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Der Deutsche Correspoude»t. valttmore, deu S«. Juli I»»». «iu peousvlvauisch-deutscher Hol» leuzwaug. «on ttarl ««l or ». In altnordischen Sagen wird erzählt, daß einst Odin die Welt mit Runen oder Weisveiisiprüchen besät habe und dadurch zum Herrscher über alles Existirende ge worden sei. Dann aber wird auch behaup tet, daß ihm diese geheimnißvollen Zauber formeln durch schlaue Priester entwendet worden seien und daß sich dieselben dadurch in den Besitz übernatürlicher Kräste gesetzt und sich hiermit zugleich zu Richtern über das Wohl und Wehe des Msnschenge schlechts gemacht hätten. Nach der Ein führung des Christenthums hörten jedoch die Priester auf, Hüter des heidnischen Aberglaubens zu sein, und Zigeuner, Hir ten, Henker und Abdecker übernahmen ihre Rolle und haben sich in derselben bis auf den heutigen Tag in einigen Gegenden Deutschland's behauptet, und noch heute gibt es namhafte Verleger, die mit der Herausgabe von Dr. Faust's Höllenzwang und anderen Sympathie- und Zauberbü chern gute Geschäfte machen. Zu allen Zeiten hat es Menschen gege ben, die sich durch Schatzgräberei schnell be reichern oder durch Zaubersprüche von un heilbaren Krankheiten befreien wollten; die währenddes 30-jährigen Krieges unter dem Namen „Passauer Kunst" bekannte Segenssormel, durch welche man sich hieb-, stich- und kugelfest machen konnte, hat noch heute ihrer Verehrer, trotzdem die Menschen wenigstens in dieser Hinsicht längst von ih rem Wahn befreit sein sollten. Da nun Dr. Faust's in seiner „Mirakelkunst" an gegebene Mittel zur Hebung reicher Schätze schon deshalb für Amerika werth los sind, weil das Geschäft der Schatzgrä berei dahier auf anderen Voraussetzungen beruht, und da fernerhin seine Zauberzei chen schwer nachzuahmen sind und sie mei stentheils mit Fledermausblut auf Jung fern-Pergament zu schreiben sind, so hat es denn der pennsylvanisch.deutsche Philosoph Johann Georg Hohmann Anfangs dieses Jahrhunderts versucht, seinen Landsleuten einen Leitfaden für sympathische Kuren und sonstige Wunder zu liesern. Der Ti tel dieses 110 Seiten starken Büchleins lautet: „Hohmann's Lang verborgener Freund; enthaltend: Wunderbare und Erpropte Heilmittel und Künste für Menschen und Vieh—Herausgegeben von Johann Georg Hohmann.—Gedruckt bei Theo. F. Schef fer. Harrisburg, Pa." In der vom 31. Juli „im Jahre des Herrn Jesu Christi 1819" von Rosenthal bei Reading datirten Vorrede sagt er, daß eS viele Leute gebe, welche das Verkaufen derartiger Werke, wie das seinige, für eine Sünde halten; aber er bewirke seine Kuren nicht mit teuflischen, sondern mit christlichen Mitteln: er rufe dabei den Namen Gottes an und folge mithin dem Verse des 30. Psalms, der da lautet: „Rufe mich an in der Noth, so will ich Dich erretten, und Du sollst mich preisen!" Dann rust er triumphirend aus: „Wo ist ein Doktor, der das Herzgesperr und Anwachsen vertreiben kann? Wo ist ein Doktor, der die Mutterkrankheit vertrieben hat? Wo ist ein Doktor, der den kalten Brand heilen kann, wenn er stark in einem Glied ist?" Denn dies Alles vermag der Verfasser und bringt wie ein echter Patent medizinmann zahlreiche Zeugnisse von Per sonen, die er von Rothlauf. Rheumatis mus, kaltem Brand, wehen Fingern, Kopf weh und Beingeschwüren befreit hat. Zu gleicher Zeit schimpft er weidlich auf die Doktoren, die das Gerücht ausgesprengt 4 hätten, nach der Anwendung von sympa thischen Sprüchen helfe überhaupt keine Medizin mehr. Ferner sagt er in der betreffenden Vor. rede: „Änige Zeit kann ich den katholischen Pfarrer mit Namen nennen und kann auch dem Manne seinen Namen nennen, der dem Psarrer seinen Gaul mit Worten ge heilt hat. Den Psarrer habe ich gekannt, er wohnte sonst in Westmoreland-County. Ich kann auch den resormirten Pfarrer mit Namen nennen, wenn es verlangt wird, und auch die Leute, denen er Zettel dafür verschrieben hat; und die Gichter sind mit diesem Zettel geheilt worden. Der Psar rer wohnte sonst in Berks-County. Wenn die Leute nur aus diesem Büchlein brau chen, was nothwendig ist, so haben sie keine Sünde; aber wehe denen, die schuld sind, wenn sie durch kalten Brand das Leben lassen müssen oder sonst ein Glied verlie ren oder das Augenlicht! Wehe denen, die in der Noth Dies verdrehen oder eini gem Prediger in diesem Stücke folgen, Das nicht zu beobachten, was der Herr im 50. Psalm spricht: Ruse mich an in der Noth, so will ich Dich erretten, und Du sollst mich preisen. Wehe Denen, die in diesem Stück folgen einigem Prediger, aus diesem Buche Nichts für den kalten oder heißen Brand oder Schußblatter zu brauchen. Ich will dem Prediger sonst in allen billigen Sa chen folgen, aber wenn ich in der Noth bin, und soll aus diesem Buche Nichts brauchen, in diesem Fall kann ich ihm nicht folgen." Seinem Vorworte fügte er die Anmer kung hinzu: „Mancher in Amerika glaubt an keine Hölle oder Himmel. In Deutsch land gibt es solche Leute nicht so viel. Ich, Hohmann, frage: wer vertreibt gleich die Schußblatter, kalten Brand? Wer stopft das Blut? Ich antworte, und ich, Hoh mann, sage: Dies thut der Herr. So muß Hölle und Himmel sein. Und auf solche Leute halte ich Nichts." In dem Büchlein sind zahlreiche Mittel gegen Zahnweh, Schnupfen, Darmgichter, Herzgesperr und Anwachsen angesührt; es enthält Winke zur Vertreibung der Wür mer bei Menschen und Pferden, sowie zur Beschleunigung des Wachsens der Wolle aus Schaasen. Ferner lernt man daraus, wie man Prozesse gewinnen, Fische sangen und auf der Jagd Erfolg haben kann. M t den Vorschriften dieses Büchleins kann man Diebe zur Herausgabe des gestohlenen Gu tes zwingen und sie so fest bannen, daß sie sich weder vor-, noch rückwärts bewegen können. Man kann damit eine Feuers brunst zum Erlöschen bringen und die Gei ster unschädlich machen, welche die alten und jungen Leute in der Nacht plagen. Hiermit haben wir aber noch lange nicht den zehnten Theil des Inhaltes dieses äu ßerst nützlichen und wichtigen Büchleins angegeben. Da Hohmann's Mittel ebenso leicht zu beschaffen sind, wie das alles Leiden hei lende blaue Glas seines späteren und en geren Landsmannes Dr. Pleasanton, so wollen wir hier einige derselben nebst etli chen Zaubersprüchen zum beliebigen Ge brauche unseren Lesern getreu nach dem Originale mittheilen. Ein Mittel für die Darmgichter: „Ich warne Euch, Ihr Darmgichter! Es ist Ei ner im Gericht; er spricht: Gerecht oder ungerecht. Darum hütet Euch, Ihr Darm gichter." Ein sehr gutes Mittel für das Herzge sperr und Anwachsen: Herzgesperr und Angewächs, welche von N. Rippen, wie Christus, der Herr, gewichen ist von seiner Krippen. Mittel, um Fische zu fangen: Nimm Rosenkörner und Senfkörner und den Fuß eines WieSleins und häng' es in das Netz, so werden sich gewiß die Fische ver sammeln. Den blauen Husten zu vertreiben: Schneide drei Büschelein Haare von oben dem Wirbel eines Kindes, das seinen Va ter sein Lebtage nie gesehen hat, hänge es dem Kinde an, das den blauen Husten hat, in einem ungebleichten Lappen. Der Fa den darf auch nicht gebleicht sein, mit dem es genäht und umgehängt wird. Wunden und Schmerzen zu vertreiben: Wund', Du sollst nicht Hitzen; Wund', Du sollst nicht schwitzen; Wund', Du sollst nicht wässern; so wenig, als die Jungfrau Ma ria einen andern Sohn that gebären. Eine Kur, den Brand zu stillen: Es gin gen drei heilige Männer über Land. Sie segneten die Hitze und den Brand; Sie segneten ihn, daß er nicht einfrißt; Sie segneten ihn, daß er ihn ausfrißt. Das Blut zu stillen: Ich geh' durch ei nen grünen Wald, da waren drei Brun nen, die waren kühl und kalt; der Erste heißet Muth, der Zweite heißet gut, der Dritte heißet S' still' das Blut. Für die Geschwulst: Es gingen drei reine Jungfrauen, sie wollten eine Ge schwulst und Krankheit beschauen. Die Erste sprach: Er ist heisch. Die Andere sprach: Es ist nicht. Die Dritte sprach: Ist es dann nicht, so komm' unser Herr Jesus Christ. Im Namen der heiligen Dreifaltigkeit gesprochen. Einen Dieb zu bannen, daß er still ste hen muß: Dieser Segen muß am Donner stage, srüh Morgens vor Sonnenaufgang, unter freiem Himmel gesprochen worden: Das walte Gott der Vater und der Sohn und der heilige Geist, Amen. Wohl drei unddreißig Engel bei einander saßen; mit Maria kommen sie geflogen. Da sprach der liebe heilige Daniel: Traut, liebe Frau; ich sehe Dieb' hergehen, die wollen Dir Dein liebes Kind stehlen; Das kann ich Dir nicht verhehlen. Da sprach unsere liebe Frau zu Sankt Peter: Ich habe ge bunden mit einem Band, mit Christi seiner Hand; also sind meine Dieb' gebunden mit Christi selbst Händen, wenn sie mir wollen stehlen das Mein, im Haus, im Kasten, aus Wiesen und Aeckern, im Holz, Feld, im Baum-, Kraut- und Rübgärten, oder wo sie das Mein wollen stehlen. Unsere liebe Frau sprach: Es stehle, wer da wolle, und wenn einer stiehlt, so soll er stehen als ein Bock und stehen als ein Stock und zäh len alle die Stein, die aus Erden sein, und alle Sterne, die aus Erden sein, und alle Sterne, so am Himmel stehen. So gebe ich Dir Urlaub und gebiete Dir allein, Geist, daß er aller Dieb ein Meister weiß, bei Sankt Daniel zu einer Hürth, zu einer Bürde zu tragen der Erden Gut; und das Angesicht muß Dir werden, daß Du nicht ob der Stelle magst kommen, dieweil Dir meine fleischliche Zunge nicht Urlaub gibt. Das gebiete ich Dir bei der heiligen Jung frau Maria Mutter Gottes, bei der Kraft und Macht, da er erschaffen Himmel und Erden, bei aller Engelschaar und bei allen Gottes-Heiligen, im Namen Gottes des Vaters, Gottes des Sohnes und Gottes des heiligen Geistes. Amen. Willst Du ihn aber des Bannes entledigen, so heiße ihn in Sankt Johannis Namen weggehen. Daß ein Anderer kein Wild schießen kann: Sprich dessen Namen, nämlich Jakob Wohlgemuth, schieße, was Du willst: schieß nur Haare und Federn mit, und was Du den armen Leuten gibst. Amen. Für angehende Kahlköpfe: Welchem das Haar ausfällt, Der stoße Psirsischkerne, mache mit Essig daraus ein Sälblein oder Müslein und beschmiere damit den kahlen Ort. Mit diesen Lichtstrahlen aus Hohmann's Höllenzwang wird der geneigte Leser wohl genug haben. Doch hat auch schon der einfache Besitz dieses Büchleins einen nicht zu unterschätzenden Werth, denn der glaub würdige Verfasser sagt: „Wer dieses Buch bei sich trägt, ist für alle seine Feinde, sichtbar oder unsichtbar, sicher; und kann weder ohne den Leichnam Jesu Christi ster ben, noch im Wasser ertrinken, oder in ir gend einem Feuer verbrennen; und kein ungerechtes Urtheil kann gegen ihn gefällt werden. So helfe mir!" Die erste deutsche Frau iu Texa». Die erste deutsche Frau, welche den Bo den von Texas betrat, lebt heute noch im hohen Alter von 84 Jahren auf ihrer Farm bei Jndustry, Austin-Co., Texas. Sie heißt Louise Stöhr (verwittwete Ernst) und landete am 21. April 1831 mit ihrem ersten Gatten, Herrn Fr. Ernst, in Harris burg, wohin sie der mexikanische Schooner „Saltillo" von New-Zork gebracht hatte. Einem Vertreter der „Texas Post," der ihr vor Kurzem einen Besuch abstattete, theilte sie folgende, höchst interessaute Vor fälle aus ihrem früheren Leben in Texas mit, und zwar sprach sie mit Ausdruck und Präzision: „„Ich bin am 30. Juli 1800 in der Stadt Oldenburg, Deutschland, geboren und verheirathete mich im Alter von un gefähr 20 Jahren mit Herrn Fr. Ernst aus Varel, Herzogthum Oldenburg. Im Herbst 1829 faßte mein Gemahl den Ent schluß, nach Amerika auszuwandern, und führte diesen auch ohne Weiteres aus. Wir landeten nach einer stürmischen Fahrt im Winter desselben Jahres in New-Zork, wo selbst wir sofort ein Hotel etablirten, wel ches sich sehr gut rentirte. Mein Mann wurde mit dem alten reichen Astor, einem biederen deutschen Manne, bekannt, und dieser rieth ihm, wenn er wohlhabend wer den wolle, doch eine Dairy (Milcherei) an zulegen; er würde ihm eine 10-Acker-Lot am East River, woselbst jetzt Wallstreet liegt, für einige Tausend Dollars verkau fen und ihm Zeit geben, es nach und nach abzubezahlen. Trotzdem ich meinem Manne rieth, dieses Anerbieten anzunehmen, hörte er nicht auf meinen Rath, sondern ent schloß sich im Februar 1831, nach Mexiko und zwar nach der Provinz Texas zugehen. So schiften wir uns denn auf dem mexi kanischen Schooner „Saltillo" ein und lan deten am 21. April 1831 in Harrisburg, Texas. Dieser Ort bestand damals aus ungefähr 20 Häusern oder vielmehr Hüt ten, Houston bestand noch nicht einmal dem Namen nach, und in Galveston wagte man sich aus Furcht vor den Karankawe-Jn dianern, welche damals die Insel bewohn ten, nicht zu landen. Von Harrisburg führte uns ein Ochsenwagen nach dem etwa S 0 Meilen westlich gelegenen Städtchen San Felipe de Austin. Letzterer Ort hatte 300 400 Einwohner, und unter diesen fanden wir einenDeutschen, Namens Wertz ner, der dem edlen Schneiderhandwerke ob lag. Wertzner ist also der erste deutsche Mann, welcher den Boden von Texas be trat; er starb in den 40er Jahren in Bie gel's Settlement. Hier saßen wir nun am Ende der Civili sation, denn weiter westlich hausten die In dianer, und kein Weißer hatte vor uns den Millcreek gekreuzt. Mein Mann machte von hier aus Jnspektionstouren, um sich Land auszusuchen, und so kam er auch an die Forks des Millcreek, wo jetzt Jndustry liegt, und da ihm diese Gegend wegen ih rer Romantik, ihres schönen Wassers und Waldes gefiel, so ließ er sich eine League Land (4400 Acker) von dem mexikanischen Land-Commissär, welcher seine Office in San Felipe hatte, vermessen. (Diemeri kanische Regierung machte jedem Ansiedler ein Geschenk von einer League Land, er hatte nur die Vermessungskosten zu bezah len.) Wir bauten nun ungefähr 200 Schritte unterhalb hier, wo ich heute noch