig von Europäern aufgeführt waren. Bei diesen gebrechli chen Gebäuden lag eine lange, ganz schwarze Brigg still vor Anker, wclche bei Annäherung meines Schisfts ihre Flagge nicht ausgezogen häkle.... es war ei» Sklavenschiff. Sobald ich an's Land gestiegen war, sah ich aus einer jener Breilerhüleen einen jungen Mann herauskommen, nachläisig und äußerst leicht gekleidet, wie die See leute, welche die Küsten von Ajiika im Geheimen besuchen, gewöhnlich gehen. Er flog aus mich zu, umarmte mich und rief ganz verwundert aus: „Ist's mög lich? Du bist's! Aber was zum Teuftl suchstDuin diesem verdammtenLanve?" — Es war einer meinerVerwandten, einGroß händier von der Küste von Guinea und, mit Ausnahme dieser seiner Beschäftigung, der beste Mensch u> ter der Sonne. Ich gab meinem zärtlichen Netler zur Antwort, der Zweck meiner Reise sei, Goldslaub und Eisendem vom Kap der Palmen zu holen und es gegen meine La dung einzutauschen. Er, ohne viel Be denken, vertraute mir an, daß Tergleicken nichl seine Sache wäre, und daß hundert Köpfe gute, srische Neger ihm mehr ein trügen, als Elsenbein uns Golr>, welche sich die Fürsten der Wildnisse zu theuer bezahlen ließen. „Und wie gehl der Handel hier?" sragle ich dagegen.— „Ganz erträglich," sagte er, „wenn man, wie ich. das Handwerk ver steh!. Ich habe kürzlich mit der ältesten Tochter des Fürsten Lagor eine Spekula tioneheirath geschlossen, um meine Aus fuhr aus's Doppelte zu bringen. Wärst Du nur drei Tage srüher hier angekom men! Du hättest Zeuge sein können bei meiner Vermählung mit der Prinzes sin Zaza, der glänzendsten Schönheit der königlichen Familie." „Was! Du hast die Verwegenheit gehabt, eine Prinzessin zu Heirathen, Unglücklicher, der Du schön aus Martinique vcrheiralhet bist?" Pah! Daran denkst Du? Ich bin hier nur nach der Sitte des Landes verheirathet! Mein Schiff-meister und der Groß-Masuk des Landes haben uns am Fuße der Schissswinde, die zu dem Zwecke in «inen Allar verwandelt war, verbunden; meine beiden kleinen Schiffsjungen haben die Chorknaben gemacht." „Vortrejflich! Aber wie dann, wenn es Deiner hiesigen Frau einfällt, Dich nach den Antillen zu begleiten?" „Wie dann?" Alberne Frage! Da verkaus' ich sie. Sie ist eine Pri! zeisin von unversälschtem königlichen Blule, vom Kopse bis zum Fuße pracht voll tätowirt. Ich würde sie unter tau send guten runden Kusbisflafchen nicht verkaufen. Doch verschwenden wir die Zeit nicht mit unnützen Reden; in acht Tagen geh' ich mit der Ladung, die mir die Großmuth seiner Majestät, meines Schwiegervaters, überlassen hat, in See und ich muß Dich doch meiner neuen kö niglichen Familie vorstellen." Ein dicker, garstiger Neger, eine Flachs- Perrücke auf dem Kopse und bei emer Gluthhitze von neunzig Graden in einen mil Pelz gefütterten polnischen Rock ein gehüllt, verschlang gierig einen Naps voll Mankok, schweißtriefend hingestreckt unter einem breiten Palmbaume, um welchen füns bis sechs junge Negerinnen herum standen. Mein erlauchter Vetter führte mich zu der Gruppe der Schwarzen hin und sagte mil der ernsthasiesten Miene, die ihm zu Gebote stand: „Vetter! Hier ist Seine königliche Majestät, der Fürst Lagor, und hier stelle ic 6 Dir die Prinzessin Zaza, meine geliebte Gattin, vor. Nun, Zaza, umarme den Herrn, er ist mein Vetter. Liebenswürdig und keine Ziererei!" Ich umarmte, so gut es ging, die junge Prinzessin, welche sür eine Negerin vom Kap der Palmen mir von der Natur jenes Landes gar nicht übel ausgestattet zu sein schien. Der König Lagor, dessen ganze Sprach kunle darin bestand, einige englische Worte unbaimherzig zu radebrechen, beehrte mich mit einem kurzenGruße nach seiner Weise; ich that natürlich, als suhlte ich mich sehr geschmeichelt und bot ihm, um seine freundliche Ausnahme zu erwidern, eine Korbflasche mit Tafia an, welche er anzu nehmen und sogleich in meiner Gegen wart bis aus die Hälste zu leeren geruhte; von diesem Momente an war ich am Hose des Admetos vom Kap der Palmen gut akkredidirt. Acht Tage nach meiner Einführung in die königliche Familie suhr mein theurer Vetter mit seinem Transporte und auch mil seiner Frau, welche ihren Gemahl, ungeachtet seines sehr sichtlichen Wider strevens gegen eine so zärtliche eheliche Treue, durchaus begleiten wollte, nach Martinique. Ich werde nie vergessen, was mein abscheulicher Vetter mir im Au genblicke der Abfahrt vertraute. „Wenn ich Zaza nicht gut in Saint Pierre verkamen kann," sagte er zu mir, „!o soll mein Schwiegervater gehörig be zahle», wenn er sein Küchelchen aus mei nen Klauen wieder haben will." Die beiden Gatten stiegen an Bord ih rer Brigg, mit Segnungen und Geschen ken ihres zärtlichen und würdigen könig lichen Vaters überschüttet. Sieben oder acht Monate nach diesem Ereignftie, wel ches mir sast schon gänzlich enlsallen war, ergötzte ich mich eines Sonntags-Abends an den Sprüngen der schwarzen Sklaven von Saint Pierre in Martinique, bei'm Fackelglanze, der ihren wilden Tänzen leuchtet, als ich unter den schwarzen Ko ryphäen dieser Nachtszene der Prinzessin Zaza leibhastige Gestalt m erkennen glaub te. Der Schrei, welchen sie ausstieß, so wie sie mich erblickte, zeigte mir genugsam an. daß ich mich nicht getäuscht und das Schicksal mich in der That dazu bestimmt hatte, meine erhabene Eousine wiederzu finden. Hätte sie mich in ihres Vaters Reich gesehen, so würde sie Anstand ge nommen haben, geradezu in meine Arme zu stiegen; aber in Martinique wars sie sich mir zu Füßen und drückte die ganze Freude aus, welche sie bei meiner uner warteten Begegnung empsand. Ja der Sprache, welche sie nun zu ler nen ansangen mußte, sragte ich sie, ob sie es auch wirllich wäre und was sie hier mache. „Ick diene bei der Frau meines Man nes, Eures Herrn Vetters," erwiderte sie mir in schlechtem Kreolisch. Wirklich war es die Frau meines Vetters und ih res treulosen Gatten, bei der die arme Zaza aus Saint Pierre als Sklavin zu rückgeblieben war. Ich drang in sie, mir zu sagen, welchen Beweggrund sie gehabt habe, nicht in ihr Vaterland zurückzukehren; sie erwiderte mir naiv, sie habe ihren Mann schon ver heiralhet gefunden und es sei natürlich, daß die Frau, welche er zuerst geheirathet habe, so lange sie lebe, die Gunst und Zärtlichkeit ihres gemeinsamen Gatten ausschließlich besitze; sie aber, Zaza, als zweite Frau des Capiläns, habe sich enl- Ichlosscn, in der Kolonie zu bleiben, bis lene Ersttre sterbe und sie dann ihre Stelle einnehmen könne. Ich war so unvorsichtig, das unschuldige Vertrauen der armen Negerin durch ein lautes Gelächter zu erwidern, ja, ich be ging den abscheulichen Fehler, sie aus das Vergebliche und Thörichte der Hoffnung aufmerksam zu machen, mit welcher sie sich aus eine dereinstige Zlachsolge geschmei chelt hatte, welche sie mit so vieler Geduld und Herzenegüle zu erwarten schien. Zaza, nachdem sie mir mit Aufmerk samkeit zugehört hatte, stand einige Mi nuten lang nachdenklich da; dann ergriff sie meine Hand, drückte sie kiampshasl zum Zeichen des Lebewohls und mischte sich, atS wenn Nichts geschehen wäre, wie der unter die Tanzenden, aus welchen sie nur einen Moment herausgetreten war, um mit mir zu sprechen. Am andern Morgen fand man die Un glückliche in der Hütte, welche sie bei ihrer Gebieterin und Nebenbuhlerin bewohnte, leblos hingestreckt. Sie hatte in der Ver zweiflung Gift genommen. Zer Uiraten-Schooner. Im Jahre 2627 gab es einen reichen Schiffseigner in New Nork, Namens Fra zer. Der befaß einen großmächtigen Schiffs kästen, genannt „Michigan," und diefer fahr aus rem Erie - See umher. Da nämlich Hr. Frazer nach den damali gen Zeilbegriffen ein gar gewaltiger Krö sus war, so wollte er auch das größte Se gelschiff auf dem Erie haben und erbaute diese zweite Arcbe Noah's. Die Einfahrt in die meisten Häsen des See's.ist aber schmal und seiht, und so konnte der „Mi chigan" zwar stolz aus den Wogen herum kahnen, war aber zum praktischen Dienste nicht geeignet. Da Das Hr. Frazer ge wahr wurve, sprach er: „Es reuet mich, daß ich den „Michigan" verübt habe; Das war ein dummer Streich, wie die meisten genialen Blitze großer Geister." Und er beschloß in seinem Zorne, den „Michigan" als altes Holz zu verkaufen. Da hatten aber die Gasthofsbesitzer so am Niagara-Falle hausten einen sehr prakti schen Einsal!. Sie schössen einen Fond zusammen und erstanden das Schiff, wel ches von len Seefahrern der „Piraten- Schoöner" genannt wurve, weil es nicht in die Häfen einlief, sondern, wie der flie gende Holländer, in Sturm und 'Nacht d'raußen umhertanzte. Die Wirthe woll ten dabei Etwas verdienen; wie Das überhaupt möglich sein sollte, leuchtete zwar Ansangs Hrn. Frazier nicht ein, aber nach abgeschlossenem Kause kam es zu Ta ge, daß das Seeungethüm doch seine „Mission" hatte. Die Käuser veranstal teten nämlich eine Niagara-Fair, damit mäuniglich mit anschauen möge, wie der Piratenschooner die Niagarafälle hinab sahren werde. Sie kalkukrten ganz rich tig, denn eine unabsehbare Völkerwande rung wogte am 8. September 1827 an beiden Ufern. Ein Augenzeuge, der jene Fair miterlebt, hat die Beschreibung da von ausgefrischt, inoem er sie neulich im „Louisoiller Courier" zum Besten gege ben hat. Er versichert, in der Nacht vom 7. zum 8. September 1827 habe in Buffalo Nie mand geschlafen, denn wer nicht selbst un terwegs war, um den Spektakel zu genie- Ben, der wurdedoch wach erhallen durch das immerwährende ununterbrochene Gerum pel der Farmerwazen, in denen sie mit ihrem gesammten Hausstände »ach den Fällen wallsahrtelen. Zu Roß, zu Fuß, zu Wagen, und aus den sechs da mals ven Eriesee befahrenden Dampsern waren 30,000 Zuschauer versammelt, und da sie Alle in sehr gehobener Stimmung waren, so machten vie Wirthe mit diesen sröhlichen Gästen ein prachtvolles Ge schäft. Einem nur war es anfänglich wehmüthig un.'s Herz, und di s war Hr. Frazer, der „Piialenvater," wie ihn seine New-Aorker Freunde betitelten. Wer den Schaden hat, darf für den Spott nicht sorgen, und so mußte Hr. Frazer schon mitlachen, als man ihn mit stürmischen Danksagungen überhäufte für das famose Fest, welches man nur ihm verdanke. Die fünf Dampfer versammelten sich, Musik am Bord, um 10 Uhr Morgens bei Ä)ale's Landung an dem canadischen User, nur der Dampser „Superior" war nicht erschienen. Das kleinste dieser Boote, der „Chippcwa," schleppte den „Michigan." Frazer hielt eine kurze An rede an sein Geschöpf: „Du Raskal! Hast Du mich so viel geärgert, so will ich mir doch wenigstens den Genuß nicht versa gen, mitanzusehen, welch' ein schreckliches Ende Du nimmst. Meine einzige Sorge ist nur, daß Du leben bleibst und noch al lerhand ncU'N Schabernack ausbrütest." Und als er so gesprochen, da zertheilte sich das herbstliche Gewölk, eine herrliche warme Ssptembersonne überstrahlte die Gegend und unter Böllerschüssen unv Hur rah ging der „Chippewa" mit dem „Mi chigan" der ersten Stromschnelle zu. Natürlich schleppte der Dampser den Koloß nicht sehr weit, Mle's Landung ist nur noch drei Meilen vom ersten Falle entfernt und nach der Fahrt von einer Meile kappte der„Ehippewa" dasSchlepp seil und machte, daß er zurückkam. Es war aber damals ein alter Seebär aus dem Eiie, der hieß Capitän Rough. Er hatte es übernommen, mit einem kleinen Ruderboote ven „Michigan" dem Falle so nahe zu bringen, daß der Slromzug ihn unsehlbar herunterschlürsen muite. Füns Matrosen, die mächtigsten Ruderer, bug sirtcn nun in dem kleinen Boote, dessen Steuer Rough führte, den Piratenschooner seinem Verhängnisse entgegen. Sic brach ten ihn bis aus eine halbe Meile vor die erste Schnelle. Rough wollte noch wei ter mitgehen, aber die Matrosen zerhieben das Thau und der Capitän mußte Kehrt machen, was auch gelang. Jetzt glitt der „Michigan" allein dahin, aber am Bord herrschte reges Leben. Es waren Passagiere darauf. Sie bestanden in einem Büssel, einem Waschbären, zwei Füchsen, einem Hunde und zwei Gänsen. Je mehr das Schiff der Stromschnelle nahte, desto unruhiger wurven die Thiere. Man sah, daß die Füchse wie toll am Bord hin unv her rannten. Zwei von den Bä ren witterten Unralh, >plangen in das Wasser und retteten sich an's Land, wo sie von jubelnden Haufen eng umringt wurden. Sie schüttelten ihre Köpse und brummten; offenbar vermochten sie nicht einzusehen, wozu dieser Unsug eigentlich angestellt wuide. Der dritte und größte Bär aber kletterte, um sich einen klaren Ueberblick seiner Lage zu verschaffen, am Hauptmaste empor, setzte sich im Korbe auf die Hinterfüße und zappelte mit den Vordertatzen verzweiflungsvoll in der Lust, als er die erste Stromschnelle sah und das grose Schiff majestätisch hinab glitt. Das Experiment war über alles Er warten gut abgelaufen, ganz unbeschädigt wiegle der Piratenschooner sich kühn und stolz auf den schäumenden Wogen. „Hab' ich mir's doch gleich gedacht!" seufzte Hr. Frazer. Der Meister Braun in seinem Mast 'korbe aber saß jetzt ruhig und schaute ganz erhaben auf den zweiten und dritten Fall mit der Würde eines sicgreichenFeld herrn hernieder; es war klar, daß er jetzt meinte, daß Dies blos Alles für ihn ge schaffen und gemacht wäre. Nun kam das Schiff auf den zweiten Fall und konnte der Macht des Elementes nicht widerste hen. Es dichte sich im Kreise herum, das Steuer brach ab, die Masten fielen und wurden über Bors geschleudert; von den Thieren ließ sich auch durch Ferngläser Nichts mehr erblicken. Der Sturz vom dritten Falle, dem ei gentlichen Katarakte, machte vem Le den des Piratenschooners ein Ende. Ats ob er selber seinem Schicksale nicht mehr in das Antlitz zu schauen vermochte, trieb der „Michigan" rücklings in vie grausige Tiese hinunter, und überschlug sich im Sturze. Als Ganzes kam er nicht mehr zum Borscheine. Zermalmt unv zer schmettert in lauter einzelne Balken und Splitter waren Rumps und Kiel und Bugspriet, war der ganze stattliche Bau; die Menge las jubelnd die Bruchstücke am User aus und schleppte sie zeichen nach Hause. Werthlose Holz stücke wurden mit zwei Dollars bezahlt. Dennoch aber entrannen die zvei Ganse der Gesahr und krochen an einer Stille an das Land, welche keinen Zweisel ließ, daß sie auch den dritten Sturz des Schisses mitgemacht hatten. Ein Engländer er warb sie Beide sür eine ziemlich hohe Geld summe. Die Moral davon ist also: daß, da ein Mann doch mehr kann, als eine Gans, es keineswegs absolut unmöglich ist, denNia- garasall lebendig zu passiren. Wer also einmal in diese kri'ische Passage hinein gerielhe, der sollte sich nicht so leichl aus geben. sondern av den solgenden sinnrei chen Vers denken: Vom Baden in Hot Tprings. Die Zahl der beißen Quellen zu „Hot Springs" beläust sich aus neunundsünszig. mit einer Temperatur von 90 bis 157 Grad Fahrenheit. Die größte Anzahl derselben entspringt der östlichen Berg seite, hinaus bis zu einer Höhe von 181 Fuß, während die übrigen im Bette des Hot Spring-Baches ausbrodeln. Das Wasser ist krystallklar und geschmack- und geruchlos. Es istsast ganz srei von allen organischen Beimischungen und enthält aus die Gallone ungesähr fünfzehn Gran Mineralstoffe. Ich sage ungesähr, denn bis jetzt ist eigenthümlicher Weise keine zu verlässige Analyse dieser Thermen gemacht worden. Selbst Dale Q ven, der Staats- Geologe von Arkansas, konnte im Jahre 1860 nur Kalk, Magnesia und Silica in dem Wasser entdecke», während er die sa belhasten Heilkräfte desselben zugestand, ta vor feiiZen Augen die wunderbarsten Kuren sich vollzogen. Ii späteren Jah ren stellte der Professor einen zweiten analysischen Versuch an, der ein vom er sten sehr verschiedenes Resultat ergab. Auch die Analyse desProsessorsLarkie von St. Louis, wie auch die verschiedenen Apotheker disferiren untereinander in ih rem Resultate bis zu einem solchen Grade, daß man sie als unzuverlässig bei Seite legen muß. Warum die Bundesregie rung, welche doch das Land besitzt, aus dem diese Quellen entspringen, bis jetzt nicht diese, sür die Wisjenschast so wichtige Frage einem tüchtigen und zuverlässigen Chemiker zur Untersuchung anvertraut hat, ist eines von jenen vielen Räthseln, wie sie tn diesem gesegneten Lande uns sortwährend aufgegeben werden. Man schätzt die Wassermasse, welche diesen Quellen täglich einstießt, aus 500,- 000 Gallonen, genug, um 20,W0 Per sonen in Wannen zu baden. Die größte Quelle, die Irou SpriuAS," die aber kein Eisen enthält, hat einen Wasseraus sluß von 10 Zoll im Durchmesser, mit einer Temperatur von 148 Graden. In srüheren Jahren schlachteten die Einwoh ner ihre Schweine und Hühner an dieser Quelle, um es mit dem Abbrühen bequem zu haben. Jetzt versorgt diese Quells eine Anzahl Bade-Anstalten mit heißem Wasser, das denselben in eiicrnen Röhren zugesührt wird. Dann gibt es noch eine „Aisenikquelle," die kein Arsenik enthält, und eine „Einquelle," die keine Eier legt, sondern ihren Namen der Thatsache -ver dankt, daß man Eier darin kochen kann. Ferner gibt es ein "Aluä-iialo" Schlammloch, so benamst, weil fünf Quellen aus einen Tusa-Hügel ein Bassin gebildet haben, über welches die Bundes regierung ein Gebäude errichtet hat. Die erstaunlichsten Kuren sind eben durch Bä der in diesem „Schlammloch" erzielt wor den. Diese Quellen werfen eine nicht unbeträchtliche Masse Schlamm aus, in welchen der Badende, so gu>, wie es eben geht, sich einbohrt. Ich selbst benutze jetzt dieses Bad und habe durch sieben Bä der in diesen Quellen mehr prositirt, als durch vierwöchiges Baden im Wasser aus der „Großen Eisenquelle." Kurz, vom Gebrauche dieses Baves verspreche ich mir in vierzehn Tagen vollständige Heilung. Von 5 bis 9 Uhk Abends steht dieser La deplatz den Armen unentgeltlich offen und wer einmal menschliches Elend in seiner nackten Scheußlichkeit zu sehen Lust ver spürt, der sollte dem "luuä-liolu'' wäh rend dieser Zeit einen Besuch abstatten. Mir graut noch, wenn ich daran denke. Dann giebt es noch einen "I'ool okLee tlroLda,'' von dem ich besser schweige, und ein "Lezrulaolo" „Hühneraugenloch," weil man durch Baden in dieser Quelle seine überslüsngen Hühneraugen los wer den kann. Wie man sieht, ist die Be nennung dieser Quellen nach ächter Ar kanser Art eine sehr einlache und naturge mäße. Wenn der Arkanser hungrig ist und Nicht» zu essen hat, dann lebt er ein fach, d. h. er ißt Nichts. Die Badeweife in den Anstalten ist ebensalls- eine sehr einsache. Gewöhnlich nimmt der Kranke die ersten Bäder bis zu 96 Grad, welche je nach dem Gesundheits zustände des Badenden bis zu 110 Grad gesteigert werden. Hal sich der Körper nach einigen Bädern den Hitzegraden et was anbequemt, so nimmt man noch für ." Minuten ein Dunstbad. Man jetzt sich nämlich in einen Kasten, aus welchem durch einen runden Ausschnitt in der obe ren Fläche desselben der Kops hervorragt. Unten spritzt ein heißer Wasserstrahl ge gen ein Gitterwerk, um die Verdunstung des Wassers zu besördern und es wird da durch eine Dunsthitze von 115 bis 120 Grad erzeugt. Wenige halten länger, als drei Minuten in diesem Schwitzkasten aus, ich habe es einige Male bis zu sechs Atinuten gebracht. Dann kommt das so genannte „Packbad." Man legt sich, sest in wollene Decken gewickelt, in die warme Badewanne und verweilt in dieser Lage sünszehn bis zwanzig Minuten. Dann, nach unbarmherzigem Abreiben und Frot tiren des ganzen Körpers, begiebt man sich auf sein Zrmmer zur Abkühlung undßuhe. Wer durch solche heroische Schwitzkur in diesem ° 'oau äv vis" nach einigen Tagen keine Linderung rheumatischer Schmerzen verspürt, an dem ist Hopfen und Malz verloren. Eine Folge des Badens in diesem Wasser, aber namentlich im "uruä leolo," ist eine Erregung und ein Gesühl von Stärke, welche von den Aerzten dem elektrischen Gehalte des Wassers zuge schrieben werden. Dann folgt eine Ab spannung und wonnige Trägheit, eine Gleichgültigkeit gegen Alles, welche an die Dr. Wenzel'sche „I ckon't eare u, <1—"» Plattform erinnert. Man ist matt, aber mit sich selbst und der ganzen Welt zufrie den. Das Wohlsein der bekannten An zahl Göthe'scher Säue ist Nichts dagegen. Man wird lese-, schreib-, denk- und sprech faul. Träumend schaue ich den ganzen Tag in's Blaue, oder in den grünen Mald; so könnle ich den Rest meiner Tage verträumen. Werse ich dann wieder einen Blick aus die einzige Straße des Stävtchens, so sällt mir unwillkürlich das Sprüchlein des römischen Schriftstellers ein: „Es ist ein Trost im Elende, Andere leiden zu sehen," und fehlt es mir auch nicht an Trost. Der Mensch ist einmal ein einge fleischter Egoist und findet, wenn selbst leidend, Genugthuung in den Leiden sei ner Mitmenschen. Gott sei Dank! so schlimm, wie jene da, bin ich doch nicht varan! Das ist gewöhnlich das Endre sultat seines Vergleiches. Ein gräßliches Bild menschlichen Elen des bietet sich hier unseren Augen. Alle kann man sie hier finden, vom Epileptiker bis zum Paralytiker, vom Syphilitiker bis zum Rheumatiker unv so sort bis zum gewöhnlichsten Troß'nechte im großen Heere des mächtigen Generais von Zip perlein. Die Klasse jener Menschen bei derlei Geschlechts, welche der Amerikaner mit den Worten „t-iuk poople" kennzeich net, isthier am Stärksten vertreten. E ine gewisse Kameradschaft verbindet diese Leute vom Tage ihrer Ankunft an, denn ohne ein Wort über ihre Leiden und Ge brechen gewechselt zu haben, scheinen sie instinktiv zu wissen, was sie hierher ge sührt hat. Viele sind glücklich genug, sich hier noch einmal eine längere Lebens srist zu erbaden. Viele sind zu spät ge kommen und wandern ohne Linderung wieder heim unv können mit dem weltmü den, düsteren Afrikaner Septimus Severus die Bilanz einer schnell verlebten Jubel- Existenz mit den Worten ziehen: „Oruiaia kni, et niliil oxpöäit " „Ich habe Al les getrieben, aver Alles war sür die Katze!" Worin die merkwürdige Heilkraft dieser Thermen besteht, darüber sind die Gelehr ten noch nicht einig. Der Eine sag!: es ist die Temperatur, der Andere: der grö ßere elektische Gehalt des Wassers; der Dritte behauptet, es ist die innige Ber einigung alles Dissen, was das Wasser enlhäll, weil die Natur in ihrem Kessel im Innern der Erde Alles besser und nachhalliger zusammenkocht, als der Apo theker es in seinem Tiegel verreiben und mischen kann. In Allem liegt was .Wah res. So viel steht sest: die Heilkraft der hiesigen Quellen reicht an's Fabelhaste hinan. Ich rede hier nicht von den Wind beuteleien unv Uebertreibungen, in wel chen sich die E.nwohner eines jeden Bave platzes Fremden gegenüber ergehen, de nen zufolge man nur einen Hut, ein Paar Stiefeln und eine Kravatte in die Quelle zu werfen braucht, um schleunigst einen gesunden Menschen daraus hervorgehen zu sehen, sindern von Dem, was ich selbst mit den eigenen Augen angesehen, mei nes eigenen Falles jetzt gar nicht zu er wähnen, denn in ein paar Wochen hoffe ich meine Freunde mil einem paar Schnell läujerbeinen zu überraschen. Zu gleicher Zeil mit mir langte hier ein Mensch an, den man eigentlich nicht mehr einen Men schen nennen konnte, denn die Plastik der Menschengestalt war sutsch. Ein Ballen, ein Knäuel Menschenfleisch war es, denn durch Rheumatismus waren seine Kniee bis zur Stirn und seine Ferf-n bis zum Sitzfleische herausgezogen. Dieser Bal len, eine nur noch von inneren Organen bediente Fnteiligenz, denn die äußren wa ren verbogen und steis, dieser eiserne Wille, nicht mehr aus zwei Beinen, son dern nur noch mit zwei Beinen, ist eine psychologische Merkwürdigkeit. Mit von Willenslrast leuchtenden Augen sagte er: „1 Iruvo u,Il keitle iu tlw->e i uruLt «zot vell, 1 vill jzvt evoll." Und er wird wieder gesund werden, denn schon jetzt nach sünswöchigec Kuc reckt, dehnt und streckt sich der Mensch derartig, daß er nach weiteren vier Wochen ohne Zweiftl wieder in seiner ganzen sechssüßi gen Herrlichkeit dastehen wird. Aber die Rosen von Saron sind nicht ohne Dornen. Man wandelt nicht unge straft unter den Palmen von Jericho und riskirt, so man sich unter den Eevern des Libanon lagert, einen argen Katarrh. Es ist ein gesährliches Spiel, das Spiel mit diejem heißen Wasser der hiesigen Quellen. Doch vom Ueverbaden und des sen Folgen und vielem anderen Interes sante ein anderes Mal. (111. Stsztg.) Warum nicht! Amerikanischer Tourist (zum irischen Landmann): „Und Sie hallen das Schwein wirllich in Ihrer Wohnstube?" Bauer: „Natürlich, und warum nicht? Ist die Stube etwa nicht gut genug für die Kreatur?"