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8 Furth (Oberpsalz) finden dort demnächst verschiedene Festlichkeiten, darunter ein Dicnstmädchcn-Commcrs, statt, au wel chem blos die betreffenden Herrschafts fcauen thcilnchmen dürfen. Da mag es lustig werden! Unlängst lenkte in Ohligs die allgemeine Aufmerksamkeit ein ans Ur laub befindlicher Soldat auf sich. Er ist der größte Soldat der ganzen deut schen Rcichsarmee, rechter Flügelmann bei m ersten Garde-Regiment zu Fuß. Der Riese, Pritzschau mit Namen, ist zu Urdenbach geboren und konnte seiner zeit bei der Musterung in Düsseldorf nicht uuter das Maß gebracht werden; feine Länge beträgt 2.(>6 Meter, gleich t> Fnß Zoll. Er wurde kürzlich mit dem kleinsten Soldaten der Reichs ar luee, dem deutschen Kronprinzen, auf einem Bilde photographirt. Eines die ser Bilder bekam Pritzschan zum An denken geschenkt. Hoffentlich weiß der Riese die ihm widerfahrene Ehre gebüh rend zu würdigen. Ein Feind vom Anzeigen in den öffentlichen Blättern machte kürz lich seinem Aerger in folgenden Worten Luft: „Vor einer Woche wurde mir aus der Vorhalle der Kirche ein Regenschirm gestohlen. Ich hatte denselben zum Geschenk erhalleu, uud da ich ihu i'ehr hoch schätze, gab ich den doppelten Werth in Anzeigen aus ; ich erhielt ihn aber nicht zurück." „Wie lautete Ihre „An zeige?" fragte ein Kaufmann. „Hier ist sie," sagte der Mauu uud zog einen Zcilungsansschuitt hervor. Der Kauf mann nahm ihn und las: „Verloren iu der Vorhalle der Kirche am leh ren Sonntags - Abend ein Regenschirm aus schwarzer Seide. Der Herr, welcher ihu fortnahm wird eine anstän dige Belohnung erhalten, wenn er ihn in Nr. —, Straße abgibt." „Ich gebe viel Geld für Anzeigen ans," fagte derKanfmann," und habe immer gefun den, daß sich die Sache bezahlt. Lassen Sie uus eiueu neuen Versuch mit Ihrem Regenschirm machen, und wenn Sie dann nicht zugeben, daß Anzeigen nütz lich sind, so will ich Ihnen einen neuen Schirm kaufe«." Der Kaufmann schrieb dann auf ei ueu Papicrstreifen: „Weuu der Maun, welchen man beobachtete, als er am letz ten Sonntag aus der Vorhalle der Kirche einen Regenschirm fortnahm, nicht in Schwierigkeiten gerathen nnd einen Makel auf feinen christlichen Eha rakter geworfen sehen will, den er so hoch schätzt, so wird er den Schirm so fort nach Nr. , Straße zurückbrin gen. Man kennt ihn gut." Dies er schien in der Zeitung, und wer schildert das Erstaunen des Geschädigten, als er am nächsten Morgen die Frontthüre seines Hauses öffnete. Auf der Veran da lag ein halbes Dutzend Schirme aller Farben und Größen, und der Vorhof war buchstäblich mit Regenschirmen be deckt, die über das Gitter hinein gewor fen worden waren. An vielen waren Zettel befestigt, auf welchen geschrieben stand, daß sie aus Versehen mitgenom men waren, und daß der Eigenthümer gebeten sei, das kleine Mißverständniß nicht an die große Glocke zu hängen. Es kommt eben Alles daranf an, wie man anzeigt. Ein Menschenkenner. Als Ludwig XVIII. einmal Whist spielte, erlaubte sich sein Partner, dem das Interesse am Spiel höher ging, als das Interesse eines Höflings, die Be merkung, daß Majestät nicht zweckmäßig invitirt hätten. Der König bestand auf's Hartnäckigste-daranf, daß er die allein richtige Karte ausgespielt habe und die um den Tisch stehenden Höflinge schwiegen in tiefsterEhrsurcht. Da trat Talleyrand in den Saal. Sofort rief ihn der König zu sich und sagte: „Sie mögen entscheiden, ob ich im Unrecht bin."—„Sire," entgegnete der te Diplomat ohne jedes Bedenken, „er lauben Sie, daß ich sage, Sie sind im Unrecht." „Wie?" rief der König erstaunt auS. „Sie urtheilen so schnell und wissen noch gar nicht, um was es sich eigentlich handelt." Talleyrand aber entgegnete: „Wenn Eure Alajestät nicht Unrecht hätte, so würden die Her ren hier nicht schweigen." Der Tod des frühereu Abgeordne ten Richter - M ü h lr ädl i tz bringt eine hübsche Vcreiusgeschichte in Erin nerung, die wir hier mittheilen wollen. Es war Mitte der achtziger Jahre, als in Breslau einige Männer zusammen mentraten, um so eine Art ethische Ge sellschaft zu gründen, wie sie jetzt in Berlin gegründet worden ist. Zu der constituirendcn Versammlung war auch Richter-Mühlrädlitz, einer freundlichen Einladung folgend, erschienen. Groß war die Zahl der Versammelten nicht, aber es wurden schwungvolle Reden ge halten, und mit Begeisterung schritt man zur Wahl des Vorstandes. Richter mochtcAngesichts der geringen Zahl von Personen, welche dem Rufe des einla denden Comite's gefolgt waren, der Sache kein rechtes Vertrauen entgegen bringen, denn er lehnte die Uebernahme eines Amtes ab und bat, sich vorläufig noch abwartend verhalten zu dürfen. So wurde denn der Vorsitzende gewählt der Schriftführer, der Bibliothekar etc., und als der feierliche Akt sein Ende er reicht hatte, war Richter der Einzige in der Versammlung, der ohne Amt ausge gangen war. Einige Wochen später tras Richter den Herrn, dem bei dem neuen Verein die Würde eines Biblio thekars zugefallen war. „Nun," fragte er, „was macht uufer Verein und vor Allem die Bibliothek?" „Hm, die Bibliothek?" entgegnete der Gefragte wehmüthig. „Ja, über die ist nichts Gutes zu berichten; sie existirt nicht mehr." „Also verkauft?" „Nein, verbrannt." „In der That? Wie ist TaS denn gekommen?" „Ich habe sie angezündet." „Sie haben sie angezündet?" rief Richter erstaunt. „Aber ich bitte Sie, lieber Herr... " „Ja, es verhält sich in der That so," sagte der Bibliothekar ruhig. „Ich habe mir die Pfeife damit angezündet." „Die Pfeife?" „Ganz recht. Ich war es müde ge worden, die Vereinsbibliothek immer iu der Westentasche mit mir herumzuschlep pen, nnd da der Vorsitzende auch keine weiteren Sitzungen mehr einberief, machte ich mir aus der Bibliothek einen Fidibus. Sie bestand ja nur aus ei nem handschriftlichen Exemplar unserer Satzungen...." Das Ende einer Vielge ha Bten. Aus Berlin schreibt man: Ihr letztes Stüudlein naht heran so lautet verheißungsvoll eine Nachricht aus kundigen Kreisen; das letzte Stüud lein der furchtbaren, vielgeschmähten, staubaufwirbelnden, lnngenmordcnden Schleppe. Aber nicht der Agitation ihrer Gegner fällt sie zum Opfer, son dern einer neuen Laune der Mode, die sich gegen den jetzt herrschenden Keilrock wendet und damit zugleich gegen die Straßenschleppe, die, wie die Mode kundigen sagen, ein „folgerichtiger, nahezu unentbehrlicher Appendix" der engen Röcke ist. Allerlei Zeichen sollen am Modehimmel stehen, die der Laie nicht zu deuten vermag, während sie dem „Seherblick" des Fachmannes die Znknnst offenbaren. Der Sachver ständige weiß so verlautet auS diesen Kreisen daß die Mode nicht auf ein mal bedeutende Umwälzungen vornimmt sondern sich im Anfange mit kleinen, harmlos erscheinenden Modifikationen" begnügt, bis plötzlich die erstaunte Welt sieht, daß sie damit ganz neue, über raschende Erscheinungen eingeleitet, die „folgerichtiger" jenen „Modifikationen" folgen mußten. So verfährt man jetzt mit dem Keilrock: man beginnt damit, ihn nach oben etwas weiter zu schneiden und den Stoff rings um die Hüften ein zureihen. Hat man sich daran gewöhnt so macht man den zweiten und letzten Schritt; an die Stelle des Keilrockes tritt der weite faltige Rock, n. mit dem Keil rock ist sein „folgerichtiger" Appendix, dieStraßenfchlePpe, gefallen. Sie würde hinfüro dem Spott, dem Hohngelächter aller modeknndigen Damen verfallen. Hoffen wir, daß den Diplomaten der geplante Staatsstreich gelingt sie köuntcn dadurch Abso lution erlangen für viele der Sünden, die sie schon begangen haben! H umari stische 6. Mißver st anden. Hausknecht: „Das gnädige Fräulein läßt um einige hübsche Musikstücke bitten!" Mnsikalien.Händler: „Leichtere Sa chen wohl?" Hausknecht: „Nnn natürlich, ich bin doch schon genug bepackt!" Beim W i l d p r e t h ä n d l er. Jäger: „Kann ich noch einige Hasen bekommen?" Wildprethändler: „Thut mir leid, die beide» letzte» hat Ihre Frau Ge mahliu ebeu geschossen." Im Geschäft seif er. — „Sind diese Brautschleier gut?" „Gewiß, man kann sie sogar zu dem selben Zweck mehrmals benutzen." Er kam ost ins Hans. A.: „Wie, Ihre älteste Tochter hat gehei rathet? Aber die ist doch seit Jahr und Tag kaum einmal aus dem Haus ge kommen!" B.: „Nuu, es ist ja auch ein Ge richtsvollzieher, der sie gekriegt hat!" Umschrieben. Professor: „Die Furcht vor dem Gewitter ist eine der verzweifclsteu Schwächen der Mensch heit. Sie findet sich vornehmlich bei Weibern beiderlei Geschlechts !" Das Amnlet t. —Wie die „Berl. Morgenztg." meldet, hat ein mecklen burgischer Graf seinen Gutseingesessenen einen Talisman gegen Cholera empfoh len. Er hat nämlich einige Hundert knpferne Plättchen herstellen lassen, welche seine Leute als Schultz gegen die Krankheit au einem Bande auf der Brust tragen sollen. „Ich halte die Plättchen for Blech," meinte Lattenfritze; „nn det merkwür digste dabei ist, det in dieser haarigen Geschichte alle Leute Platten kriejen!" Zuverlässige Z tbesti m m ung. „Sagen Sie einmal, Anna mein Mann ist gestern Abend sehr spät nach Hause gekommen, wieviel Uhr war es dcntt?" „Das weiß ich nicht, aber wie ich in der Frühe aufgestanden bin, hat der Ueberzieher des gnädigen Herrn noch ge baumelt!" Die Korruption in der B u kwina. Hochgestellte Beamte wur den als gemeine Betrüger entlarvt. Hieraus ergibt sich das Naturgesetz für die Bukowina: je höher einer gestellt ist, desto leichter wird er vom Schwin del ergrissen. Schattenseite der Mode. „Warum wichsen Sie denn Ihren Schnurrbart und tragen ihn nicht breit gekämmt, Das ist doch modern?" „Weil meine Verlobte bei'm Küssen durch ihn allemal so gekitzelt wurde, daß sie Lachkrämpfe bekam!" Ein schwieriger Fall.—Bau ernjunge (zu feinem Vater, nachdem er sich lange nachdenklich eine Ritterrüstung betrachtet hat): „Vater, wenn Dir ein Floh gebissen hat, wie hast Du Dich denn da gekratzt?" Kindliche Logi k.—„Papa, Dir gehen aber 'mal die Haare aus !" „Ja, unsere Schulden sind der Grund davon." „Aber Papa, bezahlst Du denn die Schulden mit Deinen Haaren?" Aspirationen. „„Ich weiß, was ich sein werde, wenn ich einmal groß geworden bin," sagte Hal; „ich werde ein Polizist und werde einen Knüppel tragen." „Und ich," rief Walther trinmphirend aus, „werde ein Gigerl fein und mir den Knüppel von einem Mann nachtra gen lassen." Fein abgelehn t. —Dichterling : „Mein Straus hat Sie erfreut?" Dame: „Ungemein; er war rei zend !" Dichterling : „Und mein Gedicht ?" Dame: „O, davon ganz zn schwei gen !" Modern. —Erster Eolporlenr: „Na, wie ging das Geschäft?" Zweiter: „Oh, danke, ganz gut, ich habe mit dem neuen Conversations lexikon überall großen Absatz gesunden." Erster: „Ja, Das will ich glauben, die großen Absätze sind jetzt sehr in der Mode!" Immer Derselbe. —Braut: „Endlich sehe ich Dich wieder, Geliebter. Haft Dn denn die Eltern und Geschwi ster schon begrüßt?" Lieutenant: „Alles, Alles, Schatz; war das reine Hindernißrennen, bis ich zu Dir kam!" Im Ex a m e u.—Professor (bei der Behandlung des Erbrechts): „Und wie heißt Derjenige, der beerbt wird ?" Eandidat: „Der Erblasser." Professor: „Gut, Herr Eandidat, uud können Sie mir wohl sagen, wes halb er so heißt?" Eandidat: „Weil er gestorben ist, da bei muß Jeder erblassen." So kommt man aus. „Wie Sie mit so großer Familie bei Ihrem geringen Gehalt nur auskommen kön nen !" „Ja, schauen S', z' Mittag essen wir nie, und das was übrig bleibt, wärmen wir des Abends!" Bei'm Manöve r.—Oberst (zur Ordouanz bei'm Manöver): „Sagen Sie Ihrem Lieutenant, er soll nicht alle zehn Minuten melden, er habe alle Po sitionen genommen, er kann ja doch nicht schon in drei Stunden ganz Europa er obert haben !"