OCR Interpretation


Der Deutsche correspondent. [volume] (Baltimore, Md.) 1841-1918, July 18, 1915, Image 10

Image and text provided by University of Maryland, College Park, MD

Persistent link: https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn83045081/1915-07-18/ed-1/seq-10/

What is OCR?


Thumbnail for 2

2
Der Taugenichts.
(8. Fortsetzung.)
Dt da rraf sein Blick die glatte,
tüh! - 3beilegen-' Miene der Tante, in
dir eiv verächtliches Lächeln stand, als
iudc ste'L übertrieben, daß man sich
rin solihen Bagatelle wegen so auf-
L-t
- Dick zum letztenmal,
Hankheinrich, hast Du einen halbwegs
Sernünstigen Grund, der Dich berech
tigt, unseren Vorschlag abzuweisen?"
Der Blick des jungen Menschen
bohrte sich trotzig in den des alten
Kräuleins. „Ich will nicht, iveil
ich nicht will! Weil ich mein eigener
Hrr: sein und bleiben will!"
Es tat ihm leid, schon während cr
diese Worte aussprach. Er wußte
auch, daß er späterhin noch oft an die
seltsam genaschte Empfindung zurück
denken würd-, die ihn in dieser Se
kunde beherrschte: die Genugtuung, sich
so brüst als möglich der Bevormun
vunz, durch die Tante zu entziehen,und
gleichzeitig seine tiefe Trauer darüber,
daß er nun das letzte lose Band, das
ihn an sitne Eltern sesselsi, vermutlich
sür lninwr zerschnitt.
Ott hatte ihn zuerst anschr-ien, ihn
nach Gebühr abkauzeln wollen, denn es
köchle in ihm, aber mit einem Ruck
schümlle er dann alles von Lck, ab.
bist das Nachbellten gar nicht
wm, HcmSheiurich. dem wir unsere
Zeit geopfert hoben. Gut, sei meinet
wegen Dein ngener Herr. Verzichte
auf mrs- Tu, was Du willst, Du
hast ri uns ja bewiesen, wohin Du's
bisher ohne unsere Hilfe gebracht
hast."
„Mir genügt das!" erwiderte Hans
heinrich, in dem es von Sekunde zu
Sekunde kälter und starrer ward.
„Deine Anspruchslosigkeit ehrt
Dich, mein Junge."
Mit diesen Worten, ein spötlisch
zorniges- Lächeln auf den Lippen, ver
ließ Ott das Speisezimmer. Man
hörte ihn gleich darauf die Entr-ctür
hinter sich ins Schloß werfen.
Haiisheinrich wußte, daß es nun zu
Ende war. Ohne eine schwere, tiefe
Demütigung konnte er den Bater nicht
mehr umstimmen. Daß er sich aber
nicht beugen würde, das stand bei ihm
ebenso fest.
Und dabei war's ihm so unendlich
traurig zu Mute. Er mußte einsamer
Stunden an Bord gedenken, wo ihm
die Kehle wie zugeschnürt gewesen
war vom verhaltenen Weinen, vom
Heimweh. Er hatte sich die Eltern
dann immer so deutlich vorgestellt
hatte genau den Klang ihrer Stimmen
im Ohr gehabt. Und er hätte die
Hände bittend und sehnsüchtig nach
ihnen ausstrecken mögen.
Was zwang ihn nun zu diesem fast
feindseligen Trotz?
Er hatte seinen Platz am Tisch ver
lassen und war zum Fenster getreten.
Da starrte er lange regungslos durch
die Scheiben aus den Hof hinaus. Aus
dem Nebenzimmer drang das Gespräch
der beiden Damen. Frau Harnet
hatte sich in einem schmerzhaften An
fall stechender Neuralgie drinnen auf
dieChniselongue geworfen;ih:e Schwe
ster war ihr gefolgt, um ihr zuzuspre
chen. Er hörte nur den Ton der bei
den Stimmen, der leisen, schluchzenden
und der schärferen; was sie sagten,
konnte er nicht unterscheiden.
Diese Ocde und Leere in ihm —die
ses bange Verlasscriheiiszesühl!
Er stürmte plötzlich in sein Zimmer,
holte seinen Hui und rannte dieTreppc
hinab auf die Straße.
Stundenlang irrte er durch Berlin.
Wo das Gewühl am dichtesten war, da
fühlte er sich noch am wohlsten, da
brauchte er wenigstens nicht nachzu
denken, da riß ihn der Strom mit sich
fort; der Lärm übertönte die peini
genden Vorwürfe in ihm.
An die Heimkehr dachte er erst, als
tqn sein an größere Strapazen noch
nicht gewöhnter Fuß endlich gar zu
sehr zu schmerzen begann.
Aber das stand nun bei ihm fest:
wenn er auch nicht zur See zurückging
hier im Hause des Vaters hielt es
ihn keine Woche länger. Nein, keinen
Tag. Er wollte sich am liebsten noch
heute abend eine Stellung suchen.
Denn der Gedanke an eine Mahlzeit,
bei der e? nach allem, was jetzt gesche
hen war eine Füße unter Vaters Tisch
setzen n Ke, war ihm zu demütigend.
Hein w schlich er in sein Zimmer.
Da stü rrte er lange Zeit die Anzei
gen, d km Fremdenblatt standen.
Er War unschlüssig, wofür er sich
entscheiden sollte.
In Berlin mochte cr ja nicht gern
bleiben. Wenn er sich auch einzureden
suchte, daß er stolz darauf war, ein
Arbeiter zu sein, nichts als ein Arbei
ter, so regte sich doch ganz verborgen
in ihm die Scham bei der Vorstellung
einer zufälligen Begegnung mit seinen
Eltern. Vielleicht konnte er außerhalb,
in irgend einem Landstädtchen, bei
einem Kaufmann als Lehrling cintre-
ten. Hier suchte auch ein Geometer ei
nen Gehilfen. Seine Schulkenntnissc
:, würden eben noch den Anforderungen,
n die da gestellt wurden, genügen. Es
s lgab dort in der Hauptsache ja wohl
h Zeichen und Schreibarbeit: aber im
-! merhin war man nicht für sein ganzes
l Dasein in ein enges Bureau gebannt,
l, !denn die Geometer hatten ja auch
s! Dienst im Freien. Oder ob er sich
-! als Freiwilliger beim Militär stellte?
" Höloß der Gedanke besaß etwas zu
ii! Peinliches, daß er dann als Gemeiner
ii I vielleicht einmal einen seiner Alters
- genossen träfe, die mit ihm im Kadet
chtenkorps aus einer Bank gesessen hat
ten und die soeben Offiziere geworden
r waren. Am meisten hätte ihm noch
c das Leben auf dem Lande in der freien
e Natur zugesagt. Körperliche Strapa
zen schreckten ihn nicht, er liebte sie so
- gar; und was ihn beim Landleben am
- meisten anzog, das war die Sicherheit,
- allein Formenkram enthoben zu sein.
)i Schon ein paar mal hatte sein Vater
,'ihm es deutlich genug ins Gesicht ge
t!sagt, er sei ein Bauer. Nun, er hatte
j es durchaus nicht als Schimpf empfun
den. Ein Mensch, der immerzu mit
i i der Natur in innigster Berührung lebt,
- ein Seemann oder ein Bauer, der hat
k freilich kein Geschick darin, übertünchte
Artigkeiten zu sagen; aber er kann sich
t in seiner Ungebundenheit doch tausend
: mal freier bewegen und wohler fühlen
- als all die Stadtleute, die ihren Tag
: in der dumpfen, stickigen Luft ängstli
> cher Höflichkeitslllgen hinbringen.
! Gut also Landwirt wollte er
i werden!
Als sein Vater abends aus der Re
daktion heimkehrte, sagte er es ihm.
Ott fühlte zunächst nur das eine
heraus: es war so ziemlich das Gegen
teil von dem, was sie ihm vorgeschla
gen hatten. „Des Menschen Wille ist
sein Himmelreich," sagte cr möglichst
lässig und gleichgültig. „Meinen Se
gen hast Du."
Als Hansheinrich wieder an der Tür,
war, wandte sich Ott noch einmal nach
ihm um.
„Du kennst die Aussichten, die
dieser Stand in den schweren Zeiten
jetzt bietet?"
„Man wird Wohl sein ehrliches Brot
finden, denk' ich."
„Sicher, mein Junge, so leidlich.
Wenn Du's 'mal bis zum Inspektor
gebracht hast, kriegst Du Deine blanken
hundertundfünfzig Taler Jahresge
halt."
Hansheinrich zuckte die Achsel. „Ich
will eben nur eine Stelle, wo ich's aus
eigener Kraft vorwärts bringen kann,
lvo ich — wo ich eben selbständig bin,
wenigstens keinen Zuschuß brau
che."
„Aus eigener Kraft. Hm." Ott
sah seinen Sohn lange prüfend an.
So verbohrt und so unvernünftig der
Junge sich benahm: in diesem Augen
blick hatte er doch ein gewisses Ver
ständnis für ihn. „Ja, sieh 'mal,
Hansheinrich, wenn Du so sprichst,
dann liegt wenigstens Konsequenz in
Deiner Gesinnung."
Otts Ton war noch immer spöttisch,
aber Hansheinrich empfand doch her
aus, daß sich jetzt innerlich etwas zwi
schen ihnen geändert hatte. Er rang
nun mit sich, wollte irgend ein Wort
finden, das seine brüske Art von heut
mittag wieder wett machte.
„Meine Unterstützung dränge ich Dir
nicht auf habe nur ja keine Sorge!"
fuhr Ott rasch und flüchtig fort. „Du
sollst Deine Selbständigkeit ganz unge
trübt genießen. Aber es gibt unter
den Kultureuropäern närrische Käuze,
die sich einbilden,sie verstünden mit ein
paar Dutzend Lebensjahren die Welt
besser als junge Dachse von achtzehn
Lenzen. Weil sie nämlich einen Teil
der Dummheiten, die jeder Sterbliche
auf diesem Globus durchzumachen
pflegt, schon hinter sich haben. Wenn
Dich der Gedanke an Zuschüsse so in
Rage bringt —dann darf ich Dir wohl
auch mit meinem sachverständigen Rat
nicht lästig fallen?"
„Du weißt doch, Papa, daß ich in
dem Fach noch absolut unerfahren
bin," sagte Hansheinrich. Zögernd
fuhr er fort: „Ich denke, daß man da
irgendwo als Eleve anfängt, nicht?"
„Gewiß. Irgendwo. Es ist ziem
lich gleichgültig. Nur mit dem Unter
schied: auf dem einen Gut lernt man
'was, auf dem andern nischt."
„Natürlich käme mir's vor allem
darauf an, recht viel zu lernen."
„Na also. Na also." Ott ging über's
Zimmer. Er kam ganz allmählich aus
seiner faustdickenJronie in einen etwas
gutmütigeren Ton. „Ich kenne ja 'ne
ganze Menge Agrarier. Es gibt
welche darunter, die ich für Ochsen mit
Eichenlaub halte, und welche, die ihre
i Sache verstehen und 'was vorwärts
; bringen. Wenn Dich's interessiert,
i kann ich Dir ja ein paar Adressen auf
, schreiben."
! „Ich wäre Dir sehr dankbar da
- für, Vatting." sagte Hansheinrich, fast
Der Teutsche Korrespondent, Dnltimore, Md., Lonntag, den 18. Juki 1815.
-'gerührt davon, daß sein Papa sich nach
Mallem doch noch zu der versöhnlichen
, j Stimmung zwang,
c-! „Hm. Ta ist zum Beispiel der
l i Graf Druhn auf Orlau. Oder Mas
-! senhagen auf Dernburg." Er kehrte
''!zum Schreibtisch zurück und nahm ei
, nen Zettel. „Oder wie wär's mit
1 Oliza? Da haust der Herr von Go
z lin."
! „Es wäre mir alles recht. Wo liegt
i! das, Oliza?"
:! „Oliza liegt an der Wasserkante.
! Freilich nur Ostsee. Worauf Tu be
-! fahren Teerjacke als auf eine elende
- Waschwanne natürlich mit großer Ver
> Pachtung nicderschaust."
/ Er hatte sich gesetzt und nahm einen
> Briefbogen. „An den könnt' ich Dir
ein paar Worte mitgeben. Na
paßt Dir es?"
i „Bitte. Ja. Du wirst das schon
, am besten wissen."
„Sehr verbunden." So kam es zwi
schen Vater und Sohn also doch noch
zu -einer gewissen Verständigung.
' Hanshcinrich las hernach das Schrei
ben und war damit völlig einverstan
den, so wenig schmeichelhaft für seine
Person es lautete.
„Sehr verehrter Herr von Golin!"
schrieb Ott. „Mein Sohn will Land
wirt werden und sucht ein Unterkom
men als Eleve. Können Sie ihm da
bei behilflich sein? Er hat bis Ober
tertia das Kadettenkorps besucht, ist
aber wegen eines Zanks mit dem Zi
vil - Erzieher durchgebrannt und als
Schiffsjunge zweiundeinhalb Jahre
l>ei der Handelsmarine gewesen. Er
hat den redlichen Willen, etwas Tüch
tiges zu lernen. Sein Drang nach
Selbständigkeit ist so groß, daß er für
die Zukunft jede Unterstützung seiner
Verwandten ausgeschlagen hat. Das
schließt nicht aus, daß mir's eine Be
ruhigung wäre, ihn unter Menschen zu
wissen, die seine Vorzüge zu schätzen i
und mit seinen verschiedentlich^
. Schwächen oder Eigentümlichkeiten
wozu vor allem sein phänomenaler
Trotzkopf gehört zu rechnen verste
hen."
Hansheinrich verschloß den Brief,
nachdem er ihn gelesen, in den adres
sierten Umschlag, den sein Vater ihm
zureichte.
„Na dann gedenkst Du also dem
nächst Dein Bündel wieder zu schnü
ren?"
„Jawohl, Papa, morgen mit dem
ersten Zuge reise ich ab."
Ott hielt ihn mit keiner Silbe. Er
half ihm sogar im Kursbuch suchen.
Die Fahrt ging über Stettin nach
Treptow a. N. Oliza lag dann noch
acht Kilometer von der Bahn entfernt.
„Nimm den Schnellzug," riet Ott,
„dann kannst Du nachmittags vier Uhr
an.Ort und Stelle sein." !
Hansheinrich schüttelte den Kopf.
„Soviel Geld hab' ich nicht mehr. Ich
bleibe lieber beim ersten um halb sechs
Uhr früh."
„Bitte!" brummte Ott.
Noch weiter zu gehen, dem Jungen
etwa aus freien Stücken eine Reiseun
terstützung anzubieten, das brachte er
nicht über sich. Und Hansheinrich
fuhr lieber, seine letzten Ersparnisse
opfernd, vierter Klasse, als daß er sei
nen Vater auch nur mit einem Wort
um Geld anging.
Frau Harnet hatte sich bereits in
ihr Schlafzimmer verfügt. Ellen mach
te ihr Kompressen auf Stirn und
Schläfen. Trotzdem ihr der Kopf, wie
sie ihrem Gatten versicherte, zum Zer
springen war, ließ sie Lrnsheinrich
doch noch zu sich rufen, als sie von sei
nen Abreisegedanken hörte. Aber er
durfte nur kurze Zeit bei ihr bleiben,
weil es sie zu sehr aufregte.
Melleicht hätte in diesen letzten paar
Minuten eine offene Aussprache die
beiden Herzen einander genähert; aber
die Gegenwart der Tante hinderte
Hansheinrich daran, das zu sagen,was
ihn bewegte. Und schließlich kam's
doch nur wieder zu dem alten strittigem
Thema: ob er Tante Ellen denn nicht!
wenigstens zum Abschied die Hand ge->
ben wolle?
Nun trat rin kalter, fast hochmütiger
Zug in seine Miene. Nein, er konnte
sich dazu nicht überwinden, nie, nie,
niemals!
Das letzte „Adieu", die letzten Wün
sche auf beiden Seiten klangen matt
und fremd.
Maximilian Ott mußte diesen
Abend noch einmal aus dem Hause,
denn er war Ehrengast bei einemKom
mcrs. Da Hansheinrich bereits um
halb fünf Uhr früh aufbrechen mußte,
so fand ihr Abschied gleichfalls schon
in dieser Stunde stat^.
Wirklich lebhaft äußerten nur die
beiden Mädchen ihr Bedauern über den
Wegzug des jungen Herrn. Aber, daß
er Landwirt werden wollte,das begrif
fen sie nicht; es enttäuschte sie gerade
zu. Sie halfen ihm seinen Schiffs
koffer zum Spediteur bringen. Anna
h versprach auch, ihn Punkt vier Uhr zu
il wecken.
Aber geweckt zu werden brauchte er
r nicht. Er schlief fast gar nicht. Ein
paarmal überwältigte ihn zwar die
e Müdigkeit, aber da lag er mehr be
iwußtlos als schlafend da, und immer
t wieder schreckte er empor.
-' Im Halbschlaf peinigte ihn plötzlich
lein wirrer Traum. Geängstigt richtete
t er sieb auf. Dann erhob er sich hastig
j und schlich barfüßig über den Korridor
.! ins Eßzimmer.
- j Hier blieb er stehen und lauschte
? i Nacb nebenan.
Tie Tür zum Schlafzimmer der El
! tern stand auf. Er hörte die Mama I
i ruhig und gleichmäßig atmen. Sein !
: - Vater war noch nicht heimgekehrt. Ein !
! Uhrwerk schlug. Es war die zweite i
j Stunde. In der Nachbarschaft ließ!
l i sich noch eine Kuckucksuhr vernehmen.!
Totenstille herrschte sonst im ganzen
- Haus.
> Er hörte nur sein eigenes Herz po
. chcn.
Ob er sich an ihr Bett wagte, dort
iiiederkniete, ihre Hand kiißke, sie noch
i einmal „Mutterle" nannte und sieb
auk ihrem Kissen ausweinte?
Er fühlte es wohl, daß dies nun ein
l großer Abschnitt in seinem Leben war.
Und eine unsagbare Sehnsucht regte
sich in seiner Brust, etwas von seiner
Kindheit, seiner Heimat festzuhalten.
Ach, so bang, so bang war's ihm mit
einemmal geworden. Lang: stand cr
regungslos da, die gefalteten Hände an
! seine Lippen pressend. Die Augen
hatte er geschlossen.
Da knarrte es irgendwo im Hause —
ein gleichmäßiger Schritt klang vom
Treppenhaus herauf.
Gewiß kam zetzt der Vater heim.
Er schämte sich plötzlich seiner senti
mentalen Stimmung. Der Gedanke,
daß der Vater ihn hier treffen, daß die
-nächtlicheSzene dann morgen bei Tisch
in Gegenwart der Tante erörterr wer
den würde, peinigte ihn.
Hastig kehrt: er in sein Zimmer zu
rück
Gleich darauf hörte er den Schlüssel
an der Entreetür, hörte das Niederstel
len eines Schirmes, das etwas atem
lose Aechzen seines leicht asthmatischen
Vaters und dessen langsam sich entfer
nende Schritte.
Nach kaum einer Minute kamen die
Schritte aber zurück. Und ein Licht
schein drang durchs Schlüsselloch und
die Türritzen in das kleine Hofstüb
chcn.
„Hans?!" rief die Stimme seines
Vaters gedämpft.
Er gab Antwort.
„Warst Du eben drüben im Speise
zimmer?"
„Ja. Papa."
„Was ist denn? Mama war so er
schrocken. Sie dachte, es habe sich je
mand eingeschlichen." Er wartete ein
paar Sekunden auf Antwort. „Woll
test Du was, Hansheinrich?"
„Nein, ich ich weiß nicht ich
wußte gar nicht, wie spät es war."
„Hm. So. Ja, es ist nicht viel
über zwei."
Sie standen hüben und drüben der
Tür, die nicht geschlossen war, einan
der zugewandt, hielten den Atem an
und warteten warteten beide, sie
wußten selbst nicht worauf.
„Leg' Dich nur ruhig noch hin,
Hansheinrich," sagte der Alte endlich.
„Hörst Du?"
„Ja. Papa."
„Na also gute Nacht, Junge, und
glückliche Reise."
„Danke, Papa."
Die Schritte entfernten sich zögernd.
„Vatting!" stieß er hastig, ganz
angstvoll aus. Er war auf die Tür
zugeschossen blieb aber plötzlich wie
der stehen. Draußen war's hell: er
genierte sich, dem Vater ins Gesicht zu
sehen, seinem immer ironischen Blick
zu begegnen.
„Na was denn, Hans?"
„Ja, das das tut mir leid, daß
ich Mama gestört habe. Grüß' sie doch
-noch 'mal, Vatting, und und es
Räte mir sehr leid."
„Gut, mein Junge. Nun leg' Dich
aber aufs Ohr."
Die Schritte entfernten sich wieder.
Mit ihnen entschwand der Lichtschein.
Nun stand Hansheinrich völlig im
Dunkeln. Es fror ihn bis ins Mark.
Hastig schlüpfte er in das Bett und
zog die Decke über die Schulter.
'Mit offenen Augen starrte er dann
lange, lange in die Finsternis seines
alten Knabenstübchens.
4. Kapitel.
Wäre Hansheinrich auch nur wenige
Stunden später auf Oliza angelangt,
so hätte er Herrn von Golin nicht
mehr angetroffen—sein Schicksal hätte
sich dann vielleicht ganz anders gestal
tet.
Golins waren auf dem Sprung,
nach dem Süden abzureisen, und der
Ritterautsbesitzer erteilte gerade seinem
dem langen Zaber, die
j letzte Audienz, als ihm Maximilian
>!Otts Empfehlungsschreiben hereinge
i! schickt wurde. Die Sache paßte ihm in
>! diesem Augenblick ganz und gar nicht.
„Was meinen Sie, Zabern? Wird
! schon ein nettes Früchtchen sein, was?
!Dsr Deixel hole derlei Freundschafts
ibienste. Damals mit dem jungen
Herrn von Noltte sind wir auch so eklig
'ringeschliddert."
„Ja, Herr Rittmeister, daS sagt' ich
mir dazumalen gleich: Eleve, der mit
der jungen Herrschaft Tennis spielen
i darf, aus dem wird nie 'was Rechtes
!für die Wirtschaft."
j „Na das wäre in dem Falle na
türlich absolut ausgeschlossen," sagte
Herr von Golin sofort. „Das erwar
! tet sein Later auch gar nicht." Er war
I — was selten vorkam recht un
schlüssig. „Ja, teuerster Zabern, Sie
sind nun für ein paar Monate hier der
Herr von'sGanze, da geht Sie das
mehr an als mich. Können Sie ihn
sachgemäß beschäftigen, dann gut.
Sonst: zum Faulenzen und Klug
schnacken wird nur ein zweites Mal
keiner mehr engagiert."
„Nee, Herr Rittmeister,was die rich
tige Arbeit für so ein junges Männ
chen anbetrifft, das sollte mir die ge
ringste Sorge sein."
Golin las den Brief noch einmal.
Er entsann sich des ziemlich verfehlten
Besuchs, den er mit seinen Damen im
Oktober dem alten Studienfreund ab
gestattet hatte. Allzu dringlich machte
Maximilian Ott sein Anliegen gerade
nicht. Immerhin das schimmerte
ja durch geschah ihm ein Gefallen,
wenn man sich seines verlorenen Söh
nchens annahm.
„Na, Zabern,wenn Sie für den jun
gen Mann also Zuchtrute und morali
sche Reinigungsanstalt markieren wol
len, mir soll's recht sein. —Lassen Sie
ihn 'mal anschwirren."
Hansheinrich schnitt bei dem ziem
lich scharfen Verhör,das Golin mit ihm
anstellte, ganz leidlich ab. Von deri
Landwirtschaft hatte er allerdings noch
keine blasse Ahnung.
„Sie müßten sich die nächsten Mo
nate hindurch zuvörderst auf jedwede
Art praktischst zu betätigen suchen.
Großen Arbeitsplan will ich Ihnen
nicht aufstellen. Aber das sag' ich Ih
nen gleich, bei mir heißt es: 'ran an
den Speck. Jeder tut seine vermale
deite Pflicht und Schuldigkeit: wenn
nicht, ab nach Kassel. Leuteschinder
bin ich nicht, aber ich verlange Ehrgeiz,
ganze Kerle, verstehen Sie wohl?
Bummelanten sind mir ein Greuel.
Wenn ich in der Wirtschaft bin, kenne
ich für meine Person auch nichts ande
res als Arbeit. Also sehen Sie zu,
daß Sie dem Herrn Inspektor nach
Möglichkeit an die Hand gehen. Von
dessen Urteil über IhrcLeistungen wird
es abhängen, ob ich nach meiner Rück
kehr mit Ihnen in ein kontraktliches
Verhältnis eintrete. Vorläufig kann
ich mich nur auf eine Probezeit einlas
sen. Wollen Sie? Na, denn bon."
So war die Angelegenheit binnen
fünf Minuten ohne weitere Umstände
und Formalitäten erledigt. Zabern
nahm den neuen Wirtschaftseleven so
fort nach der Jnspektorwohnung mit
hinüber und zeigte ihm da die Boden
kammer, die ihm eingeräumt werden
sollte. Hansheinrich war mit allen
Bedingungen einverstanden. Große
Ansprüche zu stellen, war er ja nicht
gewohnt.
Die Herrschaft bekam er vor ihrer
Abreise nicht weiter zu sehen. Zabern
instruierte ihn darüber, daß auf Oliza
ein Anschluß an die Herrschaft den Be
amten überhaupt nicht gewährt werde.
Trotzdem er selbst, ein Sechziger, dabei
Junggeselle, hier auf dem Gute schon
unterm Vater vom gnädigen Herrn
gearbeitet hatte, nahm auch er die
Mahlzeiten nicht mit an der Tafel im
Schlosse.
Golins führten ein herzliches, inni
ges Familienleben. Die jungen Da
men sah man nur selten.auf dem Hofe.
Dafür aber galt Frau von Golin für
eine sehr huldvolle Herrin, die am per
sönlichen Schicksal eines jeden einzel
nen von den Leuten warmen Anteil
nahm. Im Gegensatz zu ihr schilderte
man ihren Gatten als einen Anhänger
feudalen Junkertums. Herr von Go
lin war Rittmeister der Reserve; seine
ganze Verwandtschaft gehörte dem ak
tiven Heere an. Er hatte gegen seine
sämtlichen Untergebenen eine kurzan
gebundene, soldatische Art, die unbe
dingten Gehorsam forderte und nie
mals Widerspruch duldete. Es hieß,
daß er bei seinen persönlichen Bekann
ten für einen sehr gemütlichen Gesell
schafter gelte; auf Oliza merkte man
nichts davon. Auch mit Zabern, der
dock eine große Vertrauensstellung aus
fü-ie, verkehrte der Rittmeister fast nur
dienstlich.
Haiisheinrich war diese Charakteri
stik der Herrschaft ganz angenehm.
Auch er lebte am liebsten ganz für sich.
e lEr glaubte wohl, daß er sich rasch in!
i diesem neuen Kreise zurechtfinden i
- ! würde.
i i Als obersten Willen auf Oliza lern
.! te er zunächst den des alten Inspektors !
w kennen. Daß darüber noch der des
Herrn stand, das empfand
' man in diesem Winter nicht. Hans- !
i Heinrich vergaß es in den nächsten Mo
l naten überhaupt, daß hier noch eine
Herrschaft existierte. Das schloßähn
l liche Herrschaftshaus war geschlossen, j
! die Fenster waren mit grünen Roll
l lüden abgesperrt, nur i der einen
> Souterrainküche herrschte Leben: da
wurde nach wie vor für die Beamten
gekocht. Unterm Gesinde sprach man
mit großer Ehrfurcht über die weite
Ausdehnung der Reise, die die jungen
Golinschen Damen zum erstenmal in!
! ihrem Leben ausführen durften. Bis j
!ZU Weihnachten weilten sie an den
j obentalienischen Seen, dann zogen sie
;nach Bordighera. Anfang Februar
> wollten sie nach Nizza, um erst nach!
!viermonatlicher Abwesenheit heimzu-!
! kehren. Regine, die Jungfer, die die!
Damen begleiten durfte, schrieb voller >
Begeisterung von der Reise aus an das j
übrige Gesinde.
Hansheinrich hatte mit niemand auf!
Oliza Freundschaft geschlossen. De- >
ckails über die Herrschaft kamen ihm
daher nicht zu Ohren.
Der einzige, der Anschuß an den
ineuen Hofgenossen suchte, war der
! Schreibgehilfe des Oberamtmanns,
lTomaschke, der bucktiche Sohn eines
Gendarmen aus Treptow,der ungefähr !
gleichalterig mit ihm war. Die
Schifssjungenvergangenheit des jun
gen Ott war unter den Beamten und
dem Gesinde bald bekannt geworden;
aber es brachte ihn niemand zum Pla
udern über seine Erlebnisse. Auch To
maschke nicht, so schlau der's anzustel
len glaubte. Es verbreitete sich darauf
die Ansicht über ihn, er sei ein ungesel
liger, unfreundlicher Mensch, er habe
Wohl gar den „Tick", 'was Besonderes
vorzustellen, wei sein Vater in Berlin
was gelte. Aber hier werde kein Un
terschied gemacht das solle er sich
nur ja von vornherein merken. Man ,
kümmerte sich in der Folge nicht mehr
um ihn. Hansheinrich verlangte es
aber gar nicht anders. Seine Arbeit ;
verrichtete er ernst und unverdrossen;
seine Freizeit verbrachte er allein für
sich.
Den Inspektor focht die Unzufrie-
denheit der anderen mit dem jungen
Ott in keiner Weise an. Er hatte sich ,
bald sein eigenes Urteil über den jun- i
gen Menschen gebildet, und das lautete
durchaus günstig. Nach guter Metho-
de hatte er seinen Zögling sogleich prak- !
tisch in die verschiedenen Zweige der .
Innen- und Außenwirtschaft einge
führt. Hansheinrich hatte zunächst ein .
paar Wochen lang Stalldienst zu ver- !
richten, dann kam er, als in der Bren- l
nerei Arbeitskräfte nötig wurden, zur !
Aushilfe dorthin, darauf inußte er ge-
legentlich einen Vogt bei der Feldar
beit vertreten, und als er zur Not mit ,
Wagen und Pferd Bescheid wußte, !
schickte ihn der Inspektor morgens ,
mit der Milch zur Zentrale und zu
den Einkäufen auf den Markt. i
Ein Wort des Lobes hatte noch kei- ;
ner auf Oliza von den Lippen des al-
ten Zabern vernommen. Der Jnspek- .
tor. ein langaufgeschossener, sehniger, -
fast dürrer Monn, der sehr wortkarg l
war und nur der Pflicht lebte, ward >
von den Leuten vielleicht noch mehr >
respektiert als der Besitzer selbst. Im i
Gegensatz zum -Rittmeister nannte man ,
ihn den Wachtmeister, obwohl er gar '
nicht gedient hatte.
Hansheinrich kam mit ihm ganz gut
aus. Freilich sprachen sie selten über '
andere als berufliche Dinge miteinan- !
der. Die Mahlzeiten nahmen sie zu- !
meist schweigend nebeneinander am Be- !
amtentisch im Erdgeschoß der Brenne- i
rei ein. Der Brennerei - Inspektor, i
der hier der Wortführer zu sein pfleg- !
te, hatte den Neuling anfangs aufzu- :
ziehen versucht; Zabern hatte sich aber
ziemlich unwirsch ins Mittel gelegt. !
Seit der Zeit ließ man ihn ebenso un- i
geschoren wie den „Wachtmeister". Er
sei gerad' so ein Original wie der Alte, !
hieß es dann unter den Leuten.
Eine Vereinsamung fühlte Hans- '
Heinrich zunächst nicht, trotzdem er an
keinerlei Geselligkeit teilnahm. In den
ersten Wochen hatte ihn die neue Arbeit
derart ermüdet, daß er nach Feierabend
immer baldigst zu Bett ging. Die
Nachtruhe war ohnehin kurz, denn um
vier Uhr hieß es gewöhnlich schon wie- !
der aufstehen. Auch sein Fuß atte ihm >
anfangs noch zu schaffen gemacht. Er >
war abends froh, wenn er endlich die
großen Wasserstiefel ausziehen konnte. >
die ihmZabern aus seinem überraschend >
reichlichen Vorrat abgegeben hatte. :
Sein Schlaf war fest und gesund. Es i
kam überhaupt ein großes körperliches i
Wohlbehagen über ihn. Was ihn an
Bord so elend und verzagt gemacht
lhatke, Vas kannte er jetzt nickt mehr:
i Vas Heimweh.
1 Zn Weihnachten war noch einmal
ein Rückfall gekommen. Seine Mutter
'hatte an ihn geschrieben. Es waren
ernste, sehr eindringliche Mahnungen
gewesen. Sie schrieb ohne Bakers
! Wissen. Und es war das alte Lied: er
solle doch endlich in sich gehen jetzt,
angesichts des brennenden Weihnachts
baumes solle um Verzeihung bit
i tcn. Die Elternliebe sei ja so uner
schöpflich; sie Werve sich ihm sicher wie
der zuwenden, und man werde ihn
nicht untergehen lassen, wenn er nur
wirklich aufrichtige Reue und Zerknir
schung an den Tag lege.
Sie dachte sich sein Los gewiß sehr
traurig. Aber er war mit seinem Le
!ben ganz zufrieden. In seiner Ant
wort suckle er es ihr in rosigsten Far
i ben >' Kern. Er hatte Liebe und
Lull Landwirtschaft, die Arbeit
sagte 1.-pi ourchaus zu, er wünschte
Isich's gar nicht anders. Und was er
! neuerdings Unrechtes getan haben fok
ale, wisse er nicht. Seine Eltern habe
!er doch wahrlich nicht kränken wollen.
!Sei es dennoch, ohne seine Absicht, ge
! schehen, so tue es ihm sehr leid. Aber
!das dürften sie ihm doch nicht immer
zum Borwurf machen, daß er sich
sein Leben nicht nach ihren Plänen
habe einrichten wollen. Ob denn nicht
jeder Mensch das Recht der Selbstbe
stimmung habe?
Als er all das nienrschrieb, dachte
er nicht an seine Mutter, sondern an
! Tante Ellen,die das Blatt ja sicher zu
! allernächst in dieHaud bekommen wü-r
-!de. Und es flössen ihm trotzige Wen
! düngen in die Feder, die er hernach,als
der Brief abgeschickt war, bereute.
Er verbrachte die Festtage, in denen
es auf Oriza hoch herging, da die
Herrschaft reichlich Geldgeschenke und
Naturalien angewiesen hatte, recht still
liind gedrückt.
j Darauf hörte er nichts mehr von zu
I Hause.
Aber eine neue, eine rein geistige
Verbindung mit seinem Vater bahnte
sich bald nachher an.
Der Inspektor war auf das „Neue
Fremdenblatt" abonniert, das auch auf
dem Schlosse wie vielfach in der gan
zen Nachbarschaft gehalten wurde. Zu
fällig bekam Hansheinrich einmal ein
Exemplar zu lesen, das schon durch
viele Hände gewandert war. Ein glän
zender Artikel seines Vaters in einer
agrarischen Angelegenheit von großer
Tragweite stand darin. Sogar am
Speisetisch der Beamten war davon die
Rede gewesen.
Während seines kurzen Aufenthalts
im Elternhause hatte er die Zeitung ja
auch regelmäßig gelesen. Die Artikel
seines Vaters, dessen Zeichen er kann
te, hatten damals aber nicht so unmit
telbar auf ihn gewirkt, wie jetzt, wo
rund um ihn die Wogen des praktischen
Lebens so hoch gingen, wo er wahr
nahm, wie jedes Wort von ihm ein le
bendiges Echo wachrief.
Von nun an beschäftigte er sich ein
gehender mit den Arbeiten seines Va
ters. Und von Woche zu Woche wuchs
seine Begeisterung. Auch der Stolz
regte sich in ihm: daß der Mann. der
so aufrecht mitten in den politischen
Wirren aushielt, sein Vater war. Und
seltsam es überfiel ihn dabei gleich
zeitig eine große Beschämung. Er kam
sich selbst so klein und wertlos vor ge
genüber dem berühmten Manne. Er
begriff jetzt doch nicht, daß er's gewagr
hatte, ihm so trotzig und herausfor
dernd gegenllberzutreten. Was war
er, der armselige Schiffsjunge, gegen
den mutigen Kämpen,der da heute dem
Minister den Fehdehandschuh hinwarf,
der morgen mit ein paar fcingeschlif
fenen Sähen voll köstlicher Satire das
Krämergeschrei einer mächtigen Grup
pe von goldgestopften Millionären be
leuchtete, der Tag für Tag auf dem
exponierten Posten war, immer mit ei
ner glänzenden Dialektik, immer mit
geistvollen Einfällen, und doch stets so
klar und faßlich in seiner Darstellung,
daß sogar die einfachen Leute hier auf
dem platten Lande ihm voll Verständ
nis und Begeisterung folgen konnten!
Zabern war wohl einer der unbe
dingtesten Anhänger von Ott. Es
war ja nicht seine Art, viele Worte zu
machen. Aber Hansheinrich merkte es
ihm jedesmal an, wenn ihn ein Arti
kel im „Neuen Fremdenblatt" beson
ders ansprach. Es kam dann bei und
nach der Lektüre eine Unruhe über den
Alten, die man sonst gar nicht an ihm
gewohnt war. Er ging mit dröhnen
den Schritten auf und nieder,schnupfte
öfter, räusvcrte sich und brummte auch
wohl vor sich hin.
Einmal nahm er das Blatt, schob es
Hansheinrich hin, der gerade die Lohn
liste ins Reine schrieb, und klopfte ihm
wohlwollend auf die Schulter. „Fa
mos gemacht, Ihr Alter, Himmeldon
nerwetter!" sagte er fast atemlos.
Darauf verließ er die Stube.
(Forschung folgt.)

xml | txt