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2 Vou der Karpallrenschlacht. Wir der Ostrnvrch erstürmt wurdr. Tic Wirkung aus dir Kämpsr am Uzsokrrpaü. Das likbrrschwrmmiingcgrbiet im Südvsien. Oesterrei ch i s ch e s Kriegs presse - H a np 1 g u a r t i er, 20. April.-Tie aus deutschen und öster reichisch-ungarischen Truppen zusam mengesetzte Südarmee des Generals von Linsingen bat bei der Oisensive einen neuen wickckigen Erfolg errun gen. Nachdem die Armee über den Lhsapaß aus Tnctwlka und über den Fawornikipaß ans Tnchla vorgerückt war, nahm sie zwanzig Kilometer jenseits der Grenze Position ein. de reu Ausnützung durch starte russische Höstenslellungeil vestindert war. Eine der tausend Meter hohe Zwinin, wurde am 9. April von den Deut scheu erstürmt. Oestlich davon be stanpleteii sich die Russen weiter ani dem ungefähr gleich hoben und gleich unzugänglichen Ostrhvräi, der sich über dem anderen Orawanser erhebt. Diesen Berg, in dessen Schluchten noch tiefer Schnee gebänst ist, hatten die Russen, ähnlich wie den Zwinin, seit Monaten zu einer natürlichen Fe siimg ausgebaut, die nach iiienschli chem Ermessen niieiiiiiehmvar war. Aber wie es in dieseinEarpathentrieg trotz Bergen, Schnee und Kälte für die Verbündeten noch nie eine II n Möglichkeit gab, so bereitete auch diesmal die Truppe des Feldinar schallientcnants Peter Hosinaiiii su stematisch die Einnahme des Oslrh berdes vor. Sappe aus Sappe wur de gegen die allmählich ansteigenden > russischen Vorstclluiigen vorgetrieben.! Minenfelder gelegt und zur Erplo-j sion gebracht, wie nberhanbt in gro Bem Maßstabe . jene Taktik ange wandt. die sich mit allen Hilfsmit teln der modernen Miiiiertechnit an de Gegner herannrbeitct und die an der Westfront gang und gäbe ist, in den Karpathen aber erst neuerdings immer mehr zur Ausführung kommt. Nach sorgfältiger Vorbereitung wiir de gestern von Feldinarschalliente nnnt Hossmaiin der Stiirmaiigrisf ans die eigentliche Höheiislelliiiig an befohlen. Von der Basis- aus, die etwa durch den Slraßenzng Planste- Tnchla gekennzeichnet ist, drangen die österreichischen Truppen mit glänzen der Bravour siasfelweise und in meh reren glcizeitig eingesehteii Sturmco tonnen gegen die seindlichcnVerschan Zungen vor. die Stück sür Stück mit stürmender Hand genommen wurden. Automatisch schossen sich die Lücken wieder, welche die Geschosse der rns fischen Maschinengewehre in die An griffsreihen rissen. Vom unerschüt terlichen Willen zi Siege beseelt, bezwangen sie die Bergbängc und al le Hemmnisse, als würden sie von einer gewaltigen Faust emporgctra gcn. Nach tapferem Widerstand, der stellenweise immer wieder ansslaiiim te, räumten die Russen die Verschall znngcn und suchten ihr Heil in der Flucht, soweit sie nicht gefangen oder todt und verwundet die Gräben füll ten. Während so die hcldenmüthi gen österreichisch-ungarischen Trnp pen den Ostrnvrch erstürmten, waren die deutschen Abtheilungen des Feld marschallicutenaiits Hofmaiin links von ihnen und erstürmten die süd westlichen Abhänge nd Ausläufer des Ostryvrch, die sie vom Gegner säuberten. Ter Sieg war vollsiän dig. Hunderte von Todten deckten das- Gelände. Hundcte Gefangene wurden gemacht. Mit dem Zwinin und Ostrnnrch beherrscht die Siidar mee nunmehr das Orawathal, das ihm jetzt nach Belieben als Ansfall oder Sperrthor dienen kann. Au ßerdem dürste sich die Rückwirkung dieses- Erfolges- ans den westlich an schließenden Frontabschnitt im Raum von Uzsok günstig fühlbar machen. Denn der wieder aufgenommenen nd noch nicht abgeschlossenen Theil aktioii westlich und nordöstlich des Uzsoker-Passcs- ist sehr erhebliche Be deutung beiznmessen. Wie bekannt, gelang es den Russen Ende März, in der Tiiklcisenke bis Zboro u. Sztrop ko vorzustoßen, ohne das; sic aber de beabsichtigten Durchbruch vollenden konnten. Sic mußten sich damit be gnügen. sich aus den Bergen Kastelst vrch und Fackowa-Hora und dem süd lich vorgelagerten Höhenrücken Ma kovicza starte Stellungen zu schas sen. und verlegten das Scltzverge wicht ihres Angriffs in das östlich anschließende Gebiet des Lnpkow passes-, was die Truppen zu vorüber gehender Räumung der Biravalinie zwang. Nachdem das deutsche Bes kidencorps in den Kamps cstngearn fcn hatte, konnten die Verbündeten in dreitägiger Schlacht die gesaiiim ten Höheiisiellimgcn zurückerobern und behaupten seitdem westlich des Laborczathalcs die Höbe 108 östlich des Flusses, die Höhen 581. Trosin anSki. Uhlisko. Fawirska und Ko bia. Abermals setzten die Runen mit der ihnen eigenen Zähigkeit den Angriffshebel weiter östlich ein. in dem sic unter Umgehung des- 1900 Meter hoben Grenzberges Rnwka aus dem galiziiwen Quellgebiel de-: San in das ungarische Quellgebiel der Estrota vorstieße. Tie AngriisssreUe war geschickt ge wählt. Ein Vordringen im Ezirota lal ans Sziinia und Hmnoiina zu wurde nufere Stellungen am Luv lower Paß im Rücken bedroht haben. Diese Gefahr wurde durch den sür die t. ii. t. Truppen günstigen Ausfall der Gesichte bei Nagypolniih besei tig Tie Gefahr ist Bedrohung un serer Stellungen am llzsokee Paß in der linken Flanke und im Rücken der österreichisch ungarischen Armee. Tie k. >i. t. Truppen hatten hier die Hü ben Kiczerasokilsta. Ezerivonnvich, Bvczok, Szczawinka und Klewa imie, an die sich der von den Teutschen er stürmte Pvinin anschließt. Alle ge nannten Berge, deren Höhe zwischen achllnmdert und neimhundert Metern beträgt, liegen bereits aus der galizi scheu Seile im Quelleugebiel von San, Sin und Opor. Tie Runen beliaupteien demgegenüber die durch schniltlch glech hohen Berge Szains tietaruawstie, Tiircezkiiiizuie, Osten (nicht zu verwechseln mit dem er stürmten Ostrnmch und Fasowiez, westlich des Ilzsoter Passes. Nun beschreiben die Eisenbahn und die Paßstraße llugvar—Saiubor, dem Laus des Uiigslusse-s folgend, einen ! großen, östwärts- geöffneten Bogen, l der der Bahn zwanzig Kilometer ! laug in Wesloslrichlung parallel zum Greiiztaiiiiii führt. Gelänge es den Russen, dieses Bogeustück zu errei chen, sa wäre die llzsokstelluiig der Armeegruppe Szurman in noch hö herem Maße gefährdet, als die Lup towstclluiig bei seiudlichem Vordrin ge über Nagvpolaun hinaus-. Schon einmal hat Szuriiiah die Russen von der am Bahnbogeu gelegenen Sta tion Ezoiitos vertreiben müssen, und auch je.! zeigt seine Ausstellung das Bild einer gebogene Linie, in deren Fmieiiseite die Balmbiegung ver läuft. Tie Ausgabe, das Zwilchen gelände zwischen Laborczu, Czirota und llg zu behaupten, fällt dabei der Armee Böhin-Ermolli zu, die sich westlich an die Armeegruppe Sznr inan anschließt Oc-srlich wird Szur mäh durch die kpinbinirte Südarmee Linsiiigcns gesiutzsi die sich niit Er stürinniig des Zwinin und Oslrhvrch die Beherrschung des- Opor- und Ora watalgebietes gesichert bat. Ter bis herige Verlaus der Ereignisse bat die Zuversicht bestätigt, daß wie überall jo auch hier die Kaipathenstcllnngen von den Verbündete gegen alle noch so foreirten Zturmversnche der Rus sen gehalten werden. Während in de Lchiitzeiigräveu scharf und blutig gekämpft wird, bauen die Maiiuschafteu hinter der Front die Reservestelliingen und Eoniimmikatioueii aus. Ter seiner zeit von den t. u. k. Truppen ge sprengte 95 Meter hohe Balniviadukt bei Ezorbadomo südlich des llzsoker Passes ist von ihnen nicht wicderher gestellt, sondern durch eine genial er dachte Spitzkehre ersetzt worden. Tie übrigen Viadukte und Brücken wur den in Holzcoiistruktioiieii erneuert. Zur Beschaffung des briiötlüglen Balniholzes wurde ein großesTampf sägewerk im llngtbal von den Sol daten wieder in Betrieb gesetzt, wobei die Leibgurte! als Treibriemen, Eon serveiibüchscu als Oeler dienen. Ta die Hauptbahn jetzt einwandfrei slinktionirt, wurde eine selbstgebaule. mit Ochse und Pferden betriebene Feldbahn wieder ausgelassen. An der Bahnlinie steht den Soldaten ein eigener Badezug zur Verfügung, ne ben dem ein Panzerzng seiner weni ger harmlosen Bestimmung harrt. Trotz der schweren Verluste in den letzten Kämpfen ist die Stimmung unter den Truppen angesichts des herrlichen Frühlings-Wetters und der schäiicnLaiidschasr aus-gezeichnet. Nur die zahllosen verwesenden Russenlei cheii. die der schmelzende Schnee frei gibt und die die Luft verpesten, be einträchtigen die Wirkung des Frllh liiigSbildes. Regen und lieber schweinmniigeii habe im eigentlichen Karpathengebiet nachgelassen. Tage gen sind die Operationen in der Bu kowina und Südosigalizicii durch sic noch stark beeinträchtigt. Tort stehen die Schützengräben fußhoch unter Wasier, und es ist bewundernswertst, mit welchem verivüsilichcn Humor die Mannschaften sich immer wieder der Sisnplnisarbcit nnkerzieste, sie ausznschopscn. Zwischen den gegne rischen Fronten breitet sich ein drei Kilometer breites llcberschweni niungsgcbict aus wie ein See. aber über dieWasserslächc hinweg beschießt die österrcichisch-iingariichc Artillerie die russischen Stellungen. Tas Bom bardement gilt besonders den Stütz punkten. die dicßussen noch am Züd > liier des Tnjeslr innehaben, und zer- Ter Teutsche Correspondnrt, Baltimore, Md. Samstag, drn 15. Mai 1915. .. Ans Feldpostbriefe. „ . - - !>!, Vvu den verzweifelten Sturmnngrisfen der Franzosen. Einem Heim gekehrten gesällts bester im Schühcngraben als in Amerika. Leben der Feldsoldaten in Polen. H a m b n r g, 25. April. Von ' den verzweifelten Stiirmmigrissen! der Franzosen erzählt der iolgende> Briet: ! Agelüsticklich versuchen die Fan- - -osen mii verziveisistten Angrinen wieder gut zu machen, was Bruder i Ruß verbummelt. Mil mindestens Arineeevrps haben stei ein Armee-' corps von uns angegriffen. Alles ben ne zusammen gesucht. Ulanen, Dragoner, Kürassiere sind der Fnsanterie verireien gewesen.; Sie haven mit schwerer Artillerie so gründlich gearbeitet, das; imjere Brii- § der de vorderste Graben haben l räumen müssen. Der Angriff durch! die Fnsanterie ist dann mit dem Mn the der Verzweiflung ausgeführt worden. Aber dies ist wieder ein gefundenes Fressen sür mi'ere Kame raden gewesen. Wie inner Regi ments.Adjutant unserem Oberarzt erzählte, sollen thatsächlich Berge von Leichen das SchlachNcstd bedecken. Man schätzt die srauzästsche Verluste j zwischen 10,000 bis 50,000 an Tod- l ten und Verwundeten. Natürlich sind liniere Verluste auch schwer, aber im Verhältniß zu den Verlusten der Franzosen sollen die mn'rigen doch gering sein. Und die Hauvlsache isl! ja: Ein deutsches Arinceeorps hat l mindestens gegen fünf glänzend j standgehalten und denAngrils gründ-: lich zerschmettert. Dieser Angriff soll im ganzen Stellungskriege der größ te bisher gewesen sein. HoisenUich hat er Fofsre belehrt, daß ein Durch bruch durch den deutschen Tamm un möglich ist, und jeder weitere Versuch lediglich Wahnwitz und ein Verbre chen an Frankreich wäre. Lieber i in S ch ü tz e n g r a b e n, als in Amerika. Ein schönes Zeugnis; für die Oie siiiiiiiiig deutscher Krieger gibt der folgende Brief eines Kämpfers, der vordem lange im Auslande weilte: Glaube mir nicht, Mama, daß ich niedergeschlagen bin. Wenn man mit allen deutschen Truppen zusain men für sein Vaterland kämpf!, kann man nicht eiüniiitlngt sein. Manche Stunde, die ich in Amerika verlebt habe, war viel trauriger, als diese Kriegssiiiiidm. Fch siebe hundertmal lieber den fraiizöstschenKiigeln gegen über, als einer trostlose Melancho lie, einsam und verlassen ans einem sremden Erdtheil. Mir scheinen die Kämpfe liier in Feindesland leicht zu sein, gegenüber den schweren, seeli schen Kämpfen, durch die sich jeder tief einpjindende Mensch hindurch ringen muß, bevor er mit sich B'ibst zu der Rübe kommt, die allein ihm den Friede in sich selbst gibt und damit auch das großinöglichsle Glück. Und trotzdem glaube ich, das; dieser Krieg manchen großen und guten Einfluß ausübt. Man lern! genüg samer zu werden. Das- nutzlose Trum und Tran im Leben fällt fort. Man erkennt, daß alle Betäubungsmittel nichts nützen und mir allein die alten GriiudsäNc.' glücklich machen: Mutter liebe, Bruderliebe und Vaterlands liebe. Il ii v c r w ü stlicher H u m o r. Eine hübsche Zusammenfassung über das- Leben der Fcldsoldaten in Polen giebt der folgende Brief: Fa Eriiiaiigcstmig vernünftigen Briefpapiers greise ich zu einem re guirirtcu i-ussischeu Schalheit. Fch kaun gar kein Briefpapier gebrau chen, weil ich es nicht unterbringen kann. Fch denke nun, ich habe in meinem Tagebuch so viel geschrieben über Erlebtes, daß ich jetzt auch einmal etwas Allgemeinen sagen null über das Leben eines Feldsoldaten in Rns sisch-Poleii. Also Morgens- nin t llbr ist Auf stehen, dann ist nm 5 llbr Marschbe reitschaft z melden. Man krabbelt sich also hoch ans dem Stroh (Pferde mist, ohne zu übertreiben) oder von den blanken Holzdielen und stellt fest, das; es eine ruppige Kälte ist. Man mag die Hände der Kälte wegen nicht auS den Taschen nehmen. Nun tanzt man hin und her. um die eisigen Füße zu beleben. Vor dem Waschen hat man direkt Angst. Pninvcn gibt es nicht, der Brunnen ist vielleicht 2 Kilometer weit ab. Eimer gibt c? nicht, außerdem ist der Brunnen auch knüppeldick zugefroren. Waschen fäll! also ans. den auch nie Zeit ist nicht dazu da. Schnell den Mantel an, das. Koppel nm, Helm ans nd man ist ittürschserlig. An Kafsetrinken ist kein Gebaute, bat man noch einen Brotknusl, so nimmt man dazu einen Mund voll Schnee, fertig ist die Laube. — " ' ' störte mehrere, welche die russischen Besatzungen nur unter dem Zwange bedingungslosen Befehls noch halten. ! Leonb. Adelt, Krieg-Berichterstatter. Fetzt den Telepbonwagkn packen ! und anspannen, dabei ist es aber noch > slocküiistcr. „Anisitzen." dann geht es ! los. Die Angen sind noch dick vom ! Schloß die Füße gesiibllos, Hände i und Gesicht dreckig, aber man ge- I wölnit sich an Alles. Nun liegt hoher Schnee oder es ist > Glatteis auf der Landstraße, und wir -schließen uns vielleicht der 1. Batte ! rie mit unserem Wagen an. : Dann sich das- Schrecklichste die Stockungen in der Marschkolonne ei > ner Division. Wenn ein Wagen oder j Geschütz verunglückt, was- bei den Wegen leicht möglich ist, oder die ! Vorhut bat die feindliche Nachhut beistn Wickel, kann man stehen zwei bis drei, auch fünf Stunden und mehr. Von l l llbr bis 5 Uhr, ja bis 8 Uhr Abends- haben wir gestan den auf der Landstraße, ans freier polnischer Steppe, kein Windschutz als den kleinen Wagen oder die Pferde. 1 Mag man nicht mehr stehe und setzt l sich auf den Wagen, bums, hat man sofort Eisbeine. Was man an Woll decken hat, muß man den armen Pferden überlegen, sonst klappen ne bald ab. Da lernt man aber das § Fluchen, das sage ich Dir! ! Wenn man Glück hat, hält l. die j Feldküche, der man zugetheilt ist, in : angemessener Entfernung. 2. ist das Essen gerade fertig und 9. ist über haupt noch Essen da. Sonst muß man betteln gehen bei der Fnsante rie, wird rausgeschmissen usw. Fn zwjschen wird cs wieder dnntel. Borne brennt ein Dorf lichterloh und es sängt langsam an zu schneien. Die Kolonne setzt sich in Bewe gung. Die Todten liegen an der Straße. Nach drei Stunden sind wir vielleicht bei dem brennenden Dorfe, aber bleiben können wir hier nicht, denn cs brennt ja Alles; also, nach dem wir wieder zwei Stunden ge braucht haben, nm mit dem Revolver in der Hand die Hänier nach Kosa ken zu untersuchen, ziehen wir weiter. Zu sehen ist nichts. Man weiß auch nicht, woln und wie weit es noch geht. Es ist befohlen, zu marschiren, und man marschirt. Zv ach und nach fühlt man die Füße, die Knie, den Magen usw., dann toimiit die Tageszeit, wo man selbst zum Fluchen keine Lust mehr hat. Man macht sich daraus gefaßt, die Nacht aus der Straße zu verbrin gen. Haben wir Glück, so hat der RegiinentS-Eoinmandeiir schon Omar tier gesunden ii nächsten Dorf, das -7 Kilometer weit ist. Dann muß erst für die Offiziere gebeizt, Stroh ge schleppt, Stuben gesäubert werden, denn vielleicht sind erst vor zwei - Stunden die Russen ausgezogen, da gibt cs viel zu thun für die Ordnung, -Fiinge, Funge! Dann müssen die Pferde untergebracht, gesiittert nnb getränkt werden. Dann darf man sich fragen, wo lege ich jetzt mein müdeS Haupt bin? Man sucht, der Heubo den ist leer, denn wo die Russen wa ren, „da bat der Kaiser sein Recht verloren". Da bleibt also entweder der Stall oder die Küche im Wohn haus, zwar ist da kein Strob, aber dafür blanke Holzdielen als Unter tage. Fnzivischen ist cs vielleicht 1 bis 2 llbr Nacht-?. Legst Du Dich um 2 llbr hin, so schläfst 2 llbr 2 Minuten wie ein Reiher, das sage ich Dir. Aber wie lange! Fa, liebe Schwester, so ist cs- und nicht anders, daS versichere ich Dir! Drei bis vier Wochen isl cs uiiS so gegangen in Ostpreußen. Fetzt in Rußland haben wir allerdings etwas Rnlie. Verdammt Fuchlie! MaS macht eigentlich mein Bett? Wir kamen einmal Nachts 2 llbr in ein verlassenes russisches Dorf in'S Quartier, da schlief ich ganz allein mit einem Unteroffizier in einem Bett, d. h. Strohsack. Um l Uhr gilg eä wieder los. da konnte ich vor Flicken nicht marschfertig werden. Da ging es los. Dann kommt der zweite Punkt lm Programm des Fcldsoldaten. daS Geiecht, aber das- läßt sich nicht be schreiben, da-? mache ich später münd lich. Ausgerechnet heute ist Feiertag: Liebesgaben, Martctcnderwageii und Post sind zusammen eingetroffen: aber morgen früh um 5 Uhr soll der Feind angegriffen werden. Wir ha ben lange tcineGesangcncii gemacht.l Funge, Funge, denen soll es aber schlecht gelni, denn unsere Stellungen sind ausgezeichnet. „Wenn der Regieruugsrath die Waschfrau bestellt...." Vor der 5. Kammer des Berliner Kausmannsgerichis traten die R.schen Eheleute als Kläger gegen den Kauf mann S. auf, der unter der Bezeich- nnng Reiniguiigsiilslilut „Viktoria" in Berlin eine Anzahl Filialen be treibt. Eine dieser Filialen wurde vop den Klage erhebenden Eheleuten geleitet, und zwar lief der Anstel lungsvertrag bi-? zum 1. Oktober d. I. Im Einverständnis mit dem Be tlagten war der Ehemann tagsüber auch noch für ein anderes Ilnterneh men lbälig. Fm Januar d. F. ver ständigte nun der Kläger den Prin zipal, daß bei ihm Familienzuwachs in Aussicht stände. Der Chef ver langte darauf von den Eheleuten, daß sie Vertretung stellen sollten, und zwar sollte diese mindestens drei Ta ge vor der Entbindung ihren Dienst antreten eine Forderung, deren pünktliche Erfüllung nicht so ganz leicht ist. Trotzdem gelang sie in dem Falle. Am 1. Fannar stellte R. ein Dienstmädchen ein, pünktlich am 1. kam das Kind an; außerdem ver pflichtete N. am selben Tage noch ein Fräulein zur Führung des Geschäfts. Als wenige Stunden nach der Ent bindung der Geschäftsinhaber in der Filiale anklingelte, ging bei der be greiflichen Aufregung, in der sich die Familie befand, nur das Ticiislinäö chen au den Apparat. Diese That sache nahm der Chef zum Anlaß, den Eheleuten die Entlassung und die Fi liale sofort für geschlossen zu erklä ren. Fn der Verhandlung vertheidigte der Geschäftsinhaber seinen Stand Punkt damit, daß er dem Ehemann schon im Januar erklärt habe, er müsse eine fachmännisch gebildete Vertretung drei Tage vor der Geburt des Kindes anstellen. Ein Dienstinäd chen hätte aber den Fernsprecher nickst bedienen dürfe; die könne z. 8., wenn ein Regierungsrath per Tele Phon eine bestimmte Waschfrau ver langt, de größten Schaden anrich len. Tie Ehefrau wollte sogar die sich meldenden Waschfrauen vom Wochenbett aus abfertigen: schon das hätte ihn zur sofortigen Entlassung berechtigt. DaS stausiiiannsgerickp vermochte den Staiidpiintt des Be klagten nicht zu theilen, es war viel mehr der Ansicht, daß dessen Verhol ten eine große Härle für die Eheleute bedeutete. ES sei zu berücksichtigen, daß der Anlaß öeS Eonfliktes nicht in bösem Willen der Kläger, sondern in einem elementaren Ereignis; zu su chen sei. — Auf Anrathen des Richter Collegiums unterwarfen sich die Par Wien einem Schiedsspruch, nach wel cheni die Kläger eine Entschädigung von 100 Mark erhalten und die Fi liale unter Leitung der Kläger sofort wieder geöffnet und bis Vertragsab lauf fortgeführt wird. Preußische „Barbaren". Wie sehr deutsche Truppen bemüht sind, Kunstwerke in Feindesland vor Vernichtung zu bewahren, wenn nur die Feinde sie selbst nicht niuthivillig der Zerstörung aussetzen, ist bekannt, weniger aber, das; sie auch srüber schon so bandelten und daß inan in dieser Beziehung von einer ehrenvol len Tradition sprechen kann. Die dentjchen Grundsätze über die Be bandlung von Kunstwerken bat kein Geringerer als der General-Feld marichalt Bülow von Dennewitz aus gesprochen. Nach der Einnahme bon Paris hatte nämlich Blücher die „Brücke von Fcna" sprengen lassen, obgleich der Gesandte Gras v. Goltz, ehemals Blncher's Adjutant, Hum boldt n. A. heftig Einspruch erhoben. Nun gesellte sich auch Bülow zu ihnen und schrieb an den Lieger von Aabl statt folgenden Brief: „Euer Durch laucht werden eS mir verzeihen, daß ich über einen Gegenstand, der in An sehung nuferer Verbindungen mit an deren Mächten von Folgen sein taun. vertraulich meine Meinung sage. Es betrifft die Sprengung der Brücke von Fena. Kunstwerke ;n vernichten, wenn nicht ein wesentlicher Zweck da durch erreicht wird, kann man im All gemeinen nicht billige, und so ist es wohl liier der Fall; denn ich bin fest überzeugt, daß dieser Schritt nicht allein von unseren Alliirtc. sondern auch von unserem Monarchen selbst gemißbilligt wird. Nach meiner Mei nung muß man die Fnschristen, wel che die Arroganz Napoleons hervor gebracht hat, vernichten, das- Werk aber nicht. Der Charakter unserer Nation erscheint größer und edler, wenn man über so etwas sich hinweg setzt. Wir haben io viel Großes ge thau, daß wir ans die Prahlerei und Eitelkeit anderer Völker nickst achten dürfen, wohl aber bleibt cs gcfäbr lich, den Haß der Nationen sich zuzu ziehen." Die Brücke stellt bekanntlich noch heute. Vom Kriegsschauplatz. Was- daS französische Kriegshnre a u sag t. Paris, 11. Mai. Das sranzö fische Kriegsburean veröffentlichte heute Nachmittag das nachstehende Conmiunigue über die Ereignisse im westlichen Kricgsthcatcr: „Es hat seit gestern Morgen ohne Unterbrechung geregnet. Gestern Abend haben wir, trotzdem wir durch de nassen und schlüpsrigen Bode sehr behindert waren, mehrere deut sche Schützengräben südwestlich von Lonchez besetzt und wir haben auf der östlichen Front von Loos nach Ar ras alle gestern gemachten Gewinne behauptet. Fm Thäte der Aisne haben wir gestern viele deutsche Blockhäuser zer stört und mehrere Schützengräben de inolirt." R n s s ische B etracht u n g e n über Lage im Tuen. Pctrogra d, 11. Mai. Tie Russen sind aus starke strategische Stellungen am Flusse San zurückge fallen, der durch MittebGalizien von Norden nach Süden stießt. Sie bal len ferner den deutschen Vorsioßver such durch Westgalizieii sür vollstän dig beendet. Tie Ankunft frischer russischer Truppen, die mit den deut schen Flaiiteiitriippen in Berührung gekommen sind, haben den ans das Eeutrum ausgeübten Truck beseitigt. Diese Angriffe, die mit Hülse der Ge i birgsartillcrie ausgeführt wurden, zeichneten sich durch besondere Hart näckigkeit ans. Tie Thätigkeit der Russen in den letzten Tagen an der Front in Polen, in der Gegend von Skiorniewice und Rawa, rührte an geblich von der russischen Absicht her, die deutschen Truppen in ihren Stel lungen zu halten, und deren Verwen dung in anderen Theile des.stampf Platzes unmöglich zu machen. Ter russische Rückzug von Lnpkow war ei-, ne Folge des ungeheueren Druckes, den die Teutschen aus die blosgelegte! russische Stellung ans dem rechten j Flügel ausübten. Dieser Flügel! stand bei Wisloka, 20 Meilen östlich! von Tornow. Jetzt ist er start ver schanzt worden. Mit dem Ziimstehenkoiiimen der deutschen Vorwärtsbewegung in öst licher Richtung, zwischen Weichsel und starpatbeu, machte sich gleichzeitig ei ne neue deutsch-österreichische Offen sine in der Richtung auf de Stry u. den llzsock Paß bemerkbar. Dies ging daraus hervor, daß deutsche Truppen durch Lnpkow in östlicher Richtung traiisportirt wurden. An gesichts dieses deutschen Planes mes sen die Russen ihren Erfolgen in der Gegend jenseits der Dniester große, Bedeutung bei. wo sie eine -Io Meilen breite Front zwischen Oberthn und Ezernowitz halten. Weiler nördlich gelang es den Russen, die Teutschen in der Linie Mitau stälmo zum Ste hen zu bringen, und sie aus Ragola .zv drängen, das halbwegs zwischen stovno und Rossiena liegt. Die grv Ben Getreidespeicher von Libau sollen angeblich vor der Besetzung der Stadt durch die Deutschen geleert worden sein. „Taube "wirft Bombe. L o n d o ii, l-l. Mai. Eine Reu ter Depesche von Vmuiden. Holland, bringt eine Meldung des holländi schen Mischer - Dampfers „Sgraven- Hage," das; ein deutscher „Taube"- Aeroplan drei Bomben nach dem Dampfer warf, obwohl daS Schiss die holländische Flagge zeigte. Tie Bomben sielen in die See und explo dirten. ohne Schaden anzurichten. französische Handels- Verl u st e. Paris, l 4. Mai. Fraiikrcich's Einfuhr ist im ersten Quartal des FahrcS 1916 um 812.000.000 Francs gegen dieselbe Zeit im Vor jahre zurück gegangen. Tie Ausfuhr ist in derselben Zeit nm 1,291,000, 000 Francs gefallen. Ter ganze Rückgaiig entfällt auf Rohinateria. lien. Tie Einfuhr von fertig gestell ten Artikeln ist in demselben Quar tal um 199.000,000 FrcS. gewachsen. Die Ziffern für den April bcwei sen, daß sich die Einfuhr, verglichen mit der Einfuhr im April vorigen Jahres, um 101.000,000 Francs ge steigert bat. Darunter befinden sich 6,000,000 Francs für Nalnungsmil tcl. Die Ausfuhr ist in diesem Mo nat um 922.000,000 Francs zurück gegangen. Fast alle importirte Fa brikwaare kam ans den Vereinigten Staaten. Glücklich in Damaskus gelandet. Damaskus, Syrien, via Lau l don, 11. Mai. Lieutenant von! Mücke und die kleine Abtheilung des i Kreuzers „Emden." welchen es gelun-! gen ist. zu entkommen, als das deut- l sche Schiff am >O. November im in-1 dischen Ozean versekt wurde, ist s nach sechsmonatlichen abenteuerliche Fahrten und Laiidreisen hier ange kommenen. Tie Zahl der Eingetrof fenen beträgt 50. Lieutenant von Mücke'S erste Frage war. ob er das eiserne Kreuz crhal te habe. Er und seine Leute waren hoch erfreut zu hören, das; man sie in Deutschland als Helden betrachte und daß Jeder die so sehnlich er wünschte Auszeichnung erhalten habe. Ter Lieutenant erklärte, sein einzi ger Wunsch sei nun, ein Kommando in der Nordsee zu erhalten. > Kürzlich war gemeldet worden, daß die entkommene Abtheilung auf dem I eroberten japanischen Schoöner „Ay-1 sha" in dem arabischen Hafen Lidd I angekommen sei und das; sie von da nach Tamaskus aufgebrochen sei. Tie kleine tapfere Truppe mußte, ehe sie die Bahn erreichte, mit feindlichen arabischen Stämmen Kämpfe be flehen. K eine u n mittel ba r e (i) e f a !) r vorbände n. Pari-:-, 11. Mai. Ein Tele gramm an die Havas-Agentur ans Silben besagt, das; die Merzte, die den König Konstantin behandeln, beute Abend eine Eonsultation abhalten werden, Fn der griechischen Ge sandtschaft in Paris wurde erklärt, daß nach den letzten Berichten der all gemeine Zustand des Königs befrie digend, und das; das Ueber „verhält nißmäßig gering" sei. K ö n i g K o n st anti n's E r k r n ii k n n g. Land o ii, It. Mai. — Eine De pesche der „Exchange Telegraph Co." ane Athen meldet, das; König .Hon stantin ernstlich erkrankt isl, die Krankheit aber ihren normalen Per lauf nimmt. Cr soll an Brustfell Entzündung leiden, die sich als Folge einer Erkältung einstellte. Heute wurde in allen Kirchen um die Wie derhersiellung des Honigs gebetet. Aus dem Felde der Ehre gefallen. Land o ii. 1 >. Mai. Es wird bekannt gemacht, das; Lord Te Greiwe und sein Bruder, Hon. George Philip Kreuch, im Kriege gefallen sind. Ter Erstgenannte, in 1879 geboren, war i früher Lieutenant im königlichen Fii sielier Regiment. trat aber in 1905 ! als Hon. Arthur Reginatv Kreuch ! auS der Armee aus und ging nach ! den Per. Staaten, wo er als Gemei ner in'S 8. Infanterie Regiment ein trat. Fn 1919 starb sein Vater und er erbte dann den Titel Lord Te Freyne. Fndussirt. Tie Haltung der amerikanischen Re gierung.- Wie i der vom Prä sidenten abgefaßte Protest-Note ausgedrückt. T p r i n g s i e l d, Ftl., 11. Mai. „Ter Präsident nud seme Rathgeber in Washington haben mit äußerster i Vorsicht und Ueberlegung gebandelt," sagte Gouverneur Edivard F. Tniins. „Tie haben einfach dsi Stellung der Republik hinsichtlich' von Leben und Rechten ihrer Bürger sor mulirt, nachdem genügende Zeit ver sirichen war, um Pernunsl und Recht die Oberhand über Schreck und Aus regung über den Verlust so vieler amerikanischer Menschenleben gewin nen zu lassen. Tie amerikanische Ra tion hat durch ge sprochen und die patriotische Bürger > schast der Republik steht lopal hinter ihm und wird ihn bis zum Ende un terstützen." . „Ten Forderungen der Stunde gerecht." Franksort, Kil-i-ck ). Mai. —- (Gouverneur Haines V. McErearp von Keiitucku sagte: „Fch glaube, Präsident Wilson hat in der heute veröffentlichten Erklärung Patriotis mus, Gerechtigkeitssinn u. Enlschlos senbeit bewiesen. Des Präsidenten Vorlegung scheint mir Positiv, fest, unisaßlich und den Ansorderungen der Stunde entsprechend zu sein." „W e n i g c r würde ent täuscht habe ." Topeka, .Hans., l l.Mai. —Gou- verneur Arthur Capper von Kansas j erklärte heute bezüglich der Rote des Präsidenten an Deutschland: „Tic Ration wird den Fnhalt der festen und siarken Rote au Teutsch land und die Mäßigung und Höflich keit, mit welchen sic abgefaßt ist, bil ligen. Tic Note ist umso eindrucks voller wegen ihrer mäßigen und zu rückhaltenden Sprache, des Geistes der Freundschaft und deö Vertrauens aus Gerechtigkeit am Ende und das Wohlwollen der deutsche Regierung. Weniger, als der Präsident in die ser wichtigen Botschaft der deutschen Regierung mitgetheilt hat, würde dem Gefühl der großen Lchwierigkei ten, welche wir durch die ganze llu i tcrsceboot-Eampagne der deutschen j Marine erlitte haben, nicht gerecht ! geworden sein, und mehr ist nicht er > forderlich, um das Prestige der ame > rikanischcn Ration und die Tclbstach ! tung derselben vor der Welt aufrecht zu erhalten. Alle Amerikaner wer den hassen, daß die deutsche Regle rung die vernunftgemäßen Forderiui gen, wie sie in der Note auseinander gesetzt sind, bewilligen wird." Was der Gouverneur von Maryland sagt. Phil. Lee Goldsborough, der Gon vcrneur von Maryland, der sich zur Zeit aus der Reise nach der Ausstel lung in San Francisco befindet, machte gestern in Los Angeles, Cal., den folgenden Commcntar zu der Note des Präsidenten: „Es ist die / Pflicht eines jeden amerikanischen Bürgers, den Präsidenten in seiner I Stellung loyal zu unterstützen, und § ich bin überzeugt, der amerikanische l Patriotismus versichert dies."