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6 Arrestant als Brandstifter. David M. Rittenboiise. welcher we gen angeblicher Belästigung jnn gcrMädchen im Mimsen Gebäude ' --- verhaltet wurde, steckte ein ihm . jm mittleren Stationshcmse über . j„ Brand. <°""ln der Nacht von Freitag ant .Samstag wurde das mittlere Sta swnshaus durch ein Feuer bedroht, Foetches in einem Gesangeiienzimmer - zweiten Stockwerk angeblich durch - -einen Gefangene angesteckt wurde. Gegen Mitternacht entdeckte der Te- Müwn-Clert Egenhöier einen Brand pwruct,. Er theilte seilte, Entdeckung dem Thürschließer Ea4it mit und : Änste stellten eine Untersuchung an, Welche sie nackt dein zweiten Stockwerk t Tllhi'w. Tan sahtzt sie Ranch aus einem Zimmer dringen,"! welcher s- der 40 Jahre alte TavidM. Ritten . hopse von Nr. 2006, Nord Charles- Straße, eingesperrt war. Als sie die . Thüre ansrissen, sahen sie, daß das in dem Zimmer sichende Bett brann ; te. Rillcnhonse hatte sich hinter die Thüre gestellt und versuchte angeblich > gn entwischen, als die zwei Männer in das mit Ranch gefüllte Zimmer s eindrangen, wurde aber durch Eain . in Gewabrsam genommen. Eine Eimerbrigade machte den Flammen : rasch den Garaus. Riltenhonse war am Freitag Aebnd ? verhaftet, nachdem er angeblich im Munsey ° Gebäude mehrere junge Mädchen belästigt hatte. Er wurde - gestern Vormittag dem Polizeirichtcr ' Cnpplee im mittleren Stationshans vorgeführt nd von Letzterem ans sein Verlangen dem Gerichtsversab . reu überwiesen. Er wurde ach Stel lung von Bl>o Bürgschaft entlassen. . Riltenhonse machte keinerlei Angaben . über die gegen ihn erhobene Anschnl ? dig-img, dagegen erklärte Harry L. Eichelberger von Nr. 803 Mnnsey ' Ojetzände, daß Rittenhonse am Frei . tag Abend nach dem Mnnsey-Gebäu de gekommen und mehrere Mädchen l wiederholt belästigt habe, trotzdem ' iknn eine Warnung gegeben worden i jer. - Lange Jahre treuer Dienste. Sein 36. Tiensljahr im Baltimo rer Polizeidienst tonnte gestern Rnn . desergeant William H. Riefner vom . östlichen Distrikt, leiern. Riefner war - 33 Jahre im östlichen Distrikt thätig und er wurde 10 Mal von der Poli ' zei-Behörde für hervorragende Lei stungen lBBO mu);- te er vor Gouverneur ' Jackson erscheinen, der ihm seine An erkennung und seine Tank für die t heldenmüftnge Haltung, die Riefner bei der Unterdrückung des Austernsi "Her-Ttrites an den Tag legte, ans sprach. Ter alte Haudegen, der im 63. Lebensjahr steht, und noch rüstig ist, hat während seiner Laufbahn manchen heißen Kamps zu bestehen gehabt. Im Februar 1805 wurde er ,znm Sergeanten ernannt und zwei Jahre später wurde er zum Rnnde sergeant befördert. Riefner hat die Ehre, in einer Nacht 170 Verhaftun gen vorgenommen zn haben, was bis jetzt von teinem anderen Polizisten erreicht werden konnte. Er ist ln Ost-Baltimore bestens bekannt und auch sehr beliebt. Als er vor zwei Jahren nach dein südlichen Distrikt - versetzt worden war, beschwerten sich angesehene Kaufleute bei der Polizei- Behörde und er wurde sechs Monate später wieder nach dcr östlichen Sta tion zurückgesandt. „Maryland Bäcker-Verein." Mit Freuden vernahmen gestern Abend die Mitglieder des „Marylän ber Bäcker-Vereins" in der viertel jährlichen Versammlung in „Rüsfel's Ale", an der Nord-Frederick-Str., baß das Piciiic dcr vereinigten Bä cker-Vereine. welches vor Wochenfrist im Wesleiid - Park, zum Besten des beutsch-österreichischen Hülfs - Fonds abgehalten ivnrdc, in finanzieller Be giehung ein befriedigender Erfolg war. Nach Deckung aller Unkosten dürften mehr als P2OO übrig blei ben, welche dem Hülfs-Fond zuflie s;en werden. Herr Henry Voelkcr, der den Präsideiitenhammer mit üb lichein Geschick schwang, ergänzte auf Ersuchen der Mitglieder das Eomite, welches die Vorbereitungen für ein großes Familien Somincrnachtsfest M -trifft, das Ende August im Westend- M. Park stattfindet und ernannte die W Herren George Wendisch. August Altzhosf und Anton Friedrich. Eine W Einladung des „Bäcker Gesangvcr- DD eins" zn dessen Picnic in „Grieb's Park" wurde niit Tank entgegen ge nommen. Sekretär August Voigt verlas hierauf den Finanzbericht, demzufolge die Einnahmen im letz ten Quartal P 261.84. und die AuS gaben P 43.13 betrugen. Als Mitglie der des Abrechttnngs-Eomitcs er nannte dcr Vorsitzende die HH. >Hen ryHahn, Dietrich Mottjchicdler, Char les Koellner, Albert Zoch und P. - Plitt. Selbverstündlich wurden wie -er die vierteljährlichen Beiträge ent gegen genommen. Ei gefährlicher Dieb. Neger verüickite die Besitzerin eine-? Aitwaaren-Ladens an der Harri son Straße zn erschießen, nachdem ihm ein paar gestohlene Scimbe abgenommen worden waren. Versiickste auch den Polizisten Korn anzugreifen. Nachdem er den Versuch gemacht batte, Frau Annie Keilelmaii, die Besitzerin eines Aitwaaren-Ladens in Nr. 112, Harrison-Straße, zn er schießen. wurde der Neger William Mitchell von Nr. 91ä, Plnm Alley, gestern Abend gegen 10 Uhr durch den Polizisten Korn in einem Winkel hinter McLaugblin's Wirthschaft an der Lerington- und Frederick-Slraße verhaftet. Er versuchte zwar, auch auf de Polizisten z schießen, ehe er aber sein Vorhabe ausführen konn te, hafte ihn der Polizist bereits mit seinem Knüppel unschädlich gemacht. Nach Angabe der Polizei stahl der Neger ein Paar Schuhe in dem La den von Frau Keitelman, seine That ivnrdc aber von der Frau bemerkt, welche ihn verfolgte und ihm die Schuhe wieder abnahm. Kaum hatte sich der Neger von seiner Beute ge trennt, als er einen Revolver aus der Tasche zog und einen Schuß aufFran Keitelman abfeuerte, ohne dieselbe je doch zu treffen. Tann ergriff er die Flucht. Er wurde von einer beträcht lichen Menschenmenge verfolgt, wel cher sich auch Polizist Korn anschloß. Der Neger flüchtete sich in den ge nannten Winkel, der Ausweg wurde ihm aber rasch auf der anderen Seite versperrt und im nächsten Augenblick war der Blaurock an seiner Seite. Ter Arrestant wird heute dem Poli zcirichter Supplee im mittleren Sta lionshali-s vorgeführt werden. Sturz von Treppe tödtlich. Frau Caroline Leary, die 80 Jahre alte Wittwe des Eapitäns Basil Leary, ist gestern Morgen ans dem Leben geschieden. Sie wurde bekanntlich am letzten Montag in ihrem Heim, Nr. l l IN, Nord-Fulton- Avemie, von Frau Earrie ShiPley, welche in demselben Hause wohnt, am Fuße einer Treppe bewußtlos aufge funden und ist es wahrscheinlich, daß die Greisin die Treppe abgestürzt ist. Coroner Dr. Friedrich Hempel vom nordwestlichen Distrikt hat mit eienr Untersuchung begonnen. Drr erste 4. Juli-Unfall. Anscheinend der erste 4. luli-Un fall ereignete sich gestern Nachmittag gegen l/LÜ Uhr bei'm Union-Bahn- Hof. Tort wurde der 65 Jahre alte Thomas Hayes von Nr. 1620, Nord- Ealvert-Straße, von einen; Geschoß, allein Anschein nach einer kleinen Ku gel, getroffen. Tie Kugel durchdrang seine Beinkleider und verursachte eine Fleifchwimde am rechten Bein. Herr Hayes wurde ohnmächtig und stürzte zu Boden, wobei er sich eine Ver letzung an der Stirn zuzog. Er wurde nach dem Mercy-Hospital gebracht und dort verbunden. Stürzte im Hofe. Im Hofe hinter ihrem Hanse kam gestern Nachmittag die 58 Jahre alte Frau Elizabeth Sandberg von Skr. tlO. Nord-Ehesterstraße, zu Fall und brach den linken Unterarm. Sie wurde nach dein St. Josephs-Hospi tal gebracht. Von einem Jitne überfahre. Dem 45 Jahre alten Charles Eol- UilS voll Nr. 2018, Bank-Straße, flog gestern Nachmittag an der Ecke von Broadwan und Fayetteslraße, als er in einem Straßenbahn-Waggon fuhr, der Hut vom Kopfe und fiel auf die Straße. Als er den Waggon ver lassen wollte, wurde er von einem vorbeifahrenden litney Bus, der von Map Cohen von Nr. 134, Nord-Lin wood Avenue, gelenkt wurde, über fahren. Cohen brachte Eollins in sei ner Maschine nach dem Johns Hop kins-Hospital, wo die Aerzte feststell, ten, daß er neben einer Verstauchung des linken Armes am ganzen Körper Abschürfungen davongetragen hatte. Vorbote des „Vierte". Die Knallerei und das Abbrennen von Feuerwerk hat gestern Abend be reits allen Ernstes begonnen. Auch ohne eine Schieß-Affaire ging es nicht ab. Der 2! Jahre alte Neger Harri son Fletcher wurde, als er mit meh reren Bekanntet; ans dcr Treppe vor seiner Wohnung, Nr. 1335, Bayard- Straße, saß, von dem Neger John Henry Savoy attackirt und in das rechte Bein geschossen. Mit der Po lizei-Ambulanz des westlichen Di strikts wurde der Verwundete nach dem Maryländer Universitäts-Hospi tal gebracht. Dcr Schicßbold bewerk stelligte die Flucht. Vermischte telegraphische Depeschen. Frau H. M. Enrrier, die Witt we des einstigen Gouverneurs Eur ricr von New Hainpsbirc, hat in ib rem Testamente nahezu eine Million Dollars für ein Knnstinsiitut in Manchester, N.-H., welches unter dein Namen „Enrrier Gallern of Art" be kannt sein soll, vermacht. Der Deutsche Eorrespondnü. Baltimore, Md., Sonntag, den 4. Juli M. Tir ttmtriebr der Prohibitio,listen. Ihre Ziele nd ihre Wassen.—Unter drückung des deutschen Einflusses in diesem Lande ihr Haupt - Be streben. Bezeichnende Erklä rung des Präsidenten desDentich ameritanischen Staatsverbandes von Ohio. Philadelphia, !). luli. In einem Bericht, den der Präsident des Teutsch - amerikanischen Staatsver bandes von Olüo, Herr John Schwab, dem Vorstande des Dentsch amerikanischen Nationalbnndes un terbreitet bat, wird hervorgehoben, daß Unterdrückung des dentschenEi flnsses hierzulande das Hauptziel des puritanischen Fanatismus ist. Ter Getränlekanips wäre dem deutsch amerikanische Element ansgezwun ge worden. Mit dem Versuche der Unterdrückung desselben ginge An griffe ans den deutsche Unterricht Hand i Hand. „Weil im deutschen Unterricht die Grundlage zmn deutschen Eliaratter gelegt wird, muß derselbe abgeschafft werden," ist die Parole des purita nischen Fanatismus. Das beste Bei spiel dafür haben wir in Eleveland, wo vor Jahren in allen Klassen deutscher Unterricht stattfand, und wo derselbe setzt in sechs Klassen abge schasst und nur in den zwei oberen festgehalten wurde. „Als Präsident des Staatsverban des habe ich früher schon betont, daß die Gcträiitefrage noch lange nicht unser ganzes Sinnen und Trachten in Anspruch nimmt und nehmen darf, aber daß die Prinzipiensrage die persönliche Freiheit uns immer wieder in den Kampf um jene Fra ge hineinzlvingt. So bat der Staatsverband auch im letzten Jahre Stellung gegen Prohibition, gegen Frauenstimmrecht und für Selbst verwaltung (Howe Rnle) genom men, und dieser Stellungnahme ist es gewiß nicht zum Mindesten z ver danken, daß Prohibition und Frau enstimmrecht im Staate Ohio geschla gen mid die cmf die Selbstverwal tung hinzielende Frage angenommen wurde. Auch in diesem Jahre haben wir in Ohio denselben Kampf vor uns." Ter Schlußsatz ist Beweis, wie rastlos und unermüdlich die Feinde der persönlichen Freiheit arbeiten und daß sic sich durch Niederlagen absolut nicht entmuthigen lassen. Sie batten in Ohio eine schwere Schlappe erhalten, aber das hindert sie nicht, wieder zum Angriff, vorzugehen und abermals den Versuch zu machen, Prohibition in Ohio einzuführen. Wisconsin'?- Staatsver band berichtet Erfolg. Prof. Leo Stern von Milwaukee, der wackere Führer des Denlschthiims von Wisconsin und Präsident des Staats - Verbandes, erklärte in sei nem Jahresbericht anläßlich des in Madison am 2ft. Juni abgehaltenen Staats-Convents Folgendes: „Gegen das Prohilütioiisübel hat ber Staatsverband imabläßlich ge arbeitet und gegen alle gegnerischen Gesetzvorlagen, deren eine große An zahl in beiden Häusern in Madison und Washington eingereicht waren, Stellung geiwnnnen, deren Annah me ein großer Verlust für das Deutichaincritanertlmm bedeutet hät te. Auch hierin erzielten wir den er warteten Erfolg." Alabama seit dein 1. Juli Prohibitnos - Staat. Aus Birmingham, Ala., wird mit getheilt, daß am 1. Juli im Staate das Prohibitionsgesetz in Kraft trat. Zahlreiche Wirthe nd deren Ange stellten wurden dadurch ihres Er werbs beraubt. Das Prohibitions gcsetz wurde von der letzten Legisla tur von Alabama durchgepeitscht. In Minnesota wurden w c i tere Connties trocken gelegt. Jn Minnesota macht Prohibition unter County Local-Option bestän dig Fortschritte. Ter Präsident des Staats - Ver bandes, Herr Julius Morsch, in St. Paul, machte kürzlich bereits in ei nein Rundschreiben auf die Gefahr aufmerksam, welche das liberlac Ele ment des Staates bedrohe. Bei den in letzter Woche stattgehabten Local- Option-Wahlcn in vier Eounties sind drei unter den Bann der Prohibi tion gerathen. Nur eins behielt die jetzt dort bestehende „Feuchtigkeit" bei. Ein Beweis richterlicher Willk ü r. In allen Eounties des Staates Pennsylvaiiicn. welche bisher durch richterliche Willkür nicht trocken ge legt wurden elf derselben ist das passrt wird an, 4. Juli der Wirth schaftsbetrieb gestattet. Rtchicr Swea .ringen in Niiiontown blieb cs vor 'iclialten, darin eine Aenderung zu schassen. Er verfügte, daß am Tage der Feier des Glorreichen, die in die sem Jahre an, 5. erst stattfindet, alle Wirthschaften in Faycttc-Eounty ge schlossen bleiben müssen. Von Fayette-County ging die von der Legislatur angenommene und s vom Gouverneur passirte Gesetzvoi - läge aus. welche nicht natnraliüiten. im Anslande geborenen Bewohnern' des Staates das Halten von Hunden verbietet, weil sich öie Schaszüchier daselbst über die .stiiiiabme des vier süßigen Gefährten des Menschen be schwer! batten. Tie Schafe von Fa nette - Eonnth errangen in der Le gislatur den Sieg und hatten solchen Einilnß hei'ni Gouverneur, das; er die Vorlage durch seine Unterschrift znni Gesetz wachte. Jetzt verbietet Richter Sivearingen den Ausschank und den Vertan gei Niger Getränte ani Tage der Feier der Unahhängigkeits-Ertlärnng. In Bezug ans Rückständigkeit und Frein denhaß, der sich sogar gegen hier ge borene Hunde von Ausländern rich tct, scheint Favette-Eonnth in Penn inlvanien einzig dazustehen. Eonvkiit der Homöopathen. Ehic a g v, !). Juli. Ter hier tagende Eoiwent des „American In stitute as Homeopathh" hat gestern einen Eomite Bericht angeiiommee, worin gesagt ist, die homöopathische Aerzte seien zwar im Prinzip für Prohibition, aber dagegen, politische Thätigkeit zn Gunsten der Prohibi tionsbewcgimg zn entwickeln. Es war in dem Bericht auch befürwortet wor den, zn Gunsten des Harrison - Ge setzes gegen narkotische Mittel Stand zu nehmen, jedoch wurde diese Befür wortung nach längerer Diskussion verworfen. Tr. Sutherland von Boston sagte, die Praxis der homöo pathischen Aerzte habe bis jetzt keine Regulativ Maßnahme wie das Har rison Gesetz erfordert. Bezüglich des Ortes für den näch steil Convent der Homöopathen wur de Baltimore genannt, doch soll hier über erst im Dezember definitiv ab gestimmt werden. Nächte in Petersburg. In Petersburg giebt es Menschen, für die das Leben erst beginnt, wenn das Volkshaus Kaiser Nikolaus 2, seine Pforten geschlossen hat. In den hübsche Vergnügnngsballeii im Alerander-Part finden immer noch wie im Frieden Theatervorstellungen und Varieteaufführnngen statt, und Tausende von Menschen sammeln sich täglich in den Räumen. In den Osterfeiertagen mochten wohl sech zig- bis siebzigtansend Menschen hier gewesen sein, größtentheils Leute ans den niederen Ständen, die die „gei sligen" Vergnügungen, die hier ver zapft werden, den geistigen Geträn ten entwöhnen sollen. So ist das Volkshaus für die Gegenwart fast nneiitbehrlich, denn der Russe, der einfache Mann, darf sich nicht selber überlassen bleiben, und es ist immer eine russische Herrschertheorie gewe sen: das Volk muß sich ainüsircn, da mit es zufrieden ist. Wen die Menschen von dem Ale ander - Park über die Troizki-Brücke oder den Börsenplatz znrückflnthen. nm die Straßenbahnen nach den süd lichen Vororten zn bekommen, wenn ans dem Newski-Piospekt das regste Leben beginnt, wie zur Zeit, wenn der Gostinny Dwor seine Pforten schließt, dann beginnen auch viele von den nifornnrteii Lebewesen in Petersburg ihren Tag, dessen Be ginn sie mit seltsamer Genanigkeit nach der astronomischen leit zn be stimmen scheinen. In Petersburg ist alles nniformirt, nicht nur Offi ziere mid Militärs, auch Beamte, Gymnasiasten Studenten, Professo ren und Künstler tragen des Königs Rock. Wenn man von Moskau, der stillen Stadt des bürgerlichen Le bens, kommt, wirkt die militärische Tracht, die man allenthalben in der Gesellschaft siebt, fast wie ein Sym bol. Petersburg ist die Stadt des Kaisers, es ist die Stadt des moder nen Regiernngssysteiys auf militäri scher Gr nndlage. Zwei Stunden dauert das Ans und Ab ans der Newski Promenade. Aus den Cafe-r - Lokalen hört man den Lärm ju belnder Menschen, die auch jetzt noch oft genug Anlaß zn Siegesfesten zu haben glauben. In Moskau liest man die Berichte der Telegraphen- Agentiir mit ganz anderenAngen als hier an der Neivastadt, und die Bril le des gedankenlosen Optimismus ist eigentlich nur in ganz Rußland der neuen Hauptstadt eigen. An den Ostertagen war bei Reiter und Zwetschlow kein Platz mehr zn bekommen, und in der Europe und im Hotel du Nord schlürft die halbe Stadt das neue, seltsame russische Ge tränk. für das es lnmdcrt Namen ge ben soll nd dessen Hanptbestand theil, wie man mir sagte, gegorene Brotrinden sind. Die Straßenbahnen hören allmäh lich ans zn fahren, aber die Zweispä nner und die Islvoschtschik rollen noch durch die Straßen, wie beim Nach mittagskorso. Und um zwei Uhr, wenn die Polizeistunde schlägt, flüch tet alles von dcr großen Hauptstraße fort. Noch weht darin der Hauch vie ler Begebnisse, vieler Menschen Wort und Athem hasten hindurch. Noch preist der Straßenverkäiiscr mit lau ! ler Stimme seine Waaren an, der ! Bettler sieht die nach Haufe Eilen ' den nm eine <>abe. bis eine Viertel stunde späler dies alles dahin ist, die Strahe leer daliegt, und der hohe sänlengezierte Thurm der Admira lität mir seinen paar hell erlenchte ten Uhren scheint den Nachtschwär giern ihre Sünden vorzuhalten, Ter Russe sagt, das; ans den beiden gro hen Angen Peter der Grohe ans die Stadt hernieder blickt, nm zu leben, ob in 'einer Newasladt immer nach sein Wille berrschk. Er blickt ans die Strahen, die seht schon still geworden sind, anders als im Frieden. In den Lokalen thürmen sich die Stühle übereinander, und das Lickn erlischt. Gereinigt wird alles erst am mich slen Morgen. Jetzt sind die Eilige fleischten in Petersburg gan; dl? Herreii der Stadt, seile drei- bis vier tausend Bevoryigte, deren Leben, ans dem Postament eines nnei schütterli chen Reichthums ruhend, nur mit Rechten ausgerüstet ist und leinen Pflichten iiterwonen scheint, Men schen voll unerhörter geistiger Anar chie, die gedanklich mi nichts gewin nen sind und die doch nie den Ent schlich zur That fertig bringen. Tas sind die Meiischen jn Petersburg, die politisch der Stadt das Gepräge ge heil. In der Nähe des Kaiserlichen Marsralls liegt der Künstlerclnh, dcr in Wirtlichkeit nichts als ein öffent liches Lokal ist, in dem die Boheme ans Petersburg sich zusammenfindet, neuerdings gemischt mit besonders vielen prächiigen Uniformen. Es ist der gleiche Kreis, der früher als ein ziger in der nenen .Hauptstadt die Fronde mächte: henke ist er lamm fromm geworden. Tie Künstler, gröhtentheils Schriftsteller und Mu siker, feinnervige und begabte Klein rnssen, aber der überzeugenden Suggestion, die von der Newastadi in ihrer militärischen Organisirtheit mid scheinbar deutschen Straffheit ausgeht, nicht widerstehen können, und sie haben ihre eigenen Götzen zerschlagen. Von den mächtigen Tarstellern und Tentern der Gegen wart sind sie zu den Fabrikanten ge worden, welche die Literatur für den Kriegsgebrauch Herstellen. „Hinter den Kulissen des Krieges" nennt sich das neue Wert von Gogolin. Von Artzibaschews Traina „Ter Krieg' wird später die Rede sein, Tie Hoff nungen auf die Intellektuellen in Rußland haben uns betrogen. Sie sind das schwanke Robr, das sich vor dein Winde beugt. Wenn man von dem Vorranm, der den Eindruck einer kleinen Eondito rei macht, durch die Garderobe die Räume des Geheimen Clubs betritt, ist man von der wirren Weitlänfigc teit der Säle überrascht. An dein großen Flügel in der Mitte trägt ein bekannter Sänger der Oper ein leich tes Lied vor. Zn den Gästen setze sich die hübschen Tänzerinnen, diö theils in luftige Kleider, theils al? Herren gekleidet sind, in weiße Ehc viothose und Seet'adettenjacketr hüt einem Einsatz von dünner, hellblau er Seide. Wenn der Sänger geen det mid ein Tichter seine neuen Ver se vorgetragen hat und eine düstere russisch schwere Stimmung in de Räumen liegt, die für die Heiterkeit geschaffen sind, dann finden sie sich wieder zusammen, die Mädchen in luftigen Gewändern und weißenEhe viothosen, und es folgt ein wilder orientalischer Tanz. Es giebt Tän zerinnen, bei deren Tanz wir die Stirn in Falten legen und ästhetische Gefühle haben. Bei den wilden Tar tarentänzen hellt sich die Stirn ans, und die düstere Welt sieht plötzlich licht und freundlich ans, ganz so, wie Tichter sie brauchen. Es ist schwer in Petersburg, früh in's Hotel zu gehe. Tenn nm zwei, wenn die Restaurants schließen, wird es in den großen Häusern belebt. Tie Zimmer, die noch frei sind, werden an die lustigen Gesellschaften verge ben, die noch weiter feiern wollen. Wer allein ist, findet rasch Anschluß, und inan wird ebenso schnell gut Freund, wie inan wiederum ansein andergeht. Ich gerieft; hier in die Gesellschaft einiger deutscher Eivil gefangener. die entlassen waren und über Finnland zurück wollten. Sio kamen ans Moskau und hatten ei nige Nachtstunde hier Aufenthalt, und wollten sich nicht für die kurze Zeit in's Bett legen. Tie acht Kriegs moiiate, die sie in Rußland verlebt hatte, waren für sie eine lange Le benszeit gewesen. Sie waren wie ge meine Perbrecher behandelt, ge fesselt church die Städte geführt und nach dem Ural gebracht worden, bis man sie schließlich freigelassen batte. Nach langen schikanösen Vertröstun gen durch die Polizei hatte man ih- > ne endlich einen Paß gegeben, nd sie konnten jetzt zurück. Hier in den separirte Zimmern der großen Hotels fließt ber Wein! lind fallen die Karten. Es hat sich schon herausgebildet, daß ein festes Stammpnbliknm sich in den einzel nen Zimmern zusammenfindet, nrrrrrrttrumrrrmuumurrnrrrttttrrnrrrrrl r iMrtc dit WDttnils cm. I Wni. Eouk war der erste Man in „ach gemacht, in übero' Wahlen ! Alles ist wirkliche Waare oder Taun, wird. Em sclilieüi l Z sollen. Ties ist in einen, vollständigen Begräbnis, eingeschlossen, ganz gleichgültig, wie gering der Preis ist: Wasche. RaNren. .nie..,. tNndalt-mteen. n.,eigen, . lere, .innen. cm., re- i">nde§, ;"e-eneknNUeocoe- - ! u'fdcr Li der oocr Olvld uno citra aruu und iclwii', LNUile. 4>r ' 8 und cin oder lltubr. die niruendwu andrre übrnrtnfrn werden Bei Bestattungen ist er ebenso weit Allen voraus. Ailcs cwlNlnndin, rniwrder nur -Au'oniobilc der Pscrdrdicnst, wie ->c rs vuroc he, cinlchlletzNch des tznlnenden: l hocheleganter Motor-Leichenwagen, ß < l-Passngier Liinuosines, ANtomo Särge zur Auswahl, Betrübnisse rF 20 garantirte Eiiizrliiheiten, Ivie E———— oben niigefsihrt! "Ein eiiiiunndfreier Leichenwagen, Pserdc- <> Eovk-Kiitschcn, G 50 Särge zur Auswahl, BetrÜvillNr -p garantirte Einzelnhkiten. Telephone: ! 2 t—Homewood—247Ö Versandt-Begräbnisse, P5O 2 Begräbiiisi-Pnrlvrs frei, ziein (>cnt (rirntosten! Tie grünten, Sichcr die Besie, die cs nies,. rclchticn schünsicn i aiitmorc. Evniplette 8100 Begräbnisse, Immer voraus! - . - - Wm. Sook bcnann >a Monalc vordem Sofn--Larg eingelchlollen. irgend vo den „deren den -!,N' ll>,d alle anderen cinccliieiien. ns- sann machle, voilsiändiac Brnrabnilie zu liavvbnrcr Losn -arq. Besen, und ne ncrinaen Preisen an.aidtctcn. Nun >N er stiller mir qcinnstcricr iinporiirtcr Seide zwei gal,re voraus, und cUt inimcr ivev und -'lns!. tiassett. oder us.gei, er vorwärts, giin, in es alcich, „Lrr !> risse seine Tonner stiel,i>", de nur eine Maas so ant irgendwo anders stir Menge Wttnruiuiktt. weniger aiS >0" c wen Sic de -arg !> -,'lusrcden tonime z wenn beiundcro tauscn mnsrtkn. Hier bekoni- man rs von den Anderen "vsrlanqt . kommen Sie ilin und alle anderen (sin. Moral „Machen Llc keine Ansprüche zetpriten für den einen Preis. ans Lachen, die Lie nicht leisten können. William §ook, Ter Führer. North-und (Yreenmount-Avenuc. jo hat jedes der grohen Häuser sei itcm Spielclnb. Hierher kommt alles in Eivil, und was man an Menschen trifft, das ist echt Petersburg. Hier sieht man den von der westeuropäischen Kultur be leckten Russen, den Menschen, der in Moskau am meisten gebäht wird, ein elegantes und tückisches Ranbtbier, den Menschen, der die Politik mit dem gleichen beutegierigen Gleich- Mith treibt, mit der er hier die Kar tei! wirft. Wer diese Menschen ih re Liebenswürdigkeit und rnbigeßor ftehmheit glaubt, den täuscht der .Schein von ein paar gesellschaftlichen Aminen, in die diese ganz kalten Menschen sich um so mehr begeben zu müssen glauben, weil die Bestien in § ihrem innersten Wesen sind, denn nur sehr selten kommt es vor, dah der Herr im eleganten Frack sein Ge wand abwirft und niit einem Male dasteht als der, der e- wirtlich ist: der Wolf ans der Steppe. Wochenlang sitzen die Spieler bei'm Bakkarat und setzen ruhig die Marken, und mit stoi scher Ruhe läht der Bankhalter rechts und links die Karten fallen, und al les ist gut Freund und freut sich über den Gewinn des anderen und merkt nicht den eigenen Verlust. Auch dranhen in der Vorstadt sen seits der Eisenbahnen, wo es nach Zarskosc-Selo geht, sitzen unbemerkt von dem Auge des Gesetzes die Bien scheu bis zum frühen Morgen. Ter Wndkikeller der Vorstadt, der jetzt sein geheimes Tasein fristet, hat sei nen Eingang in der Regel vom Hof ans. Einige Thüren weiter wartet ein Mann, bis einer von den Stam mgästen kommt, dann wird Umschau gehalten, der Fremde wird in's HanS gelassen und poltert vom Hof aus die verdunkelte Treppe hinunter. In der gnalmigen Lnit sitzt der Auswurf der grohen Stadt, heruntergekommene Weiber und ihr arbeitsscheuer An hang, modisch gekleidete, halbwüchsige Burschen, ausgemachte Verbrecher, alles Menschen, die in ihrer wüsten Existenz den Fusel nicht entbehren können, lind heute, wo die scharfe Eontrollc der Polizei es- fast nnmög lich macht, etwas von dem vergessen spendenden Nah zu bekommen, trin ken sie den vergällten Brennfpiritus in grohen Gläsern, und sie haben sich schon so daran geivöhnft das; er ihnen allsgezeichnet mundet. Hier tönt ein einig aufgeregter Lärm, lind der klei ne, dicke Wirth mit dem gleichgülti gen Znchthänslergesicht bat alle Mü he. die Menschen so in Ruhe zu hal ten, dah man den Lärm nicht auf der Strahe hört. Manchmal steht von diesen wilden Gesellen, mit denen ! man im eigenen Lande niemals an - demselben Tisch sitzen könnte, einer auf und trägt ein Lied vor, ein süd russisches, sentimentales Lied, und dann wird es ringsumher still, und alle lausche, als ob sie ergriffen wä ren. Es ist etwas Seltsames um die Weichheit dieser Menschen, die sonst nur hassen können und die seht ihren Hos; auch ans die Menschen mit der gleichförmigen Ruhe Hänsen, die MdNsckieN."die Zit der gleichen Zeit 1 Lnrnsbotels schwelgend die Karten fallen lassen, die Menschen, in deren preisen der Krieg Gedanke wurde. Ten Krieg ertragen können die echten Nüssen, aber verstehen, wie man ihn wollen konnte, den Entschluß dazu fassen, das können sie nicht. Tie Menschen, die in den Borstäd ten jenseits der Eisenbahn in den Brandivcinkellern sitzen, sind wie die Gesandten ans Moskau in der neuen Stadt. Sie bringen unaufhaltsam die Unordnung, die Unzufriedenheit und dieNLt'ivalttbätigkeit zum Newa strande, sie verursachen die zahllosen Brandstiftungen, sogar ans der Bal tischen Werst war kürzlich ein grohes Feuer. Hierher flüchten in der Nacht ins Tnnkel die Menschen, deren Eben bild am Tage offen durch alle Stra fen läuft. Tenn jeder Morgen in Petersburg brachte nur wieder und wieder die lleberraschung, wie der Tag in der großen Stadt eine ganz andere Farbe bat als die einsame Nacht. W o lfga n g Sorg c. Englands Unfähigkeit ii Luftkriege. Ein sehr abfälliges Urtheil wird in der FachzeittmgAntomobil-Welt über die Leistungen Englands im Luft krieg ansgcsprocyen. Man hatte in Tentschland nicht erwartet, das; Eng land auf diesem Gebiete so vollstän dig versagen würde. Das englische Militärslngweiem ist gänzlich anher Stande, die zahlreichen deutschen Fliegerangriffe ans englische Schiffe auch nur einigermahen abzuwehren, trotz des großzügigen Ausbaues, den gerade das Marineslngwescn in den fahren 1013 und 1014 in England erfuhr. Alle Bemühungen, die vor handenen englischen LenkballonS we nigstens für kleinere Unternehmnn gen brauchbar zu machen, sind bisher ergcbnihlos geblieben. Ter Leiter de? englischen Militärflugwesens nahm die erfolgreichen deutschen Luftan griffe nach der englische Küste zum Aniah, um Bestellungen von Flug zeugen in großer Anzahl zu verge ben: auch die französische Industrie hat Aufträge erhalten. Es soll ein regelmähiges Zusammenwirken des englische und des französischen Flu g herbeigeführt werden. Ge genwärtig sind, wie Londoner Zei tungen berichten, IG) Flieger in England in der Ausbildung begriffen und die englische Regierung hat an geblich genug Flugzeuge bereit, um die dovelte Anzahl von Fliegern zu verwenden.