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2 1100 Gefangene und 1800 Todte! Eine Schilderung des Gefechts von Hnrtebise am 25. und 26. Januar. Ter Sturmangriff bei Soissons. Großes Hauptquartier, 37. Januar. Einen knappen Ta gesmarsch von Soissons entfernt, al so nicht allzuweit von dem Kampffel de vom 13. und 1-1. Januar, über das vor Kurzem berichtet wurde, hat ten die Sachsen am 25. Januar ihren Ehrentag. Die Kämpfe fanden auf der Hochebene von Eraonne, also auf historischem Boten, statt. Das Gehöft Hntebise, um dessen Besitz am 6. und 7. März 1811 Franzosen und Russen erbittert gekämpft halten, bis cs von den letzteren angezündet und ge räumt wurde, liegt auch heute von französischer Artillerie gänzlich zerschossen und ausgebrannt als trauriger Maucrrcst dicht hinter der Mitte der deutschen Stellungen, aus denen heraus der Angriff erfolgte, oft- und westwärts an das Gehöft anschließend, folgten die deutschen Schützengräben dem Chcmin des Dammes, einem die Hochfläche von Eraonne entlang führenden Höhen wegc, der im Jahre 1770 von dem Besitzer des nahegelegenen herrlichen Schlosses Le Bove für die Prinzes sinnen von Frankreich angelegt wor den war. Ten deutschen Gräben dicht gegen über lagen die französischen in drei facher Reihe. Tie vorderste Linie der Letzteren nahm ganz ähnlich wie bei Soissons den Südrand der Hoch fläche und damit eine für Jnfante riewirkung und Artillerie - Beobach tung günstige Stelle ein. Dazu stütz te sich der linke Flügel auf ein star kes. wohlausgebautes Erdwerk, und die Mitte besaß in der Höhle von Ereilte einen bombensicheren Unter schlupf für starke Reserven. Diese ge räumige Höhle, eine der zahlreichen des großen Pariser Kalksteinbcckens, diente einst den Bewohnern als Wei nkeller, später als Wirthschaftsraum und Stallung. Hier suchten 1811 die Einwohner während der Schlacht Schlacht von Eraonne Schutz vor dem Artilleriefeuer. Bei den ge genwärtigen Stellungskampfe war der Besitz eines derartigen Raumes von nicht zu unterschätzender Bedeu tung. Es galt, den Franzosen die er wähnten Stellungen sammt Erdwerk und Höhlen zu entreißen. Nach aus giebiger artilleristischer Vorbereitung schritt unsere Infanterie, die unter den Befehlen der Generäle v. Gers dorff und von derPlanitz stand, wäh rend der Oberbefehl in Händen des Generals der Infanterie d'Elsa lag, auf der ganzen Linie znm Angriff. Binnen wenigen Minuten waren das Erdwcrk und die durch das Feu er unserer Artillerie stark erschütterte erste französische Linie erstürmt. Kurz darauf war auch die zweite Linie in deutscher Hand. Ueber die Höhle hinweg ging dann der Sturm gegen die dritte und letzte Stellung des Feindes. Binnen einer halben Stu nde war der Angreifer im Besitz des Erdwerkes und der drei Linien mit Ausnahme des linken Angriffsflü gels, wo der Feind erbitterten Wider stand leistete. Auch die Höhle selbst, die nur einen, nach Süden gerichte ten schmalen Ansgang hatte, war noch in französischen Händen. Während sich unsere Truppen be reits südlich der Höhle in den er oberten Stellungen einrichteten, wur de der Höhleneingang umstellt und unter Maschinengewehrfcucr genom men. Es wurde Mitternacht, bis sich die hier eingeschlossene Besatzung von rund 300 Köpfen ergab. Alis dem linken Angriffsflügel dauerten die Kämpfe bis zum 26. Januar 6 Uhr Morgens. Zu dieser Stunde war auch hier der Widerstand des Feindes endgültig gebrochen, und der Angreifer auf einer Frontbreite von 1500 Metern im Besitze des von ihm gesteckten Zieles: der drei französi schen Linien. Fünf Offiziere, 1100 Mann, acht Maschinengewehre, ein Scheinwerfer und ein großes, in der Höhle nieder gelegtes Pionier - Depot waren in deutsche Hände gefallen. Was van den französischen Vertheidigern noch entkam, flüchtete den Hang hinunter und grub sich dort ein, den Teutschen nunmehr die Hochfläche und damit ausgezeichnete neue Stellungen über lassend. Bei den französischen Gefa ngenen und Todten die Zahl der Letzteren wird auf mindestens 1500 geschätzt wurden die Nummern der Regimenter 18, 31, 19, 113, 218 und 219 festgestellt. Sie gehörten znm 18. Armeecorps. Ter zum Theil den Pyrenäen entstammende Ersatz hat sich in der Vertheidigung sehr tapfer geschlagen. Aber auch er ver mochte der unvergleichlichen An griffslust und Tapferkeit unserer Truppen auf die Tauer nicht Wider stand zu leisten. DerSturinangriffbei Soissons. Einer der Mitkämpfer in dem Sturmangriff auf die Franzosen bei Soissons am 13. und 11. Januar er zählt über seine persönlichen Erfah rungen : „Ich habe zwar noch nicht die Ruhe gefunden, klare Gedanken fassen zu können, will aber versuchen, möglichst der Reihe nach zu erzählen: Wir wußten, daß hier was im Gange ist. Das Artillerie - Gefecht war furcht bar. Ta kam Mittwoch Nachts 2 Uhr Plötzlich Alarmbefehl. In einer halben Stunde erster und zweiter Zug fertig zum Abmarsch, nur mit Sturmgepäck. Ter dritte Zug und Gruppe Fricdebcrger haben unsere . Stellung zu vertheidigen. Mehr ! wurde nicht gesagt, aber jetzt wußten j wir: Es geht auf's Ganze. Wir l marschirten bis früh 7 Uhr und leg ten uns dann in einen französischen Urwald hin, das heißt, nicht in den Wald, sondern in einen Bach, um > Deckung vor den Kugeln zu haben. — Mittags Punkt 12 Uhr war Sturm. Wir stürmten mit aufgepflanztem Seitengeivehr vorwärts, hinein in eine Hölle von Kugeln, dann don nerndes Hurra aus Hunderten von rauhen Männerkehlen, die Pioniere durchschnitten den Stacheldraht, war fen Handgranaten. Ein kurzer, har ter Kampf, Mann gegen Mann, dann vorwärts den steilen Berg hin auf, den zweiten, dritten und vierten Graben erstürmt. Es war kein Lau fen mehr, sondern ein Vorwürtsstür zen. Die Franzosen ergaben sich zu Haufen. Was fortlief, wurde nie dergestochen oder niedergeschossen.— Auf dem Berge oben angelangt schnttelten sich Kamerad Schwarz u. ich stumm die Hände, dann weiter, weiter. Grabei: um Graben, aus einer Hochfläche von 5 Kilonietern, I wurde in: Sturm genommen. Tann ! haben Schwarz und ich (ich hatte die Führung über 10 brave Leute) eine schwere feindliche Batterie genom men. Wo die Franzosen uns paar Mann nur kommen und schießen sa hen, flohen sie jetzt. Ein Halten war auch für sie ausgeschlossen. Dann Kamerad Schwarz nach rechts in eine Höhle, wo Haufen von Mu nition lagen, ich mit zwei Mann in eine andere Höhle, wo wir 10 Mann gefangen nahmen. Dann sammelte ich wieder 11 Mann und stürmte wei ter. Ta eine feindliche Batterie! Wir von hinten Schnellfeuer. Alles riß aus, was nicht siel, dann ich zuerst an die Geschütze. Ta steht der Capi-' tän der Batterie und legte auf mich an, ich schneller schoß ihm die Kugel durch den Kopf. Tann kan: der frmyösische Gegenstoß. Ich und ne Leute so schnell wie möglich zurück und uns verschanzt. 200 Franzosen jetzt gegci: 20 Teutsche. Wir gaben Schnellfeuer, was die Läufe hielten, und als die Patronen verschossen, kan: Verstärkung heran und die Franzosen wurden zurückgeschlagen. Tann wurde es Nacht. Stockfinster, wolkenbruchartiger Regen und wir blieben die ganze Nacht, den kom menden Tag und noch eine Nacht draußen liegen, ohne essen, schlafen konnten wir vor Kälte nicht. Dann wurden wir abgelöst. Aber diese Nächte waren trotz Allein, was ich schou durchgemacht, die fürchterlich sten meines Lebens. Schwarz und ich haben das Eiserne Kreuz bekom men; d. h. überreicht ist es uns noch nicht, das kommt wohl erst zu Kai fers Geburtstag mit Feier. So, jetzt will ich mich mal richtig ausschlafen!" Der alte und der neue deutsche Fi nanzminister. Wie berichtet, hat Ncichsschatzsekre tär Tr. Kühn den schwierigen Posten niedergelegt, da der von Rheuniatis >inus geplagte 61 Jahre alte Mann > die durch den Krieg ungeheuer wach. senden Lasten des Amtes nicht mehr tragen kann, und Tr. Karl Th. Helf ferich, einer der Direktoren der Teut schen Bank, der seit etlichen Jahren schon als einer der bedeutendsten Au toritätei: auf dem Gebiete der Fi nanzwirthschaft gilt, ist vom deutschen Reichskanzler zu Excellenz Kühn'S Nachfolger ausgesucht worden. Ter scheidende Staatssekretär Kühn leitete die Geschäfte des Reichsschatz amts seit dem im März 1912 erfolg ten Rücktritt des damaligen Staats sekrctärs und jetzigen Oberbürgermei sters von Berlin Exc. Wermuth. In jenen Wochen tobte im Reichstage der Kampf um die Deckung der Wchrvor lagen. Eine Besprechung der leiten den Minister mit dem Reichskanzler am 11. März brachte das Ergebniß, daß an dem Grundsatz: keine Aus gabe ohne sofortige Deckung unbe dingt festzuhalten sei. Ta aber die Erstreckung der Erbschaftssteuer auf Eltern und Kinder ans den sicheren Widerstand der Rechten und des Cen truins stieß, und die Sozialdemokra ten zwar diese Steuer, nicht aber die Wchrvorlagen genehmigen wollten. Ter Deutsche Korrespondent, Baltimore, Md., Mittwoch, den 17. Februar 1915. so einigten sich die verbündeten Re gierungen dahin, durch Aushebung der sogenannten Liebesgaben 35 Mil lionen Mark zu beschaffen und den Rest von 80 Millionen Mark aus den Ueberschnssen zu entnehmen. Am 22. März wurden dann die neuen Wehr vorlagen, deren Segnungen gerade in dieser schweren Zeit offenbar ge worden sind, eingebracht und am 21. Mai dsr AusgleichSantrag Basier inann-Erzbergcr nach langer: Ver- Handlungen angenommen, der eine bis 30. April 1913 im Reichstage einzubringende Besitzsteuer forderte. Rcichsschatzsekretär Kühn hatte schon vor seiner Berufung in das Staats sekrctariat eine lange Reihe von Jah ren, seit 1905 als Direktor und seit ,1910 als Unter-Staatssekretär dem Reichsschatzamt angehört. Um die 'Verwaltung der Neichsfinanzen hat sich der scheidende Staatssekretär, der im 61. Lebensjahre steht, bleibende Verdienste erworben. Ter neue Staatssekretär des Rcichsschatzamts, Wirkt. Legations rath Prof. Dr. Karl Th. Helfferich, ist an: 22. Juli 1872 in Neustadt a. H. als Sohn des kgl. bayerischen Commcrzicnraths nnd Fabrikbesi tzers Friedrich Helfferich geboren. Er besuchte die Universitäten München, Berlin und Straßbnrg und unter nahm in: Jahre 1891 größere Reisen in's Ausland. In den Jahren 1895 bis 1898 bethciligtc sich der junge Doktor der Staatswissenschaften mit Feuereifer an dem Kampf um die deutsche Währung als einer der ent schiedensten Vertreter der Goldwäh rung. Diese Jahre legten dcnGrund zu seinen ausführlichen, in Fachkrei sei: allgemein anerkannten finanzpo litischen Werken über Währungs- n. Geldfragen, die Helfferich niit Recht den Ruf eines der besten Kenner des internationalen, vor Allem aber des deutschen Geldwesens eingebracht Ha bei:. Seit 1899 Privatdozent an der Universität Berlin, trat er in: Jahre IWI als Referent für wirthschaftliche Angelegenheiten in die damalige ko lonialpolitische Abtheilung des Aus wärtigen Amtes ein nnd wurde im gleichen Jahre Professor. Im Jahre 1901 führte der inzwischen zuniWirkl. Legätionsrath beförderte als Dclcgir tcc b'er deutschen Regierung di-: Ver- in Berlin niit der ame rikanisch - mexikanischen Währungs- Commission. Schon im Jahre 1!105 'WMSdHelfferich znm Vortragenden Räth ernannt, schied aber bereits im Jahre 1906 ans dein Auswärtigen Amt ans, um als Direktor der Ana tolischcn Eisenbahn nach Constanti nopel zu gehen. Aus dieser Zeit da tiren Jeiye Beziehungen zur Teut- MiyUÄmik, in deren Vorstand er in: Jahre 1908 eintrat. Helfferich, der in d'eü Vollkraft der Jahre steht, galt schön seit'Jahren in eingeweihten Kreisen für einen der kommenden Mchprvr st: Tentschland's Finanzwe sen. Daß der Reichskanzler ihn jetzt in dieses für des Reiches Finanzen so äußerst wichtigen Zeit an die lei tende Stelle beruft, zeugt von einen: guten Blick unseres leitcndenStaats inannes für die Bedeutung der finanziellen Leistungsfähigkeit des Teutschen Reiches. Eiserne Arbeits kraft, verbunden mit außergewöhn licher Persönlicher Liebenswürdigkeit und seltener Sachkcnntniß befähigen Helfferich wie nur wenige, die Fi nanzen des Reiches in: Kriege nnd nach den: siegreichen Frieden mit sicherer Hand nnd erfahrenem Sinn in Ordnung zu halten nnd den un geheuren Erfordernissen der schweren Zeit anzupassen und stark zu halten. Neuer Becker-Prozeß in Sicht. N c w R ork, 16. Februar. —Herr I. B. Johnston, einer der Vertheidi ger des Polizei-Lieutenants Charles Becker, der wegen Ermordung des Spielers Hcrman Rosenthal zum Tode vcrurthcilt wurde, kündigte heute an, daß er binnen drei Tagen einen formellen Antrag auf einen neuen Prozeß für Becker stellen werde. Herr Johnston sagte, er werde sei nen Antrag auf das Affidavit von James Marshall stütze,:, einem der Staatszeugen im zweiten Becker- Prozeß, welcher bekanntlich seine Aussage widerrief. Wie Herr Johnston angab, will er weitere Beweise erhalten haben, wel che Marshall's Affidavit bekräftigen. Er glaubt sicher an die Gewährung eines neuen Prozesses für seinen Klienten. Thaw-Prozeß verschoben. New ?)ork, 16. Februar. —> Ter Beginn des Prozesses gegen Harry K. Tbaw ans die Anklage der Verschwörung wurde heute ans den 1. März verschoben. Ursprünglich hätte die Verhandlung an, 23. Fe bruar ihren Ansang nehmen sollen. Ex-Richter gestorben. Los Angeles, Cal., 16. Fcbr. Henry Clay Caldwcll, 83 Jahre alt, der frühere Richter des Bundes- Distriktsgcrichts von Arkansas, ist gestern in seinen: hiesigen Hein: ge slorben. Ostpreußische Grenzwacht. Eine Festung im Kleinen. Der Maschinengewehr - Thurm zwischen zwei Seen. Mit Brettern ansgeschlagene nnd zugedeckte Laufgräben. Alarmbereitschaft. —Unblutiges Gefecht. Oestlicher Kriegsschau platz, 25. Januar. Wenn es auch in den Tagesberichten des Haupt quartiers seit einiger Zeit regelmä ßig heißt: „In Ostpreußen nichts Neues", so darf man deshalb keines wegs denken, daß nun unsere Trup pen hier oben überhaupt nichts zu thun haben und es sich wohl sein las sen können. O nein, sie kommen auch jetzt nicht zur Ruhe, täglich gibt es bald hier, bald dort Artillerie- oder Jnfantericgeplänkcl, und schärf ste Aufmerksamkeit ist geboten, um dem stets angrisfslnstigen Gegner eins auszuwischen, wenn er gar zu vorwitzig ist. Er holt sich auch jedes mal blutige Köpfe, denn die deut schen Truppen sind auf dein Posten und unsere Stellungen sind auch hier in den letzten Wochen außerordentlich stark ausgebaut worden. Ta liegt zum Beispiel in irgend einem ganz vergessenen Winkel dieses Ländchens, mitten in mcilcnweitcn Forsten versteckt, ein kleines Nest mit unaussprechlichem Namen. Aber seine Lage gerade zwischen zwei der vielen Waldseen macht cs zu einen: für die Landesvertheidigung sehr be deutsamen strategischen Punkt und aus den: ostprenßischcn Weiler ist ei ne Festung im kleinen geworden. Das Centrum der Stellung bilden zwei massive Thürme ans Eisenbe ton, von denen einer die Eisenbahn und einer die Chaussee beherrscht. Durch mehrfache Stacheldrahthinder nisse windet sich der Pfad zu der Fallthür des Thurmeingangs, dann geht es ein paar Stufen empor und man steht im Halbdunkel der Kase matte. Turch die Schießscharten dringt spärliches Licht herein, all mählich unterscheide ich die zun: Schutze gegen die Witterung vorsorg lich zugedeckten Maschinengewehre, die Kasten mit den Patronenstreifen daneben, die Bediennngsmannschaf ten. Nun noch eine schmale eiserne Sprossenleiter senkrecht hinauf zur zinnengekrönten Plattform. Hier steht der Doppelposten an: Ausguck. Ein vorzügliches optisches Beobach tungsinstrnmcnt, gewissermaßen die Hälfte eines Scherenfernrohrs, noch etwas vereinfacht, ermöglicht es ihm. das Gelände auf viele hundert Me ter voraus genauestcns im Auge zu behalten und eine etwaige Annähe rung feindlicher Kräfte unverzüglich telephonisch den: Kommandanten zu melden. Außerdem kann er durch ein Sprachrohr mit den Maschinen gewehren in Verbindung treten und ihr Feuer dirigiren. Sandsäcke bil den ringsum Gewehrauflagen und Brustwehren für eine größere Anzahl Schützen. In zahlreichen Unterständen und Blockhäusern hat sich die Mannschaft häuslich eingerichtet. Gedeckte Lauf gräben führen von hier in die Jn fanteriestcllnngcn, so daß in: Falle eines stillen Alarms jeder Mann an seinen Platz gelangen kann, ohne daß der Gegner das geringste davon sieht. Diese Stellungen, ein Meisterwerk der Pioniere, ziehen sich in großer Ausdehnung durch Wald und Gar tenland hin. Es sind breite und tiefe Gräben, mit Brettern verschalt und vollkommen trocken. Auch oben sind sie mit Bretterbelag eingedeckt, der nun ganz beschneit ist und den Gra ben völlig unsichtbar macht. Von den nur wenige Zentimeter aus den: Schnee herauSragendcn Schießschar ten aber übersieht man weithin das ganze Vorgelände. Jeder Zug und jeder Mann hat schon seinen genauen Platz in: Graben, mancher hat nicht nur seinen Namen ans die hölzerne Brustwehr geschrieben, sondern auch schon die ausprobirtcn Entfernungen für das Visier mit Bleistift daneben gekritzelt: „Oben ans den Berg 550 Meter, über den weg 100; 350 Me ter mitten vor Wald, 300 Meter vorn an den Sec." Mehrere Maschi nengewehre stehen in: Graben selbst, an den Seiten sind gut versteckte Stellungen der Fuß- und Feldartillc rie angelegt.' Wie in einer großen Festung ver bindet auch hier ein ausgedehntes Fernsprechnetz alle Stellungen mit dem Quartier des Abschnittskom mandenrs, und es ist dadurch mög lich, daß zwei Minuten nach der er sten Meldung jeder an seinen: Platz steht und der erste Kanonenschuß fällt. Eben geht eine fünfzehn Mann starke Patrouille ab, um die Bewe gungen der etwa sechs Kilometer ent fcrnten Russen zu erkunden. Oft setzt cs dabei Zusammenstöße mit feindlichen Abtheilungen, die auch zu Aufklärungszwecken vorgedrungen sind. Einmal allerdings hat es ein eigenartiges „Patrouillenge fccht" gegeben. Man hörte plötzlich starkes Schießen aus dem Walde und schickte sofort ine größere Abtheilung der vermeintlich gefährdeten Patrou ille zu Hilfe. Doch man traf diese ganz unbehelligt an, selber über das Geknalle erstaunt. Beim weiteren Vordringen fand man dann im Schnee die Spuren der Russen, dabei auf einem Haufen ein paar Hundert verschossene Patronenhülsen. Also offenbar hatten die tapferen Russen nur blindlings in die Luft geknallt, um dann bei ihren Kameraden er zählen zu können, sic hätten eine star ke deutsche Patrouille muthig ange griffen und in die Flucht geschlagen. Uebcrall werden transportable Drahthindernisse zurechtgemacht, um im Bedarfsfälle zur Sperrung der Straße Verwendung zu finden. Reste Drahtverhaue ziehen sich vor den Schützengräben und entlang den ganzen Seeufern hin. Das schwere eiserne Gitterthor, das die Chaussee am Brückenkopf sichert, zeigt noch die Spuren der russischen Kugeln von dem letzten Angriff. Es ist erstaun lich, daß gewöhnliche Jnfanteriege schosse dicke Eisenstäbe vollkommen verbiegen und drei Millimeter starke Eisenbänder glatt durchschlagen konnten. Das war vor mehreren Wochen, als die Russe,: ihren letzten Besuch abstatteten. Seitdem ist ih nen offenbar die Lust zu einer nähe ren Bekanntschaft mit der kleinen Festung vergangen, deren Besatzung sich aber nichts sehnlicher wünscht, als den östlichen Gästen wieder einen herzlichen deutschen Empfang berei ten zu können. Es ist alles bestens gerüstet. (Tie Russen sind seitdem wieder l gekommen und haben sich nicht allein sehr blutige Köpfe geholt, sondern haben auch 66,000 Gefangene hinter lassen. Anmerkung d. R.) Ludwig Ganghofer im Hauptquar tier. Vor ein Paar Wochen brächte das Kabel einen Bericht über eine Unter redung, die Ludwig Ganghofer, der das deutsche Hauptquartier an der Westfront besuchte, mit Kaiser Wil helm hatte. In den „Münchener Neuesten Nachrichten" vom 28. Ja nuar spricht Ganghofer von diesem Besuch. Zunächst beschreibt er einen Gottesdienst im Großen Hauptquar tier und sodann eine Automobilfahrt zum Kronprinzen, ans der er den Kaiser begleitete, wie folgt: „Den Kaiser begleiten in: Auto zwei Her ren des militärischen Gefolges, und zwei Militär - Karabiner mit Patro „entaschen lehnen in den Ecken des Wagens. Sie kornmen bei Tonchery vorbei, in dessen Mauern einer der heftigsten Kämpfe tobte. Plötzlich beginnt der Kaiser ohne jede Bezie hung z irgend einem vorausgegan genen Wort von dem herrlichen, wundervollen Zusammenhalten des deutschen Volkes zu sprechen, von der heiligen BegeistcrungSflammc der ersten Angnsttage. „Es ist meine schönste Freude, daß ich das erleben durfte!" Und nach kurzem, nachdenk lichem Schweigen sagt er: „Wenn es nicht so gewesen wäre ." Er spricht diese Satz nicht zu Ende, aber er athmet auf und sieht gegen Don chery zurück, dessen Trümmcrstätte schon Verschwunden ist. Dann das Schlachtfeld von Sedan. „Dort oben," sagt der Kaiser und deutet nach einer Feldhöhc, „da hat mein Vater gestanden." Neben der Land straße huscht ein kleines einsames Haus vorbei. „Hier ist Napoleon mit Bismarck zusammengekommen." Und bci'm Anblick von Bellevue. „Hier war die Unterredung meines Großvaters mit Napoleon." Als sic zum Schloß des deutschen Kronprin zen kommen, begrüßt dieser mit sechs Herren seines Gefolges seinen kaiser lichen Vater, der seinen Sohn herz lich umarmt. „Aber," fährt Gang hofer fort, „seine Angen glänzen in Freude, kann er doch dem Vater von einem großen Erfolge der letzten Nacht erzählen." (Am 19. Januar.) „Ein festes Stück vorwärts gekom men und 1200 Franzosen gefangen." Diese Gefangenen kommen dann an: Kaiser und dem Kronprinzen und der Gruppe der Offiziere vorbei. Viele von ihnen haben die Ritterlich keit, zu salutiren oder das Käppi zu ziehen. Ter Kaiser dankt. Ein Wort, das der Kaiser bei einer klei ncn zufälligen Gelegenheit gesagt hat, wird bei Ganghofec zu tieferer Bedeutung und zur Mahnung. Das Kaiserwort lautet: „Soldat nndßür ger, die beiden müssen einander hel fen, so gut sie können." Im Schützengraben verschüttet. Aus dem Briefe eines Kriegsfrei willigen in der Ostarmee hebt das „Berliner Tageblatt" Folgendes her vor: Wir sitzen in der Erde und beob- achten die Bewegungen der feindli chen Artillerie und Infanterie. Der Beobachtungsstand ist vor noch gar nicht langer Zeit eingerichtet und liegt ungefähr drei Meter unter der Erdoberfläche. Was wir wahrneh men, wird sofort telephonisch der Mcßstation gemeldet, nnd von dort werden die Befehle an die Batterien weitergegeben. Am 1. und 5. d. M. hatten wik schwere Tage. Die Russen versuchten, unsere Befestigungen zu durchbrechen. Es gelang ihnen nicht, sie wurden blutig heimgeschickt. An: 1. Morgens, in aller Frühe, wurde ein russisches Fnnkentclegramm fol genden Inhalts aufgefangen: „1 Uhr Mittags Angriff auf der gan zen Front." Um 1 Uhr begann eine furchtbare Beschießung unserer Stel lungen mit schwerer Artillerie (aus japanischen Krupp-Kanonen), doch waren die Verluste gering. Feindli che Infanterie wurde zurückgewor fen. Die Kanonade dauerte bis ge gen Morgen.. Manchmal waren 50 Schuß in der Minute zu vernehmen. Wir nahmen mehrere hundert Rus sen gefangen. Es waren sibirische Corps, die hier fochten. Die Gefan genen erzählten, daß sie drei Tage nichts gegessen hätten; wir sollten nicht so viel schießen, es folgten noch mehr. Und wirklich kamen am Nach mittag noch 92 Ueberläufer, alles wüste Steppenbrüdcr. Am 6. wurde wieder ein Funken telegramm aufgefangen: „8 Uhr Einschießung, 9 Uhr Wirkungsschie ßen, 12 Uhr Angriff. Zwei sibirische Divisionen besonders auf R " Das Artillcriefeucr begann pünktlich, die Infanterie jedoch war nicht zu se hen. Später erfuhr ich, daß in un serer Nähe allein 1030 Russen ge fangen wurden. Die ...ten hessi schen Landsturmleuto hatten einen russischen Schützengraben mit 115 Gefangenen ansgehoben. Eine ganz schöne Leistung! Vorgestern ist ein Kamerad von mir gefallen. Voll treffer! Er war sofort todt. Es ist ein „älterer Mann" und hat Frau und fünf Kinder. Welche Wintcrta ge wird es wohl in dein Häuschen geben! Da wirft mit rauher Hand der Tod ein Briefchen durch die Thürspalte. „Gefallen... ein guter Kamerad.. .ein kurzes Trostwort... Unterschrift." Man wird traurig, aber nur einen Augenblick, dann heißt cs: Still! Morgen kannst auch du ruhen! Pack an und hilf! Und sorge, daß nun unseren Feinden da drüben gehörig eingeheizt wird. Die Nüssen hatten wieder einen Sturmangriff auf unsere Drahtver haue gemacht und waren dabei von ihrer Artillerie unterstützt worden. Ob sie uns entdeckt hatten, oder ob sic nur das Gelände bestreichen woll ten, weiß Niemand; doch war es si cher, daß wir bald Besuch erhalten würden. Zuerst schlugen die Gra naten vielleicht 100 Meter vor un serem Stand ein, dann gingen sic über uns hinweg. Es war fürchter lich. Ein Sausen und Heulen und dann das krachende Krepieren der Geschosse. Wir waren vier Mann und ein Lieutenant iin Stand. Alle wußte, daß wir jetzt nicht aus dem Stand gehen konnten, denn cs wäre unser Verderben gewesen, und wir hätten ja außerdem noch den Stand verrathen. Keiner sprach ein Wort, Jeder hatte wohl mit sich zu thun. Unser Lieutenant sagte: „Keiner verläßt den Stand. —„Jawohl, Herr Lieutenant!" Dann wieder dieses unheimliche Schweigen.. .und plötz lich, ein Krach! Wir fliegen zu Bo den, und ans uns fällt Erde, Bret ter- und Balkcnzcug. Zuerst weiß ich gar nichts. Dann ruft der Lien tenant die Namen auf, und aus die scr und jener Ecke antwortet einer.— „Wer ist verwundet?" Alle ant worten: „Ich nicht!" Doch dann hört man wieder einen unterdrückten Fluch: „Donnerwetter, der Balken drückt ja ganz abscheulich." Ein An derer macht einen Witz: „Du, laß dir blos deinen Ast nicht abdrücken." Gott sei Dank bekam die russische Bat tcrie von uns Feuer und verstummte bald. Dann brach die Nacht herein, und unsere Kameraden kamen und gruben uns ans. Wir gaben uns stumm die Hand, und Jeder wußte, daß auch wir cs in einem anderen Falle ebenso geinacht hätten. Sind Kameraden in Gefahr, so springen gleich schon einige hinzu und versu chen zu helfen. So schützen sich die Kameraden gegenseitig. Für unser tapferes Verhalten wurden wir heu te zu Gefreiten befördert. Treue Freundesliebe. In den: Brief eines bei einem schleswig - holsteinischen Landwehr- Regiment eingezogenen Hamburgers befindet sich folgende Meldung: „Ich bin von Herzen dankbar, daß ich wieder einmal in den: feindlichen Feuer unberührt blieb. Dicht vor dem Sturmangriff, als die Russen an: Horizont rechts znrückfluthctcn, ein Zeichen, daß die Angriffe bereits vorgingen, hielt cS einen nicht mehr in der Deckung, man erwartete doch jeden Moment den Befehl "" uns. Da achtete man nisw Mg feindlichen Kugeln, und doch eine so dicht bei meinem Ohr vorbei, daß ich direktes reißen von dem Luftdruck oc war aber nicht berührt. Es " Haupt wunderbar, wie oft geln durch Stock, Trinkbecher, 7 ster, Aerincl, Stiefel u. !- gehen und den Mann nicht v Traurig bin ich über de - eines Mannes: Sein Name V sei:, ein Deutsch-Däne von -M'N. Mir !i-,° dir auf, Nielsen und Jacobsc", zertrcnnlichen Freunde, er"! Gestalten, immer bereit, tig, immer zufrieden. aber bestiinintcs Wesen. E>> ihren Tornister, der innncr > Erforderlichen gefüllt, be große Sauberkeit und Ord . be. Sie sprachen häufig ' sannnen. Ich hatte besonn gerne, ohne daß ich cs zeigen durfte, um nicht a:u>e nein Zuge zu kränken. . Es war die Stacht, als "" M K. halten mußten, da die in der Dunkelheit mit eine"' hasten Feuer begrüßten. , n. Tage marschirt, galt es zu uns vor einen: Ucberfall ä . ren. So war es Aufgabe n ges, durch Aufstellung Posten zu lauschen und ZU .Mgß An: kommenden Morgen I der zweite nnd dritte Zug je-' pagnie links von: Dorfe B'' te sich nieder. Ter größere ncs Zuges blieb zunächst gj„ic. nur ein Theil lag mit i" ' Tie Russen schossen gut, Meter Entfernung, wurde" wnndct, darunter einer ane An- Zug. Er lag mst StreifsckM terkopf in der Linie, uns" erheben. Kaun: kan: die z,ck' durch die Linie, da traten M Freunde vor: „Wir hole" den: Feuer!" Ich dachte ft,,! lich wieder die beiden." Minntcn später lag R- vor Gehirn unverletzt, also "> i MtD lich. immerhin nicht beweg -xie doch in der Lage, zu sprei Beiden waren in: Feuer m ich war glücklich darüber. j/ sich bescheiden wieder zr" , > die Beiden beobachtet, ich l Freude daran. ,„ich Und dann kam Befehl meinem Zuge die befohlene Linie erreicht ich Befehl znm Eingrabe" hatte nnd die Linie übers" - sich plötzlich in: Feuer „Herr Feldwebel, da lieg - ; Es war Jacobscn, der "'' e rief. Ta sah ich ihn durchgekommen, sprnngwe'lc r ner Gruppe, bis in tue - lag er im Anschlag, als m gel von halb rechts durch " fis Ein leichtes „Oh!" daN" ' Kopf ans's Gewehr :'d ' da, als ob er schlief, von Klicks düng nichts zu sehen, Friedens in: Kriege. heiß durch nnd durch: Ich hatte sein treues Jacobscn, sein Freund. ~> nieder, er war nun all: - Tage später stand er grün im Gesicht pW'!'? „„.htc', gebrochen, krank, " Lazareth geschafft werd HM treue Gesichter sind fort ist unverheirathct. Jungfernfahrt N e w ?) o r k, 16. g neue Dampfer „Tiisca"' hie' „Anchor-Linie" traf l,e" seiner Jungfernfahrt w nnd Liverpool ein. Glasgow gebaut u'w > Placement von k 1-000 ,- Dampfer brachte 383 mehr als 3000 sack ,d' Thomas William, e" . W d-r !ich -ms d-, befand, sprang wahre"" reise über Bord nnd^u^ New Orleans, .lcc Ter „Mardi Gras"--""-. Abschluß der Carnev" > net, wurde heute lster ' chen prunkvollen Fest!' -j,iicl>t" gen. Geschäftshäuser, der Banniwoll-Börie, p nnd die Postämter bl" des Tages geschlossen- An: Morgen fand ncval-Paradc statt, ""jj,iic" ' von Theilnehmcri: K Art mitmarschirtem^^. Sarah Brrnhardt's , -ch. Bordeaux, S""" brnar (via Paris). xr"" F rah Bernhardt, die welche wegen einer, §o ,pc Knie in einen: weilt, verbrachte eine g ,irrste'' Zustand wird von ' ciiw stationär bezeichnet. Ü" die Möglichkeit bestehe"- ainputirt werden uw-