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,! ~, , , --- ft —————— —' I Äu Uussisrk-Uttlelt. ——— "d^N' I. St asienbild aus Lodz. s Tic Wache zieht aus! ! Tratsche Offiziere im t Ghetto von Mlalva. f !i. Eine griechisch - katholische ! Kirche in Snwalki alo Abtei- z lang eines deutschen Etappen- r i Magazins in Rußland. s 4. Ter 'Bahnhof Snwalki n- ! tcr deutscher Bcrivaltung. (X) l Ter derzeitige Bahnhofskom- 1 Mandant Hauptmann Gerlach 7 - lProfessor der Staatswissen- t schast au der Universität Königs- ! berg). t Auf Rußlands nnergrnnd- I Uchen Grfieldcn: Tic Kolonnen- s kutsche im Tramps mit dem Lehm r 6. Tic katholische Kirche in l Mlawa. Quer durch Palen. Die nachfolgenden Schilderungen sind Auszüge aus Briefen van Otto Schieck. Oberlehrer am Frankfurter Goethe-Gymnasium. Tr. Schieck, der Komyagnieführer im 107. Landwehr luf.-Negt. war. ist in Ezenstochau an den Folgen einer Verwundung den Heldentod gestorben. Tie Schnelligkeit, mit der der Vor stoß auf Warschau ausgeführt wer den mußte, verlangte von unseren Truppen große Marschleistungen. So hat unser Regiment in fünf auf einanderfolgenden Tagen löä Kilo meter zurückgelegt, eine Leistung, die bei den miserablen, mit Niesenlöchcrn verzierten, schlammigen oder sandi gen Wegen und dem teilweise schcuß lichen Wetter für Landwehrlcute wirklich viel ist und auch vom Ober kommando rückhaltlos anerkannt wurde. Am ersten Tag ging es bis Kregcina. Ouartier in, Schloß des Fürsten Lubomirski. Der edle Herr mit seinem Wigwam war verduftet, hatte aber seine Ahnenbildcr und seine Dienerschaft uns zur Gesellschaft zurückgelassen. Das Schloß hat 80 Fremdenzimmer, so daß jeder von uns endlich mal ein Ztmer für sich hatte, Einrichtung fürstlich, auch die sonst übliche polnische Einquartie rung fehlte. Tie Verpflegung war großartig, sehr alte Weine: nach dem Abendessen bei fürstlichen Zigarren und Likören im großen Salon um Len lodernde Kamin geschart, unbe- kümmert um die verwunderten Augen der. uralten Ahnen um uns, fröhlich plaudernd, musizierend, so verbrach ten ivir den Abend. Ach, hier vier Wvchen Standquartier ,so dachten wir alle. Am nächsten Abend lagen wir nach einem Marsch von 40 Kilo meter in einer elenden Bauernhütte auf Stroh. Taun ging cs weiter bis Petrikau. Tomaschow, endlich Lu bocz. Hier kamen wir bis auf die Haut durchnäßt an, 35 Kilometer in den Beinen, nichts im Magen, das Herz voller Wünsche nach einem leid lichen Quartier. Frau Müllerin nahm uns Offiziere auf, acht Stück in ei ein ziemlich kleinen Raum; wir sehn ten uns alle nach einem Ruhetag, aber in diesem Nest? Um Gotteswil len! Prompt kani am nächsten Mor gen der Befehl: Heute Ruhetag. An diesem Tage habe ich erfahren, daß Flicgenfangen ein reizvolles Gesell schaftsspiel ist; und da alles schwarz davon war, so kam unsere Jagdlei denschaft auf ihre Kosten. Als wir aus Lubocz abrückten, meinten wir, schlechter könnten die Quartiere nicht werden. Wir hatten uns geirrt. Tie dem Ruhetag folgen den beiden kürzeren Tagesmärsche führten ns auf ein noch tieferes Ni veau, denn wenn einmal unmittelbar „Ter Teutsche borrespondent", Baltimore, Md., Sonntag, den 4. Fnli lOl.' neben dem Offizierquartier im ,tzaus Pferde stehen, das andere Mai das harmonische Grunzen von Nüs seltieren das Schlaflied singt, so dürfte man dem Vierfüßler ich: mehr sehr fern stehen. Und doch soll ten wir ein Quartier kennen lernen, das diese noch überbot, den Schützen graben. Am 0. Oktober gegen Abend kam der Auftakt zu der nun folgen den Gefechtsepisode: Kanonendonner und Feuerschein. Am nächsten Mor gen der Befehl, sofort abzurücken, wenn nötig, sogar die Kompagnien einzeln. Das klang ja ganz gefähr lich. Nach einem Marsch von über -10 Kilometer, ständig auf den Flanken von dreisten Kosakenpatrouillen, es kortiert, die auf unsere Kolonne schossen, ohne jedoch zu treffen, wur den wir gegen Abend bei leidlich träu felndem Regen zum Angriff auf das Torf Zellechow angesetzt, unser Regi ment in zweiter Linie. Als wir ans Dorf kamen, war die Arbeit schon ge tan. Im Ort ein gräßlicher Schlamm wie in allen polnischen Dörfern, dazu ein fürchterliches Durcheinander aller möglichen Truppen, dazwischen Ge fangene, ein Drängen, Stoßen und Rufen im Dunkel. Und nun in diesem Wirrwarr seinen Leuten Quartier suchen, alles wollte rasch unter Dach und Fach kommen, als Begleitung zu alledem in der Ferne Artillerie- und Jnsanteriefeucr. Wir Offiziere waren herzlich froh, als wir eine armselige Bauernstube erwischten, in der wir noch Reste einer Mahlzeit der Russen vorfanden, die alles im Stich gelassen hatten. Den ganzen nächsten Tag, einem Sonntag, find wir her umgezogen, immer vom Artillerie feuer bestrichen, machten viele Ge fangene, die üch in den Wäldern ver steckt hatten, wurden aber erst gegen Abend zum Gefecht entwickelt, wobei wir einen ziemlich tiefen Bach durch waten mußten. Es war Nacht gewor den. Aus einer Waldstraße hielten ivir im twisten Dunkel; gwei Grana ten sausten noch über uns weg, dann Totenstille. Es ist von unbeschreib licher Wirkung, wenn nach dem Schlachtenlärm des Tages die Nacht ihr Schweigen bringt; ein allgemei nes Aufatmen geht durch die Reihen; freilich gibt es häßliche Menschen, die auch nachts schießen und Angriffe machen, wie wir cs noch erfahre sollten. Wir waren vollkommen von unse rer größeren Abteilung abgekommen; kein Befehl von der Brigade und der Division da; niemand wußte, wo die höheren Stäbe waren, niemand, wo hin wir sollten. Ter Regimentskom mandeur befahl in einem nahen gro ßen Gut Quartier zu beziehen; l 5 .Kompanien wurden dort unlergc bracht, kO von unserem Regiment, 5 von einem preußischen. Tie Offiziere im Herrenhaus. Keller, Speisekam mern wurden durchsucht. Wein und Tee annektiert, im Oien fanden wir die köstlichsten eingemachten Früchte, die Hennen mußten Eier und Leben lassen, alles wanderte in nmere Ba cuuins. Wenn nur die F nicht so naß gewesen wären! Ab. gescherzt haben wir doch und geschlaien auch, sogar trotz des animalischen oder bes ser bestialischen Schnarchens meines Hauptmannes, der sonst ein sehr bra ver Mann ift, mich aber gezwungen hat, mir Antiphone anzuschaffen. So was von elementarer Gewalt habe ich noch nicht erlebt. Ter Morgen fand unseren Führer in derselben Isoliert heit. Adjutanten wurden nach allen Richtungen ausgeschickt; nach einigen Stunden kamen zwei zurück, sic brachten die verlorene Verbindung und !!t Russe, die nch ihnen kämpf los ergeben hatten: stolz saßen sie zu Nos;, mit ru'üschen Gewehren be waffnet, und führten ihre Beute vor. Run wurde der Weiterinarsch in der Richtung aus Warschau angetreten. Am Tage vorher erbeutete übri gens eine Kompagnie von uns einen russischen Eiienbahnzug: sie legte sich an der Bahnlinie aui die Lauer und erwartete den Militärtransportzug, in dem ivir Truppen vermuteten, die vom Kampfplatz nach Warschau zu rückbesördert werden sollten, llnb die wollten wir doch gerne haben. Die Lokomotive naht. Ein tolle? Schnell feuer; bald ist der Kessel getroffen, fauchend entweicht der Dampf, der Zug kommt zum Stehen, dng-en waren alle Wagen vollgepfropft mit Proviant, Fleisch, Tee. Zucker usw. konnten wir auch brauchen, also uicht umsonst geschossen. Während des Marsches am Montag übrigens bei strömendem Regen überall Spuren des russischen Rückzuges, Patronen in Masse, Gewehre, denen von uns die Kolben abgeschlagen iwurdcn, Rucksäcke mit Unmassen Zucker für den Tee, unglaublich viel Unterwäsche, als ob die Herrschaften neue Unterhosen und Hemden bekom men und hier gcmächselt hätten. Gegen Mittag kamen wir nach Brwiuow, einem ganz netten Städt chen mit Bahnverbindung nach War schau, zirka 20 .Kilometer. Unser Ein marsch vollzog sich ganz friedlich, aber bei strömendem Regen. Unser Schick sal führte uns in ein hübsches Bür gerhaus, Mann und Frau; er ein Angstmeier ersten Ranges, ängstlich nicht nur vor einer etwaigen Schlacht, sondern noch viel mehr vor seiner Frau. einer sehr energischen Dame. Er sprach deutsch, sie nicht. Unsere deutschen 42 Zentimeter - Brummer genossen auch hier aus Grund der Zeitungsberichte dein gebührenden Respekt; mit diesen hätte es vermut lich sogar Madame nicht aufgenom men. Weniger scheute sie fick, vor mei uem in der Ecke stehenden Säbel, ob wohl er doch scharf geschlissen ist. sie zückte ihn, marschierte damit im Zim mer herum, präsentierte kurz: me schugge. Bestürzt eilte ich zu Tisch, um wenigstens meinen geladenen Re volver vor der polnischen Amazone in Sicherheit zu bringen. Das Ehe paar schien zu glauben, wir sehnten uns sebr nach seiner Gesellschaft; es wich nicht aus dem Zimmer, sah uns beim Teetrinken bis in den Hals, hätte am liebsten mitgetrunken, an statt uns welchen vorzusetzen; nur Zigaretten wurden gespendet, die wir mit um so größerer Freude annah men, als wir gänzlich rauchlos wa ren. Allmählich wurde uns die Ge sellschaft unserer Wirte lästig, und als gar nichts hals, sie hinauszubrin gen. lies; ich mir kurz entschlossen vom Burschen Waschwasser hereinbringen und begnan die für die betreffende Operation notwendigen Veränderun gen in der Bekleidung vorzunehmen! Das wirkte; endlich allein. Hartnäckig hatten die edlen Polen sich geiveigert. Fetter machen zu lassen, mit der Be gründuud, sie hätten kein Heizmate rial. Aber ein richtiger deutscher Ossi ziersburfche findet alles, was ge braucht wird manchmal auch ein ganz klein wenig jenseits von Gt und Böse bald war Holz und Kohle zur Stelle, und als die Ofen türe sich öffnete, da fand man die schönsten Oftäser mit köstlichen, ein gemachten Früchten. Deshalb sollten ivir also frieren. Wir waren selbstlos genug, die Leckerei mit den entspre chenden Begleitworten unseren Quar tierwirten zuzustellen. Das Gefühl der Beschämung schien Monsieur und Madame für den Rest des Tages von uns fern zu halten; wir waren'S zu, frieden. ~ > —< "i Stoßseufzer. „Eine Schwiegermutter verweilt, ja auch beständig an dem Horizonte Deiner Ehe?" „Ach. wenn sie bloß am Horizont, bleiben wollte!" 7