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10 WW< ÜN rlMlltUlvkil. HM^S Auo dem Reiche der Mode und der Gesellschaft. New?l ark, den 16. Mai. Unablässig*isr Frau Mode bemüht, c'.wos Neues zu ersinnen, und immer Gelingt es ihr. Daß dies freilich manchmal auf Kosten der Schönheit nid des guten Geschmacks geschieht, muß jede Frau, die nicht gerade zu brr blinden Heerde ihrer Anhänge eimien gehört, zugebe. Ihre Schöpfungen sind zuweilen wohl ori ginell, haben aber nichts mit unsern allgemeinen Schönheitsbegriffen ge niein. In andern Fällen aber ge lingt es ihr in überrascht der Weise, das Originelle nicht nur mit dem Schönen, sondern auch mit de, Nütz lichen zu verbinden. Eine solche neue Idee, die sich des Beifalls einer jeden Frau ers.rpuen dürfte, ist die Ver wendung vdn Band zur Herstellung ganzer Kleider oder des größten Thei les derselben. Es ist an dieser Stelle in letzterer Zeit schon mehrmals er wähnt worden, welche wichtige Nolle WaS Alke t>oii Band gemacht werden kann. in dieser Saison dem Band znertheilt worben ist. Die Band-Sektion in den großen Departmentläden ist in die sem Frühjahr geradezu eine Augen weioe. Wir sehen Banö von jeder Breite, einfarbiges in allen nur denk baren Schattirungen, geblümtes, klein gewürfeltes, groß karrirtcs, rö misch gestreiftes Band, Band, das zun, Theil geblümt und zum Theil gestreift ist. kurzum, waS die Phan taste sich mir ausmalen kann, ist vor handen. Wir sahen alle diese Präch tige! Bänder bisher in Form von Gürteln, Schärpen, Schleifen, We sten und als Garnitur von Kleidern und Hüten. Tie Krone von Allem aber ist jetzt das Kleid oder die Tunik von Band. Ein reizendes Exemplar dieses Genres ist in unserer ersten Abbildung veranschaulicht. Drei Po lanlo von elegant geblümtem Chif fon-Band bilhe, die über den plissir ten Seidenrock fallende Tunik dieses für mehr soeMMe Zwecke bestimmten Kleides. Auch einen Theil der im Uebrjgen aus Chiffon bestehenden Taille und Aermel bildet dieses Band. Vollständig daraus hergestellt ist das niedliche nd überaus kleidsame Tango-Häubchen. Auch der Pom padour, der Fächer und Taschentuch enthält, kam, ga„z oder zum Theil daraus sein. Es gilt in dieser Jahreszeit ein Kostüm kam spr vollständig, ohne eine der losen, luftigen Hüllen, die ein Mittelding zwischen lacket und llmhang sind Durch eins dieser rei zenden Dinger erscheint ein Nachmit tagskoslüm erst komplet. Man fin det sie in Taffeta, in Moiree, in Halb- Seide, Halbwoll Material „nd'in al len seinen FrühfahrsMollstosfen. Ein besvndeiH ansprechendes Modell sehen die Leserinnen in unserer zwei ten Illustration, Das Materias zu demselben liefert das modisch gante ägyptische Crepe nt Sammet als Garnitur. Dem pliss'rten Prv lum dient als Kopf eine Rüsche von, Material mit einer Sämiiietl'lende, die auch am kurzen Aermel zu finden ist. . Die kurze Taillenstnie kann, je ta.h dem persönlichen Geschmack ver- l > längert werden. Bemerkeiiswerth neu ist der hohe, abstehende Kragen. Eini ge importirte Schöpfungen hervor ragender Pariser Kleideriiiacher las sen kaum einen Zweifel darüber, daß die Fnßweite der Röcke langsam aber sicher im Zunehmen begriffen ist, und daß das enge Modell, das kaum ein Ausschreiten gestattet, bald der Ver gangenheit angehören wird Ter mo derne Tanz, so wird von autoritativer Seite behauptet, erfordert dies. Man mag über den Letzteren denken, wie man will, sicher ist. daß viele Frauen nur allein aus diesem Grunde, ihm ihr Wohlwollen, das einem Gefühl der Dankbarkeit entspringt, nicht ver sagen werden. Unter den Modellen, die dieser neuen Idee Rechnung tra gen, vilrS von Madame Pegnin. Dasselbe befand sich unter den kürz sich in Amerika ausgestellten Kostü men und ist in unserer dritten Abbil dung dargestellt. Ausgeführt ist dasselbe in grünem Weidenkätzchen- Taffeta. Sv einfach dasselbe-erscheint, bringt es doch die neueste Note der Schöpfungen dieser berühmten Mode- künstlcrin zum Ausdruck. Man wird bemerken, daß der Rock am Fußrand eine entschiedene Zunahme an Weile ausweist. Hochmodern und „chic" ist der unten sehr weite Aermel, der in ei > Der sommerliche Jacket-Uttzhang. Ter Deutsche Corrcspondriit, Baltimore, Md., Sonntag, den !!>. Mai 1014. Pe. qui n' s erweiterter No k. ner Spitze tief über den Arm hinaü ällt, und ebenso ist der hinten auf rechtstel)ende Kragen le dernier cri. Die Taille umschließt ein einfacher lo er Seidengiirtel. Paul Poiret, der in der erst.n Reihe der hervorragenden Pariser Kleidermacher steht, hat sich stets be onders verdient um die separate Blouse gemacht. Seine Schöpfungen auf diesem Gebiet zeichnen sich stets durch einen ganz eigenen Reiz aS, der ihneN'rttiM'tnd'ividUellen Zttg verleiht. Besonders in farbigen Blousen entwi ckelt Poiret eine seltene Meisterschaft. Er ,'st es auch, der verantwortlich ist ür die starke Strömung, die sich jetzt zu Gunsten der farbigen Blouse be merkbar macht. Trotzdem hat dieselbe noch nicht die Verbreitung gefunden, die sie verdient, was wohl hauptsäch lich darauf zurückzuführen ist. daß die Befürworter der weißen Blouse alles in ihren Kräften Stehende thun, di.se immer reizvoller zu gestalten. Ein sch: annehmbarer Kompromiß zwischen der rein weißen und der farbigen Blouse ist die aus einem der hübsch gemuster ten Sommerstoffe, tvie Crepe, Voile etc., die aüf weißem oder cremefarbi gen Grunde ein kleines, zierliches, aus mehreren Farben bestehendes Muster aufweist. Diese Blousen sind von rei- zender Wirkung mit ihrem Kimono- Aermel, ihrem reinweißen, mit Hohl saum umsteppten Krage und ebensol chen Manschetten. Viele derselben sind mit Weste von weißem Battist 0.. r Voile ausgestattet. Bei ihrer entzü ckenden Einfachheit haben sie etwas reizend Sommerliches und sind allge mein kleidsam. Um auf Poiret's Vorliebe für far . bige Blousen zurückzukommen, sei hier eine seiner neuen Schöpfunngen erwähnt. Es -ist dies ein Modell' in einfarbig blauem Crepe mit einem bis auf den Gürtel hinabgehenden breiten Kragen, der aus beiden Seiten in einer mit Quasten besetzten Spitze endet. Dieser Kragen ist von römisch gestreif tem'Mandarinen Crepe, der sich ge gen das blaue Crepe sehr wirkungs voll abhebt. Dieses Modell eignet sich vorzüglich für die Auffrischung einer alten, zum Theil noch gut erhaltenen Blouse, da römisch gestreiftes Mate rial ebenso modern wie beliebt ist und der Kragen an der modernen Blouse ei,, hervorragendes Detail bildet. Charakteristische Merkzeichen ver modisch eleganten Sommcrolouse sind die weiße Seidenschnur mit Quasten und winzige buntfarbige Knöpfe, die zur Verzierung dienen. Unter den vielen verschiedenen, oft höck-st phantastischen Hutsormen der Saifon macht sich jetzt eine neue Ma trosenform wohlthuend bemerkbar, die namentlich für junge und heranwach sende Mädchen allerliebst ist. Etwas abweichend von der ursprünglichen Form des Matrosenhutes ist auch die Garnitur, der platte, schmale Band streifen, der so viele Jahre die einzige Ausschmückung des Matrosenhutes bildete, ist durch ein breites, in lose Falten gelegtes Seidenband ersetzt, das um die Hutkrone geschlungen an de Seite mit einer rosettenartigen Schleife abschließt. Meist in weichem Stroh ausgeführt, hat dieser Hut ei nen nach unten strebenden Rand und eine achteckige Krone, die oben ein klein wenig gewölbt ist. Der Hut ist auch vorzüglich für Sportzwccke geeignet, da er leicht und bequLw auf dem Kopfe sitzt. Unverkennbar sind die Bestrebun gen, die Moden in Kinderkleidern de nen det Erwachsenen so ähnlich wie möglich, zu machen, wenigstens für bessere Tracht und festliche Gelegen heiten. Für alltägliche Tracht und Schulkinder bleiben, zum größten Theil wenigstens, die alten bisheri gen Formen bestehen, abgesehen viel leicht davon, daß die Röcke eine be denliche Enge aufweisen, und der bisher so beliebte, plissirte Nock ei nem glatte, nur vorn und hinken in zwei nach innen geschlagene Falten gelegten Platz zu machen scheint. Bei dem Festkleid sind dem Kind die Formen beinahe dieselben wie bei dem Kleid seiner Mutter. Unterhalb der Knie ist der Rock ziemlich eng, zwischen Huste und Knielinic dagegen bauschig, was dadurch erzielt wird, daß dieser Nockthcil oben und unten eingekraust ist. Die Taille, für die feine Battiststickerei vielfach zur Ver wendung kommt, hängt lose, durch einen durchgefchobciicn auSSei denband bestehenden Gürtel leicht ein- Malten. bis beinahe am tzik Lükts hinab. Die Puffe zwi schen Knie und Hüftö gemahnt sehr stark an das Panier an Mutter's Kleid. Dem heißen Soininerwetter Rechnung tragend, sind diese Kleider leicht und lose, mit viereckig ausge schnittenem, kragenlosen HalS-Ab schlich und nicht zu engen, ebenfalls aus Stickcrei-Falbel bestehenden Ell bogen-Aermeln. Wan da. Jür die Küche. —— Eier zu einem Herren „L n n ch".. — Die Eier werden etwa 0 Minuten gekocht und wenn sie ge schält sind, der Länge nach in Hälften geschnitten. Auf je 6, noch warm? Eier, rechnet man 1 Eßlöffel geriebe nen, grünen Kräuterkäse, 2 Eßlöfse voll weiche, gute Butter, 1 Eßlössel Senf „Mustard" zusammen verrührt, dann gehackte Petersilie, oder eine ganz winzige Prise Knob lauch .reichlich Salz und Pfeffer. Man gibt dies über die Eier voran dir Butter schmelzen sollte. Man kann auch doppelt so viel Käse nehme. Dies wird gerne zu Roggenbrot unh Bier von Herren gegessen. Zu Apfelkuchen auf schwäbi sche Art niinnK man 1 Quart Mehl und gibt 2 gehäufte Theelöffel Back pulver. 1 Theelöffel Salz und etwa Hst Tasse Butter oder Schmalz. Man reibt das Fett gut ins Mehl und fügt genügend süße Milch hinzu, um einen Biskuitteig zu machen, der mäßig fest sein sollte. Nun legt man ihn ziemlich dünn in die Pfanne, dann schneidet man geschälte Acpfel in Schnitzel, aus einem Apfel sollte man etwa 8 Stücke schneiden, belegt damit den Kuchen ganz dicht und schlägt 2 frische Eier mit 4 Eßlöffel süßem Rahm und einer kleinen Prise Salz. Man streut fein - geriebene Weißbrodkrmnen über die - Aepselschnitzel auf den Kuchen, gibt - auch, wenn gewünscht, Rosinen da -2 zwischen, süßt mit Zucker und würzt c mitZimmt und dann erst träufelt man - Rahm und Ei auf den Kuchen, den s man sofort bäckt. Sehr wohl - schmeckend. Guter K uchen o h n e E i e r. ; Man reibt l Tasse Butter oder gu tes Fett mit 2 Tassen Zucker, ganz * leicht und gibt nach und nach folgende ' Zuthaten hiiiei),: je 1 knaPM, T7chc-l ° lösfcl oder weniger von Zimt, Nelken. ' Nclkenpfesfcr, Muskatnuß, 1 große Tasse Buttermilch, 1 Tasse starken, ' kalten, durchgeseihten Kaffee, 4 Tat- sen Mehl und 2 glattgestrichene Thee- lässet Backsvda in 1 Eßlöffel Essig ' aufgelöst. Man schlägt diesen Teig ganz gehörig und fügt dann erst 1 Tasse gehackte Nüsse irgend einer Art , und 1 Tasse gehackte Rosinen hinzu z und füllt den Teig darauf in Pjan e neu, worin man ihn gut garbäckt und zwar bei mäßiger Hitze. Man kann ei- neu Form- oder auch Schichtknchen , daraus backen. > Ebicken en Casse r v l l e. — e 11/2 Pfund Reis wird gewaschen und mit 2 Pint Wasser, 1 Eßlöffel Salz t und !t Unzen Butter gar gekocht: c dann verrührt man den Reis möglichst ' klar und vermischt ihn mit 4 Eidot : tern. Tann gibt man ihn in eine tiefe, ' buttergestrichene Schüssel, streicht ihn > glatt und läßt ihn erkalten. Nachher > stürzt man ihn auf eine runde Platte ! erst hält man die Schüssel 1 Minute ' lang in heißes Wasser), bestreicht ihn ! mit Butter und bäckt ihn in heißem i Ofen 20 Minute, ohne daß er braun ' werden darf. Bor dem Servieren wird dad Innere dieser NeiSmasse heraus l genommen, sodaß eine 1/p Zoll dicke Wand stehen bleibt. Ta hinein wird das wie nachstehend präparirte Huhn gegeben: Ein junges Huhn wird in ' 10 Theile zerlegt und gesalzen. In 2 Unzen Butter wird eine feingehackte Zwiebel angedünstet, doch muß sie weiß bleiben. Dazu kommen dieHnlm stückc und der Saft einer halben Zi tronc mit soviel Wasser, daß cs dün stcn kann. Wenn das Huhn weich ist (was je nach dem Alter längere oder kürzere Zeit erfordert) läßt man 1 gehäuften Eßlöffel Mehl in einem Eßlöffel Butter anziehen: dazu kommt ein Pint kochende Milch, 1 Theelöffel - Salz, ',4 Tasse Ehampignonbrühe und Kräuter-Bouquet aus Petersilie, Thymian, t Stückchen Muskatblüthe und eine Nelke. Das läßt man 10 Mi nute,, kochen, seiht es durch, gibt die Brühe über das Huhn, kocht es damit 20 Minuten und füllt cs in die Reis. wand. Anstatt Milch kann auch Was ser verwendet werden. Dom Exerzierplatz. Unteroffizier: (zu einem Dubio sus der Philosophie): „Einjähriger/- Sie haben die Kniebeugen wuiidör schön gemacht —in Ihnen steckt ent schieden ein Aestthetiker-" o „Hübsch ist nun die Dame gerade nicht." „Aber ich bitt' Sie, M) ihrem Geld können Sie sich jiberall srLril Mmi" -- - j Morphium. Von L. von VogelZberg. Peter Omerius, der Apotheker, hat ' te sich verspätet. Jetzt ging er nt ei ' ligen Schritten über das glitschige i Pflaster, um zum Skattisch zn lom ' men. Diese zwei Stunden am Abend waren seine einzige Erholung nach tüchtiger Tagesarbeit, lind er hielt sic sorgsam ein. Denn Ferien tonn te er nicht, die sollten erst in ein vaar Jahren kommen, wenn er seine Apo , theke verkauft hatte. Bis dahin muß , te er schön in der Tretmühle bleiben, immer allein. Tenn Omerins wollte . keinen Gehilfen; der hätte ihn ge- zwungeii, weniger zu sparen und da für ei paar Jahre länger zu bleibe. Das wollte er nicht. Ec hatte die Ge schichte satt. Seine blassen Backen glühten ein wenig vom schnellen Gehen, als er in die Hinterstube trat. Die gclangweil- ten Gesichter seiner wartenden Spiel- genossen übersah er. „Müssen et- schuldigen", sagte er, während er in seiner etwas hastigen Art den llebcr zieher auszog und an den Nagel ' hängte. „Ja, ich hatte noch zu thun; ein paar Sache, bei denen man auf passen muß." Und während er sich setzte, rcpetirte er noch einmal in Ge danken die Rezepte, die er eben an i gefertigt hatte. „Sachen, bei denen man aufpassen muß", wiederholte der Hauptmanii a. D. Baum mechanisch, während er die Karten gab. Omerius nickte vor sich hin. „Ja, ja, da könnte manches entstehen; man muß sich hüten, nervös zu werden." Die Karten flogen mit leichtem Klatschen aus den Tisch. Dann wurde es still. Tie drei liebten das viele Sprechen nicht beim Spiel. Nur ab und zu stieß einer ein Knurren aus. Der Apotheker nahm sich zusammen, denn er wollte nicht merken lassen, daß er nicht recht bei der Sache war. Störende Gedanken drängten ?ch da zwischen. Er schimpfte innerlich, aber er sing doch immer wieder an, die Ne zepte von heute Abend zu repetie ren Da war das Einreibcinittel für den einen Amtsrichter, das war das er ste; dann dasSalizylpräParat für den rheumatischen Stadtförstcr; dann das leichte Antifieberpnlver für die Klei ' ne vöM"Bäckep Fkibcr und schließlich daS Morphium für die übernervöse Frau des Bürgermeisters. Des Bür . .., deö Bürger ... Mechanisch wiederholte Omerius die Anfangssilben. Es war doch rich tig das Morphium für die Frau des Bürgermeisters .... „Na, Omerius, was ist den los?!" Mit einem unliebcnswürdigen Blick sah ihn der Hauptmanii an und ver stummte. Der Apotheker saß kerzengerade da, mit schlohweißem Gesicht, und rührte sich nicht. Stocksteif saß er auf dem Stuhl und hielt die Karten wie an geklebt. „Na, waS ist denn nur?" fragte Baum etwas angstvoll. Blitzschnell schossen die Gedanken durch OmeriuS' Kops. Nur nicht vcr-! rathen! Nur nicht verrathen! „FurchtbarcMageiischmerzen", sag te er mit verzogenen Lippen. Der dritte Mann lachte. „Jetzt hö ren Sic aber auf. Sie können sich doch die Schnäpse nach Belieben mi schen." „Ja, das ''an ich", stieß Omerius heraus. Aber eS kam leidlich natür lich, denn die beiden anderen lachten, und das Spiel ging weiter. Omerius aber blieb bolzciisteif sitzen, sein Gesicht behielt die Mißfar be. lind während er sich auf der einen Seite mühte, dem Sviel zn folgen, glaubte er jedcnAugcnblick, der Schlag müsse ihn treffen. Jetzt wußte er, warum sich ihm die Nezeptrepctilion fortwährend auf drängte: er hatte die Signaturen und Dosen verwechselt. Das Kind batte das Morphium erhalten .... Anfangs wollte er aufspringen und wie ein Wahnsinniger in das Hans des Bäckers renne. Aber dann kam der Gedanke, der ihn lähmte. Es war spät. Das Kind mußte längst ein .geschlafen sein, um nicht mehr zn er wachen. Tie Vorstellung war so cntseistich, daß sie zunächst in seinem Kopfe gar keinen Raum fand. Sie drückte sich gewissermaßen in einer Ecke zu sam meii. ehe sie ihre Macht entfaltete. So konnte Omerius sclbstgiiälerisch sich das Bild des Kindes vorstellen, de zehnjährigen blonden Lockenkopf, dem er wegen seines lieben Wesens man che kleine Näscherei zugesteckt batte, slid nun lag es da im weißen Kleid )en, langgestreckt, mit geschlossenen lugen. , , , . Ein dumpfer Ton rang sich in ihm los. Tie beiden anderen lachten und spotteten über seine Magendrücken. Aber der Apotheker hörte nicht hi > .und spielte weiter, wie cinVeriirtheil her, der um sein Leben spielt. 1 Nur nichts merken lassen. Das wgr der erste Gedanke, der ihn nach dem rettenden Weg suchen ließ. Leug nen! Es müßte sonderbar zugehen, wenn jemand auf ihn als die Ursache des Todes verfallen würde. Leugnen, wenn man ihn anschuldigte. Und wenn er cs zugab? Tann waren alle die Jahre der Plage und der Hoff nung fortgeblasen, dann war ec ent ehrt, gehaßt, ansgestoßeu. Es war ja Leichtsinn, Gewissenlosigkeit. Und wenn er hnndertnial betheuerte, wie lieb er bas xrind gehabt hatte. Kerzengerade saß er iminersort. Und d:e Gedanken formten sich zu Plastischen Szenen wie lebende Bil der. Wie man ihn verhaftete, wie daS Entsetzen nach seiner Frau griff, wie er „dann" ein freudloses, bemakeltes Leben führen würde. Und ans ein mal stand der Ausweg vor ihm: Ter Gendarm würde die Hand nicht auf ihn legen, lebend nicht. „Na, Omerius, ist Ihnen besser?" fragte der Haiiptmann. „Ich danke, nicht viel". „Wollen Sic niiS etwas verlassen?" „Nein, ich bleibe." Dabei hatte er das Gefühl, als müsse er jeden Au genblick umsinken. Ueber den Tisch klatschten die Kar ten. Omerius hatte zwischendurch den Gedanken, daß sein Gehaben lächerlich sei, aber ein gutes Gewissen vortäu sche. Ta stolperte, plötzlich Friedrich, der Hausdiener, in die Stube. Seine Glotzaugen waren -größer als sonst, weil sie weit aufgerissen wa ren. „Herr OmerinS," sagte er und schnaufte, „ich bin gelaufen. Sie möchten gleich heimkommen." Omerius schloß die Augen. Er suhl te, wie er am ganzen Körper kalt wurde. „Jetzt kommt's," dachte er, und stand aus. Wie ein Trunkener taumelte er heim. Und wieder hatte er dett Wunsch, laut zu brüllen. „DaS ist der Wabnsinn", schoß cs ihm durch den Kopf. Vor ihm glänzte trüb daS Licht in der Offizin auf. Ans der Holz bank saß ein kleines, strnpPigcSDicnst mädchen und hielt etwas in der Hand. Sein Gesicht war verstört und dumm. „Jetzt!" dachte Peter Omerius. „Jetzt!" Aber er sagte kein Wort. Er hielt nur die Schachtel in der Hand und hörte, wie das Dienstmäd chen in unbeholfener Art sagte: „Da sind nur sechs Pulver drin es sol len aber acht sein!" Peter Omerius fühlte auf einmal eine gähnende Leere in seinem Kops. Mechanisch.leerte er die Pulver aus der Schachtel und wog die Dosen aufs neue ab, aus einem anderen Glase. N'.rr ab und zu huschte ein sonderba rer Blick nach den struppigen Haaren des Mädchens hinüber, daS schläfrig aus der Bank wartete. Tann ging er an daS Pult und schrieb eine neue Signatur. ; „Sind's acht?" fragte daS Mäd chen. Er nickte nur. Und als sie draußen war, ging er in die Stube neben der Ossizin und starrte vor sich hin. Dann aber stieß er e>!cn schreienden Laut aus, sank auf das Sophan und fiel >in eine tiefe, tranmlose Betäubung. !Die Erlösung hatte ihm den Nest seiner Kräfte genommen. 1 Schade! Zeitiingsredaktcur (einen Brief öffnend): „Was ist denn das für eine Schweinerei!" Redaktionsdiener: „Ach, das ist ja der erste Maikäfer! Schade, daß g'rade der Stempel d'rauf gelommen ist!" 1 Ein Hieb. Herr: Der Rothwcin taugt wohl nicht viel, den Sie abgezogen haben, Jean?" Diener: „Na, früher haben Sie immer neunzig Flaschen ans dem Faß gemacht und heute dreiundiieun zig." Dergalantc Vetter. Base: „Sei mal offen und ehrlich, Kuno ich habe wohl furchtbaren Kohl geredet, als ich den Toast aus brachte?" Vetter: „Gott na ja es war ja ein bißchen dabei aber es war Rosenkohl." Immer langsam voran! „Zn dumm Ich habe mein Portemonnaie vergessen: ach, Herr Gutheil, möchten Sie nicht mal für mich ......" „Sehr gern." „Aber es hat keine Eile sich bleibe noch 'n bischen." / C DerHerrKollege. „Gestatten: Meyer, Präsident des Landtages." „Sehr angcnähm Meißne'. Bräsident des Sächsischen Landes -eins für Ganinchenzucht." So manche heftiae Redeschlacht - Hat zur Entscheidung Ein sinniger Witz gebracht. /