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Lokalberichte aus Washington.
Teutsche indossiern die
H aItnnss der „W a s l,
ing ton P o st."
Am Ictztcn Dienstag fund in der
„Sängerbund volle." Nr. 3! 1, C.
Straße. R'.-W., bei derVecsainuiIiiiig
der Vereinigten Langer desDislritls
Columbia eine Diskussion über die
Pcolnbttionsiiias-,regeln statt, welche
in der nächsten Sitzung des Congres
ses zur Verbandluiig tommeu sollen.
Welche Schritte von den Vereinigun
gen bei dem nächsten Versuch, Pro
bibitionsgesetzgebung diirckzusühreii.
unternommen inerden, ist bis setzt
nicht entschieden worden, jedoch sind
Vorschläge zur Nuieriiebmuiig von
Schritten gemacht worden, und diese
werden gegenwärtig von einem Co
mite berathen. Hr. Wiegand, der
Präiident der Vereinigten Sänger,
sprach über die Brauereischwierigkei
ten in Washington, und gab dabei
bekannt, daß er und Hr. Moran, der
Präsident der .Handelskammer, wohl
wollender Weise ihre Dienste zur Bei
legung der fragen angeboten hätten,
welche gegenwärtig beide Seiten in
Ausregung halten. Dieselben sind
bis jetzt nicht angenommen worden.
Neben der Anerkennung für die
Haltung der „Washington Post"wäh
rend des gegenwärtigenstrieges wur
den gehalten, und wahrscheinlich
wird ein Beschluß passirt werden,
die Zeitung allgemein zu empfehlen.
Tic Angelegenheit der Crnennung
von Delegieren für die „TeutscheWo
che" und die achte zweijährige Con
vention des „Deutsch - Amerikani
scheu Nationcillrundes" wurde in die
Hände eines'Comite's gelegt.
A s ch e e i n e s r n s s i s ch en A g e n
ten wird na ch München
gesandt.
D,'.
Hr. ehemals ein
hervorragender Damenschneider in
der Bundeshauptstadt und späterhin
ein Agent der russischen Regierung,
welcher kürzlich in New - Aork ver
starb, wurde hier durch heiler bestat
tet. An der Feierlichkeit nahmen die
Kleinhändler - Association, die Da
menschneider - Association, der Aero
klub von New - Aork, der hiesige
„Sängerbund" und die Arminius-
Freimaurerloge Theil, deren Mit
glied er gewesen war. Rev. Tr. I.
MacMurrav hielt die Trauerrede,
uüd die Asche wird nach München
in Deutschland geschickt werden, um
an der Seite seiner dort ruhenden
Gattin bestattet zu werde». Hr.
Plumn hatte, nachdem er viele Jahre
ein lukratives Geschäft in dieser
Stadt betrieben hatte, dasselbe zeit
weilig ä» Frl. Mgrchell übertragen,
und etablirte sich in Rußland, wo er
eine Anzahl amerikanischer Crport-
Häuser vertrat. Cs ist zum größten
Theile den Bemühungen des Hrn.
Mur einst ein Mrinzessrhen.
<5. Fortsetzung.)
„Hunger habe ich schon. Aber Brot
— trockenes Brot —"
„Ist eine sehr gesunde Nahrung,"
imttrbrach ihn die Mutter scharf.
„Für Fasanen reicht mein Einkommen
11' n. Willst dl mehr, als ich dir l-ic
' a k nn dann verdiene cs dir selbst!"
„Möchte wissen wie!"
Gib Stunden, wie es tausend an
müssen, oder... sei zufrieden.
)'r alle.l'Mev. uns nach der Deckel
r? Tn und das zu lernen —- beizeiten
zu lernen' — ist eigentlich das wich
tigst. was man tun kann."
Sie kalte scharf und streng gespro
chen. wie es sonst eigentlich gar nicht
Are Art war Aber seit Low sich im
H'ns befand und sie zu bemerken
' "<M. daß ihr Junge manchmal auch
MMnKcride Ansichten äu-
7- diesen Ton ihm gegen
.. Ms <,2-emeflrn.
t den verdutzt dreinblik
n a-en nicht weiter beachtend,
zu Lolo: „Da wir heute
"" ne Snielsreiheit wieder ein
n n 'emütlichen Abend für uns
tennteß du uns wohl
--n. Maaß du? Ich
n ä'-e, weick e Stimme so
s.crn "
/"en- ß. Tante," antwortete Lolo
g-'s-r'nwnd. „aber vorher muß ich
' 'ns Ohr sagen!"
d ' e umschlang Frau Neeti stür
ä. rmd ihre Lippen flüsterten:
ich muß dir nur sagen, daß
. s'e - crb-estl. allerliebste und aller
l e Frau bist, die es auf Erden
c »nd daß ich dir unendlich dank
bar bin Air al!i§ ... nicht bloß dafür,
d-ck du mich hier aufgenommen hast,
s Sern besonders für das, was du
io - ' w iwch gibst!"
-Bah — was kann ich dir denn viel
ac':n, ich arme kleine Provinzschau
sz'el-rin, du närrisches Mädel!"
. Ziel, du weißt gar nicht — wie
viel! bind ich l itte dich, nenne mich nur
auch wieder .Prinzeßcheu".. "5m-
Die tapferen Kanadier-bei Vipern
—-
/V L - A //
IYIZ. Lemiin svumril Corpa-LOv!,.
> Plutzm zu verdanken, daß gewisse
Zweige amerikanischen Crports ein
lohnendes Operationsfeld in Ruß
land gesunden haben. Die hauptsäch
lichsten davon sind Automobile, Aero-
Plane, Oele und Maschinerie.
ihren Nachlaß,
i Das vom 13. Juni 1912 datirte
! Testament von Belle Weber wurde
von Robert C. L. Weber, welcher als
Vollstrecker geiiannt ist, im Suprem-
Gericht des Distrikts zur Bestätigung
j eingereicht. Tie Verstorbene hinter
j läßt ihrer Tochter, Hattie B. Weber,
ihr gcsammtes Mobiliar, ihre Haus
haltsgegenstände und das Gruudei
gcutbum Nr. 727, 7. Straße, S.-O.
' Das übrige Eigenthum soll veräu
z ßert werden und VebinäWiisse von
ljUOOO sollen an George W. M'ber,
! Wm. H. Weber und Louise K. Weber
! geben. Robert C. L. Weber empsängt
! P700 und der Rest soll, wenn ein sol
! cher übrig bleibt, zu gleichen Theilen
lich, wenn ich's verdiene in deinem
Sinne!"
5. Kapitel.
Lolo saß kaum an dem kleinen, schon
recht altersschwachen Piano, das eine
Ecke des Wohnzimmers einnahm, als
es draußen klingelte und Anna mit ei
nem Brief in der Hand erschien.
„Ein Dienstmann hat das fücFräu
lein Lolo abgegeben," sagte sie ver
schmitzt lächelnd. „Er wartet auf
Antwort."
„Nanu," murmelte Gerhard, „sollte
etwa einer meiner Kameraden? Der
Deerweck ist nämlich mordsmäßig ver
schossen in dich!"
Alle blickten erwartungsvoll aus
Lolo, die den Brief aufgerissen hatte
und ihn, abwechselnd rot und blaß
werdend, überflog.
Dann verschwand sie plötzlich ohne
ein Wort der Erklärung im Nebenge
mach. das sie mit den Töchtern des
Hauses gemeinsam bewohnte.
Mit übender Hand warf sie ein
paar Zeilen auf ein Briefpapier, ver
schloß es und wollte eben selbst hinaus,
um es dem Boten zu geben, als Frau
Reeti eintrat.
Lolo warf sich ihr stürmisch an die
Brust.
„Non ihm! Von Trotzenstcin! Er ist
hier — eben mit dem Abendzug
kommen, wohin im „Goldenen Löwen"
und fragt an, wo er mich morgen vor
mittag erwarten dürfe!"
„Will er dich denn nickt hier aufsu
chen?" fragte Frau Neeti verwundert.
„Nein. Er meint, da er dick untkdie
deinen dock nock gar nicht kennt."
„Hm .. j. aus dem Hause der
Schauspielerin" — sie betonte das
Wort bitter, „mag er sich wahrschein
lich sein Glück nicht holen!"
„Aber, Tante!" stammelte Lolo er
schrocken. „DaS hat er gewiß nicht."
„Laß nur. Ich nchm'S ihm auch
nicht übel. Es hängen so viel Vorur
teile mit dem Wort zusammen. Aber
ich hoffe, mit der Zeit werden wir ein
ander doch kennen lernen und dann ...
Was hast du ihm geantwortet? '
Ter „Teutsche Korrespondent," Baltimore. Md., Freitn,;, dc» 28. M»i >91.7.
au den Letzteren. Mamie C. Cates
und Harrp M. Weber vertheilt wer
den. Tie Erblasserin starb am letz
teu Samstag.
Gerechtes Urtheil.
Nachdem John Nicholas von Nr.
> l.720, Nord - Bond - Straße, seinen
Schivager, Charles Littmaii von Nr.
- >827, Ashland - Avenue, bedroht hat
te, demselben das Leben zu nehmen,
- wurde er kurze Zeit später mit einem
. Revolver in der Hand vor dessen
Hai,v Herhaftet. Nicholas wurde ge
sierp Morgen von Richter Dean in
. der Polizeistatiou >ve-
Tragens eines Revolvers
i mit 8217 und .Kosten besiraAj
j .75.
, '
t... i.l MN» kl.cie«c»'L
l bioi /x
„Ich bestellte ihn für zehn Uhr in
den Stadtpark, zur „Waldlilie". Dort
ist's um diese Zeit menschenleer. .Höch
stens, daß ein paar Spaziergänger
Vögel füttern, und die stören uns
nicht."
„Gut. Aber laß Anna den Brief
hinaustragen. Es sieht besser aus."
Sie kamen dann noch überein, den
„Kindern" nichts zu sagen, ehe Lolos
Schicksal so oder so entschieden war.
Am andern Tag. kurz vor Tisch,
stürzte Gerhard atemlos die Treppe
zur mütterlicken Wohnung lstvauf, riß
die Klinget fast entzwei und fragte
Anna aufgeregt, ob Mama schon da
heim sei.
„Ja," lautete die Antwort, „aber es
ist augenblicklich Besuch da."
„Und die Schwestern?"
„Fräulein Irma ist in ihrem Zim
mer."
Wie der Sturmwind stürzte Ger
hard dorthin. Irma fuhr entsetzt zu
sammen, als er so plötzlich vor ihr
stand, zinnoberrot im Gesicht, mit
schiefsltzender Krawatte und einer
Schramme quer über der Stirn.
„Du." stieß er keuchend heraus
„die Lolo, denke dir nur — Stelldich
eins gibt sie sich im Stadtpark mit
wildfremden jungen Herren! Nachher
ist sie mit dem Menschen sogar in die
Konditorei gegangen! Dort sitzen sie
noch. Es ist ein Skandal! Mama darf
das nicht dulden... morgen spricht
die ganze Stabt davon!"
Irma schob die Zeichnungen ein
wenig beiseite, denn Gerhards lange
Gestalt schoß aufgeregt im Zimmer
herum und drohte sie vom Tisch zu
fegen.
„So," sagte sie dann gelassen wie
immer, „na, ick muß sagen, der Nach
richtendienst ist in unserer Stadt wirk
lich vorzüglich eingerichtet. Be: dem
kleinsten Ereignis ist immer zufällig
gleich jemand zur Hand, der die Wei
terverbreitung übernimmt. Aber wie
stehst du denn aus, Junge! Tu blutest
ja an der Stirn!"
„Gehauen habe ich mich natürlich.
Will lieber ein lrbriidiger Bnrbier in
Amerika, als ein todter Held in
Italien sein.
Ein Streit, ob ein Mann, der 10
Cents für Haarschneiden bezahlt, sein >
Haar um die Ohren herum kostenfrei,
beschnitten bekommen soll, verursach
te gestern Morgen das Erscheinen
zweier Barbiere vor Richter Sanier
in der westlichen Polizeistation wegen
ungebührlichen Betragens. Die Ange
klagten waren Clareuce Jones von
Nr. 117, Nord - Care» - Str., und
Frank Allasi, ein Italiener von Nr.
88», West - Fayette - Straße. Beide
sind im Palace Barbiergeschäst an der
West - Fayette - Straße beschäftigt.
Richter' Sähler 'stapfte Allan: '„Wä
rmn sind Sie nicht nach Italien ge° j
gangen, um iür Ihr Vaterland kam- l
psen zn helfen — Allassi antmor-!
tete ohne jedes Zögern: „Weil ich l
lieber ein lebendiger Barbier in Ame-!
Ich wollt's ja nicht glauben anfangs.
Dann freilich — als es Gcyerweck be
stätigte —, Ein Teil von uns hatte
nämlich früher aus, weil sie vom Tur
nen befreit sind, und dle sahen Lolo
mit dem Menschen in der Konditorei
sitzen — am Fenster noch dazu — und
das ganze übrige Lokal war leer!"
„Schrecklich! Aber jetzt sage mir nur
Gerd, was dich die ganze Geschichte
angeht? Warum mußtest du dich mit
deinen Kameraden deshalb gar vrü
oeln?"
Gerhard warf sich in bis Brust.
„Oho! Bin ich etwa nicht der ein
zige Mann dabeim und daher euer Be
schützer? Ist es nicht meine Pflickt. die
Familienchre zu verteidigen, wenn .,
Irmas Helles Lacher, unterbrach die
selbstbewußte Rede und goß zugleich
kaltes Wasser auf die Flammen vor
Gerhards entrüsteter Mannheit.
„Aber, lieber Junge, mache dich doch
nicht lächerlich! Die Sacke ist gewiß
nicht so schlimm, wie du glaubst.
Denn..."
„So? Wenn sie doch noch immer
dort sitzen ohne Ehrendame — ganz
allein — wie ein Liebespaar?"
„Beruhige dich. Sie sitzen beide seit
einer Viertelstunde ganz fnedlick mit
Mama in unserem kleinen Salon drü
ben. Und wenn sie also vielleicht auch
cin Liebespaar sind, so ist doch sicher
kein Geheimnis und nichts Unpassen
des dabei."
„Bei uns? Sie sitzen bei uns?"
stammelte Gerbard aufgeregt. „Uno
wer ist es denn? Wie sieht er aus?"
„Das weiß ich nicht. Mama war
vorhin nur einen Augenblick hier und
gab Auftrag, daß sie nickt gestört wer
den dürfe und man mit dem M ».tag
essen ruhig warten möge, bis sie frei
sei."
„So?" Gerhard starrte einen Augen
blick in die Luft und sagte dann auf
fallend eifrig: „In diesem Fall will ich
vor Tisch noch rasch mal meine franzö
fischen Vokabel,i durchgehen." Dann
verschwand er.
Inzwischen kam auch Alma n'.is der
Schule heim, und die Schwestern stau
ritä als cin todter Held in Italien
sein will." Daraus brach der ganze
Gerichtssaal in Gelächter aus. Das
> Gelächter stimmte Jones und Allassi
! gemüthlich und sie reichten sich die
! Hände. Nachdem ihre Differenzen
i abgethan waren, wurden sie von
Richter Sanier entlassen.
Brieftaube A. U. 17», 4717.
Wer eine Brieftaube verloren bat,
hat vielleicht Gelegenheit, dieselbe
wieder zu erlangen, wenn er sich an
Carsons Grocerv, Nr. >!>»», West-
Saratoga - Straße, wendet. Die
Taube flog in den Laden und trägt
einen Zugring mit der Aufschrift A.
11. l7,'17,7. ' ' '
—
Lli-äsr ScrlirsisL
m-:» fl.cie«cn'5
den eben, in ein halblaut geführtes Ge
spräch über das Ereignis vertieft, am
Fenster, als Gerhard abermals herein
stürzte.
„Jetzt weiß ich cs: v. Trohcnstein
heißt er und will Lolo heiraten! Aber
Mama will sie ihm nicht geben, scheint
cs. Wenigstens hörte ich sie sagen:
„Wenn ich ganz ehrlich sein will, Herr
v. Trotzenstein, so muß ich Ihnen sa
gen, daß ich Lolo dieser Aufgabe nicht
gewachsen halte. Es sind sehr große
Anforderungen, die dabei an sie gestellt
werden müßten."
„Tu hast gehorcht?" unterbrach ihn
Irina streng. „Pfui, wie häßlich,
Gerd!"
Gerhard errötete heftig.
„Ich kann boch nichts dafür, daß
mein Zimmer an den Salon stößt und
sie so laut sprechen darin! Soll ich mir
etwa die Ohren verstopfen?"
„Hast du noch mehr gehört?" sagte
Alma, die weniger streng als die
Schwester, Gerhards Neugier in die
sem Fall mindestens entschuldbar fand.
„Was antwortete er darauf?"
„Er sagte: „Darin gebe ich Ihnen
vollständig reckt, gnädige Frau. Es
wäre eine große Liebe und sebr viel
Willenskraft dazu nötig, und da ich
nur Lolos Glück im Auge habe, be
! stand ich darauf, daß sie sich unter den
veränderten Umständen noch einmal
prüfe und mit Ihnen berate. Meiner
selbst bin ich sicher — ich würde nichts,
durchaus nichts als Opfer empfinden
l an ihrer Seite. Aber sie ist noch sehr
! jung und kennt das Leben nur von der
Sonnenseite." Ja, sie ist ein armes
kleines Prinzcßcheii. sagte Mama, das
ist eben! Nicht mal eine Suppe hat sie
tochen gelernt mit ihren feinen weißen
Händchen."
„Da hat Mama recht." sagte Irma
ernst. „Wie es scheint, ist der Freier
kein Krösus, und was soll er va mir
Lolo anfangen? Es wäre ein Unglück
ftir beide. Mama sollte es nicht zu
geben"
„Aber wenn sie einander sehr lie
ben?" warf Alma ei». „Ich finde es
' wunoerschön, saß er sagt rr würde
Heirathslicenzen.
Louis Shiller, 28, und Esther
London, 22.
Hugh H. Dobsou, 22, von Wash
ington. D. C.. und Man, C. Deviiie,
2.7, geschieden, von Zolls Clnirch. Va. >
Joseph C. Whitakcr, 28, und Edith
M. Franklin, 19.
Frank W. Berger. -1l, geschieden,
und Mart) T. Haminaun. -lü.Wittive.
Eimer G. Füllen, 27, von Steel
ton, Pa., und Mar» B. Sliaefser, 22.
von Harrisbnrgh, Pa.
Wm. E. Thielbahr, 2-1, und Anna
Nagle, 17.
Robert F. Smith. 57, Wiltwer.
von Overlca, Md., und Emma E.
Rhea. 12. von Philadelphia.
Jacob Bechtold, 21, und ToraKlen
line, 18.
Reuben Pajorski, 22, geschieden, n.
Aniiie Liberman. 22.
John F. Grott. 22, und LenaPrice.
22, Wittwe.
Harrn Seidman, 21. und Rebecka
Lauber, 1!>.
Wm. E. Marion, 29, und Helen C.
Harven, 1!'.
Weiß es jetzt besser.
Benjamin Weinstein von Nr.U>21,
Ost - Baltimore - Straße, der Chans
seur eines Iitny-BuS, wurde gestern
Morgen von Richter McFaul in der
nordwestlichen Polizeistatiou mit P7
und Kosten bestraft, weil er über die
mit Schienen belegte Kreuzung der
Elision- und Garrison - Avenue ge
fahren war, ohne vorher angehalten
zu haben. Weinstein gab an, daß er
die Gegend nicht genau kenne, was
dem Richter nicht als Entschuldigung
genügte.
Hunger und Haß.
Das erste Frühroth schlüpft in den
Schützengraben.
Ein paar Offiziere stehen um ein
Feuer.
Da raschelt es im Stroh.
Lieutenant Specht fährt vom La
ger in die Höhe, reibt sich die Augen
und sagt:
„Donnerwetter, Kinder, hab ich 'n
famosen Traum gehabt!"
„Erzählen!"
Der Lieutenant läßt sich nicht lange
bitten:
„Also ich war auf Patrouille vcr
biestert. Hatte drei Tage nichts ge
fressen, war hohl wie 'ne Pauke und
machte schlapp. Da, wie ich eben
denke, es ist aus mit mir, erscheint
ne wunderschöne Fee, nimmt mich
bei der Hand und führt mich in einen
festlich erleuchtete,i Saal ihres Fek
seiischlosseS. Ich muß mich an eine
gedeckte Tafel setzen, dann klatscht die
Fee in die Hände, die Flügelthüren
önnen sich, und Herei kommen: ein
Belgier mit ner riesigen Poularde,
Nmnmi NN -
Lrich LlienÜem.
an ihrer Seite nichts als Opfer emp
finden.!"
„Wunderschön!" nickte Gerhard. „Er
spricht wie ein echter Mann! Ich bin
unbedingt auf seiner Seite!"
Worauf Irma mit weiser Miene
bemerkte: „Du bist ein dummer Jun
ge. der noch keine Ahnung vom Ernst
des Lebens hat. Ja, — so lange sie
verliebt sind — sprechen die Männer
immer so. Aber nachher!"
„Wo du mit deinen vierundzwanzig
Jahren nur diese Erfahrung her hast!
Du dürftest schon wer weiß wie oft ge
liebt und geheiratet worden sein!"
„Ich werde überhaupt nie heiraten,
das habe ich bereits oft genug gesagt,
daß ihr cs wissen könntet," erwiderte
Irma kühl. „Mir genügt, was ich an
anderen beobachtete."
In diesem Augenblick öffnete sich die
Tür, und Frau Reeti trat ein. Sie
hatte verweinte Augen und sah auch
sonst ziemlich gedrückt aus.
„Kinder," sagte sie, „laßt noch für
eine Person mehr decken und sorgt da
für, daß der Tisch ein bißchen festlich
aussieht. Lolo hat sich verlobt, und
Oberleutnant Gisbert Trotz v. Trot
zenstein wird mit uns essen."
„O — ein Offizier ist er?" fragte
Gerd gedehnt.
„Nicht mehr. Er kam um seinen
Abschied ein und bekleidet gegenwärtig
eine bescheidene Stelle bei der hiesigen
Statihalterei."
Ungefähr vierzehn Tage später war
es,als Baronesse Sybille an einem reg
nerischen Abend von einer Reise heim
tehrcnd, wieder in Rodenbach anlangte.
Sie hat erklärt, nach Wien zu müs
sen, um Siosfe auszuwählen, denn die
Garnitur im großen Empfangssalon
bedürfe dringend eines neuen Ueber
zuges.
In Wahrheit war es nur ein Vor
wand gewesen Sie hatte sich nur ei
nen Tag in Wien aufgehalten und war
dann nach Graz gefahren, wo sie sich in
einem wenig besuchten Borstadthotel
für zwei Tage unter fremden Namen
einmtttet«
ein Russe mit einem mächtigen Kübel
I Kaviar, ein Franzose mit einem Korb
Sekt und zuletzt ein Engländer, der
aus seinem Dudelsack die Tafelmusik
macht!"
„Sie aller Schlemmer! Ta haben
' Sie uiiu wohl zuerst die Poularde
vertilgt?"
„Ich denke nicht dran!"
„Aba! Cr hat sich sofort über den
Kaviar hergemacht!"
„Ooochnich!"
„Na Menich! Bei Ihrem Hunger
werden Sie doch nicht etwa mit dem
Sekt angesungen haben?"
„Alles Unsinn! — — Zuerst hab
ich natürlich den Engländer ransge
schmissen!"
Linüsr LolirsLsQ
»Ae» f«.crL»ck'8
k-r
„Vereinigte Sänger von Baltimore."
gegründet 1886
Hauptquartier „Germania - Män
nerchor-Clubhaus." Nr. 852, Nord-
Howard-Straße.
Georg Bessert, Präsident. Nr. 215,
West-Saratogastraße.
John A. Klein, Dirigent. Nr. 201,
Nord-Linwood-Avsiiue.
Georg Himmelhebcr, Prot, und
corrcsp. Sekretär, Nr. -119, Forrest-
Straße.
Hermann Micklich, Schatzmeister,
Nr. 713. Warner-Straße.
Fritz Hosmann, Finanzsekretär
Nr. 2111. West-Pratt-Straße
Wm. B. Hildebrandt. Bibliothekar
Nr. 2029, Fredcrick-Avenue
Hermann Gräfe. Vorsitzer des Mu
sik-Eomile's, Nr 1912, West-Mut
berrp-Straße.
Arion-Gesangverein '
„Harmonie."
.Germania-Mannerchor
.Frohsinn."
„Thalia-Mannerchor "
„Mozart-Männerchor "
..Sichenkrcmz."
„Germania-Ouartett-Club '
Melodie "
Metzger-Gesangverein
We',end-Li"derkranz
Vereinigt, Arbeiter-Sänger von
Baltimore.
Hauptauartier „Huneke - Halle."
Nr. 108, West-Lerington-Straße.
John Nota, Präsident, Nr. 2029,
Bond-Straße.
Georg W. Poehlmann. Dirigent.
Nr. 2028, Fairmount-Avenue.
Karl Scheben, Sekretär, Nr. 3405,
Foster-Avenue.
, Frank Vorlcske. Schatzmeister. Nr.
, 210, Süd 6. Straße.
„Sozialistische Liedertafel." Sing
' Kunde Dienstag.
' „Arbeiter Gesangverein Einigkeit",
: Enring's.Hallc. Singstunde Freitag.
„Arbeiter Liedertafel." Locust
Point: Singstunde Mittwoch.
Nur Wieselchen wußie darum. Zwi
schen ihr und der Herrin herrscht- in
folge gemeinsamen Kummers seit d --
„Unglückstag" etwas wie freund' "
tiche Vertraulichkeit.
Mein Gott, das Wieselckc:
„den Jungen" ja auch heran
sehen und vergötterte ihn heimlich ge
nau so wie Sybille selbst. Und einem
Menschen mußte man doch sein Leid
klagen können, wenn der eigene Bru
der so hartherzig war, daß er schon aus
»cm Zimmer lies, wenn nur der Name
Gisbert genannt wurde. Wenn er ihr
das Ehrenwort erpreßt hatte, jeden
Verkehr — selbst den brieflichen — mit
dem „Verstoßenen" abzubrechen, so
lange er nicht freiwillig zu Kreuz ge
krochen war.
„D<nn sonst, Sybille, das schwöre
ich dir, sind wir geschiedene Leute! Er
muß sich entschuldigen. Er hat mich
tief beleidigt," hatte Daniel gesagt.
„Du bist von entsetzlicher Härte, und
das kann ich dir nicht versprechen!"
widersprach die Schwester. Als er aber
dann acht Tage lang kein Wort mit
ihr redete, und sie, die ein Menschenal
ter lang ein Herz und eine Seele gewe
sen waren, ganz heruntergekommen vor
Herzeleid, da gab sie seufzend ihr
Wort. Vielleicht HnA Gisbert doch
ein! : nu'-i -
Und dann sagte sie eines Tages
scheu zu Wiesclchen: „Ich muß sie
wenigstens sehen. Es läßt mir keine
Ruhe, ehe ich nicht aus eigener An
schauung weiß, ob seine Wahl denn so
töricht und hoffnungslos ist.wic es den
«nsch-m bat."
Dann verabredeten sie den Plan
und Sybille reiste ab.
Jetzt als Wieselchen der Herrin be
bend vor ungeduldiger Erwartung,das
regenfeuchte Zeug abgenommen und in
ein bequemes Hauskleid geholfen hatte,
fragte sie gespannt: „Nu, wie war's?
Ist sie wirklich so schlimm?"
Sybille stieß einen tiefen Seufzer
aus.
- ISorW uü i-i- .