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2 Bei rlncr Vcrlhcilnng von kiscrncn Kreuzen. Einem Sterbenden wird das Ehrenzeichen nn Lazarett nn die Brust ge — xsj,i Schneider niinmt ein feindliches Mnschincn-Ge wehr und läßt sich von grsangcnen Russen den Mechanismus erklären. Lodz, 2ö. Avril. „Schon die! Adendglockeu klangen" ~, G.m; stimmt es nicht damit. Eines st-blt, dazu: gerade die Glocken nämlich. ! Tenn die Glockknstuben der Tbürme iii den Ortschaften rimst-mn und mit ihnen die eliernen Hecrrnier des Friedens lind längst l'enintcrgeschoi sen: gar zu 01l ist die Kriegsstirst- im Kampfe um Polen über das Land dahingehrausl. seit man die letzte Ernte barg. Und mit dem Pfarrer bat sich der Glöckner schon vor Mo ! iiaten davon gemacht. Aber dennoch liegt etwas von der feierlichen Stimmung des unver- l gleichlichcn Kreutzcr'schen Fbors über: der von verlassenen Schützengräben, dvrchwiililten Flur, durch die ick; da himvandle. Was sich ringsum breite! ! ist nur endloses, branngranes. zer- > simiipstes und zerfahrenes todtes j Kartosclland. mit öden Brachen da- j zwilchen. Hier und da ein düsteres! Kiest-rnwäldchen: und noch nirgends, wirkliches grünes Grün. Fn den Tör- fern trostlose Ruinen und Brand-, slätten in schwerer Menge: das alles siebt nicht gerade ans wie eine Ein-! ladmig zu gerul'igcm Verweilen und j zu holder Rast „bis der Marge,inst i erschallt". Und doch liegt etwas wie j eine ganz leise Verheißung sür dieses j „morgen", liegt etwas wie Früh! lingsslimmung über dem Land. Tie- Sonne bat den Tag über geschienen,! ziemlich warm sogar, und erst ganz s kürzlich ist sie unter den Horizont gesunken. Durch den Abend kommt in schar fein Trabe ein Offizier daher. „Na- / n, Herr Rittmeister? So spät noch? , Und zur Tischzeit?" Es ist der Ad-! julanl der Division. „Fch habe es lehr eilig! Best-lst des, Herrn Generals! Es sind Eiserne Kreuze angekommen. Fch reite hin über nach dem Feldlazarett,, einem Schwer-verwundeten seines zu brin gen. Dem armen Kerl gebt es sehr schlecht Bauchschuß. Fch soll st'bc-ii. ihn noch am Leben zu treffen . . . ." Und er reitet weiter. Eiserne Kreuze? Richtig! Davon habe ich schon gebärt, ehe ich fortging. Auch, daß der Oberst des Fusaiiterie-Regi mkists, dessen Stab im nächsten Torfe liegt, welche erhalten hat und sie Abends vertheilen will. Vielleicht komme ich noch zurecht dazu. Tas Regiment wie seine Bri gade, die Division und das gaiize Eorps nimmt einen höchst ruhm vollen Platz ein in der Geschichte des Feldzuges i Pole. Es diene viel Thüringer in stm>: aus dem Wege kiiiiist'er gebt mir eine kleine Erinne rung von der Wiisterstihrt des Kar iers nach Polen her durch den Kopf, in der cs eine Rolle spielt. Eine Ab ordnung des Regiments um der Fahne war an jenem Sonntag an der Landstraße dicht vor dem Schlosse, der Radziwstl. dem Ziel der Kaiser- j fahrt, austnarschirt, und der Kaiser - schritt ihre Stirn ab. ES waren aus- > schließlich Träger des Kreuzes von! Eisen. „Wofür haben Sie das Kreuz be kommen?" fragte der Kaiser eine Mann. „Film Heehe lninderleinniidochtzig, Eiv. Majestät", sächselte der Angere. dete stramm i der besonderen tbü ringi-chc-n Klangfarbe. „Und Sie?" Dieselbe Antwort. „So, so!" Ter .Kaiser nickte und schritt weiter. „lind Sie?" Auch der dritte Manu trug sein Kreuz „sihr Heehe huuderteiuuud ochrzig!" „Ach was? Für Höhe ll? Na, wo war den das eigentlich?" fragte der Kaiser. „Am Kerchhose, Em. Masesiät!" gab der wackere Kriegsiimiin zurück. Daß der allerhöchste Kriegsherr viel leicht nicht ganz genau darüber nn lerrichtet sei könnte, welche Rvile gerade die Höbe 181 und der Kirch hof aus ihr in den Kämpfe um Lodz gespielt hat, und daß er sich demgemäß erst nach der Lage der er steren erkundigen mußte, das war ein Gedanke, der dem tapferen Re servisten offenbar völlig fern lag. Höhe 181! Wer sollte sie nicht ken nen? Sie liegt bei Lntomiersk, süd lich von Bcchize, und beherrscht den dortigen Nerübcrgang. Am 2. De zember hatte sic das Regiment ge stürmt und sie dann drei Tage lang in blutigem Ringen gegen einen überlegenen Feind gehalten. Davon, daß es sich nicht werten ließ, hing sür Alles, was von uns noch rcchts vom Ner focht, nicht viel weniger als Alles ab. Seither hat das Regiment ! noch webr als einmal a heißen Ta - gen mit dem Runen die Klinge ge ! treust. Nie wieder an so angensäl ! lig entscheidendem Pimkle. T.irmn belrachtet jeder im Regiment die Tage von Höbe Idst als das große Ereigniß des Feldzuges in seinem bisherige Verlaus überhaupt und diese selbst unter der klemen Zister der deutschen Generalstabskarte, nach der man ist- im Regimen! benennt, I als weltbekannt So gebt es im ! übrigen jeder einzelnen Truppe mik ' ibren Schlachtst-Idern und ibren gro ! Ben Tagen . und doch hat die Welt i aus Gründen, die ihre Berechtigung ! haben mögen, bisher von Zeit und ' Ort so mancher Heldenthat nur st-br ! wenig verraltien bekommen. Es mag l'ier dabingrstellt bleiben, j ob nicht etwa die neuesten Ergeb- nisse seit dem Kaiserlage von - Nichorow sind nun mich schon zehn ! Wockien ins Land gegangen in j der Ein'chcitznng durch das Regiment ' mit der Erinnerung an jene Tczem- berlage einigermaßen in Wettbewerb ! getreten sind. Fch weis; es nicht, j möglich wäre es. Tenn es bat mich ! neuerdings wieder tüchtig berange- mußt „ganz klotzig" sogar, wie > die Leute ans Befragen versichern. § Tas Blut so manches von Tenen. die ! damals bei Nst-borow ans ihre Er ! lebnisse bei „Heehe himderteimind § ochlzig"" noch so siel; waren, hat seit i her aufgehört, durch die jnngenAdern lzu pulsen. Tasür sind denn auch neue Eiserne Kreuze eingetrosst-u. ehe die, die heute ausgegebe wer den und dazu eine ganze Anzahl ! sachsen-weimansche Medaillen, dst ! der Groß Herzog geschickt hat. Fm ! Ganzen sollen st>> Kreuze und öi> M'e daillen vertheilt iverden. Als ich etwas verspätet an i Ort und Stelle eintreffe, ist die Ver theilung in vollem Gange. Auch wei sst- nur als Zeuge mitmacht, wird den Abend nicht so leicht vergessen. Wer die Armee nur in der Heimath und im Frieden gesehen hat, der kennt sie nicht! Man muß sie sehen, wo sie ganz unter sich ist, wie hier im Felde! Fn wie selbstverständlicher Harinonie wenigslens bei der kämpfenden Truppe der ganze Apparat von oben bis mite siic-iuaiider greift! Wie Feder die Stellung des Andern achtet, wie der Vorgesetzte im Unter geheueu immer in erster Linie den Soldaten und damit de Kameraden sicht, der Soldat im Vorgesetzten den Manu, dessen Wort l'ediugimgslos gilt, dessen Vorzugsstellung einer Be gründung nicht bedarf, und der da ! sür de Löweuaiitheil der Gesapr auf sich nimmt, wenn es vorwärts geht gegen den Feind! Vorwärts gegen den Allesbezwingcr Tod, der sie alle Beiden, den Prinzen, der hci'm Regt ment Dienst tlmt, wie den Ackertnecht, vielleicht schon im nächsten Augenblick als die entseelte eines, der war, ge nieinsain auf dieselbe Decke strecken ! wird! Wie da alle Pose von den > Menschen fällt, wie die militärische Form den Verkehr nicht erschwert, j sondern erleichtert, wie alle Persön licht'eitswerthe neben ihr Raum ha ben. wie ein Tadel den, den er trifft, zur Eintebr und zuin Nachdenken veranlaßt, und wie ein Lob das Ange ohne alles Getlme in Stolz und Freu- deaistleuchten läßt! Und mm erst eine Auszeichnung für die Dauer, die dem. der sie erhält, keiner wieder neh men taun! Seht Euch an, wie die Leute dastehen, wenn sie sie bekom men! Wer der Abschaffung solcher Auszeichnung daun noch das Wort reden kann, der weis; nichts von den Menschen, weiß insbesondere nichts von stiren guten Eigenschaften und ist entweder ein Narr oder ein Gries gram! Ter Oberst, der die Auszeichnn ge vertbeilt und dessen Hühnenge statt Alle um Kopfeslänge überragt, macht, wo er es angezeigt findet, eine Bemerkiing dazu. „Sie kenn ich. Sie waren das, der bei Tonibic die famose Meldung brachte." „Wa ren Sie das nicht, der neulich mit dem Mnnitionskarren an der Piliza in dem tollen Feuer bis in die vor derste Linie fuhr? Tas war ei tüch tiges Stück, mein Sohn. Es war höchstc Zeit! Sie hätten sich sonst verschossen vorn! Wir trafen uns noch an der Ecke der Wassermühle. Erinnern Sie sich. Was sind Sie im Eivil? „Sie auch da. mein Fuiige? Na, das freut mich, nach den Tänzen, die wir anderweitig mit einander gehabt haben! Sie wissen doch, wie ick meine? Sind aber trotz dem ein ordentlicher Mann, wie ich sehe." „Sic sind Einjähriger? Fch freue mich ausrichtig, wieder ein mal einen Einjährigen des Regi ments zu Gesicht zu bekommen. Es Ter Teutsche üvrrespondeut, Baltimore, Md., Montng, den 17. Mai UNk). ist lange her, daß ich einen gesehen habe. Fhre.Kameraden, ach. wo sind sie bin! Sie sind Fenenser Student?" „Kriegsfreiwilliger? 17 Fahre? Schon befreiter? Und zu dem Eifer neu Kreuz nun auch noch die Me daille ? Sie sind ein Fange, der das Herz ans dem rechten Fleck bat und ans dem etwas werden taun im Le bc-ii. Fcki gratulier- Fbnen!" Und der eine ist Friseurgeliülst- !m rotben Feim, und der andere ein tav'eres Sclmeiderleiii aus Eisenach, und da steht ein Betriebsleiter ans dem Miisensitze Weimar, und der da ist -Wirthschaft-:- Eleve ans dem Sctste sischen. Und der Kricgssreiivstlige liat als Stellmacher im Geschäfte sei es Vaters nächstens ausgelernt. Einer, ein Reservist, ist bereits mehrfacher Pater, und ein anderer erwartet Familie -„hoffentlich wird es ein so braver Bengel, wie Sie ei ner gewesen sein müssen, nach Fhren, Benehmen vor dem Feind!" Einer will nach dem Kriege heiratlien „sehen Sie zu, daß Sie dann zu der Medaille des Herrn Großherzogs ach noch das Eiserne Kreuz beim bringen!" die meisten aber sind, wie sie wenigstens behaupten, in weiblicher Beziehung in keiner Weise sesrgelegt. „Das ist verhältnißmäßig das Angenehmste sür einen Soldaten vor dem Feinde!" meinte der Herr Oberst in einem Falle. Fcki habe nie Fernanden bei Mond schein so stolz grienen sehen, wie hin tcrher de bartlosen Füugling, mit dein der Herr Oberst die „Tänze" gebabt batte. Erstens, das; der „Al 1e" sich seiner sruberen „That" und damit seiner werthen Person über hanpt erinnert und dann, daß er ihn trotz dieser Tbat gelobt hatte! Er hatte es sich einmal geleistet, als Fernsvrech-Ordonnanz einznsckilast-ii thatsächlich eine üble Sache im Felde! 11. Ans die Frage nach dem „wer?" folgt dann regelmäßig die nach dein „wie?" „Womit sie die ilmeii vcr liebem- Auszeichnung die natür lich bereits feststand in erster Linie verdient zu haben glaubten?" Uno nun packten die Leute aus und >ver zichörte, mußte zugestehe, daß mit den Kreuzen und Medaillen wahr hastig nicht geschlendert wird. Bald -chwirrt mir der Kopf vor Heldentliaten. Tas Merkwürdigste ist, das; all die Geschichten walir sind. Sie sind c'--- > der Timt-, denn die K.ueradbM insbesondere die. deren Brust einstweilen noch nngeschmückt ist, üben scharst- Aussicht gegenüber etwaiger Dichtung. Ten Versuch, Alles, was ich böre. im .Kopie zu be halten, stecke ich nett aus. Was auS dem Wirbeltauze von Schleichpa trouillen, Patronilk-ngänge über unmögliches Gelände biniveg, Her aus!,anen Abgeschnittener. Eindrin gen Einzelner in st-indlicbe Gräben. Gefangennahmen der wildc-üen Art schließlich bei mir hasten bleibt allzu viel ist es nicht! Ta ist die Geschichte mit dem Maschinengewehr, das Einer irre ich nicht, das la viere Schneiderlein als Gesreiler mit etlichen Kameraden bei'm Ein dringen in den st-indlichen Schützen graben erobert batte. Ter Gesrcile drehte das Geschütz gegen den Feind, kam aber mit der Beschießung nicht zu Rande, da er den Mechanismus nicht tamitc. Ta erboten sich zwei Russell, die von der Bcdiemmgs maun'chatt übrig und nach tapferer Webr gefangen genommen waren, zu seiner großen Ueberraschulig. durch Zeichen, ibm ;u zeigen, was er zu thun habe. Selbstverständlich nahm der Gesre-le au, und nach kurzem, gemeinsame Hanliren liämmerke das Gewebt- so ganz lustig ans den Feind ein. Ter Friesur nus Fena - oder war es der „Ockouomikcr" aus Schlesien? konnte sich rühmen, bei einem wilden Haiidgenieuge „drei Russen erschlage, zwei er stochen und eine erschossen" zu ha be. Einer batte als Einzelgänger eine feindliche Pnlroiiille überfallen und sie, einen Unterossizier und sie ben Mann liech, als Gefangene ein gebacht. Ten achte Mann, der ur sprünglich auch noch dazu gebörle. hatte er niedergestoßen, woraus die übrigen die Hände hoch hoben. Ter Einzige. dessen Namen ich behalten habe, in der Musketier Kolbe von der 2. Eompagnie. Er mar es, der den armen Lieutenant v. H. nicht tm Stiche ließ, als er Um, bei'm Zurück geben aus den eigenen Schützengra ben nach abgeschlagenem Sturme aut den des Feindes, schwer werwimdei mitten zwischen beiden Gräben vor fand. Er blieb bei dem bnlflosen Offizier, legte ibm. so gut cs ginge, einen Notliverband an. und als der Lieutenant, wie das bei Verwimde ken infolge des Blutverlustes und de? Schwächegestihls oft vorkommt, hung rig wurde, machte er ihm Eonserveu sleisch warm und fütterte ihn damit.! Er stellte die Buchst- dabei über zwei Kerzenstummel, die er zufällig bei sich hatte. All' dies mußte der Wackere inmitten des Ltrichst-uers, das zwi- scheu den Gräben bin- und herging, im Liegen und mit größter Vorsicht zu Wege bringen: sowie die Russen merkten, daß die vermeintlich Todten sich bewegten, wäre er und sein Schützling oline ii-oilerc.- durchlöchert gewest- wie ein Sieb. Zwölf gual volle Stunden mussten die Beiden so mitten zivischeu Freund und Feind! und von beiden tzcdrolii verbringen, bis dam, das Bataillon den Sturm wiederholte und den stündlichen Gra ben nahm. Tie Erzählung Kolbe's ist eine Te rer, die den Oberst veranlassen, sich zu dem Tssizier-Stellvertreter mir der Weisting „Für die Rrgüiientsge schichle!" umzuwenden. Ter notirr dann jedesmal den Namen des Man nes und den Thatbestand in ein p.mr Slichivorten. Tas Regiment besitzt, auf Grund einer Anordnung des Obersten, neben dem mntlichen Kriegstagebuch ei Kriegsarchiv. 'st ich es anderswo noch nicht gefeben habe. Es wird dereinst der Kriegs forschimg, wie der voltslliümlichen Tarsteltnng des Krieges gleich iverlb volle Beiträge liefern. Feder Ange hörige des Regiments, der ein deson ders tzemerkenswertbes Kric-gscrleb niß hat, erhält den Befehl, es in ei genhändiger Niederfchrist dem Regi ment einzureichen. Unter Teni, was eingehl. sind ganz musterhafte Tar slellmigen. Nicht ohne limiioristi schen Beigeschmack ist die Schild deriing, die der Oi'izierstellvertreter Rabeslein so von der berühmten Pa troinlle gibt, durch die er ane st Te zember feststellte, daß Lodz vom Feinde verlassen war. Sie gehört zwar eigentlich nicht hierher, dennoch will ich ihren Fnlialt tnrz erwähnen. Tie russischen Schützengräben waren frühmorgens vom Feinde geräumt. Rahestein erhielt den Auftrag, mit ei ner starken Patrouille vorzugeben und festzustellen, ob noch Trnvpen in der Stadt seien. Er kam bis zum Slraßenbalmlios ohne Widerstand zu finden, sandte Meldung mich rück wärts und bestieg eine Straßen bahnwagen, den er dort zur Abfahrt bereit vorfand. Vorder- und Hinter plattsorm wurden mit seine Leuten besetzt: er selbst nahm, den Revolve-- in der Hand, den Platz neben dem Fahrer ein. Unter dem scharfen Ans ing und dgs Gewehr im Anschlag ging die Reise los. So kam die Pa trouille ans den Neuen Markt und vor'-s Rasthaus, wo sie einigen Nike lans->turassire begegnete, die an-s anderer Richtung eingeritten waren Vom Feinde keine Spur! Fn dein Sitzungssaal des Rathlianses waren die Väter der Stadt versammelt. Rahestein erschien im Saal, befahl ihnen, die weiße Flagge auszuziehen, und erklärte, daß er von der Stadk im Nmne des Obercommandirendeii der !. Armee Besitz ergreife. Ein Theil seiner Leute machte sich an das Al'snchen der Nachbarschaft mit dort versteckte Russen bin. Mit gutem Erfolg: eine ganze Anzahl Gefange ner wurde eingel'racht. Tie andere besetzken die Mäudiing der in den Platz einlansenden wichtigsten Ver kelirsstraßen. Fbr Herr und Meister harrte nterdessen seiner Vorschrift gemäß auf den Einmarsch des Regi ments und verwandte diese Zeit noch insofern nützlich, sich einstweilen höchst kaltblütig bei'm nächsten Bar hier die Haare schneiden zu lassen. Er ist seither längst Offizier! Ad. Ziininer m a n n. Kriegsberichterslatter. Fi Gefängniß erschossen. Fo r l Wor t h, Texas.. < ist Mai. Ter G Fahre alte F. W. Gilpi wurde im hiesigen Eomitn Gefängnis; von Tee Estes. einem Anwalt und Politiker, erschossen. Gilpin war unter der Anschuldigung verhaftet worden, die zwölfjährige Tochter des Anwalts criminell ange griffen z haben. > Estes wurde verhaftet, doch gleich darauf wieder inner isUOttst Bürg schaft ans freien Fuß gesetzt. Brsinnt sich eines Besseren. Peet still. N.?)„ IG Mai. - Frau Frank Sheelian stürzte sich ge steril in das Katonah Reservoir. TaS kalte Wasser brachte sie jedoch znr Bcsiiiiiuiig, und sie ries um Hülfe. Ein Mann. Famens Föhn Eoster, zog sie äns dem Wasser. Sie wurde nn st-r der Aiisch-.ildignng des Selbst Mordversuchs verhaftet. Es verlautet, daß sie mit Verwand ten einen Streit hatte und darauf beschloß, ihrem Leben ein Ziel zu setzen. Auf drr Suche mich Schandbiibcn. New Norf. Ist. Mai. Mit Messern und Beilen bewaffnet, durch suchten Hunderte von Italienern ge stern Abend mehrere Häuser an der Ersten Avenue, nahe der 101. Ztr., in der Hoffnung, de Mann zu sin de, der gestern die achtjährige Anna Loiiihardi in dem Keller ihrer elter- lickieii Wohnung criminell angriff. ! Anna wurde nach dein „Harlem-Ho ! spital" gebracht. Fhr Zustand wird - nicht als lebensgefährlich erachtet. Der Flicgcrkricg am Obcrrhcin. Französische Flugzeuge über Lörrach. Fm Keller des Bumbenhaiises. Tie Wirkung der Fliegerbombe. Eörr acb, 21. April. Ter ge ! steige sonnenwarme Frühlingstag ! wird von den Bewohnern des anmu Engen Wietenthals. dessen Frieden Foliant, Peter Hebel vor hundert Fahren in ''einen berühmten „Alle manniichen Gedichten" besang nickst so vald vergeben iverden. Zwei Fist gerbombardemenls in neun Lin den! Mit dieser Leistung bat die Hauptstadt des Thales, der andert halb Stunden entfernte badückie Grenzort Lörracli. den Rekord georo chen, den seil dem lö. April Freibnrg bepaupete. Als der erste französische Flieger gegen halb l" Übr Vormittags ans der Richtung von Belfort über Lor rach eri'chien. dachte kaum Fcmand an die drohende Gefahr, obgleich das Knattern der Maschinengewehre auf der Wiesenlhal und Rlieinebene trauenden Tüllinger Höhe eine über all hörbare Warnung war. Ganz Lörracki bewaffnete sich mit Felds chern und schaute gespannt hinauf zu dem weißgelb schimmernden Fing zeug, das in unheimlicher Höhe, mit bloßem Auge kaum erkennbar., durch den blauen Himmelsranm dahinflog. Französische Flieger sind schon oft über dem Wiesenthal gesichtet wei den. ohne seine Bewohner bisher eine Bombe zu würdigen. Sie pflegten ihre Geschosse sonst für interebantere Ziele in Frciburg. Rollweil oder' anderswo auszusparen. Aber dies mal galt der Flug in erster Linie Lörrach. Ein furchtbarer Krach, dem in tnrzen Abständen weitere Erplosto non folgte, that es den ahnungs losen Bewohnern des Städtchens plötzlich kund, und ensetzt floh alles in die Keller. Ter Trabt hat bereits gemeldet, daß die Bomben in Lörrach und auch in dem freundlichen Kandern, das der Flieger nach wirkungslosen Vom benwürfen bei dem Torfe Steinen heimsnchle. leider Opfer gefordert ba ben. Wieder sind die armen Kinder am schwersten betroffen worden. Man kann die entsetzliche Wahrheit kaum fassen, wenn man schildern hört, wie einem vierjährigen Wesen neben der Mnlter durch eine Bombe das Köpf chen abgerissen wurde, wie ein tod bringender Splitter das letzte der zum Keller stürzenden Schulkinder in Kandern noch niederstrecken konnte. Aus meinem gestrigen Tele gramm. das die strenge Eensur Hof fentlich abgehen ließ, war schon zu ersehen, daß ich bei Besichtigung der Svnren des ersten Lörracher Bom bardcmenls von der zweiten Beschie Bung überrascht wurde. Tank die sem glücklichen Zufall hatte ich Gele genlieit, die Wirkung der Flieger bomben ans menschliche Nerven und härtere Gegenstände aus nächster Nähe zu beobachten. Wir standen ge rade an dem Kinderspielplatz liinter dem Lörracher Balmhof und betrach teten. gleich vielen anderen Neugie rigen. die vom Vormittag stammen denßedschädigungen an der Einfrie dungskette. als plötzlich das unver kennbare „Tacken" von Maschinenge wehren die Annäherung eines feind liehen Fliegers verkündete. Fn toller Flucht rannten alle sofort über den Platz, m möglichst rasch den Bahn hof, der gefährlichsten Gegend bei Fliegerangrifsen fern zu kommen. Eine Frau machte sich davon, ohne sich um ihre erstaunt um sich blicken den zwei kleinen Kinder zu beküm mern. und mußte energisch an ihre Mutterpflickit erinnert werden. Fn einem Nu war die neugierige Menge verschwunden ohne daß die Langsameren recht erkennen konnten, ivo die anderen Leute Zuflucht gefun den hatten. Tas Maschinengewehr feuer war wieder verstummt ein Beweis, daß der Flieger sich nun über der Stadt befand und die ihm zugedachten Kugeln die Eimvolmer hätlen gefährden können. Uns wur de jetzt so nahe am Bahnhöfe doch unbehaglich zu Muthe. Ein freund licher wohlbeleibter Landwel'rmann. der gleich uns eine Teckung suchte, führte uns durch einen langen halb gedeckten Hof in ein Haus, das er als festgebaut und deshalb bomben sicher bezeichnete. Kaum waren wir eingetreten, als ein dumpfer Knall aus nicht sein- großer Ferne das Platzen einer ersten Fliegerbombe anzeigte. Ter Hausflur stand voll von Men schen, und Ltimmengeschmirr ver rieth. daß auch der dunkle Keller stark mit Flüchtlingen besetzt war. Ein Blick aus der vorderen Haustbür lebrte. daß unser Zufluchtsort umnit telbar neben der Balm gelegen war. Auf eine Frage erhielt ich den tröst lichcn Bescheid, daß wir uns in dem Wirthshaus „Zur Traube" befänden, dessen Dach am Vormittag von einer Bombe durchschlagen worden war. Tie ohnedies unbehagliche Ltim- ! mnng wurde bedenklich verschlechtert , ! als ein Mann vom Hofe hereingc siüru kam mit der Erklärung, daß - ! der Flieger sich genau über unserem Hause befinde. Trotzdem bleiben die ! Frauen und Mädchen im Keller : ! auffallend rubig. Nur eine durch j Heiralh deutsch gewordene Französin, - dir der Zmall in den Keller geführt - hatte, litt schwer an Kanonenfieber. Als im nächsten Augenblick ein snrchl - bares .Krachen ertönte, fingen die Frauen und Mädchen aber laut zu weinen an. und seltsamerweise war die ängstliche Französin nun plötz lich ganz geiaht und beruhigte die anderen. Tie Anwesenden waren fast alle überzeugt, das-, die Bombe wieder auf das Haus gefallen sei. Fn Wahrheit war sie etwa vierzig Me ter entfernt in einem Garten geplatzt Fch stand aus der zum Keller füh renden Treppe und habe von einem Luftdruck nichts bemerkt. Es ist auch keine Scheibe an dem Hause zer sprungen. Tie ganze Schaar von Frauen und Mädchen im Keller neig te aber im Augenblick der Erplosion die Oberkörper gleichmäßig nach rechts, was doch wohl eine Luflwir tnng beweist. Ter Flieger kreuzte noch eine gute Viertelstunde lang, die den Aengsili cken endlos vorkam, über der Bahn liofgogend und ließ noch eine dritte Bombe fallen, die in größerer Ent fernung mit dumpfem Krachen ex plodirte. Tann wagten wir uns wie der an die Fenster und auf die Straße und sahen das Flugzeug in der Ferne nach Belsort zu verschwin den. Wie ein kleiner Gedankenstrich stand es weißgelb schimmernd am blauen Himmel. Bei Besichtigung der Erplosions stätlen siel es ans. wie auch jüngst in Freiburg, wie wenig Matterial schaden die meisten Fliegerbomben anrichten. Zersprungene Fenster scheiben. kleine Beschädigungen an Sleünvänden, allenfalls ein wenig umsangreiches Loch im Dach eS ist immer wieder dasselbe Bild. Bei dem Platzen im Freien ist kaum eine Spur der Bombe zu erkennen. Nach Bcstchtigung einet Reihe von solchen Erplosionsstellen glaubt man nickst mehr, daß eine Fliegerbombe wirk lich zerstörend wirke kann. Tie verhältnißmäßig große Zahl der Menschenopfer erklärt sich dadurch, daß die tausend Spltter und Split terchen, in welche die Bombe zer springt, unheimlich weit fliegen. Von der Schweizer Seite aus wer den die französischen Flugzeuge bei ihren Fahrten im Grenzgebiet sehl aufmerksam beobachtet. Gestern stau den an mehreren Stellen Abtheiln gen von Schweizer Infanterie an der Grenze fchießbcrei aufmarfchirl. Auch die Artillerie war sicher auf dem Posten, und die Schweizer hätten sich gewiß redliche Mühe gegeben, den Franzosen herunterzuschießen, wenn er die Grenze nur um ein Haar breit verletzt hätte. Tr. Wilhelm Feld mann. Zeitgemäßes von Schiller. Mitgetheilt von Tr. Hugo Krauß. Unter Schiller'S Arbeiten aus dem Jahre 1797 befindet sich der Ent wurf zu einem Gedichte „Teutsche Größe." Ta er der Allgemeinheit nicht bekannt sein dürste, so ist es vielleicht nicht unberechtigt, aus sei nem Gedanfengange und von seinen Sätzen einiges mitzutheilen, das ge rade in den heutigen großen Tagen einem besonderen Interesse begegnen mag. Tie Veranlassung, das Thema des Gedichts, entspricht allerdings zum Glücke nicht der augenblicklichen Welt läge: „Darf der Teutsche in diesem Augenblicke, wo er rühmlos aus sei nem thränenvollen Kriege geht, wo zwei übermüthige Völker ihren Fuß ' auf seinen Nacken setze und der Sie ger sein Geschick bestimmt darf er sich fühle? Darf er sich seines Na mens rühmen und freuen? Darf er sein Haupt erheben und mit Selbst gefühl auftreten in der Völker Rei he?" Und daneben stehen, nach dem Abdruck der „Horenausgabe" des Müller'schen Verlages, Band lli. sol gende Verse skizzirt: „Wo der Franke, wo der Brite mit dem stolzen Siegerschrittc herrschend sein Geschick bestimmt? Ueber seinen Nacken tritt! Schweigend in der Ferne stehen und die Erde theilen sehen." „Ja, er darf's beantwortete Schil ler seine Frage und führt dann im , weiteren seine Gründe aus. >, Gleich sür den nächsten Vers . schreibt er die wundervollen, stolzen - Worte nieder: „Abgesondert von dem . politischen hat der Teutsche sich einen eigenen Werth gegründet, und wenn auch daS Finperium uiil-ergiuge, >v bliebe die deutsche Wurde uncmge fechten/' Eie ist eine sittliche Gro Be, sie wolmt in der Kultur und iin Eharakter der Nation, der oou ibren politischen Schicksalen unabhägig ist „Tem. der deuGeisl bildet, beberescht. muß zulebt die Herrschaft iverden. denn endlich an dem .siel der Zeit, wenn anders die Welt einen Plan, wenn des Meu'chen Leben irgend nur Bedeutung hat, endlich muß die Litte und die Vernunft siegen, die ro he Gewalt der Form erliegen und das langsamste Volk wird alle die schnellen flüchtigen einholen. Tie anderen Völker waren dann die Blume, die abfällt. Wenn die Blume abgefallen, bleibt die goldene Frucht übrig, bildet sich, schwillt die Frucht der Erudte zu. Und weiterhin heisst es: „Das köstli che Gut der deutschen Sprache. die al los ausdruckt, das Tiefste und da? Flüchtigste, den Geist. die Seele, die voll Sinn ist. Unsere Sprache wird die Welt be herrschen." Daneben dak VerSsragment: „Fest auf seinem Wellenthrone Stein der Brite." Eine spätere Strophe enthält sei ner die Reime: „Schwere Ketten drücken alle Völker ans dem Erdenballe. Als der Teutsche sie zerbrach." und wieder eine andere: „Stürzte auch in KriegeSflammen Teutschlonds Kaiserreich zusammen Teutsche tröste bleibt bestehen." „Nicht aus dem Schah, der Ver derbnist, nicht am feilen Hos der Kö nige schöpfte sich der Teutsche eine trostlose Philosophie des Eigennutzes, einen traurigen Materialismus nicht da. wo die Meinung Tugend präget, ivo der Wib die Wahrheit wäget. Nicht Redner sind seine Weisen. Tarum blieb ihm das Heilige heilig." „Ew'gc (Weh und) Schmach dem deutschen Sohne, Ter die hohe Krone (angeborne Krone) seines z Adels) Men schenadels schmäht. <Von sich wirst mit) Ter sich beugt vor. Kniet vor einem sremden Götzen, Ter des Briten todten Schätzen Huldigt und des Franken Glanz". Von einem herrlichen Vaterlands gefühl getragen aber ist dieser Latz: „Fhiu ist das Höchste bestimmt, lind so wie in der Mitte von Europens Völkern sich befindet. So ist der Kern der Menschheit. Jene sind die Blüthe u. das Blatt." Und anschließend: „Er ist erwählt von dem Weltgeist Während des Zeittampss A dem ew'grn Bau der Menschen bildung Zu arbeiten, Zu bewahren, was die Zeit bringt. Daher hat er bisher Fremdes sich angeeignet Und es in sich bewahrt." Alles, was Schätzbares bei ande ren Völkern und Zeiten aufkam, mit der Zeit entstand und schwand, hat er aufbewahrt, es ist ihm unverloreu, die Schätze von Jahrhunderten." „Jedes Volk hat seinen Tag in der Geschichte, doch der Tag des Deut scheu ist die Ernte der ganzen Zeit." Und derselbe Gedanke in Verse ge fasst: „Toch des Teutschen Tag wird scheinen (kommen), Wenn der Zeiten Kreis sich füllt. „Wenn die Scha..(?) sich vereinen Fn der Menschheit schönes Bild. Ter gegebene Mann. Ter Direktor der Pnramidalsilmgc scllschast m. b. H. läuft wüthend im Privatcontor herum. „Es ist Zm zerplatzen!" schreit er. „die Eonkur renz bringt jeden Tag neue Krieg silms heraus, und wir haben noch nicht einen cinstgen Schlager....!" „Wir haben keine Autoren!" stöhnt der Oberregisseur, „die im Schütze grabe wollen nichts schreiben, und die im Eafe Größenwahn können nichts schreiben!" Ter Direktor macht Miene, gegen die Wand zu rennen Ta kommt ihm im letzten Augenblick der rettende Gedanke. „Ein Tele gramm!" diktirt er. „schreiben Sie: Erbitten gegen hohes Salär einige ulkige Kricgsidecn!" Ter Oberrc gisseur schreibt'-:- und zuckt hoffnungs los die Achseln: „An wen?" „An den Generalissimus Nikolai Nikola jcwitsch in Petrograd." „Sie lügen." Eni neun, jähriges Mädchen sollte im Reli gious-Unlerricht die zehn Gebote aus sagen, blieb aber bei'm fünften Ge bot stecken. Ter Religionslehrer suchte ihm nachzuhelfen mit der Frage: „Nun. liebes Kind, was thun denn unsere Feinde, die Engländer und Franzosen, gegen unsere Solöa ten?" „Sic lügen," war die prompte Antwort.