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Ein neuer Dampfsegler der Lüste. DerSanFranzisco'er „Cal. Demokrat" bringt Folgendes: „Um einem dringenden Bedürfnisse abzuhelfen, hat sich dahier eine Luft schisfahrts-Gefellschaft mit einem papier nen Kapitale von 10 Mill. Dollars gebil det. Zweck der Gesellschaft: die Herstel lung einer wahrhaften zwischen beliebigen Punkten in der Luft, sowie na türlicherweise die Beförderung von Fracht, Postsachen und Passagieren. Da das We gerecht noch nicht monopolisirt ist, dürfte die Herstellung einer luftigen Verkehrs straße nicht mit allzu großen Kosten ver knüpft sein. Die größte Schwierigkeit wird wohl darin bestehen, den Congreß zu bewegen, dem Eisenbahnmonopole die Be förderung der Postsachen zu entziehen; alles Uebrige ist eine Bagatelle. Von den 100,000 Aktien (I §lOO sind bis jetzt schon 40 an die vier Direktoren reißend abgegangen; wir glauben jedoch, daß Hr. Marriott, der bekannte Journalist und Unternehmer des Projektes, noch einige abgeben wird. In der letzten Sitzung des Direktoriums soll bereits Beschluß über die Umformender schaft gefaßt worden sein, und es ist gar nicht zu bezweifeln, daß binnen Kurzem der Wunsch, den schon die unglückliche Schottenkönigin Maria Stuart ausgespro chen: „Eilende Wolken, Durchsegler der Lüfte, Wer mit euch könnte, wer mit euch schiffte!" in Erfüllung gehen kann." Waizenbier. Ein Herr Gottlieb Behrend, Brauerei Ingenieur in Hamburg, giebtin dcr„.'Ulg. Hopfen-Zeitung" in Nürnberg dem MaiZ- Biere einen Kolossal-Pusf. Er schreibt, „daß in Deutschland seit einiger Zeit Mais regelmäßig in einer Anzahl von zum Theile namhaften Brauereien zu Lagerbier verarbeitet wird, und zwar wer den in der Regel zwei Drittel Malzschrot und ein Drittel Mais zusammen einge maischt. Tas Versahren breitet sich hier in aller Stille aus, erklärlicherweise, da der Preisunterschied von Malz und Mais ein außerordentlicher ist. Letzterer kostet etwa halb so viel wie Malz. Da Mais mindestens soviel Extra-Ausbeute giebt wie Gerstenmalz, so würde bei der Anwen dung des erwähnten Verhältnisses (ein Drittel des Einmaisch-Ouantums Mais) der Nutzen gleich ein Sechstel des An schasfungswerthes des sonst verarbeiteten gesammten Malzes sein. Die Biere setzen sich schon auf der Kühle besser .ab, als reine Malzbiere, die Gährungen verlau fen vorzüglich, ohne allzuvieles Wechseln der Zeuge. Die Biere sind sehr haltbar, können ebensowohl schon bei einem Alter von vier Wochen zum Verschroten kommen, wie sie ein Alter von 8 bis 9 Monaten erlangen können, ohne in diesem irgend welche Spuren vom Aufsteigen der Flug hefe zu zeigen. Der Geschmack dieses Bieres ist lieblich und milde, der Glanz krystallhell, und endlich wird behauptet, daß das Maisbier auch nach starkem Ge nusse keine Kopfschmerzen im Gefolge hat." Wirklich? Na denn „man tau." Aber wir vermuthen, Ludwig der Erste von Bayern, wenn er dieses läse, würde erwU dern^ „Nein, nein! Herr Gottlieb Vehsend, Ihr Wort zwar hoch verehrend, Weil Fach von Grund aus kennend: Doch hier sich stark verrennend. Bei'm Gersten-Stoff verbleibend, D'rin Salamander reibend. Maisbier-'Mfs nicht begehrend; Sauf's selber, Gottlieb Behrend!" 6 Ausland. Am Abende des 10. März wurde in Halle, in Merseburg, Ouerfurt, Naum burg, Eisleben, Weißenfels, Lauchstedt, Cönnern, kurz in einem Umkreise von un gefähr 50 engl. Meilen ein donnerähnli cher Krach vernommen. Bei Leimbach, nahe Mansfeld im Mansfelder Kreise war eine Dynamit-Fabrik in die Luft geflogen. Es waren ca. 20 Centner Dynamit und 4t) Centner Gelatine vorhanden, welche explodirten und die Fabrik vollständig ver nichteten. Verletzt wurde nur ein Wäch ter, sonst war Niemand in oder bei der Fabrik anwesend. In den näher gelege nen Orten zersprangen die Fenster, die Thüren sprangen auf zc. Zur Auswanderung wird be richtet: Die Auswanderung nach Ame rika nimmt in Ostsriesland einen bisher nicht gekannten Umfang ait. Seit dem 1. Januar d. I. sind, allein aus dem 18,000 Einwohner umfassenden Amte Eden bereits Contrakte wegen der Beför derung von mehr als 300 Personen (Er wachsene und Kinder) abgeschlossen und es mehrt sich die Zahl derselben mit jedem Tage. Die Auswanderer bestehen aus schließlich aus Dienstboten im besten Alter und aus Arbeiterfamilien. Es sind gerade die fleißigsten und solidesten, mit einem mittelmäßigen Loose wohl zufriedenen Ele mente, welche den heimischen Boden ver lassen. Sie hoffen, in Amerika einen grö ßeren Erfolg ihrer mühevollen Arbeit zu finden. --- Die Zahl der im Jahre 1880 von Bremen, Hamburg und Antwerpen ausgewanderten Schleswig-Holsteiner be trägt 63L0, darunter 3750 männliche und 2634 weibliche Personen. In den letz ten Wochen hat die Auswanderung aus Baden nach Amerika einen bedeutenden Umfang angenommen. Aus den Haardt orten des Bezirkes Karlsruhe, aus dem Amtsbezirke Ettlingen und aus der Pfalz ziehen ganze Familien und größere Gesell schaften über's Meer. Am 13. Hlärz fand inNeu - Rup pi n, der Geburtsstadt Schinkel's, -zur Feier des hundertsten Geburtstages des großen Meisters die Grundsteinlegung zu einem Schinkel-Denkmale statt. Dieselbe wurde durch Festgeläut der Glocken um 511 eröffnet. Die Weiherede hielt ein Enkel Schinkels, der Pastor Schinkel aus Barsikow bei Neu-Ruppin. Hierauf er folgte die Grundsteinlegung, an welcher der Oberpräsident Dr. Achenbach, der Lan desdirektor der Provinz Brandenburg, von Levetzvw, der Landrath und Abgeordnete v. O.uast, der Vorsitzende des brandenbur gischen Landtages, Graf v. Arnim-Boitzen burg, und viele andere hervorragende Per sonen (auch eine Deputation der Berliner Architekten) theilnahmen. Zur Verfügung in der Strafsache gegen Hoffmann und Genossen, betreffend den konfiscirten Band von Heine's Werken, ging, wie der „Volks-Ztg." mitgetheilt wird, in diesen Tagen den Buchhändlern in Berlin, bei welchen Heine konfiscirt worden ist, die Benachrichtigung vom kvnigl. Landge richte I. zu, daß sich die Eigenthümer die beschlagnahmten Exemplare von Heine's Werken nach Entfernung des Blattes, auf welchem das inkriminirte Gedicht: „Die Echlcßlegendc" sich befindet, Molkenmarkt 2, abholen können. Aus Worms wird über die dort bestehende Brauerakademie be richtet: „Es dürfte vielleicht so manchen der Leser interessiren, etwas von einer Lehranstalt Deutschland's zu hören, in der jüngeren und älteren Leuten Gelegenheit geboten wird, sich eine auf wissenschaftliche Basis beruhende Grundlage für einen Be ruf zu sammeln, die wie wenig; andere einen immer größeren Einfluß auf das ma terielle Leben der Völker zu üben be stimmt scheint. In dem altehrwürdigen Worms ist es ein stattliches Gebäude auf dem berühmten Lutherplatze, das in gro ßen Goldbuchstaben die Aufschrift: „Worm ser Brauer-Akademie" trägt, in dem Theo rie u. Praxis sowie Alles gepflegt wird, was nur immer das Brauergewerbe angeht. In Würdigung des Umstandes, daß ge rade bei der Biererzeugung Praxis und Erfahrung absolut Hand in Hand mit der Theorie gehen müssen, schließt sich an die Lehrsäle und Laboratorien, Lese- und Bi bliothekzimmer eine Versuchsbrauerei und und Mälzerei, mit Keller, Eishaus :c. :c. an, die gerade im Momente eine wesent liche Vergrößerung erfährt, und woselbst die Studirenden das in den Vorlesungen Gehörte jederzeit thatsächlich in Anwen dung bringen können. Eine Ausstellung von Brauerei- und Mälzerei-Geräihschaf ten, sowie sonstige interessante Sammlun gen, darunter eine Garbensammlung, die auf verschiedenen Weltausstellungen Aus sehen erregt hat, u. s. f. vervollständigen den Lehrapparat des Etablissements. Na hezu hundert Jünglinge und Männer, nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus den fernsten Theilen Rußland's und Nor wegen's ;c. und auch aus überseeischen Ländern sind da Jahr aus Jahr ein be müht, ihr Wissen zu vermehren, und bie tet die Anstalt ihren Besuchern eine förm liche Heimath, über die sorgend der Grün der derselben, Dr. Schneider-, wacht, in dessen Haus, soweit der Raum es zuläßt, die Zöglinge auch Unterkunft und Ver pflegung erhalten können. Zehn Fach lehrer stehen ihm bei der Ausbildung der Schüler zur Seite, welche in ihren Vor gängen neben Chemie und Physik, Mate rialien und Maschinenkunde, Zeichnen und Buchhaltung, Kellerwirthschaft und Pfer dekenntmß, Alles behandeln, was zur vollständigen Führung einer Brauerei und und Mälzerei gehört. Und wenn man die Hingebung sieht, mit der sich die Zög linge ihrer Aufgabe widmen, so wird es sofort klar, daß man es mit einer lebens fähigen Schule zu thun hat, was übrigens auch schon aus dem zwanzigjährigen Be stehen und mit jedem Jahre steigenden Besuche hervorgeht. Dazu kommt noch, daß die Brauerakademie auch weniger Be güterten zugänglich ist, da das Unterrichts geld sür ein Semester wenig mehr als 60 Dollars beträgt, und Wohnung nebst Be köstigung während dieser Zeit sich etwa auch nur auf dieselbe Summe stellen. Am Schlüsse eines jeden Semesters findet eine öffentliche Prüfung, bei der als Richter auch praktische Brauer siguriren, statt, und werden auch sonst unter Leitung des Vorstehers der Anstalt, Dr. Schneider, der gleichzeitig Redakteur des in Leipzig er scheinenden „Deutschen Bierbrauer" ist, belehrende Diskussionen über die verschie densten, das Brauer- und Mälzergewerbe .berührenden Fragen in Worms gehalten. Außer der hier besprochenen Akadenie be stehen auch in der Nähe von München und in Mödling bei Wien der wissenschaftlichen Behandlung von Brauerei und Mälzerei gewidmete Lehranstalten." An der poinmerfchen Centralbahn zwischen Neustettin und Könitz liegt das Städtchen Schlochau mit einer evangelischen und katholischen Bevölkerung von etwa 4000 Seelen. Auch eine jüdi sche Gemeinde lebt im Orte. Ein Mit glied derselben, der Kaufmann Louis Leon, ist durch einstimmigen Beschluß des Ma gistrats und der Stadtverordneten zum Stadtältesten ernannt und mit dieser Aus zeichnung geehrt worden, weil er seit 40 Jahren ununterbrochen städtische Ehren- ämter (34 Jahre als Stadtverordneter und Mitglied der Schuldeputation, 6 Jahre als Magistratsmitglied und als Vertreter der Stadt im Kreistage) mit großer Um sicht und Treue verwaltet und stets eifrig für das Wohlder Eesammtgemeinde ge sorgt hat. Die paritätische Stadtschule, an deren Einrichtung in ihrem jetzigen Be stände Herr Leon thätigsten Antheil ge " nommen, ist vom Kreisschulinspektor erst kürzlich einer gründlichen Prüfung unter zogen und tadellos befunden worden. Neuestes Conversationslexilon. Menschenfreund. Die einzigen sind die Hunde. Millionäre sind seit Einführung der Markrechnung in Deutschland dreimal bil liger geworden. Mode nennt man jetzt allgemein, wenn man die „Chronik" hält. Monument ist eine erzene Quittung der Nachwelt über die Schuldforderung ei- nes verstorbenen großen Mannes. Morgen, gewöhnlich die Zeit, wo der Mensch aufsteht, da dies aber der Eine früh, der Andere spät thut, so ist die Zeit wissenschaftlich nicht ganz genau zu bestim men. Morgenroth ist, um was Leonore fuhr, als sie aus schweren Träumen nach ihrem Wilhelm erwachte. Morgenstunde. Das alte Sprichwort gilt heutzutage kaum noch; bei den vielen Krachen ist außer einigen lumpigen Sil berbergen nichts wie Papier übrig geblie ben. Nachtwächter ist ein Mann, welchen die Gemeinde dafür bezahlt, daß er unter freiem Himmel schläft. Nackt. In der modernen Uebersetzung drückt man das durch „Barsuß bis an den Hals" aus. Nächstenliebe ist die modernste Christen pflicht, denn heutzutage ist Jeder sich selbst der Nächste. Naturmensch, in der Theatersprache Naturbursche; ist die landesübliche Ent schuldigung sür einen Grobian. Noth ist der sechste Sinn, der alle übri gen Sinne beherrscht. Nein. Gilt allen schwärmerisch Lie benden sür den schönsten Umweg zum Ja. Geldsendungen D e u t s ch l a li il. Die Expedition de» Korrespondenten' vermittelt Ki> Auszahlung von kleinen unv gro» Ben Summen in Deutschland au? das Pünktlichste und Billigste. Die Aebersellduüg os a MUntm nach Deutschland wird prompt osd billig besorgt durch die Ekped. des "Torrelpondtulev."