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8 Das Ende des Monte.Yarlo-Wells. Ans London 15. März, wird ge schrieben: Während noch von allen Ecken und Enden das schöne Lied vom,.slan, I)rolio tliL imnli vi tönt, sitzt der Held dieses Singsangs, durch den das litrÄru-doom-äe-a) so würdig abgelöst wurde, im Gefängniß. Gerade unterbrach eine Verurtheilung zu acht Jahren Gefängniß seine bisher so erfolgreiche Laufbahn mit rauher Hand. Wells, der heute 51 Jahre ist, scheint ziemlich srüh die für viele inge niöse Köpfe so verführerische Wahrheit entdeckt zu haben, daß die Dummen noch lange'nicht Alle sind, insbesondere un ter den Seelen, die Geld haben. Die Genialität der Methode, mit der er ei ner ungerechten Vermögcnsvertheilung erfolgreich abhalf, besteht in ihrer Ein sachheit. Mit Hülfe des modernen Al lcrweltsniittels der Annonce, vertraute er einfachen Leuten an. er sei im Besitze eines wcrthvollen Patents, au dessen Ausnützung ihn mir die kalte Gleichgül ligkeit der Welt hindere; wer ihm nur gewisse kleine Summen vorstrecke, den wollte er einst belohnen in einer Weise, die alle Träume der gierigsten Habsucht übersteige. Wie ihm mit diesem entzük kend einfachen Mittel der Gimpelfang gelang, beweisen die 23 Betrngsankla gen, gegen die er sich dieser zu ver antworten hatte. Der Hauptkläger war cin Mr. Trench. dem er allmälig9ooo Pfd. abgenommen hatte. Zu Beginn hatte er ihm sür die armselige Summe von 475 Pfd. volle (.000 Pfd. versprochen; für weitere 500 Pfd. bot er ihm 'eine 600 Pfd. werthe Aktie, in dem'glorreichen Unternehmen, das er mit dem geliehenen Gelde in's Werk fetzen werde. Dann folgten 1250 und 2000 Pfd. fü? ein Versprechen von je 50,000 und 150,000 Pfd. Ans die selbe Weise erhielt er von:einer Miß Philimore nicht weniger als 28.000 Pfd. Als weiteres Opfer ser Leicht gläubigkeit sigurirte mit 1500 Pfd. ein Geistlicher Aldrich Blacke. Wells zog mit seinem Raub nach Monte Earlo nnd dort gelang es ihm bekanntlich, die Bank zu sprengen, indem er innerhalb fünf Tagen 40,000 Pfund gewann. Dieses scheinbare Gluck war aber in Wirklichkeit der Ansang vom Ende. WellS wurde zum Stadtgespräch, ein Ding, das jeder perfekte Schwindler sorgfaltig vermeiden sollte. Die Augen des erfolgreichen Amateurdetektiv s!a -bonchere lenkten sich auf ihn, er hatte frü her von den Schwindeleten eines Wells vernommen, er identisizirte als diesen den Monte Earlo-Mann. seine Anzeige ermuthigte die früheren Opfer und das Ende vom Liede sind acht Jahre Gee fängniß, in denen der Mann von Mont Earlo reiflich Zeit hat, über die Wan delbarkeit alles Glücks nachzudenken. Müntes. Einer der letzten Ueber lebeiiden aus den jkriegen Napo leon's 1., der General d'Anthonard, ist in Versailles im Alter von 97 Jahren gestorben. Obwohl häusig verwundet und in den afrikanischen Feldzügen als lodt und eine Beute des Fiebers auf afrikanischem Boden zurückgelassen, hatte sich d'Anthonard eine eiserne Gesundheit bewahrt, die erst im Jahre 1889 durch die Influenza einen Stoß erhielt. Seine militärische Laufbahn hatte im Jahre 1815, wo er als Lieutenant in Belgien focht, begonnen. Zum General 1851 ernannt, mußte d'Anthonard 1857 zur Reserve übertreten, da er die bestimmte Altersgrenze erreicht halte. Bis 1879 blieb er in diesem Verhältniß und er hielt dann definitiv feinen Abschied. Was in den Reclam'schen Uebersetzungen dem Leser geboten wird, geht in's Unglaubliche. Besonders ge lungen sind die Übersetzungen der russi schen Klassiker; Toljtoi's Meisterwerk „Anna Karenina" führt in der Reclam'- schen Ausgabe das Motto: „Die Rache ist süß, ich spiele Aß," während es hei ßen soll' „Die Rache ist mein, spricht der Herr." In demselben Buche heißt es: „Man Halle ihm (einem Offizier) zwei Tschins gegeben, und er war nunmehr General." Zu deutsch: man hatte ihn um zwei Grade (russisch gleich Grad oder Rangklasse) befördert, u. f. w. Ein Portier fragte einen Herrn: „Wo beliebt Ihr zu stehen ?" Zu deutsch: „Wo sind Sie abgestiegen?" Weiter: „Um nicht erkannt zu werden, hatte er ein fremdes Geschirr genommen." Soll heinen: „Um nicht erkannt zu werden, hatte er ein fremdes Fuhrwerk (russisch „Geschirr," analog dem östreichischen „Zeug'l") genommen. Nicht minder glänzend sino Gogol's „Todte Seelen" übersetzt: „Ertrug den Annenorden zum Halse;" „Er war für einen Stern vorge stellt worden." Sollte heißen: „Er war sür einen Ordensstern vorgeschlagen worden" u. 5. w. ohne Grazie, aber in iuüiiitum. —D er grö ß te Or ang-U t a n g. Eines der größten Exemplare eines Mias oder befand sich sagt das „Journal der königl. asiatischen Gesellschaft" jüngst in Singapore. Das Thier wurde in Borneo gefangen nnd ein eingeborener Händler kaufte es in Singapore. Derselbe soll es wieder an einen deutschen Seecapitän verkauft haben. Der Orang-Utang war 4 Fuß 5 Zoll groß. Sein Gesicht war sehr breit, die Backen liefen seitwärts, eine Art von flacher Scheibe darstellend. Das Haar war ungefähr 4 Zoll lang, dick und hellroth, und er hatte einen kurzen zugespitzten Bart. Die Augen waren dunkelbraun. Er gehört wahr scheinlich zu der Gattung, welche als simia sittvrns bekannt ist. „Verdeutsch' Dich oder ich freß' dich" scheint das Prinzip Verzeihung ! der Grundsatz eines Berliner, der edlen Turnerei gewidme ten Vereins zu sein, der jüngst sein Stiftungsfest feierte und bei dieser Ge legenheit eine eigenthümliche Tanzkarte zum Besten gab. Aus dem Walzer hat man einen „deutschen Dreitritt" ge macht und in seiner Sprachreinigungs wuth nicht bedacht, daß „Walzer" ein schönes deutsches Wort ist. Ebenso hat man den gut vaterländischen Rhein länder durch einen „rheinischen Drei tritt," die Polonaise durch einen „Rundgang," den Galopp durch einen „Schnelltanz" den Contretanz durch einen „Gegentanz" ersetzt u. s. w. mit Grazie in inäuitnm. Recht bezeichnend ist es, daß das Kommando (Besehl) bei diesem „Gegentanz" in den üblichen französischen Wendungen gegeben wer den mußte, da die Damen sonst in arge Noth gerathen wären. Im übrigen sollen auch die Herren oft Schiffbruch gelitten haben. So verstand einer die Bezeichnung „deutscher Dreitritt" ganz anders als sie gemeint war. Er hörte nie eher zu walzen aus, als bis er drei getreten hatte. Bock-Sprüche. Wenn wiederum!':: Lerche singt, Dann,schmilzt der Schnee im Märzen, Und wenn derßock dem Faß entspringt, Dann schmilzt das Eis vom Herzen. * Spatzen zu schießen mit Vogeldunst, Hasen zu jagen, ist keine Kunst, Aber einStück mit dem Bock zu wagen: Das will was sagen ! * 5 * Der Franzmann trinkt gegypsten Wein, Und Thee schenkt sich der Brite ein. Derßock geziemt dem dentschenMann, Da wagt kein Schwächling sich heran. H umlirillisch es. Der Lenz in der Familie. 1. Die Tochter ist Dichterin und be singt den Leuz. 2. Der Bater ist ein großes Thier und lechzt nach „von" u. „Excel —lenz." Z. Der älteste Sohn ist Rentier und faul —lenz —t. 4. Der zweite Sohn ist Chemiker und flucht der Pestis lenz, zu der ihn sein Beruf verdammt. 5. Der jüngste Sohn ist Studio und träumt naturgemäß von Eoblenz und seineu Weinen. Ein Unbescholtener. Das ist ein Mann! im ganzen Lande Wird er bewundert nuverhohlen: Er war Senator, war Minister, Und dennoch hat er nicht gestohlen ! Verrathe n. —„Emil, es ist schau derhaft, was ich von Dir hab' hören müssen Du seiest gestern Abend total betrunken gewesen!" „Ha, Verläumduug ! Wer verbreitet solche Lüge ?" „Herr Müller hat's seiner Frau er zählt !" „Was, Der! Der lag ja bei mir uu tcr'm Tisch !" Parirt. -Gutsherr (Besitzer ei ner Schnappsbrennerei) mit dem Orts pfarrer spazieren gehend, deutet auf ei nen Bauer, der tatal betrunken auf der Landstraße taumelt: „Sieh' da, würdeu, ein Lamm auS Ihrer Heerde!" Pfarrer (auf die Brennerei hinwei send): „Leider bei Ihnen zur Tränke gewesen, Herr Baron!" Schreck l ich. —Fuhrmann (bei der Ueberfahrt über einen Alpensee): „Im vorigen Jahre ist an dieser Stelle ein Boot mit Mann und Maus unterge gangen ?" Dame (aufschreiend): „O Gott, wir haben doch nicht etwa Mäuse an Bord!" Einfacher Grun d. —Frau A.: „Weshalb war denn bei Euch wieder so'n großer Krach ?" Frau B.: „Mein Mann hat wieder mal beleidigende Aeußerungen sallen lassen." A m V i e r w a l d st ä t t e r-S e e. — Führer: „Sehen Sie, mein Fräulein, dieser Berg da ist der Pilatus, und der gegenüber —" Fräulein : „Ah, ich weiß schon—Das ist der Pontius!" Bange Ahnung. Der kleine HanS muß stetS mit den alten Kleideru und dem abgelegten Spielzeug seines älteren Bruders Fritz vorlieb nehmen. EineS Tages fragt er nach längerem Sinnen: „Mutter?" „Was, mein Junge?" „Muß ich später auch 'mal Fritz seine Wittwe Heirathen, wenn er stirbt?" Unsere Töchter. Frida, das vierzehnjährige Töchterchen der Frau W. in der T.straße, macht dieser Tage einen Besuch bei ihrer Tante Klara. „Weißt Du schon das Neueste, Tantchen? Ich werde wohl Pfingsten aus der Schule kommen." „Ach, schon?" entgegnete Tante Kla ra verwundert. „Wie alt bist Du denn, Frieda?" „Vierzehn, Tantchen." „Und in welcher Klasse ?" „In der dritten; und Pfingsten wür de ich bestimmt in die zweite kommen. Aber ich weiß es gewiß, Tante Klara, daß ich mich zu Hause viel wohler fühlen werde, als in der gräßlichen Schule." „Das will ich gern glauben, Frida," lacht Tante Klara, „aber sage 'mal, Frieda, wie steht's denn mit Deiner Ge lzhrsamkeit?" „Ach, Tautchen," wirft Frieda mit überlegenerMiene ein, „ich hab' erst neu lich gehört, wie unser Doktor R. zu Mama gesagt hat: Liebe Fran W., un sere Männer heut' zu Tage, die wollen vor Allem gesunde und keine gelehrten Frauen, uud —" Entsetzt hält Tante Klara der kleinen, vierzehnjährigen Weisheit den Mund zu. Für sich aber denkt sie: „Sie hat ja so recht!" Höfliche Grobhei t.-A.: „Herr, Einer von uns Beiden muß verrückt sein!" B.: „Bitte, mein Herr, Sie haben den Vorzug!" Ein Schwerenöthe r. —„War- ten Sie nur, Herr Lieutenant! Sie böser junger Mann! Haben neulich unserer Frieda heimlich ein großes Marzipanherz verehrt; sie hat das ganze mit einem male ausgegessen. Darauf wurde ihr schrecklich unwohl. Nachher stellte sich heraus, das Her; war...." „Gebrochen, gebrochen, natürlich, meine Gnädigste!" Theaterkritik. Lieutenant: „Unteroffizier, welche Leute haben denn gestern als Statisten im Theater sun girt und dabei das Slück total verdor ben?" Unteroffizier: „Hier der der Peter und der Krawntschke." Lieutenant: „O, ihr vernagelten Schafsköpfe! Marschiren könnt ihr nicht, schießen könnt ihr nicht und nun könnt ihr nicht einmal Theater spie len!" Genügsam. —A.: „Sieh 'mal, eine salsche Mark, die ich heute verein nahmte." B.: „Gieb her, ich zahle damit in der Kneipe!" A.: „Aber das sieht der Wirth doch auf den ersten Blick!" B.: „O, der ist schon froh, wenn er überhaupt nur Geld sieht!" Beweis. A.: „Ein schöner Mensch, mein Vetter, nicht wahr?. . wie alt schätzen Sie ihn?" B.: „Fünfundzwanzig!" A.: „Hahaha, fünfundzwanzig Jahre seines Lebens hat der allein im Zucht haus zugebracht!" Streng. „Mein Fräulein, darf ich Ihnen ein Osterei zu Füßen legen?" „Wenn Sie es erst legen müssen nein!" Fatale Bescheidenheit. „O, Elli, wirst Du auch glücklich werden mit mir?" „Gewiß, Arthur! Ich bin ja so anspiuchslos!"