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Eine Laftreise. In der Gondel des Ballons, welcher bei dem bayerischen VolkSseste zu New- Aork aufstieg, befanden sich zwei Herren, Professor Grimley und ein Reporter des New-Zorker „Herald." Ter letztere giebt eine interessante Be schreibung der Lustreise in der Gondel des Ballon „Columbus:" „Wir waren sroh, endlich loszukommen und einen Blick auf die gigantische Welt stadt New-Zork zu werfen um's Him mels Willen! ist dieser unansehnliche braun und weiß gefleckte Streifen wirklich die stolz? Empire-Eity? Ist dieser kleine grüne Flecken wirklich der Central Park? Und was für ein winziges Ding ist Long Js land! Doch wir entfernten uns schnell aus der Nähe Manhattans und Long Islands und bald verschwinden Jersey City, Neivark und Sandy Hook unseren Blicken. Die Flüsse gleichen silbernen Schlangen- und darunter der mächtige Hudson als Riesen schlange. Wir befinden uns in einer Höhe von 3000 Fuß über dem Meeresspiegel, trotz dem wir vor kaum 10 Minuten aufgestie gen waren und der Ballon steht fast gänz lich still über dem Harlem Flusse. Die mächtigen Dampfboote auf den Flüssen sehen aus wie weiße Mäuse, denen man eine Straußenfeder angebunden hat. Nach kurzer Zeit haben wir High Bridge unv Donkers hinter uns und mit einer Schnel ligkeit von circa 25 Meilen per Stunde eilten wir der Staatshauptstadt zu. Eine eigenthümliche Erscheinung ist das fast unerträgliche Ohrensausen, unter dem wir zu leiden haben. Ich schreibe es der Nähe des Meeres zu, denn bei Ballonfahr ten im Innern des Landes habe ich in doppelter Höhe nichts vom Ohrensausen gesvürt. Herrliche Wolkengebilde durchzogen wir, als wir auf eine Höhe von 6000 Fuß stie gen. Gegen 7 Uhr fing es an zu dunkeln und bald hüllten tiefe Schatten die Land schaft ein. Plötzlich hörten wir laute Rufe ertönen. „Wo befinden wir uns?" fragte Professor Grimley. Die Antwort lautete: „Sie Alter! wenn sie landen wollen, brechen sie Hals und Beine!" „Wie weit entfernt von New-lork sind wir?" fragte Grimley wieder. „Habt ihr auch gleich Särge mitge bracht?" Da diese Unterhaltung nicht dazu ange than, war uns zu erheitern, warfen wir et was Ballast aus und wir stiegen wieder blitzschnell in die Wolken. Der Ballon sinkt wieder, wir werfen den Anker aus, der Wind reißt uns über die Baumwipfel hin und der Anker zersaust das Laubwerk. Ein Berg taucht vor uns auf wir wer fen unsere Sitze über Bord, denn mit dem ! Ballast war es zu Ende, der Ballon steigt und wir fliegen mit Leichtigkeit über die Höhe. Plötzlich sehen wir gar nichts mehr keinen Himmel, keine Erde Nichts! ! Wir waren mitten in eine Wolke gerathen, aus der wir erst nach längerer Zeit wie- der hervortauchten. Der Mond ging in i diesem Augenblicke auf, einen geradezu i feenhaften Anblick gewährend. Wir nähern uns abermals der Erde. Jetzt berichtet uns Jemand, der auf unser Rufen antwortet, daß wir uns über den Fijhlill Plains, Dutcheß Eountn, befinven. Es ist gegen ö Uhr. Ein Gewitter ist losgebrochen, die Luft scheint von Salz ge schwängert zu sein, wir fürchten, uns in der Nähe der Meeresküste zu hefinden. Die Furcht war grundlos, denn dort, nach Norden zu, sehen wir die Lichter einer gro ßen Ltadt, Poughkeepsie jedenfalls. Der Professor beschloß, die Nacht über in der Hobe zu bleiben, selbst wenn wir zur Er leichterung des Ballons einen Theil unse- rcr Bekleidung opfern müßten. Doch der Wind dreht sich und treibt uns in der That zurück. Wir steigen höher, es hilft Nichts. Das Gewitter nimmt au Heftigkeit zu, wir werden von dem wechselnden Winde ! bald südwärts, bald nordwärts getrieben, der Regen schlägt klatschend auf den Bal lon. Wir sinken. Der Professor öffnet das Ventil, und auch ich erfasse den Strick desselben wir müssen uns beide gewal tig anstrengen, um das Ventil zu öffnen, der Strick schneidet uns in das Fleisch. Wir sinken tiefer und tiefer und bei jedem Blitzstrahle scheint es uns, als käme die Erde näher und näher zu uns emporzustie gen. Ein furchtbarer Krach die Gon del hat den Boden berührt und wird über die Felder gerissen, sowie uns der Sturm dahintreibt. Wir werden gegen einen Baum geschleudert, ich stürze nieder und finde mich aus dem Boven der Gondel, in einer nicht gerade graziösen Stellung, aber jedensalls in einer sicheren. Weiter geht die tolle Fahrt über Felder, Wiesen, Hek ken ohne Aufenthalt. Wir erreichen ein Gehölz, der Boden ist sumpfig und der Ballon reißt die Zweige von den Bäumen. Plötzlich stoßt der Professor einen Schrei aus: der Ballon ist an einem Aste hängen geblieben, der Länge nach ausgerissen unv haucht seine nicht eben angenehm duftende Seele aus. Endlich liegt das Ungeheuer da, matt und hilflos. Und dabei regnet es noch immer, als ob es nie aufhören wolle. Unterwegs hatten wir mehrere Brief tauben fliegen lassen. Diejenigen, welche wir nicht frei gelassen hatten, waren unbe schädigt geblieben ui'd verhielten sich in ih rem Käfig so still, als ob sie mit der ganzen Geschickte nichts zu thun hätten. Der Professor bringt die Thierchen sofort in Sicherheit, nachdem er aus der Gondel ge klettert ist. Auch ich steige aus. Heili ger Vater Nil! Wo befinden wir uns! Tos ist schon gar kein einfacher Morast mehr, das ist auf das Quadrat erhobener Morast! Endlich fanden wir, durch und durch naß, von oben bis unten mit Schmutz be deckt, ein gastliches Haus, in dem wir ver pflegt und auf das Freundlichste ausge nommen wurden. Am Morgen begaban wir uns nach un serem Landungsplatze. Die Stelle ist 10 Meilen von Poughkeepsie, also haben mir circa IVO Meilen zurückgelegt. Eine Anzahl „Eingeborener" halfen uns den Ballon verpacken und kurze Zeit fpäter be fanden wir uns in Salt Point, von wo aus wir den Zug nach New-lork nah men." ' Die neueste (?eisteS-(?pidcmic. Die Schwärmerei und der religiöse Fa natismus äußern sich in den einfältigsten, abenteuerlichsten und bizarrsten Zügen, und wenn man heute in der Kirchengeschichte von den Säulenheiligen, den Beguinen, Lollharden, Geißlern, Tänzern, Avamiten und Wiedertäufern lies't, so fragt man sich unwillkürlich: „Wie konnte so Etwas mög lich sein; wie konnte ein solch haarsträu bender Unsinn Anhang finden und in dem größten Theile der civilisirten Welt nach geahmt werden?" Wer jedoch mit offenen Augen die reli giösen Vorgänge der hochcivilisirten Ge genwart betrachtet, Der wird sich über Nichts mehr wundern; hat es denn je i n Mittelalter einen tollrren Uimn i .legeben, als den, welchen der Wahn in unierea ci vilisirtesten Gemeinwesen zur ! ciü^t? Als vor mehreren lahren u:' Scnke» »ach England zogen, um dort tas amerikanische Patent-Ehristenihu n 5 < vcr lünden, lachte man über diese abe teuer liche Idee Der >?ng!ä'>ser, dieser musterhafte maUei- ! wird sich doch nicht von solchen Schivifel ! hänfen fangen lassen! Moodv predigte den ! hellsten Unsinn, allerdings mit Feuer unv ! Begeisterung. Eine seiner beliebtesten Er ählungen war, wie er einmal „Gott ge zwungen hahe, ihm den Willen zu thun." Moodv behauptete, daß sein linkes Bein ! ursprünglich um Z Zoll zu kurz gewesen sei, so daß ihn dieser Umstand beim Gehen ernstlich behelligt habe. Eines Tages ! aber habe er „im Gebete Gott gedroht," ' er werde aufhören, zu predigen, falls die Geschichte nicht anders werde. Nock in derselben Nacht sei das kurze Bein um drei Zell gewachsen. Man hat sich bekanntlich sehr gelauscht. Moodv zog in England wie ein spanisches Fliegenpflaster; er zog sogar auf dem Eontinent, und jetzt werden wir in Amerika von einem Monstrum heimgesucht, welches der amerikanische Methodismus mit dem Religionsbedürsnisse Englands gezeugt hat, —der Heilsarmee. Diese Heilsarmee ist die Geißlerfahrt in neuer Auflage. Etwas verändert er scheint der alte Unsinn immer. Die öst lichen Städte sind bereits von den Kolon ne» der Heilsarmee überschwemmt, nnv ihr Vortrab hat auch schon den Westen er reicht. Der Führer dieser Fanatiker, die fast alle Engländer sind, ist ein gewisser Booth, General Booth, wie er sich nennt. Dieser hat den ganzen. Schwindel in ein Svslcin gebracht und militärisch patriar chalisch crganisirt. Die Heilsarmee ist imßesitze von lDl>o,ooo, über welcheßooth freie Verfügung hat. Seine „Haupt leute" ernennt und entläßt er nach eigener Willkür; seinen Nachfolger ernennt er sich selbst. Zu letzterem hat er feinen älte sten Sohn auserwählt. Sensation und möglichst geräuschvolles öffentliches Austreten ist der Kern dieser ganzen Bewegung. Stilles Gebet ist ge radezu verpönt. Wie die Pharisäer im neuen Testamente, verrichten die Mitglie der der Heilsarmee ihr Gebet an Stra ßenecken und öffentlichen Plätzen. Booth lehrt seine Bekenner: „Zur Erweckung ist der gewöhnliche Kirchen-Gottesdienst ganz unnütz; ein vollkommen militärischer Des potismus ist das Einzige, was den Men schen zu Frieden und Harmonie mit sei nem Gott bringen kann." Wie demora lisirend Das wirken muß, wenn alte Sün der, verheirathete Männer und Frauen, junge Mädchen und selbst Kinder von der Plotform herunter in öffentlichen Ver sammlungen ihre Fehler und Vergehen gegen Gesetz und Sittlichkeit aufzählen, kann man sich leicht denken. Das Dümmste, was Booth empfiehlt, findet merkwürdiger Weise Anklang. Er räth, daß man ein Verzeichniß seiner Sünden und Vergehen anfertigt und dasselbe irgendwie an sei nem Körper befestige. „Man kann diese Sündenregister am Rock, am Hut, am Ne- I genschirm tragen," räth er an; „man kann sich ein Gestell wie eine anfertigen I lassen, aus welchem nur der Kopf und die Füße hervorsehen und kann dasselbe da mit bekleben, oder man kann solche Ver zeichnisse auf einen großen Kasten kleben, tei'srlben hinter sich hertragen ooer fah re» lassen." Nun sollte man gar nicht meinen, daß - folcke Tollhäuslcrei überhaupt noch Aner- kennung bei einem größeren Publikum ! fände, aber wir werden uns täuichen, wie ! wan sich damals über Moody's läusckte. T»t Uus.nn wirkt ' !enc>. wie unirn'Aerzte bei dem .'lus bii.cd ei!.i,r epidemischen Kranlhü.t sind, '0 !j! man dock jckon seit Jahrhunderten dcu. », sl,lctv Kla»tdeile», ihre tlrs.ich/a, ihre» Vollauf zn erfanden; mir ui-s solche Geister, Epidemie» ist aber no h gar Nichts zerart gejchehtti; »r.a.i weis nur, daß sie möglich sind, erforscht hat sie noch Niemand. („Westl. Post.") Wie ein deutsches Wort einem Ntldter imponire. Ein ziemlich reducirt aussehende? klei nes Männchen, dem man es an den Augen ' ablesen konnte, daß seine Wiege jenseit-' ! des Ozeans gestanden, wurde dieier Tage ! dem Richter Walsh zu Brooklmi auf die ! Anklage vorgeführt, sich einen polizeiwi ! drigen Rausch angetrunken zu haben. Da der Arrestant der Landessprache nicht i mächtig ist, so wurden die Dienste eine! ! Dolmetschers in Requisition gesetzt. „Wie ! heißen Sie?" fragte der Richter den ' Mann. „Hermann Schmidt, hoher Ge richtshof!" erwidertederAngeredete. „Wa ren sie gestern betrunken?" forschte der Richter weiter. Schmidt mußte, wenn auch widerwillig, zugeben, daßdießeschuldiaunz nicht ganz aus dcrLust gegriffen sei, erklärte jedoch diese Thatsache damit, dcch er erst sehr kurze Zeit im Lande sei und daß ihm die schweren amerikanischen „Drinks," die er zu sich genommen, in sehr kurzer Zeit sein bischen Verstand geraubt hätten. „Fragen Sie ihn doch," wies der Richter den Dolmetscher an, „was er in Europa getrieben hat?" „Na, in Wien war ich ball Hausmeister!" entgegnete der Jncul pat, indem er sich in die !ttrust warf. DaS Wort „Hausmeister" imponirte dem Rich ter. Er mochte einmal von einem „Bür germeister" gehört haben, drssen Funktio nen mit denjenigen eines .Mavor" gleich bedeutend sind, und bevor noch der Dol meiscber ihm den „Hausmeister" in daZ geliebte Englisch übertrage», ordnete der Richter die Freilassung des vermeintlichen srüheren Municipalbeomlen an. In sei ner Privat-Office jedoch wandte sich Herr Walsh an den Dolmetscher und fragte ihn, ob er nicht Recht gehabt, einem früberen nt Vivnna" gegenüber ein Auge zuzudrücken. „Mavor?" ließ sich der Tolmeiscbcr erstaunt vernehmen, „Euer Ehren, der Mann war ja in seinem ganzen Äben kein Mavor!" „Aber uns Him melswtllc», er sagte ja doch, er sei etwas wie " gewesen. Heißt den» das nickt so viel wie Mayor?" „Be wahre, Herr Richter, Hausmeister hat er gesagt; es bedeutet dies so viel wie „Ja nitor." Das verdutzte Gesicht des Rich ters kann man sich denken. „Ja, wenn ich das gewußt hätte! Der Mann wäre unter zehn Tagen nicht davon gekommen." (?in Franzose mit einem deutschen und einem französischen Qhrc. Eine reckt nette Geschichte, die wohl dazu angethan ist, einem lackend über die Sau regurkenzeit hinwegzuhelsen, erzählte neu lich eine St. Louiser Abendzeitung. Ob der Gewährsmann im Stande und Willens ist, einen Eid aus die Wahrheit desselben abzulegen, wissen wir nickt. Es ereignete sick vor Kurzem, daß Le Duc aus dem sonnig»» Frankreich durch einen Eisen bahnunsall zu De Soto ein Ohr, wir kön nen nicht sagen, ob das rechte oder linke, verlor. Der Verwundete wurde in das Jrsn Mountain Hospital zu Earondelet ge brcckt, und von allen seinen anderen Scl merzen bald geheilt, aber der Zckmerz um den Verlust seines Ohrel lonnle er nick t los w>rden. Da traf es sich, daß e n Tiut>'cker ickwer verwundet >n's Ho piial gi l rcckt wurde, der bald daraus starb. Le Tuc bewunderte die Obren an dein noch naimen Körper. Sie gefulrn ihm; er t.iili i-ine Eoniiiliolion mit rem rrswiren den Ante. Ter schnitt dem Todten nuk las riüte, alei jedrnsail-. das rickiigeO ir cl, I.eii'ie es dnn und siehe da, dir ba> jetzt <D>'i Ohren, ein uud ein deutsches. 3