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2 Auf de- Werpfkegungsstation in Hsten. Wie die deutschen Mädchen rnd Frauen auf den llebergangöstationen für die Krieger sorgen. Eine Schilderung des Lebens dort von einer Pflegerin. Mit wißbegieriger Antheilnahme sahen wie dem Bahnbeaniten zu, der uns eine Klingelleitung in die Gliche der Verpfleguiigsstation auf dem Bahnhof legte, uns den bei vielfälti gen Truppentransporten oft sehr an strengenden Dienst zu erleichtern. „Also," gab ich als Leiterin der ge rade tagenden Gruppe meine Anwei sung: „einmal klingeln bei wenig Militär in Lokalzügen, zweimal bei reinen Militärtransporten. Laufen gleichzeitig mehrere Soldatenzügc auf verschiedenenGcleisen ein. drücken Sie dreimal. Gefangene Russkn, die bei längerem Aufenthalt auch ge speist werden natürlich mit trocke nem Brod und Kaffee melden Sie durch scharfes Klingeln: „rrrrrr Nüssen das spricht sich ja von selbst." Lachend über die letzte Bemerkung verließen einige meiner Schntzbefoh lenen die geweißte große Küche, mit umfangreichen Kübeln belastet, in denen schmalzgestrichene Kominiß brodschnitten fein säuberlich aufein ndergeschichtet waren. Meine Ne- Lenleiteriu und ich hatten uns kaum, um die kurze Ruhepause noch durch nutzbringende Thätigkeit auszufül len, auf der grauen Holzbank in der Küche niedergelassen, als cs auch schon dreimal klingelte. Das Strick zeug flog aus den Tisch, heißer Milch kaffee, schwarzer Aufguß mit Zucker wurde in bereitstellende Eimer ge gossen und gestrichene Brote noch in Körben verstaut. „Ten Trichter nicht vergessen!" mahnte ich die eilfertigen Heben, in dem Gedanken, an die Vorliebe un serer Krieger für eine in dieser kal ten Zeit doppelt beliebte Füllung der Heldslasche mit heißem Naß. Plötzlich machte die Klingel: „rrrrr E- - —" „Russen!" Eine von gütigen Spen dern fürs Rothe Kreuz gestiftete Kiste mit Cigarren und Cigaretten in der Hand, eilte ich zur Aufsicht auf den Bahnsteig. „Kliba, kliba Brod!" schallte es aus den schmalen Luken der Gefan genenwagen beim Anblick der gefüll ten Brodkörbe. „Gebt uns Kaffee!" ries ein der deutschen Sprache mächtiger Gefan gener. „Seid Ihr nicht fürs Mitleid da?" Sein Blick faßte die Rothe- Kreuz-Binde am Arni der jungen Mädchen ins Auge. „Wir arbeiten nicht für euch, nur für unsere Soldaten", ward ihm der bündige Bescheid. „Böses Mädchen, wirst bösen Mann bekommen!" drohte erbost der Fre mde. Doch unbekümmert sorgten un sere fleißigen Mädchen für die deut schen Krieger, hier durch ein Scherz wort begrüßt, dort ein freundliches Wort tauschend, wenn sie gar nicht schnell genug Kaffee für so viele dur stige' Kehlen ausschenken konnten, oder zahllose Brüte in den abgehärte ten, ausgestreckten Häuften der Va tcrlandsvertheidigcr verschwanden. Als ich mit den Cigarren erschien, war ich Plötzlich eine vielumworbcne Persönlichkeit. „Schwesterchen, mir eine, Fräulein, bitte, für meinen Kameraden, wir sind hier achte", und mehr der Reden schwirrten um mich her, in besonders dringend be dürftigen Fällen starker Raucher durch ein höfliches „Danke, gnädige Frau", unterstützt, das einem schüch ternen DestechungSvcrsuch zu „mehr" nicht unähnlich sah. Alles Rauchbare, Pfefferkuchen, frische Pfannkuchen können sich ne ben Kakao und Schokolade eines be sonders stürmischen Begehrs von sei ten unserer Vaterlandsvertheidigcr rühmen. Uns Austheilenden aber bereitet es die größte Freude, mit al lem, was wir zu bieten haben, auf einen massenhaften, freudevollen An klang zu stoße. Und freudevoller Anklang bietet sich unS in vielerlei Gestalt. Wir finden ihn bei den Angehörigen akti ver Truppentheilc, deren Körper durch tägliche Schulung im militäri schen Dienst jung und elastisch blieb; ebenso wie bei Reserven, Landwehr und Landsturm, den Vertretern des reifen Mannesalters mit ernsten, durch eigene Lebenserfahrung gefe stigten Zügen, denen sich die Schat tenseiten ewigen Wechsels des Lebens im Sein und Vergehen nicht schonend verhüllen. Wir finden ihn bei dem begeisterten Jüngling, dem hohe Ide ale das Ziel seines Strcbens vergol den. dem als leuchtende lockende Fackel die unüberwindliche Sieges göttin voranschwebt, im Geist seine Stirn mit dein Lorbeer krönen und den Körper selbst vor schmerzensrei chen Gefahren bewahrend. Und dach nieder sah ich junge Kri-4freiwillige, denen kaum ein Bart auf den Lippen sproßte, hin ausziehen voller Begeisterung und sah sie ebenso wiederkehren, mit ver bundenem Arm, verletzter Hand manche auch schwer getroffen, und doch spricht man ein paar freund liche Worte mit ihnen, —immer diese stille, freudevolle Heiterkeit im Ge sicht. Bei der Frage: „Sie sind ja noch so jung, Sie sind wohl Kriegsfreiwilliger?" zeigt die Ant wort dieses begeisterte stolze Leuch ten im Auge, das uns bei so viel Ju gend wie ein Räthsel berührt, bis es unS wie eine Erleuchtung durchfährt: Sie tragen sie wirklich tief drinnen im Herzen, diese ehrliche, hcrrlicheße geistcrung für ihr Vaterland, die keine Wunde, keine trübe Erfahrung ihnen rauben kann. Jn heißer inne rer Freude glüht in ihnen der Stolz: „Wir haben mit dabei sein dürfen, wir wurden würdig befunden, uns Helden an die Seite zu stellen!" Und Helden sind sie wirklich eben bürtig! Augenzeugen haben mir ge sprochen von dem wunderbaren Hel denmuth unserer jungen Regimen ter drüben im Westen, deren Reihen sich von Tag zu Tag grausam lichte ten und die sich bei jedem weiteren Ansturm mit der gleichen heldenhaf ten Tapferkeit in das feindliche Fla mmenmeer stürzten. Heil unserem Teutschen Reich, wenn es sich auf sol cher Jugend, solchem werdenden Mannesthum weiter aufbauen darf! Ihre Väter werden sich der Söhne voller Stolz rühmen können! Flaut das Leben auf dem Bahn steig ab, dann bietet unsere Küche bei dem Warten auf den Anschluß der den Soldaten Raum zur Erwärmung Züge. Umweht vom grauen Tunst dcS aus den großen Kesseln kochen den Wassers aufsteigenden Dampfes, kramen sie bei diesem ersten Zusam mensein mit holder Weiblichkeit auf deutschen! Boden mit ihren Kricgser lcbnissen aus. Ta wird mit „Armee chören,, um sich geworfen denn Armeecorps in der Mehrzahl ist ein ganz besonders schwieriger Sprach fall. Mit ihren großen und kleinen Klagen schleichen sie sich in unser Mitgefühl. „Ne wirklich," entrüstete sich mir gegenüber ein waschechter Berliner, „ich jloobe wirklich, wer in Rußland keene Läuse hat, der is da nich' recht anjeselm. Bein Bürgermeister in't Quartier hab' ich se mir zuerst je holt. Ick nehm mir aber'n nach'm Feldzug 'n Paar mit nachßerlin zum Andenken mit." „Tann aber bitte auch gleich Fen chel oder Steinnelkenöl, sonst wird die Freude bei Muttern zu über groß!" rieth ich in einem Anflug von Menschenfreundlichkeit. Jedenfalls wird dieses Thema nach dem Feld zug gesellschaftsfähig. So viel wie in diesem Jahr und so offen mit jed wedem habe ich mich noch nie über diese dem Zarenreich unentbehrlichen Hausthierchen unterhalten. Tie gan ze Welt könnte Rußland unterjochen, verwandelten sich die zahlreichen Mitbewohner seiner Soldaten wie im Märchen in Menschen. Oft wird unsere von frischem Hu mor gewürzte Unterhaltung von dem krassen Ernst rauher Wirklichkeit ab gelöst, wenn Flüchtlinge auf ihrem harten Weg hinweg von Haus uno Hof unsere erste Hilfe in der Ernäh rung in Anspruch nehmen. Jhret wegen wurde ein Raum der Station in eine Säuglingsbadestube umge wandelt. Eisenbahner als thatkräf tige Unterstützung der Armee werden gegen geringes Entgelt auch der Seg nungen des Rothen Kreuzes theilhaf tig. So haben wir meist alle Hände voll zu thun, um in fünfstündlicher Ablösung bei zweimaligem Dienst in der Woche allen Anforderungen ge recht zu werden. Auf drei Brodma schinen werden dann Schnitten geho belt und mit Schmalz, bei guter Kasse mit Butter, gestrichen. Bei großem Bedarf geht man mit ehrlich erarbei teten Schwielen vom Broddurch schneidcn von dannen. Hühnerbrühe mit Fleisch und Kar toffelsuppe sorgen für das Mittag brod; wurstbelegteS, Helles Brod mit Kakao oder Schokolade für die Ver wundeten, die i den Schmerzen ih res- Körpers- dem Vaterland ein nie zu vergeltendes Opfer brachten. Haben wir bei solchen Verwunde tenzügen, direkt von der Sammel stellc des Schlachtfeldes kommend, die Leichtverwundeten erguickt, hat das Stöhnen Schwerkranker, die dem weiteren Transport in ihres Körpers Nöthen nicht mehr gewach sen sind und in eins der hiesigen La zarette übergeführt werden, unsere Seele mit tiefem Mitgefühl und schwerem Ernst erfüllt für diese l große Zeit, die um unseres Vater-! kandcs willen so unendliche Opfer fordert, feuert die starke Einigkeit und unvergleichliche Kraft unseres Volkes auch uns Frauen immer wie der von neuem an, all den vielen, die hinausziehen zu blutigen Käm pfen, die zurückkehren von tapferen Thaten unseres bewunderungswür digen Heeres, ein wenig nützen zu können durch hausfrauliche Thätig keit. Tie wunderbare Zuversicht un seres Heeres, das unser Vertrauen in so hohem Maße verdient, die bedin gungslose Pflichttreue, die weder Furcht noch Schwanken kennt, hat sich von den Männern auch so leise zu uns Frauen hinübergercttet. Ge hen wir bei dunklem Morgengrauen, da die ungleich im Winde flackernden Strahlen vereinzelter Straßenlater nen einen unsicheren Treffpunkt in unserem Auge suchen, unserer Wir kungsstätte entgegen kehren wir bei nächtlicher Stille heim oder ar beiten bei starkem Andrang die ganze Nacht hindurch Furcht, die uns in Friedenszeiten beim Allcinwandern so leicht beschlich, kennt unsere Seele nicht mehr. Das wundervolle und voranleuchtende Beispiel unserer Männer, das Heldcnthum unserer Zeit, das alle kleinlichen Bedenken und Zaghaftigkeiten wie Streu im Winde verwehte, hat auch unserem Innern einen eisernen Panzer gege ben, der. von Pflichttreue und Opfer muth geschirmt, uns in allen Lagen den richtigen Weg finden läßt. Wir Frauen preisen uns heute glücklich, uns unseren Männern ein wenig würdig zu zeigen und unser bescheidenes Theil am Wohl des Va terlandes durch die Pflege unserer tapferen Krieger auf den lleber gangsstationen vor dem Hinauszie hen in den Kampf beitragen zu kön nen. Französische Verletzung der belgischen Neutralität. Tie „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Bald nach Kriegs ausbruch wurde in der deutschen Presse bekannt, daß schon vor der Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich auf dem belgischen Grenz- Bahnhof Erguelinnes französisches Militär beobachtet worden war. Un sere Gegner haben diese Thatsache be stritten und für ihre Richtigkeit einen Beweis gefordert. Mit Rücksicht hier auf veröffentlichen wir folgende zcu geneidlichc Aussage, nach der bereits am 2-1. Juli 1914 feldmarschmäßi ges Milstär ln Stärke von etwa zwei Compagnien von Paris Abends 6 Uhr mit dem D-Zug über Maubeuge nach Erguelinnes gefahren und dort, also auf belgischem Boden, den Zug verlassen hat. Das Gericht des Generalgouver nements in Belgien. Brüssel, den 22., 12., 1914. „Ich war als Fa brikdirektor im Juli 1914 geschäftlich in Paris. Am 24. Juli 1914 fuhr ich Abends 0 Uhr mit dem D-Zuge über Maubeuge und Namur nach Barmen. Schon auf dem Bahnhof in Paris fiel mir auf. daß eine große Menge französischer Infanterie mit in den langen D-Zug stieg und nach Belgien fuhr. Die Soldaten waren in vollem Gepäck. Ich schätzte sie auf mindestens zwei Compagnien, es kön nen auch mehr gewesen sein. Auf der belgischen Station Erguelinnes, wo für uns Civilisten Gepäckrevision stattfand, verließen auch die französi schen Soldaten den Zug und ver schwanden dann auf dem Bahnhof: wo sie hingingen, habe ich dann nicht mehr verfolgt. Sie fuhren jeden falls nach der Zollrevision mit dem selben D-Zug nicht inehr. Ich wun derte mich aber, daß so viele franzö fische Soldaten nach Belgien fuhren. Ich fragte einen dortigen Zollbeam ten, wie das käme; dieser meinte, sie hätten verschlafen. Ich machte mir damals keine besonderen Gedanken, weil ich an einen Krieg noch nicht dachte. Nach Kriegsausbruch kain ich auf die Idee, cs könnte eine bewußte Verletzung der belgischen Neutralität durch Frankreich vorliegen, indem cs schon eine Woche vor Kriegsausbruch Soldaten nach Belgien schickte. Auf fällig ist mir jetzt auch, daß am Tage nach dieser Eisenbahnfahrt das öster reichische Ultimatum an Serbien ab lief. Ich füge noch hinzu, daß ich in Pa ris an demselben Tage (24. Juli 1914) auch schon um 3 Uhr auf dem Ostbahnhof war, um meine Schwe ster auf den Zug nach Saarbrücken zu bringen. Dieser Zug war noch mehr mit französischem Militär be setzt, als der meinige. Sie fuhren of fenbar nach Nanch. Dieser D-Zug war derartig mit Soldaten über füllt, daß sie jn Frauenabthcile 2. Klasse stiegen und in sämmtlichen Gängen standen." Chester W. Witters todt. St. A lbans. Vt., 9. Februar- Charles W. Witters, Vice-Präsident der „Central Vermont-Bahn," und lange Jahre hindurch ihr Anwalt, ist heute hier in Alter von 79 Jahren einem Anfall von Lungenentzündung erlegen. Der Deutsche Korrespondent, Baltimore, Mv., Mittwoch, den 10. Februar 1918. Me Lichtbilder. Decken die Lügen der Engländer auf, wenn es dem „Censor" nicht ge lingt, ihrer habhaft zn werden. Hamburg, 21. Januar. Die „Hamburger Nachrichten" schreiben: „Als Johnu Bull <L Co., nach be triebsamer Zerreißung des deutschen Neberseekabels, der Welt vorerzählte, die Franzosen und Belgier hätten schon den Rhein überschritten, da sandte Deutschland Abbildungen der zerschossenen Feste Loucin in dieselbe Welt hinaus. Als dieselbe G. m. b. H. verbreiten ließ, ihre kriegerische G eschäftsführung sei die einzige anstän dige und „wirklich reelle" da lie ßen die Deutschen die französischen und englischen Dumdum - Pallete nebst dazu gehörigen Tagesbefehlen der feindlichen Kriegs - Prokuristen Photographiren und belehrten durch Augenschein die verehrliche Kund schaft der Firma Bull. Und als un ser Kaiser im Dom zu Berlin „feier lich beigesetzt" war, da erlaubten wir uns, den Zeitgenossen ein wohlgelun gcnes Bild von ihm, in Feldgrau, unter die Posteingänge zu mischen. Tie edle Kunst der Lichtbildnerei war der überzeugendste Gegenbeweis gegen den Lügenwust aller Verbün deten der Gurkhas und Senegalne ger geworden. Und ist es geblieben bis heute, und wird sich erlauben, in diesem Sinne fortzufahren: läßt sich auch ganz und gar nicht hindern, durch tausend Kanäle dahin zu ge langen, wo man auf dem Erdenrun de der Aufklärung bedarf. Dieser wichtigen und schönen Aufgabe unter ziehen sich zahlreiche deutsche Blätter; und darunter viele, die von jeher auch im Auslande viel beachtet wer den. Wir haben in den größeren Städten sehr gute illustrirte Blätter dieser Art. Auch die Tagespresse grö ßeren StylS hat sich dieses treffliche Aufklärungsmittel nicht entgehen lassen; und die Auslandsausgaben der Hamburger Nachrichten, die in deutscher, spanischer und portugiesi scher Sprache planmäßig über den Erdball vertrieben werden, bringen fortgesetzt gute lichtbildnerische Dar stellungen, die allem, was Augen hat zn sehen, unmittelbar die reineWähr heit vermitteln. Diese beweiskräftige Aufklärungs arbeit aber läßt sich durch die private Mithülfe außerordentlich verbrei tern; und davon soll hier die Rede sein, soweit Hamburg in Frage kommt. Wir haben in Hamburg ei ne große Zahl von Männlein und Fräulein, die mit Lust und Erfolg die Lichtbilnerei betreiben. Viele von ihnen sind in Vereinen und Gesell schaften organisirt; andere treiben die hübsche Kunst auf eigene Faust. Vor einigen Jahren haben wir (im Hause des Hrn. Sanne war es) eine ganz vortreffliche Ausstellung solcher Lichtbilder zu sehen bekommen und die allerbesten Eindrücke gewonnen. An diese Kunstliebhaber wenden wir uns jetzt. Sie haben ja von je her sich nicht darauf beschränkt, sich selbst oder ihre Verwandtschaft und Freundschaft abzubilden und-dieseEr zeugnisscn ihren Lieben hierhin und dorthin zu schicken, um zu zeigen, wie sich die Menschen verändern und die Kinder entwickeln. Sie haben auch schöne Landschaften auf ihren Reisen und Ausflügen in ihren Dunkelkam mern festgehalten und womöglich werthvolle Sammlungen solcher Bil der angelegt. Das war in Friedenszeiten: und jetzt ist Krieg. Jetzt ist Hamburg,, Kriegszustände gegen das „Deutsche Reich" und trotzdem von dem ver bündeten England grausam zerschos sen worden. Jetzt laufen in dem nie dergebrannten Hamburg nur noch ein paar hundert traurige Menschen ge senkten Hauptes herum: Großmüt ter und Greise, die sich nicht von der Stadt ihrer Väter trennen; hie lieber mit ihr untergehen wollen. Die männliche Vollkraft Hamburg's mo dert längst in russischem oder franzö sischem Boden, dahingemäht von dem Ungestüm der weiß - gelb - braunen Verbündeten. Und wenn unsere Teutschen im Auslande ihren dorti gen Bekannten sagen, daß Alles lä cherlicher Schwindel ist, so finden sie keinen Glauben. Also gebe man ihnen dauernd und überall die Beweismittel in die Hand! Man lege den regelmäßigen Briefen an sie Lichtbilder bei, mit Darstellun gen aus unserer Stadt. Wohlver standen: nicht eigens gestellte Bil der; etwa von einzelnen Personen, die man vorher aufgefordert hat, „bitte recht freundlich" auszusehen. Nein, Bilder mitten auS dem Leben Hamburg's: vor Allein von den Straßen. Bilder, die von der Ord nung unseres täglichen Lebens er zählen, und von dem ungestörten Treiben des Verkehrs. Daß sie aus der Kriegszeit stammen und nicht etwa früheren Datums sind wird fast immer bewiesen werden durch unsere Feldgrauen und Verwundeten, die sich auf den Straßen bewegen; auch durch die Gefährte und auffal- lend zahlreichen Helfer des Rothen Kreuzes, die kriegspielenden Kinder und AehnlicheS. Augenblicksbilder aus dem Straßenleben Hamburg's— das ist das neue „Motiv," dem sich unsere Liebhaber der Lichtbilderkunst jetzt zuwenden sollten! Solche Bil der spiegeln nüchtern und treu den Verkehr unserer Hansestadt wieder; die optische Linse läßt sich nicht durch Gefühle beeinflussen. Es werden Do kumente der Wirklichkeit sein; und Jeder, der sie erblickt, wird gewah ren, daß Hamburg weder zerstört noch der Cholera oder der Hungersnoth oder dem grauen Elend verfallen ist. Daß Hamburg jetzt anders aus sieht als in Fricdenszeiten, versteht sich von selber; denn die Thatsache des Kriegszustandes ist vorhanden und soll nicht hinweggeleugnet wer den. Es wäre ein bedauerliches Zei chen niangelndenTeutschthumS, wenn unserer Stadt vom Kriege gar nichts anzusehen wäre; wenn es abseits stände von all' dem Großen und Er nsten und Erhabenen dieser Zeit. Aber daß die äußere Wandlung anders aussieht, als es unsere Feinde wün schen und verbreiten, das gilt es zu beweisen. Ter Betrachter solcher Bilder wird eine für Hamburg ganz unge wohnte Erscheinung —zahlreiche S oldaten und kriegerische Gestalten se hen. Wird auch mit Staunen ge wahren, wie viel unverbrauchte Ma nneskraft im besten Alter noch in bür gerlicher Kleidung vorhanden ist unsere unerschöpflichen Reserven, die eine weise Heeresverwaltung füx alle Möglichkeiten Gott strafe Eng-, land! noch aufssiart. Auch das Nachtleben möge man ruhig berücksichtigen. Man soll eS überall wissen, daß „Hamburg bei Nacht" jetzt anders aussieht als sonst. Nicht verängstigt und gedrückt, aber ernst, würdig und im Verhältniß zu anderen Großstädten der Erde anständig. Wir Hamburger wollen gar nicht in den Ruf kommen, daß wir uns etwa hier mit „Juchhei und Hallo" amüsircn, während unsere Li eben im Felde Krieg führen und mit ihren deutschen Blute den Sieg er kaufen. Plan soll mit Augen sehen, wie auch in Hamburg sich das Leben verinnerlicht und dem Schlendrian entsagt. Aber man soll auch die we henden Flaggen sehen, wenn neue Siege verkündet sind; und die vielen kräftigen Männer, und die englischen Geschütze am Nathhausmarkt — und die sittiger gekleideten Frauen und die geschäftigen Helferinnen am Kriegswerkc. Man soll wissen, daß die Ueppigkeit und Genußsucht ihre materiellen Mittel jetzt Edlerem zu wenden, und daß wir Ein Volk sind von Brüdern und Schwestern. Auch nicht minder, daß unsere Ladenge schäfte jetzt hoffentlich bald alle! — deutsche Aufschriften tragen und die Bars, Tavernes, Cafes, Tailorma des, Marchands Tailleurs und alle dje bösen Unarten dieser Art von des Krieges heiligem Hauche dahinge welt sind, hoffentlich für immer! Ja, das alles soll man wissen, wo hin nur unsere Lichtbilder gelangen. Es sollen in Wahrheit „Lichtbilder" sein: leuchtende Zeugen unserer Art. Wo die besten „Motive" zu finden sind, das brauchen wir unseren ge übten Lichtbildnern nicht zu sagen; sie werden sie überall entdecken. Wir wollen sie nur auf die schöne Aufga be an sich Hinweisen, solche „Lichtbil der" herzustellen, so viele wie möglich und sie den Briefen an Freunde und Verwandte in aller Herren Ländern beizulegen. Das ist wirksame Klein arbeit; das sind Waffen, die die Fir ma John Bull L Co. auf dem einzi gen Gebiete schlagen können, wo sie wirklich leistungsfähig ist: auf dem Gebiete der „Propaganda" wie das Ding mit undeutschcmWorte genannt und darüber hinaus werden diese Bilder unseren Deutschen im Aus lande auch ein persönlicher, lieber Gruß aus der schönen Heimath sein und ihnen das Herz mit dcutscherZu versicht erfüllen. „Piep" und „Anton" im Schützen graben. „Aus dem Briefe eines Offizierdienst, thuers.) Unsere Landwchr-Conipagnie liegt nun schon fünf Tage und fünf Nächte ununterbrochen in den Schützengrä ben. Etwa 900 Meter vor uns, jen seites eines kleinen, sumpfigen Grun des, sind die Franzosen, Alpenjäger, cingegraben. Es heißt scharf aufpas sen. Des Morgens herrscht beider seits meist Ruhe, aber doch ist es mehr wie gewagt, sich irgendwie sehr mau sig zu machen. Meist des Vormittags setzt drüben da? Geknalle ein. Neben mir steht zur Linken auf Wacht ein vierschrötiger Landwehrmann mit rie sigem Vollbart, im Munde die nie ausgehende Pfeife (Tabak, getrocknete Binsen, Kirschblätter, Kartoffelkraut, je wic's da ist), auf dem Hcldenhaupt den „Landwehrtopp". Jn der Com pagnie hat er den Spitznamen „Piep", wohl wegen seiner tiefen, dröhnenden Baßstimme, was auch zur großen, kraftvollen Gestalt urkomisch wirkt. Ihn bringt das aber richt aus seiner Ruhe. Seine Gemüthsruhe ist über haupt unzerstörbar, ebenso wie bei sei nem neben ihn stehenden Freunde Anton, der aber richt raucht, sondern priemt. Beide sind unsagbar schweig sam, aber im ganzen Bataillon als nie versagende, todtsichere Schützen be kannt. Gnade Gott dem Menschen kinde, auf den sie auch nur für einen Augenblick Kimme und Korn zusam men kriegen. Drüben wird es leben dig, wir sparen, das unnütze Knallen ist nur Munitronsverschwendung. Ten Franzosen scheint aber das Schießen heidenmäßig Spaß zu machen. Mit einem Male geht eS nebei mir kurz: Bt, es hat auch leicht aaufgeschlagen. Ich sehe, wie „Piep", der sich eben fertig machen wollte, mit einen Male sein Gewehr mit der rechten Hand losläßt, den Kinnriemen loSnestelt, seinen Topp abnimmt und ihn bedäch tig anschaut, ihn hin- und herdrchend. Ohne ein Wort zeigt er ihn sehr un zufriedenen Auges seinem Freunde Anton. Ter schüttelt mißbilligend den Kopf. Eine Kugel war auf der linken Seite vorn eingeschlagen und hinten wieder ausgegangen. Piep bedeckt sein Haupt wieder und äugt etwas schärfer nach jenseits. Er hat aber kaun wieder sein Gewehr gefaßt, da geht's wieder: ßt und iioch cinaml: Bt. Das zweite Mal galt aber seinen Freunde Anton. Wieder läßt Piep los, nimmt seinen Topp runter, und jetzt ist er sichtlich erbost. Damit das Gleichgewicht gewahrt wild, ist eine Kugel auf der anderen Seite durch geschlagen. Sehr ergrimmt betrach tet Piep sich seinen Topp. „Haste Worte? sagt er in seinem tiefste Baß zu Anton, und mir nickt er zu: „Vier Luftlöcher is'n bisken ville bei det Wetter," so dröhnt eS grimmig. Schon will er den Topp wieder aufsetzen, be sinnt sich aber noch und schiebt ihn auf Armeslänge rechts zwischen uns auf die Brustwehr. Ich bin gespannt, was nun werden soll. Ruhig geht nein Nebenmann wieder in Stellung und späht scharf zur feindlichen Siel lung hinüber. Und wieder geht es: Bt. Eine Kugel ist Piep durch den vollen Schopf gefahren und hat ihn eklig geziept. Aber Piep hat sich auf gerichtet und, mit den rechten Dau men nach seinem Topp hinschwenkend, sagt er triumphirend zun Feinde hinüber: „Sehste, lungeken, detmal hast ', ich jetroffen!" Tann aber liegt er, sich sorgfältig deckend, ganz still auf der Lauer. Er weiß jetzt, wer ihm mit so sicheren Schüssen sei nen Topp und Schopf zerschossen hat. Mit einem Male ist der Mann wie aus Erz gehauen, nichts zuckt an hm, dann läßt er fliegen. Kurz blitzt sein Auge noch einmal hinüber, noch ein kräftiger Pass aus der Pfeife, und gelassen wendet er sich zu seinen Freunde Anton, der in gleichen Au gcnblick gefunkt hatte: „Ick habe ihm". „Ick meinen Boomafscn ooch." sagt Anton knurrig u. zeigte nach sei nen rechten Ohr, das stark schweißte und an den oben ein Viertel fehlte. Piep aber holte sich seine Topp wie der und sagte kein Wort mehr. Er war doch falsch über die „Villen Lö cher" in seinem Topp. Rußland und das deutsche Grund eigenthu. Wie die in Moskau erscheinende „Rußkoje Slowo" meldet, verhan delte das Seinstwo des Gouverne ments Kursk Mitte Januar über de Plan, das Besitzrecht von Colonisten reichsdeutscher und österreichischer Ab stammung an Grundeigenthum und Immobilien zu beschränken. Wäh rend der Verhandlung sprach Voroda jewski gegen den Plan, veil der Ab geordnete der Neichsduma, Markow, noch zwei Monate vor den Ausbruch des Krieges in der amtlichen Gou vernements-Zeitung geschrieben hat, Rußland solle lieber nit Deutschland ein Bündniß schließen als mit Eng land. Markow erwiderte, daß er noch heute auf den Standpunkt stehe, den er damals vertreten habe. Der Plan, das Besitzrecht der Colonisten reichsdeutscher und österreichischer Ab stammung zu beschränken, sei seiner Meinung nach undurchführbar, veil in Rußland viele Millionen von Deutschen abstammten. Er sei selbst deutscher Abstammung. Das hindere ihn aber nicht, ein echter Russe zu sein. In der Semstwo-Vcrsainn lung seien fast alle deutscher, österrei chischer oder tatarischer Äbstammupg. Ein Vollblutrusse sei vielleicht nur einer, der keine Bedeutung habe. Sogar der Präsident der Rcichsduma, Rodzianko, verdanke den Einfluß der Deutschen Rußlands seine Wahl. Da das Seinstwo zu einer Einigung nicht gelangte, wurde die Entschei dung in dieser Frage einem Ausschuß überwiesen. Adonncntkn, it drn „Teutschen ckorresp dentcn" ntcht pünktlich oder unregelmiistip er kalten, sind nrpete, der Osftee da per rela >> der schriftlich Miltkellung in mache. Doppel mord. Priester und seine Haushälterin e mordet. Polizei rechnet i einem Racheakt. New Britain, Conn., R Vater Joseph Zebris, der ger der lithauischen katholische Andreas Kirche, und seine H"' teri, Frl. Eva Gillnia, heute als Leichen in dem Pw" aufgefunden. Der Priester wa schossen worden. Die Leiche wie- s Kugelwunden auf. Die r> mit einer Waschlcine erdroßell > . den; auch ihre Leiche hatte cm gelwunde an der Hand. Der Leichnam des Priesters auf dem Fußboden des Ajh gend aufgefunden, die des ->r - man in ihrem Zimmer im . Vater Zebris war 30 Jahre seit 13 Jahren hier thätig. Ma Gillman war 40 Jahre alt. Das Verbrechen wurde entoc> , Mitglieder der Gemeinde schungen anstellte, da der 4 nicht zur Messe erschien. jcht Die Polizei erklärt, daß w langer Zeit ein Streit inner 1 Gemeinde entstand, und es sich um einen Racheakt ) nag. .„„je bt> (Später.) - Es wurde hu- konnt, daß vor etwa zwei ) Priester mehrere Briefe . Nork erhielt, die unter Tode gen Geld von ihm verlangte. < Briefen folgten später andere cher Natur. Abberufen. Herr Norman B. Ream, Finanzier und Vahn-Mag' Begann arm, war bei bensende ein vielfacher när. Ein Auszug aus I Laufbahn. , . Hb New -?) ork, 9. Februar. man B. Ream, der BisianK Bahn-Magnat, ist heutein e" . sigcn Hospital gestorben. Er 1 71. Lebensjahre. --„-ratie" Sein Tod folgte einer wegen eines Darmleidens, ' ,^r. er seit mehreren Jahren behw Herr Ream galt als einer deutendsten Kapitalisten . Staaten und war besonder ini Westen, wo er seine gann. Er war einer der und Gründer der Unnn Steel Corporation," ein der „Baltimore L Ohio," und der „Pere Marguette der „Scaboard Air Line" rer Bahnen. . -Ast^ Herr Ream war em Am man." Arm und ohne Stau , nectioncn, arbeitete er stw " empor. Er wurde in Tom Pa., geboren und arbeitete . ec Mann erst auf der Farn,, ' ck nebenbei Stunden gab. inr Bürgerkriege gedient, Clerk in einem in Harnedsville,- Pa- o 1871 begab er sich nach Elw begann sich dem Vieh- un , Handel zu widmen . Er wu der Pioniere der Stahlindu! hg> spielte eine hervorragende ,Achc bei, die verschiedenen d>c Stahlfirmen zu consolidirc. - „Federal Steel Co." n der „United States islee Heck tion" absorbirt wurde, "' r-itio-'' Ream ein Direktor der C" in welcher er bis jetzt " des Finanz-Comite's stylst Er war ein Direktor der Life Assurance C 0.," " Biscuit Co." und der „M" Trust Co." von Mw-Mt- sc, Im Finanzdistrikt wurde §79/ Vcrmögen auf §>30,000, 000,000 geschätzt. Postmeisterstetteu beseht- Washington, 0. Präsident Wilson crnani'le nachstehenden Herren zu 4 in den beigefügten Orten. .A' David A. Wilson S „ M"' nccticut; John G. E>so> N. M: George F. Ohno; Aldaman P. Elder z Kansas; John A. srcr,Mass.;B. z kegon. Mich.; William .A. ü Great Falls, Montana, r Spillane zu East SpraciO . Geschichtsforscherinversch^ Frau Augusta Hale , Schriftstellerin und t rin, Gattin des frühere . Basel, Schweiz, Herrn , < ford, ist heute hier ime . Jahren verschieden. s„„§tors Schwester des Bunde--! . Neuer Dreadnought NewP 0 rtNe w s. Der neue Super' A „Pcnnshlvania" wird au- hier vom Stapel gelüste