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in Gold aus und übergab es ihr mit der Weisung, ihn dafür anständig zu beerdigen; besonders legte er ihr an's Herz, ihm neue Stiefel zu kaufen und keine Todtenfchuhe anzuziehen. Die Frau versprach es. Sobald aber der Mann todt war, wurden ein Paar Tod tenschuhe gekauft und der Leib der Erde anvertraut. In der "Nacht hatte sie die Vision, ihr Mann erscheine an ihrem Bette, knirsche mit den Zähnen und werfe ihr die Todtenfchuhe vor's Bett, und Dies wiederholt sich jede Nacht. Sie läuft nun nach einander zum Pfar rer, Amtsvorsteher und Doktor, aber die gewünschte Erlaubniß zur Wiederaus grabung bekommt sie nicht. Alle erklä ren ihre Vision für eine krankhafte Ein bildung. 'Nun kauft sie ein Paar große Stiesel und geht auf den Friedhof. Hier schaufelt sie das Grab wieder auf, öffnet den Sarg und zieht die Stiefel auf beide Füße des Todten. Nachdem sie ihm noch die Brille aufgefetzt, die Schnupf tabaksdose, etwas Geld u. die Brannt weinslasche beigegeben hatte, schloß sie den Sarg, schaufelte das Grab zu und wanderte getrosten Muthes nach Hause. So geschehen im Jahre 1893. —E i n e Ne g erf a m i li e, welche neulich in Berlin in stolzer Karosse die „Linden" passirte, erregte überall die Aufmerksamkeit der Passanten. Sobald die Equipage vor irgend einem Ge schäftslokal hielt, sprang ein schwarzer Diener vom Bock und machte die Hon neurs. Die farbigen Gäste gehören ei ner der reichsten Familien in San Do mingo an. Die schwarzen Herrschaften beabsichtigen, nach Karlsbad zu reisen, dessen Quellen das Familienoberhaupt auf Anrathen amerikanischer Aerzte zur Heilung eines Magenübels zu gebrau chen gedenkt. Dann wollen sie die Haupt städte Europa'S besuchen. Vom KYff h ä u ser g e b ir g e schreibt man: Die Barbarossahöhle auf dem Kyffhäuscrgebirge, die zu den groß artigsten und vielbesuchtesten Höhlenge bilden Deutschland's zählt, aber in Folge derEigenthumsstreitigkeiten, die sich zwi schen der Bergwerks-Gesellschaft, bei de ren Muthungen sie vor etlichen zwanzig Jahren entdeckt war, und dem Eigen thümer der über ihr liegenden Forstge läude, Kammerherrn Baron von Rüx leben, seit mehreren Jahren dem öffent lichen Besuche verschlossen war, ist kürz lich wieder geöffnet worden. Die zum 16. Bezirke des „Harz-Clubs" gehörigen Ziveigvereine Nordhaufen, Roßla und Kelbra haben sich um diese Gegend nicht nur, sondern um das gesammte reisende Deutschland das Verdienst er worben, TicS erzielt zu haben. Die Höhle wird alljährlich von Tausenden von Fremden besucht, so daß die Schä digung, die ihre Schließung für die ganze Gegend im Gefolge Halle, eine ganz beträchtliche war. Bekanntlich hat der Thü ringer Wald eine altehrwürdige, schon zu den Zeiten des Bonisazius be kannte wundersame Straße aufzuweisen, wie sie kein anderes Gebirge kennt, den Rennsteig, der sogar keinen Geringeren, als Viktor von Scheffel zu einer poeti schen Verherrlichung begeistert hat. Die ser Gebirgspfad läuft auf dem Kamm des Franken- und Thüringer Waldes in einerLänge von etwa 110 englifchenMei len von dem eifenachischen Dorfe Hör schel an bis zum reußischen Dorse Blan kenstein an der Saale und ist mit Aus nahme einer kurz.'n Strecke am Jnscls berg heute noch fast überall fahrbar. Ueber die Bedeutung dieses Rennsteiges, der im großen Ganzen als die Slam mesgrenze zwischen vorwiegend thürin gischem und vorwiegend fränkischem Bolksschlage zn betrachten ist, hat man die verschiedensten Hypothesen ausge stellt. Am meisten Anklang fand die Erklärung, wonach der Rennsteig ein Rain-, d. h. ein Grenzweg zwischen Franken und Thüringen sein sollte. Neuerdings aber hat Dr. Hertel in Greiz eine sprachwissenschaftliche Unter suchung veröffentlicht, in welcher er an der Hand eines reichhaltigen Urkuuden materials und gestützt auf mundarllichc Formen (der Verfasser ist auch Heraus geber eines Salzunger Wörterbuches) und allgemeine Erwägungen zu dem Er gebniß kommt, daß der Rennsteig in der That ein Renn-, d. h. ein Bergpsad für reitende Boten war. Er glaubt in die sen Rennern oder Reitern die Grenz wächter der Hermunduren zu erkennen, die in langer Kette ans der Zinne des Waldgebirges von einer Wane zur an deren ritten, immerwährend scharf in's mittägliche Land auslugend nach den Marken feindseliger Nachbarn. Der Rennsteig wäre also ein Kurier- oder Palrouilleniveg der alteu Hermunduren. Bei den die sjähr i g e u Ma növern spielen die Radfahrer eine Rolle. Nicht nur haben sich zwei Rad fahrer zur Uebernahme des Staffetten dicnstes freiwillig bei einem Garde-Re giment gemeldet, sondern der als Kunst fahrer bekannte Maschinen-Fabrikant Robert Quasdorf. Nr. 5, Luisenstraße, Berlin, ist vom 28. August bis zum 17. September nach Wittenberg zum 20. Infanterie-Regiment durch die Militär behörde als Radfahrer einberufen wor den. Er bezieht als solcher die Compe tenzen eines Seconde-Lieutenants und außerdem für feine Maschine 25 Mark. Er wird mit Schuhen, Drillichhose, Waffenrock und Mütze bekleidet und kann nach Art der Fahrer die Strümpfe bis über die Kniee hinauf tragen. Sol datengepäck sührt er nicht mit sich und wird dem Stabsquartier zugesellt. Wei tere Einberufungen von Radfahrern finden, soweit bis jetzt bekannt, bei der 12. Jnsanlcriebrigade des 3. Armce- Eorps statt. Das Garde-Schützenba taillon (Lichterfelde) hat für seine bei Rheinsberg jetzt stattfindende Uebung aus feiner Mannschaft zwei Radfahrer in Dienst gestellt, von denen der eine, der Sohn des Berliner Kürschncrmei sters L., als bewährter Mcistersahrer sich schon vielfach ausgezeichnet hat. Der König von Por t n g a l hat, wie bereits gemeldet, vor eini gen Tagen eigenhändig einen Mann fest genommen, der einen andern zu Boden geschlagen und schwer verwundet hatte. Nach dem Bericht der „Times" ist die Verhaftung nicht so leicht gegangen. Auf der Fahrt von der Eisenbahnstation in Eintra nach dem Palast bemerkte der König das Handgemenge und sah den einen der Beteiligten fallen. Ilm Schlimmeres zu verhüten, sprang er mit dem Adjutanten vom Wagen, es ent spann sich eine Schlägerei, und der Kö nig mußte seinem Adjutanten, der in Gefahr schwebte, überwältigt zu werden, zu Hülfe kommen. Er schlug den Geg ner mit dem Stock über den Kopf, aber erst den gemeinsamen Anstrengungen des Königs und des Adjutanten gelang es, den wie rasend um sich schlagenden Mann zu überwältigen und zum Poli zeibürcan zu bringen. Ein glückliches Ländchen ist Liechtenstein. Es hat keine Militär, pflichten und Militärlasten, auch keine Staatsstcuer, und dem dortigen Landtag wurde kürzlich von der sürstlichcn Regie rung und dem Landesausschuß erklärt, „die günstige Lage der Laudesfinanzcn mache eine Erleichterung der ans Grund und Boden haftenden Zinslast zur Pflicht." Natürlich war der Landtag gern dabei, dieser angenehmen Pslichr so schnell, als es die Geschäftsordnung ei laubte. nachzukommen. —E in Rechtsanwalt in der Rheinprovinz halte für einen In genieur einen Prozeß in zweiter Znstanz verloren. Die Kosten bcliefen sich laut einem Kostenfcftscyungsbcschlusse auf 25 Mark 10 Pf. Der Ingenieur zahlte die 25 Mark 10 Pf. auf eine Postanwei sung an den Anwalt ein, bedachte aber nicht, daß auch der Gelder spendende Stephansbote seinen bescheidenen An theil in Gestalt eines Fünfpscnnig slückes von dem Betrage heischte. So er hielt denn auch der Sachwalter nur 25 Mark 5 Pfennig. Der Anwalt kassirre die Abzahlung einstweilen ein, benach richtigte jedoch den früheren Klienten, daß noch 5 Pfennig fehlten. Diese Mah nung schien der Ingenieur nicht ernst genommen zu haben und ließ sie unbe achtet. Der Anwalt schickte ihm aber den Gerichtsvollzieher, um die aus dem vollstrcckbarcnKostenfestsctzungsbcschlnssc noch fehlenden 5 Pfennig, die inzwischen durch Schreibereien und weitere Kosten aus 2 Mark 80 Pfennig angewachsen waren, einzutreiben. Der Ingenieur zahlte, schrieb aber gleichzeitig an den Borstand der Anwallskammcr, dem er den objektiven Sachverhalt mittheilte. Zum Schlüsse knüpfte er noch seine sub icktive Ansicht daran, die für den Rechts anwalt wenig schmeichelhaft war. Auf feine Eingabe erhielt er jedoch die Ant wort, daß kein Grund vorliege, auf dem Disziplinarwege gegen den Rechtsan walt einzuschreiten. Der Letztere stellte wegen der subjektiven Ansichten des In genieurs gegen diesen Strafantrag. Der Beklagte wurde von der Straskammer wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe von 50 Mark verurtheilt. Der Verur theilte legte Revision ein, die aber, wie das „Leipziger Tageblatt" meldet, dieser Tage verworfen worden ist. Laut einem nach Löban gelangten Schreiben der Reisebegleitern? der Tochter Emin Paschas aus Baga moyo, Frl. Lies Bader, lebt Emin Pa scha noch unter befreundeten Arabern, ist aber total erblindet. Er erwartet dort die nöthigen Mittel, um die Reise nach der Küste anzutreten, für welche er eine Dauer von sechs Monaten in Aus sicht nimmt. Eine verhäng nißvolle Verwechslung hat die 24 Jahre alte Psörtnerin Mane Pricsemnth in Berlin an den Rand des Grabes ge bracht. Vom Durste geplagt, wollte sie am Samstag Nachmittag Bier trinken, griff nach den in ihrer Kellerwohnung aufgestellten Flaschen und setzte eine der sclben an den Mund. Mit einem Auf schrei brach die Frau zusammen, denn der Inhalt der Flasche bestand aus Salz säure. Mit schweren inneren Verletzuu geu wurde die Frau der „Eharite" ein geliefert. Das Jubiläum ihreS drcihun dertjährigeu Bestehens beging dieser Tage die berühmte „Gosenkneipe" in dem unweit Leipzig gelegenen Dorse Gohlis, in welchem Schiller 1875 das „Lied an die Freude" dichtete. Göthe, Schiller, Roderich Benedix und andere Literaturgrößen haben in dem ehrwürdi gen Gemäuer dieser urdeutschen Kneipe so manche vergnügte, an Anregungen reiche Stunde verlebt. Die sechs Eigenschaften eines KäseS legt ein lateinisches Disti chon inLuther's Schriften in gedrungen ster Kürze dar: I-II'AI!-!; I>YN Xml ist^ IwIIUS. Eine gelungene (von Prof. Schau zeubach herrührende) Uebersetzuug dieses Distichons, die natürlich viel länger sein muß, als daS Original, um verstänlich zu werden, geben die „Süddeutschen Blätter für höhere Untcrrichtsanslalteii" (Stuttgart, Neff): Soll der Käse etwas taugen, Hab' er nicht in,>oo Augen, Wie einst Argus. Auch nicht klein, Breit und dick, so soll er sein! Kein Methusalem au Jahren Werd' er durch zu langes Sparen; Nein, der Büß'riu reich au Thränen Soll er gleichen, Magdalenen. Habaknk einst kochte Brei; Breiig nicht der Käse sei, Was man liest von Lazarus, Gelte auch vom Dort hört man's im Klagetou, Hier als Ruhm: „Er stinket schon!" humoristisches. Zer st reu t. Frau A' (Gattin eines Arztes): „Mein Mann ist fürch terlich zerstreut." Frau B>: „Was Sie sageu!" Frau A.: „Ja, denken Sie sich, als wir am Altar die Ringe wechselten, da faßte er mich an dem Puls und sagte, ich sollte die Zunge heransstreckcu!" Verkehrte Empfehlung. „Als Sc m'r Ihren Sohn in die Lehre gaben, empfahlen Se m'r mit ihm Nachsicht zu haben! Gestern is er mir mit tausend Mark durchgegangen! Hät tet Se m'r seiner Zeit doch lieber Bor sicht ihm gegenüber empfohlen?!" Verschieden Gläubiger: „Ich habe ja gar nichts dagegen, daß junge Menschen einmal Schulden ma chen, aber sie müssen auch an Abzahlung denken. Mir machte in jüngeren Jah ren nichts größere Freude, als Schul den abzutragen." Schuldner: „Das glaube ich geru, verschiedene Menschen haben eben ver schiedene Freuden." Na ch un d n a ch. Richter: „Wie kam es, daß Sie sich mit den An geklagten verfeindeten?" Zeuge: „Erst warf er mir ein Bier glas an den Kopf, dann ich ihm ein's, dann warf er eine Weißbierflasche nach mir, ich warf sie zurück und so haben wir uns dann gegenseitig überw or fe n." H off n u n g s l os. „Den Brief hat meine Braut mir sogar uuveröffuet zurückgeschickt!" „Du, da ist es aus. Da ist ihre Ab neigung ja sogar größer als ihre Neu gierde! Da ist keine Hoffnung mehr!" Berkann t.— „Der Herr Direk tor scheint ja seinen Schauspielern ge genüber einen riesigen Hochmuths- Dünkel 'rauszukehren." „Das ist keineswegs der Fall: nur hält er sich von ihnen aus - Vorschuß weite fern." Offenherzig. Sie: „sieben Sie mich auch treu und wahr?" Er: „Von ganzer Seele, Theuerste. Warum fragen Sie erst?" Sie: „Weil ich weiß, daß Mama zuhört." 7