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Die Eisenbahn. Skizze vonDietrich Theden. An fünfundzwanzig Jahre oder län ger mögen vergangen sein, seitdem Junge und Alte inWelmendorf kann ten ihn. den alten Fischer vom Sckner see, und der Fischer kannte in Welmen dorf und so eine Meile um den herum jedes Haus und jedes Kind. Wei ter aber, als er mit seinen Fischen Hau siren ging, war er in die Welt nicht hin ausgekommen. Und weiter wollte er nicht. „Da draußen", sagte er, „is es auch nich anders als bei uns. Jeder sieht, ! daß er sich durckplagt, so gut er kann; aber mehr als leben un arbeiten können die da auch nich. Ich hab mein Haus, das haben die auch; ich hab das „Holz" un ein gut Stück Wiesenland, daS ha ben die oft nich mal; un ich hab den See, un den giebt's nich mehr, wenn ich auch bis nach Preetz oder Kiel oder noch weiter laufen un mir die Augen aus dem Kopf suchen wollte. Un mein Kind hab ich, mein Diern, meine Anne-Luis' da kann ein Paster kommen un die freien, hübscher is doch keine un besser auch nich. wenn sie auch nich alle Sonn tag in die Kirche läuft un lieber mal im Krug das Tanzbein schwingt. Nee, ich tausch schon nich!" Das „Holz" des alten Fischers war eine kleine Buchenwaldung an der einen Langseite des ovalsörmig gestreckten Sees, und die Buchenriesen, die letzten Zeugen eines vor Zeiten weit um den See' gedehnten Waldes, streckten ihre dichten Laubkronen schützend über das Anwesen des Fischers und raunten, wenn der Wind über sie hinstrich, von dem grauhaarigen Alten und seinem blonden jungen Kind. Das Wiesenland, das von der Holz grenze an ein Stück am Seeuser hinlief, diente dem Fischer als Weide für eine Kuh und lieferte so viel Heu. daß auch den Winter durch für die nützliche Hau sgenossin gesorgt war. ! Das Haus war klein und niedrig und! blitzblank und sauber. Die Fenster der Wohnstube gingen auf den See hinaus.! und wenn der Fischer draußen seinem Gewerbe nachging, konnte Anne-Luis'! leicht das dunkle Boot auf der spiegeln den Fläche entdecken und mitunter über den See hinweg auch noch den jungen Gutsherrn von Perdoel. der mit selt samer Vorliebe gerade an der gegen überliegenden Langseite des Sees zu ja gen pflegte. Und Anne-Luis' sah vielleicht mehr nach dem Jäger als nach dem Fischer. Und vielleicht wußte das der Guts herr, vielleicht auch zog gerade das ihn an. Denn sonst war besonders Einla- dendes an der hügelig ansteigenden, dürren, sandigen, mitTannen nur dünn bestandenen perdoeler Seeseite nicht entdecken. „Was er da zu ballern hat", sagte zu- weilen achsel>uckend der Fischer. „Hat Jagdgrund rund um sich herum, mit Hasen, Böcken un was er sich wünscht, un knallt da nach den dummen alten Krähen!" Anne-Luis' Pslegte darauf nicht zu antworten, und höchstens spielte einmal ein feines, weiches, schelmisches Lächeln um ihre klugen blauen Augen. Dann wurde der Fischer die Laune des Jägers gewohnt und uun mochte der junge Gutsherr den Krähen auf den Leib rücken und knallen, so oft und so viel er wollte, der Fischer sah und hörte ihn nicht mehr, der Fischer vergaß sogar den geliebten See und wandte seine Ge danken ausschließlich einer Richtung zu. nach der sie ebenso plötzlich wie unlieb sam und ebenso dauernd wie beunruhi gend abgelenkt worden waren. Das Unglaubliche sollte geschehen: Die kleine Welt um den Schiersee sollte auf den Kopf gestellt werden! Was seit Menschengedenken unwandelbar bestan den und sich bewährt hatte, sollte auf hören, sollte verdrängt werden von et was Neuem, von etwas Neumodischem, von etwas Störendem, von etwas total Unnützen von einer Eisenbahn! Gerade am See entlang sollte sie ge hen, gerade an dem Fischerhaus vorbei, gerade durch den alten Buchenbestand und über das schöne Wiesenland! Der Fischer war schwer beunruhigt. Er sah schon die Baumriesen fallen, ein Heer von Arbeitern einen Damm auf führen, das dampfende schwarze Unge thüm, von dem er bis jetzt nur gehört hatte, polternd herankeuchen die Haare standen ihm zu Berge ob des Un erhörten An einem Tage inmitten dieser schwe ren Bedrängniß erhielt er einen Besuch, durch den er sich ebenso überrascht wie geehrt fühlte. Der Besuch war kein an derer als der junge Gutsherr von Per doel. und was er von dem alten Fischer wollte nichts anderes und nichts Ge ringeres als die Hand der Anne-Luis'. Der alte Mann brauchte einige Zeit, um sich von seiner Verblüffung zu er holen. Als er dann aber sein Kind von der Diele in die Stube rufen und freu dig den heimlich geschlossenen Herzens bund der Beiden segnen wollte, kam ihm plötzlich ein Einfall, der ihn auf dem halben Wege'nach der Stubenthür zö gern, sein runzliges Gesicht aufstrahlen ließ und ihm Rettung aus aller Noth verhieß. Er kehrte um und wandte sich an den Freier. „Ja, Herr Bernhus." sagte er zö gernd ; „ja will ich wohl sagen un un gern auch. Aber aber ich hab eine Bedingung. Sie wissen ja, die wol len hier Alles um un um kehren un bauen, nämlich die von der Eisenbahn. Und das wollt ich ausmachen, daß das nich sein darf. Das nich, Herr Bernhus. un wenn Sie das sagen, denn gilt das. Also wenn Sie das wollen un nach her die Anne-Luis' nichts nich einzuwen den hat denn zu." Ter Gutsherr war für den Fischer die höchste Respektsperson, deren Einfluß er ohne Weiteres die Erfüllung seines Wunsches zutraute. Johannes Bernhus schüttelte bedau ernd den Kopf. „Nein," sagte er, „da ist leider nicht mehr zu machen. Sie erhalten ja auch cine Entschädigung, Vater Tiedien, und die Eisenbahn thut uns noth. - ist ein großer Vortheil für uns." „So ?" meinte Vater Tiedjen. „Vor theil ? Für mich nich. Also Sie wollen nich?" Bernhus sprach ihm gütlich und ein dringlich zu. Ter Fischer hörte nur das Nein das Nein, das er nicht ver stand. „Denn muß es woll auch so gehn," gab er widerwillig zu. Er schritt auf's Neue nach der Thür und rief nach der Tochter. Anne-Luis' kam zögernd und stand glühend und bebend vor dem Vater. „Anne-Luis." sagte er. „Herr Bern hus will Dich zur Frau haben. Is da nu all richtig ?" „Ja," flüsterte sie, und Bernhus trat stürmisch aus sie zu. um sie jubelnd in die Arme zu schließen. „Ja. mein Diern, ja," sagte der Alte gerührt, „denn geb uns' Herrgott sei nen Segen." Aber den Groll gegen die Eisenbahn vergaß er nicht. Der saß fest, ob auch die Kinder schwelgen und Himmel und Sonne strahlend auf das junge große Glück herniederlachen mochten. Der Groll steigerte sich zur Verbitterung, und die Verbitterung wuchs mit jedemßaum, der dem Schienenweg zum Opfer fiel, und mit jedem Spatenstich in die dichte Grasnarbe des Wiesengeländes, der schneidend zugleich das Herz des Fischers zu treffen schien. Er wurde entschädigt, ja; reichlich sogar. Er trug das schwere Geld mür risch auf die Sparkasse und blickte um so finsterer und drohender, je weiter der Bau fortschritt. Die Arbeiter glaubten, sich über den Alten belustigen zu können. Das brach te ihn vollends auf. Er fluchte in sich hinein. Er brütete Unheil. Ein knappes Jahr ging dahin, die Bahn näherte sich der Vollendung, und der Tag für die Probefahrt wurde fest gesetzt. In der rabenfinsteren Nacht vor dem Eröffnungstage arbeitete der Fischer heimlich stundenlang an dem unbewach ten Bahndamm. Nicht in der Nähe sei nes Hauses ein Stück weiter fort, nach dem Gute Olenkoppel zu. der Bahn station entgegengesetzt, von wo der Zug herankommen mußte. Wie ein Dieb schlich er sich nach Haus. In früher Vormittagsstunde rollte der Landauer des perdoeler Gutsherrn heran, und der Bräutigam holte die strahlende Braut zu einer geheimnißvol len Fahrt ab. Der Fischer stand in Mißmuth. Anne-Luis' trug zu seiner Verwunde rung den modischen Sonntagsstaat, an dem eine aus Preetz berufene Schneide rin eine ganze Woche lang in dem Fi scherhause gemessen, geschnitten, genäht, gebügelt und gebastelt hatte. Er mochte ' den Staat nicht. Er mochte ihn erst recht nicht, als er ihm zeigte, daß sein Kind eine Heimlichkeit vor ihm gehabt und diese auffällige Fahrt offenbar mit dem Verlobten vorher vereinbart hatte. Anne-Luis' winkte aus dem rollenden Wagen noch von fern mit dem wehenden Taschentuch, und der Gutsherr schwenkte grüßend den weißen <-ommerhut. Der Fischer stand betreten. Er ging unruhig an den Bahndamm und wieder zurück nach dem Hause. Ein Schwalbenpaa? kämpfte unter dem Dachrand gegen ein paar freche Spatzen um sein Nest, das die grauen Filze widerrechtlich in Besitz genommen hatten und nicht räumen zu wollen schie nen. „Aeser!" knurrte der Fischer und ver jagte die Eindringlinge mit einem An gelschaft. Ein Junge kam am See entlang. „Vater Tiedjen, darf ich heute an geln?" fragte er. „Geh man, mein Jung." Er sagte nie nein, wenn er gefragt wurde. Er vertrieb nur die „Frech dachse", die seine Erlaubniß nicht nö thig zu haben glaubten oder sonst einen Frevel auf dem Kerbholz hatten. Der Kukuk an der Schwarzwälder Uhr in der Stube rief die elfte Stunde. Schon? Wie die Zeit vergangen war! Alle Wetter, da mußte ja der Zug durchpassiren. jeden Augenblick? Es war heiß. Der Fischer lüftete die Mütze und trocknete den Schweiß von der Strin. Elf! Er wollte den Zug nicht sehen! Er wollte nicht! Er wollte nickt und schritt doch durch das Holz und spähte den Damm entlang, dem Bahnhof zu, dem kommen den Zug entgegen. Er stand wie gebannt. Es hielt ihn wie festgenagelt. Es war ihm, als wäre ihm ein zentnerschwerer Bleiguß in die Glieder gefahren. Er konnte sich nicht rühren. Mit vor tretenden Augen sah er dann den Zug sich nähern langsam, qualmend, stampfend, polternd. Und da aus einem Fenster ein wehendesTuck, ein weißer, runder Som merhut zwei ausgestreckte Arme, zwei Köpfe, nickend, grüßend, lachend ob der gelungenen List Anne-Luis' und Bernhus. Ha ha halt!" keuchte plötzlich der Fischer. „Ha —ha halt!" Und er fand die Bewegung wieder, stürzte an den Damm und schrie mit heiserer, sich überstürzender Stimme auf den Lokomotivführer ein. .5a halt! Ha —ha halt!" Schrillt Pfeifensignale folgten schnell aufeinander. Die Bremsen thaten ihre Schuldigkeit. Der Zug hielt auf offener Strecke. Der Fischer eilte den Damm entlang, hob eine gelockerte Schiene an einem Ende empor und ließ sie mit hartem Ei senklang niederschlagen. Einer der Ingenieure war als erster zur Stelle. Er trat dicht an den Alten heran. „Das waren Sie!" schleuderte er dem Fischer anklagend ins Gesicht. Ja", zischte der Alte zwischen den zu sammengebissenen Zähnen. „Ich!" Es war gut, daß der Gutsherr als zweiter kam. „Ich hafte!" wandte er sich mit stum mer Bitte an den Bahnbeamten. Der nickte. „Noch was?" fragte er den Fischer. „N nein" „Ein Unglück", erklärte der Ingenieur den aus dem Zug Herbeiströmenden. „Nicht von Bedeutung. Eine unver nietete Schiene." Er gab einem Schaffner einen Auf trag. Ein paar Leute kamen mit Ar beitszeug. Der Schaden wurde gut ge macht. „Weiter!" tönte das Signal. Ruckend und polternd gng der Zug vorüber. Der alte Fischer starrte ihm nach. Es sauste und brauste ihm in den Ohren. Er hielt sich kaum auf den Beinen. Eine Biegung des Dammes am See- Ende hinter Olenkoppel, dessen Fenster in der Sonne blinkten, entzog dsn Zug seinen Blicken. „Vater Tiedjen". sagte der Junge, der sein Angelzeug beim Nahen des Zuges im Stich gelassen hatte. ..das hätt was setzen können, ei wei. wenn Sie nicht ge wesen wären un Sie haben doch zu erst selbst nichts wissen wollen von dem alten Dampftasten. Ei wei!" Der Junge trollte sich an den See zu rück. und der Fischer folgte ihm lang sam und betäubt. Erst am Nachmittag kamen die Toch ter und ihr Verlobter. Bernhus drückte dem Alten die Hand und sah ihm tief in die Augen. „Es hätte nicht weiter schlimm wer ben können. Vater," redete er mit etwas scheuem Eiser. „Der Zug ging langsam ein kleiner Stoß, ein kleiner Schreck, mehr nicht." In dem Alten wallte es auf. heiß und freudig und dankbar. „Ja, Jung, vergiß man!" saate er stockend und ging verlegen hinaus. Damit war die Geschichte zu 6nde. Damals vor fünfundzwanzig Jah ren oder länger. Und warum ich sie heute vorkrame und ausplaudere? Vor wenigen Wochen erst ist der alte Fischer in den ewigen Schlaf hinüberge schlummert und war bis dahin der ge treueste Wächter der verhaßten Eisen bahn. Beweis. Lehrer: „Aber. Levy, wie kannst Du denn „herrschen" mit einem r schreiben?" „Der Hersch schreibt sich doch auch mit einem r." Ein feindlicher ZledersaU. —— Von A. Hansberge r. Im Jahre 1863 lagen wir an der pol nischen Grenze, um einerseits die zählen den revolutionären Elemente Polens im Zaum zu halten und andererseits den Zuzug nach Rußland zu verhindern. Au ßer scharfer Bewachung der eigentlichen Grenze war ein reger Patrouillendienst eingerichtet, wobei auch größere Abthei lungen unter dem Kommando eines Of fiziers das dem betreffenden Truppenteil zugewiesene Rayon durchzogen. So war ich auch eines Tages bei strö mendem Regen in das sür diesen Tag als Ziel angegebene Torf gelangt und der Schulze hatte mir bei dem katholischen Pfarrer des Ortes mein Quartier ange wiesen mit dem Bemerken: „die Herren wären im Allgemeinen von Einquartie rung befreit, der Herr Pfarrer würde sich aber sehr freuen, mich bei sich aufzuneh men." Man mußte es den Polen lassen, daß die edleGastfreundfchaft damals bei ihnen ebenso wie früher in vollster Blüthe stand, womit ich aber keineswegs gesagt haben will, daß das jetzi nicht mehr der Fall ist. Wir ungebetenen Gäste wurden stets auf das Liebenswürdigste aufgenommen, und wenn auch der erste Empfang natürlich etwas kühl war, nachher wurde es anders. Waren die meist nicht sehr angenehmen dienstlichen Aufgaben, Haussuchungen etc. vorüber, so wurde man fast immer freundlichst zu der Mahlzeit eingeladen, welche der Tageszeit entsprach, auch wenn man nicht den Befehl hatte, sich in der Ortschaft einzuquartieren. Was speziell die katholischen Geistli chen anbetrifft, so waren die Quartiere bei denselben sehr gesucht. Nicht allein daß Küche und Keller sich durchweg eines vorzüglichen Rufes erfreuten, es waren auch meist recht joviale freundliche Her ren, mit denen man sich sehr gut unter hielt, wenn man das religiöse Gebiet ver mied. So war ich denn auch an jenem denk würdigen Herbsttage, an welchem sich nachstehendes Ereigniß zutrug, über die mir in Aussicht gestellte Unterkunft recht erfreut und begab mich, nachdem ich meine Mannschaft untergebracht und die vorgeschriebene Dorfwache ausgesetzt hatte, mit dem Hornisten und meinem Burschen in mein Quartier. Als ich daselbst gegen 2 Uhr anlangte, empfing mich der Pfarrer, eine große stattliche Gestalt, äußerst freundlich, er klärte mir aber, bereits Mittag gegessen zu haben, indessen solle in drei Stunden ein gutes Mahl für mich hergerichtet wer den. „Zunächst wolle er rasch etwas Früh stück und ein Glas Grog besorgen, ich möchte, während meine total durchnäßten Sachen getrocknet würden, mich in's Bett legen." Allerdings sührte ich in meinem kleinen Tornister Morgenschuhe und etwas Leib wäsche mit. aber kein Uniformstück. und so blieb mir unter diesen Umständen nichts anderes übrig, als mich diesem höchst verständigen Vorschlag zu fügen. Bald lag ich wohlbehalten in dem rasch bezogenen Bett, das Frühstück hatte vor züglich geschmeckt, dem ersten Glase Grog war ein zweites gefolgt und eine Cigarre rauchend empfand ich ein derartiges Wohlbehagen, welches nur der nachzufüh len vermag, welcher nach anstrengendem Marsch und total durchnäßt nun trockn gebettet seine Glieder ausstreckt. Allmälig wurden die Gedanken ver worren, und als die Cigarre aufgeraucht war, senkte sich ein wohlthuenderSchlum mer auf mich hernieder. Als ich erwachte, war die Dämmerung hereingebrochen und mein Pfarrer machte mir die Mittheilung, daß das Abendessen gleich fertig sein würde. Im Begriff mich hierzu in Toi lette zu werfen, erschien indessen mein treuer Schildknappe, vulgo Bursche ge nannt, mit der Meldung, daß die Sachen noch nicht trocken wären. Aber auch in diesem Falle wußte mein freundlicher Wirth Ratb, indem er mir einen seiner langen schwarzen Röcke zur Verfügung stellte. Da ich keine Dame des Hauses zu erwarten hatte, so nahm ich das liebens würdige Anerbieten dankbar an und be gab mich, nachdem ich meine Toilette ge macht. welche den Umständen entsprechend sehr einfach war und nur aus Unterzeug, Morgenschuhen und Priestersoutane be stand, in das Nebengemach, wo das Diner seioirt werden sollte. Hier lernte ich einen Vetter meines Wirthes kennen, der in Russisch-Polen ein Gut besaß, nun aber geflüchtet war, da die Kosaken ihm sein Gehöft ver brannt hätten. Zweimal, so sagte er, wäre vorher schon das von Jenen angelegte Feuer ge löscht worden, aber das dritte Mal sei Alles niedergebrannt, so daß er nun kein Heim mehr habe. Er war sehr erbittert und schimpfte furchtbar auf den „piakref m<>skow" (das moskowitische Hundeblut). was ich ihm im Grunde eigentlich auch nicht verden ken konnte. Dies h'mttrte uns indessen keineswegs, den vorzüglich zubereiteten Speisen und guten Getränken in ausgiebigster Weise zuzusprechen. Ter Pfarrer war ein hoch gebildeter Mann, der viel gesehen hatte und interessant zu erzählen wußte, so baß trotz des bösen Vetters die Zeit wie im Fluge verrann. Allmählig merkte ich wohl, daß der vorzügliche Ungarwein meines Wirthes anfing, mir zu Kopfe zu steigen, aber mein freundlicher Gastgeber animirte immer wieder von Neuem zum Austrinken. Und warum sollte ich ei gentlich auch nicht? Der Regen floß noch immer gleichmäßig hernieder, im Kriege waren wir doch nicht und wenn auch die polnischen Edelleute und Geistlichen in dem Rufe standen, die Insurrektion ganz besonders zu unterstützen, so erschien mir die Persönlichkeit meines Wirthes doch so vertrauenerweckend, daß mir der Ge danke an irgend eine Gefahr gänzlich fern blieb, selbst wenn ich des Guten etwas zu viel thäte. Und so ergab ich mich denn rückhaltlos dem Zauber, welchen die gemüthliche Stimmung des traulichen Gemaches in Verbindung mit dem feurigen Ungarblut auf mich ausübte. Der russische Vetter hatte uns nach Beendigung des Mahles inzwischen verlassen, die Cigarren brann ten und der Pfarrer sagte: Jetzt sind wir allein, Herr Lieute nant, nun wird es erst recht gemüthlich, mein Vetter hat uns bisher etwas die Stimmung verdorben, doch jetzt wollen wir 'mal diese Sorte hier proben." Und eine sehr vielversprechend aussehende be staubte Flasche vom Nebentisch langend, entkorkte er dieselbe. Ich glaubte indessen genug zu haben und bat, nicht mehr einzugießen, doch fand ich kein Gehör. „Nur noch ein Glas, Herr Lieutenant, die Sorte müssen Sie noch kosten." „Herr Pfarrer, es wird zu viel." „Ach, wie kann es einem so schneidigen jungen Herrn zu viel werden!" „Na, dann meinetwegen noch ein Glas, aber dann auch das letzte." Allerdmgs war der Wein vorzüglich und so blieb es natürlich nicht bei dem ei nen Glase, und wenn ich mich auch noch so energisch dagegen sträubte, immer wie der wurde ich auf das Liebenswürdigste zum Weitertrinken genöthigt, so daß ich nachgerade in einen Zustand verfiel, den der Arzt als „akute Alkoholvergiftung" zu bezeichnen pflegt. Mir wurde aber dabei wunderbar zu Muthe, ganz anders wie bei früheren Ge- legenheiten. wo ich meinem Natu:ell ent sprechend ganz ausgelassen lustig zu wer den pflegte. Es war mir. als ob ein dichter Nebel sich auf mich herabsenkte, auf die Glieder und das Gehirn eme läh mende Wirkung ausübend. Tie auf dem Tisch stehende Lampe erschien mir wie der von dichten Wolken umhüllte Mond und wenn der Pfarrer etwas sagte, so klang es, als ob aus weiter Feme Je mand zu mir spräche. Da der Ungar wein sonst mehr auf die Beine zu wirken pflegt, während der Kopf klar bleibt, so war der Zustand eigentlich unerklärlich, doch war ich wohl nicht mehr in der Lage, nähere Betrachtungen hierüber anzustel len. Zudem war es ein so wohlig ange nehmes Gesühl, ähnlich dem, welches nach einer Morphium-Einspritzung sich ein zustellen Pflegt; zurückgelehnt in meine Sopha-Ecke saß ich da, trank nichts mehr und dachte an nichts. Alles nahm dabei eine idealere Gestalt an, die Wirtschaf terin, die ab und zu ging, und mit dem Pfarrer flüsternd polnische Worte wech selte, kam mir trotz ihres reichlich kanoni schen Alters wie eine Elfengestalt vor, die durch das Zimmer schwebte, und cls sie sich über mich beugte, wahrscheinlich um zu sehen, welchen Grad der Trunknheit ich erreicht hätte, erschien sie mir wie ein Engel, der seine Arme ausstreckte, um mich an sich zu ziehen. Ich hörte, nie sie darauf zu dem Pfarrer sagte: „jest teraz czas?" „ist es jetzt Zeit?" und er erwiderte: „jeszeze nie" noch nicht". Ich freute mich im Stillei, so viel Polnisch aufgeschnappt zu haben, um sie zu verstehen, dachte aber an nichts Bö ses und träumte weiter. Der Nebel wurde immer dichter und nur mit vieler Mühe vermochte ich noch mit den Augen zu blinzeln, als die „El fengestalt" abermals in das Zimmer schwebte und der Psarrer, mit einem Blick auf mich, sagte: „Teraz jest czas!" . Der „Engel" entschwand meinen .lu den, wahrscheinlich war ich wohl ein geschlafen da mit einmal ist es Traum, ist es Wirklichkeit? ein Schuß! Bauts, bauts, bauts, bauts, bauts, 4, 5 Schuß hinter einander, ich fahre hoch bauts, bauts, bauts, bauts knallt es ganz deutlich ich will mich erheben, doch der Alkoholdunst hält mich umfangen aber ganz unverkennbar knallen die Schüsse! Das können nur Insurgenten sein, die mein Kantonne ment überfallen ich muß hinaus zu meinen Leuten, das Pflichtgefühl bricht siegend hindurch, die Nebel weichen, ge waltsam schüttle ich den Bann von mir, der mich umfangen hält — doch da stürzt der Priester auf mich los: „Herr Lieutenant, bleiben Sie ruhig sitzen, es ist ja nichts!" „Herr, zum Donnerwetter, halten Sie mich nicht, ich weiß, was meine Pflicht ist, hören Sie nicht das Schießen?" rufe ich in größter Erregung und will den Tisch bei Seite schieben doch da stellt sich der Pfarrer mit seiner madigen Fi gur davor, versucht es, mich in die Ecke zu klemmen und auf das Sopha nieder zudrücken. Dabei knallen die Schüsse immer weiter, viel rascher, als ich es zu schreiben vermag, jagen die Gedanken, blitzartig durchzuckt es das Gehirn: „ha, darum also das starke Zutrinken, dar um die gleisnerische Liebenswürdigkeit, die immer neuen, wahrscheinlich mit ei nem Schlasmittel versehenen Flaschen, darum die Frage, ob es schon Zeit sei, die Zeit natürlich, das Signal zu dem Ueberfall zu geben, und noch das ge waltsame Festhalten, da er sieht, daß ich noch nicht ganz unfähig zur Gegenwehr bin! Eine Niedertracht sonder Glei chen!" Furchtbare Wuth bemächtigt sich meiner gegen den Verräther. der mich verhindern will, mich an die Spitze meiner Leute zu stellen. „Platz da!" brüll? ich, meiner selbst kaum noch mächtig, doch als der Urhe ber alles Unheils auch jetzt noch, beru higende Worte murmelnd, mich zurück halten will, nehme ich meine ganzeKrast, von der ich besonders in der Wuth eine gute Portion besitze, zusammen, alle Muskeln spannen sich und hinten über fliegt der Tisch mitsammt der sich dagegen stemmenden Gestalt, klirrend sausen die Gläser, Flaschen uud die Lampe auf die Dielen, mit einem Satz bin ich an der Thür, reiße dieselbe auf und rufe nach dem Burschen, der anch schon, das Gewehr in der einen, meine Uniformstücke in der anderen Hand hal tend. mit dem Hornisten die Treppe her ab gepoltert kommt, rufend: „Herr Lieutenant, es schießt!" „Hornist Alarm!" sind meine er sten Worte. „Uniform her", die nächsten. Waffenrock und Helm hat der Bursche zur Hand und will hinaus, um Hose und Stiefeln zu holen. „Laß das", rufe ich, werfe die Priestersoutane ab, sabre in den Uniform-Rock, stülpe den Helm auf und steige nun, den blanken Degen in der Faust, im Unterbeinkleide und Morgenschuhen auf die Dorfstraße, während draußen „dasGanze sammeln" ertönt. Tiefes Dunkel umfängt mich, beim ersten Schritt ist Strumpf und Mor genschuh total durchnäßt, während klat schend der Schlamm an meiner luftigen Unterkleidung emporspritzt. Aber was frage ich danach, hier ruft die Pflicht, das Bewußtsein der Schreck, sowie das kalte Bald ernüch tern mich vollkommen, aus den nächsten Häusern stürzen meine Leute hervor, 10 Mann habe ich hinter mir, „hierher!" rufe ich. während am Kirchhof, meiner Wache gegenüber, die Schüsse deutlich aufblitzen. „Laden!" kommandire ich. „aber kei nen Schuß, die Hallunken wollen wir überraschen, nun Laufschritt, Marsch, Marsch!" Von hinten herum gelangen wir an den Kirchhof, rasch über die niedrige Mauer, und nun mit Hurrah darauf los! Als dasselbe ertönt, schweigt das Schießen wie auf Kommando, mir ist es, als ob schattenhafte Gestalten aus einanderstieben und über die Mauer setzen. Meine Leute stürzen sich in die Büsche, ich hörte Schreien. Püfse, Schläge, deutsche und polnischeSchimpf worte und endlich sehe ich trotz der Dun kelheit, daß einige sich sträubende Men schen herbeigeschleppt werden. „Licht her!" rufe ich und von der Wache wird eine Laterne herbei gebracht. Und was sehe ich? Ein halbes Dutzend halbwüchsiger Bengels stehen, von den nervigen Fäusten meiner Pommern ge faßt, vor mir. sinken aber heulend in die Kniee. Die uralten verrosteten Pistolen und Terzerolen, die antediluvianischen Flinten in den Händen der Jungen las sen allerdings kaum mörderische Absich ten vermuthen, und als ich staunend und nicht begreifend, was das alles zu bedeu ten habe, dastehe, ertönt plötzlich die Stimme meines Pfarrers hinter mir: „Herr Lieutenant, ich habe Ihnen ja immer gesagt, Sie sollen sich nicht stören lassen. ' morgen ist hier eine groß: Bauernhochzeit und da wird zur Feier des Polterabends immer geschossen." Etwas beschämt, aber doch im Be wußtsein, lediglich meine Pflicht gethan zu haben, entließ ich meine Leute und be gab mich mit meinem Wirth nach Hause, der nun. einen Blick auf die zerbrochenen Gläser, Flaschen und die zum Glück da mals noch nicht mit Petroleum, sondern mit Oel gespeiste Lampe werfend, sagte: „Nun seh'n Sie mal, was Sie ange richtet haben !" „Ja, mein verehrter Herr Pastor, es thut mir sehr leid, indessen konnte ich es unmöglich ahnen, daß es nur ein Freu denschießen war. Denn davon haben Sie mir nichts gesagt und dann die geheim nißvolle Frage, „ob es jetzt Zeit wäre", tvas bedeutet die?" „Ach. meine Wirthschasterin wollte nur fragen, ob es Zeit wäre, für Sie das Bttt in Ordnung zu bringen, und da ich glaubte, Sie würden noch etwas aufblei ben wollen und es auch noch so früh war. sagte ich das erste Mal „noch nicht", als ich aber eine halbe Stunde darauf Sie schlafend glaubte, gab ich die Ordre dazu und daß ich Sie festhalten wollte, geschah aus dem Grunde, weil ich über den Grund des Schießens orientirt war und Sie nicht in den Regen und Schmutz hinaus lassen wollte. In der Über raschung vergaß ich Ihnen die Mitthei lung zu machen und daß Sie solche Rie senkräfte entwickeln würden, ahnte ich nicht." Ja, Herr Pfarrer, warum machten Sie mir die Mittheilung von dem Sa lut schießen nicht vorher ? Ich konnte es doch nicht ahnen, und Sie müssen meine Erregung mit dem Pflichtgefühl des Preußischen Offiziers entschuldigen. Alle Umstände waren derart, daß ich kaum anders handeln konnte." „Nun ja, das mag ja alles sein, nun aber müssen mir noch ein Beruhigungs släschchen trinken und zwar bei Kerzen licht, da meine einzige Lampe in Trüm mern liegt." „Tanke herzlichst. Herr Pastor, ich bin aber so naß und durchfroren, daß ich vorziehe, schleunigst das Bett aufzu suchen." „Aber dann wenigstens noch ein Stehglas, Herr Lieutenant." Und als die Gläser aneinander klangen, meinte der Pfarrer, verschmitzt lächelnd: „Ich will Ihnen wünschen, daß alle Ihnen noch vielleicht bevorstehenden kriegerischen Abenteuer so unblutig verlaufen mögen, als dieser feindliche Ueberfall!" MUW MiilWi. Te Tttwen. Von Jochen Knaak. Mit dat kolle Weder is dat up Stun's gor nich mihr uttohollen so lang het dat jo noch nie tösor duert, sünsten is dat doch gewöhnlich ümmer gliet wedder warm worden ick weit nich mihr. wat ick maken sali, de Kahlen kosten en Hei dengeld un wo't herkamen sall, bat weit ick nich; ich denk, wenn dat noch länge:- duert mit de Köll, denn —jo, denn wart! uns woll nicks nich wieder äwrig bl:ewen, as uns geduldig in uns Schicksal to sin- - den. Ick hew jo ook wieder keinen Minschen Welt as mien Ollsch un mi sülw sten warm to Hollen; wi Hebben en schö nen grooten Kahlen-Awen un ook noch'n schönen Füerherd in de Kök un wenn wi de beiden in'n Gang Hollen, denn mült dat doch noch'n beten slimmer kamen, eh uns in'n Huus frieren ward. Wi Hebben ook kein Hund und Katten un ook kein Duwen nich, so as mien Fründ Franz Heiden. Franz het näm- lich allerhand so'n Veihtüch, wat he stene! „Pets" nennt. He het'n lütten Witten Pudelhund un > en groote griese Katt, un einen Karnal- > lien-Vages un letzten Sommer het he sick noch Duwen dato anschafft un disse Du-' wen, dat sünd sien Hauptspaß. j Ii: siene Yard da het he sick so'n lütt Huus upbugt, un in dat Huus da het he de Duwen, un wenn he to Huus is. denn speelt he mit de Duwen un freut sick kö niglich. dat de lütten totrulich un tahm sünd un sick up siene Schuller sel ten oder ein ut de Hand freien. Nu is awer det Duwen-Huus man bannig dünn, un veel hölt dat de Küll nich aw. so dat de armen Dinger doch bannig frieren müßten. Dit würd Franzen doch duern; em de den de armen Dinger leid un he fünn up allerhand Mittel un Weg, wo he dar suius wol warm maken künn. " Toirst köm he up den Jnsall, he wull en lütten Awen in dat Huus upstellen un dat duert ook gor nich lang, dunn harr he sick so'n Dings ranhandelt. Tat müßt gliet upstellt warben en Füer würd anböt't. un schuhr genog, dat würd so angenehm un gemüthlich warm in dat lütt Huus. dat Franz den ganzen Nah middaq da in bliewen ded un mit de Du wen speelte. As dat awer düster würd, dunn schüt telt Franz den Awen ganz gehörig, legt noch'n paar Kahlen nah un geiht in't Huus. denn sien Mudder harr't Abend brot fang; un as he Abendbrot eten, de Zeitung lest un sien Piep utrookt het. un as dat so an de Tied is. dat he wol to Bett gahn wull, dunn kiekt he noch mal nah siene Duwen awer he kreg doch'n Schreck, denn de Awen was ganz gehörig in't Gläsen kamen; dat was so heit in den Duwenslag, dat dat nich to'm Ut hollen was un twei oder drei von de Du wen wiren würklich in de Hitz ümkamen. Na, Franz ritt denn de Dohr apen, da mit frische Luft in dat Huus rinkümm: awer de Awen gläste wi verrückt un da de Möglichkeit da was, dat dat ganze Huus in Brand geraden künn un denn all de Duwen ümkamen müßten, so beslöt Franz ganz einfach, sien leiwen Pets in sien Huus to nehmen se künnen jo ganz good in de Kök sitten. Wat Franzen sien Mudder is, de wull toirst nicks nich davon weiten. Se meinte, de Duwen wiren nich an't .Huus gewöhnt, se harr'n allerhand so unnütze Ange wohnheiten, de sick nich in't Huus Paßten, awer Franz wüßt ehr dat uttoreden. He säd, he harr olle Zeitungen un an ner Papier genoog herümmer liggen, dat wull he äwerall in de Kök utbreiden, up'n Floor, up'n Disch un up'n Zin un denn künnen de Duwen so veel slechte Ange wohnheiten Hebben, as se Wullen an'n annern Morgen würd he einfach all de Zeitungen tosam sammeln un denn würd von de „Angewahnheiten" nicks nich mehr to marken sien. Well, de goode Fru let sick bereden un F.-anz makt'sick gliek an de Arbeit mit dat Papier, un as he allens damit bedeckt het, dunn halt he sick de Duwen rinner makt dat Füer ut in den lütten Awen un geiht dunn to Bett. Nu müßt dat awer de olle griese Katt infallen, sick mank de Duwen ümher to driewen. Te Duwen kregen dat awer mit de Angst un bald gew dat einen ganz gesihrlichen Upstand in de Kök. De ar men Vögel flögen in de Düsterheit hier hen un dahen, stötten mit den Kopp gegen de Wand un versöchten sick to retten de Katt jumpt da mang ümher un ook de lütte Witte Pudelhund sprüng lustig da malig un bellte dato, wodörch de Duwen ook nich beruhigt würden. Genoog dat duerte gor mch laug, dunn fünden de Duwen den Utweg nah de annern Stuwen; welk fetten sick up Franzen sienen Schriewdisch, welk up dat Slidbord, welk geröden ook nah de Slap stuw herin un seien gemüthlich up oai Bctt un up de Kommod. Franz was von den Larm upwakt, he kceg de Katt to säten un spunnt se in de Kammer in un legt sick denn wedder to Bctt, denn de Duwen to griepen, dato was he to fühl. Nu harr'n sick awer en paar von de Duwen grad up dat Koppend von de Betistell hensett un datiert ook gor nich lang, —soas se sick irst wedder von eh.en Schreck erhahlt harrn dunn füngen se ehre ollen flechten Angewohn heiten an na un dat dat f'ör Franzen un sien Fru nich angenehm was, dat kann sick wol Jederein denken. Dat Resultat von de Beschicht was. dat Franz un sien Fru schließlich ut dat Bett rut müßten, um sick in ehr „Fremden stuw", wo dat bitterlich kolt was, to Bett to liggen. denn in ehr schöne warme Slapstuw da amesirten sick de Duwen un freuten sick, dat dat so schön warm was. Well, dat Unglück harrt Ii mit an sehn süllt an'n annern Morgen. O Jeh noch'n May wo seh dat ganze Huus ut. Franz hett sien Mudder düchtig bi dat Reinmaken helpen müßt un de Duwen het he wedder in ehr Huus r-ndragen un he segt, vör sienen wegen künn dat nu noch einmal so kolt Warden, awer de Du wen kamen em nich wedder in't Huus. verrathen und verkauft. Eine wahre Begebenheit aus dem Rus sischen. Von M. Beßmertn y. An den strahlend erleuchteten Schau fenstern des Louvre vorbeischleichend, höre ich plötzlich hinter mir folgende An rede in russischer Sprache: „Euer Gnaden, um Gotteswillen, seien Sie barmherzig! Ich habe wahrhaftig den ganzen Tag nichts gegessen!" Erstaunt über die Hnmathsklänge im Centrum von Paris, wende ich mich um und erblicke neben mir einen erwachsenen, breitschultrigen Burschen mit magerem Gesicht, der so recht das Bild des russi l schen Volkstypus darstellt. Ueberzeugt, daß ich ihn noch nie gesehen, war ich neugierig, zu hören, wie er mich als Rus sen erkannt hatte. Das Räthsel löste sich aber ganz einfach. Aus meiner Tasche steckte die so eben im Kiosk ge kaufte letzte Nummer der „Nowoje Wremja" heraus, die dem unglücklichen Landsmann meine Nationalität ver rieth. Ich schlug ihm vor, aus dem Ge dränge heraus in die nächste Straße ein zubiegen. „Was thust Tu denn hier und wie kommst Tu nach Paris ?" sragte ich ihn und redete ihn absichtlich mit „Du" an, um ihm ein Vergnügen zu bereiten. „Ach, Barin (Herr), das ist ein Zu fall ! Wenn Sie befehlen, so erzähle ich's!" „Nun, erzähle „Vor etwa zwei Jahren kam ich mit meinem Herrn hierher, der Offizier war. Er verheirathete sich mit einem reichen ! Fräulein, nahm seinen Abschied und wir langten in dieser verfluchten Stadt an. Mein Herr war ganz aus dem .Häuschen. ! Theater. Einkäufe. Belustigungen, kurz ! das ganze Leben war die reine Maske rade. Eines schönen Tages befiehlt er mir, einzupacken, da wir weiter reisen sollten nach irgend einem gewissen Ort Monaco. Ich wußte natürlich von nichts, aber dort sah ich. daß Herrschaf ten hinkommen, um Geld zu verlieren. Einmal nahm der Herr mich mit uns ich traute meinen Augen nicht. Ganze Hau sen Gold ! Und wo kam das Alles her ? ' Kurz, mein Herr war in zwei Wochen ! derartig ausgebeutelt, daß kein Geld ! übrig war, um Billete zur Rückreife zu ! bezahlen. Zum Glück hatte die Barina ! noch etwas von ihren Schmucksachen. Sie verkaufte Alles und wir kehrten nach Paris zurück. Mein .Herr war ver ' stimmt und sprach oft davon, daß er ! fünfzigtausend Rubel verspielt hatte. Aus Rußland kam kein Heller und im Hotel wurde Geld von uns verlangt. Die gnädige Frau war plötzlich ver schwunden und hatte nur einen Brief hinterlassen, in dem sie erklärte, sie könne mit dem Herrn nicht weiter Als ich den folgenden Morgen ins Schlaf zimmer trat, erstarrte ich vor Entsetzen, mein Herr hatte sich erhängt. Seit der Zeit bin ich nun hier und habe mich schon manchen Abend fastend zu Bette gelegt." „Warum wendest Du Dich nicht ans Konsulat? Von dort wird man Dich schon nach Hause befördern!" „Da muß ich meine Sünden beken nen! Barin. Ich war im Konsulat und erhielt Reisekosten bis Berlin. Als ich Abends auf dem Bahnhofe sitze und den Zug e.warte, setzt sich Jemand zu mir und fängt an mit mir Russisch zu spre chen. Ich war froh und wir gingen zu sammen ins nächste Traktir over Eaf6, wie sie's hier nennen. Wir tranken Bier und mein Genosse überredete mich zu bleiben, er wollte mir schon Arbeit ver schaffen! Ich fiel darauf hinein und ging mit ihm in seine Herberge. Bald war ich eingeschlafen und als ich am Morgen erwachte, war weder von ihm, noch von meinem Gelde eine Spur! Ja, er hatte mir sogar den Paß aus der Ta sche gestohlen! Jetzt hieß es: sieh zu. wie Du fortkommst! Wenn ich mich nur bis zur Ausstellung durchschlagen könnte! Tann, sagt man. kommen viele russische Herrschaften her!" Ich trat mit meinem Gefährten in ein Restaurant. Ich wollte ihn satt ma chen. aber zugleich interessirte es mich lebhaft, zu hören, welche Eindrücke er von Paris gewonnen hatte. Mit großem Appetit verzehrte er das dargereichte Es sen und wurde sehr gesprächig. „Nein. Barin", sagte er. „unsereins und der Franzose passen nicht zu einan der. Das ist ein untergegangenes Volk. Sehen Sie sich mal die Soldaten an! Als ich sie zum ersten Male erblickte, glaubte ich, es wären Kadetten. Sie ha ben keine Haltung, keinen rechtenWuchs, und wenn sie salutiren. sieht es so aus. als wehrten sie die Fliegen ab. Mit den rothen Hosen allein glauben sie dem Feinde Angst zu machen. Das Volk scheint nur zur Kurzweil Anderer zu le ben. Durch allerlei Tändeleien und Klimbim lockte der Franzose den Frem den an. aber wirkliche Kraft hat er ganz und gar nicht! Er hopst und dreht sich wie ein Hampelmann bald nach rechts, bald nach links, bald zum Deutschen, bald zum Engländer, ohne daß Jemand ihn gerufen hätte. Er weiß überhaupt selbst nicht, was er will. Hier sehen Sie, wie der Zeitungsverkäufer sich die Kehle ausschreit, man glaubt, die Welt ist min destens untergegangen . . . aber es ist Nichts dahinter! Und gerade so ist's mit den Frauen! Mein seliger Herr nahm mich einmal mit nach dem Theater. Glauben Sie's mir oder nicht, aber ich versichere Sie, es erschien ein ganz nack tes Mädchen. Mein Herr sagte zwar, sie wäre nicht nackt, sondern sie hätte solch ein Trick oder Trikot oder wie sie es sonst nennen, angehabt. Daß so Etwas über haupt erlaubt ist! Und was that sie denn Großes? Dreht sich so und dreht sich so und schämt sich gar nicht! Ich spuckte aus und ging weg. Wenn bei uns im Dorfe die Mädchen im Teiche baden, so verstecken sie sich hinter dem Gesträuch am User und hier hier neh men sie noch Geld dafür !... Pfui!" Inzwischen hatte mein Gesellschafter seine Mahlzeit beendet und ich sagte ihm, ich wolle mich für ihn verwenden, um ihn auf den Weg nach Rußland zu bringen. Er schwieg verlegen. Ich errieth ihn. „Nun, Brüderchen, wie traurig es Dir auch geht, aber Du hast doch vielleicht ei nen Trost gesunden, wie?" „Jawohl, Euer Hochwohlgeboren!" rapportirte er militärisch. „Ich will mich verheirathen." „Und wer ist sie?" „Hier nennen sie's „Blanc-sie-chose", wir nennen es Wäscherin, sie ist mir nun einmal vom Schicksal bestimmt^- Ich mußte unwillkürlich lachen und! lachte noch auf meinem Heimwege. Dies ist nun einmal die Art des echten russi schen Menschen, daß ihm die Tragik des Lebens vollständig fremd bleibt. ?rau Ziätlje. Zum 400. Geburtstag der Katha rina von Bora. Dresden Eine schlichte Gedenkfeier wird am morgenden Tage in dem kleinen sächsi schen Ort Lippendorf bei Kieritzsch vor sich gehen. Am dortigen Geburtshaus? der Katharina von Bora, der späteren Gattin ??artin Luthers, wird aus An laß ihres 400 jährigen Geburtstages eine Gedenktafel angebracht werden, nachdem ein Berliner Geschichtsforscher, Dr. Metzel, unzweifelhaft festgestellt hat, daß Luthers Gattin thatsächlich am 29. Ja nuar 1499 in diesem Hause als die Toch ter des Edelmannes Hans von Bora und seiner Gemahlin, Katharina von Hau bitz. geboren worden ist. Katharina von Bora war schon seit einer Reibe von Jahren Nonne im Klo ster zu Nimtschen in Sachsen, als Lu thers Lehre in die Klostermauern drang und sie und ihre Schwestern mit nie ge ahnter Sehnsucht nach Freiheit erfüllte. Auf Luthers Zureden hatten sich einige Torgauer Bürger bereit erklärt, diejeni gen Nonnen aus dem Kloster zu befreien, die sich dieserhalb vergeblich an ihre El tern gewandt hatten. Es wurde in der Nacht vor dem Osterfeste, am 5. April 1523, eine regelrechte Entführung vorge nommen. Die Nonnen entschlüpften durch ein in die Klostermauer gebroche nes Loch, entkamen und fuhren auf be reit stehenden Wagen der Lutherstadt Wittenberg zu. Zwei Tage später schrieb Luther an seinen Link in Altenburg: „Gestern habe ich neun Nonnen aus dem Kloster Nimtschen in Empfang ge nommen, die glücklich aus ihrem Gefäng niß entronnen sind, darunter zwei von Zeschau und eine von Staupitz." Und am 10. April berichtete Luther über das gleiche Ereigniß an Spalati nus: „Zu mir sind diese neun abgefallenen Nonnen gekommen: ein elendes Volk! Doch haben ehrenwerthe Bürger von Torgau sie hergebracht, nämlich hard Koppe, der Rathsherr und Amts- j schöffer, seines Bruders Sohn und Wolfgang Tomitzsch, sodaß hier kein ge hässiger Verdacht aufkommen kann." Im weiteren Verlaufe dieses Schrei bens fsrderte Luther den Spalatin auf, die reichen „Herren vom Hofe" um Un terstützung für die Nonnen zu bitten, bis er sie „bei ihren Verwandten oder sonst wo gut untergebracht hätte". Nachdem die Verhältniße der entflo henen Nonnen aus dem KlosterNimtschen einigermaßen geordnet waren, bemühte sich Luther, sie nacheinander zu verhei raten, und merkwürdigerweise die Verheirathung der Katharina von Bora lag ihm am meisten am Herzen. Als ersten Freier für sie hatte er einen Nürnberger Patriziersohn, Hieronymus Baumgärtner, auserseben, doch dieser wurde ihr untreu und führte eine wohl habende Tochter seiner Vaterstadt heim. Tann machte Luther der Katharina von Bora den Vorschlag, den Pfarrer zu Orlamünde, den gelehrten Doktor Glatz. zu ehelichen, aber für diesen hatte Ka tharina keine Neigung. Erst fast zwei Jahre später trug Lu ther sich selbst mit der Absicht, zu Hei rathen. aber eine Wahl hatte er noch nicht getrossen. Es war im Mär; des Jahres 1525. als er mit seinem treuen Freunde Amsdorf darüber zu Rathe ging. Der war über den Entschluß Luthers nicht wenig erfreut und bemerkte: Die Welt hätte schon längst darauf gewartet, daß er zu seiner Lehre sein eigenes Beispiel gebe und selber thun werde, was er An deren so dringend anempfahl. Und im weiteren Verlauf des Gesprächs lenkte Amsdorf die Aufmerksamkeit Luthers auf Katharina von Bora, die ihm vor einiger Zeit anvertraut habe, man möge sie nicht drängen, den Dr. Glatz zu Hei rathen. Wenn Luther sie haben wolle, dann sei sie bereit, eine ehrsame Ehe mit ihm einzugehen. Anfangs wollte Luther nichts davon wissen, denn er empsand keine besondere Zuneigung zu Katharina, die er damals für stolz und hossärthig hielt. Aber allmälig machte er sich mit dem Gedanken vertraut. Er hatte Katharina von Bora näher kennen und Sätzen gelebt. Sie zählte damals sechsundzwanzig Jahre, Luther war zweiundvierzig Jahre alt. Katha rinas Eltern waren unbegütert und sie selbst erhielt nur eine geringe Ausstat tung. Aber aerade ihre Armuth scheint Luther in seinem Vorhaben bestärkt zu haben, und oft äußerte er später zu den Freunden: „Gott hat es so gewollt, daß ich der Verlassenen mich erbarmte!" Zum Abend des 13. Juni 152-) Dienstag nach Trinitatis hatte Dr. Martin Luther einige Freunde in scin Haus geladen. Auf seinen Ruf waren erschienen der Propst vom Allerheiligen stift zu Wittenberg, Justus Jonas, der Professor des Kirchenrechts Dr. Apel, der berühmte Maler Lukas Kranach, der damals Rathsherr und Kämmerer in der Lutherstadt war. nebst seiner Frau, end lich der Stadtschreiber Reichenbach und sein Weib, die die Mitbewohnerin ihres Hauses, Katharina von Bora, mitbrach ten. In diesen Kreis trat der Stadt pfarrer von Wittenberg, Johannes Bu genhagen, führte Luther und seine Käthe zusammen, nahm ihnen das Jawort ab und segnete sie ein als christliche Eheleute. Und als dann die kleine, aber auserlesene Schaar von Trauzeugen bei der Mahl zeit saß, da eilte die Kunde durch die Stadt und weiter durch das ganze Land: Doktor Martin Luther ist in den Ehe stand getreten! Wie seine Freunde über diesen wichti gen Schritt in Luthers Leben dachten, das beweist am besten ein Brief von Ju stus Jonas, den er am anderen Tage durch einen besonderen Eilboten an Spalatinus sandte. Darin meldete er ihm das große Ereigniß in folgenden Worten: ..Luther hat die Katbarina von Bora zur Frau genommen. Gestern war ich dabei und sab den Vermählten an ih rer Seite. Ich konnte bei diesem Schau spiel die Thränen nicht halten, es hat mir die Seele mächtig bewegt. Nachdem es nun also geschehen ist und Gott es ge wollt hat, erflehe ich dem tresslichen, lau teren Mann und theuern Vater in dem Herrn alles Glück. Gott ist wunderbar in seinen Rathschlägen und Werken!" Die glücklichste Ehe hielt die Beiden zusammen, und das Kloster zu Witten berg, das Luthers Heim geworden war, wurde das Vorbild eines evangelischen Pfarrhauses, das leuchtende Beispiel für echtdeutschcs Familienleben. Techs Kinder, drei Knaben und drei Mädchen, erhöhten das Glück des Hauses. Aber auch das Leid blieb nicht fern, als zwei Töchter, Elisabeth und Magdalena, frühzeitig starben. 21 Jahre währte der glückliche Ehestand, bis der Tod Martin Luthers ihn löste. Was Frau damals empfand, darüber schreibt sie in einem Brief vom 2. April 1546 an ihre Schwägerin Christine von Bora u. A.: „Daß Ihr ein herzlich Mitleiden mit mir und meinen armen Kindern tragt, glaub' ich leichtlich. Denn wer wollt' nicht bil ! lig betrübt und bekümmert sein um einen solchen theuren Mann, als mein liebe? Herr gewesen ist, der nicht allein eine? Stadt oder einem einzigen Land, sondern der ganzen Welt viel gedienet hat. Der halben ich wahrlich so sehr betrübt bin, daß ich mein großes Herzeleid keinem Menschen sagen kann, und weiß nicht, wie mir zu Sinn und zu Muth ist. Ich kann weder essen noch trinken, auch dazu nicht schlafen. Und wenn ich hätt' ein Fürstenthum und Kaiserthum gehabt, sollt' mir so leid nimmer geschehen sein, so ich's verloren hätt', als nun unser lie, ber Herrgott mir, und nicht allein mir, sondern der ganzen Welt diesen lieben und theuern Mann genommen hat. Wenn ich daran gedenk', so kann ich vor Leid und Weinen das Gott wohl weiß weder reden noch schreiben." Katharina war in ihrem Wittwen stande nicht auf Rosen gebettet. Kriegs und Pestgesahr zwang sie zu zweimali ger Flucht aus Wittenberg. In Torgau ging Luthers Gattin zur ewigen Ruhe ein. am 20. Dezember 1852. nicht volle sieben Jahre nach ihres „Herrn" Tod?. Mit ihren Kindern gab die <->anze Stadt der ehrsamen und tugendhaften Gattin des großen Reformators das letzte Ge leit zur Ruhestätte, die sie nicht an der Seite des treugeliebten Mannes, sondern in der Stadtkirche zu Torgau gefunden hat. P. Kunzendorf. Erste Liebe. Gebt Liebe jedem armen Herzen. Das tiefbewegt und kummervoll. Ihr ahnet nickt die bitteren Schmerzen, Die es durchkämpft so ohne Groll. Ihr seht es nur am Blick, dem müden, Der oftmals sich zur Erde senkt. Daß man um seinen besten Frieden Und um sein Glück dies Herz ge kränkt. Gebrochen wandelt es ihn weiter. Den. ach, so rauhen Lebenspfad, Und wundert sich, daß And're heiter, Da selbst es ja nur Thränen hat. Nur ein Gesetz weiß es zu halten, Weil dieses manchen Trost verspricht, „Es fügt sich Gottes höh'rem Walten, Fügt sich der Arbeit und der Pflicht.- Wohl manches Herz, zu stolz zum Klagen, Trägt still sein Leid in tiefster Brust. Man liest es nur, das stumme Fragen. „Warum nur ihm, ihm keine Lust?" Wenn solches Leid dich nicht erschüttert, Und nicht erregt dein Mitgefühl. Tann bist du selber wohl schon verbittert, Verfehltest selber wohl dein Ziel! Doch raff' dich auf! Beim Trösten And'rer Durchstrahlt auch dich das Glück, die Ruh'. Wir sind ja Alle hier nur Wand'rer Und streben böherm Ziele zu; Wir ahnen nicht bei Spiel und Scher zen. Wie manches trauert fort und fort. „Gebt Liebe jedem armen Herzen, Gott wird's Euch lohnen hier und dort." Nicht zu verdenken. Zwei Stotterer gerathen aneinander. Feuerroth im Gesichte, ruft der eine sei nem Gegner zu: „S —s sie s s sind ein infamer Ver Ver— Verleumder!" woraus der andereentgeg net: „W w wollen Sie d das gleich zurücknehmen?" „N n nein." sagte der erste, „i i ich bin froh, daß ich'S heraus habe." Genügend motivirt. Novelle, .Herr Toktor, gefall! mir wirtlich ungemein; nur die entsetz liche Rohheit und Brutalität der handeln den Personen stößt mich manchmal ab." Gnädigste dürfen nicht vergessen, daß die Handlung während des Unterganges des weströmischen Reiches spielt, und während dieser Wirren ...." „Ach ja! Ich vergaß. Natürlich! Bei solchen Unglücksfällen sind ja die Men schen immer gleich aus Rand und Ban." Bedenkliches Symptom. „Sagen Sie mal, wohnt nicht auch bei Ihnen ein lyrischer Dichter?" „Hat gewohnt! Befindet sich aber seit gestern in der Neuen Charitö!" „Ach, ist der geisteskrank geworden?" „ Ja, wissen Sie, er fing gestern so ko misch an zu reden, er erwarte den Geld briefträger da habe ich den Kerl lieber gleich in eine Anstalt schaffen lassen, eh er mir vielleicht in seinem Wahnsinn alle Sachen kaput schlägt!" Nichts für ihn. Frau: „Sie können sich ein Mittages sen verdienen, wenn Sie mir etwas Holz zerkleinern!" Bettler: „Das wird sich kaum lohnen, Madame ick efs' sehr wenig." Naiv. Dame: „Minna, gehen Sie einmal nach dem Wohnzimmer und sehen Sie, wie das Thermometer steht." Dienstmädchen (zurücktretend): „Es steht noch auf dem Panelbrett, dicht an der Wand." Immer derselbe. Ter berühmte Chemieprofessor Kss - hat einen Auftritt mit seiner Frau, die schließlich in Thränen ausbricht. „Deine Thränen rühren mich nich:", sagt er nach kurzem Nachdenken, „denn was enthalten sie? Eine unendlich ge ringe Menge von phosphorsaurem Salz und eine Spur von chlorsaurem Natron! Alles andere ist Wasser!" Dann allerdings. Käufer: „Ist der Hund auch sehr bis sig?" Händler: „Na, ich sage Ihnen, der wollte sogar meine Schwiegermutter bei ßen!" Auch etwas. Amtmann: „Wenn wir Euch Gesinde? doch endlich aus der Gemeinde los hät ten. Steuern bezahlt Ihr keine..." Hubermichel (stolz): „Erlaubend, Herr Amtmann, vergangenes Jahr hab' ich aber doch für mindestens hundert Mark Geldstrafe hier abgebrummt!" Im Zweifel. Backfisch (am Exerzierplatz, als e!z Feldwebel mit donnenrder Stimme kom mandirt): „Ob wohl Jemand, der solch Stimme hat. auch eine Liebeserklärung machen kann?" Aergste Rache. Junge Frau (zur Freundin): „Dem nächst wird meine ärgste Feindin, die alt Kokette Wanda, vor Gericht als Zeugin vernommen. Da gehe ich hin und nxnn sie ihr Alter nennen muß, werde ich ein Hörrohr an's Ohr legen." ..Wie beneide ich dieses Thier. Wäre es "doch mir vergönnt, Sie so tragen zu dürfen!" „Wir sind doch nicht in der Wüste!" Kindermund. Karlchen (der zum ersten Male in'Z Opernhaus mitgenommen wird, wo man „Die Zauberflöte" spielt, als Sarastri ' seine große Arie „In diesen heiligen Hal< - len" vorgetragen): „Papa, hat dei i Mann den Skandal absichtlich gemacht?'