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4 wcnn auch schönsten und seltensten Fe sten aus dem Wege. Ich zog daher vor, schleunigst nach St. Louis weiter zu rei sen, wo es, weil schon sehr südlich, noch gemüthlich warm ist, und wo ich im schatten der Bäume und „aus Rosen wandelnd," die schreckliche Fahrt bald zu vergessen hofft. Der Zaubcrjchlaf. Im „wilden Westen" Berlin'S hauste einmal ein eifriger Buchhändler, der des Tags sich sorgte und mühte, des Nachts ost noch bis spät bei'm Fackelschein in den riesigen Hauptbüchern stöberte uud alle möglichen Tugenden besaß uud nur einen einzigen, reizenden klcineiiFeh ler. Der trcsfliche„Eduard"hatte es näm lich im Laugschlasen zu einer seltenen Birtuosität gebracht, um die ihn selbst die kleinen Murinellhierchen beneideten und die verstehen doch auch 'was da von! Seine Freunde hatten gehofft, seine Bcrheirathung würde Das mit ei nem Schlage ändern aber sie hofften vorbei, er besserte sich in keiner Weise. Wäre die Trauung auf Bormittag 10 Uhr angesetzt gewesen nie hätte ans dieserHcirathEtwaswerdenkönnenlßan gen Herzens hatte seine ehemalige Wir thin prophezeit, daßDas noch ein schlim mes Ende nehmen könne und es nahm wirklich ein schlimmes Ende. Hört, wie DaS kam. Herr „Edncnd" wachte eines Mor gens auf er wollte besonders zeitig ausstehen und hatte deßhalb seinen Wecker aus bereits neun Uhr früh ge stellt: denn auf Frauen ist hierin nicht immer unbedingter Berlaß und auf das Dienstmädchen auch nicht immer. Als der Wecker schnurrte, iguorirte ihn Herr Eduard einfach. Diese Anstrengung versetzte ihn von Neuem in tiesen Schlaf er schlief und schlief und schlief. „Es wird doch an der Zeit, daß ich aufstehe," sagte er endlich. Die Uhr war stehen geblieben. Seine Frau war ausgegangen, das Mädchen war aus gegangen, uud das Feuer iu der kleinen Kafsecinaschinc war auch ausgegangen, Das war sehr merkwürdig. Bon einer noch merkwürdigeren inneren Unruhe getrieben, eilte Herr Eduard aus sein Eomptoir an der Lcipzigcrstraße. Die bellte schauten ihm nach. „Mir ist h:nle etwas sonderbar zu Muthe," brummte der eilende Eduard „aber DaS kommt, wenn man nie dazu kommt, einmal ordentlich auszuschlafen." „Huten Morgen, meine Herren," sagte er, als er in das Büreau trat. „Gesegnete Mahlzeit, was wünschen Sic?" fragte ihn ein völlig sremder jun ger Mann. Es kam ihm Alles so sonderbar vor. ich habe mich verlausen," sagte Eduard, „ich wollte zu „Drucker tk Eo."" „Bitte, meiu Herr, das Etablissement befindet sich d'raußen auf dem Teinpel hofer Felde. Nehmen Sie an der Ecke am leipziger Platze einen Luftballon, dann sind Sie sofort da." Eduard griff au seinen Kopf ihn schwindelte. Ihn schwindelte immer noch, als er im Lustballon saß und ihn der Lenker desselben fragte: „Wünschen Sie zu Drucker H Eo. auf dem Tempelhofer Felde oder nach der Filiale in Peking?" Eduard stöhnte: „Nach dem Tempel hofer Felde." In wenigen Minuten wnren sie dort. Ein ungeheurer Gcbäudecomplex um fing ihn. Bon dem Sausen der Ma schinen erzitterte dic Erde. Das ist das Welt-Etablissement Drucker »k Co. Sieben Portiers verneigten sicy vor ihm. Siebenzig Eommis richteten ihre fragenden Blicke auf ihn, als er mit ver störter Mine vom Fahrstuhl in das Bü reau hinab glitt. „Ich möchte gern meinen Compagnon, den Herrn Doktor, sprechen." Ein junger Herr mit distinguirtcr Miene bedeutete ihn, daß seit seinem se ligen Urgroßvater, der den Drucker'- scheu Bolkskalcudcr in Grönland und bei den Hottentotten eingeführt, kein Doktor mehr das Geschäft geleitet habe. „Aber war damals nicht auch ein ge wisser Herr Eduard Ches der Firma?" ~„OH, mit dem hat es ein räthelhafles Ende genommen," erzählte dcr junge Herr. „In einer alten Familienchronik steht zn lesen, daß dieser Better meines Urgroßvaters eines Abends zu seiner jungen Frau sagte: „Höre, Grcthchen, ich gcdenke morgen sehr zeitig aufzuste hen!" Ehe sich die junge Frau von ih rer Bestürzung über diesen Ausspruch erholen konnte, begab sich dcr jungc Mann in das Schlafzimmer und ward nicht mehr gesehen!"" Stöhnend sankEdnard aus einen Stuhl. „Entschuldigen Sic mich für ei nen Augenblick," sagte dcr junge Besit zer dcs Ricscn-Etablissemeilts, „man tclephouirt mich soeben an." „Wer da? Hier Drnckcr «k Co." „Hier dcr Schah von Pcrsicn. Bitte um 6 Exemplare dcs Drnckcr'schcn Bolkskalcndcrs, 5 Stück ucu, ciueu mit Tintenklexen, den ich als gebraucht aus den Tisch legen kann." „Sehr wohl, mein lieber Schah, sonst noch 'was?" „Nein, danke, —Schluß." ~Fritz," sagte dcr Ches, „stäuben Sie sosort das Telephon mit persischem In sektenpulver ein." Entschuldigen Sie, mein Herr." Noch hatte sich Eduard von seinem Staunen uicht erholt, da tritt der Ober buchhalter der türkischen Abtheilung herein : „„Herr Ehef, der Sultan möchte gern ein Exemplar des „vergnügten HandelS stabes" habcn."" „Hat er dic Gcsangbüchcr vom vori gen Jahre bezahlt?" „Nein, noch nicht, wcnn ich ihn da ran mahne, schreit er sosort: Schluß, Schluß! und stellt das Telephon ab." „„Dann bekommt er auch den „ver gnügten Handelsstab" nicht."" „Sehen Sie, mein Herr," wendet sich dcr junge Ehes an Eduard, „solche faule Kuudcn gicbt es heutzutage." „Gestatten Sie mir," wagte hier Eduard dazwischen zu werscu, „gestat ten Sie mir, daß ich vor Erstaunen meine Bcrwuudcrung zurückziehe — wir hatten auch damals srühcr wcnn ich mich nicht irrc saule" Da össnete sich plötzlich unter dcm Sessel Eduard's eine Klappe. „Bc daure. Ihre Bisitcuzcit ist abgelaufen," hörte Eduard noch sagcn, während er mit seinem Lehnstnhl in die Tiefe sauste; ein kalter Luftzug „Aber, Eduard, willst Du denn im mer noch nicht aufstehen," tönte dic Stimme seiner jungen Frau an sein Ohr, „es ist die höchste Zeit, daß Du iii's Geschäft gehst." „Ich habe recht merkwürdig geträumt," sagte Eduard, „ich muß doch künftig früher zn Bette gehen, damit ich in der Früh' nicht so schwere Träume habe." Drirsdts JacklonP. Hoosnakle, Esq. Die Consequenzcs. St. Louis, November de nein zchntc 1892. Mistcr Editor: Ge schtern Morge, wie der Lettcr-Earrier en Brief bringt, macht er so e ferchter lich lang Gesicht. Was is dc Mätter? srog ich en. Mättcr? segt er. Glaawe Se, e Patriot, wie ich, könnt vcrleecht Porzclbäum schlage, wenn er schuhr sein muß, daß die Couutry in sechs Monate vun jetzt die Krenk Hot? Watsche Se nor, was ich Ihne sog. Sie wcrre sehe, was Des for e Ehänge all around gebt! Des wärmer recht, sog ich, e Bische Ehänge kann mer immer braache. Teö meen ich net, segt er. Well, sog ich, do ineeiie See Ehänge in Ihrer Posischen. Mister Hoosnakle, segt er do insultc Sc mich net! Glaawe Sc, do gäb c republikanischer Patriot was d'rum, ob er e Ossice Hot oder net, no, Serri, des kann mer uns net nohchsoge. Nee, gewiß net, sog ich, well, gute Morge. Glei d'russ nockt Eener am Bäckdoor; wie ich guck, wor's der alle Joe, e wccß wolligcr Nigger, wo schun, glaab ich, fuffzchc Johr unser Aesches holt. Mas sa Hoosnakle, segt er un Hot sich e Drahn vun enc halwe Pint aus jeddem Aag gewcipt, dcs werd hcit des letzschte Mohl sei! Was is de Mätter, Joe? srog ich, willscht De vun der Eity eweck »luve? Dcs net, segt er un fängt an ze heile, wie e Schloßhund, awer mer werre gcinuved. Sowie se fertig sein mit ein Eountc, wcrre mcr Nigger all' enunncr nach Alabama, Mississippi, Ca rolina u. s. w. gcdriwwe un knmmc uff die Auktfchcn. —Do braachschtc kce Acng schtc nct zc hcn, Joc, for Dich gcbtKcc ner zwee Bit net, un iwerhaapt iS's vun alle Nigger, wo ich kenn, keen Ee ner mehr werth. Awer wer Hot der denn Dcs gcfogt? Unscr Priedschcr, scgt er, und der kann kei Lei net söge, un dann hot'Z aach in unserem Päper „?li<z I'nture ok tl«? üaeo" gc schtanue. Do hoscht De allerdings die zwee beschte Extremities for Dfcheneral Beracity errausgepickt, Joc, en Pried schcr uii cn Ncwspäpcr, vun dcnc scgt Ecucr so schuhr wic der Anncrc dic Wohrhcit. Awer kccp cmohl cinstwcilc Dci Shirt an, Joc, wcnn De iwerhaapt ceiis auhoscht. Ich will cmohl mit cm Elcvclaud rcdde, vcrleecht macht er mit Dir c Exceptschen. Much obliged, Mas sa Hoosnakle! segt er, Hot sich noch zwee große Drähne aus de Aage gewcipt, sci AescheS ussgelode un is fort. Wic ich de Owend bei'm Schorfch sitz, wor aach de Fritz Dippehaucrd'ruii nc, dem ohrmc Kerl hen sc im Krieg dcs linkc Been un de rechte Ohrm cwcck ge schossc, un vun dc paar Dollars Pen scheu, wo der kriegt, schlägt er sich grod fo kimmerlich dorch. Wic die Dispatsch- Buwe knmmc, seh ich, daß der sich e Dispatsch kaast. Fritz, sog ich, Du mußt gut ab sein, Du schtcrzscht Dich ja hcit in Uukoschtc. Fuhlc Sc cn or mc Dciwcl nct, läckson, segt er, ich will nor cmohl schc, ob schun 'was dcrvun driu schtcht. Es is hart, wcun so e armer Grippel in seine alte Toge noch schasse soll. Wie so, Fritz? sog ich. Well, hcnn Se's denn noch nct geheert, vum verte März an werre alle Peu schens geschtappt, un dann kummt aach glei derbei die Ordre, daß all die Posch te vun de Grand Army dissolved wcrre müsse und daß bci Todcsschtros Kccncr mehr c Bädsch trogc derf; nnd Des bricht mer noch ganz des Herz. Ich hen immer noch geglaabt, daß die mer wenigschtens emohl e anstännig Funeral gewe thäte! un er Hot geschluchzt, wie e kleenes Kind. Fritz, sog ich, so hart wird's net kumme, vcrleecht, daß sc eich e Bische reduze. Allerdings hen ich ge» heert, daß vun jetzt an uss de Bäck-Pen schens kei zehe Prozent Jntereß mehr vnn dem Tog an bezohlt werre solle, wo der Colnmbns hier geländet is. Do bleiwt mer Nix iwrig, wie mich todt ze schieße, kreischt er do, trinkt sei Bier un schterzt enaus. So dumme Kerl, so Riudsviecher, hen ich gedenkt, eich hen ich gesuhlt, wenn ihr eich so dumme Sache einbildt, gchccrt eich noch e Trump d'russ gesetzt. Was so Kerl net Alles glaawe. Amer noch Eener iß mer begegnet, un der Hot mer Spaß gemacht. Des wor de Reverend Aagcdreher, Präsident vun der „A. B. E. D. Temperenz-Union," der wor der Ihne so füll, wie e Tick. läckfon, segt er, was nimmscht De? Jetzt geht's uss eenem Uffwäfche hin. Jetzt geht's uff e große Spree. Gebote fein mer doch for de nächschte 20 Johr, also wcssentwege noch heichele. Kumm', läckson, ich triet. Pardantsch! Do Hot er aach schun in der Gutter gelege. Ich hen getreid, ihn Widder uss de Been ze bringe, es wor awer nmsunscht. To hen ich e Trick gebraacht. Aagcdreher, de Hoodlum-Wage! liot zour dotwin Oollirr, Mister Editor, daß der in zwee Sekunde uss die Been wor. Der muß de Hoodlum-Wage schun ge sehe hen, ehenter, als der Cleveland elected wor. Daun bin ich noch Zwee begegnet, dem Wholesalc-Grocer Lightweight un eine Schträndscher. Hoosnakle, segt de Lightweight, jetzt sein mer All bankrott, jetzt sein de Bnsincße futsch for de näch schte vier Johr. Des kann ich net sehe, sog ich. Ilow? Des könne Sc net sehe un wolle so eschmarter Mann sein! Wer Des net sieht, is e Fnhl, segt der Schträndscher. Excuse mich, segt do der Lightweight, daß ich den Herrn noch net interduzed hen. Mister läckson P. Hoosnakle, Mister Cheatcm, U. S. Post-Träder in Montana. Excuse Se mich, Mister Eheatem, sog ich, ich hen mich vorhin geerrt, ich seh's jetzt aach. Sie net aach, Mister Editor? Ihr al ter Freind läckson P. Hoosnakle. Der Agrarier und die Sonntagsruhe. i. Um's Himmclswillen, keine Hand, Tajz sie in Sünden nicht verderbe, Scll rühren sich im Handelsstand, Und feiern soll heut' das Gewerbe! Fromm rnfl es der Agrarier aus Und such! mit feuchtem Blick den Himmel, Ihm klingr als liebster Ldrenschmaus Ter SoimtagSglockeii fern Vebimmel. Lauft nickt er ein und träumt dazu Bom Hlm.nelsjchay, der niemals rostet — Ein schönes Bild Sonntagsruh', Tie dem Agrarier Nichts lostet. n, Tie Pflüge 'raus! Gespann herbei! Pom hat's geläutet, Am Sountags-Morzen denn bedeutet!" Streng ruft es der Agrarier aus: „Wann will der Jnstmann denn bestellen Lein Feld? Flugs aus dem Bett heraus, Holt mir die schläfrigen Gesellen !" Ta strömt das arme Volk her;u Mit Hack' und ötarst, der niemals rostet— schönes Bild der Sonntagsruh', Tie »ein Agrarier 'was lostet.