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Sechs Seiten. 59. Jahrgang. Aus Deutschland. Verbesserung des Wahlrechts. Ein vom Kaiser günstig ansgcnom mcncr Vorschlag zur Cwtheilnng der Wähler in Altersklassen. Die jüngsten Debatten im Reichstage über die Errichtung von Arbeiis kammern. Zerfall der Parteien. Fortdauernd Opposition dr Agrarier gegen das Fleischbeschau- Gesetz. —„Einbalsamirtes" Fleisch aus den Ver. Staaten. Dr. v. Simson's Leichenbegängnis Prof. v. Stengel's Ernennung zum Delegaten der Abrüstungs - Kon ferenz nicht beanstandet. V rlin, 7. Mai. Das conser vative „Deutsche Wochenblatt" bringt einen Artikel von Jakob Heckler, be titelt „Vorschlag zur Verbesserung des Reichstags - Wahlrechts." Der Ver sasser schlägt vor. die Wähler in drei Jahresklassen einzutheilen, von denen die im Alter von 25 bis 40 Jahren stehenden Wähler je eine, die von 40 bis 55 Jahren je zwei und die Wähler über 55 Jahre je drei Stimmen erhal ten sollen. Der Vorschlag stützt sich darauf, daß mit den zunehmenden Jahren das politische Verständniß wachse und die kühlere Auffassung mehr zur Geltung komme. Wie der hiesige Berichterstatter der „Affociirten Presse" erfährt, hat Kaiser Wilhelm das Manufcript des Heckler'- schen Artikels gelesen und denselben beifällig aufgenommen. Er glaubt, durch den neuen Modus würden die verderblichsten Ausschreitungen im Wahlrecht beseitigt und die Sozialisten weniger gefährlich werden. Fürst Ho henlohe und andre Ministr find der selben Ansicht aus ähnlichen Gründen. Die Reichstags - Debatte über Arbitrkammrn. Di „Berliner Neuesten Nachrichten" kommen auf die Debatten im Reichs tage über die Errichtung von Arbeiter kammern zurück und sagen unter Be zugnahme auf eine Bemerkung des Arn. v. Kardorff, daß es nur den Teu fel durch Beelzebub austreiben hieße, wollte man den Sozialdemokraten durch eine Entziehung des Wahlrechts beizukommen suchen. Die Folge würde eine Parteiverschiebunq nach links sein, indem di Sozialisten mit dem Cen trum, Freisinn, den Polen und Dänen stimmen würden. Außerdem würde sich di Zahl der sozialreformatorischen Schwärmer, wie Frhr. Heyl v. Herrns heim, Dr. Hitze und Adolph Stöcker, bedenklich vermehren. Eine Besserung sei nur durch Abschaffung der gehei men Stimmabgab zu erwarten, fer ner dadurch, daß ein gewisser Grad von Schulbildung und ein eigener Hausstand zu Vorbedingungen des Wahlrechts gemacht würden, und end lich dadurch, baß den Universitäten, Handelskammern und Gewerlekam mern ine besondere Vertretung im Reichstage eingeräumt würde. Auch de?„Börsen - Courier" weist auf den Zerfall dr Parteien im Reichstage hm und meint, der ver stärkte preußische Volkswirthschafts ratb werde vielleicht dazu bestimmt sein, das deutsche Parlament zu beer ben. vorausgesetzt, daß Letzteres sich wirklich entschließen sollte, Selbstmord zu begehen. 'Der Volkswirthschafts rath wurde durch Verordnung vom 17. lBBO in Preußen als ein Kollegium von Sachverständigen ein gesetzt, das über wichtige, die Interes sen von Handel, Gewerbe, Land- und Forstwirtbschaft betreffende Gesetzent würfe, insbesondere auch über di hier her gehörigen Anträge bei'm Bundes rats sein Gutachten abgeben sollte. Er bestand aus 75 Mitgliedern, die ron den Ministerien des Handels, der öffentlichen Arbeiten und der Land- Wirthschaft, zum Theil auf Vorschlag der Handelskammern, kaufmännischen Korporationen und landwirtschaftli chen Vereinen, zur Berufung präfen tirt wurden. Dem Plan der preußi schen Regierung, den Volkswirth schaftsrath zu einem deutschen zu er weitern, widersetzte sich der Reichstag, indem r die hierfür geforderten Mit tel verweigerte. Der Volkswirth schaftsrath wurde zuletzt im Dezember 1887 zur Begutachtung des Alters- und Jnvakiditäts - Vrsichrungs-Ge setzes berufen.) Die Campagne der Agra rier gegen Minister v. Bülow. Die Feindschaft der Agrarier gegen Staatssekretär v. Bülow und seine auswärtige Politik ist ohne Zweifel größtentheils eine Folge des Fleischbe schau - Gesetzes, dessen Bestimmungen, soweit dies jetzt zu übersehen ist, den amerikanischen Interessen günstig sind, was dem Einfluß des Hrn. v. Bülow zugeschrieben wird. Die Preß - Kam pagne der Agrarier gegen dieses Gesetz ist in vollem Gange. Der Bund der Landwirthe legte in dieser Woche 3056 Petitionen gegen das Gesetz vor. Die agrarische „Deutsche Tageszeitung" giebt sich in einer Reihe von Artikeln Mühe, zu beweisen, daß alles nach Deutschland importirte amerikanisch Fleisch ungeeignet als Nahrungsmittel sei. Sie druckt einen Brief von Ernst Benninghoven aus Chicago über die Fleisch - Industrie dieser Stadt ab. In diesem Briefe behauptet er, er wisse bestimmt, daß alles zum Export nach Deutschland bestimmte Büchsenfleisch von krankem oder anderem schlechten Vieh herstamme. Ganze Wagenladun gen solchen Viehes würden wöchentlich an die großen Schlächter zu „Einbalfa mirungszwecken" geliefert. Der Brief schreiber sagt weiter, die amtliche Fleisch - Inspektion sei in Folge groß artiger Bestechungen der reinste Hum bua. Erchosfe, Deutschland werde die Einsuhr solchen Fleisches nicht gestat ten. Dieser Brief wird nun von der deut schen Presse weidlich ausgenutzt. Er wird als überzeugender Beweis gegen alks amerikanische Fleisch in's Treffen geführt, weil er aus dem Hauptquar tier der amerikanischen Fleischindustrie kommt. Dr. o. S i m s o n's Beerdi gung. Das Leichendegängniß des berühm ten Jurisien und Parlamentariers Dr. von Simson hat gestern programmge mäß stattgefunden. Der Kaiser lieh sich dur chdie beiden ältest-sn Söhne des Prinz - Regenten Albrecht von Braunschweig, die Prinzen Friedrich Heinrich und Joachim Alorecht, ver treten. Reichskanzler Fürst Hohen lohe war in kleiner Diplomaten-Uni form, der Vic - Präsident des preußi sch, Staats - Ministeriums Dr. von Miquel in vollem Ordensschmuck er schienen. Unter den Anwesenden be merkte man ferner den greisen Parla mentarier und Gelehrten Theodor von Mommscn. Licentiat Kirmß hielt ei ne ergreisende Leichenrede, der er die Worte des Psalmisten: „Ich will ihn sättigen mit langem Leben und will ihm zeigen mein Hei!" (Psalm 91, Vers 16), zu Grunde gelegt hatte. Keine Einwände gegen Prof. von Stengel. Die Meldung der Londoner „Daily News," daß der russische Minister des Auswärtigen, Graf Murawjeff, we gen der Ernennung des Staatsrechts- Lehrers Professor Dr. von Stengel m München Zu einem der deutschen Dele gaten zur Abrüstungs - Konferenz im Haaa in Berlin vorstellig geworden sei, ist unbegründet. Aus der Confe renz sollen alle Ansichten zur Geltung kommen. Ueberdies fungirt Hr. von Stengel nur als Berather des Bot schafters Grafen Münster, welcher der Hauptvertreter Deutschland's auf der Konferenz ist. Jenes Friedhofs-Portal. Die freisinnige Mitglieder derßer liner Stadtverordneten - Versamm lung werben es zweifelsohne ablehnen, sich über einen Kompromiß, wie es von dem Präsidenten des Bezirks-Aus schusses in der Frage des Friedhofs- Portals für die März - Gefallenen angeregt wurde, mit dem Magistrat in Unterhandlungen einzulassen, sondern darauf bestehen, daß die te der Frage im Vevwaltungsgerichts wege zum Ausdruck gebracht wird. Die „National - Zeitung" empfiehlt nun, die Streitfrage zu begraben, und weist daraus hin, daß der Magistrat sich um die freisinnige Opposition gegen einen Kompromiß nicht zu kümmern brau che, da er für sich allein die vor dem Bezirksausschuß eingeleitete Klage zu rückziehen kenne. Der Kaiser wünscht zu friedene Beamten. Auf dem außerordentlichen Ver bandstage des Post - Assisienten-Ver bandes sind die Statuten - Aenderun gen genehmigt worden, welche der Staats - Sekretär des Reichspostam tes vcn Podbielski in Anregung ge bracht hatte, um ein besseres Verhält niß zwischen der Postbehörde und dem Verbände herbeizuführen, da „ÄerKai ser zusriedene Beamten wünsche." Hr. von Podbielski wird jetzt fünfzig De legaten empfangen und damit ist der Friede besiegelt. Gegen vas Tontinen - Sy st e m. Die Absendung der Kommission, welche die Verhältnisse der amerikani schen Versicherungs - Gesellschaften zu ihrem Studium machen soll, wird leb haft von der deutschen Presse und be sonders von der Versicherungs - Fach presse besprochen. Die „Kreuz - Zei tung" sagt u. A.: „Es ist zu hoffen, daß, wenn die Regierung wieder aus wärtigen Gesellschaften das Recht ver leiht, in Preußen Geschäfte zu machen, sie die Erfüllung gewisserßedingung'n oerlangt und speziell nicht das Ton tinen - System zuläßt, da dieses dem Lotteriespiel ähnelt." Strafmandate wegen der Maitags - Feier. Die Münchener Polizei - Direktion ist bemüht, den Münchener Arbeitern, welche den Mai - Feiertag dadurch ge feiert haben, daß sie „blau machten." das Vergnügen nachträglich zu versal zen. Sie will nicht weniger als 9000 Arbeitern in Gemäßheit des Artikels 155 des Polizei - Strafgesetzes, der vom „blauen Montagmachen" handelt, Strafmandate zustellen lassen. Zur „Los vonßo m" -Bewe gung. Jetzt hat sich auch die Berliner., Post" >in die östreichische „Los von Rom-" Bewegung eingemischt. Sie greift den evangelischen Wiener Pfarrer Johan ny heftig an. weil derselbe in Zei tungs - Artikeln gegen diese Bewegung aufgetreten ist, dieselbe für die frivol ste und aussichtsloseste Agitation er klärte, eine Agitation, der jede religiöse Basis fehle und die lediglich auf poli tischen und nationalen Beweggründen beruhe. Im Stadt - Theater zu Graz hat die „Los von Rom-"Bewegung zu heite ren Zwischenfällen Veranlassung gege ben. Als in Anzengruber's „Kreuzel schreiber" Altlcchner seine Absicht kund gab, nach Rom zu walfahren, brach ein Lachsturm los, und bei Huber's Worten „Laßt mich aus mit Rom," applaudirte das Publikum stürmisch. CarmenSylva als Blu tn e n k ö n i g i n. Aus Köln wird gemeldet, daß die Würde der Königin des Festes, die bei den Blumenspielen in Barcelona die Königin von Spanien im Jahre be- Vs^ionst dringt uvS VvxÄisost erd-M Sas Vertravenckv? in klovÄ's Sarapsrlll. eins öleät zin voi wer kurirt; sllll sl Uder-UI Xuren 6nQ desitst )01l uadeSinxt Verckieust. vss Isr xsritils <Zis voa Hocxl's Sarsaparille. bissen es Ver dienst desit?t veil es kurirt, nickt ein oclsr rvveiwa! ocler kuoäert Slsl, sondern m tansellÄ rmä akertausenck kalleo. issen <jBs es unde<Nnst. äsuernä kurirt, vaedtlem alles Inders voMominen xeledlt dsU Larsaparilla st 6iv deste. in 6er?dat —Sie einTiee vskr dlllti-eioißends >leäi?in. Kur von (?. Ii Hooti S vo., I>ovvll, >lksz., prparirt. Ii; seeks kür AS. Kuriren vedelkeit, i Milien vnvercZilulieklieiV , KiUlenlsülei. e eeuts. Lei sUeu vroxulst>K kleidete, bei den Kölner Blumenspielen von 1899 von der Königin Elisabeth von Rumänien angenommen worden sei. Für den Fall, daß sie in Köln nicht persönlich erscheinen kann, hat sie ihre Nichte, die Prinzessin Louise zu Wied, zu ihrer Stellvevtreterin er nannt; auch hat sie einen poetischen Festgruß zu dem von Johannes Fa stenrath gestifteten und veranstalteten Kölner Blumenspiel zugesagt. Allerlei au s Deuk s ch l'a nd. Der Zacken unv die Freiberger Mul de sinö in starkem Steigen begriffen. In Straßburg ist der General a. D. von Falkenstein, in München der Ana tom Theodor von Heßling und inWien der Componist Christoph Lescher ge storben. Anläßlich des Ablebens des Erzbi schoss von Köln, kardinal Philipp Krementz. hat der Kaiser an den Dom- Probst Dr. Berlage ein Condolenz-Te legramm gerichtet. Als Nachfolger des Erzbischofs wird der Weihbischof Dr. Schmitz in Köln genannt. In Spandau habin in der Nähe des Bahnhofes, wo sich die Geschütz - Gie ßerei und die Artillerie - Werkstätte be finden, erdbebenartige Bodenschwan kungen stattgefunden, so daß aus den umliegenden Wohnhäusern die Mie ther auszogen. Die Behörden haben eine Untersuchung eingeleitet. Nachdem sich die Mitglieder des Reichstages zu Ostern gehörig von den „Strapazen" ihrer parlamentarischen Thätigkeit ausgeruht haben, um dann einige Wochen wieder in Berlin sich zu amüsiren, rüsten sie sich jetzt schon wie der für die Pfingst -- Ferien, die wahr scheinlich vom 10. Mai bis zum 6. Juni dauern werden. Schreckliches Wetter herrscht inOest reick. In den letzten Tagen gab es heftige Schneestürme. Die Saaten u. Fruchtbäume haben schwer gelitten u. sind in Theilen der Monarchie gänzlich zerstört worden. Der Gemeinderath von Wien hat be schlossen, 15 Millionen Gulden für den Bau einer städtischen elektrischen Anlage aufzuwenden. Die Nachricht, daß Fürst Ferdinand von Bulgarien seinen Schwiegervater, den Herzog von Parma, aus Zahlung einer versprochenen Leibrente verklagen werde, ist falsch. Die Beiden sollen sich in schönster Eintracht befinden. Noch ein Schreiben Atkinson's. Of>fnr Brif an den General - Bun desanwalt.—Die verpönten Flug schriften vertheidigt. B o st o n, 6. Mai. Edward At kinson hat einen offenen Brief an den Bundes-Generalanwalt über die Ver weigerung der Beförderung seiner Flugschriften nach Manila geschrieben, in welchem er in Abrede stellt, daß der Inhalt der Schriften ein aufwiegleri scher sei, und wiederholt, daß diese in Verbindung mit! den Bundenssenals- Verhandlungen als öffentliche Doku mente gedruckt wurden. Er stellt fer ner in Abrede, daß er irgend 'welche in dividuelle Mittheilungen an gemeine Soldaten oder Offiziere der amerika nischen Truppen auf den Philippinen gesandt habe, und fügt hinzu, es sei ihm aus verläßlicher Quelle mitgetheilt worden, den Eltern von Freiwilligen aus Nebraska sei das Recht verweigert worden, mit ihren auf den Philippinen dienenden Söhnen Briefe zu wechseln. In seiner Entrüstung darüber habe er versucht, eine Probe anzustellen. 'Nachdem er an den Kriegssekretär geschrieben, er wünsche mehrere Pam phlete, von welchen er Exemplare in den Brief einschloß, an die Offizier und die Gemeinen auf den Philippinen senden, und angefragt, ob r diesel tn per Post senden könn, aber kin Antwort erhallten, habe er am 24. und 26. April Exemplare der Pamphlete zur Post gegeben: dieselben seien an Admiral Dewey. PräsidentSchurman. Professor General Otis, Genera'l Lawton. General Miller und den Korrespondenten von „Harper's Weekly" adre'ssirt' gewesen, zwei Exem plare für jeden. Tann läßt sich Atkinson folgender maßen vernehmen: „Die gröblichst? Entstellung miner Motive und meiner Handlungen durch einen gewissen Theil der Presse des Landes bat in dem jüngsten Beschluß des Kabinets in Washington kulminirt (die Versendung der Pamphlete nach Manila zu prohibiren), welcher die erste und einzige Antwort irgend wel cher Art ist, welch ich auf meinen er wähnten Brief erhalten habe. „Es "heißt, die Verbreitung der Pamphlete in den Ver. Staaten werd gstattt werden. Ich werde fortfah ren. die Post der Ver. Staaten für die Versendung der Pamphlet in diesem Lande zu bsnützen, da ich Dis nicht als in Sache der Erlaubniß, sondern als eine Sache des Rechts betrachte." Gegen den Imperialismus. 'Sioux Falls, S.-D., 7. Mai. Auf Anregung des „Germania- Vereins," unseres tonangebenden Ver eins wird sich das ganze Deutschthum des Staates hier zu einer solidarischen Pfingstfeier die auf die an alle Deutschen des Staates durch di deutsche Presse ergangenen Einla dungen eingetroffenen Antworten las sen auf eine riesengroße Betheiligung schließen. Die Staatsbeamten deut scher Abkunft und die deutschen Legis latur - Mitglieder. alle deutschen Geistlichen, alle Logen, Gesellschaften und Gemeinden haben Einladungen erhaltn, und die Eisenbahn - Gesell schaften haben Fahrpreis - Ermäßi gungen versprochen, und so dürste auch dise Protest - Versammlung gyen Imperialismus und Expansion eine imposante Kundgbung deutsch - ame rikanischer Patrioten werden. Sensationelle Blutthat auf offener Straße. Minneapolis. Minn., 7. Mai. In einer von Menschen überfüllten Straße, unmittelbar vor dem Postge bäüd, versuchte gestern Bernard Gal ling, seine Frau, gegen welche er auf Scheidung geklagt hatte, zu erschießen. Die Schüsse gingen fehl, der dritte Schuß war auf einen Polizisten ge richtet gewesene der Golling verhaften wollte. Der Polizist strauchelte und fiel, in Folge dessen die Kugel über seinen Kopf hinweg flog. Golling rannte dann nach der Mitte der Straße, wo er sich eine Kugel durch den Kopf jagte. Er starb bald nachher im Ho spital. Baltimore, Md.. Montag, den 8. Mai 1899. Der Samoa-Nummel. "König" Matietoa's Satär. In Washington weift man NichtS da von, das? Konsul Qöbornc die Zahlung verweigert. Tiefer Groll in Deutschland gegen die Perfidie England's. Präsident McKinley eines Mangels an Takt beschuldigt. Mehr Vorschläge 'zur Verstärkung der deutschen Flotte. Schadenersatz - Ansprü che für Verluste auf Samoa und den Philippinen. Kommentare über die' Briefschreiberei des Ad mirals Kautz. Washington. D. C., 7. Mai. Aus Samoa sind dem Staats-De partement keine weiteren Berichte zu gegangen, und man glaubt auch nicht, daß solche vor der in fünf Tagen fäl ligen östlichen Post eingehen werden. Diekommissicn soll am nächstenMitt woch in Apia eintreffen. Nach denße richten, welche das Departement em pfangen hat. liegt für den Ausbruch neuer Unruhen keine Gefahr vor. Auch ist dem Departement nichts bekannt geworden, was die Behauptung be stätigen würde, der amerikanische Ge neral - KonsulOsborne habe sich durch Begünstigung der Deutschen in Wi derspruch mit den Engländern und Amerikanern gesetzt. In Bezug auf die gemeldete Verwei gerung ver Salair - Zahlung an den König Tanu wird, obgleich Details nicht bekannt sind, die Haltung des Konsuls gut geheißen. Hier ist offi ziell nichts davon bekannt, daß Konsul Osborne als stellvertretender Muni zipal - Präsident fungirt; aber mit Rücksicht auf den Rücktritt des Dr. Raffel, der diesen Posten bekleidete, ist es nicht unwahrscheinlich, daß die Er hebung der Abgaben auf den amerika nischen Konsul übergegangen ist. In Rücksicht auf die zweifelhafte Legalität der provisorischen Regierung Samoa's glaubt man, daß Konsul Osborne schwerlich im Recht gewesen wäre,wenn er das Risiko übernommen und dem König, dessen Titel von Deutschland nicht anerkannt wird, sein Gehalt ge zahlt hätte. Groll gegen das perfide A l b i on. Berlin, 7. Mai. In einem Leitartikel, der großes Aufsehen erregt hat, sagt die „Kreuzzeitung:" „Trotz des afrikanischen Uebereinkommens zwischen Deutschland und England u. trotz der vielen gegenseitig ausge tauschten Höflichkeiten haben die Eng länder in Samoa eine außerordent lich niederträchtige Politik geplant. Sie stellten sich in den Hintergrund und sandten mehrere amerikanische Heiß sporne vor, um dort eine anglo - ame ritanischeWaffenbrüderschaft zu schaf fen und Deutschland und Amerika so zu verfeinden, daß eine Aussöhnung beinahe unmöglich würde. Soviel ist gewiß, daß das gegenseitige freund liche Einoernehmen zwischen Deutsch land und den Ver. Staaten der briti schen 'Staatskunst am wenigsten er wünscht kommt." Die „Nordd. Allgem. Zeitung" er innert an die Berichte, nach denen selbst englische und amerikanische Kaufleute auf Samoa den Wunsch ausgedrückt haben, Deutschland möge die ganze Inselgruppe annektiren. Das Blatt macht dem Auswärtigen Amte den Vorwurf, diese Berichte unterdrückt u. für ihre Entfernung aus der Presse gesorgt zu haben. Die „Deutsche Tageszeitung" und andere Blätter tadeln den Kaiser ob seiner freundlichen Haltung gegenüber Amerika und beschuldigen Präsidcnt McKinley des Mangels an Takt, weil er des Kaisers Gratulations - Depe sche anläßlich des neuen deutschen transatlantischen Kabels nicht in deut scher Sprache beantwortet habe. Man wirft ihm vor, damit die Regeln der internationalen Courtoisie verletzt zu haben. Andererseits sehen das „Berliner Tageblatt," die „Kölnische Zeitung" u. der größte Theil der liberalen Blätter die deutsch - amerikanischen Beziehun gen von einem vernünftigeren Stand punkte an und betonen in sehr verbind licher Form die von den Ver. Staaten in letzter Zeit bei verschiedenen Gele genheiten gezeigte freundliche Gesin nung. Die Hetzberichte überAuck ! a n d. Die neuesten, über Auckland, Neu seeland, eingetroffenen Hetzberichte aus Samoa werden in hiesigen amtlichen Kreisen als die letzten Anstrengungen angesehen, das wohlthätige Werk der Spezial - Kommission, die jetzt nach Samoa unterwegs ist. möglichst zu vereiteln, ehe es noch begonnen hat. Diese Hetzereien gehen von den Geg nern der friedlichen Wendung der Di nge aus, von Leuten, welche alle Ursache Nach Karlsbad gehen ist heutzutage nicht nothwen dig. Karlsbad kommt zu uns, oder wenigstens dessen Gesund 'U v erzeugen- 5 - U der Theil. Das ! Ilt Karlsbader ! h/ Sprudelwasser 1/ und Sprudel- liiilß V-l >1 enthält ! d" ganze Heil kraft, welche den / 5 Platz seit Jahr v Hunderten so be- rühmt gemacht hat, d. h., wenn Sie den echten Artikel erhalten. Hütet Euch vor den vielen werthlosen Nachahmungen, welche als „verbessertes (" iroxrovoä ") oder „künstliches" Karls bader Salz verkauft werden. Diese sind nur Mischungen von gewöhnlichem Glau bersalz oder Seidlitzpulver, die von ge wissenlosen Händlern des größeren Ver dienstes halber, den sie abwerfen, verkauft werden. Nehmt nur das echte, importirte, natürliche Wasser und Salz. Auf jeder Flasche davon ist der Namenszug der „Eisner k Mendelson Co., Al leinige Agenten, New York," zu sehen. Schreibe um Pamphlet.- haben, die Ankunft der Kommission zu fürchten. An den maßgebenden Stel len ist man hier überzeugt, daß trotz aller Hetzereien die Samoafrage nie mals den Weltfrieden gefährden wird. Als ein Zeichen der Zeit und der in Folge dieser Hetzereien in Deutschland herrschenden Stimmung mag erwähnt werden, daß ein Geistlicher, Pfarrer Blech, in der „Elbinger Zeitung" einen Artikel veröffentlicht, in dem er sagt, unsere Antwort auf die unerhörten Samoa - Vorgänge sollte sein, sofort vierzig Schlachtschiffe auf den Stapel zu setzen. In drei Jahren könnten die selben fix und fertig sein. Dieser jin goistischen Strömung gegenüber mah nen sogar die „Berliner NeuestenNach richten," ruhig Blut zu behalten und auf dem realen Boden zu bleiben. Deutsche Schadenersatz- Forderungen. Einige hiesige Blätter fordern die deutschen Firmen und Privat - Perso nen, die durch die Kämpfe auf Samoa und auf den Philippinen geschädigt worden sind, auf, ihre Forderungen bei'm Auswärtigen Amte anzuzeigen und gleichzeitig zu veröffentlichen. Die deutsche Regierung wird jedoch, wie man von gut unterrichteter Seite er fährt, die Regierung der Ver. Staaten wegen Schadenersatz nicht drängen, so lange die Wirren auf den Philippinen andauern. Sollten einzelne der Ge schädigten in eine direkte Nothlage ge rathen oder gerathen sein, so steht den deutschen Konsuln ein Dispositions- Fond zur Verfügung, der inzwischen zur Verwendung kommen kann. Dieser Standpunkt der deutschenße gierung wird indirekt durch eine Aeu ßerung des amerikanischen Botschaf ters Andrew D. White bestätigt, wo nach in den Verhandlungen zwischen dem Botschafter und dem Berliner Auswärtigen Amte die Schadenerjatz frage bisher mit keinem Worte ange regt worden sei. Zur Erörterung die ses Punktes sei es auch noch zu früh, da noch kein Beweismaterial pro oder contra vorliege. Darauf aufmerksam gemacht, daß General Otis jede Verpflichtung zum Schadenersatz abgelehnt habe, meinte der Botschafter, über die Berechtigung der Ansprüche werde in Washington, nicht in Manila entschieden werden, wenngleich natürlich die Berichte von General Otis darüber sehr in's Ge wicht fallen würden. Kautz'Brief an seinen Bruder. Ein offiziöser Gewährsmann äu ßerte sich über die Samoa - Angelegen heit folgendermaßen: „Was den Brief von Admiral Kautz an seinen Bruder anbetrifft, so kann man nur sagen: qui sexcuse, s'accuse. Der Admiral war von Washington aus angewiesen worden, im Briesschreiben Vorsicht zu beobachten; wie sich nun sein Brief mit der Disziplin verträgt, ist eine Sache, welche die Amerikaner allein angeht. „Die Meldung, General - Konsul Rose sei angewiesen worden, mit dem amerikanischen und englischen Konsul eine Proklamation zur Einstellung der Feindseligkeiten zu erlassen, ist vielfach verdreht worden. Diese Instruktion bedeutet weder eine Maßregelung des deutschen General - Konsuls, noch eine Preisgabe des deutschen Rechtsstand punktes. Den Letzteren wahrt jetzt lediglich der deutsche Spezia! - Kom missär. Es war unser eigener Vor schlag, den Mataafa - Leuten zu zei gen, daß die Mächte wieder einig sind, um dadurch die Ruhe wieder herzustel len. Hätten wir anders gehandelt, so würden wir uns dem Verdachte ausge setzt haben, daß wir die Fortdauer der Wirren wünschten." Ter Nicaragua-Zwischenfall. Nachricht vom „Detroit." —In Limon eingetroffen. „Detroit" fährt nicht nach Bluefields, sondern nach Fort Monroe. Washington, 7. Mai. Die folgende Kabledepesche lief heute im Marine - Departement vom Kapitän Dayton vom Kreuzer „Detroit" ein: „Port Limon, Costa Rica, 6. Mai. „Detroit" mit Gesandten geht sofort nach Colon, um Kohlen einzunehmen. (Gez.) Dayton." Dies ist der erste Kabelbericht, den das Marine - Departement vom Com mandeur des „Detroit" erhalten hat. Die Behörden von Nicaragua sagten in Beantwortung der Beschwerde gegen die Verunstaltung unserer Kabeldepe schen, daß die Drähte außer Ordnung seien. Port Limon liegt ungefähr eine Tagereise von Bluefields entfernt. Der „Detroit" wird Colon jedenfalls bis Montag erreichen und nach seiner Sta tion in Bluefields bis zum Ende die ser Woche zurückkehren. Der Gesandie, welcher sich an Bord des Kreuzers be findet, ist der Ver. Staaten - Gesandte Merry, welcher von Nicaragua nach Bluefields kam. um die Streitfrage zwischen den amerikanischen Kaufleu ten und General Corres beizulegen, und die Thatsache, daß er Bluefields zur Zeit verlassen kann, deutet darauf hin, daß dort keine Krisis existirt. Der Ver. Staaten - Gesandte an Nicaragua, Hr. Merry, hat das Staats - Departement von Port Li mon aus von der Natur der zeitweili gen Arrangements benachrichtigt, wel che er mit der Regierung von Nicara gua in Bezug auf die Forderung der selben an die amerikanischen Kaufleute in Bluefields für inen weiteren. Ein fuhrzoll, welchen sie schon an die revo lutionäre Regierung bezahlt hatten, ge troffen hat. Nach diesem Uebereinkom men werden die bezahlten Summen dem englischen Konsul in Bluefields übergeben, bis diplomatische Verhand lungen zwischen den Ver. Staaten und Nicaragua eine endgültige Entschei dung herbeigeführt haben. Colon, Columbia, 7. Mai. —Der Ver. Staaten - Kreuzer „Detroit" ist hier von Port Limon eingetroffen, wo er den Ver. Staaten - Gesandten Merry gelandet hat. Washington. 7. Mai. Da die Schwierigkeiten in Nicaragua durch diplomatische Verhandlungen erledigt werden können, wird der Kreuzer „De troit" nicht nach Bluefields zurückkeh ren, sondern sich nördlich nach Grey town begeben, wo er die Ueberreste des vor zwei Jahren dort verstorbenen Agenten der Nicaragua - Kanal-Tom pognie, General Daniel McAuley. an Bord nehmen wird. Der Kreuzer wird dann nach Fort Monroe fahren, von wo die Leiche des Generals nach überbracht werden wird. Dreyfus-EntlMungcn. "Tribuna" in Aom hat das Wort. Italien hatte Nichts mit der Affaire zu thun.—Oberst v. Tchwarzkop pen wieder einmal. Bedingungen des britisch - russischen Abkommens in Bezug auf China. Frankreich als Rioal Eng land's im Aangtsekiang - Thale. — Pastor Parker's Kapuzier-Predig ten in London. Ein Freund des Mörders der Kaiserin Elisabeth in Lugano festgenommen. Spa nien's Heuschreckenplage. Groß fürst Michael wieder zu Gnaden aufgenommen. Ro m. 7. Mai. „Tribuna" ver öffentlicht heute einen Artikel, welcher Verwahrung gegen jegliche Betheili gung Italien's an der Affaire Dreyfus einlegt und erklärt, der Botoereau sei dem Thürhüter der deutschen Gesandt schaft in Paris übermittelt und von diesem zurück an den Oberstlieutenant Henri geschickt worden. Der Artikel behauptet ferner, die in dem Borvereau citirten Dokumente seien vom Major Esterhazy auf Oelpapier an den Ober sten von Schwarzkoppei?. damaligen Militär - Attache der deutschen Ge sandtschaft, zugeschickt worden, und der Letzlere habe keine Ahnung von der Existenz des Bordereau gehabt, bis dieses Schriftstück im „Matin" veröf fentlicht wurde. Wie „Tribuna" außerdem wissen will, wurde das „Petit Bleu" durch den Obersten von Schmarzkoppen einer Person diktirt, deren Identität dem nächst dem Publikum mitgetheilt wer den wird, und die Phrase „Cette Ca naille de D—" war auf dcn Geheim- Agenten Dubois gemünzt. Das britisch - r u ssi s che Ab kommen. London, 7. Mail. Der Wort laut des englisch-lnssischen Abkom mens über die Abgrenzung der beider sei:g>en Interessen-Sphären in China ist veröffentlicht worden. In der Ein leitung wird gesagt daß „Großbritan nien und Rußland, von dem aufrichti gen Wunsche beseelt, in China alle Ur sachen zu einem Konflikt über Fragen, wo ihre Interessen sich kreuzen, zu ver meiden, und unter Berücksichngung der volkswirthschastlichen und geogra phischen GraoiLirung nach gewissen Theilen jenes Reiches hin, folgendes Uebereinkommen geschlossen haben: Klausel 1. Großbritannien ver pflichtet sich, weder für sich selbst, noch sür Andere Eisen bahn-Eon Zessionen nördlich von der Großen Mauer nach zusuchen. noch russischen Anträgen auf Eonzessionen in jener Gegend Hinder nisse in den Weg zu legen. 'ln Klausel 2 geht Rußland eine gleiche Verpflichtung Großbritannien gegenüber im Betreff des> Mng-tse kiang-Thales ein. Klausel' 3 besagt, daß die contrahi renden Parteien, denen es durchaus fern liegt dieHolheibsrechteChina's oder bestehende Verträge antasten zu wollen, das vorliegende Abkommen, welches, unter Beseitigung aller Ursachen zu Verwickelungen zwischen ihnen, den Frieden im fernen Osten consolidivm und den Primär-Inberessen China's selbst dienlich sein soll, der chinesischen Regierung mitzutheilen nicht unterlas sen werden. In einer zweiten Rote ist, „nur das Abkommen Betreffs Abgrenzung der Eisenbahn - Interessen - Sphäre zu vervollständigen ein Separat-Abkom men Betreffs der Shanghai-, Kuan- und N>cuschwang- Eisenbahn abge schlossen. in welchem die unter den Ar.leihe-Contraki erworbenen Rechte geschützt werden und bestimmt wird, daß die Eisenbahn eine der Central- Regierung unterstehende chinesische Li nie bleiben und nicht durch Hypotheken oder sonstwie in di Hände einer aus ländischen Gesellschaft übe rochen kann. Französische Forderung an China. Shanghai. 7. Mai. Als Ent schädigung fü? die Ausschreitungen im Szetschwan. wo Chinesen eine franzö sische Mission niedergebrannt und Missionäre mißhandelt haben, ver langt Frankreich die Abtretung eines Geschwür beseitigt. Durchschlagender Erfolg von Lydia E. Pinkham's „Vegetable Compound." Frau Elizabeth Wheelock, von Magnolia, lowa, beschreibt in nachstehen dem Briefe ihre Rettung aus critischerLage: „werthe Frau pinkkam: —lch habe Ihr „vegetable Compound" genom erachte l der gewirkt, in 5. es mich von einem Geschwür sich bei mir geltend. Ich litt an starken Blähungen und war mir selbst zur Last. Lrstickungsanfälle, Herzklopfen und jenes Gefühl des Drucks und der Schwere setzten mir derart zu, daß ich nur wenig auf den Beinen sein konnte. „Mein Zustand verschlimmerte sich zu sehends, bis ich Ihr Heilmittel einnahm. „Nachdem ich drei Schachteln von kydia E. pinkham's „vegetable Lompound"-Pa stillen eingenommen hatte, war ich von dem Geschwür befreit. „Mein Befinden bessert sich seitdem von Tag zu Tag. Ich kann jetzt schon beträcht liche Strecken zu Fuß gehen und Herzklopfen und Blähungen sind verschwunden. Ich kann Ihr Mittel allen mit Frauenleiden behafteten Dulderinnen mit gutem Gewis sen empfehlen." Angesichts der riesigen Masse von Bewei. sen kann die Wirksamkeit von Frau Pink ham's Methoden und Mitteln wohl kaum vernünftigerweise angefochten werden. 33 Meilen breiten Gebietes längs des Jangtsekiang,. Damit würden die Franzosen im langtsekiang - Thale mit den Engländern in Konkurrenz treten, welche dasselbe als ihre Inte ressen-Sphäre beanspruchen. Pastor Parker's Zeterge schrei. London, 7. Mai. Pastor Jo seph Parker,, dessen „Gott verdamme den Sultan" gelegentlich der kronwell- Feier so großes Aufsehen erregte, hat jetzt den Prinzen von Wales auf's Korn genommen. Es gefällt ihm nicht, daß er an Wettrennen sich beteiligt, dem Spiel und anderen Ausschweifun gen ergeben ist. Der streitbare Gottes mann lbehauplet, das West-End, d. h. der fashionable Theil oLndon's. über treffe in vieler Beziehung noch Sodom und Gomorrha. Er giebt zu, daß der Prinz of Wales gutherzig und sehr ge fällig, sowie liberal gesinnt ist, aber trotzdem drängen seiner Ansicht nach die sozialen Zustände zu einer Revolu tion. „Die Modesucht, die Jagd nach Reichthum nnd der soziale Ehrgeiz können neben der immer größer wer denden Armuth und Noth nicht be stehen. Ich glaube aufrichtig, daß der englisch? Thronfolg-er sich seiner klar sein mnß, oder der monarchische Einfluß wird mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden. Möge die Köni gin zehntausend Jahre leben. Solange sie mit uns ist, ist Nichts zu befürchten, aber venn ihr Nachfolger von ihren lügenhaften Wegen abweicht, so wird der Thron von England nicht werth sein, daß man ihn für 12 Monate kauft." L-uccheni's Freund verhaf tet. Wien, 7. Mai. Der Anarchist Panizza, ein Frennd Luccheni's, des Mörders der Kaiserin Elisabeth, ist in Lugano, Kanton Tessin, verhaftet worden. Er lebte dort unter falschem Namen, nachdem die Schweizer Behör den ihn ausgewiesen hatten. Compro mitiirende Schriftstncke sehr sensatio neller Natur wurden bei ihm gesunden. Heuschrecke n-P läge in Spa nien. Madrid. 7. Mai. In Mittel- Spanien nimmt die Heuschreckenplage beunruhigende Dimensionen an. Viel fach bedecken die Thiere den Boden zwei Fuß hoch, so daß die Eisenbahn-Züge stecken bleiben. In Gnaden ausgenommen. Petersburg, 7. Mai. Ein interessanter Fall, der sich bei'm russi schen Osterfeste zutrug, war die Wie deranstellung des Großfürsten Michael Michaelowirch als Srabs-Kapitän bei dem Kaukasus - Schützen - Regiment. Der Großfürst siel bei'm verstorbenen Czaren deshalb in Ungnade, weil er sich morganatisch mit der schönen Gräsin von Merenberg, einer Enkelin Puschkin's, vermählte. Der kzar ent kleidete ihn aller militärischen Wür den und exilirte ihn. Seine Wieder anstellung im Heere bedeutet eine nun folgende schnelle Beförderung. Leiche in einem Koffer. London, 7. Mai. Im Fracht- Bahnhofe in King's Croß wurde ge stern in einem Koffer, dessen Inhalt als Theater-Effekten deklarirt war. !die zusammen gebundene Leiche eines Mannes gefunden. Ter Koffer war in Midolesborough aufgegeben und nach London Bahnhoflagernd adres sirt. Die Polizei glaubte zuerst an ei nen Mord, später stellte sich aber her aus. daß es die Leiche des Schauspie lers William Ryclex war. der in ver schiedenen kleinen T'heatern und Mu sikhallen als Jimmy Green auftrat. Ryclex erlag in Middlesborough einer L'ungen-Entzündung und sein letzter Wunsch war. in London beerdigt zu werden. Er beauftragte daher vor sei nem Tode seinen Collegen Tom Prit chard„ seinen letzten Wunsch zu erfül len. Da aber Letzterer nicht die Mittel besaß,, um die Transportkosten einer Leiche zu zahlen, legte er die Ueberreste seines Collegen in einen Kosfer und sandt dieselbe als „Theater-Tand" nach London. Die Tonga-Inseln von England gegrabscht. San Franzisco, 7. Mai. Ein vom 11. April von Tonga, Frcundschafts - Inseln, daurter Brief besagt, daß England mit den Inseln einen Vertrag abgeschlossen habe. Im letzten Dezember forderte Deutschland durch seinen Vice-Konsul in Samoa Entschädigung - Summen im Be trage von zusammen HIW.QOO für die Verletzung verschiedener Contratte deutscher Kaufleute. Die Tonga-Re gierung erkannte diese Forderungen nicht an. worauf der Konsul der Ton ga - Reg i e rung ankünd igte, De u tsch land werde, falls die Summe nicht voll bezahlt werde, ein Schiff zur Be setzung von Vavau. das einen gujten Hafen hat, absenden. Am 7. März traf in Tonga das britisch Kriegs schiff „Tauranga" in. Der Kapitän besprach mit dem König George die Sachlage. Witz man sagt, würd d.'m König bedeutet.England findeDeutsch land's Forederung gerecht, doch dürfe deshalb eine Besetzung von Vavau oder einer anderen Insel nicht stattfinden, England bot daher Bezahlung der Ansprüche an und beschützt die kleinen Eiland. Zur Zit beabsichtigen die Englän der nicht die Annexion der Inseln, zu denen Vavau, Haapi und die Tonga- Gruppe gehören. England hat mit König George eine Offensio- und D-e -fensio-Allianz abgeschlossen: die deut schen Ansprüche werden bezahlt und die Jn'eln sind thatsächlich von England abhängig. Mehr Opfer der kürzlichcn Tornados im Westrn. U t e, lowa, 7. Mai. Arndt Ad mundson und Peter Petersen, die bei dem Tornado, welcher letzte Woche die sen Theil desStaates verheerte, schwere Verletzungen erlitten, sind an Letzteren gestorben. Kirksville, Mo., 7. Mai. Mit dem gestern erfolgten Tode von Frl. Lillie ist die Ge fammtzahl der Todten infolge des Tornado vom 27. April auf 34 ge stiegen. Eine Anzahl Verletzte liegt noch in kritischem Zustandedainiedcr. Techs Seite. Nr. 128. Greenpoint's Sensation. Die ganze Familie Krotzsky wird seit dem 26. April vermißt. Die Leiche der Frau im Newton-Creek gefunden. New - York, 7. Mai. Die Po lizei ist eifrig bemüht, Licht in das ge heimnißvolle Dunkel zu bringen, wel ches den Tod der Frau Mary Krotzsky umgiebt, deren Leiche im Newton- Creek gefunden wurde. Nachdem Frau. John Galup von Nr. 163, DuponU- Straße. Greenpoint. die Leiche als die jenige ihrer Schwester, Frau Krotzsky, identifizirt hatte, wurde dieselbe in ein Bestattungs-Etablissement in Nr. 334, Smithstraße, gebracht, wo Behufs Feststellung der Todesursache eine Au topsie vorgenommen werden soll. John Krotzsky wohnte bis vor Kur zem mit seiner Gattin Mary u. einen? sechs Wochen alten Kinde in Bayonne, N.-J.. wo er an Avenue A ein Kost haus betrieb. Vor drei Wochen kam Frau Kotzsky mit ihrem Kinde zu ihrer Schwester Frau Galup und erzählte ihr. in hohem Grade aufgeregt, ein Kostgänger habe sie auf die Beschuldi gung hin, ihm PlOO gestohlen zu ha ben, verhaften lassen. Sie sei vier Stunden eingesperrt gewesen, dann aber aus der Haft entlassen worden, nachdem es sich herausgestellt hatte, daß die Beschuldigung unbegründet war. Befürchtend, daß der Kostgänger ihr ein Leid zufügen würde, war sie dann mit dem Kinde zu ihrer Schwe ster gekommen. Am Abend des nämlichen Tages fand sich auch Krotzsky im Galup'schen Hause ein. Auch er sprach die Befürch tung aus, daß der betreffende Kost gänger der Gattin nach dem Leben trachte. So groß war die Furcht der Krotzskys, daß sie sich eine ganzs Woche hindurch nicht getrauten, das Haus der Galups zu verlassen. Am Morgen des 26. April ging Krotzsky endlich aus. um sich nachßeschäftigunz umzusehen, und kehrte nicht wieder zu rück. Gegen Abend verließ seine Frau, mit dem Kinde auf dem Arm, das Haus, sagte aber nicht, wohin sie gehen wollte. Da das Ehepaar nicht wieder auf tauchte und auch Nichts von sich hören ließ, so benachrichtigte Frau Galup schließlich die Polizei, und diese erließ einen General-Alarm. Man hörte Nichts von den Krotzskys, bis amFrei tag die Leiche, di anscheinend schon 10 Tage im Wasser gelegen hatte, gefun den wurde. (Später.) —Krotzsky tauchte gestern plötzlich in dem erwähnten Bestat tungs-Etablissement auf. Auf Befra gen erklärte er. daß er auf dem Pier Nr. 1, North-River, Beschäftigung ge funden hat. Man glaubt jetzt, daß die Frau ihr Kind und sich selbst ertränkt hat. Raine's Hallen, i Herzen dcr Gtadt ? Ihrer centralen La>e >rößren > elnere versm>unen ee. fln — Gesellschaften, Verein?, Logeaa. v. ,u verMiethen. Dushane-Posten-Halle ?ku renl n auststitte, d neu lanzboden in der Etadt. Geräumige Buhne, Speisesaal. Var, Vrderren Zimmer un Kch< Conzerte, Bälle tc. V Anmeldungen in der Il?eitin dt <irtlpondtntkn- cntzezen ,eommkn. DeSilitche die DusdanPoftinHalle- auch dt 5 Zaait derkibca u rurr Psandleiher Md auszuleihen beliebigen Beträgen Uenjamiu Bomp.'s. Darlehen- u. B a n k - C o m t o ir. Benjaunn'jchiS Sel-Sude (1830 etabliN). 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