Newspaper Page Text
~Hrr von Hakn,''. A^R. Mein Freund Wilhelm ist ein herzens- Hytsr, braver und anständiger Mensch. Wenn r wüßte, daß er dadurch dem Olütie eines seine? Freunde förderlich Lexn könnt, fo würde er sich in einer Dezembernacht zu einer ganz bestimmten Stunde auf dem kleinen hölzernen Aus sichtßhurm auf Rigi-Kulm einfinden. Rein, er würde noch mindestens zehn Minuten hüher da sein. Aber er würde eS keinem Freunde zuliebe fertig bringen, sVve Witze aufzugeben. Und seine 'Wik find schrecklich, grausig und wohl im Stande, den friedfertigsten Menschen lsn Zorn und Much zu bringen. Es giebt Dvenig Wcust in der deutschen Sprache, He er nicht schon verdreht und geschän hlj hat, und tausend und abertausend Sötze hat ?r verstümmelt und verrenkt, um irgend einen Unsinn hineinzubringen odvss Arauszuholen. Fragte ihn zum Beispiel Jemand ganz ha-rmlos: „Wie geht's?", so antwortete er unfehlbar: „Wie man's treibt", und svffte mn zu ihm: „Setzen Sie sich!", so erwiderte er sicher: „Ich bin doch kein Setzer!" Er erfand auch selbstständig allerlei kleme Gelegenheiten, um seine Witze an zubringen. „Ich bin eben beim Zahnarzte gewe sen." erzählte er einmal, „der wollte mir einen Zahn ausreißen ich hab' aber selbst Reißaus genommen." Einmal kam er mit einem zerknitterten Hemdkragen. „Da hat meine Wäscherin Schuld," sagte er, „ihre Stärke ist ihre Schwäche." Ein andermal zeigte er, wie er aus die Naskrone in seinem Zimmer hatte neue Zrenner setzen lasten. Dabei citirte er: ,Erneuert ist der Glanz der alten Kro ?e." Kurz, es war ihm kein Mittel zu chlecht und keine Gelegenheit zu ungün ?ig, seine haarsträubenden Witze in rück sichtslosester Weise von sich zu geben. Tr erhielt deshalb den Namen Herr ?on Kalau. Nun waren wir damals sechs Herren, die so einen kleinen Verein gegründet hatten. Herr von Kalau war auch dabei. Wir kamen jede Woche ein mal in einem kleinen Klubzimmer eines großen Restaurants zusammen und er örterten bei einem bis zehn Glas Bier alle bedeutenden Fragen der Vergangen heit und der Gegenwart. Wir waren Alle noch ziemlich jung, voll Hossnungen und Entwürfe, und Jeder von uns hätte gerne möglichst viel dazu beigetragen, die aus den Fugen gegangene Welt wieder e-nzurenken. Dabei störte uns aber Herr von Ka lau sehr oft mit seinen Witzen: To las SUA?HI bei Erwägungen über die hohe Politik Freund Münden aus einer Zei tung vor: „Der Herr Minister des Jn r.csfl äußerte " „Dann ist er Icch der Minister des Aeußeren!" rief Herr von Kalau dazwischen. Und ein anderes Mal, als erzählt wurde, daß wieder in einer der kleinen südamerika nischen Republiken eine Verschwörung angezettelt, aber gleich wieder unterdrückt sei, schrie der Fürchterliche: „Also die Beschwörung des Fiasko!" So ging bei allen Diskussionen. Wir baten :!m dringend: Laß das nach da sagte er: ",Ich leb' doch noch, wie könnt Ihr über meinen Nachlaß verfügen?" Ein mal nun war er nicht in unserem Klub erschienen. Da kam natürlich die Rede i'.'s ihn und seine menschenunwürdige Äewohnheit. Und es ward die Frage aufgeworfen, ob man ihn nicht einmal bestrafen und dadurch könnte. Und da heckten wir einen fürchterlichen Plan aus. Freilich, der ängstliche Herr Kober opponirte zuerst stark dagegen. Man dürtt so etwas nicht thun. Es könne schlimme Folgen haben. Ter Aengstliche aber ward natürlich nieder aeltimmt. und wir verabredeten unsren Richeplan in allen Einzelheiten. Wir gebrauchten zwei Helsershelser. die beide von Herrn von Kalau nicht ge kannt sein durften. Den einen erbot sich Herr Münden zu stellen, den ande ren wollte ich liefern. Und Herr Mün den instruirte seinen Freund, den Zu ckermakler Binse, ganz genau, und ich unierrichtete meinen Freund, den Post sekretär Schwarz, von allen Einzelhei ten unseres teuflischen Planes. Mein Frrund Schwarz ist ein lustiger Bruder ulld Mg mit Vergnügen auf Alles ein. Also am nächsten Dienstag Abend waren alle Mitglieder unseres kleinen Vereins im Klubzimmer versammelt. Herr von Kalau war auch da. Da trat ich mit meinem Freunde SKwarz ein., „Eelauben Sie, meine Herren", be gann ich. „daß ich Ihnen einen guten Freund vorstelle —" „Wenn Sie ihn vorstellen, können n?ir doch nix seh'n", rief Herr von Ka Wir warsen ihm drohende Blicke zu, mein Freund Schwarz lachte l'aut aus. „Also, meine Herren", suhr ich sort, „dies ist Herr Postsekretär Schwarz ans Magdeburg. Er ist einige Tage zum Besuche bei mir und hat den Wunsch ge 'suß>ert. als ich ihm von unserem Berein crzäMe, einen Abend mit uns zuzubrin gen." „Sehr angenehm, wenn er was zu bringt". rief Herr von Kalau. Mein Freund schwarz lachte wieder sehr laut über diesen Witz, und Herr von Kalau hatte sofort herausgefunden, daß er in unserem neuen Gaste ein außeror dentlich dankbares Publikum sinden würde. Kaum hatte sich also Herr Schwarz aus den ihm von uns angewiesenen Platz. Herrn von Kalau gegenüber, niederge lassen, als dieser ihn auch schon massen haft mir seinen fürchterlichsten Witzen überschüttete. „Aiein Herr, Sie sind Postsekretär?" „Ja woyl". „Da haben Sie wohl sehr viel zu schreiben, nicht wahr?" „Mtrvings." „Tann sind Sie doch eigentlich Schreibsekretär. Bitte, geben Sie mir Aufschluß, wie viel ich mir bei Jbnen hernlsnehmen kann?" „Äraoo, famos!" rief Herr Schwarz, „wirklich, Sie sind ja ein ganz fa moser Herr. Sie müssen eine Flasche Wein mit mir trinken!" „Na ja, Sie lachen und ich weine; übrigens, wissen Sie, ich versorge alle Zahnärzte hier in der Stadt mit Lach- So aing es mit kurzen Unterbrechun gen fort, dazwischen trank Herr von Kalau Äothwsin. Wir wußten, daß er nicht viel Wein vsrtragen konnte. Uyser Aast schien sich großartig zu amüsnen uird kam aus dem lauten La chen gar nicht heraus. Äkr anderen Vereinsmitglieder aber Men ernsthast und mit recht unfnund lhn Gesichtern da. Es mußte uns deutlich anzusehen sein, daß uns das Benehmen unseres Kollegen Mißbehagen verursacht. Herr Postsekretär", sagte Münden, „ich bitte Sie. beurtheilen Sie unsern Verxin nicht nur nach dem. was Sie von diesem Herrn hören. Wir führen sonst im Allgemeinen eine ernsthaste Unter haltung und bedauern-aufrichtig, daß dieser Herr uns heute jede Möglichkeit dazu benimmt. Seine Unterhaltung hepte Abend paßt durchaus nicht für ver ttimjtjge und -Wnner," „Nein, ich weH", warf Herr von Ka lau ruhig ein. Der Postsekretär sprang in wiehern dem Lachen auf. „Nee. nee. zum Wälzen! Ich krieg' Magen-- und Kopfschmerzen vor La chen so was nee, nee!" „Warum sagen Sie immer: Nee, nee!" fragte Herr von Kalau, „Sie sind doch keine Nähmaschine!" Daraufhin aber ging das Lachen des Herrn Sekretärs in ein ganz sonderbares Brüllen über. Es war ein gany unheimliche Art vonßrül len. Dabei griff er sich mit beiden Hän den an den Kopf, sein Augen begannen wild zu rollen.und mit einer scheußlichen Sorte von Geheul sank er zu Boden. Mit ganz nett gespieltem Schrecken stürzten wir über ihn ber und schleppten den anscheinend Leblosen auf's Sofa. „Einen Arzt! Einen Arzt!" „Ich hole einen Arzt!" rief HerrMün den und stürmte aws dem Zimmer. Zwei Zimmer davon, im Restaurant, saß der Mitoerschworene, Zuckermakler Binse, nnd wartete daraus, daß wir ihn zur ärztlichen Hilfeleistung riefen. Fünf Minuten später trat Herr Münden mit ihm in's Klubzimmer. „Hier ist ein Arzt!" rief er Mem los. Ter Zuckermakler begab sich sogleich zu dem Leblosen auf dem Sosa, und wir umringten die Beiden. Herr von Kalau aing sichtlich erregt im Zimmer auf und ab. Herr Binse de trachtete den regungslosen Postsckretär eine Weile mit streng prüfenden Blicken. „Hm hm sonderbar. Will einer der Herren mir gütigst sagen, was mit dem Manne gescheben ist ?" „Er er ist umgefallen." „So ganz plötzlich?" „Ohne Veranlassung? „Er er hat s? stark gelacht." „Aha. Nun werden wir's gleich ha- den. Herr Binse zog so eine Art von Pfei fenrohr aus der Tasche, hielt es dem Leblosen in's Ohr und sagte: „Will erst also 'mal das Trommelfell untersu chen." „Zwerchfell!" flüsterte ich ihm zu. 'Wollte sagen. Zwerchfell." ..Sitzt nickt im Ohr." flüsterte ich weiter. „Ach was!" —Er untersuchte emsig weiter. „Hm. hm ja, ja wie ich gleich vermuthet geplatztes Trom mel-, Zwerchsell Bluterguß in die graue Gehirnrinde, hat sich krank ge lacht. Sehr bös. Geben Sie 'mal 'n Glas Wasser." Wasser war nicht in unserm Klub zimmer. „Dann geben Sie 'mal 'n Glas Bier." Der Doktor goß einige Tropsen davon auf den ziemlich kahlen Schädel de Verunglückten und fing an zu rei ben. Einige Tropfen waren aber auch dem Postsekretär in den Nacken aelausen. „Schweinerei," zischelte ganz leise der Leblose. Der Zuckermakler aber rief weiter: „Sehen Sie, meine Herren, das Bier bleibt oben drauf. Das Gehirn steht still und arbeitet nicht mehr. Die Sache ist sehr bös. Ter Mann muß sofort in's Krankenhaus. Wahrscheinlich hat er sich todtgelacht." Einige von uns wendeten sich nun ostentativ zu Herrn von Kalau. Er saß auf einem Stuhle in der Ecke und starrte zu Boden. Er war sicher wohl auch ein wenig benebelt, denn wir hatten ihn ja absichtlich durch den Wein vor der Exekution zu betäuben versucht. „Schrecklich, schrecklich!" schrie nun Herr Münden zu ihm hinüber, „das kommt von Ihren verdammten Witzen!" „Der MHn hat eine Frau und sechs Kinder," fügte ich beinahe jammernd hinzu. Der finyirte Arzt horchte hoch anf. „Steht dieser Herr in irgend einer Verbindung mit dem Unglücklichen da?'' Wir schwiegen betroffen und wollten augenscheinlich unseren Kameraden durch unsere Aussage nicht belasten. „Meine Herren,"'fuhr der Zuckermak ler in strengem Tone sort, „als Arzt bin ich verpflichtet, Aufklärung zu verlan gen. Aus Ihren Worten scheint mir hervorzugehen, daß der Herr Veranlas sung gegeben hat zu dem so höchst be dauerlichen Unsalle. Also ich muß drin gend bitten, meine Herren —" „Er hat ihn so heftig in's Lachen ge bracht —" „Aha !" Der Arzt trat zu Herrn von Kalau und redete tief ernst auf ihn ein. „Mein Herr, so leid es mir tbut, meine Stellung und die Gesetzesvorsckrnten verlangen von mir. daß ich den Fall bei der Behörde zur Anzeige bringe." Herr von Kalau erhob sein von Schrecken verzerrtes Gesicht und stöhnte: Ich ich bin ein unglücklicher Mensch!" Es ward uns Allen ein bischen Angst. „Mein Herr", begann wieder der Zuckermakler, „so sehr schlimm kann ja für Sie die Sache nicht werden. Anzei gen muß ich Sie sreilich und Sie wer den auch vielleicht vor Gericht gestellt es muß ja Alles seinen rechten Weg gehen, aber da Sie doch nur ganz indirekt die U rsache dieses Unglückssalles sind, so wird man Sie ohne Zweifel freisprechen." Herr von Kalau blickte stier im Kreise umher. Wie abwesend murmelte er: „Freisprechen freisprechen ja freisprechen." Plötzlich sprang er wild empor, riß sich den Rock auf und fchlug sich mit der Faust geaen die Brust. „Da da da, da sitzt es das Gewissen !" Dann sank er wieder wie ohn mächtig auf seinen Stuhl zurück. Unsere Angst vergrößerte sich. „Ich Hab's gleich gesagt," wimmerte der ängstliche Herr Kober, „so 'was darf man nicht thun." Herr von Kalau rief ihn mit zitternder Stimme zu sich. , Kober Sie Sie sind n guter Mensch. Gehn Sie zu meiner Mutter. Sagen Sie ihr. wenn ich heute nicht nach Hause komme und morgen nicht und übermorgen nicht und und später vielleicht auch nichts — ich könnt's nicht ändern es ist zu schreck lich und hier sind meine Schlüssel sie soll Alles haben Alles ganz allein." > Nun hielten wir's aber nicht mehr aus. „Schwarz, Schwarz", rief ich, „komm' schnell her!" Der Postsekretär erhob sich langsam, rieb seine Glieder und sagte gähnend: „Donnerwetter, ich habe wohl geschla sen!" Nun aber geschah etwas Schreckliches. Kaum näherte sich Herr Schwarz dem augenscheinlich wahnsinnig Gewordenen, als dieser mit einem furchtbaren Schrei in die Höhe sprang, in wilden Sätzen zum Fenster stürzte, es aufriß und sich hinauszuwerfen versuchte. Wir hatten uns auf ihn gestürzt und konnten ihn noch eben zurückreißen. Zitternd vor Angst und Schrecken um ringten wir ihn. Ta sagte er ganz ru hig: ..Kinders. Ihr zerreißt mir das Zeug das ist ja dummes Zeug." Wir standen stumm und starr, Meni'm l)at uns gesoppt!" lachte laut auf. ..Blut in's Gehirn! Nun lach' ich die reine Blutlache!" „Wir sind verrathen," rief ich, „wer hat" das gethan?" Herr von Kaiau verbeugte nch tief vor ! unserem Arzte: ,„Herr Zuckermakler ?mse, wie geht's?" „Binse hat uns verrathen daK ist schändlich!" „Aber ganz wahrhaftig nicht!" rief Binse entrüstet. „Nee, er selber nicht, aber sein Hui!" rief Herr von Kalau und holte einen schwarzen Schlapphut aus der Ecke. „Da steckt eine Visitenkarte drin: Erich Binse. Zuckermakler. Der reine Zuckerhut." Donnerwetter, der Hut!" „Ja, er war nicht auf seiner Huth, aber ich war auf seinem Hut." „Nun geht's wahrhaftig schon wieder los mit den Witzen!" „Na, ich hab' Euch doch eben gezeigt, ich auch mal 'n guten Witz machen kann." „Hi, hi, deshalb habt Ihr eben d'ran glauben müssen!" Rothe Hmne. Genrebild von H. von Altona. „Gewiß, die Kleine wäre gar nicht übel, es könnte vielleicht minder Zeit etwas aus ihr werden, aber rothe .ftaare ich bitte Sie, da kann doch von scbön, oder auch nur hübsch niemals die Rede sein!" Hatte Diejenige, die im Laufe eines mit einer ihr befreundeten Dame ge führten Gespräches diese vernichtende Kritit aussprach (und zwar über ein noch im zarten Alter stehendes kleines Mädchen, das trotz seiner verpönten Haarfarbe das „enfant gate" des gan zen Bekanntenkreises war), wohl eine Ahnung, welchen Feuerbrand sie mit ih ren Worten in ein nichts ahnendes, mit l den Ansichten, Vorurtheilen und dem „Geschmack" der Welt noch unbekanntes Herz geworfen? Hatte sie eine Ahnung von den Ge danken. die sich nun in dem zu besagtein kleinen Herzen gehörigen, mit schweren, aber ach gleichfalls rothen Flechten geschmückten Köpfchen kreuzten und wie die unschuldigen Kinderaugen sich um florten und ein heißer Thränentropfen nach dem anderen aus ihnen kernieder fil? Nein, fie ahnte es nicht, sie hatie die Anwesenheit des etwa zwölfjährigen Mädchens, das, still und bescheiden ein wenig abseits sitzend, zur unfreiwilligen ZuHörerin geworden war, nicht bemerkt; sie wäre wohl sonst etwas vorsichtiger ge wesen. Und so war es geschehen, so war der Kleinen mit einem Male die kindliche Unbefangenheit genommen, so war sie zur „Erkenntniß" gelangt. Was hatte es sie bisher angefochten, die muntere, übermüthige und stets zu einem lustigen Streich aufgelegte Re nate, daß sie rothe Haare hatte! Ja, sie hatte wohl überhaupt noch niemals ernst lich darüber nachgedacht, warum der lieb? Gott so viele Schwarz-, Braun- und Blondköpscken erschaffen und dann einmal ganz ausnahmsweise zu einer so ungewöhnlichen Nüance gegriffen. Zwar hatte bisweilen der Zuruf „Rothkopf, Rothkopf!" an ihr Ohr ge schlagen, aber geärgert schien sie das wohl kaum jemals zu haben, denn ent weder warf sie mit geringschätziger Mie ne, die ihr aber ganz allerliebst zu Ge sicht stand, die langen Flechten recht ostentativ in den Nacken, so daß sie sich, wenn gerade das Sonnenlicht daraus fiel, wie zwei feurige Schlangen bis zum Saume des leichten Sommerkleidchens hinabringelten, und würdigte den Spöt ter keines Blickes, oder sie kompensirte schlagfertig den Rothkopf mit einen: „Dummkopf, Dummkopf!" und hatie dann natürlich die Lacher auf ihrer Seite. Sie selbst lachte herzhast mit, so daß die weißen Zähne und Grübchen in den Wangen, um die mancher Blond- und Schwarzkopf sie hätte beneiden kön nen, so recht zur Geltung kamen. Und nun ist ihr auch klar, warum im oergangenenWinter auf ihre fo dringende Bitte, daß ihr das Christkind auch einen so prächtigen, carmoisinrothen Baschlick bescheeren möge, wie ihn Freundin Olga beim Schlittschuhlaufen so graziös zu tragen wußte, die sonst so gütige Mutter förmlich entsetzt erwidert hatte: „Aber Kind, das kannst Du doch unmöglich tragen!" O, in ihrem jetzigen Stadium der Erkenntniß weiß sie nur zu gut, was dieses „Du" eigentlich hatte sagen sollen! „Du, die Garstige, Rothhaarige" vervoll ständigte sie es sich nun in selbstquäleri scher Bitterkeit, und heißer, unaufhalt samer flössen ihre Thränen. Wie gren zenlos, wie unaussprechlich unglücklich war sie doch! Lange, lange stand sie am Abende dieses Tages, der ihr so herbes Web gebracht hatte, noch vor dem Spie gel ihres kleinen Schlafgemachs. Mit prüfenden, kritischen Blicken mu sterte sie ihr Spiegelbild und obwohl ihre nun geschärften Beobachtungsgaben die Vorzüge, mit denen Mutter Natur sie be dacht: die schlanke geschmeidige Gestalt, die großen sprechenden Augen, der blen dendweiße Teint, keineswegs entgingen, so hasteten die Blicke doch immer und im mer wieder an dem, in zierlichem Kranz um den Kopf gelegten leuchtenden Haar schmucke. uud auch nicht der leiseste Zwei fel an der unumstößlichen Richtigkeit je nes berben Urtheils stieg wohlthuend in ihr auf. Und als sie endlich in später Stunde das müde Köpschen auf's Kissen legte und die heißen, verweinten Augen sich zu unruhigem Schlummer schlössen, da war es immer und immer nur der eine Gedanke, de? bis in ihre Träume quälend und beängstigend und zu Tode betrübend sie verfolgte: Du bist unschön und darum (denn das sagte sich instinktiv schon die ses Kinderherz. daß nur das Schöne und Anmuthige in dieser Welt des Scheines zu Freude und Glück prädestinirt ist) und darum sreudlos und glücklos! Und doch kam das Glück! „So liebst Tu mich also wirklich und wahrhaftig, trotz trotz —?" „Trotz was. mein Lieb?" fragte er, die bebende Gestalt an sich ziehend und das gesenkte Köpschen emporhebend, so daß er ihr in die feuchtschimmernden Augen blicken konnte, „trotz was?" Doch schnell barg sie das heiße Antlitz an seiner Schulter und leise, kaum hör bar klang es in sein Ohr: „Trotz meiner rothen Haare." Einen langen, langen Kuß drückte er aus die schwere Flechte, die balbgelöst über den Nacken hernieversiel: „Trotzdem, Tu meine golohaariae Loreley, oder vielleicht gerade deßwegen." Fatale Bestätigung, Dame: „Ich finde mein Bild entsetz lich!" Maler: „Ja, das finde ich auch, aber es ist sprechend ähnlich." Im Regen. A.: „Warum spannen Sie bei dem Regen Ihren Schirm nicht aus, H?rr Professor?" B.: „Ganz einfach! Schließlich hört es ja doch wieder auf zu regnen und dann muß ich ihn ja so wie so wieder zuklap pen." Enttäuscht. Baron: „Ich hob gehört, daß Sie meinem Tiener vor einem halben Jahr ein Paar Stiefel gemacht haben, die er noch nicht bezahlt hat!" Schuster (welcher Geld zu kriegen hofft, erwartungsvoll): „Ja!" Baron: „Sagen Sie mal, Meister.... wollen Sie mir nicht auch ein Paar auf Kredit Die Gesellschaft brach auf. Ein Dienst mädchen begleitete sie mit einem Licht die Treppe hinab. Dort öffnete sie die ' Pfote. Auf Leben und Tod A.: Was ist denn das plötzlich für ein Lärm im Wirthshaus d'rüben was kann denn da los se:n? B.: Ach, da lassen sie gewiß wieder Einen leben oder sie bringen Einen um! Er hat recht Sie: „Nun. wie gefiel Tir heut' die Primadonna?" Er: „Ich fand sie reizend wie einen Engel!" Sie (eifersüchtig): „Hast Tu denn ge sehen, wie gemalt sie war?" Er: „Ja, hast Tu denn je Engel ge sehen, die nicht gemalt waren?" Ein T r o st. Freund: Nun, Spund, worüber denkst Du nach? Spund: Ueber mich selber. Freund: Ach was, wer wird sich über jede Eselei den Kopp zerbrechen. Unvorsichtig Junge Frau: „Denke Dir, unser Hausarzt will mich nach Earlsbad schi cken, weil ich über schmerzen in der Le bergegend geklagt habe; und ich hatte mich so auf Wiesbaden gefreut." Mutter: „Ja, Kind, wie kann man auch so in's Blaue hinein krank werden!" Mißverst a n d e n. Zollbeamter (zu einer koketten Dame): „Passirt!" Dame: „Grobian!" Kindermund Mama: „Wenn Du nicht artig bist. Max. sperr' ich Dich in den Hühner stall." Max: „Meinetwegen, aber Eier leg' ich dann doch nicht!" Ein Zukunftsbild. Herr: „Was, Sie sagen, daß Sie auf der Hochzeitsreise sind wo ist Denn Ihr Mann?" Junge Frau: „Er sitzt im Koup<? für Nichtraucher er kann den Rauch mei ner Cigaretten nicht recht vertragen. Mein Gott, es ist kein Wunder er ist so zart gebaut .. ." Erst e Frage Heirathsoermittlcr: „Ich sag' Ihnen, das Mädchen ist nicht mit Gold aufzu wiegen." Heirathskandidat: „So, ist sie so dick?" Plappermäulchen. Elschen: „Onkel Doktor, kannst Tu auch Enten kuriren?" Doktor: „Enten, Elschen, wie kommst Tu denn darauf?" Elschen: „Od. Papa sagte gestern. Du wärest ein Quack - Doktor." Rechtsanwalt: „Ja. wenn die Forde rung, wie Tie selbst sagen, stimmt, so müssen Sie eben bezahlen." Klient: „Das weiß ich ja, ich meine nur, könnt' man da nicht a paar hundert Tollarle abschwören?" Merkwürdige Thatsache. Nichts kann ein junges Mädchen heite rer stimmen, als ein Mann mit ernsten Absichten. Falsch ausgefaßt Richter: „Haben Sie Baaroermö gen?" Angeklagter: „Warum, sind Sie viel leicht in Geldverlegenheit, Herr Richter?" U eberras chende Wirkung. Mutter: Jeden Tog holst Du Dir ei nen postlagernden Brief ab und es sührt doch zu keiner Verlobung! Tochter: Oja mit dem Postse kretär. Ter vorsichtige Bettler. Wohlthäter: „Sie, Hören's, das ist doch sonderbar! Mir scheint, Sie zählen mir meine Almosen gar nach?" Bettler: „Ich hab' nur sehen wollen, ob Sie mir nicht zu viel gegeben haben... Aber Sie haben mir nicht zu viel gege ben!" Zweideutig. Gatte (sehr alt): „Ich habe mein Le ben nun zu Deinen Gunsten für 190,000 Tollars versichert. Kann ich noch etwas für Dich thun?" Gattin (sehr jung): „Nein, hier auf Erden nicht mehr!" Tresse n d. A.: „Was ist denn eigentlich der Un terschied zwischen blutarm und blut arm?" ' B.: „Hm, der Unterschied ist recht ein leuchtend. Ter Eine bat wenig Blut, der Andere dagegen blutwenig." Gewissen s s r a g e. 11-W FM MM ÄMÄ! „Sagen Sie 'mal, Huber, sind Sie eigentlich gleich so dumm geboren, oder haben Sie das erst später gelernt?" Bes ch wich t i g e>n d. Herr (Trinker): „Aber erlauben Se mal, Sie haben ja meine Nase viel zu ausgedunsen und roth gemalt!" Maler: „Ach. das lassenSic nur, Herr Kümmel, das ist gleich für die Zukunft berechnet." Aus einem sibirischen M ä r chenb u ch. (Schneewittchen.) Erster Zwerg: „Wer hat von meinem Talglichtchen ge gessen ?" Zweiter Zwerg: „Wer hat von mei nem Spirituschen getrunken? Tritter Zwerg : „Wer hat von meiner Stieselwichse genascht ?" Vierter Zwerg : „Wer hat meine Ra sirseife aufgegessen ?" Fünfter Zwerg : „Wer hat das Oel aus meinem Nachtlämpchen getrunken ?" Auch ein Flottengegner. Reuß ä. L. will keine deutsch Flotte. Tie halbamtliche Greizer „Landesztg." erklärt es nach eingezogenen (Erkundi gungen für unrichtig, daß die Regierung von Reuß ä. L. im Bundesrathe der Flottenvorlaae zugestimmt babe. Wirkung. Alle Erzähluugen wurden aber über trumpft. als zum Schluß der Oberför ster seine Jaaderlebnisse zum Besten gab; zuletzt schnitt er so auf. daß nicht nur seinen Gästen und seinen Jagdhunden, sondern auch seinen ausgestopften Vie chern sämmtlich die Haare zu Berge stan den. Wenn „Dort gebt wieder die reizende An nette. Herrgott, wenn das Mädel reich wäre, die wäre wahrhaftig ein Engel!" Aus Freundschaft Chirurg: „Was einen Hunderter hat Ihnen der Doktor Meyer für die Operation des Fingers angerechnet? Ja, wissen Sie, dafür hätte ich Ihnen den ganzen Arm weggeschnitten?" Berechtigt Nachtwächter (der auf der Treppe ein geschlafen ist, Morgens um sieben er wachend): „Tonnerwetter, beute hatte ick, ja eigentlich nur bis sechs Uhr Dienst, die Ueberstunde lasse ich mir aber extra bezahlen!" Gegenseitige Ueberraschung ' li WÄoUaM „Mit einem solchen Rausch überraschst Tu mich? Ich bin sprachlos!" „Sprachlos bistDu, ich bin überrascht!" Kölnisches Wasser. „Haben Sie schon gehört, daß die Frau von Martens täglich mindestens einen Liter Kölnisches Wasser trinkt?" „Nicht möglich!" „Freilich sie lebt ja in Köln." Verfehlte Pädagogik. Bater (nachdem er seinem Sohne eine Trackt Prügel verabfolg: hat): „So. mein Kind, nun sag' mir, warum Tu die Prügel bekommen haft ? Fritzcken: Siehst Tu, erst schlägst Tu mich halb todt und nun weißt Du nicht einmal warum! Bedenklich. Richter: „Und das wollen Sie be schwören?" Zeuge: „Natürlich, da giebt's nix, was i nit beschwören könnt'!" Wie immer. Rechtsanwalt: „So da wären wir mit dem Testament fertig! Oder wollen Sie noch etwas hinzusetzen?" Frau: „Ja, das Postskriptum!" Mode - Schmerzen. Fräulein Graziella: „Au, au Sie schnüren niir ja den Magen durch ! !" Frau Wutschke: „Ja, wie soll ich denn das anders machen. Sie wollen doch keine Hüsten haben!" Fräulein Graziella: „Ach, das ist ein Leiden, je weniger Hüfte man haben will, mehr küstweh bekommt nnv.l" „Also Ihnen ist ein Faß Wein gestohlen worden, Herr Panischer?" Weinreisender: „Ja, denken Sie sie Frechheit, ich habe aber bereits eil Inserat einrücken lassen: „Nor Ankauf wird gewarnt,,!" „War er denn so schlecht?" Eine Touche. Deutlich. j 5 ff . ' i Er: „Sie sagen immer, Fräulein „Aber Vetter, bist Du denn gar keines! Elsa, daß Sie mich lieben, und noch edlen Gesühls fähig!" immer warte ich auf den ersten Kuß " „Doch. Durst!" j Sie: „Ja, warum warten Sie Nicht sein Fall. Bäuerin: „Sie können sich ein gutes MittaMot verdienen, wenn Sie mir den Stoß .Holz da klein hacken." Bettler: „Und was mechten Semer denn gäben, Madamchen, wenn ich Sie das Stöhchen Holz nicht kleen hacken dhäte.'" Große Nachfrage. > -'-6 ,z> saii -fr -Iu : Aber, Mmna, wzs >°! l das i-iß-n? Hk! war s-iwn wie der ein Mann hier, wahrscheinlich ein Liebhaber, det ,i,>> i , g e . Diestmädchen: Ja. Madame, ich sagte es Jhr?en gleich, nach einem guten Dienstmädchen ist stets große Nachfrage. Gelungene Ausrede. SchMWKMWMWMHM' 4 Koch: „Man hat Dich erwischt, ivie Tu ein Stück Fleisch entwen det hast, was wolltest Du damit machen?" Lehrling: wollte mich zu Haus etwas in englischen Beefsteaks B o Z ha ft.