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6 Wir sich dir Zriten ändern! Tie Freundicha't war aus unsrer Seile,' Wir liebten dich. Amerika! Nun seben ivir's znm tiefsten Leide, Was sonst kein deutsches Auge sah — Tein Lieben war nur Schein gewe sen, In jeder Zeile kann man'S lesen: Ob wir das ganze Herz dir boten. Verächtlich tristst du uns zu Boden! Tie deine Fluren einst geschändet, Tie deine Freiheit frech bedroht; Tu hast dich ihnen zugewendet, Uns aber wünschest du den Tod. O. lönnien jetzt die Steine schreien. Im Land der Braven und der Frei en! Tu müßtest wahrlich dich jetzt schä men. Tu willst das deutsche Volk verte me ii? Wenn Wastüngtoii und Lincoln leb te! Ganz anders sab' es beute aus; Als die Gefahr das Land umschweb te, Ta rücklen alle Teutschen aus. Jbr Herzblut haben sie vergossen Sie waren treue Kampfgenossen; Und jetzt vergißt du deine Toden, Perächilich trittst du uns zu Bode! Wir Hoisten deinen Tank zu erben, Für unsrer Väter treue That: Das war ein l, eilig Liebetzwerben, Dir gall die deutsche Thränensaal! Einst schwelgtest du am deutschen We sen, Jetzt zeigst du uns des Teufels Be sen: Dir galt das Singen und das Be ten. Zum Tanke willst du uns zertreten! Blind willst du uns die Freundschafl künden, Ter Schacher hat dein Herz ver steint: Tn drohest ns aus Fenerschlünden, Tein Lieben war nicht treu gemeint. Tie deine Fluren nicht zertraten, Tie haben dich znm Bund geladen: Tn denkst nicht an vergang'ne Zei ten, An unsrer Noth willst du dich wei den! Nur zu! einst wird die Schuld sich rächen. Tie Zeit treibt eil ein seltsam Spiel: Tn magst de Streit vom Zaune brechen, Tie Zukunft ändert noch sehr viel. Tie Freundschaft war ans uns rer Seite, Tu zeigst dich jetzt im falschen Klei de; Als unser Gegner siehst du da — Wir liebten dich, Amerika! A. F. S. So rine Antwort! In Worms stand einst vor'm Fem- Gericht. Ein deutscher Held mit kühnem Blicke: Ta ward geflucht, da ward gezischt. Daß er sich vor dem Hausen bücke. Man bat ihn mit dem Tod bedroht, Wenn er sei Werk nicht widerrufe; Allein stand er in seiner Noth, Trent trat er vor des Throne) Stufe. „Beweist niir's. ob ich unrecht that. Mein ganzes Lcbcnsbnch steht offen! Ich bctt'le nicht um Eure Gnad', Ob mich der Haß der Welt getroffen. Beweist mir'S hier im Morgenlicht Und Gott in, Himmel sei mein Zeu ge: Ob Euer Haß mich schuldig spricht. Weil ich nicht meine Kniee beuge!" Tie Antwort traf sie wie ein Blitz, Tas klang wie Schwcrtgekiirr im Frieden: Ter Kaiser bebte ans dem Sitz, Ein Teutscher will die Stirn' ns bieten? Und wilder Lärm zog durch den Saal. Als sollt' sich jäb' der Tag versär ben: Schon zückte man den scharfen Stahl. Tie Menge ries: Ter Kerl muß ster ben ! Und wieder naht ein Hier spielt sich's ab, im Land der Freien: Ganz klüglich bat man'S eingciicht. Das Volk soll min nach Rache schreien. Kein Mönch—ein Kaiser —ist es jetzt! Tic fastcho Brut übt zu Gerichte: Im blinden Eifer wird gelietzt Und heimlich schüren England's Wichte. Verderben schwört die Lügenbrnt! Kein Mittel ist dem Zweck zu schlech te: Hoch lodert jetzt de- Hasses Glntb. Man ködert die neutralen Mächte. Dem Kaiser gilt der Tenselsplaii— Hört, welches Zeug sie täglich wä scheu! Und alle gebt es aber an. Wir haben auch ein Wort zu sprechen DaS deutsche Volk steht aus der Wacht, Auch fern' vom alten Heimatkfiande: Des alten, bösen Feindes Macht Zerbricht in diesem Weltenbrande. Ob uns das Femgericht verdammi. Hier stehen wir, ohn' Widerrufen: Ob uns des Hasses Glulh umflammt, Wir wollen Gott zum Zengen rufen! A. F. S. Tic Kämpfe in Kamerun. Das „Berliner Tageblatt" bringt in seiner Ausgabe vom 28. April die folgende interessante Schilderung der Känipst' in Kamerun: Am 1. Oktober 1018 rückte die englische Truppe von Tnala nachMa ka vor. lMaka liegt in Kamerun, in der Nähe von Tnala.) In Maka waren nur ein Weißer und sechs deutsche schwarze Soldaten, die sich etwa zwei Kilometer vor Maka an der Babnlinie ausgestellt hatten. Ta Maka im Dualabezirk liegt nnd die verrätherischen Tualas den Englän dern beistanden, so mußten sie über die deutsche Truppenstärke vollkom men unterrichtet sein. Oiegen 2 Uhr Nachmittags sielen die ersten Schüs se, die sich rasch näherten. Tie Eng länder kamen mit einigen Hundert Mann am Bahngeleise entlang. Sie hatten einige Maschinengewehre, ja. sogar zwei Revolverkanviien, und schossen aus die sieben Soldaten mit einer Muliitionsberschwenduiig, von der mau sich gar keinen Begriff ma ckM kaun, wenn man nicht selbst dabei war. Wir hielten es für aus geschlossen, daß ein deutscher Soldat noch am Leben sein konnte, da er sich am Bahngeieise entlang ohne De ckung zurückziehen mußte. Alle Sol daten kamen unversehrt auf dem Bahnhöfe in Maka an, nnd z-s wur de bekannt, daß sie schon vier weiße und sechs schwarze englische Solda ten getödtet hatten. Offenbar hatten die Engländer sckwn den Muth ver loren, vorwärts zu rücken, denn es war -1 Uhr vorbei und sie hallen den Bahnhof Maka noch nicht eingenom men. obschon die sieben Teutschen nur Gewehre bei sich hatten. Plötzlich erschienen in der Flanke auf dem Land- und Wasserweg wei tere englische Verstärkungen, etwa 200 Meter vom Balmhos entsernt. Diese Verstärkungen betrugen eben falls einige Hundert Mann und führten Maschinengewehre bei sich. Trotz dem Angriffe von drei Punk ten gelang es den Engländern nach weiteren zwei Stunden nicht, die sie ben Soldaten, die unverletzbar zu sein schienen, vom Balmbcfie zu vertrei ben. Tiefe knallten immer daraus los, so daß es eine wahre Freude war, diesen Muthigen zuzusehen. Im Ganzen mußten den sieben Teutschen sicherlich OMEngländer gegenüberste llen, so daß man mir kaum glauben kann, wenn ich weiter berichte, daß die Nacht einbrach und die Englän der den Bahnhof noch nicht in ihren/ Händen hatten! Ja, sie getrauten) sich erst am nächsten Tage früh auf den Bahnhof zu gehen, als die sieben Teutschen, von denen am Ende einer ganz leicht verletzt wurde, in der Nacht verschwanden! Tiefes „Ge fecht" hat die Engländer viel Geld gekostet, da in der Minute Tausende von Schüssen abgegeben wurden, und trotzdem ibnen die Tualas mit Vuschmesseru auf der Seite standen, mar es ihnen nicht möglich, die sieben Soldaten zu tödteu. Ta ich die englische Berichterstat tung kenne, so ist kein Zweifel, daß noch in derselben Stunde, als die Engländer den Babntiof Maka be traten. ein Telegramm nach Hause geschickt wurde, in dem sie ibre Er folge bekannt machten. AIS alle Civilisten ans Maka ge floben waren, zog ein intelligenter Schwarzer die weiße Fabne hoch. Diese Tbatsache sollte dahin ansge legt werden, daß die deutsche Truppe die Fahne bochgezogen liiitte. Schon suchte man nach Jemandem, der ih nen über den Mißbrauch der weißen Fabne von Seiten der Teutschen ei neu Bericht schreiben sollte. Als ich später in die Gefangenschaft nach Tnala abgeführt uwrden war, hat man mich, darüber etwas bekannt zu mache, und gab inir zu verstellen, daß ich dadurch freikommen könnte. Nach dem „Gefecht" in Maka zu ur theilen, werden wir auch nicht er staunt sein, zu erfahren, daß die Eng länder nach Aussage eines englischen Offiziers an der ganzen Nordbahn 07 Weiße und 500 Schwarze verlo ren baben, während die Teutschen im Gefechte keinen Weißen und viel leicht 25 Schwarze einbüßten. Es ist auch teil, Zweifel, das; die Verluste, der Engländer viel liöber sind. Wäh-§ rend mir ein englischer Offizier obige Angaben machte, bebanptctcn andere wieder, daß sie weder Weiße noch Schwarze verloren tiättcn. Wenn ich die schwarzen englischen Soldaten i meiner Gefangenschaft fragte, dann gaben sie mir an. daß Weiße wie Schwarze „plentv too much" gefal len seien. Tie schwarzen englischen Soldaten fragten mich in Ndirnge (Station vor Nkongsamba. dem En dpunkte der Nordbahn), ob denn die deutsch,! Soldaten noch nicht alle todt wären, ihre Offiziere hätten es ihnen doch gesagt! Ter Deutsche Correspondeut. Baltimore, Md., Sonntag, den 6. Juni 1915. Ich hörte auch, wie ein euslisck)er Offizier in Nkougsamba zum ande reu sagte: „Es ist doch eigentbümlich: , wir schießen viel und treffen nichts, ! die Teutschen aber schießen wenig und treffen viel!" In Nkong samba waren die Engländer ganz erstaunt, daß im Truppen Lazarett 1 der Teutschen keine Verwundeten ) vorhanden waren. Bei der Ueber , gäbe lag nur ein Eingeborener, der kurz vorher an Dysenterie starb, in : demselben, vier andere hatten die Flucht ergriffen. , Ter Krieg in Kamerun ist kein > Krieg, sondern ist ein Raubzug, in erster Linie gegen die Teutschen und j neutralen Civilisten. Tie Civilisten werden gewöhnlich nicht nur einmal. sondern dreimal geplündert. Zuerst - plündert der englische Offizier: dazu läßt er sogar systematisch Anfgrabun gen um die Häuser und in den Gäl te, ja. auch i den Häusern machen! Er sucht stets nach Geld, nach Geld und wiederum nach Geld. So nimmt er den Civilisten nicht nur das Geld bis aus 100 Mark ab, son dorn nimmt auch och die Kassabü cher und andere Belege au sich. Wenn er genügend geplündert hat, über läßt er feine Beute den englischen schwarzen Soldaten, und nach diesen folgen erst die Eingeborenen, Aus Lome ist mir aus der „Laurentic" (englisches armirtes Schiff von 15,- 000 Tonnen) erzählt worden, daß ein englischer Offizier mit eineniTro penkosser in Lome angekommen, je doch mit 05 abgezogen sei!! Ich könnte eine Reihe Beispiele mit Zeu ge anführe. Tamit man seine schändlichen Thaten nicht erfabren soll, läßt er einfach sämmtliche Civi listen in's Schwarzen - Gefängniß oder sonst wohin abführen. Tie Schwarzen sehen aber die Handlungen der Engländer. So sagte ein Lckiwarzer zu mir: „Tie Schwarzen stehlen furchtbar, die Eng länder aber noch viel mehr." Was müssen sich die Schwarzen von der englischen Kultur sagen? In Bula kam e-s ausnahmsweise vor, daß ein Sclyvarzer einen Koffer eines Wei ßen vor dem Engländer öffnete. Tiefer SckMwze wurde vor den Au gen des Schweizer Missionärs Stad lin mit Stockhieben todtgejchlagen! Was müssen die Eingeborenen über die Engländer denken? Im Bi bundi - Oiebiet haben die Engländer durch bezahlte schwarze Banden (nicht Soldaten!) einen Pilanzcr von der - Bibundipslanznng abführen lassen. Sie haben ihn vollkommen ansgezo gen, haben ibn verprügelt, haben ihm Hände nnd Füße gebunden und nist dem Kopf auf der Erde etwa 100 - Meter geschleift, bis ihn Togoneger: befreiten! Tiefe Grausamkeiten! 1 hießen die englischen Offiziere gut, währenddem Togo - Neger ihn be freiten! Sie zeigen also schon eine Civilisation nnd stellten dadutch die Engländer bloß. Wir. die wir iinS zu Kulturvölkern rechnen, sollen also solche Leute neben uns dulden? Ge wiß kann es im Kriege ausnabms weise zu Grausamkeiten komiue, aber in Kamerun liegt in diesemVcr fahren System. Ter ohen angesülir te Fall ist ja auch nur ein milder. wenn wir von den bezahlten Men- j chelniördern der Engländer absehen! wollten. Ein Volk, das ichon solche Tcgencrationszeichen ausweist, muß zu Grunde geben." Tr. A. Häberli n. Die russischen Ostseeländer. w. Ueber die russischen Ostseelän der, in die das deutsche Heer jetzt ei „en Vormarsch angetreten hat, sin- > den sich in einem soeben bei Eugen! Tiedcrichs in Jena erscheinende Buche „Ter östliche Kriegsschauplab" von Stefan Rndnvckyi eine Reibe be inerkenswerthcr Angaben. Tie na türliche Südostgrenze des nordöstlich! an Polen anschließenden Tbeiles des. Kriegsschauplatzes, der Gonverne- . inents Snwalti, Kowno ünd Kur land und eines Streifens von Wilna, bildet die baltische Endmoränenzone, mit ihren unzähligen Seen, die von Sinvalki und Augustotvo über Wilna § und Tünaburg streicht. Ter land- ! schriftliche Charakter erinnert voll ! kommen an den ostpreußischen. In dem Grenzgebiete unruhige Formen der Enduioräiieiilaiidschast mit Seen und Sümpfen, langsam dalfinschlci chendcn wasserreichen Flüßchen, ein Land voller Hindernisse, die kricgs geographisch sehr wichtig sind. Tie zipischen dem Seengürtel und dem j Meere liegende Griindmoränenland schast ist mit ihrem flachwelligen Ge - läiide den entsprechenden Theilen j Ostpreußens durchaus ähnlich. ! Kriegsgcographisch wichtig sind in diesem Flachhügellande außer den Seen und Sümpfen die Flüsse, die alle zu den Vormarschlinien des deutschen Heeres eine senkrechte Rich tung haben. Ter Njemen ist über MO Meter breit und trotz vieler Schnellen schiffbar: dvrt, wo die rus sische Narew—-Bober-Dertheidignngs ltnitz an den Njenionlaus heran kommt. siegt an eiriem wichtigen Flutzübekgang die Festung Grodno, : die die nördlichste der drei Haupt slraßen in dem befestigten polnischen : Ausmarschraum deckt. Ten weiter , nördlich gelegenen Eisenbahnüber ! gang vertheidigt der Brückenkopf Olita, und den Uebergang für die z Eisenbahn Eydtkuhnen—Wilna die i Festung Kowno. l Tie kleineren Flüsse bilden nur - Vertheidignngslinien von geringerer Bedeutung nnd sind unbefestigt: erst > die schiffbare Tüna hat wieder grö - Bere Bedeutung mit zwei befestigten Punkten: Tünaburg nnd Dünamün l de. Von den drei russischen Gouver- nements hat Kurland (nach den Zah " len von 1011) 710,000, Kownv 1,- l 707,000 und Smvalli 081,000 Ein wohner. Ten Grundstock der Bevöl ' kernng bilden die Litauer. Shnindi nen nnd Letten (in Kurland 78, Koivno 08, Smvalli 52 Prozent). Mit de Bewohnern benachbarter Gouvernements zusammen zählen sie an -1 Millionen Köpfe. Sie bilden - eine besondere Sprachgriippe neben Germanen und Slawen. Die Litauer und Shmndinen, die sich von oinan der nur dialektisch unterscheiden, find ein phlegmatisches, jedoch sehr sticht! ges, arbeitsames und bildnngsfähiges ! Volk. Sie haben im dreizehnten Jahrhundert ein mächtiges Reich ge gründet, das von Kiew her kulturell beeinflußt wurde und nach dessen Fall ganz Weißrußland und Ukraina im vierzehnten Jahrhundert unter sei nein Scepter vereinigte. Das Polin sche Königreich suchte Anschluß au Litauen, und die litauische Dynastie der Jagiellonen bestieg den polnischen Thron. Die Folge dieser Union war zunächst der Verlust der Ukraine nnd die schnelle Polonisirnng der litani scheu höheren Stände; mir das Land Volk bewahrte Sprache und Sitte der Väter. Erst nach dein Falle Polens erwachte das litauische Nationalbe wußtsein und verbreitete sich iimner mehr trotz aller Hindernisse von Sei ten der russischen Regierung und der Polen. Tie Litauer find römisch-katholisch. Die ihnoii stammverwandten Letten standen von jeher unter deutschem Einfluß und sind der Hauptsache nach Lutheraner. Beide, sorgen für Volks bildung und weisen viel weniger Analphabeten aus, als Polen oder Russen. An der kulturellen Entwick lung des Volkes wird ständig gearbei tet. Tie Litauische Literatur stützt sich auf eine bedeutende Volksdichtung, konnte sich aber zunächst nur im be achbarleu Preußen entwickeln, uns erst seit der russischen Revolution bie tet sich dafür auch mnerhaib derGren j zeu Rußland's etwas mehr Freiheit. - Das Volk der Litauer bildet die Un ' terfchicht der Bevölkerung, Bauern 'und Kleinbürger. Tw'Oberschichten der Bevölkerung des Gebietes sind slamiufreiiid, mit Ausnahme der li tauischen Intelligenz, die aus dem Bauernstände hervorgegangen ist. Tie Teutschen (in Kurland 8, Su walki 5, Kowno l Prozent) sind Großgrundbesitzer und deren Ange stellte. in den Städte Kaufleute nnd Handwerker. Tie Polen sind in Kur land (8 Prozent) auch Großgrnndbe ! sitzer. in Kowno (9 Prozent) eben ! falls, bilden jedoch da auch den „klei i ncn Adel" und einen namhaften Pro ! zentsatz der Stadtbewohner. In Su walki sind sie 28 Prozent der Bevöl kernng. Tic Russen, in Kurland und Kow no je 1 Prozent, in Sinvalki 0 Pro zcnt. bilden mir in dem letzteren Eo lonien auf dem Lande, sonst sind sie nur in den Städten als Militärs, j Beamte, Kaufleute u. s. w. thätig, j Tie Jude (in Kurland 0. in Kowno 11, in Sinvalki 10 Prozent) sind kleine nnd große Geschäftsleute, Händler und Handwerker in der Stadt und ans dem Lande. Die j Volksdicbte ist nirgends groß, die ' Hauptbeschäftigung der Bevölkerung der Ackerbau. Die Industrie ist schwach entwickelt: durch deutsche Be trietfianikeit ist in letzter Zeit einige Industrie emporgekommen. Viel be deutender ist der Handel. Tic Sied ! luiigeu des Gebietes sind meist klein. Eiuzclhöse sind sehr häufig. Klein dörscr die Regel. Tic Gebäude sind j ! dauerhaft und größer gebaut als j sonst in Rußland: die Holzbauten weichen immer mehr den Steinbau teu. die Strob und Schindeldächer den Ziegeldächern. Tic Anzahl der ! Städte ist klein, in K-urland tragen sie noch vielfach den mittelalterlichen ! ! deutschen Charakter (z. B. das stille mit 80.000. die wichtigstes ! Kriegs- und Handelsstadt Libau mit > BO,OOO Einwohnern), in Kowno und - Siiwalki den polnisch-jüdischen (die ' wichtigste Handelsstadt und Festung Kowno 80.000. Suwakki 33,000 Ein wohner). Auch die Anzahl der klei neren Städtchen und Marktflecken ist nicht groß. . > .. - Die National-Eitelkeit der Fran zose. . Grat Gobineau ist sicherlich der schärfste und doch -gleich gerechteste .Kritiker gewesen, den die französische Kultur und die französische Nation in einem ihrer Söbne besessen hat. Ter händige Gegensatz Frankreichs gegen Tcuschland. dem nach seiner Ansicht die Zukunft gehörte, erschien ihm als ein verhängnisvoller Um stand, der sein Vaterland um seine letzten großen historischen Möglichst ten bringen müsse, und als eine Schritt weiter ans diesem Wege zum Abgrund würde ilnn der neue Krieg erscheinen, wie ibm der von 1870 er schien. In einem Aussatze „Gobineau über Teutsche und Franzosen", den der um die Gobineau-Forschung ver diente Professor Ludwig Schemann in den Grcnzboten veröffentlicht, wer den die heute wieder so lesensweriben Anschauungen des großen Raentheo retikers über die Entwicklung des modernen Frankreich ausführlich dargestellt. Gobineau hob eine Er scheinung hervor, die er in erster Li nie für das Unglück von 1870 ver antwortlich machte und die auch in dem neuen Kriege eine so wichtige Rolle spielt: die Nationaleilelkeit der Franzosen. Während sich in srü he>-en Jahrhunderten die Franzosen noch einen offenen Sinn für die Vor züge des Auslandes bewahrten, be gann unter Ludwig der Vierzehnte jene Selbstvergötterung. in der das Volk dem verhängnisvollen Vorbild des „Sonnenkönigs" folgte und di>? ein Sicherbeben über und Lichzurück ziehen von den andern Völkern zur Folge hatte. Das übrige Europa trug allerdings dazu nicht wenig bei, indem es alles Französische vereinte und nachahmte. So machte denn im 18. Jahrhundert die gefährliche Iso lirung Frankreichs weitere t-wrl schritte, und vollends durch den Rausch der Revolution wurden die Franzosen in dem Wahne bestärkt, ihr Land sei zum einzigartigen Well heiland. zum höchsten Kulturbringer der Völker, zum obersten Hüter von Vernunft, Freiheit und Recht born sen. Ter Wahn der Unbesiegbarkeit, der Glaube an eine geistige Ueberle genheit, zwei Dogmen, die ihren Ausdruck in den Schlagworten „gloi re" und „espril" fanden, setzten sich in der französischen Volksseele derar tig fest, daß selbst der furchtbare Zu sammenbruch des ersten Kaiserreichen diese Idee nicht zu erschüttern ver mochte. Tie beständige Unruhe, in der Frankreich fast durch ein Jahr hundert von Revolution zu Revolu tion, von einer Regierung zur an dern taumelte, ließ das Volk nicht zur Besinnung kommen, und so fei erte die Nationalcitelteit 1870 wieder ihre Orgien, so wie sie sie jetzt Ulla von neuem feiert. Gobineau schil dort bei der Betrachtung des denlsch sranzösischen Krieges von 1870—71 in grellen Farben den Gegensatz zwischen der beispiellosen Verblen dung, die ganz Frankreich ersaßt hat te, und der thatsächlichen Wirklichkeit. Daß das Volk den Krieg wollte, wi derlegt er gründlich und brandmarkt gebührend das ebenso schäm- wie würdelose Treiben der Presse, in der sich die Krankheiten des nationalen Wahnes stets am deutlichsten abge zeichnet haben. Tie in ,-rrankreich seit Jahrhunderten üblichen Verrä therrufe, die grotesken Formen der Spionenschnüffelci, die so weit gin gen, daß Gobineau einmal ein paar arme Taubstumme als höchst gcsähr liche Spione vorgeführt wurden, der Mangel an straffer Organisation, die zunehmende Verwirrung all diese auch heute wieder beobachteten Symptome werden von Gobineau geschildert. Auch in dem Krieg der Republik siebt er keinen Ausdruck der Volksstinnnung. sondern Mache, bei der die Regierenden sich der ver werflichsten Mittel bedienen: Ver leumdungen der Feinde und falscher Sicgesberichte. Dieser zweite Theil des Krieges war kein Volkskrieg, son dorn eine Verhetzung der Mafien durch jene dunklen Ehrenmänner und unruhigen Geister, deren Weizen in Zeiten der Revolution zu blühen pflegt, und eine der wichtigsten Trieb federn war jene nationale Eitelkeit, die fo viel Unglück über Frankreich gebracht hat. Goltz an die deutsch Jugend. Generalfeldmarschall Freiherr v. d. Goltz richtet von Constantinopel auS den folgenden Brief an die dent , sche Jugend: j In weiter Ferne drängt es mich, j dem Jungdeutschlandbund wieder j einmal einen herzlichen Gruß und ein kräftiges „Gut Teutsch!" zuzu rufen. Wie sehr die vom Bunde ! versammelte und ausgebildete Ju ! gend im Beginn des Krieges ihre Pflicht und Schuldigkeit gethan bat. ist allgemein bekannt. Das einstim- l migc Lob, das sie erntete, wird die l Freude meines Alters bis zum letz- ; ten Tage bilden. Eine Reibe eige- ner kriegerischer Erlebnisse hat mich mehr und mehr davon überzeugt, wie ! richtig die vor dem Kriege von uns > eingeschlagene Bahn gewesen ist. aber ' auch welch' große Anforderungen in Zukunft noch an uns gestellt werden. Wir werden im gegenwärtigen Krie- § ge am Ende den Sieg davontragen." Aber es wird noch genug Feindschaft, Haß und Reid gegen unser deutsches Vaterland übrig bleiben, um uns zu zwingen, wachsam und stark zu sein. Jugendliche Begeeislerung und Lie be zum Vaterland, Treue zu Kaiser und Reich sind die Grundlagen sol datischer Tüchtigkeit. Aber sie niüs sen unterstützt werden durch einen wohl vorbereiteten, kräftigen, aus dauernden und abgehärteten Körper, durch praktische Umsicht, Thatkraft und durch vorher erworbene Kennt niß der wesentlichen Bedingungen des Zriegslebens: denn sonst werden, zumal am Beginn neuer Feldzüge, die Opser, wie diesmal, das richtige Maß überschreiten. Tie Anleitung, die der Bund in al len seine Theilen zur Selbsthülse durch seine Uebungen gegeben bat, bedarf kräftigster Förderung. Mehr noch wie bisher muß der einzelne deutsche Jungmann darin angeleitet werden. Tie Bedingungen des mo derneii Kulturlebens mindern bei ihm die Fähigkeiten, den einfachen, materiellen und realen Forderungen des Lebens im Felde trotzen zu kön uen. Unsere Jungmannschast ging, wie ich es in den Kämpfen an der ;hser beobachtet habe, mit glühendem Eifer und großer Tapferkeit in den Kampf. Weniger aber verstand sie sich nach dem Kampf, wenn die Ruhe kam, schnell und zweckmäßig einzurichten, für Unterkunft und Verpflegung umsichtig zu sorgen, dabei Hand an zulegen, ohne auf die Weisung von oben her zu warten, also die Parole des JuugdeutschlandsbundeS „Selbst ist der Manu" im wahren Sinne des Wortes praktisch zu verwirklichen. Auch in der Ueberwindung von Hin dernissen aller Art, die der Feind uns bereitet, in der Verschlagenheit an ihn heranzukommen, in der Beur theilung seiner Abwehrmaßregeln fehlt noch manches. Tie Erfahrun gen des großen Weltkrieges werden uns später zur Ausfüllung dieser Lü cken dienen und müssen nach dem Kriege ausmerksam benutzt werden. Hart, zäh, ansdauernd, klug und umsichtig soll die künftige junge Ge neration in Deutschland heranwach sen, und der Jungdeutschlandbund wird das Seinige zur Erreichung dieses Zieles beitragen müssen. Tie Erzählungen der alten Krieger vom Lagerfeuer und aus den Schützen graben werden für die Erziehung soldatischer Lebensgewohnheiten reich lichen Stoff bieten. An ihnen kann sich das künftige Geschlecht bilden und aus ihnen die Lehre für die ei gene Ertüchtigung ziehen. Tie vom Bunde herausgegebene Jungdeutschland-Post ist das Organ, welches der deutschen Jugend Beleh rung und Anleitung ertheilen soll und bedarf daher der weitesten Ver breitung inden jugendlichen Kreisen. Erreicht die gesammte deutsche Ju gend diese Ziele, dann werden wir künftig, mögen die Feinde auch noch einmal so zahlreich sein wie jetzt, un besiegbare Heere in's Feld stellen, wie die alten Römer in ihrer Glanz zeit. Deutschland bedarf derselben wenn es den Platz an der Sonne, den cs sich in diesem Kriege erringen wird, dauernd behaupten will, ohne erst durch große Opfer die Erfahrung und Kriegsübung erwerben zu müs sen. die als die treuen Begleiter der Tapferkeit nothwendig sind. (gez.) Frhr.v. d. G o l tz, > Generalfeldmarschall. Deutsches Lagerlebeu in der Wüste. Sehr wenig erfahren wir in Ame-! rika von dem Kriege in Egvpten. Im > „Der Montag" vom 8. Mai lesen wir - die folgende interessante Correspon-! dcnz. die den Zug der deutschen und türkischen Truppen durch die Wüste schildert: Seit vierzehn Tagen schon ziehen wir durch die Wüste. Langsam nur kommen wir vorwärts, aber die Ent- j fcrnung. die wir täglich hinter uns l legen, vergrößert sich mehr und mehr. Daß alles in so wunderbarer Weise klappt, dafür gebührt das Verdienst unserem Generalstabsches, dem baye rischen Oberstlieutenant Freiherrn v. K. Wie ein seiner Schachspieler hat der schon seit Monaten seine Züge bis in'S Kleinste berechnet, nnd nun beweist ihm die Wirklichkeit, daß seine Schlüsse richtig waren. Ueber tau send und mehr Kilometer hat er end lose Kamelkolonnen in Bewegung ge setzt: lange vor uns schon schoben sie sich vor, weit hinter unseren Truppen folgen sie. Hartbrot schleppen die Züge, Datteln. Oliven, Gerste und Wasser Kein Mensch, kein Thier braucht Hunger oder Durst zu leiden. Sind wir nach unserem Nachmittags- - marsch an einer Etappe angelangt, - dann empfängt uns ein wahres j „Tischlein deck dich." Säcke Hartbrot lagern da. Brunnen oder Wasserge ! säße harren unser. In einer Stun de ist alles vertheilt, die Thiere sind getränkt, die Mannschaft hat abgeges- sen. und alles ruht. Bis aus den ! Generalstabschcf. Dann er schläft. ' ob er überhaupt, seit wir unterwegs > sind, ein Auge zugethan hat, ist uns > allen ein Räthsel, Lein Bureau ist i eine Sandgrube. Da sitzt er über sei ne Karlen und Pläne gebückt und ent wirft Befehle. Mieden Augenblick tönt seine Stimme zu und herüber: „Herr Hauhtmann K.. Hr. Lieutenant R!" Tann heißt es aus's Kamel hinaus und zu den Commandeuren der ein zelnen Regimenter Befehle bringen oder Auskünfte einholen. Dein Bei spiel wirkt auf alle, türkische und deutsche Offiziere, anfeuernd. Giebt es eine Nacht im Lager, dann leuch tet sein Lämpchen sicherlich noch spät, wenn alle anderen längst schon schla fen. Bei'm Morgengrauen ist er wie der ans, bei der Arbeit. Er reitet, wie der jüngste Lieutenant die ge fährlichsten Patrouillen, kennt keine Ermüdung. Tann ist da der deutsche Eorpsarzl Dr. 1., der Afrikaner. Er kennt die Wüste aus unseren Calv inen und hat sich danach eingerichtet. Ein wahrer Hüne, und einem Herzen von Gold, wenn er nicht bei seinen Aerzte ans eine Nachlässigkeit stößt. Tann aber rollt seine Stimme wie der Toiiner, dann giebt es deutsche und türkische Küche, von denen jeder wie ein Fünfzig-Psiinder wirkt. Er ist der glückliche Besitzer des „Motor kamels." Bei der Revision eines Etappenlazareths stürzte er auf dem schlüpfrigen Boden, zog sich eine klaf sende Kopfwunde zu, sein Hedschin warf ihn ab, so daß er wochenlang an einer schmerzhaften Armwunde zu lei den hatte. Er hat seinen Humor nie verloren. Abends am Feuer erzählt er von seinen Abenteuern in den Eo lonien, von dem Leben und Treiben in Daressalam. Possirlich ahmte er die schwarzen Schönen nach, wandelte gravitätisch wie ein Pfau über den Sand und schürzte gar amnuthig das Röckchen. Bis dann wenige Tage später die Kanonen brüllten, die Gra naten splitterten. T-a dröhnte seine Stimme wieder auf, da schritt er an der Spitze der Sanitäts-Compagnie, unbekümmert um den Hagel von Ge schossen bis in die vordersten Linien, gab seine Befehle, griff selbst zu. Und die türkischen Aerzte folgten seinem Beispiele. Hauptmann St. macht ste hend große Berechnungen, der Adju tat Hauptmann E., der glückliche Be sitzer eines Füllfederhalters, arbeitet, auf dem Bauche liegend. Befehle aus, während Major Pr. Wasser abkocht und dabei in blühendem Arabisch ei nen eben eingebrachten Egypter ver hört. Abends kommt dann noch Be such. Ta ist der korpulente Haupt mann von K. er hat viel von sei nem Unifang in der Wüste gelassen— der Feinschmecker. Er hat immer noch irgend etwas zu kauen, wenn die anderen sich den Gürtel wieder um ein Loch enger schnallen. Unlängst erst tauschte er eine halbe Ziege er wollte nicht verrathen, wo er sie auf getrieben hatte gegen eine Schach tel Cichorie, die einer von uns zusäl lig mitgenommen hatte. Da er alle zuin „Kaffee" einlud, gab es ein un erhörtes Festessen, an dem sogar der Generalstabschcf theilnahm. Ter Braten war furchtbar hart, der „Kaf fee" greulich bitter, aber übrig blieb nichts. Ferner Major F.. dem die Wasserversorgung untersteht. Plötz lich, mitten in der Nacht, taucht er von irgendwo aus, sitzt ab, verschlingt alles, was nur überhaupt vorhanden ist. Er meldet gewöhnlich sehr Werthvolles, tischt uns dann noch ei § nige haarsträubende Unwahrschern lichkciten auf und verschwindet in > Nacht und Nebel, wie er kam. Unser ! „marinjrter" Hauptmann 8., der ! mitten in der Wüste die Nachricht von ! der Geburt eines Jungen erhielt und ! im ganzen Lager nach einer Flasche ! Kognak suchte, uns aber schließlich, da - es so etwas nicht gab, mit Thee be ! miethete, bat einer neue Sprache er funden, die er zusammen mit Major -R. spricht. Tic beiden behaupten . zwar, es sei Englisch, ihre ' Angabe wird aber stark bezweifelt. Spät Nachts, wenn alles schläft, - ertönt dann noch leise eine Mando line. Tie hat einer unter den 15 Ki logramm eingeschmuggelt. Und in leisem Chore klingen die alten lieben Weisen durch die Wüste: „Theure Heimath," und „Muß i denn." Drau ßen, längs der Straße, die wir ka men. und auf dem Wege, der noch vor uns liegt, stehen auf hohen Sanddünen einsame Zelte. Ta Hau sen deutsche Freiwillige. Sie wachen i über dem Nachschub, sie sorgen, daß - Wasser vorhanden sei. In selbstloser Aufopferung. Wochenlang hören sie kein deutsches Wort. Es hat sich kei ner beklagt, keiner geseufzt. Immer bekam ich die gleiche Antwort: „Ob hier oder zu Hause, wir kämpfen für unser Vaterland!" Serman. S e n e g a l s ch ü tz e n. Senega lese: „O. beese Krieg, beeie Krieg, ist srecklich kalt im Norden, frieren swarze Haut ab von allen Knochen." Colonel: „Tröstet Euch, Kinder, venn die Teutschen so weiter machen, rücken wir immer weiter südlich, da wird's wärmer."