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Der Deutsche Correspondent. Baltimore, den t t. Juni Telephonische Leitungen nnd ihre angebliche tSefährlichkeit. Seitdem der persönliche Verkehr mittelst des Telephons zuerst namentlich in den größeren Städten Nordamerika's, in letz ter Zeit, wenn schon nicht in gleichem Um fange, auch in den größeren europäischen Städten, seine jetzige großartige Entwick lung erlangt und die betreffenden Städte mit einem Netze von Leitungsdrähten über spannt hat, ist von verschiedener Seite auf die angeblich nicht unbedeutende Blitzge fahr aufmerksam gemacht worden, welche die städtischen Telephonleitungen im Ge folge haben sollen. In diesem Sinne hat sich vor Kurzem auch der Blitzableiter-Fa brikant Xaver Kirchhof in einem einschlä gigen Artikel, welcher in der „Deutschen Bauzeitung" vom 4. v. M. veröffentlicht wurde, vernehmen lassen, und zwar in ei ner Weise, welche geeignet erscheint, ängst liche Gemüther nur noch mehr zu beun ruhigen, als dies schon bisher der Fall gewesen. Offenbar von sachkundiger Seite wird dem Verfasser des Grusel-Ar tikels in einem in der „Kölnischen Zeitung" veröffentlichten längeren Aufsatze auf seine Ausführungen geantwortet und der Be weis geführt, daß die angebliche Blitzge fahr der städtischen Telephonleitungen that sächlich mehr in der Einbildung, als in der Wirklichkeit existirt. Da die Ausfüh rungen unseres Gewährsmannes auch für hier, wo die Benutzung des Telephons ei nen bis jetzt noch nirgend anders erreichten Aufschwung genommen, von nicht zu un terschätzendem praktischen Interesse ist, las sen wir die hauptsächlichsten derselben hier unverkürzt folgen. „Ter Kirchhoff'sche Artikel," heißt es darin u. A., „schließt an eine wissenschaft lich gefärbte Einleitung eine Nutzanwen dung auf die Telephonanlagen, deren xuuotum Lalivns auf den Rath hinaus läuft, man möge ja nicht versäumen, die Leitungsträger der Telephonleitungen mit Blitzableitern versehen zu lassen. Wir wollen es einem Geschäftstreibenden Herr Kirchhofs ist Fabrikant von Blitzab leitern nicht gerade verargen, wenn er die Gelegenheit für günstig hält, auf die Vorzüge seiner Geschäftserzeugnisse öffent lich aufmerksam zu machen; wir wünschen auch seinen Bemühungen, soweit sie ledig lich darauf gerichtet sind, den besten Er folg, zumal wir einer ausgebreiteten Ver wendung gut angelegter Blitzableiter einen gewissen Werth beimessen. Zunächst ist aber seine Angabe, daß Telephonleitungen eine größere Blitzgefahr mit sich brächten, als Telegraphenleitungen, ganz unbe gründet. Weder die eine noch die andere Art Leitungen zieht den Blitz von der Wolke herab, ebenso wenig, wie dies der Blitzableiter thut. Nur diejenigen Wol ken - Elelektrizitäts - Entladungen, welche bei dem Bestreben des Ausgleichs mit der Erdelektrizität, und zwar aus ganz ande rer Veranlassung, als etwa wegen des Vorhandenseins von Blitzableitern oder Drähten in den übrigens sehr eingeschränk ten Wirkungsbereich der Blitzableiter oder der Trahtlenungen treten, werden von ih nen angezogen, da sie hier in Verbindung mit der Erde, also eine Gelegenheit vor finden, zur Erde abzufließen. Wenn es daher in einem gewissen Maße richtig ist, daß die Telephonleiiungen den Blitz an ziehen, so ist dies nicht im Sinne einer Ge fahr, sondern eines Schutzes für die Ge bäude zu verstehen, so zwar, daß ein Blitz, welcher auf ein Haus herniederfährt, nicht in das Haus einschlägt, sondern von den Telephonleitungen, welche sich über dem Hause befinden, aufgefangen und abgelei tet wird. Herr Kirchhoff erwähnt der Be schädigungen, welchen oberirdische Tele graphenleitungen außerhalb der Städte durch Blitzschlag ausgesetzt sind; es scheint ihm jedoch unbekannt zu sein oder er ver gißt es, zu erwähnen, daß die Telegra phenverwaltung, um nicht für den bloßen Fall einer Möglichkeit unverhältnißmäßige Ausgaben zu machen, ganz davon absieht, in ihren oberirdischen Drahtleitungen au ßerhalb der Orte durch Anbringung von Verbindungen mit der Erde dem Blitze Gelegenheit zum unschädlichen Abflusse zu schassen. Uebrigens sind nach langjähri gen Erfahrungen nicht allein die Fälle höchst selten, in weichender Blitz die Drähte direkt trifft, sondern auch die wirklich ein getretenen Beschädigungen der Telegra phenstangen durch den Blitz sind nur ganz ausnahmsweise so erheblich gewesen, daß eine oder die andere Stange ersetzt werden mußte; sie würden aber unzweifelhaft ganz ausgeschlossen sein, wenn die vorerwähnten Erdverbindungen, wie bei den städtischen Telephonleitungen, auch bei den Drahtlei tungen außerhalb der Städte angebracht würden. Die Frage der Blitzgefahr der Telephonleitungen über den Häusern der Städte ist wiederholt Gegenstand der ern stesten wissenschaftlichen Erörterungen ge wesen. Den großartigen Telephoneinrich tungen in Amerika sind die Telephonanla gen gefolgt, welche in allen größeren Städten Europa's bestehen, bezw. in der Ausführung begriffen sind. Herr Kirch hoff wird Niemand glauben machen, dies hätte geschehen können, ohne daß sorgfäl tige Erwägungen über den Einfluß dersel ben auf die allgemeine Sicherheit voran gegangen wären; wir erwähnen insbeson dere die sehr gründlichen Erörterungen, zu welchen auf Anregung des schweizerischen Bundesraths die Telephonanlage in Zü rich die Veranlassung gegeben hat. Daß auch die erste deutsche Reichspost- und Telcgraphenverwaltung die Frage sorg fältig erwogen hat, können wir als selbst verständlich bezeichnen. Bei allen diesen Erörterungen sind die Meinungen dahin zusammengetroffen, daß solche Anlagen auf die Entladungen der Wolken-Elektri zität überhaupt so gut wie gar keinen Ein fluß ausüben; daß sie dagegen geeignet sind, den Blitz, der ohne ihr Vorhanden sein andere Gegenstände in ihrer nächsten Nähe treffen würde, aufzufangen und un schädlich abzuleiten unter der Bedingung, daß die Telephonleitungen aus gutem Material nach bewährten Prinzipien her gestellt werden und daß ausreichende Ge legenheit zum Abflusse der atmosphärischen Elektrizität in die Erde geboten ist." So weil unser Gewährsmann. Nach seinen Ausführungen, welche jedenfalls die eines Sachverständigen sind, entbehrt also die Annahme, daß Telephonleitungen stets große Blitzgefahr im Gefolge haben, all und jeder Begründung. Aus Mexiko und Ceutralamerika. Bon E. Hopp. Die Aufmerksamkeit der gebildeten Welt hat sich in letzter Zeit lebhafter, denn je zuvor, obengenannten Ländern zugewendet. Mexiko macht Anstrengungen, in die Reihe der civilisirten Staaten einzutreten; ame rikanisches Kapital und amerikanischer Un ternehmungsgeist haben ein Netz von Ei senbahnen projeklirt, durch das die Kolo nisation mancher Distrikte angebahnt und eine rationellere Bebauung der Bergwerke gefördert werden soll; speziell Centralame rika ist durch den interozeanischen Kanal auck in weiteren Kreisen viel genannt worden. Und welche Fülle von Interes santem bietet das wenig durchforschte, ja iheilweisc noch gänzlich unbekannie Land zwischen dem stillen Ozean und dem karai- 4 bischen Meere oder dem mexikanischen Golf, welchen Reiz für den Altherthumssorscher durch seine todten Riesenstädte wie für den Naturfreund durch seinen Reichthum und durch seine berauschende Formenpracht, von der ein kalifornischer Dichter, Joa auin Miller, in begeisterten Versen singt: „O komm mit mir in mein Sonnenland, In das Land, das ich liebe, wo lustent brannt Das Meer sich dem leuchtenden Himmel verband! Wo die Pinie dem Singen der Flachen lauscht, Und die Palme mit Stimmen der Liebe rauscht, Mo der Weinstock lacht, der Bananen baum, Gefüllt mit Propheten, die süßen Traum Uns künden,..." Mit dieser poetischen Anschauung steht indeß der Charakter der Bewohner dieser Landstriche nicht ganz in Uebereinstim mung, es ist durchgängig eine verwilderte und verkommene Rasse, die dort haust; die indianischen Urbewohner sind durch die Berührung mit den spanischen Pionieren der Civilisation nicht gesitteter geworden und scheinen nur einen Theil ihrer origi nellen Züge eingebüßt zu haben, während die Abkömmlinge der spanischen Einwan derer viele Untugenden der Unterjochten angenommen haben und durch den Man gel an Verkehr mit dem Mutterlande und der übrigen gesitteten Welt in geistiger Beziehung aus ein sehr tiefes Mveau hin abgestiegen sind. Daß übrigens das Klima des Südens dem Gedeihen von Künsten und Industrien nicht ungünstig ist, ergiebt sich daraus, daß die bei Pa lenque in Südmexiko, bei Eoban in Hon duras und bei Uxmal auf der Halbinsel Dukatan wir führen nur die hervorra gendsten Fundstätten an entdeckten Al terthümer auf eine hohe Eivilisationsstufe hinweisen. Die Ruinen der Cafa de las Monjas, finden sich auf der letztgenannten Halbinsel; die oberen Steinschichten der Baureste sind mit Bildhauerarbeiten be deckt, die jahrhundertlange Mühe gekostet haben mögen, wenn es wahr ist, daß sie mit steinernen Werkzeugen ausgeführt worden sind. Zwischen dort und Uxmal ist der Boden mit Trümmern auf Schritt und Tritt bedeckt; überall stößt der Wan derer auf behauene Steinmassen, die in der Wildniß verstreut sind. „Der Wald," sagt ein neuester Reisender, „schien buch stäblich aus einer begrabenen Stadt empor zu wachsen, überall war der Boden mit Steintrümmern bedeckt, unter Lauben und Baumgruppen schimmerten Mauerreste hervor, die wuchernden Lianen rankten sich um zahlreiche gestürzte Säulen, und als wir unsere Thiere unter einer blühenden Tamarinde abzäumten, fanden wir, daß die Wurzeln einen gemeißelten Eckstein aus der Basis einer verschütteten Terrasse gesprengt hatteu." Rathschläge zu guter Zeit. Im Auftrage der Gesundheitsbehörde von New-Vork hat der Präsident dersel ben, Prof. C. F. Chandler, ein Cirkular publizirt, in welchem Verhaltungsmaßre geln in Bezug auf Sonnenstich gegeben werden. Die Rathschläge sind in so ver ständliche Worte gekleidet, und, wenn sie auch Manches empfehlen, was dem, wel cher von seiner Hände Arbeit lebt, zu be folgen unmöglich ist, doch pon so hohem praktischem Werthe, daß wir es für unsere Pflicht halten, sie auch unseren Lesern mit zutheilen. „Sonnenstich," sagt Hr. Chandler, „wird durch außerordentliche Hitze verur sacht, und besonders wenn das Wetter schwül und feucht ist. Er pflegt öfter am zweiten, dritten oder vierten Tage einer heißen Periode vorzukommen, als am er sten. Schlaflosigkeit, Gereiztheit, Aufre gung, schwüle Schlafzimmer, allgemeine Schwäche und ein Mißbrauch stimulirender Getränke machen dafür empfänglich. Per sonen, die in der Sonne, besonders zwi schen 11 Uhr Vormittags und 4 Uhr Nachmittags arbeiten, sind der Gefahr ei nes Sonnenstichs besonders ausgesetzt. An heißen Tagen trage man dünne Klei dung. Die Schlafzimmer sollten so kühl als möglich gehalten werden. Man sehe sich gegen Schlaflosigkeit und alle unnöthi gen Ermüdungen vor. Wenn man im Zimmer oder wo künstliche Hitze herrscht, arbeitet— wie in Waschzimmern «lries) usw. —so trage man Sorge, daß das Zimmer gut ventilirt ist. Während der Arbeit in der Sonne trage man einen leichten Hut (nicht schwarz, da diese Farbe die Hitze absorbirt) von Stroh u. s. w. und lege ein nasses Tuch oder ein großes, grünes Blatt unter denselben auf den Kopf; man nehme öfters den Hut vom Kopfe und sehe zu, daß das Tuch naß ist. Man unterbreche den Schweiß nicht, sondern trinke so viel Wasser als nö thig ist, ihn zu befördern, da Schweiß den Körper gegen Ueberhitzung schützt. Wo qs nöthig ist, sollte man für Schatten sor gen; ein dünner Schirm bei'm Gehen, ein Tuch- oder Bretter-Verdeck während der Arbeit in der Sonne sind zweckmäßig. Man arbeite nicht, wenn sehr ermüdet, sondern lasse sich von der Arbeit entschul digen, besonders nach 11 Uhr an sehr hei ßen Tagen, wenn die Arbeit in der Sonne zu verrichten ist. Sollte ein Gefühl von Ermüdung, Schwindel, Kopfweh, oder Schwäche vorkommen, so höre man augen blicklich auf zu arbeiten, lege sich an ei nem schattigen, kühlen Platze nieder, lege kaltt Tücher auf den Kopf und schütte Wasser über Kopf und Nacken. Wenn Jemand durch die Hitze überwältigt ist, so schicke man augenblicklich zum nächsten gu ten Arzte. Während auf den Arzt gewar tet wird, gebe man dem Patienten, wenn er im Stande ist, zu trinken, kühles Wasser oder kalten Thee oder Kaffee. Sollte die Haut heiß und trocken sein, so befeuchte man den Körper und die Glieder mit ei nem Schwämme oder schütte kaltes Wasser über dieselben und lege gestoßenes Eis, in ein Handtuch oder sonstiges Tuch gewik kelt, aus den Kopf. Wenn man kein Eis bei der Hand hat, so lege man ein kaltes Tuch auf den Kopf und schütte kaltes Was ser auf den Kopf sowohl wie auf den Kör per. Sollte der Patient blaß und sehr matt, mit schwachem Pulsschlage, sein, so lasse man rhn für ein paar Sekunden Ammo nium einathmen oder gebe ihm einen Thee löffel voll aromatischen Amoniak-Geist in zwei Theelöffeln voll Wasser mit ein we nig Zucker." Graut's gistohleue Orden. Als General Grant von Mexiko Zurückgereist gen Norden, Da hat man unterweges ihm Gestohlen seine Orden. Daß ihm „gestohlen" ward der Tand, Das macht ihm viel Beschwerden; Uns ist's egal, denn wisse, Freund: Uns kannst Du selbst es werden. (Puck.) Sarah Bernhardt hat am vor letzten Samstage den Monsieur Angelo, der sie auf ihrer amerikanischen Tournee als „Liebhaber" begleitete, geheirathet. Natürlich um die zu Heirathen, mußte man schon —„Liebhaber" sein.