6
Treue.
Novelle von Anna Kave, Bardo
wick.
Einer jener ersten lichten Dorfrüh
lingstage nach langen, sonnenlosen
Wintermonden, die wie ein köstliäM
Geschenk sind. Einer von denen, dkl
trotz des dunklen Ernstes des allge
waltigen Krieges, der immer noch die
Welt ringsum in Atem hielt, mit sil
brig schimmernden Weidenkätzchen und
einem leisen süßen Duft von blühen
den Veilchen so rührend eindringlich,
so froh und zuversichtlich auch das ver
zagteste Herz zu trösten wissen: nun
muß sich alles, alles wenden . . .
Auf einen, stillen Seitenwege der
Wallanlagen. die die malerische alte
Stadt umgaben, kam mir an diesem
sonnciigoldigen Frühlingstage langsa
men Schrittes eine Dame entgegen, die
einen im Fahrstuhl sitzenden Verwun
deten spaziercnfuhr. Eine vornehme,
schlanke Erscheinung mit auffallend
anmutigen Gesichtszügen. Die liebe
voll besorgte Weise, mit der sie den
Verwundeten umgab, der eine Stirn
und Augen bedeckende breite Binde
trug, hatte mir, zumal wir unS schon
häufiger hier draußen begegnet waren,
in unwillkürlichem Interesse die Frage
vorgelegt: war der verwundete Offi
zier der Bruder. Bräutigam oder
Mann der jungen Begleiterin?
Da sah ich an jenem Nachmittage
von meiner Bank aus, auf der ich für
ein Weilchen Platz genommen hatte,
wie die junge Dame plötzlich stehen
blieb und wie sie beide, auch der Ver
wundete in seinem Fahrstuhl, trotz
seiner Augenbinde den Kopf zu den
Zweigen eines der Bäume emporrich
teten und andächtig dem selig jauch
zenden Liede lauschten, mit dem ein
heimgekehrtes Starenpärchen den son
nengoldigen Lenztag grüßte.
Noch sah ich dem jungen Paare voll
warmer Anteilnahme nach, da kam
auf dem jenseitigen Fußsteige um die
Biegung des Weges ein mir durch ver
wandtschaftliche Beziehungen befreun
deter Stabsarzt daher. Er grüßte
schon von drüben ehrfurchtsvoll zu der
Dame hinüber, und auch der Offizier
mit den verbundenen Augen wandte,
nachdem offenbar seine Begleiterin ihn
aufmerksam gemacht hatte, den Kopf
nach der betreffenden Seite und legte
gleichfalls höflich die Hand zum Gruß
an die Mütze.
Der Doktor aber kam schon, schnel
len Schrittes, über den Fahrdamm auf
die beiden zu. schüttelte ihnen herzlich
die Hgnd und sprach eine Weile in
angeregter Unterhaltung mit ihnen,
bis -er-sich - verabschiedet und seinen
Weg in der Richtung auf meine Bank
zu fortsetzte.
Schnell erhob ich mich, und nach
dem wir uns begrüßt, gingen wir zu
sammen weiter, während ich ln mei
nem teilnehmenden Interesse für den
Verwundeten und seine liebreizende
Begleiterin nicht umhin konnte, meinen
Vetter nach den beiden jungen Leuten
zu befragen.
„Ja." meinte er, „es ist begreiflich,
wer sähe auch das sympathische junge
Paar nicht mit wärmster Anteilnahme
an! Ihr Schicksal ist eigentlich ein
tragisches, eines, das Größe und stilles
Heldentum verlangt. Und doch tra
gen beide es wie ein großes Glück!"
„Es sind zwei Kriegsgetraute," fuhr
er fort, „ganz kurze Zeit erst verhei
ratet. Die Trauung fand im Laza
rett statt, in aller Stille. Dem jun
gen Offizier sind, außer einer schwie
rigen Knieverwundung, durch ein
Schrapnell auch beide Augen verletzt.
Er ist erblindet . .
In tiefem Ernste blickte der Doktor
vor sich hin. „Zu Anfang ahnte der
Verwundete die Grausamkeit seines
Schicksals noch nicht. Man ließ ihn
auch absichtlich im Unklaren darüber,
tröstete ihn mit allen möglichen Hin
weisen auf die erstaunlichen Fort
schritte der ärztlichen Kunst. Bis er
dann eines Tages in plötzlich aufkei
mendem Argwohn Gewißheit über sein
Schicksal verlangte.
Es war ein hartes Stück, dem
Manne die Wahrheit einzugestehrn.
Aber mit einer geradezu heroischen
Gefaßtheit nahm er die furchtbare Er
öffnung entgegen. Und wenige Stun
den später schon bat er Schwester
Martha, die ihn gepflegt hatte, einen
Brief für ihn zu schreiben. Einen
Brief, mit dem er einen schlichten gol
denen Reif zurückschickte . . .
Ein Krüppel, ein Blinder,' wie er
eS war und fortan blieb, durfte er sich
nicht versündigen und ein blühendes
junges Menschenleben an das sein
ketten. Nichts werde ihn in diesem
Entschlüsse wankend machen, so ähn
lich schrieb er. und wenn ihm auch
das Herz darüber brechen solle.
„Und ich fühlte," so fuhr der Dok
tor nach einer Weile fort, „es war ihm
heiliger Ernst. Denn er hatte Ver
trauen zu mir, und es schien ihm ein
Bedürfnis, sich zu mir auszusprechen.
Freilich seine Braut—und ich sehe noch
daS stolze ergreifende Lächeln, daS da
bei über seine Züge glitt—würde keine
Minute zögern, ihm die Treue zu hal
ten, die sie ihm einmal gelobte, und
I ni hohe ii N 0 rdcn. „Dem
alten Eskimo hat sein Handel nttt
Nenntlüeren so viel eingebracht, daß
er jetzt von den Zinsen lebt." „Al
jo ein Rennthier-Rentier."
toenn er noch viel elender zusammen
geschossen wäre. „Es gibt solche
Frauen!" so sagte er, „wie wir sie im
Liede besingen. Und Ursula v. Tro
bitsch gehört zu ihnen!"
„Aber wer überlegt." so setzte er hin
zu, „bei solchen, von leidenschaftlichen
Empfindungen eingegebenen Augen
blicksentschlüssen die ganze ungeheure
Tragweite! Man bedenke, die cinge
sichts des ergreifenden Schicksals eines
kni Kampfe" für das Vaterland ver
stümmelten Geliebten aufs höchste ge
steigerten Gefühle, die Liebe, von hei
ßen Mitleid überflutet, sie lassen eine
edeldenkcnde Frau ihren Entschluß im
Anfang vielleicht gar nicht als eine
Selbstlosigkeit empfinden. Aber cs ist
nun mal nicht Menschenart. sich dau
ernd in gesteigerten Gefühlen zu be
haupten. Wenn erst der graue Alltag
kommt und mit ihm die Ernüchterun
gen .. . Was seliges Geschenk gewe
sen, im Laufe der Zeit, in manchen
Fällen vielleicht auch schon bald, wird
es doch zu einem Opfer, das beide
Teile, Mann und Weib, langsam zer
malmt. Nein, tausendmal lieber von
vornherein den Schmerz der Entsa
gung durchkosten, als spätere Ovalen
ohne Ende!"
„Es war eine Reife, eine Größe und
Willensstärke in de, jungen Offizier,"
erzählte der Doktor, „die weit über
seine Jahre gingen." Schweigend und
ergriffen saß ich an seinem Lager und
hörte ihm zu. Womit sollte ich ihn
auch widerlegen? So jung, so schön,
wie seine Braut war—er zeigte mir
ihr Bild—mit allen Anrechten an das
Leben, und dabei an einen Krüppel, an
einen Blinden gebunden! Ein ganzes,
langs Leben! Nein, es wäre eine
Sünde, eine Selbstsucht ohnegleichen!"
Er wies dabei auf die beiden Kreuze
an seiner Brust. „Uns Männer und
Soldaten ehrt man mit den höchsten
Auszeichnungen für —ich möchte sa
gen—für den Mut und für die Tapfer
keit des Augenblicks. Ob mancher un
ter uns auch das Heldentum erlangen
würde, wenn es gälte, es durch tau
sendfältig stilles Entsagen im grauen
Alltag eines langen Lebens zu errin
gen?". . .
„Ich schwieg. Und hätte doch ge
rade ihm in seinem harten Schicksal
so gern widersprorchen, wenn ich es
nur vermochte."
„Und dennoch ist die anmutige junge
Begleiterin heute die Frau des blinden
Offiziers?" fragte ich verwundert.
„Sie ist es," erwiderte er lächelnd.
„Nun, es war trotzalledem voraus
zusehen!" warf ich ein. „Die Liebe,
die allgewaltige, sir hat schon stärkere
Entschlüsse umgestoßen. Als die lieb
reizende junge Braut vermutlich bald
darauf selber erschien und vor dem Ge
liebten stand, wo blieben da Wohl —
und wenn er sie auch nicht mehr sehen
konnte—alle mannhaften Entschlüsse?
Sie schmolzen sicher dahin, wie Eis
unter den Sonnenstrahlen!"
„Nicht doch!" erwiderte der Doktor.
„Herrn v. BotdingS Wille war unum
stößlich und unweigerlich. Und doch
hat er sich, so widerspruchsvoll es
klingt, zwei Tage darauf bereits in
aller Stille mit Ursula v. Lrobitsch
trauen lassen. Glückselig! Freude
strahlend!"
Verständnislos sah ich ihn an, und
er fuhr fort: „Er selber hat mir auch
alsbald den jähen Umschwung nach
dem Besuch seiner Braut, einer sehr
vermögenden Waise und Tochter eines
manschen Großgrundbesitzers, die so
fort nach Empfang seines Briefes per
sönlich herbeigeeilt kam. erklärt, und
ich hatte zum Glück, noch bevor die
junge Braut Gelegenheit gefunden
hatte, sich mit mir zu verständigen,
Geistesgegenwart und Scharfsinn ge
nug, um mich mit dieser Erklärung
abzufinden.
Jetzt, nach den Eröffnungen seiner
Braut, so erzählte er mir. durfte er
ohne Bedenken, jetzt mußte er Ursula
v. Lrobitsch die Treue halten! Zwar
hatte er vor allem in ihr den Menschen,
das liebe, herrliche Wesen, geliebt, aber
—was einst auch sein Stolz und sein
Entzücken gewesen, der holdselige
Liebreiz und der zarte und viel be
wunderte Blütenschmelz ihres edelschö
nen Gesichtes, sie waren, wie sie ihm
mit Tränen gebeichtet habe, durch ein
glückliches Verhängnis für alle Zeiten
dahin.
„Das liebe, törichte Mädel!" meinte
er, in einem unglückseligen Ton, „hat
unnötig so viel heimliche Dual darum
geduldet! Hätte eS mir sonst kaum
Zuzugestehen gewagt, in der Befürch
tung, meine Liebe zu verlieren, nach
dem sie vor wenigen Wochen durch eine
Unvorsichtigkeit, durch die Explosion
eines SpiritusapparateS, für immer
durch eine flammende Röte entstellt
worden ist!
Ist es nicht erschütternd?" meinte
r. „Und wie eine wunderbare Fü
ungö". . .
Ich drückte ihm die Hand und
schwieg, aufs tiefste bewegt durch eine
Liebe und Seelengröße, von der selbst
eine Lüge geadelt und zu etwas Heili
gem wurde.
„Mag er in seiner Täuschung be
harren oder eines Tages auch darüber
aufgeklärt werden." so schloß der Dok
tor. „Herr v. Bording hatte recht: Es
gibt solche Frauen! Und Ursula v.
Lrobitsch gehört zu ihnen!"
Nur einmal noch!"
Luiigcs Mädchen: „Ach, wenn doch
der fremde Herr, der neulich siir sich
sterben wollte, noch einmal-.ein Le
bcnszeichen von sich gäbe!"
Drr Deutsche iLvrrsspondekÜ. Naltlmvre, Md, Sonntag, den 18. Ili I^ls.
(sin Opfer des Lchttifwundelo.
; Hr. Peter le.relleiii durch einen Sturz
dein, Nachtwandeln nm's Leben
gekommen. Starb iin „St. Im
seplis-Hvspital."
Der 20 Malier alle Hr. Peter Olret
lein von 'Nr. 712, 10. Straße. schied
gestern Abend 1 Ilbr iui „St. In
sevbs-Hvspital" an? dei Leben, nach
dem er anscheinend am srichen Mer
gen deini Schlafwandeln ane- einem
, Fenster iin zweiten Stockiverk seine?
Hanse? gestürzt ivar. Er schlug mit
l deni Kopse ans dem Trottoir aus und
! blieb mit einem Schädelbruch bewußt
los liefen.
Ans einer Treppe lie
st ü rzt.
Aus den Treppen seiner Wolnuing
kam gestern Morgen der 28 Satire
alte George Uran? von Nr. 710,
Süd 2. Straße, zu Falt und zag sich
neben einer Perrenknng der Schnlter
anscheinend innere Verletzungen zu,
die seine Uebersübrnng nach dem St.
losephs-Hospitnl nätbig machten.
Plötzlicher Tod verspätet berichtet.
Erst gestern wurde die Polizei des
westlichen Distrikt? benachrichtigt, das;
die <!7 Satire alte Frau Emma
Soling am Donnerstag in ibrer Wob
nnng, Pr. 210, ;tl'erd-Amitn-Ltras',e,
plöszli chtodt zu Boden gesli>r;t ist.
Der Eoroner des ivestlichen Distrikt?
bat mit einer Untersuchung begonnen.
„Bin, 21,vre Park."
Das „Bau 2bore Orchester" wird
beule Nachmittag und Abend eonzer
tiren. Der Baüe-Pavillon ist täglich
von llbr Morgen? an geössnet.
Am Mittwoch Abend wird ein „Ger
man" im Tanz-Pavillon abgebalten
werden, ferner kann an jedem Wo
chentage, Nachmittags und Abends,
getanzt werde. Am Samstag, den
21. Juli, findet ein Schwimm-,
Tauch- und Eanoe-Rennen-Eontest
statt. Die Lieger werden mit hüb
schen Preisen bedacht werden.
Briefkasten.
W. W. „Wer ist gesetzlich haft
bar?" Wenden Sie sich an einen
Rechtsanwalt und verlangen Sie
Schadenersatz von der Stadt und dem
Eontraktor.
Ukbrrschwemniiiiigs-Tchaden.
E o l u in b u s, Ohio, 17. Juli.—
Verschiedene gros;e Fabriken blieben
beute wegen der llcberschwemmuiig
geschlossen. Man schätzt, das; niebr
als 1000 Leute dadurch augenblicklich
arbeitslos geworden sind.
Der Schaden in Mittel-Ohio wird
sich auf Millionen belaufen, da Tau
sende Acker Weizen und Hafer zer
stört und Mai? und anderes Getreide
fortgeschwemmt wurden.
Bei Delaware fielen beute der
Llentaiigy Fluß und der Alnni-Ereek
und normale Zustände stehen in Aus
sicht.
ES wird berichtet, das; die Flüsse
Muskinguni und Dicking, die gestern
bedrohlich anschwollen, heute im fal
len begriffen sind.
In Konto, ivo gestern ein groher
Theil der Stadt unter Wasser stand,
verbesserte sich beute die Lage. Der
Schaden wird etwa P 200.000 betra
gen.
Harrt, K. Tl,aw genießt die Freiheit.
Atla n t i c Cit y, N. 1., 17.
Juli. Harry K. Thaw kam hier
gestern Abend an, nachdem er vom
New Porter Supreme-Gericht gegen
Bürgschaft freigelassen wurde. Wo er
sich nur sehen lies; folgten ihm Hun
derte von Personen, von denen viele
ihm die Hand schüttelten und ihn be
glückwünschten. Er vergnügte sich,
indem er ein Bad nahm und auf der
Strandpronienade spaziere ging..
Thaw erzählte den Zcitungsleu
ten, das; er sich am Sonntag Nachmit
tag nach Philadelphia und von dort
am nächsten Tage nach seinem Heim
in Pittsburgh begeben werde.
Ford vertheilt Gewinne.
Detroit, Mich., 17. Juli. —Die
„Ford Automobile Eo." machte ge
stern bekannt, sie werde ungefähr
P 15,000,000 unter Eigenthümer
Ford'scher Automobile, die seit dem 1.
August lllli Automobile von der Ge
sellschaft gekauft haben, vertheilen.
An dem genannten Tage hatte die
Ford-Eoinpagisie erklärt, sie werde,
wenn im Laus eines lalireS 200,00 t)
Automobile von ihr gekauft würden,
jedem Käufer PlO bis POO zurücker
statten. Gestern Nachmittag wurde
angeblich die Zahl von 200.000 er
reicht. Die Firma sagt, die Rück
erstattung geschehe in strikter Ueber
einstimmung mit dem von ihr ange
nommenen Prinzip der Prosit-Ver
theilung.
Lchiffskarteu
von und nach Deutschland und Oester,
reich Ungarn über Rotterdam und
New-Pork.
Theo. H. Dienrr L bo.,
217 Ost-Baltimore-Str.
242 Süd-Broadway.
(Märzl3—)
Ex-Marfchall Farnan im Strrben.
Der frühere langjährige Pvlizeichek
der Stadt Baltimore, schwer er
trankt. War gegen Mitlei
nacht bewußtlos. Aerzte haben
wenig Hossiiuug aus sei Wieder
aufkomme.
Thomas Francis Fariia. der frü
here langjährige Polizeichef der
Stadt Baltimore und einer der best
bekannte Polizei - Veteranen des
Landes, ringt in seinem Heim Nr.
712, WestLoiiibärd-Straße, mit
dem Tode. Seine Familienangebö
eigen befinden sich am Krankenlager
und seine Tochter, welche in Fair
inont. W. Va„ wohnt, ans der Fahrt
nach Baltimore. Herr Farnan er
krankte am letzte Mittwoch ganz
plötzlich und brach vor Schwäche zu
saninie. Die behandelnden Aerzte
des Patienten sind Tr. John R.
Abercrombie. von Nr. 1210, Nord-
EborleS-Straße, und Dr. Page Ed
iniinds, von Ecke Eathedral- und
MiilberrhStraße.
Perhägilißbollkr Automobil lliifnll.
Ehie a g 0, 17. Juli. George
Hannasord, Sekretär der hiesigen
„Phelhs Manufacturing E0.," und
Fra Hannaford wurden getädtet
und zwei andere Personen schwer ver
letzt, als ibr Automobil gestern Abend
bei Vandalia, Mich., umschlug, wie
eine telephonische Nachricht aus
Sonth Vend, In., südlich von Van
dalia. berichtet.
Gns-Erplosio in Kohlriihergwerk.
Pits bnr g, Kauf., 17. Juli.
Bei einer Gas-Erplosion in der Mine
No. 7 der „Sheridan Kohlen-GeseU
schast" nahe Miilberrii.wurde heute
Nachmittag ein Bergmann getädtet
und ein anderer ernstlich verlebt. Das
Werk stand seit mehreren Tagen we
gen des Wassers, das sich in den Stol
len befand, still.
Hervorrngeiider Arzt gestorben.
S t a m f 0 r d, Eonii., 17. Juli. —
Dr. Francis Delasield aus New Port
starb heute in der Wohnung seiner
Schwester Frl. Emma H. Delasield
in Noroton. Er war ein hervorra
gender Arzt und der Verfasser weh
rerer maßgebender medizinischer
Werke: er behandelte Präsident Mc-
Kinley nach deni Attentat.
Glücklich gerettet.
Ebicag 0, 17. Juli. Siebzig
Passagiere de? Dampfers „Arizona"
von dew „Goodrich Line" wurden
heute gerettet?-als das Schiff nahe
bei NorllosrEiMa'stg zur Little Tra
verse-Bai, Michigan, strandete. Die
Passagiere wurden aus andere Fahr
zeuge überführt.
Ehren Holmes' Angedenken.
Pittsburgh, Pa., l 7. Juli. —
>Kohlen;echehesitzer von Wesi-Penn
sylvaiiien und West-Virginien wer
den Dr. I. M. Holmes' Angedcnte,
des verstorbenen Direktors des Bun
des-„Bureau of Mines", der sich um
die Bergbau-Industrie und die Ret
tung von Bergleuten bei Grubenun
glücken sehr verdient gemacht hat und
der heute in Washington zurichten
Ruhe bestattet werden wird, dadurch
ehren, daß sie um die Zeit des Be
gräbnisses die Arbeit in ihren Zechen
einstellen lassen. Wahrscheinlich wird
die Arbeit in den meisten pennshlva
iiischen Zechen eine Stunde lang oder
auch länger unterbrochen werde.
Ltrikc der Maschinisten.
Brid gep 0r t, Eonii., 17. Juli.
I. I. .Kephler, der Vice-Präsideiit
der Maschinisten - Union, kündigte
heute au, daß ein allgemeiner Linke
der Maschinisten am Montag begin
nen würde. Er sagte, daß der Direk
tor der „Reniington Arms and Ani
iiuuütion Eo." die Forderungen der
Briögeport Maschinisten verweigert
hätte.
Pvstrniib wieder erlangt.
San F ra n c i s c 0, 17. Juli. —
Post-Inspettoren haben P 12,000 von
P 20.000, die im Dezember ÜU2 aus
dein Pvstainte in Wallace, Idaho, ge
stohlen worden waren, wiedererlangt,
nachdem der Dieb, E. McDaniels, der
um jene Zeit Elerk in jenem Poslaintc
war, eingestanden hatte, er habe das
Geld iui Hose seines Hauses in Palo,
Eal.. wo er zur Zeit wohnt, unter
einem Hühnerstall vergraben. Dort
wurden auch P 12,000 von dem Geld
gesunden. Tausend Dollars haben
Daniels und seine Frau ersetzt.
Schlachtschiffe passiren Kanal.
P ana ma, >7. Juli. Ter Pa
nama-Kanal wurde gestern zum er
sten Male von großen Schlachtschiffen
der Ver. Staaten-Marine befahren,
indem die „Missouri", „Ohio" iipd
„Wisconsin" mit Seekadetten von
Amiapolis den Kanal passirten. Die
Schlachtschiffe, welche das Uebungs
geschivader der Marineakadeinie bil
den, stehen unter dem Eommando des
Eoiitre-Admirals Wm. F. ,i>lllai.
des Superintendenten der Marüie-
Akademie von Annapolis. Die
Schisse fuhren gestern Vormittag 10
Uhr von Ehristobal ad und trafen ge-
gen Abend am pacisischen Ende des
Kanals ein. Ein peruanisches Ka
nvnenbovt war schon am 17. August
vorigen Fahre? durch den Kanal ge
fahren und amerikanische Tauchboote
passirleii ihn am 25. Februar dieses
Fahre?.
0) r i e ch enla n d'S M i n i st e r
d e s A u S w ärtigc n
resig uir t.
L o n d o . 17. Fuli. Ehristakie
Zographvs, der auswärtige Minister
Griechenland'?, hat. wie der Erchan
ge Telegraph Eo. aus Athen gemel
det wird, resignirl.
Obgleich die Aerzte König Eon
siantin's Befinden befriedigend er
llären und seine völlige Wiedergeue
ing nach seiner schweren Kranklieit
normal fortschreitet, haben sie ihm
doch belobten, sich jeglicher Tbeilnab
nie an politischen Diskunionen zu
enthalte.
Zographvs wurde auswärtiger
Minister im Eabinet. das M. Gouna
ris im März nach dem Rücktritte des
Premiers Venizelos, dessen Ansichten
vom König nicht gutgeheißen wur
den. bildete.)
Gold - Ausfuhr aus der
Schweiz verboten.
Paris, 17. Fuli. Der Schwei
zer Buiidesrath hat beschlossen, die
Ausfuhr von Gold in jeder Form zu
verbieten, sagt eine Hava? Depesche
aus Bern.
Redakteur vor Kriegsge
richt geladen.
Eine andere Depesche aus Bern
meldet, das; der Redakteur einer Zei
tung in Neuschatel, Frankreich, wel
ches nun von den Teutschen beseht
ist, vor das Kriegsgericht geladen
wurde, weil er einen Artikel pnbli
zirle, in dem Deutschland heftig an
gegriffen wurde.
Ftalienische „Heldenthaten" in
Welschtirol.
Fm „Eorriere della Sera" beginnt
Arnaldo Fraccaroli mit der Schilde
rung seiner Erlebnisse bei'm Ein
marsch der Italiener in Welschthrol.
Wer zwischen den Zeilen zu lesen ver
steht, der merkt, daß sich unsere ehe
maligen Bundesgenossen ihre jüng
sten Lorbeeren nicht gerade hinter
den Spiegel stecken können. Tie von
den Italienern besetzten Eandestheile
waren nämlich überhaupt nicht ver
theidigt und setzten dem Einmarsch
ihrer „Befreier" keinerlei Widerstand
entgegen. Ter Vormarsch begann
am Morgen des 27. Mai, nachdem
am Abend vorher zwei einzelne Os
siziere der conmumdirpnde „Gene
ral und sein Generalstabches per
sönlich festgestellt hatten, das; jenseits
der schwarzgelben Grenzpfühle Alles
ruhig sei und die braven Truppen
keinen unmittelbaren Gefahren ent
gegen gingen. Ter Morgen war
wunderschön, ein wolkenloser Him
mel wölbte sich über einer hinrei
Bend schönen Landschaft; kein Tedes
co lies; sich blicken; nichtsdestoweniger
hielt der General eine nochmalige
Erkundung für räthlich und fuhr im
Kraftwagen in das nächste österrei
chische Dorf. Dort war Alles todten
still; die Fenster waren geschlossen,
die Straßen menschenleer. Weiter
hin war eine Eisenbahnbrücke ge
sprengt und eine große Mühle zer
stört. Erst als sich der General von
dieser Sachlage überzeugt hatte, gab
er den Befehl zum Vormarsch. In
bester Laune sehten sich nun die
ersleu Truppen in Bewegung, über
schritten die Grenze, begannen sich
schon als Helden zu fühlen, näherten
sich dem Dorf, räumten ein paar
niedergehauene Pappeln fort, welche
die Hauptstraße versperrten, und
drangen dann unter laute Hochru
fen auf Italien in den Ort ein. Die
llnbelebthcit der Straßen war fatal;
ma schien sich vor den „Befreiern"
zu fürchten; so erhob sich aus den
Reiben der Italiener der gebieterische
Ruf: „Die Fenster aus!" der veräng
stigt Folge geleistet wurde. Aus dem
Marktplatze machten die Italiener
Halt; nun öffneten sich ein paarTbü
re. eine Handvoll Neugieriger wag
te sich heraus: ein paar Frauen
brachte Wein und Wasser, um die
siegestrunkenen Eindringlinge zu be
schwichtigen. Wie der Berichterstat
ter des „Eorriere" hinzufügt, malte
sich in ihren Gesichtern eine gewisse
Bestürzung; „und dabei war nicht
ein einziger Mann zu sehen," fügt er
etwas ärgerlich hinzu, „nur Frauen,
einige Greise, einige Knaben, denn
alle Männer von 17 bis 50 Jahren
stehe im Felde.
Nach dieser Heldenthat wurde der
glorreiche Vormarsch fortgesetzt. In
den folgenden Dörfern war ebenso
wenig Widerstand zu finden: die
Feststellung „Nessuna resistenza" wird
G Fraccarolis Epos fast zum Kehr
reim. Am Nachmittag wird endlich
das geplante Ziel erreicht. Eine auch
hier den Eingang versperrende ver
lassene Barrikade wurde von den Vor
truppen weggeräumt, der Podesta
aus der Bürgermeisterei herausgc
holt und zum .Königlich italienischen
Zindaco umgewandelt, die menschen
leeren Straßen mit lautem „Viva
Weil er es thatsächlich gewesen ist. wissen Sie das? Und sicher
hat ei Blaun das Recht, die Wahrheit über sich zu sagen, ohne sich
einem Wortgefechte auszusetzen von Seiten Derjenigen, die im
Schatte, weit hinter dem Führer siehe. Inzwischen kommt das
Publikum, das zu unterscheiden versteht, zu William Eook wegen der
- I hocheleganter Motor-Leichenwagen,
Automobil- I.GPassag.er-Li...onsi..es,
H ist arge zur Auswahl,
Begräbnisse G rF 20 gnrnntirte Ein'.einheilen, wie
oben angeführt!
Ein einwandfreier Leichenwagen,
Pferde- <> Evok-Kntschen,
gezogene ß r) .-st) Large zur Auswahl,
gnrnntirte Einzclnheiten.
"Frei! Frei! Frei! Frei! Frei! Frei! Frei! Frei!
dr ädNschk Ho,„il,lern ud -anmoric zu jeder Zeit forlnesilialfl.
.-Zwei Bearalist!.Par>or§, die „Mir, schonslc ud qeslorleste i der Stad,
absolut kostenlos ', jeder Zeit.
Win. Eook's Telephon-Amt.
-Zu jedem Utockenschtaa, gatirei, gaftraus, smdeu -ic stets tibstiche Bedienung j>>-
ertiat einer Sekunde, ud braucheu nie aa, nur ruicu Anaeubtuk zu warte, wen
Sie ausruieu
2174—H0mew00d—2475
In 8100 Begräbnissen eingeschlossen:
ein ladrttoser -ofa-Sarg, mit .zwei gravirtrn ame,'planen, -'tudNktmrlss odcrAlladsctt.
tUrjsse, gepolstert, audaesa, lagen no gemurrt mit tuipuriiricr Seide oder .'ltlad, loioic
alte andere ceiiizelnlicilk sitr ei oollsländiged tvegradnts! N>r nur dUoi.
Zählen diese Einzelnheiten nicht 20 ?
Wasche, „iasiren. Anstelle, wndalsantlre, An,eigen, Trauerslor, Handschudk, u
,lerer aalte, vessnung cd Ctraded, Nerze, Leuchter, Lder-r.rnamen e, siruzisir ent
weder Silber oder ciold und ertra grast und schon), Stutzte, !>>uj>, Ptkdcstal, üanapk
und ei Letchenanzug oder Robe, die irgendwo anders vertrösten werden kan,
William Eook,
North- und (tzreeninount-Aveuuc.
eine Zweigstellen. M- geschlossen.
I'ltalia! Aprile!" , durchzogen.
Aber da trat plötzlich eine unange
nehme Ueberraschnng in die Erschei
nung: eine Kugel durchschwirrte die
Lust, andere folgten irgendwo
.stand der Feind und schickte de er
ste Gruß herüber. Die tapfere Be
freier geriethen in Verwirrung: ihr
umsichtiger General sprang miEFeld
herrngeberde in sein Auto, fuhr aus
die nächste Anhöhe und besichtigte daS
Gelände: hinter dem Flusse zog sich
ein österreichischer Schützengraben bin.
Ter „Feldherr" fühlte sich plötzlich zu
schwach und beschloß mit seinem Ge
neralstabsches, Artillerieverslärkung
herbeizuholen. Er verschwand. Wäh
renddesscu eröffneten seine Truppen
den Angriff aus den Schützengraben.
Stnndenlang überschütteten sie ihn
mit Geschossen, bis sie ein junges
Mädchen in die Flanke des Gegners
führte. Und nun dröhnte vom Städt
chen her Kanonendonner. Der Gene
ral hat mittlern eile eineßatterie auf
stellen lassen und deckte den Schützen
graben mit eisernem Hagel zu. End
lich schwieg das österreichische Feuer.
Eine vorgeschickte Patrouille brachte
sage und schreibe neun Gefangene ein.
Sieg! Sieg! Auf dem Marktplatze
wurde die italienische Trikolore ge
hißt. der Draht meldete der aufhor
chenden Welt, daß das italienische
Heer die ersten Erfolge errungen und
P. dauernd besetzt habe. Und Herr
Fraccaroli fühlte seine Brust vor
Stolz geschwellt und schrieb einen
drei Spalten langen Bericht nach
Mailand...
Was bcdentrt das Wort Germane?
Ueber den Ursprung und die Be
deutung des Namens Germanen be
steht eine heftige Gelehrtenfehde.
Nachdem die älteste Forschung mit
sehr primitiver Etymologie Germer
uen gleich „Ger-Mannen" gesetzt oder
oder mit dem lateinischen Wort ger
dani, das heißt Nachbarn identifizirt
hatte, traten Jakob Grimm und
Theodor Mommsen mit der Ansicht
hervor, der Name der Germanen sei
keltischen Ursprungs und bedeute so
viel wie „Laute Rufer". Demgegen
über hielten andere Forscher zwar am
keltischen Ursprung fest, machten aber
geltend, daß Germanen soviel wie
„Waldlcute" heiße. Seither sind
immer wieder neue Hypothesen zur
Erklärung des Namens aufgetaucht,
die zwar alle übereinstimmend kelti
schen Ursprung annahmen, aber in
der Deutung des Namens voueinan
der erheblich abwichen. Sie alle ha
ben sich gegenüber der Grimm'schen
Deutung nicht zu halten vermocht
und sind von der Fachwissenschaft
nicht dauernd anerkannt worden.
Nachdem auch die jüngste Hypothese,
die Germanen mit „Anwohner der
heißen Quellen" übersetzt, wieder
verschwunden ist, tritt jetzt Professor
Theodor Birth in den „Preußischen
Jahrbüchern" mit einer neuen An-
nähme hervor. Er glaubt auf Grund
eingehender Forschungen feststellen
zu können, das; die Germanen ihren
Namen nicht von den Kelten, sondern
von den Römern empfangen haben.
German? ist demnach eine gebräuch
liche lateinische Vokabel, die soviel
wie „echt" bedeutet; EanipanuS Ger
manus ist. ein echter Eainpanier, wie
sich Eicero, wenn er sich einen „ech
ten" Esel nennt, als „asiniis gerina
nns" bezeichnet. So unterschieden
auch die Römer bei dem spanischen,
am heutigen Guadalauivir seßhaften
Volk der Oritaner die Mentcsaner
von den eigentlichen Oritanern, in
dem sie diese mit dem Beinamen ger
niani bedachten. Da auch der griechi
sche Historiker Strabo bezeugt, das;
die Römer unter Germanen „die Ech
ten" verstanden hätten, und da Pli
nins angiebt. „Germane" sei kein
Name, sondern ein Beiname, glaubt
Birth seine Annahme gesichert.
Weshalb aber heißen die Germa
nen bei den Römern „die Echten"?
Die linksrheinischen Gallier, meint
Birth, die sich in wenigen Jahren
von Eäsar unterwerfen ließen, erreg
ten bei den Römern keinen Schrecken
und daher keine Erinnerung an den
furchtbaren Gallierhäuptling Bren
nn?; wobt aber die rechtsrheinischen,
die Eünbern und Teutonen, wie spä
ter der Heerkönig Ariovist; sie waren
die furchtbaren, Schrecken um sich
verbreitenden, unwiderstehlichen, „die
echten" Gallier. Sie unterschieden
sich gewaltig von den zahmeren Ein
wohnern der heutigen Provence und
Norditaliens, und um diesen Unter
schied hervorzuheben, nannte sie der
römische Soldat, dessen ethnographi
sche Kenntnisse nicht sehr groß waren,
Galli germani. Tie Bedeutung die
ser Hnpotbese nicht nur in wissen
schaftlicher, sondern auch in charak
tcrologischer Beziehung leuchtet ein.
Ist auch die heutige Wissenschaft da
von abgekommen, aus solchen sprach
lichen Schlüssen etwa einen autoch
thonen Ursprung der Germanen iin
Gebiet des heutigen Deutschlands fol
gern zu wollen, so möchte sie doch
nicht daraus verzichten, damit einen
Beitrag zur.Kenntnis des ältesten
germanischen Nationalcharakters zu
geben. In diesem Sinne ist die
Birthsche Hypothese, die von ihrem
Urheber vorsichtig eine „These" ge
nannt wird, gerade in unserer Zeit
werthvoll, mag auch eine genauere
Nachprüfung durch die Fachwissen
schaft ergeben, das; sic nicht allen wis
senschaftlichen Ansprüchen standhält.
Der ewige Nörgler.
Gattin: „Ta siebt wieder von einem
schönen Sieg der Unserigen in der
Zeitung!" Er <brummend): „Ja
ncilürljch, das haben j' schon so einge
richtet. weil heute grad das Abonne
ment für da? nächste Quartal bezahlt
werden muß!"