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4 t Mutterliebe. Z Bon Adelheid tier. T Ei, kleines Vöglein, du hast eS gut, Bist wohlgeborgen im Neste! Wer so im Arme der Mutter ruht, Hat von allen Plätzchen das beste. Schmieg'an dein Köpfchen fest und dicht Und lass' dich schirmen und hegen, Du findet größere Liebe nicht Auf deines Lebens Wegen. Horch, waS da drinnen klopfen mag? Das Mutterherz voll Liebe! Dein bleibt es bis zum letzten Schlag, Wenn dir kein Herz sonst bliebe. Drum, Liebling/ wenn du größer bist Und seyn von diesem Herzen, Sorg', daß es stets voll Freude ist, Und spare ihm die Schmerzen! Ein Streichholz. vu. Mols Thiel. In einem Mteih des D-Zuges Ost ende-Brpssrl Mir, drei Herren. Sie waren einander fremd und waren Engländer, .dHeü könnte man aus ihrer ruhigen, daM kkthlen Haltung und > aus ihrem andauernden Schweigen schließe. - -r Endlich, als einer von ihnen eine Zigarre anzündete und das Streich holz aus Versehen nicht in den Aschen becher, sondern auf das Polster warf. puderte sich die Szene. Eilig ergriff der Ungeschickte daS glimmende Hölz chen und legte eS an seinen richtigen Platz. „I beg your pardon," sagte er und fuhr daniz im gleichen Idiom fort: „Solch ein kleines Dmg kann Unheil anrichten." „Well, wenn man nicht darauf ach tet," erwiderte einer der anderen Her ren, dem daS anhaltende Schweden lästig zu sein schien, ebenfalls in eng lischer Sprache. „Wie oft liest man nicht von FcuerS brünsten," fuhr der Erstere fort, „die durch Spielen der Kinder mit Streich hölzern angerichtet wurden." „Man liest," ergänzte der Zweite, „Lei weitem nicht so viel davon, wie wirklich passiert. Ich ersah aus einer Statistik, daß in den Vereinigte Kö nigreichen jährlich einige Hundert sol cher Brandstiftungen durch Kinder vorkommen." „A!" machte der Erste. „Und auf dem Kontinent ift'S na türlich nicht bester," fuhr der Zweite fort. Es entstand eine kleine Pause. Der Dritte der, Herxen, ein Mann in.mitt leren Jahren, mit energischen, gleich sam sturmerprobten Zügen, schien auch von der sonst für die Nerven so heil kräftigen Kur des Schweigen einmal genug zu kphen. Mit einem gewissen Zögern sagte er halblaut: „Mir hat einmal ein Streichholz daS Leben ge rettet!" DaS ist ja wunderbar!" äußerte einer der Mitreisenden, und der an dere rief: „Wie ist das möglich?" „Da muß ich zuerst eine ganze Geschichte erzählen!" erwiderte der dritte Herr, und als ihn die beiden anderen baten, dies zu tun, begann er: „Ich bin im Nebenberuf Luftschiffer, kein Flieger, sondern noch einer von der alten Garde sozusagen, von denen, die mit den großen unlcnkbaren Bal lons fahren. Wenn wir auch von Wind und Wetter viel abhängiger sind als die Flieger oder die Luftschiffe, so sind wir dock, im Ganzen weit weniger Gefahren ausgesetzt, als die ersteren. Aber bisweilen müssen auch wir daran glauben. Wir waren eines Nachmittags vor einer größeren Menschenmenge in London aufgestiegen, um ein Stück ins Land hineinzufahren und dann zu landen, rin Unternehmen, das wir be reits rinigemale mit gutem Erfolg durchgeführt hatten. Die Sache ist ja bei auch sehr einfach, man öffnet die Luftklappe und geht dann auf einem geeigneten flachen Felde niedy- A ? , „ Wie SieiMsseil, kommt in Europa das Wetter,vfMiOzean her, und wäh rend auf dem Kontinent die westlichen Länder geWiWfHssßen Vorposten sind, fehlt uns iw MicMTyd dieser Schutz. Als wir aufstiegen. war das Wetter klar, und eS wehte ein kräftiger Süd west. Das war nicht gerade günstig und wir, mein Freund Drave und ich. beschlossen daher, bald zu landen. Aber kaum hatten wir uns erhoben, als nordöstlich von London, etwa zwi schen Cambridge und Colceston, der Wind nach Westen drehte und einer jener unberechenbaren, dicken Nebel eintrat, die ja auch Ihnen gewiß schmerzlich bekannt sind. Dazu kam. noch ein starker Regen,! der die Hülle des Ballon und das ! Netzwerk völlig durchnäßte und sie, natürlich bedeutend beschwerte. Wir erhoben uns immer wieder, indem wir! die Sandsäcke entteerten. aber rcchdem . waren wir ein Spiel des Winde ge worden, und dies wnr um ° nnhe'm. licher, als der dicke Nebel uns eine Orientierung völlig immogl'ch machte. „Eine se.eckliche Situation." warf iner der Leiden Reisegefährten ein. „Allerdings schrecklich", fuhr der P e >' >v e ch s e , u n g. „Ich n c'h nw dieses Zimmer auf keinen Fall," i sagt eine alte Dame zu dem Portier ! de Hotels, in dem sie sich ei Zim-j ! Erzähler, for!. ' „In solchen Lagen heißt es. mit Dreistigkeit alle Angst ! zw bannen. Auch auf denjenigen, der sonst gIS ruhig und besonnen, ja, als mutig gilt, lauert in solchen Momen ten dieses Gespenst. Es versucht, sich des Bewußtseins zu bemächttgen, daS ! Denken zu verwirren. Wer diesem ' wirklichen Gespenste unterliegt, der ! verliert die Besinnung. Besonders die j Flieger sind ihm ausgesetzt und so > mancher hat dadurch sein Leben verlo-! ! ren. Eine Nachlässigkeit, ein falscher Griff kann das Schicksal des Gefähr deten besiegeln. Hätte ich einen Passagier bei mir gehabt, dem solche Fahrten neu waren: oder der zur Nervosität, zum Er-! schrecken neigte, wer weiß, ob nicht das Beispiel auch mich angesteckt, ob uns dies nicht ins Verderben gebracht hätte. Glücklicherweise ist mein Freund Drave ein bewährter Flieger, zudem ein Mensch, der sein kaltes Blut nicht verliert. So hielten wir uns denn in dieser wirklich gräßlichen Lage gegen seitig aufrecht. Sie müssen sich vorstellen, meine Herren, wir wussten, daß wir tief un ten waren, dicht über der Erdober fläche, trotz alles Auswerfens von Bal last. und daß undurchdringlicher Ne bel unS umhüllte. Jeder Augenblick konnte einen Zu sammenstoß mit einem Hause oder einem Baume bringen. Die Sandsäcke 'waren geleert, und wir begannen alles mögliche andere, Was wir entbehren konnten, auS der Gondel zu werfen, die meteorologischen Apparate, unser kleines Gepäck, sogar die Dinge, die wir in den Taschen hat ten. Und nun kam das Schrecklichste! Die Dunkelheit brach herein, und wir hörten mitten im Nebel unter unS ein Brausen und Rauschen, wir befanden uns über dem Meere. „Wir sind in der Themse!" mur melte Drave, und ich erwiderte: „Ja!" Das waren die einzigen Worte, die wir auf dieser entsetzlichen Fahrt wechsel ten. Natürlich meinten wir damit den breiten Golf. in den die Themse aus mündet. Unser Schicksal erschien unS besie gelt! Was sollten wir noch hoffen? Der durchnäßte Ballon wurde mehr imd mehr hinabgcdrückt, erheben konn ten wir us nicht mehr, das Ende stand vor uns: der Ballon würde wei tersausen. während die Clondel ins Bteer tauchte. Einen verzweifelten Kampf würde cs geben, das sagten wir uns, jeder, ohne es ausriisprechen, wir würden uns ans Netzwerk klam mern. Aber wie lange? Entweder mgßte unsere Kraft ermatten, wenn "vir uns völlig dsirchnäßt festkrallten. , odxx, . penn wir. tpirftich Ausgehalten Hätten, so wäre der-Ballon schließlich untergegangen. Der Nebel wurde indessen schwächer und schwächer, und auch der Wind nahm 'ab, und dies beides trug zu un serer Rettung bei-. Plötzlich erblickten wix, während wir so über dem riinfchenden Meere dahin flogen, einige Lichter vor uns. , „Licht mächen!" sagte ich halblaut. „Haben Sic Feuerzeug?" Drave verneinte mit der Gebärde deS Schreckens, er halte vorhin, als er seine Taschen leerte, auch seine elektri sche Glühlampe mit weggeworfen eine Unbesonnenheit, denn das Ding war doch recht leicht. Ich suchte nun eiligst in meinen Ta scken nach meinen Streichhölzern. Aber ein neuer Schrecken, daS Schächtclchen war fast leer! Das erste Streichholz brach ab, und das machte mich vorsichtiger. Das zwecke zündete; etwa fünf Setunde lang brannte eS., DaS dritte versagte. Diese fünf Sekunden Licht retteten uns. Ans der Stelle deS Meeres, vo wir ns gerade befanden, hielten sich einige Fischerboote auf; die Fischer waren ihrer Gewohnheit gemäß hinausgefah ren und hatten ihre Netze ausgeworfen. „Halloh!" erscholl es von unten. Halloh! Rettet uns!" riefen wir zurück. Die Fischer hatten in den fünf Se kunden de Ballon erblickt, und nun ertönte cs: „Geht runter!" Ich riß die Luftklappe, und der Ballon ging herab, die Gondel schwamm auf der Flut, kam aber an eins der Boote heran. Die Fischer und wir selbst hielten mit aller Kraft Boot und Gon del zusammen, während der Ballon, der sich mehr und inehr entleerte, seine treibende Kraft bald verlor. Nun schloß sich, nachdem die Tra gödie beendet war, wie bei den alten Griechen die Komödie an. die freilich für uns noch einen bitteren Nachge schmack hatte. Die Fischer waren näm lich. wie die meisten ihres Berufs, gute Geschäftsleute, sie sagten uns. wenn sie den Ballon und die Gondel bergen wollten, so müßten sie ihre Netze sah. reu lassen; ob wir sie ersetzen wurden. Auch in uns erwachte der Geschäfts sinn, wir fragten nach den Koste, und obwohl die Fischer entschieden mit dop pelter Kreide schrieben, so war unser, Ballon doch wertvoller, und wir er-> klärten'uns zum Ersatz bereit. Der Erzähler schwieg. Nach einer Weile sagte einer der Zuhörer: „Da ging der Tod dicht an Ihnen vor übet!" Und der andere nahm daS Streichholz auS dem Aschenbecher, be- j trachtete es und sprach langsam: „Und in solch winziges Hölzchen hat Sie dem Leben erhalten! Wunder oder Zufall?" wer in>c4.htm will„ „Ich bezahle niein ! schwere* Geld nicht für ja ei kleine* I ktäiiiliierchcyi ohne Fenster, wo ich de ganzen Tag Licht brenne muß, Der Deutsche Korrespondent, Baltimore, Md., Sonntag, den 31. Mai 1914. Vcrkmmt. Skizze vo Hermann Hesse. AIS ich nein erstes Lehrjahr in der Maschinenschlosserei hinter mir hatte, trat rin neuer Geselle in unsere Wrrk - statt ein. Er war auf der Wander i söhnst und nahm, obwohl es im Früh ! jähr war, zu unserem Erstaunen die Arbeit willig, ja dankbar an. Als er mit dem alten Handwerksgruß herein trat. fiel uns gleich seine Haltung auf. die nicht aus das Schlosserhandwerk ! deutete. Die Maschinenschlosser, zu mal auf der Wanderschaft, verleugnen selten den Stolz ihrer Zunft, und ha ben im Auftreten gern etwas Flottes, wissen auch zu reden und sich hinzu stellen. Der aber kam herein wie ein armer Sünder, weder höflich noch stolz, sagte kein Wort als den uralten Gruß: „Fremder Schlosser spricht um Arbeit zu!" und sah lediglich auf den Meister, ohne uns Kollegen auch nur einen Blick zuzuwerfen. Und als er eingestellt wurde, ging er gleich in der ersten Viertelstunde ans Geschäft, noch ehe ihm ein Glas Most angeboten worden war. Er hieß Paul Zbinden und stammte, glaube ich, aus dem Solothurnischen, vo er aber schon lange nimmer gewe sen war. Jetzt kam er von Frankfurt her und war vier Wochen unterwegs, hatte aber noch zwei Anzüge und ge nug Bargeld. Bom ersten Tag an war der Zbin den meinem Freund Christian ein Dorn !m Auge. „Sag' was du willst, der Fremde ist ein Duckmäuser; ich kenn' die Sorte. Fehlt nur, daß er uns beim Alten ver schwätzt. Und eS soll mich nicht wun dern, wenn der Kerl Mittwochs zu den Pietisten lauft." Das stimmte nun und stimmte auch nicht. Wenigstens zu den Pietisten ging der Neue nicht. Am ersten Abend wurde er, wie es der Brauch ist. ein gestiden und ging auch mit in den „Schwanen". Aber um halb zehn Uhr stand er auf, zahlte seine zwei Glas Hanauer und ging heim. Der Christian, als der um elf Uhr ins Bett ging, sah ihn gerade noch ein Buch verstecken, in dem er gelesen hatte. „Die. die so Nachts im Bett lesen," sagte der Christian, „und dann das Buch verstecken, wenn man kommt, das sind gerade die Wahren!" Ich war auch seiner Meinung. Zu Ivas soll die Leserei Nachts noch gut sein? Den „Piomelhcus" und die Mechanikerzeitung konnte er bei der Bcsper und über Mittag in der Werk statt lesen. Ein paarmal forderten wir den Freinden noch zum Mitgehen auf, ein mal sogar zu einem Hegelabend, aber er bedankte sich und kam nicht mit. Der Karl Seiffert hatte bald darauf Geburtstag und zahlte ein Faß im „Sternen", da lud er den Zbinden auch ein. Er wollte aber wieder nicht, und.als wir nun alle Späße über ihn machten und ihn aufzogen, sagte er: „Ihr müsset mirs nicht übel nehmen. Ich mag halt nicht. Dem einen sein Geschmack ist so und dem andern sei ner ist wieder anders. Es ist nicht bös gemeint." Dabei sah er aber mürrisch aus. und wir nahmen es ihm alle übel. Wenn er wenigstens in der Werkstatt ein Wort gesprochen nd über einen Witz gelacht hätte! Aber er sah nicht von der Arbeit auf, und beim Nenn uhrbrot, wenn wir andern auf der Werkbank beisammen saßen, hielt er sich abseits und fing dann früher als vir wieder zu feilen an. Bald began nen die unvermeidlichen Reibereien. Es war nur schwierig, mit 'hm zu schelten, weil er nicht darauf eingehen wollte und immer so friedfertig tat. Beim Schmieden stand er einmal dem Christian ungeschickt im Weg. „Mach fein Platz, du Heimtücker." rief ihin Christian zu. „Ich sieh gut so." meinte der Zbin den. Der Christian wurde wild. „Jetzt gehst weg," schrie er. „oder du kriegst den Hammer ans den Kopf." Da wurde der Zbinden blaß und ging weg. Als aber ausgeschmiedcl war, ging er zum Christian hin und sagte: Du, das hüllest du nicht sagen sollen. Nimms zurück!" „Einen Dreck nehm' ich zurück!" lachte der Christian. Der Fremde sagte nichts mehr und war bon da an womöglich noch stiller als schon zuvor, und wir alle mochten den Feigling nicht leiden. lim diese Zeit trat beim Dreher Kusterer ein neuer Drechslergesell ein. und weil der Kusterer uns öfters Holzrollen und Modcllteile machte, lernten wir den Gesellen bald auch kennen. „Du," sagte " kmmal z mir. „Du, seit wann ha bk Ihr den Kerl da, den Zbinden?" „Seit April, sagte ich. „So. so. Da habt Ihr aber einen , Schönen erwischt." Warum dem,? Kennst du ihn?" „Wohl kenn' ich ihn. den Kunden, uch wenn er mich nimmer kennen mag. J„ Offenburg hat er vor zwei Jahren geschafft. Das ist ein Edler." „Nein aber, was ist denn mit ihm?" „Ein Verhältnis hot er gehabt mit der Frau vom Mrksuhrer. iid er wischt haben sie ihn, ww rausgeschmis sen ist er worden. Mit einer verhei rateten Frau!" nd auf so einem Rvlirbänlchen kann ich doch anch unmöglich schlafen! Wenn Sie glauben, Sie läuneu mir so ein Lach anhängen, weil ich am Bald wußten cL auch die anderen. Und der Christian, voller Trumpf, konnte nicht warten. Eines Morgens, der Meister war nicht da, traf er mit dem Solothurner am Schleifstein zu sammen. „Drehstahl schleifen?" fragte der Christian lustig. „Nein, blos den Meißel da," sagte der Zbinden. Da lachte der Christian auf seine drollige Art und fragte den anderen: „Du, Zbinden, ist sie recht schön gewest, die Frau vom Werkfüh rer?" Der Fremde fuhr zusammen. Dann fragte er: „Von was für einem Werk führer?" „Tu' nicht so!" lachte der Christian. „In Offenburg mein' ich." Da hob der Zbinden seinen Arm auf, und im Gesicht sah er aus, wie wenn er jetzt den Christian erschlagen würde. Der floh zurück und ließ ihn in Ruhe. Der Fremde war stärker als er. Künftig wurde der Solothurner oft verhöhnt, besonders vom Christian. Der Fremde sagte nichts, nur mich nahm er einmal auf die Seite und sagte: „Du solltest nicht auch mit lachen, wenn der Christian so wüst re det. Du bist noch ein Lehrbub." Am Abend las er immer. Zuerst ging er spazieren, und im Anfang dachten wir, er liefe zu einem Mäd chen, aber er ging nur allein vor die Stadt hinaus. Wenn er wiederkam, setzte er sich in der Kammer hin und las. Der Meister wollte schelten, aber Zbinden zahlte das Erdöl selber. Zwei von seinen Büchern hatte der Seiffert einmal gesehen, die waren beide von Tolstoi. Der Christian erklärte: „Das sind so Schweinereien: also für das braucht der Lump sein Geld." 'Dennoch wollte der Christian diese Bücher selber sehen, aber der Fremde halbe sie immer eingeschlossen. Nur Vas Neue.Testament lag einmal da. „Ja. das schließt er nicht ein." sagte Christian, „der scheinheilige Bruder. Der wird viel in der Bibel lesen." Mir ging es damals sonderbar. Zwar konnte ich den fremden Gesellen auch nicht leiden, aber die Witze Chri stianS gefielen mir nicht recht. Sagen kpnnte ich ja aber unsere Freundschaft fing an nachzulassen, ohne daß er darauf achtete.. Ich fand es auch unrecht, daß er immer wieder nach Zbindens Büchern suchte und des sen Koffer untersuchte, ob er nicht auf gehe. Wenn ich nur etwas hätte sa ge dürfen. Da war es an einem Sommer aben, daß der Fremde spazieren ging und vergessen hatte, seinen Koffer ab zuschließen. Der Christian ging wie. der in seine Kammer und stöberte her um, da fand er alles offen und machte sich darüber her. Außer den zwei Büchern von Tolstoi kam eine Gedicht sammlung zum Vorschein, ferner ein Buch, das hieß „Der Weg zur Er kenntnis", und eine.Pkengx Hrciktät lein! In dem Gedichtbuch 'stand auf dem ersten Blatt ein Vers geschrieben und darunter: „Zur Erinnerung an unsere Herbstabende. Mathilde." Auch fanden sich ein paar Briefe, alle mit Mathilde unterschrieben, und eine Photographie dieser Frau, die sehr fein aussah, jedoch niminer ganz jung. Ich sah das Bild später dann selbst. Der Christian schaute sich alles gut an. dann nahm er einen Bleistift, machte ihn naß und schrieb etwas Unanstän diges auf die Photographie. Am anderen Tag konnte erS nicht lassen, den Zbinden mit seiner Ent deckung aufzuziehen. „Du," sagte er zu ihm, „das sind sicher recht schöne Herbstabende gewe sen, die mit der Mathilde." Da hatte ihn der andere schon an der Gurgel. „Satan, du!" schrie er laut, und wir glaubten, er wolle ihn umbringen. Aber dann ließ er ihn Plötzlich los und sagte nur: „Das war dein letztes wüstes Wort, Christian. Wenn ich noch so eins von dir höre, bist du ka put." Und stieß ihn weg. Wenn er ihn mir geprügelt hätte! Aber nein, er schluckte immer alle Wut in sich hinein und tat wie ein Heiliger. Abends ging dann die Geschichte IoS. Der Zbinden setzte sich, ganz ge gen seine Gewohnheit, in eine Wirt schaft und trank mehr Bier als sonst. Dann kam er spät heim: die anderen lagen schon im Veit. Wahrscheinlich hat er da noch den Koffer aufgemacht und das Bild angesehen und des Chri stians Zote darauf entdeckt. Alsbald kam er in die Kammer ge stürmt, wo neben Seiffert der Chri stian lag. Er war noch wach, und als der Fremde so wütend auf sein Belt losstürmte, zog er sich schnell die Decke über den Kopf. Der Zbinden hatte ein starkes Eisenstänglein in der Faust; mit dem schlug er auS voller Kraft auf den Versteckten los. Dann schrie er so laut hinaus, daß der Seif fert davon aufwachte, und lief davon, zur Kammer und zum Hause hinaus. Jrtzt kam alles schnell auf die Beine. Der Christian, wie sichs zeigte, war ohne Besinnung, hatte aber nur ein Schlüsselbein gebrochen. Nach vier zehn Tagen lief er wieder gesund herum. Aber den Zbinden fand man erst nach zwei T,agen mit Hülfe der Polizei im Hinteren Stadtwald. Dort saß er, wie wenn er müde wäre, im Gebüsch auf dem Moosboden und hatte sich beide Pulsadern ausgeschickt ten. Von da an war meine Freund schaft mit dem Christian vollends ganz zu Ende, und er ging auch bald auf die Wanderschaft. Lande komme, da irren Sie sich," „Gehen Sie mir ruhig rein, Madam cyen," sagt höchst belustigt der Por tier, „da sollen Sie ja gar nicht drin Stammbnchliersc. Eine Sammlung von Glanzleistungen aus alten Stammbüchern. rfelb rk rlrtlch <!, ihre unfr,> wtUta Komik. Das Stammbuch spielt bei den vor der Konfirmation stehenden Schülern und Schülerinnen eine große Rolle; der Geistliche, Lehrer und Lehrerinnen, Eltern und Verwandte, Freunde und Bekannte, Mitschüler und Mitschü lerinnen alle müssen sich darin ver ewigen. Erfreulicherweise bemüht sich mancher Pädagoge, seinen Schülern gute und inhaltlich wertvolle Denk verse an die Hand zu geben; welche Blüten aber trotzdem noch kursieren, mögen nachstehende Proben zeigen: Ein Vater schreibt kurz und bündig: „Durch Zufall lernten wir uns ken nen; Jetzt müssen wir uns wieder trennen. Hochachtungsvoll Dein Vater." Die nächste Seite zeigt folgendes Abschiedswort: „Jda, die du noch im Kreise Bei deine lieben Eltern weilst, Unberührt von Trank und Speise Durch dem Erdcndasein eilst: O, vergiß den Eltern nie, Denn das bist du schuldig sie. Dieses schriebe dir, liebe Tochter, zum ewigen Angedenken Deine Mutter." Nun eine liebe Verwandte: „Durch den Blättern saust der Wind von deine treue Tante Tite." Eine bereits konfirmierte, ehema lige Mitschülerin empfindet folgender maßen: „Die Lampe brennt so trübe, ES fehlt sie an das Fett; Der Jüngling, den ich liebe, Der liegt schon lang im Bett, Dieses wünscht dich Deine Freundin Auguste." Mit kühnem Blick in die Zukunft schreibt eine „Höhere Tochter": „Wenn du einst als Frau Mama Auf dem Sofa sitzt neben Herrn Papa. Zärtlich ihm die Wange streichst, Liebend ihm die Tasse reichst? So denk auch mit innigem Blick An deine dich liebende Elli zurück." Eine andere schwärmt für den ewig jungen Vers: „Kommst du einst zu meinem Grabe. Kommst du meiner Asche nah. Wo ich meine Ruhstatt habe, So verweile du allda Und schreib' an des Grabes Rand: Diese hab' ich auch gekannt. Deine dir bis in den Tod getreue Hanne." Ein Knabe vom Lande bekommt vsn einer Mitschülerin folgenden Rat mit auf den Lebensweg: „Erzürne nie den Hund, Geh lieber still vorbei, Er hütet dir das Haus, Ist wachsam und ist treu. Dieses wünscht deine Freundin Stine." Eine andere Mitkonfirmandin hegt für ihn folgenden Wunsch: „Ich wünsche dir ein fettes Weib, Gut von Gemüt und stark von Leib, Denn zu dem wahren Erdenglück Gehört ein solches Rippenstück. Zum Andenken an deine treue Doris." Jedenfalls als Versicherung ewiger Treue ist einem Mädchen, folgendes Abschiedswort gewidmet: „Unsre Freundschaft die soll brennen Wie ein dickes Dreierlicht: Freunde wollen wir uns nennen, Bis der Kater J>mge kricht. Zur treuen Erinnung an deinen Jugendfreund Peter Hansen." Diese Proben lassen sich bis ins Unendliche vermehren, doch mags hier mit genug sein. Tiefere Häsen. Die Vertiefung der Welthäfen wird nach Eröffnung des Pananiakanals in nicht langer Zeit notwendig werden. Wie die nautische Fachzeitschrift „Hansa" mitteilt, hat Lckrd Pierrie der Dominions Royal Kommission eine Denkschrift überreicht, die sich zunächst mit dem Ausbau der Häfen des briti schen Weltreiches, im besonderen Australiens beschäftigt. Hiernach wird die Wirkung der Vertiefung des Suez kanals und' der Eröffnung des Pana makanals zunächst die sein, daß die neuen Schiffe so groß gebaut werden, um eben noch durch beide Kanäle durchfahren zu können. Die Folge davon wird sein, daß auch die großen Welthäfen mit ihren Tiefenverhält niffen folgen müssen. Nach PirrieS Auffassung ist für einen Welthafen er ster Klasse eine Tiefe von mindestens 40 Fuß (12 Meter) erforderlich, und im Laufe der Zeit wird man auf 46 Fuß (13.6 Meter) kommen müssen. Eine andere englische Autorität Pro fessor Sir John Biles, der auch eine Denkschrift eingereicht hat, ist sogar der Meinung, in 20 bis 30 Jahren werde die Tiefe der großen Welthäfen erster Klasse bis zu 60 Fuß (18 Me ter) betragen müssen. Dann werden die Niesenschiffe der nächsten Zeit in Bezug auf Ein- und Ausfuhr der ver schifften Waren und Fahrgäste ihre Ueberlegenheit voll bewähren können. mahne, das ist ja man blos der List." Der 2ch r i s l st e l l e r. —„Wo- mit ist den jetzt Ihr Gatte beschäf- r Für Haus und i z Küche. Gegen Warzen. Man reibe während B—l 48 —14 Tagen Abends vor Schlafengehen die Warzen an den Händen mit reinem Bienenho nig ein und ziehe, um das Bett zu schonen, weite Handschuhe darüber an. Dies einfache Mittel hat schon man chem geholfen. Man bestreiche dieselben täglich einige Mal mit Bierhefe und lasse sie darauf trocknen, ohne sie abzuwaschen. In wenigen Tagen werden die Warzen verschwinden. Wollsachen reinigen. Zum Reinigen wollener Sachen hat man vorzügliche Mittel in der Ouilla jarinde und Seifenwürzel; jedoch wol len diese richtig zubereitet sein. Man nehme 100 Gramm Ouillajarinde, 76 Gramm Seifenwurzel, K Fingerhut voll Pottasche, weiche alles in 3 Öuar! weichen Wassers (Regenwasser) 24 Stunden ein, koche es dann auf 1H Duart ein, gieße klar ab und hat so einen vorzüglichen Extrakt, der für wollene Sachen sehr geeignet ist. Seide zu reinigen. Man schäle und reibe 10 Kartoffeln von mittlerer Größe, wasche sie gut ab, gieße H Puart siedendes Wasser daraus und lasse es stehen, bis es kalt ist. Von diesem Wasser, das geseiht werden muß, nimmt man so viel, wie man be darf, gießt eine gleiche Quantität Weingeist dazu und reibt mit dieser Flüssigkeit und einem Schwamm die Seide auf der rechten Seite ab. Wenn sie halb trocken ist, bügelt man sie aus der Rückseite. Auf diese Weise lassen sich selbst zarte Farben reinigen. Kartoffelsuppe. Für je vier Personen schneidet man soviel Suppenwurzel klein, daß sie eine gehäufte Untertasse voll ergeben, durch Zusatz einiger Spargelstangen und Pilze, sowie etwas Biumenkohl wird die Mischung verfeinert. Nun alles in etwas Butter dünsten, an der Seite des Heerdes und zugedeckt. Wenn al les weich ist. gießt man kochendes Wasser zu und rohe geschälte Kartof feln hinein. Dann kochen lasten bis die Kartoffeln gar sind, tut Salz und Pfeffer und etwas gute Bouillon hin zu und streicht die Suppe durch ein Sieb. Bunter Salat. Zerschnittener Weiß- und Rotkohl wird gesondert in Salzwaster gekocht, abgegossen ud gesondert mit folgen der Sauce gemischt: Oes, Essig, 2 Ei gelb, und 1 große geriebene Zwiebel werden tüchtig gequirlt. Dann mengt man mit dieser Sauce auch in Stift chen geschnittene Kartoffeln, gibt ge riebene, saure Aepfel dazu, füllt sie in ausgehöhlte Tomaten, stellt so viel, wie Portionen gebraucht werden, in die Mitte einer flachen Schüssel, gibt um diese den Weißkohlsalat im Kranze, um diesen den Notkohlsalal und zuletzt Eigelb, hart gekocht und gerieben, über den Rotkohlsalat. Er muß dann sofort serviert werden. G e f ü l l t e r P f e f f e r. Die Pfeffer werden gut gewaschen, das Innere heraus geputzt, sodaun eine Mischung bereitet, fein gehacktes Schweinefleisch und Kalbfleisch, Salz, Pfeffer, ein Ei, Muskat, sowie ein Viertelstunde vorher gekochter Reis, welcher dann mit der obigen Masse ge mischt in die Pfeffer gefüllt wird, welche dann in einer Tomaten-Sauc 20 Minuten langsam gekocht werden. Tomaten-Sauce. Eine Kanne To maten werden mit zwei Nelken, ein Lorbeerblatt, Salz, ein wenig roten Pfeffer, eine Scheibe Zitrone A Stund gekocht, dann durch ein Sieb Passiert, sodann ein Löffel Cornstärke in et was Wasser aufgelöst, ein Stück But ter dazu, aufgekocht, ehe die Pfeffer darin gekocht werden. Gutes V r o t. Mache Abends das Hefenstück von 1 Tasse feines Mehl, 1 Stück Hef (Fleischmanns), 1 Eßlöffel Salz. 1 Teelöffel Zucker, Sauerteig und et was lauwarmes Wasser. Gib in ein Backschllstel 1H Pfund „whole wheai flour", etwas Noggenmehl, 1 Eßlöf fel Schmalz, 2 Eßlöffel Olivenöl, Z Ouart abgekühlte, geriebene, gekocht Kartoffeln, Kochkümmel in 1 Taff Wasser auskochen lassen, durchgießen, lauwarm darunter rühren, nun kommt daö Hefenstück und nach und nach Roggenmehl dazu, auf dem Backbrett szum festen glatten Teig auskneten, dann formen und auf einem mit Mehl bestreuten angewärmten Blech zur doppelten Größe aufgehen lassen, bis sich Risse an der Oberfläche zeigen. Dann backen, mit heißem Kaffee be streichen, blank werden lassen und langsam abkühlen Sauerteig: I Eßlöffel vom Hefenstück mit Matzot meal zum festen Teig verrühren, bäckt rS eine j Stunde. Muß drei Tag vorn? Backen in kaltem Wasser einge weicht werden, stelle an zugfreien Ort, Wenn der Sauerteig richtig gemacht wird, braucht man überhaupt kein Fleischmanns Hefe. tigt, gnädige Iran?" — „Er split tert." „Holz?" „Nein Ge danken." Seine Ansicht. Itzig: Schnitzel. c Das Weib ist der Vater der Sorge. Bedenke, was ein Lächeln ver mag. Manche Ehe ist ein Zellengefäng nis der Sorge. Das leichteste Amt ist am schwer sten zu erringen. Laß Ofen und Lampe nicht von Kindern bedienen. WaS das Fest geschrieben, kann der Alltag nicht leseiutch/:.. - iss-ir' äo nur . Auf eine unbequem Trage ant worte mit einer Frage. Wie viele Freuden deS Lebens löten die Lebensfreude! < Wer sich kauft, macht immer ein schlechtes Geschäft. Selig die Rücksichtslosen, denn sie werden das Erdreich besitzen. Es ist schön, Verdienste zu haben; eS ist ebenso schön, Verdienste zu ehren. E i n einzig festes Wort kann alle Unentschiedenheiten verstummen Ma chen. Wohltaten sterben nicht, aber der Undank begräbt sie bei lebendigem Leibe. D i e Not vereinigt die Gemüter und macht die Menschen tätig und erfin derisch. Man hat in der NubischeN Wüste Temperaturen bis 72 Grad Celsius beobachtet. Wer nur nach eines anderen Wahl glücklich sein lann, fühlt sich mit Recht unglücklich. Geteilte Freude . . . dafür fin det man leichter Abnehmer als für das geteilte Leid. E i n Mensch, der das Denken nicht lernen tonnte, wird sterben, ohne ge? lebt zu haben. D i e Dämmerung ist die Tageszeit, in der unsere Seele am weitesten die Schwingen breitet. „Zeit ist Geld", heißt es heutzu tage, darum ist auch der Zeitgeist zum Geldgeist geworden. D i e einen glauben nur die Hälfte von dem, was sie hören, die anderen glauben das Doppelte. Früher hat man sich seiner dum men Streiche geschämt, heute heißt es: Recht auf Persönlichkeit. D i e arabische Chemie kannte schon ausgezeichnete Rezepte zur Verfäl schung von Nahrungsmitteln. Wer sich lange umschaut nach einem Automobil, den rennt von der andern Seite eins über den Hausen. ' E 8 gibt nichts vollkommenes auf der Welt: mancher Esel' könnte von den Menschen das „Kicken" lernen. Allein Ananam und Birma könnten bequem jährlich acht Millionen ! Tonnen Papiermasse aus Bambus lie fern. Was für den Arzt der Körper, ist für den Dichter die Seele des Men schen. Vor beiden müssen die Hüllen fallen. Beim Mann ist Stärke eine Haupttugend, bei der Frau wenig stens in den Augen der Männer ein Fehler. Nicht. waS für Arbeit wir auf Er den tun, sondern in welchem Sinn wir sie verrichten, ist dereinst entscheidend vor Gott. Affen Haben eine ganz besondere Furcht vor Reptilien, nicht nur vor Schlangen. Auch Schildkröten den von ihnen verabscheut. Es gibt kluge Dumme, daS sind diejenigen, die ihre Dummheit durch Schweigen verdecken und auf diese Weise von manchem für klug gehalten , werden. Dem preußischen Militär wurde das Rauchen auf der Straßen erst 1866 gestattet, weis'Wm,ingezogenen Reservisten sonst fStlidBHreno hätten müssen gestraft werden. Die Narben, die der Student auf der Mensur oder- dir Mann in der Schlacht erhielt, zMes'stolz-der gan zen Welt. Die WiiMttp die das Mädchen in der Liebe oder- die Frau in der Ehe -davontrug, sucht sie ängst lich vor der ganzen Welt zu, verbergen. Nach langem Zögern und lieber legen ist endlich der Antrag, Frauen in die Berliner Armendirektion zu wäh len, mit 77 gegen 31 Stimmen ange nommen worden. Man hat sich ent schlossen, die Armendirektion um drei : Stellen zu vermehren und diese drei Stellen mit Frauen zu besetzen. „Immer wenn ich mit der Rechnung komme, sage Sie, Ihr Herr bade. Donnerwetter! wer badet denn alte vierzehn Tage!"