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Ans der alten Heimath. Provinz Hannover. Hannover. Sein 50jähriges Mei ster-Jubiläum beging der Schneidermei ster Friedrich Astholz. Der bei dem Handel- und Gewerbe stande der Stadt noch im besten Anden ken stehende frühere Packhofs-Jnspektor und nachmalige langjährige Chef des im Januar 1854 hier errichteten Haupt steuer-Amtes, Steuerrath a. D. Adolf Stock, vollendete bei verhältnißmäßigem Wohlbefinden sein 90. Lebensjahr. Ein gräßliches Unglück ereignete sich dadurch, daß ein Kinderleichenwagen, der das Z Jahre alte Söhnchen des Arbeiters Marahrens zum Stöckener Friedhof überführen sollte, zwischen zwei elektrische Straßenbahnwagen gerieth. Der Sarg wurde herausgeschleudert. Die im Wa gen sitzende Schwester des Verstorbenen wurde getödtet, der Vater schwer verletzt. Beim Baden ertrank der 13jährige Sohn des Arbeiters Cramer. Ihren 90. Geburtstag feierte die Witt we Rumpe. Dieselbe befindet sich schon seit 40 Jahren im Wittwenstand und ist noch geistig und körperlich sehr rüstig. Wegen einer Reihe von schweren Dieb stählen wurden der Dicnstknecht Friedrich Evers zu einer Zuchthausstrafe von drei und der Schlosser Heinrich Biermann zu einer solchen von zwei Jahren verurtheilt; wegen Betrugs erhielt Zer Arbeiter Franz Meyer eine GesLngnißstrafe; ein Sittlichkeitsverbrechen, das sich der Arbeiter August Bock zu Schulden kom men ließ, muß derselbe mit einer Ker terstrafe von 9 Monaten büßen. Celle, Als der Schuhmachermeister Matthes mit einem Handwagen Bretter nach Hause fuhr, wurde er vom Hitzschlag getroffen, was seinen Tod zur Folge hatte. Duingen. Der in den Marienha gener Kalksteinbrüchen durch einen Sprengschuß verunglückte Arbeiter Hein rich Brandt von hier, welcher nach Göt tinnen hat überführt werden müssen, ist in der dortigen Klinik seinen Verletzungen erltgen. Geestemünde. Am 28. März d. I. war die Mannschaft der norwegischen Bark „Amerika" vom hiesigenPetroleum tankdampser „Geestemünde" unter schwie rigen Umständen gerettet worden. Aus diesem Anlaß hat jetzt die deutsche Gesell schaft zur Rettung Schiffbrüchiger fol gende Auszeichnungen verliehen: Der Führer des Dampfers, Kapitän W. Lan gen, erhielt einen prachtvollen silbernen Tafelaufsatz. Außerdem wurden zuer kannt dem ersten Offizier Rebetje und dem zweiten Offizier Jahlers die silberne Ret tungsmedaille nebst Diplom und je 50 Mark, und den Matrosen Swenson, G. Schwarz, F. Schwarz, Marquardt und Zimmermann Stenken je 50 Mark. Gehrden. Der hiesige Flecken kann in diesem Jahre auf ein Bestehen von mindestens 600 Jahren zurückblicken, denn er wird zum ersten Male in einer Urkunde vom Jahre 1298 erwähnt. Auf fallend oft wurde Gehrden durch Feuer zerstört. Als die Hansestädte 1467 in der Fehde mit den Herzögen Friedrich und Wilhelm in das Land „twischen dem Deister und der Lehne" gezogen waren, gewannen die Städte den Flecken Gehr den und verwüsteten ihn mit Feuer. Eine zweite Feuersbrunst richtete 1562 den Ort zu Grunde, wie auch in den folgen den Jahrhunderten wiederholt große Brände den Ort heimsuchten. K i r ch h o r st. Drechslermeister Aug. Busse wurde in seinem Zimmer erhängt vorgefunden. Das Motiv zum Selbst mord ist unbekannt. Kolnrade. Auf dem Wege von hier nach Wildeshausen stürzte der Han delsmann Hermann Schewe aus Garrel so unglücklich vom Pferde, daß er an den erlittenen Verletzungen verschied. Leng e r i ch. In dem Hause des Arbeiters Diekmann entstand Feuer, das in wenigen Minuten die ganze Liegen schast einäscherte. Lenthe. Dem Begründer der Elek trotechnik. Werner Siemens, hat der Hannooer'sche Elektrotechnikeroerein in Lenthe, dem Geburtsorte Siemen's. eine Gedenktafel gewidmet. Die Tafel ist am Thoreingange der Umfassungsmauer des Gutes Lenthe angebracht, welches der Vater von Werner Siemens im Anfange dieses Jahrhunderts gepachtet hatte. Münden. Der 17jährige Haus sohn Ulbrich und der 20jährige Acker mann Becka aus Ihringshausen unter nahmen nächtlich eine Kahnfahrt. Das Fahrzeug schlug um und beide ertranken. Multhöpen. Beim Wasserholen stürzte die 55jährige Tagelöhnersfrau Tegtmeyer in den Teich und ertrank. Nienburg. Die Leiche der seit einiger Zeit oermißten Marie Brunschier aus Leeseringen, welche sich heimlich aus der Behausung ihrer Dienstherrin, der Frau Gastwirth Witte, entfernte, ist am rechten Ufer des hiesigen Hafens ange trieben und geborgen worden. Der achtjährige Sohn des Viehhänd lers Beermann beobachtete von der im Aufbau begriffenen Badeanstalt in der Weser das Passiren der Schleppdampfer. Dabei stürzte er in den Fluß und wurde ein Opfer des nassen Elements. Rothe h o f. Anbauer Friedr. Trendler aus Heßlingen, 63 Jahre alt, war mit zwei Töchtern im Alter von 23 und 15 Jahren in einer Sandgrube be schäftigt. Plötzlich wurde er von einer losgelösten Steinmasse verschüttet und auf der Stelle getödtet. Südwinsen. In der Nähe des sogenannten Rathberges wurde dieLeiche des beim Brückenbau bei Winsen verun glückten Rammarbeiters Johann Woll herr aus Rotenburgsort aufgefunden. Verden. Gastwirth Fritz Rengs torf aus Stedebergen, der am Neujahrs tage den 65jährigen Hofbesitzer Quade in Stedebergen und dessen Stieftochter Mett Reuter, weil letztere nichts von ihm wissen wollte, lebensgefährlich verletzte, ist nach Amerika entkommen ; er ist in die amerikanische Armee eingetreten und hat nach Stedebergen um Nachsendung seiner Militär-Papiere geschrieben. Witti n g e n. Vom 30. Mai bis 1. Juni fand hier ein Schützenfest statt. Der Schützenvorstand hatte im Lokal blatt bekannt gegeben, daß an diesen Ta gen „Dienstboten, welche weder Bürger söhe noch Bürgertöchter sind, das Tan zen nicht gestattet ist." Rheinprovinz. Köln. Der Kölner General-Anzei aer, welcher seit einer Reihe von Jahren im Verlage der Verlags-A.istalt erschien, hat sein Erscheinen eingestellt. Die Königin von Rumänien („Car men Sylva") traf am ersten Pfingstseier iage zum Besuche des Niederrhejnischen Musikfestes von Neuwied hier ein. Aachen. Ein Sohn des hiesigen Domschullehrers Franz Seulen war Ge richtsbeamter und hatte vor zwei Jahren eine Stelle in Südwest-Afrika unter dem Gouverneur v. Soden. Kürzlich wurden die Eltern desselben durch Telegramm benachrichtigt, daß ihr Sohn an der Ma laria erkrankt und gestorben sei. Der junge Seulen war erst 26 Jahre alt. Ihr goldenes Jubiläum feiert im Ok tober die hiesige Anstalt zum guten Hir ten. Am 4. Ottober 1848 kam nämlich die ehrw. Mutter Marie de Str. Euphra sie Fey, eine geborene Aachenerin, mit noch zwei anderen Ordensfrauen aus dem Mutterhause zu Angers in Frankreich nach Aachen, um hier, mit Benutzung ihres elterlichen Erbtheiles und wirksam unterstützt und gefördert durch angesehene Bürger der Stadt, das erste Kloster vom guten Hirten in Preußen zu gründen. Die Zahl der Klöster vom guten Hirten auf der ganzen Welt ist augenblicklich auf 200 gestiegen und die Zahl der Ordens frauen auf circa 5000. Barmen . Beim Zusammensturz einer alten Brandmauer wurde der 50- jährige Italiener Johann Barwer unter den Trümmern begraben und konnte nur als Leiche wieder hervorgeholt werden. Der Bjährige Sohn des Rektors Voll mer wollte kurz vor einem vorüberfah renden Straßenbahnwagen über die Straße laufen, wurde jedoch vom Wagen erfaßt und getödtet. Er verschied, noch ehe er das Krankenhaus erreicht hatte. Feilenhauer Karl Braselmann unter hielt seit längerer Zeit ein Liebesverhält niß mit einer Krankenwärterin aus Ham burg. Da aber deren Angehörige nicht ihre Einwilligung zu einer ehelichen Ver bindung geben wollten, beschlossen beide, gemeinsam in den Tod zu gehen. Man fand Braselmann todt und das Mädchen bewußtlos in einem mit Kohlenoxydgas angefüllten Zimmer. Bergisch-Gladbach. Kom merzienrath Wilhelm vom Hövel ist im Alter von 72 Jahren gestorben. Der selbe bekleidete lange Jahre die Aemter eines Beigeordneten und Stadtverordne ten und gehörte auch dem Prooinzial- Landtag als Mitglied an. Bonn. Die Stadtverordneten-Ver sammlung hat das Angebot des altkatho lischen Bischofs Dr. Weber von 500 Mk. für die dauernde Unterhaltung des Gra bes des altkatholischen Bischofs Dr. Reinkens durch die Stadt angenommen. Düsseldorf. Kandidat Phar maceut Richard Doetsch aus Krefeld fiel hier beim Apothekerexamen durch. Da ihm auf sein Gymnasial-Abgangszeug niß ein Vermerk gesetzt wurde, nach wel chem er das Examen vor Ablauf von 6 Monaten nicht wiederholen dürfe, ließ er sich ein Duplikat dieses Abgangszeugnis ses ohne den Vermerk ausfertigen und meldete sich zum Examen in Metz. Dort bestand er mit dem Prädikat „Recht gut". Der Regierungspräsident legte Klage ein und der Bezirksausschuß erklärte die Prüfung für ungiltig. Bei den Golzheimer Inseln schlug ein Nachen, in dem sich sechs Personen befan den, plötzlich um. Von den Insassen konnten nur drei gerettet werden, während die 21 Jahre alte Wilhelmine Schäfer, die 17 Jahre alte Anna v. Schmidt und der 12jährige Sonzenborn ertranken. Elle r. Pfarrer Karl Esser ist im 59. Lebensjahre verschieden. Esser hat während eines Zeitraumes von sieben Jahren in der hiesigen Gemeinde gewirkt. Essen. Von der Strafkammer wur de der Bauunternehmer G. Groß-Krane burg aus Torsten zu 1 Jahr 9 Monaten Gefängniß verurtheilt. Der Angeklagte hatte in 10 Fällen Wechsel, von denen er wußte, daß sie gefälscht waren, in den Verkehr gebracht und theilweise diskonti r-n lassen. Gerolstein. Ein Denkmal für die im vorigen Jahre beim Eisenbahn- Unglück zu Tode gekommenen Reservi sten wurde im Beisein des Generals der Infanterie Grafen von Häseler enthüllt. Hohen-Honnef. Verlagsbuch händler Franz Bahlen ist im 65. Le bensjahre hier gestorben. Er war der älteste Chef der Berliner Verlagsfirma Franz Bahlen, die seit 1870 besteht. Krefeld. Der Streik bei L. F. Scheibler ist nach sechswöchentlicher Dauer beendet. Nachdem Ausgleichsver handlungen stattfanden, ist die Arbeit wieder aufgenommen worden. Trier. Der bisherige erste Assistent der Metzer Dombauhütte, Wihlelm Schmitz, ist zum hiesigen Dombaumeister ernannt worden. St. Johann. Herr v. Stumm machte durch Anschlag am Thore seines Hüttenwerkes bekannt, daß er mit Rück sicht auf die gestiegenen Brodpreise für die Monate Mai, Juni und Juli allen Mei stern und Arbeitern über 24 Jahre eine monatliche Theuerungs-Zulage von fünf Marl gewähren würde. Mürmeln. Weber Krapohl sah von seiner Wohnung aus, daß aus der Straße ein Gefährt auf dem schlüpfrigen Loden ausglitt und im Graben umkippte. Er eilte hinaus, um dem Fuhrmann zu helfen, den Wagen wieder aufzurichten. Kaum war das Gefährt dann einige Me ter weitergefahren, als ein Blitzstrahl her niederfuhr, der Kravohl sofort töotete. Leutesdorf. Pfarrer Gerhard Kolb, der am 1. April d. I. auf seine Mrrstelle verzichtet hat. feierte kürzlich fcin sechzigjähriges Priesterjubiläum. Die Pfarrgemeinde Hai er fast 30 Jahre lang vertreten. Provinz Schleswig-Ho l ste i n. Schleswig. Am 10. September v. I. wurde der Auktionator Christen sen aus Hygum in der Wirthschaft „Sommerluft" vom Gendarmen Lappe aus Osterlinnet durch die Ausdrücke: „Verdammter Däne". „Schweinehund" ett. beleidigt, auch griff der Gendarm den Christensen an die Kehle. Chri stensen meldete den Vorfall höheren Or tes an und hatte sich der Gendarm Lap pe hier vor einem Militärgericht zu ver antworten. Das Urtheil lautete: Der Angeklagte wird wegen öffentlicher Be leidigung in Wort und That mit 3 Mark Geldbuße, eventuell, wenn diese nicht beigetrieben werden können, zu ei nem Tage Gefängniß verurtheilt. Es giebt auch noch milde Nichter. Altona. In dem Prozeß des Oberförsters Lange wider den Fürsten Bismarck wegen höherer Pensionsan sprücke hat Kläger gegen das Urtheil der Civilkammer des Altonaer Land gerichtes Berufung eingelegt. Zur Verhandlung der Angelegenheit vor dem Oberlandesgericht in Kiel ist ein Termin auf den 4. Juli anberaumt. Eine außerordentliche Energie hat die 20 Jahre alte, in der kleinen Rosen straße wohnende Arbeiterin Pauline Gerbeth an den Tag gelegt. Aus Gram, weil sie ihren Verlobten am Ar me einer Anderen spazieren gehen sah. brachte sie sich einen Revolverschuß in den Kopf bei. Die Verletzung war je doch keine schwere. Nunmehr richtete die Lebensmüde die Waffe noch zweimal gegen ihre Brust, v?rletzte sich aber auch jetzt noch nicht tödtlich. Der Maurer Klempower wurde Abends, als er die Straße Schulter blatt passirte, von zwei etwa 17 bis 18 Jahre alten halbwüchsigenßurfchen an gerannt. Als er sich das unanständige Betragen verbat, zog der eine sein Ta schenmesser und brachte dem Maurer ei nen tiefen Stich in den Kopf bei. Der Messerheld entkam. Der Arbeiter Bohmholz, ein übel be leumundeter Mensch, drang in ein Haus in der Rain Str., in welchem er früher gewohnt hat, überfiel ein allein anwesendes 16jähriges Mädchen und mißhandelte dasselbe in entsetzlicher Weise. Auf die Hülferuf: der Ange-^ griffenen eilten Nachbarn herbei und veranlaßten die Verhaftung des gefähr lichen Menschen. Eine interessante Entscheidung hat das hiesige Landgericht getroffen. Ein Gerichtsvollzieher hatte bei einem Stra ßenbahnschaffner in Langenfelde auf Grund eines vollstreckbaren Zahlungs befehls u. A. einen Pfeilerspiegel mit Consol gepfändet. Gegen die Pfän dung des letztgenannten Gegenstandes erhob der Schaffner Beschwerde, indem er behauptete, er bedürfe des Pfeiler spiegels, um proper im Dienst erscheinen zu sönnen. Während das Amtsgericht die Beschwerde als unbegründet zu rückwies. hat das Landgericht dieselbe als begründet anerkannt und den Ge richtsvollzieher angewiesen, den Pfei lerspiegel nebst Consol freizugeben. Flensburg. Die Leiche des Steuermannes Andreas Boysen von hier, welcher Anfangs Februar mit ei nem Segelboot des Fischhändlers Karl Weiß auf der Fahrt von Brunswick nach Flensburg bei dem damals herr schenden Sturm gekentert ist, wurde jetzt hinter Glücksburg aus der Föhrde gezogen. Wegen Kirchendiebstahls wurde der Tischlergeselle Otto Hampel verhaftet. Hampel, welcher verheirathet und Va ter zweier Kinder ist, war mit der Aus führung einer Reparatur in der Ma rienkirche beauftragt. Diese Gelegen heit machte er sich zu Nutze und erbrach die Opferstöcke, aus denen er ungefähr 40 Mark entnahm. Friedrichsruh. Auf dem dem Fürsten Bismarck gehörigen Thonwerk ereignete sich ein betrübender Unglücks falls Eine Stellage auf einem Bau gerüst stürzte in die Tiefe. Der Zim mermann Schütte aus Sande stürzte mit hinab und schlug mit dem Kopfe so unglücklich auf eine Eisenschiene, daß der Kopf förmlich gespalten wurde. Gramm. Ein Augenzeuge der Schlacht bei Waterloo feierte seinen 94. Geburtstag. Es ist der alte Schloß gärtner Behrens, der, damals nur 10 Jahre alt, freilich nicht Theil nahm an der Schlacht, sondern als Begleiter sei ner Mutter, die Marketenderin war, sich bei den Braunschweigern befand, während sein Vater als Sergeant bei einer braunschweigischen Heeresabthei lung diente. Hal enbeck. Ein grauenhafter Unglücksfall ereignete sich auf dem Bahnhof. Der daselbst beschäftigte Arbeiter Ostermann wurde beim Ran giren von einem Güterwagen erfaßt, zu Boden geworfen und überfahren. Dem Unglücklichen wurden beide Beine abge fahren und er starb bald darauf. Kiel. Die Aufsehen erregenden großen Diebstähle im kaiserlichen Mari ire-Bekleidungsamt beschäftigen noch immer die Öffentlichkeit. Bisher ist es noch nicht gelungen, die Urheber und Hauptbetheiligten zu entdecken. Zwei dringend verdächtige Ehargirte, ein Feldwebel und ein Obermaat vom Be kleidungsamt, sind, nachdem sie sich längere Zeit in Untersuchungshaft be funden haben, wieder freigelassen wor den. ohne daß ihnen eine Betheiligung an den Veruntreuungen nachgewiesen werden konnte. Seegeberg. Jüngst wurde der seit einem Jahre vermißte Landbrief träger F. Schulz aus Kaltenkirchen alr Leiche in einem kleinen Tannengehölz in Oersdorf aufgefunden. Schuz hatte sich mit dem Lederriemen der Postpackete aufgehängt. Oldenb u r g. Sein 50jähriges Dienstjubiläum beging Oberschenk und Kammerherr Clemens August Karl Graf v. Wedel. Pretz. Der Koch des Schiffes „Al bert". Johannes Bock von hier, ist in der Ostsee über Bord gefallen und er trunken. Wandsbeck. Verhaftet und dem Untersuchungsgefängniß zugeführt ist auf Verfügung des Untersuchungsrich ters der Gerichtssekretär Wittern we gen wiederholter Unterschlagung im Amte und falscher Buchungen in den von ihm geführten Kassenbüchern. Wit tern war seit 35 Jahren im Dienst. Wahls t o r f. Infolge eines Fehltritts stürzte der alte Holzvogt Gösch in einen Wassergraben und er trank. Provinz Sachsen. Magdeburg. Um den Vater nach mehrwöchiger Abwesenheit zu begrüßen, hatte die 15jährige Tochter des Kauf manns Schönlicht jubelnd daheim das Comptoir betreten. Aber die Freude der Begrüßung wurde durch einen lauten Schmerzensschrei des jungen Mädchens jäh unterbrochen. Die Spitze der Stahl feder, die der Vater hinter dem Ohre trug, hatte sich bei der Umarmung tief in das linke Auge der Tochter eingebohrt. Die ärztliche Untersuchung ergab nur zu bald, daß das verletzte Auge nicht mehr zu retten ist. Der Kaufmann Gustav Stahlkopf wurde am 18. August 1870 in der Schlacht bei Gravelotte von einer größe ren Anzahl von Bleistücken schwer ver wundet. Nach einem langen Kranken lager schlössen sich die Wunden, um nach zwei Jahren an einer Stelle wieder aus zubrechen. Seitdem hat die Wunde un unterbrochen geeitert. Jetzt nach 28 Jahren gelang es, nach einer neuen Ope ration der achten mehrere Blei stücke und Knochensplitter aus dem rech ten Beine zu entfernen. Afchers l e b e n. Zwei 15 Jahre alte Schüler des hiesigen Gymnasiums, die von hier heimlich verdufteten, um an dem spanisch-amerikanischen Kriege als Freiwillige theilzunehmen, sind auf Re quisition ihrer Eltern in Hamburg fest gehalten worden. Als der eine jugend liche Abenteurer im Stadthause von dem ihn vernehmenden Beamten aufgefordert wurde, das mitgeführte Terzerol zu ent laden, ging der Schuß los und die Kugel drang dem Beamten unter dem rechten Arm in die Seite, ihn nicht unerheblich verletzend. Delitzsch. Einen schrecklichen Tod fand der hiesige Tischlermeister Quas, als er auf der Halle-Sorauer Bahn zwi schen Delitzsch und Klitzfchmar entlang ging, um seinen Sohn von Klitzschmar abzuholen. Der gegen 10 Uhr Abends hier eintreffende Schnellzug erfaßte den Unglücklichen, warf ihn nieder und zer malmte ihn vollständig. Erfurt. Die Zahl der wegen Theilnahme am Aufruhr Verhafteten beläuft sich bis jetzt auf 23, dürfte aber sicher noch wachsen. Cirkusreiter Deike, der wegen der Unruhen am dritten Tage seines Hierseins den Platz räumen muß te, hat bei dem Magistrat die Zahlung einer Entschädigung beantragt. Ueber diese Angelegenheit soll in der nächsten Stadtverordnetensitzung Beschluß ge faßt werden. Beim Spiel stürzte am Kronenburas wehr der sieben Jahre alte Knabe Paul Siebert in die Gera. Ein in der Nähe weilender Obertelegraphenassistent be merkte dieses, sprang nach und rettete den Knaben mit eigener Lebensgefahr. Gispersleben - Kilian i. Während der Landwirth Friedrich Lkkse in der Scheune beschäftigt war, stürzte er aus beträchtlicher Höhe hinab auf die harte Tenne, erlitt einen Schädelbruch und verstarb auf der Stelle. Görsbach. Die an epileptischen Anfällen leidende Frau Schaf befand sich bei einem derartigen Anfall in der Küche am Herdfeuer und fiel mit dem Gesicht in die glühenden Kohlen, dabei verbrannte sie sich das ganze Gesicht. Sämmtliche Haare wurden vom Kopfe gesengt und auch der größte Theil der Brust verbrannt. Nach mehreren Tagen qualvoller Schmerzen verschied die Frau. Halle. Auf dem Güterbahnhofe wurde der dort beschäftigte Rangierar beiter Karl Jähne, als er einen mit Bri ketts beladenen Wagen ankuppeln wollte, von herabstürzenden Briketts zu Boden gedrückt und durch den Wagen überfah re.'. Der Tod trat sofort ein. Heilige n st a d t. Durch ein Schieferstück hatte sich der 17jährige Wilhelm Henze, der barfuß lief, am lin ken Unterschenkel dicht über dem Knöchel verletzt und verband die schmerzhafte und reichlich blutende Wunde mit einem Stück herausgerissenen Stoffes. Tags darauf schwoll die Wunde bedeutend an, sodaß der Verunglückte in die Halle'sche Klinik gebracht werden mußte; die Blutvergiftung war indeß bereits so weit vorgeschritten, daß er bald nach der Anlieferung daselbst verstarb. Kalbe a. S. Die 78iährige Schwiegermutter des Uhrmachers Mei ling, die Lehrerswittwe Carell, stürzte oon einem etwa 30 Fuß hohen Trocken dach herab in den Hof, wobei sie noch aus ein niedrigeres Dach aufschlug. Die alt? Frau war sofort todt. Kelb r a. Auf dem Neubau des Landwirths Heinrich Müller zu Berga verunglückte der 18jährige Arbeiter Karl Schröter von hier dadurch, daß er unter eine zusammenstüzende Mauer zu liegen kam. An den Folgen des Unfalles ist Müller im Marienstift zu Roßla ver schieden. Kühndorf. Der Landwirlh Schneider, der unlängst seine Ehefrau und seine Schwiegermutter ermordete und dann oerschwand, ist jetzt als Leiche aufgefunden worden. Der Doppelmör der hat seinem Leben durch Erhängen ein Ende gemacht. Schönebeck. Beim Radeln Nachts auf dem Bahnkörper wurde der Rech nungsführer Schöne von der Grube „Al fred" vom Schnellzug erfaßt und voll ständig zermalmt. Schmira. Nachdem Ortsschulze Heinemann sein Amt freiwillig niederge legt hat, ist der Landwirth und Schöppe August Thein als Schulze gewählt wor den. Torgau. Der Fischermeister Mül ler feierte mit seiner Frau seine diaman tene Hochzeit. Das Jubelpaar wurde von dem Kaiser durch Verleihung eines Gnadengeschenks von 50 Mark erfreut. Ferner feierten die Leute ihr 60jähriges Miether-Jubiläum: sie haben noch die selbe Wohnung inne, welche sie als jun ges Ehepaar vor sechzig Jahren gemiethet hatten. Teuchern . Die 60jährige Wittwe Orlamünde wurde, als sie aus dem Gasthofe „zum grünen Baum" heraus trat, von dem Geschirr des Kaufmanns Schirmer aus Hohenmölsen überfahren. Dabei erhielt sie einen Hufschlag gegen den Kopf, welcher ihren Tod zur Folge hatte. Theißen. Vergiftet hat sich der 32 Jahre alte unverheirathete Lehrer Held in seiner Wohnung im Schulgebäude mittelst Arsenik. Er sollte wegen straf baren Umganges mit einem 12jährigen Mädchen verhaftet werden. Urbich. An Stelle des bisherigen Ortsschulzen Schachtschabelist der Land? wirth Alban Mende gewählt worden. Weißensels. Der Einjährig- Freiwillige Finger vom 12. Husarenregi ment, ein Sohn des Rittergutsbesitzers Finger in Mößlitz, verunglückte bei einem außerdienstlichen Ritt mit seinem Pferde. Das Pferd ging durch und stürzte mit dem Reiter, wobei sich Finger einen Theil der Schädeldeck? zertrümmerte; er erlag seinen Verletzungen. Nach voraufgegangenem Streit er schlug der 20jährige Zuhälter Ewald Ar nold mit einem eschenem Achsenholz den 53 Jahre alten Schiffer Dielschmann auf offener Straße. Dielschmann brach mit zertrümmertem Schädel todt zusammen. Der Thäter wurde bald darauf ver haftet. Dem Pfarramte Weißenfels ist vom Amtsgerichte in Leipzig die Mittheilung zugegangen, daß die verstorbene Freifrau Amalie Christiane von Helldorf, gebo rene Schubart, in ihrem am 6. März 1880 bei dem Amtsgerichts Dresden nie dergelegten und eröffneten Testament alle bis dahin getroffenen Verfügungen rechtswirksam widerrufen hat. Damit ist natürlich auch das Vermächtniß an die hiesige Stadtkirche widerrufen. Weferlingen. Das Fest der goldenen Hochzeit feierten in vollkomme ner Rüstigkeit die Bethge'schen Eheleute. Der Jubilar ist schon über 50 Jahre in der Königlichen Forst als Waldarbeiter beschäftigt. Dem Jubilar wurde die Ehijubiläumsmedaille verliehen. Windifchho l z h a u s e n. Er hängt hat sich in seiner Scheune der Landwirth Hugo Schippel. Ein lang jähriges körperliches Leiden war die Ver anlassung zum Selbstmord. Königreich Sachsen. D r e s d e n> Erschossen hat sich hier, wo er beim 2. Grenadier-Regiment seiner Militärpflicht genügte, der aus Chemnitz stammende, 22 Jahre alte Emil Müller. Ein hartnäckiges Magenleiden soll den Unglücklichen in den Tod getrieben haben. Eine entsetzliche Familientragödie spielte sich jüngst in dem Hause Fähnel straße 18 ab. Daselbst bewohnte in der 3. Etage die 30 Jahre alte Ralhssekre tärs-Wittwe Anna Kürschner mit ihren zwei 1894 bezw. 1895 geborenen Kin dern, Alfred und Charlotte, und einem Zimmerherrn eine kleine Wohnung. Als um 6 Uhr der Milchhändler die Milch abgeben wollte, bemerkte er unterhalb der gesperrten Wohnungsthür Blutspuren. Nachdem ein Schlosser die Wohnung ge öffnet hatte, bot sich den inzwischen er schienenen Polizeibeamten ein furchtbarer Anblick dar. In dem Bette lag mit durchschnittener Pulsader die Mutter m:t den beiden Kindern. Dem 4jährigen Knaben war die eine Hand fast ganz ab geschnitten. Frau Kürschner hatte ihren Kindern außerdem Sublimatlösung bei gebracht und auch selbst eine Dosts dieses Gifts genommen. Alle drei Personen, die noch Lebenszeichen von sich gaben, wurden nach dem Carolahause gebracht. Die furchtbare That kann nur in einem Anfall von Schwermuth geschehen sein. Vor Jahresfrist hat Frau Kürschner ihren Mann durch den Tod verloren. Noth hat die Familie nicht gelitten. Adorf. Ein dreifacher Jubilar ist der Schuhmachermeister Adler aus dem Psortenberge. Derselbe beging kürzlich sein 50jähriges Bürger-Jubiläum, sein 50jähriges Meister-Jubiläum und im nächsten Monat kann er sein 50jähriges Ehe-Jubiläum feiern. Chemnitz. Ein Unglücksfall mit tödtlichem Ausgang ereignete sich in der Werkzeug-Maschinenfabrik vorm. Son- dermann <8: Stier. Beim Transport ei ner 47 Centner schweren Drehbankwange riß die Krahnkette, so daß der Maschi nentheil heabfiel. Hierbei wurde der 42 Jahre alte Handarbeiter Uhlig aus Har thau so unglücklich getroffen, daß er todt unter dem Eisentheile hervorgezogen wurde. Eine Majestätsbeleidigung hatte der Eisendreher Eichhorn seinem Werkführer Franz Kragl nachgeredet. Er hatte er klärt, „derselbe hätte im vorigen Jahre eine Majestätsbeleidigung begangen, und es wäre ihm ein Leichtes, ihn in's Ge fängniß zu bringen." Kragl. der sich unschuldig fühlte, verklagte deshalb den Eichhorn wegen Verleumdung. In der Verhandlung vor dem Amtsgerichte leug nete Eichhorn aber, und als drei seiner früheren Mitarbeiter unter Eid erklärten, daß er ihnen gegenüber die Anschuldigung ausgesprochen habe, erklärte Eichhorn, das sei ein Racheakt gegen ihn. Der Werkführer Kragl sowohl wie die Zeu gen seien Sozialdemokraten und weil er von der Sozialdemokratie nie etwas habe wissen wollen, hasse man ihn und habe deshalb dies gegen ihn unternommen. Der Gerichtshof war aber anderer Mei nung und verurtheilte Eichhorn zu zehn Wochen Gefängniß. Döbeln. Als Zeichen der Zeit ist zu verzeichnen, daß über ein hiesiges Mö belgeschäft, dessen Inhaber ein Tischler lehrling Emil Richard Martin ist, der noch unter väterlicher Gewalt steht, der Konkurs eröffnet worden ist. Als Schulknabe war derselbe vor einigen Jahren „Geschäftsinhaber" geworden. Erdmannsdorf. Das 2 Jahre alte Töchterchen des Kaufmanns Uhlig wurde von einem Lastgeschirr überfahren und sofort getödtet. Erbisdorf. Die Ehsfrau des Bergarbeiters Scheunert, welche von ihrem eigenen, tollwuthverdächtigen Hun de gebissen wurde und zur Impfung nach Wien reiste, ist daselbst gestorben. Frankenberg. Das diamantene Meister- und Bürger-Jubiläum beging der Tischlermeister Heinrich Hofmann. Freiberg. Welch' bedeutenden Ruf die hiesige Deutsche Gerberschule nicht nur in Deutschland, sondern auch im Auslande genießt, beweist die That sache, daß jetzt ein früherer Schüler dieser Anstalt, Herr Eonscience aus Köln, der die Gerberschule in den Jahren 1896 — 97 besuchte, von der chinesischen Regie rung als Organisator der chinesischen Staatsgerberei für Militärzwecke in Wuchon für die Dauer von drei Jahren mit bedeutendem Gehalt engagirt wor den ist. Großenhain. Auf Beschluß bei der städtischen Kollegien soll vom 1. Juli ab eine gewerbliche Gemeindesteuer der bestehenden Großbetriebe, welche eine Jahreseinnahme von 100,000 Mark und darüber haben, eingeführt werden, die 2 Prozent der Jahreseinnahme betragen soll. Hartha. Die seit einigen Wochen verschwundene Frau des Fabrikarbeiters Winkler wurde bei der Steinaer Papier fabrik als Leiche aus dem Mühlgraben gezogen. Hertigs w a l d e. Erhängt hat sich der Gutsbesitzer Thomas. Der Un glückliche hatte vor Kurzem seine einzige Tochter im Alter von ca. 20 Jahren durch den Tod verloren und war darüber schwermüthig geworden. Langenau. Der Leichnam der le digen, 21 Jahre alten Flora Emilie Francke, welche sich, nachdem sie sich der Kleider völlig entledigt, im Flöhabsluß bei Falkenau ertränkt hatte, wurde im Weisbach'schen Wehrteich zu Flöha auf gefunden. Leipzig. Zum ersten Mal werden sich in diesem Jahre an den staatlichen Reifeprüfungen in Sachsen auch weibliche Abiturienten betheiligen. Es sind dies Schülerinnen des von Fräulein Dr. Phil. Käthe Windscheid in Leipzig geleiteten Mädchengymnasiums. Das sachsische Kultusministerium hat deren Zulassung zu den Prüfungen auf ein Gesuch des Frl. Dr. Windscheid genehmigt und die jungen Damen dem Neustädter Gymna sium in Dresden zugewiesen. Die Prü fungen werden voraussichtlich im Sep tember stattfinden. Der Kassenbote des Bankgeschäftes Ertel, Freiberg <8: Co., Hermann Bütt ner, wurde auf der Treppe des Geschäfts hauses von einem Unbekannten überfal len, der ihm eineMappe raubte, in welcher sich LOOO Mark in Banknoten befanden. Der Räuber ergriff die Flucht und konnte bisher nicht ermittelt werden. Die Po lizei hat eine Belohnung von 200 Mark auf die Ergreifung des Thäters ausge setzt. Der seit dem 19. Mai vermißte 47- jahrige Weichenwärter bei der Königl. Sächs. Staatsbahn, Dietrich, ist im gro ßen Holze, zwischen Windors undKnaut kleeberg, erhängt aufgefunden worden. Meißen. Gemeinsam den Tod in der Elbe gesucht und gesunden hat ein Liebespaar. Die Leichen wurden als die der Anna Siegel und des August Wirth aus Schlesien rekognoszirt. Die vorge fundenen Baarmittel bei Beiden betrugen 1 Mk. 20 Pf. Neub e r g. Hier erschoß sich der 22 Jahre alteVorrichter Römmler ausAsch. Der Selbstmörder schrieb zuvor noch ei nen Zettel, auf dem er ersuchte, daß ihn seine Angehörigen vergessen möchten, da er ein Lump sei. Nossen. Die dreijährige Tochter des Arbeiters Dienel fiel in der Nähe der Mittelmühle in den Mühlgraben und er trank. Oberbobritzsch. In einem An fall von Schwermuth erhängte sich der in geordneten Vermögensoerhältnissen le bende Gastwirth Fleischer. Pfersdorf. Feuer brach in dem Gehöfte des Landwirths Schleif aus und griff so schnell um sich, daß von dem rei chen Viehbestande nur die Pferde und Schweine gerettet werden konnten, wäh rend 16 Stück Rindvieh in den Flam men umkamen. Plauen i. V. Die hiesige Straf kammer verurtheilte den Steinmetzßauer aus Reinsdorf zu 8 Monaten Gefäng niß. weil sich derselbe imHerbste während der Manöverzeit das gefährliche Vergnü gen gemacht hatte, Unteroffiziere, welche das Strafexerzieren einer Anzahl Grena diere leiteten, gröblich zu beleidigen und die Soldaten zum Ungehorsam aufzu fordern. Pirna. Ein Mord ist an der 23 Jahre alten verwittweten Fabrikarbeite rin Liesel Schreiter von hier in Schön wald in Böhmen verübt worden. Die Ermordete, deren Ehemann im vorigen Jahre gelegentlich des großen Hochwas sers beim Ueberschreiten einer demolirten Brücke an der Bahnhos Straße ein jä hes Ende fand, unterhielt in letzter Zeit mit einem Dachdecker Franz Rietfchel aus Schönwald ein Liebesverhältniß, das zur Heirath führen sollte, denn Beide reisten von hier ab mit dem Vorhaben, du Angelegenheit zu regeln. Bald da rauf erhielt die Mutter der Schreiter ein Telegramm des Inhalts: „Life! und Franz todt." Infolge verdächtiger An zeichen veranlaßte die Mutter der Braut die Jnhibirung der Beerdigung dersel ben, so daß sich die Behörden mit dieser Angelegenheit beschäftigten. Die vorge- nommen Obduktion ergab das Vorhan densein einer Phosphor - Vergiftung. Da der Leichnam aber noch verschiedene Ver letzungen am Kopfe und Halse aufwies, ist anzunehmen, daß die Unglückliche nach dem Vergiftungsversuch erwürgt worden ist. Auf Grund dieses Befundes entfal teten die Behörden nun eine eifrige Thä tigkeit und es gelang ihnen, den desMor des dringend verdächtigen 26 Jahre al ten Liebhaber der Schreiter, der sich in dem erwähnten Telegramm fälschlicher weise selbst als todt bezeichnete und der als roher Mensch geschildert wird, ding fest zu machen. Reichenbach. Eine trübe Psingst botfchaft erhielt die von ihrem Manne mit den Kindern zurückgelassene Frau Kosko, welcher sich als Vertreter der Firma Gülsdorf in Plauen verschiedene Veruntreuungen hat zu Schulden kom men lassen. Sie bekam aus Klein-Glie nicke bei Potsdam einen rührenden Ab schiedsbrief, in dem ihr Mann angiebt, daß er dort fein Dasein gewaltsam been den wollte. Reusa. Unter Vergiftungserschei nungen schwer erkrankt ist der Bleicher Karl Wunderlich, seine Frau und sein Sohn. Die Leute hatten gehacktes Rind fleisch gegessen, das sie bei einem Fleischer in Plauen gekauft hatten; das Fleisch war in farbiges Papier eingewickelt ge wesen. Die übrigen Familienangehöri gen, die nichts von dem Fleisch genossen hatten, sind gesund geblieben. Rodewisch. Der hiesige Frauen ocrein beging sein 50jähriges Bestehen durch eine Festauffllhrung und Ball. Der Verein zählt zur Zeit über 200 Mitglie der. Die Königin von Sachsen übermit telte durch den Central - Ausschuß ihre Glück- und Segenswünsche für den Ver ein. Schirgiswalde. Das fünfjäh rige Söhnchen des Holzarbeiters Lob mann war kürzlich in der Kirche einge schlafen und wurde vom Glöckner, nach dem sich sämmtliche Leute entfernt hat ten, versehentlich dort eingeschlossen. Als der Knabe nach 9 Uhr auswachte, fand er alle Thüren verschlossen. In seiner Angst setzte er die kleine Wandlungsglocke, de ren Strang sich hinter dem Altar befin det, in Bewegung. Groß war natürlich das Erstaunen der Bewohner und na mentlich des Glöckners, als plötzlich das Glöckchen ertönte. Bald darauf war der Knabe aus seiner unfreiwilligen Haft be freit. Schönberg. Im „Einsiedelbruch" löste sich plötzlich ein gewaltiger Granit block und begrub den Steinmetz Ernst Stark aus Hohendorf bei Brambach. In wenigen Minuten war Stark eine Leiche. Unterwie f e n t h a l. Bei einem heftigen Gewitter fuhr ein Blitzstrahl in das sogenannte „Sanderhaus", beschä digte dasselbe ynd tödtete mehrere StüH Vieh. Venusberg. Der 74 Jahre alte Maurer Friedrich WilhelmLvrenz wurde wegen Vornahme unsittlicher Handlun gen mit Schulmädchen zu 8 Monaten Gefängniß verurtheilt. Waldenburg. Schlossermeister Mai. der lange Jahre der Gewerblichen und Fortbildungsschule vorstand, hat die ser Anstalt eine Summe von 3000 Mark mit der Bestimmung letztwillig vermacht, daß die Zinsen dieser Stiftung einem fleißigen Schüler bei Besuch einer höhe ren Fachschule als Stipendium gewährt werden sollen. Zadeldorf. Der vor einigen Mo naten von einem tollen Hunde gebissene 8 Jahre alte Sohn der Heuschke'schen Ehe leute ist jetzt nach schwerem Leiden oer schieden. Zschopau., Der Privatmann Bruno Ehrlich und der Webermeister Jo hann August Lotze begingen ihr 50jähri ges Bürgerjubiläum. Ehrlich hat bereits das 50jährige Webermeister - Jubiläum, die goldene Hochzeit und das 50jährige Mitglieds - Jubiläum des hiesigen Kö niglichen Sächsischen Militärvereins ge sehen. Zschortau. Zwei der verwittwe- Tischlerfrau Georgi gehörige Wohn häuser wurden durch Feuer eingeäschert. Die 45 Jahre alte geistesschwache und bettlägerige Tochter der Besitzerin kam in den Flammen um. Zwickau. In einer Sandgrube wurde der 63jährige Arbeiter Schmidt oerschüttet; er erlag'bald darauf den er haltenen Verletzungen. Baden. Karlsruhe. Bereits vor zwei Jahren bewilligte die 2. Kammer einige Millionen für den hiesigen Hafen; die Vermessungsarbeiten sind längst beendigt und doch scheint dieses Jahr kaum noch der 1. Spatenstich zu erfolgen. An die ser Verzögerung sind einmal die exorbi tanten Forderungen der Gemeinde Dax landen für das Hafengebiet schuld. Den Hauptgrund aber bilden die vielen In stanzen, welche die Voranschläge durch zulaufen haben. Bei dem Mangel an Arbeitskräften nimmt die Prüfung der Details sehr lange Zeit in Anspruch. Seit einiger Zeit ist der Rechtskonsu lent PH. Dittes spurlos verschwunden. DitteS hinterläßt eine bedeutende Schul denlast. Verurtheilt wurden: wegen Urkunden fälschung und Diebstahls die Tagelöh nersfrau Magdalena Nock, geb. Seebach zu iz Jahren Zuchthaus; wegen Betrugs der Bautechniker Friedrich Gerspacher aus Strittmatt zu einer Gefängnißstrafe von einem Jahre und wegen Widerstands und Beleidigung der Tagelöhner Fried rich A. Oesterle zu fünf Monaten Ge fängniß. Baden-Baden. Die Zwillings brüder F. X. und M. Stephan feierten in voller geistiger Frische ihren 89. Ge burtstag. Oberlandesgerichtsrath a. D. Karl Roos ist im 68. Lebensjahre hier, wo er im Ruhestand lebte, gestorben. 1866 wurde er Kreisgerichtsassestor in Lörrach und 1881 Oberlandesgerichtsrath. B l a n k e n l o ch. Am 12. Juni fand die Enthüllung des hiesigen Kriegerdenk mals statt, der durch die Anwesenheit des Großherzogs ein überaus feierlicher Cha rakter verliehen wurde. Das hundertjährige Jubiläums-Fest schießen der Schützen-Gesellschaft verlief unter großer Betheiligung von Schützen aus allen Gegenden Süddeutschlands; besonders aus Karlsruhe. Mannheim und anderen Städten waren zahlreiche Schützen erschienen. Der augenblickliche Verweser des Erz bisthums Freiburg Dr. Knecht hat an das hiesige Dekanat einen Erlaß gerich tet, daß der Oberbürgermeister Dr. Gau tier so lange nicht mehr zu den Sitzungen der katholischen Stiftungsräthe der Stadt, deren Mitglied er als Oberbür germeister kraft gesetzlicherßestimmungen ist, eingeladen werden soll, „bis seine öf fentliches Aergerniß erregende Vernach lässigung seiner kirchlichen Obliegenhei ten aufhört." Das „öffentliche Aerger niß" besteht darin, daß Dr. Gautier, der Katholik ist, in gemischter Ehe lebt und seine Kinder protestantisch erziehen läßt. Buchheim. Anfangs Mai wurden in nächster Nähe unter Leitung des Pro fessors Schuhmacher, Assistent der Staatssammlung in Karlsruhe, Ausgra bungen vorgenommen. Man fand eine große Zahl Gefäße aller Art, Schmuck- fachen aus Bronze, Waffen aus Eism etc. Außerdem wurden in der Nähe ur alte Wohnstätten und Spuren von Acker bau aus der Zeit jener Grabhügel nach gewiesen. Auch glaubt Professor Schuh macher, die Römerstraße, welche 74 n. Chr. Geb. von Kaiser Vespasian von Of fenburg aus an die Donau gebaut wur de, zwischen Neuhausen ob Eck und Lan genhart wieder aufgefunden zu haben. Buffenhofen. Im Anwesen des Müllers Fid. Restle kam Feuer zum Ausbruch, das in der Mühle reichliche Nahrung fand und beträchtlichen Scha den verursachte. Auch das Wohnhaus wurde stark beschädigt. Eppingen. Sein 25-jähriges Dienstjubiläum beging der israelitische Religionslehrer Eichstetter. Dem Jubi lar wurden von allen Seiten ehrenvolle Beglückwunschungen zu Theil. Infolge Abfaulens eines Balkens stürzte die Frau des Gärtners Brändle mit 2 kleinen Kindern sammt dem Kü chenboden in die Waschküche. Die Frau wurde schwer verletzt, die Kinder blieben vollständig unversehrt. Freiburg i. Br. Prof. Heiner, Gründer des Kollegiums Sapientiae, wurde zum päpstlichen Hausprälaten er nannt. Glashütten. Taglöhner B. Gohm fiel infolge eines Unfalls von Epi lepsie in einen Jauchenbehälter, in wel chem er erstickte. Heidelberg. Hiesige Israeliten, welche gegen den seitherigen Verleger und Redakteur des antisem. „Deutschen Volksboten", jetzigen Studenten der Rechte, F. Göbel, Beleidigungsklage er hoben hatten, sind von dem Schöffenge richt mit ihrer Klage kostenfällig zurück gewiesen worden. Die Universität zählt dieses Semester 1384 Studenten, von denen 58 der theo logischen, 513 der juristischen, 272 der medizinischen, 195 der philosophischen, 346 der naturwissenschaftlich-mathema tischen Fakultät angehören. Unter Hin zurechnung der 95 Hospitanten und der 24 weiblichen Studenten beträgt die Ge sammtzahl 1503, also 181 mehr als im Sommersemester 1897. Hohenstadt. Die ledige Karoline Herold wurde vom Bezirksamt als Hilfs rathfchreiber verpflichtet. Es ist dies der erste weibliche Rathschreiber in Baden. Hoppetenzelt. Zum Bürger meister erwählt wurde Gemeinderath und Müller Peter Bregenzer. Hornberg. Nach kurzem Wort wechsel warfen der 18jährige Sägerlehr ling I. Staiger von Reichenbach und der 26jähr. Säger S. Breithaupt von Eo. Tennenbronn den 56jähr. Taglöhner I. Brüstle von Gutach eine Stiege hinab. Die Thäter sind bereits festgenommen. Langen st einbach. Das Fest der goldenen Hochzeit feierte das Ge meinderechner'fche Ehepaar I. Knab. Mannheim. Der Bürgerausschuß genehmigte einstimmig die Einverleibung der 10,000 Einwohner zählenden Ge meinde Neckarau. Wegen Unterschlagung von 48,000 Mark zum Nachtheile der Zellstofssabrik Waldhof erhielt Buchhalter Jung von der Strafkammer vier Jahre Gefängniß. Ein italienischer Arbeiter, der eine hie sige Wirthschaft verließ, ohne bezahlt zu haben, gerieth, als er von der ihm nach gefolgten Kellnerin deswegen angehalten wurde, in solche Wuth, daß er dem zum Beistand der Kellnerin herbeigeeilten Friedrich Fettel, verheiratheten Taglöh ner von hier, 31 Jahre alt, mit einem Messer den Bauch ausschlitzte, so daß die Eingeweide austraten. Fettelist lebens gefährlich verletzt. Der Italiener wurde sogleich zur Hast gebracht. Wegen Fälschung einer Vollmacht und wegen Unterschlagung von 1600 Mark wurde ein Erbschleicher, der 50- jährige Schreiner Emil Apsel von Hei delberg, zu Jahr Zuchthaus verur theilt. Neckargemünd. Die Eheleute Sebastian Ziegler von der Rainbach feierten kürzlich das Fest der goldenen Hochzeit. Da der Jubel-Bräutigam ka tholisch ist. die Braut aber eoang.-prot.. so schlug der katholische Geistliche den kirchlichen Trauakt ab. obgleich die Trauung vor 50 Jahren in der katholi schen Kirche stattgefunden hat. Der greise Bräutigam besann sich kurz und sagte zu seiner Braut: Vor 50 Jahren gingst Du mit mir und heute gehe ich mis Dir, und ließ sich in der evang. Kirche einsegnen. Rados z e l l. Ein hervorragendes Mitglied des hiesigen katholischen Arbei tervereins, Senior und Schuhmacher Hubauer, wurde wegen Widerstands ge gen die Staatsgewalt gefänglich einge zogen. Rastatt. Bürgermeister A. Brä nig von Mannheim wurde zum hiesigen Bürgermeister gewählt. Schönau. Die schweren Gewitter, die sich in letzter Zeit über der hiesigen Gegend entluden, haben nach vorläufiger Schätzung in diesseitiger Gemarkung ei nen Gesammtschaden von etwa 70,000 Mark verursacht. Schopfheim. Im Alter von 66 Jahren verschied nach längerer Krankheit Altkronenwirth Friedrich Cleis, der über 15 Jahre dem Gemeinderathskollegium der Stadt angehört und verschiedentlich als Stellvertreter des Bürgermeisters sungirt hatte. Walds h u t. Der 27jährige ver heiratete Schaffner Ruh von hier ver unglückte dadurch, daß eine offenstehende Wagentbür. während Ruh die Billete kontrollirte, von einem über das Nor malprofil hereinreichenden Brückenpfei ler gegen ihn geschlagen wurde, wodurch er herunterfiel und sich schwere Verletzun gen zuzog. Er brach einen Arm. ein Äuge wurde herausgerissen und die Hirnschale stellenweise eingedrückt. Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar. Der Großherzog Karl Alexander von Sachsen-Weimar, der äl teste deutsche Fürst, vollendet am 24. Juni sein 80. Lebensjahr und wenige Tage darauf das 45. Jahr seiner Regie rung. Der Großherzog begeht seinen Geburtstag im engsten Familienkreise auf Schloß Wilhelmsthal bei Eisenach. Zur Feier des Tages veranstaltet dieHof gesellfchaft am Abend des 24. Juni le bende Bilder. Die Motive für die Staf fage weisen auf den Aufenthalt des Großherzogs in Italien hin, im Lande der Kunst, der er ja auch in seiner Resi denz eine berühmte Heimstätte geschaffen hat. In Gegenwart des Großherzogs und des Erbgroßherzogs hielt Professor Dr. Frhr. v. Wilamvwitz-Möllendorff (Ber lin) in der Versammlung der Goethe Ge sellschaft den Festvortrag über „Pando ra". Dann folgte die Berichterstattung über die Goethe-Bibliothek, das Goethe- Scbiller-Archiv. sowie das Goethe-Na tionalmuseum durch die Leiter derselben und die Erstattung des Finanzberichts. Der gesammte literarische Nachlaß d s Dichters Viktor o. Scheffel ist vom Sohne des Dichters dem Großherzog zum dauernden Eigenthum des Goethe- Schiller-Archivs übergeben worden. Der Vorstand der Goethe-Gesellschaft plant für die Zukunft die Herausgabe eines großangelegten Wörterbuches, das dnk gesammten Sprachschatz von Gnthe-Her^ der-Schiller enthalten soll. Der Maler Professor Ernst Händel ist, 85 Jahre alt, gestorben. Für Wei mar hatte den talentvollen Künstler Franz Liszt gewonnen. Händel war hier zuerst als Dekorationsmaler und Maschinen meister beim Hoftheater thätig. Eine reiche Thätigkeit entfaltete er 1868 bei der Neugestaltung desselben und später - bei der Ausschmückung des Geraer Hcf theaters. Der Großherzog ernannte ihn 1876 zum Professor der Malerei und verlieh ihm bei seiner Pensionirung die goldene Medaille für Kunst und Wissen schaft. Händel wirkte auch bei der Re staurirung hiesiger Kirchen mit. Eisenach. Daß das „Luthxrh.ius" durch eine Brauerei käuflich erworben worden ist und nun eine Restauraation hineinverlegt werden soll, scheint aus wärts vielfach als eine Profanisierung aufgefaßt zu werden. Dem gegenüber ist wohl am Platze, festzustellen, daß jenes recht altertümliche Gebäude den histori schen Werth, den es infolge seines Na mens in den Augen Nichteingeweihter be sitzt, in Wahrheit nicht hat. da nach neuen Forschungen das eigentliche Lutherhaus, d. h. Cottahaus, ganz wo anders, näm lich in der Georgstraße gestanden hat. Ilme n^a u. Die Badevertretung hat beschloßen, dem „Thüringer Wan dersmann", Hosrath A. Trinius, am Fuße des Lindenberges einen Platz zu widmen und mit dem Namen „Trinius- Platz" zu bezeichnen. Die zahlreichen Freunde des Dichters der auch Reichshistoriograph der Gemeinde Ga ilbach ist werden über diesen Be schluß erfreut sein, hat doch selten einer wie Trinius die Thüringer Heimath be sungen und damit den Fremdenverkehr nach den hiesigen Wäldern gehoben. Be merkenswerth ist auch der weitere Be schluß der Badevertretung, die erschiene nen Trinius'schen Schriften, insbeson dere seineWanderbücher, für die Lesehalle der Kurgäste anzukaufen und auch sonst für deren Verbreitung zu sorgen. Jena. Hier erfolgte die feierliche Einweihung des Denkmals für den her vorragenden Pädagogen Professor Volk mar Stoy in Gegenwart vieler hiesiger und auswärtiger Festgäste. Die Fest rede hielt Professor Erich Schmidt aus Berlin. Die hiesige Universität wird in die sem Semester von 755 immatrikulirten Studrenden und 38 Hörern besucht, so daß die Gesammtzahl der Besucher 793 beträgt. Der theologischen Fakultät ge hören 47 Studirende an, der juristischen 208, der medizinischen 233, der philoso phischen 277. Aus Weiinar stammen 137 Studirende, aus Meiningey 39, aus Altenburg 34, aus Gotha 29, aus Reuß 17, aus Schwarzburg - 9, aus Schwarzburg - >i--ondershausc?i 4. Oberbürgermeister Müller ist auf eine weitere Amtsdauer von 6Jahren mit 755 gegen 580 Stimmen gewählt worden. Lippe. Detmold. Bis zum Beginn der jetzigen Regentschaft im Fürstenthum Lippe war Preußen in Detmold insofern diplomatisch vertreten, als der preußische Gesandte in Oldenburg auch in Detmold und außerdem noch in Braunschweig und Bückeburg akkreditirt war. Jetzt erfährt man aus dem die Interessen der Bückeburgischen Linie vertretenden Det molder Blatte, daß diese diplomatische Vertretung in Detmold seit der Einsetz ung des gegenwärtigen lippischen Regen ten ausgehört hat. Es entspricht dies, bcmerkt die „Berliner Nat. - Ztg.", den gespannten Beziehungen, welche über haupt seit dem Schiedsspruch zwischen Berlin und Detmold bestehen. Die in Salzuflen. Herford, Vlotho und Caternberg wohnenden Erben des zu St. Louis im Staate Missouri vor Jah resfrist verstorbenen Tischlers Friedrich Gronemann haben die Nachricht erhalten, daß vorläufig der Betrag von P 36.000 (150.000 Mark) zurVertheilung verfüg bar liege. Der Erblasser war im Jahre 1854 ausgewandert. W a l d eck. Arol s o n. Das Corps „Bremen sia" in Göttingen wird dem Fürsten zu Waldeck und Pyrmont, der dem Corps in den Jahren 1884 bis 1885 als Kon kneipant angehörte, das Corpsband überreichen. Die Receptionsfeierlichkeiten werden in dem hiesigen sürstlichenSchloß stattfinden, wo an der Umgestaltung ei nes Saales nach dem Muster des Kneip saales im Bremensercorpshaus gearbeitet wird. Neben einer Menge andererCorps brllder wird auch König Wilhelm 11. von Württemberg erwartet, der dem Corps ebenfalls angehört. Helmlingen. Unter zahlreicher Theilnahme fand hier die Enthüllung des Kriegerdenkmals statt. Heimliche Wonne. I.Füsilier: „Wat hat denn Dir Deine Juste heute Abend vorjesetzt, dat de jar so schmunzelst?" 2. Füsilier (Geliebter der Köchin des Kompagniechefs): „Det halbe Huhn, det der Hauptman kriegen und de Katze gestohlen haben sollte!" Uebergefällig. Hausirer (zu dem. der ihn zur Thü re hinausgeworfen): „Ae Seif' hätt' ich, ä billige, wenn Se sich vielleicht ha ben gemacht schmutzig de Händ' an mai Rock!" Erklärt. Freund: „Mensch, Du hast ja heute einen wahren Galgenhumor." Bräutigam: „Bin auch soeben in den Standesamlskasten gehängt worden." Richtige 'Diagnose. Patient: „Ich weiß nicht, Herr Dok tor, ich fühl' mich so elend, ich hab' sü, nichts Interesse, hab' keinen Appetit, kann nicht schlafen —" Arzt: „Warum Heirathen Sie das Mädchen nicht?" Ermuthigung. Sei kein Narr ! Die Tante Tugend Steht zwar mit erhobenem Finger Neben dieser holden Jugend. Ach. ihr süßen, jungen Dinger. Seid ihr alt erst, sieht kein Mann Anders noch als schief euch an. Sei kein Narr und küss' die Kleine! Kommt sie dir nicht halb entgegen, Eins von beiden muß die Beine, Wollt ihr euch begegnen, regen. Bleibt ein jedes auf dem Fleck, O. so kommt ihr nie zum Zweck. Sei kein Narr! und kein Bedenken Was man liebt, muß man auch küssen. Will sie dir kein Küßchen geben, Wirst du dir eins nehmen müssen. Schreit sie, und die Tante schilt, Ei, was thut's! Der Kuß, der gilt! Kindlich. Else (welche geweint, zur Großmut ter. als diese ihr die Thränen abtrocknen ' will): „Trockne mir doch nicht die Thrä- nen schon ab, ich will ja noch weiter wei nen !" Seine Karriere. Dichterling (in der Zeitung lesend): „Wieder ist ein großer Dichter todt, ich > rücke immer weiter aus."