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Inhalt brachte dcr berittene Scheriff mit zur Freude des Eigenthümers. Und nachdem man alle Einzelnheiten dieser merkwürdigen Begebenheit genau ermittelt hatte, stellte sich's heraus, daß Mary Palmer am Meisten Berdienst bei der Sache habe. So wurde ihr denn dcr größte Theil der ausgeschriebenen Belohnung zugesprochen. Auf solche Weise gelangte sie zu einem schönen HeirathSgut. Bald nachher feierte sie Hochzeit mit John Green, dcr nicht mehr zur See fuhr, sondern da heim blieb als Pächter einer einträglichen Fähre am Hudson. Der ungetreue Buchhalter Arthur King erhielt seine Strafe; ebenso die fünf Flüchtlinge von Sing Sing. Um für die Zukunft derartige Entweichungs versuche unmöglich zu machen, wurde die Mauer der Strafanstalt an jener Stelle mit einem hohen spitzen Eisen gitier versehen, welches die an Sing Sing vorbeifahrenden Eiseubahnpassa giere noch heute bewundern können. Verloren gegangene Wissenschaften. Von Karl Blind. Die Erinnerung an die Borläufer Harvey's läßt uns unwillkürlich der un glaublich großen Zahl von Entdeckungen und Erfindungen gedenken, die schon im hohen Alterthum vorhanden waren, später aber dcr Kenntniß dcr Nachwelt wieder entschwanden. Um nur auf ärztlichem GebicteEtwaS zu nennen, was vor ein paar lahren, obwohl an und für sich nicht bedeutend, viel Aufsehen erregte, so steht die Schweninger-Kur schon inPliniu's„Na turgeschichte" (XXIII, 23). Dort heißt es: „Diejenigen, welche an Leibes umfang zunehmen wollen, sollten zwi schen dem Mahle trinken. Diejenigen aber, die den Bauch einschränken möch ten, sollten während des Essens dürsten und nachhcr nur ein wenig trinken." Bei Plinius finden ich überhaupt viele merkwürdige Nachrichten. Er meldet: Nero habe die Gladiatoren kämpfe durch einen Smaragd angesehen. Ohne Zweifel war dieser Kaiser kurz sichtig und bediente sich des Strahl steines sozusagen als Opernglas bei je nen berühmten römischen Lustbarkeiten. Was sollen wir aber von dcr klasischcn Meldung halten: es sei der Seeräuber Mauritius gewohnt gewesen, von dein Borgebirge Lilybäum in Sizilien aus mit Hülfe eines Aeräthes, das er mit sich führte, die aus den Häfen der afri kanischen Küste kommenden Schisse zu beobachten? War das nicht eine Art Fernrohr? Die Alten sprechen von assyrischen und egyptischen Inschriften, die dem nackten Auge unleSbar seien. Wie wurden die selben angebracht und wie gelesen? Be durfte es dazu nicht eines Vergröße rungsglases? Alle Kenntniß davon ging nachher unter. Die Verwüstungen, die der Perserkönig Kambyses in Egyp ten anrichtete, scheinen der Fortpslan znng dcr Wissenschaft besonders nach theilig gewesen zu sein. Wenn die EgYPter den Magnet nicht kannten: wie gelang es ihnen, ihre Py ramiden genau in der Richtung nach den vier Kardinalpuntten zu erbauen? Wie fanden sie die Linie des Mittags kreifcs, von dcr doch Eratosthcncs von Alexandria augenscheinlich wußte? Die Ehaldäer waren schon mit der Erdumdrehung bekannt. Wie sie dazu gelangten, darüber fehlen die Berichte. Epigenes meldet: man habe zu seiner Zeit kurz vor Alexander dem Gro- Ben Beobachtungen über Sonnen- und Mondfinsternisse, die während 730 Jahren staltgcsunden hatten, aus Lehm taseln in Babylon verzeichnet gesunden. Noch größere Genauigkeit, als die EgYPter, erzielten die Chinesen in grauester Vorzeit in der Ausrechnung der lahreslänge. Besaßen sie nicht die nöthigen Werkzeuge dasür, so muß ihre Geduld in dcr Beobachtung um so mehr bewundert werden. Leider sielen alle ihrer alten Aufzeichnungen über Stern kunde und sonstige Wissenschaft im dritten Jahrhundert vor unserer Zeit rechnung der Zerstörungswuth eines ihrer Kaiser zum Opfer. Von da an vernachlässigten sie die Sternkunde mehr und mehr; und nach dem achten Jahr- Hundert verfiel diese Wissenschast in Chi na ganz. Dagegen blühte sie eine Zeit lang in Indien in erstaunlicher Weife auf, wie aus Tafeln erkennbar, die etwa in'S siebente Jahrhundert zurückreichen. Schließlich verfiel sie auch dort und ge rieth sogar gänzlich auf den Abweg kin discher Aussassungen. In sehr alten Schriften der Inder findet sich auch schon jener Lehrsatz dcr Geometrie, dessen Entdeckung man gewöhnlich dem Py thagoras zuschreibt. Die Inder kannten sogar noch Anderes über das Dreieck, was die Griechen nicht wußten, und was erst mehr, als 1000 Jahre nachher ersonnen wurde. In ihrer Betrachtung der Himmels körper ließen die Hellenen allerdings wesentlich ihrer Eiubildungskrast die Zügel schießen. Nicht die eigentliche Wissenschaft, sondern die bloße Vermu thung spielte da bei ihnen die Haupt rolle. Indessen war Thales, der Alles ans dem Wasser erstanden glaubte, be reits der Ueberzeugung, daß die Erde eine Kugelgestalt habe. Pythagoras lehrte: dcr Mond erhalte sein Licht von der Sonne; und die Erde sei ein um die Sonne sich drehender Wandelstern. Anaxagoras erklärte die Ursache dcr Sonnen- und Mondfinsternisse ganz richtig. Was Pytagoras annahm, hat später Copernicus begründet. Wie viel geistiges Dunkel liegt aber zwischen den Anschauungen des Alter thums und denen des Copernicus in der pfäffischcn Zcit dcs Mittelalters! Nur die Araber oder Sarazenen hielten noch die Leuchte der Wissenschaft eini germaßen aufrecht. Mehrere ihrer Sternkundigen haben die BeobachtungS. Werkzeuge vervollkommnet. Die mo hammctanischen Mauren wareu die Er sten, die Sternwarten in Europa er banten. Unter der Leitung des Ma thematikers Geber wurde eine solche im Jahre 1196 in Sevilla errichtet. Nach erfolgter Austreibung der Maure im sechzehnten Jahrhundert wußten die christlichen Spanier nicht, was sie mit der Sternwarte thun sollten, und ver wandelten sie in einen Glockenstuhl. Eine Art Blitzableiter besaßen schon die Egypter, wie Professor Heinrich Brugsch in einer „Blitz-Studie" nach gewiesen hat. Eine vergoldete, kupfer ne Kappe aus ihren riesigen Spitzsäulen diente dazu. Daß die Chinesen in ur alter Zeit bereits die Magnetnadel kannten, scheint unzweiselbar. Mit den Anfängen dcs Stereoskops war der griechische Arzt Galen bekannt. Von der Schalllehre hatten Hellenen und Egypter einen ziemlich guten Begriff. Ihre Orakelkünste deuten klar darauf. Glas ist weit älter, als man früher annahm. Glaslinsen wurden schon im hohen Alterthum als Brenngläser be- nutzt. Mit Glaskugeln zündeten Vesta linnen das heilige Feuer an. Aerzte be dienten sich desselben Mittels zum Aus brennen von Wunden. Aiithemios, Plato, Aristophanes, Euklid, Lac tantius, Aristoteles erwähnte dcr Sache. Claudius Ptolemäus, dcr berühmte alexandrinische Sternkundige, schrieb eine erst im Anfang unseres Jahrhun derts beacht? Abhandlung über Optik, in welcher sich bereits eine gründliche Kenntniß der Licht-Lehre kundgibt. Wenn im Mittelalter so viel Wissen schaft verloren ging oder brach lag, so ist es einerseits dem Umstände zuzu schreiben, daß die Geistlichkeil den Ab scheu vor Allem predigte, waS von den mohammedanischen Mauren, den Forr pslanzern griechischer Philosophie und Wissenschaft, oder den unter ihrem Schutze lebenden Juden geleistet wurde, und daß andererseits jede selbstständige Forschung in den christlichen Ländern, selbst wenn sie von einem Mitgliede der Geistlichkeit ausging, sofort als Schwarzkunst, als Teufelswerk ver schrieen wurde. Die Geistlichkeit, welche die Buchdruckerkunst nicht aus kommen lassen wollte, that ihr Möglich stes gegen allen Fortschritt. Das Schießpulver ist mehr, als ein mal erfunden worden. Die Hindus kannten es. Aus dem achten Jahr hundert stammt bei ihnen eine Anwei sung für Herstellung desselben aus Schwefel, Holzkohle und Salpeter. Die weiteren Angaben dcr Inder sür Ein rammung desselben in eine lange, enge, an einem Ende geschlossene Röhre, läßt eine Rakete erkennen. Auch die Chinesen hatten das Schießpulver im hohen Alterthum. Man. lese Professor Gustav Oppert's Werk: „Ueber die Waffen, die Heeres einrichtnngen und die Staatsgrund sätze der alten Hindus mit besonderer Beziehnng auf Schießpulver und Feu erwaffen." Alle betreffenden SanSkrit- Stellen sind darin angeführt. Wer daraus nicht die klare Ueberzeugung ge winnt, daß sowohl Pulver als auch Schießgewehre in uralter Zeit in Ge brauch waren, der muß seinen Sinn eben gegen die sprechendsten Zeugnisse verschließen. Die zwei großen Helden gedichte der Inder sind voll Beschrei bungen dcr „göttlichen Feuerwafsen." Sind die Schilderungen auch dort in's Dichterische nnd Uumögliche übertrieben, so finden sich doch anderwärts sehr thatsächliche Nachweise einschließlich der Bestandtheile sür Zubereitung des Pul vers und der Gestalt der Waffen, in deren einer man sogar eine Kanone er kennt. Der Suez - Kanal gilt für ein Wun derwerk der Neuzeit. Die Pharaonen aber hatten bereits einen Äanal zwischen dem Mittel- und dem Rothen Meere hergestellt, über die Anfänge desselben kann man bei Herodot das Nähere nach sehen. In mohammedanischer Zeit wurde der Kanal viele Jahrhunderte nachher wieder zugeworfen. Vasco de Gama wird als ein Ent decker des Weges um das Borgebirge der guten Hoffnung gefeiert. Dieselbe Umschiffung und zwar vom Rothen Meere aus um ganz Afrika herum durch die Säulen deö Herkules, das heißt die Straße von Gibraltar hin durch und nach Egypten zurück war aber 2200 Jahre vor Gama durch Phönizier bewerkstelligt worden. Es ge schah auf Veranlassung desselben Pha raos Neko, der den Suezkanal begonnen hatt:. Eine nochmalige Umschiffung unter der Regierung des Perser-Königs Xerxes berichtet Herodot in demselben Buche. Dort auch wird das Zwer genvolk erwähnt, daS man lange sür eine Fabel hielt, bis man es in neuester Zeit zu Gesicht bekam. In Berlin zweifelt man jetzt gewiß nicht mehr an dem Borhandensein desselben. (Vgl. Horodot, 11, A3 und I V, 43.) Die Alten waren in der Erdkunde, was tue nördlichen und nordwestlichen Länder betrifft, gewiß nicht gut beschla gen. Allein sie kannten schon die Nil- die Wege von Egypten nach Abessinien und Mittel - Afrika, von Meiopotamien nach Armenien und Mit tel-Asien bis nach Indien hinein. Fast Alles wurde später wieder vergessen. Marco Polo und Sir John Mande ville stießen, als sie ihre „Entdeckungen" bekannt machten, auf den größten Un glauben. Daß es eine Atlantis jenseits des Weltmeeres gebe, wußten die Egypler, mit denen Solon verkehrte. Unter Hi milko waren die Karthager nahe daran, das augenscheinlich schon mehrmals ent deckte Amerika wieder zu entdecken. Fünfhundert Jahre vor Eolumbus be traten Isländer die nordöstlichen Küsten des transatlanitschen Welttheils und unterhielten dort mehrere Jahrhunderte hindurch ihre Siedelungen. Pytheas, dcr griechische Mathema tiker und Reisende, fuhr nach dem To de Alexander's des Großen von Mar seille nach den britischen Eilanden, in die Nord- und Ostsee hinein und dann entlang der norwegischen Küste bis nach Shetland uud den Orkneyinseln hinauf. Das Alles mußte später wieder entdeckt werden. Gehen wir auf die neuere Zeit, auf die paar letzten Jahrhunderte zurück was ließe sich da nicht über Anfänge des Phonographen und des Telephons, über Benutznng der Dampfkraft:c. sagen! Lauter Dinge, die wieder aus lange Zeit iii's Reich dcr Nergessenheit hinab sanken. In Johann Joachim Becher's Buche: „Närrische Weisheit und weise Narrheit" sind wahrlich in dcr zweiten Hälfte des siebenzehnten Jahrhunderts dcr Phonograph und der Fernsprecher bereits ganz merkwürdig angedeutet. Welcher Art war auch das Werkzeug, mit dem man zufolge Grimmelshauscn'S im „Simplicisstmus" aus weite Ent fernungen hin horchen konnte? War das nicht ein Mikrophon? Hat nicht dcr Franzose Denis Papin bewiesener Viaßen 1707 das erste Dampfboot gebaut, ja. auf der Weser fahren lassen, wo sich die Schisser den traurigen Ruhm erwarben, aus Ge werks - Eifersucht dasselbe zu zerstören? Hat nicht Papin auch das Modell eines Dampfwagens zu Lande hergestellt? Doch dcr Stoff für solche Betrach tungen ist geradezu unerschöpflich. In neuester Zeit ist es leider zur Sitte oder Uusitte geworden, mit Hochmuth auf die Vergangenheit herabzuschauen, da gegen Alles, was die „Modernen" (das ist ja das große Stichwort!) geleistet, in einer Weise emporzuheben, die aller Ge schichtskenntniß uud aller wisscnschastli chcn Bescheidenheit Hohn spricht. Da mag es schon gut sein, in raschen Zü gen einmal ein anderes Bild zu entwer fen; und Das war der Zweck dieser kur zer Abhandlung. Auch der am böchsten Stehedne muß einen Borgesetzten haben: sein Pflichtgefühl. 3