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2 Britische Niedertracht. Rudvlpl, Cuno beschreibt, wie Cngliinder i deutschen Uniformen bei Nenve Clinpclle köiiipste. Es sind einige Monate her, daß in den Berichten unserer obersten Hee resleitnng ans ein grob völkerrechtli ches Verfahren aufmerksam gemacht wurde, dessen sich die Franzosen bei den Kämpfen in den Argonnen schul dig gemacht haben: sic halten sich mit den Mänleln und den Helmen j deutscher Gesangener ausstas'irl und griffen in dieser Verkleidung unsere Stellungen an. Natürlich gelang cs ihnen, viel Unheil anzurichten, ebe die Unseren stirer niederträchtigen Macheistchasteii iiine geworden wa reu. Der gleichen Niedertracht haben sich nun die Engländer in den Käm pfen nm Nenve Ebapclle schuldig ge macht, wie durch zahlreiche dienstlich zn den Akten gegebene Beobachtun gen ans unserer Seite festgestellt worden ist. Wir hatten an unserer Front bei Nenve Ehapelle Gelegen heit, mir zahlreichen Maiinschasteii, Unteroffizieren nnd Tssizieren der an den Kämpfen betheiligten Trnppen theile zn sprechen, und was vir hier wiedergeben, ist der Inhalt ihrer schmucklosen Darstellungen, ans de nen noch der ehrliche Zorn über diese neue Niedertracht des verhaßleslen aller unserer Feinde sprach. En glau der in deutscher Unis o r m. Ans dem Unken Flügel des r'ten Jm'anterieregimeiits lag die 5. Eom pagnie in schwerstem englischen Ar tilleriefener, nnter dessen Schutz sich der Gegner vorzuarbeiten suchte. Un ! kerstntznng var dringend geboten, und so waren die Unseren nicht we uig froh, als sie plötzlich etwa 100 Meter vor sich eine Gruppe deutscher Soldaten sahen, die ein Maschinenge webr bei sich hatten. Sie glaubten natürlicb, daß sie es mit Kameraden von einer Maschinengewehrabthei lung zn thun hätten, denn die Leute trugen ja ganz vorschriftsmäßige deutsche Uniformen und Helme dazu, und sie sehnten den Augenblick bervei. in dem das Maschinengeivehr seine scharfe Knatterstimme gegen den Feind erheben würde. Ta sahen sie, wie das Gewehr gegen die eigenen Reiben gerichtet wurde, aber immer noch batten sie den verkappten Feind nicht erkannt, sondern meinten, daß die .Kameraden im Hin- und Hcrivo gen der Schlacht die Richtung verlo re batten und nicht mehr genau wüßten, ivo Freund nnd Feind stän den. „Nicht schießen, Deutsche!" rie fe sie den vermeintlichen Kameraden zu, aber diese hatten inzwischen das Maschinengewehr in Stellung ge bracht und begannen, auf die Unsere ein mörderisches Feuer zu richten. Wer beschreibt den Zorn und die'Wutb unserer wackeren Musketiere, als sie diejenigen, von denen sie Hilfe In ih rem schweren Kampfe erwartet hat ten. als verkappte Feinde erkannten! Aber es wurde ihnen wenigsten? voll kommene Genugthuung: ickst einer von den Verräthern entging dem Feuer, das sich nun auf sie richtete, sondern alle bis auf den letzten Mann ; wurden niedergemacht. Aber nickst bloß in diesem einen: Falle konnte der völkerrechtswidrige! Mißbrauch der deutsche Umform durch die Engländer festgestellt wer den. An anderen Stellen der Front griffen sie in dichten Griippenkolon nen an, vor denen eine Schützenlinie in deutschen Uniformen gegen unsere Stellungen sich bewegte. Man siebt also: es handelte sich nicht um einen von einigen wenigen Uebereifngcn begangenen Verstoß gegen das Völ kerreckst nnd gegen den ehrlichen Kriegsbranch. sondern um ein mit Wißen und Willen der englischen Führer geübtes Verbrechen. Das wird ihnen noch vergolten werden! Gefangene als Deckung. Und nun gleich noch eine andere Probe von der Gesinnung unserer englischen Feinde, eine Probe, die wohl noch empörender ist. als die eben gegebenen. Wie gegen die Stel lungen des r'ten Jnsanteiieregi menls, so stießen die Engländer auch gegen diejenigen des 'teil Jägerba tailloiis in dichten Kolonne vor. Auch vier beivegtei sich Deulsche vor den Reiben der Engländer, aber wa reu es in den vorhin erwähnten Fäl len falsche Deutsche, so waren cs hier eckstc. Der Feind trieb nämlich ge fangene deutsche Jäger vor sich ber, und wollten die Unseren nicht ihre eigenen Kameraden erschießeis. so mußten sie ihr Feuer abschwächen oder ganz einstellen. Und das war's natürlich, vas die Engländer gewollt hatten. I n f a n t eri c g escho s s e mit Bra n dw irku n g. Durch unsere amtlichen Berichte ist festgestellt, daß die Engländer in den letzten Tagen mebrfach Granaten feuert haben, die beim Explodiren be täubende Gase verbreiten. In der Schlackt bei Nenve Ehapelle wurde beobachtet, daß sic Jnsantcricgeschoße mit Brandiviilung verwendet haben. Mebrere Lenle von einem der Jnian- Icrie-Regimenter, die an dem Kampie betbeiligt gewesen sind, erzählten um , sie hätten die Kleider von Kamera den, die von einer Flinteiitngel ge krossen norden waren, lichterloh drei j nen sehen und auch aus den Tonn steril gefallener deutscher Soldaien seien die Flammen emporgeschlagcn. Welcher Art diese auf jeden Fall völ kerrechtswidrigen Geschahe waren, wird Ivol'l Nc'ch festgestellt 'erden, sicher ist einstweilen, daß sie von den Engländern angewendet worden sind. Denn, wie schon gesagt, was hier er zählt wird, das sind keine Lagerten ergeschichten, das ist kein Koloniienge schwätz, sondern cS sind Thatsaweu, die von unseren Leuten bei tbrcr dienstlichen Vernebnn,g bekundet worden sind, und zwar in so viele Fällen, daß es sich auch nicht nm Jrr tbümer einzelner bandeln kam. Mit den Bestimmungen des Völker rechts haben es die Engländer, die Erfinder der Dumdumgeschosse, die sie ja auch gegen die Unseren angewe det baben, niemals genau genommen, im Gegentheil, sie waren immer die ersten, die sich über das Völkerrecht hinwegsetzten, venu es ihnen in den Kram paßte. Das haben sie auch in diesem Kriege wieder gethan, als sie kurzer Hand die ganze 'Nordsee als Kriegsgebiet ertlürtei, als sie ans sti ren Handelsschiffen die Flaggen neu l traler Staaten hißten und als sie ihre Handelsschiffe gegen unsere llistersee und Torpedoboote bewassiieten, Ver gegenwiirtigt man sich das alles und nimmt man dazu, was sie an grob liehen Verletzungen des Völkerrechts in den Kämpfen um Nenve Ebapclle geleistet haben, io wird die Art, in der sie die Augen über die angeblich von uns begangene Völkerrechtsbrüche verdrehen, doppelt widerwärtig und empörend erscheinen. Tie Vesten lin ier de Engländern selbst, Lord Bn ro im Ansang des vorigen nndßern hard Shaw im Ansang dieses Jahr hniiderls, haben ihrem Volke den Spiegel vorgehalten und haben sein benchlerisches Wesen mit scharfen Hie bei gegeißelt. In diesem Kriege ist ihnen die Maste vollends abgerissen worden, nnd sie stellen jetzt da.in Ik, rer ganzen abscheulichen Blöße. Ge borte ihnen auch das Meer so. wie sie sich's eingebildet haben, so hätte es doch iiicht Wasser genug, m die Schande von ihnen at'znwaschen, mit der sie sich besudelt haben. Tas var schon so, als es Heinrich Heine ihnen sagte, und heute ist's erst recht so. Wir sich driilschc Scrlcutc zum rrstcn Mul dns Eiscrnc Krcnz erwürben. (llach de Auszeichnnngen eines Zeitgenossen.) Tie ehrenvolle Art nnd Weise, mit der die junge deiitscheKriegsflotte ge genwärtig ihre Feuerprobe besteht, lenkt die Aufmerksamkeit ans ein in ! bekannt gebliebenes Kriegserlebnis;, ! das zwei deutsche Seeleute vor einem FJahrhiiiidert in de englischen Ge ! wässern nnter ailßergewc'bistich aben teuerlichen Umständen zu bestehen hatte lud das umsomehr verdient, der Vergessenheit entrissen zu wer den, als es die erste Verleihung des Eisernen Kreuzes an deutsche See heldeu zur Folge hatte. ES war im Spätherbst des Jabrc>s tBtO, als der Eapitän des Memeler HandelsschissS „Elfriede," Earl Brandt und sein Bruder, der Steuermann Johann Brandt durch eine an Unerschrocken beit einzig dastehende kriegerische Heldenthat bewiesen, daß der deut sche Seemann, venu es gilt, selbst gegen erdrückende Uebermacht esties noch so verschlagenen Feindes zu kämpfen nnd z siegen versteht. Der einem Memeler Kaufmann gehören de Segler „Eisriede" var am OO.Tk tober 1810 von London aus mitßum nnd Reis beladen nach Siviiieinünde in See gegangen. Zum Schutze ge gen französische Kaperschiffe, die zu jener Zeit, da Deutschland und Eng land gemeinsam gegen die Macht des .Korsen sich anflehnken, vielfach die englischen Gemäße naclißente dnrch streiften, war der „Elfriede" ein englisches Begleitschiff mitgegeben worden, das aber bald nach der Aus reise durch eine Trkai von dem Segler getrennt wurde. Am l. No vember sichtete die um schutzlos se gelnde „Elfriede" unweit der Dog gerbank eine englische Brigg, welche die Notbflaggc gehißt hatte und de ren Mannschaft den Eapt. Brandt nm Hülfe anging, da das Schiss an Versinken sei. Nachdem sich Brandt durch Einsichtnahme in die Schiffs- Papiere davon überzeugt batte, daß er thatsächlich ein englisches Fahrzeug vor sich sah, nahm er die offenbar völlig erschöpfte, aus einem Steuer i:"uu, sechs Matrosen und einem 12- jährigen Knaben bestehende Best Ter Teutsche Correspondciiß Baltimore, Md„ Mittwoch, den 21. Juli 1015 ! tzung an Bord. Um auch die Lebens niittclvorräthc des Engländers mög l lichst zu retten, ruderte die ans vier Matrosen und dem Koch sich zusam mensetzende Mannschaft der „Elsrie de" nochmals zu dem Wrack hinüber. In diesem Augenblicke geschab elivas U erwartetes. Die anscheinend Tode ermatteten fremden Matrosen rissen i.lötzlich geladene Pistole ans ihren Wämsen, umringten die allein ans dem Schisse zurückgebliebenen wehrlosen Brüder Brandt, um sich ihnen uuler schweren Drohungen als französische Kaper zu erkennen zu ge bei, die das Schuf Brauöi': zur Prise erklärten und ihn und seinen Bruder kurzerhand als Gefangene in die Kajüte hinunterfließen. unten gebt den Beiden das ver , hängnißvolle ihrer Lage anst Sie batten zu wählen zwischen schwach voller Gesaiigeilichast in Frankreich und einer verzweifelten Gegenwehr,; die aller Voraussicht nach stiren siche reu Tod bedeuten würde. Sie waren jedoch Preußen und wählten dasLetz lere. Zwei gegen sieben! Ihre ei gene Mannschaft batte sich von den Franzosen einschüchtern lasten undj es mcük gewagt, an Bord zu kom men. Wahrend das Bruderpaar über fick die Seeräuber loben börte, lud er in aller Heimlichkeit vier in der Kajüte beiinhliche Flinten. Außerdem wurde ein alter Säbel zur Vertbeidigung berest göbalten. Als die Dämmerung hereinbrach, öffnete sich schließlich die gasütenthür und Steuermann Brandt wurde von den Franzosen! aufgefordert, ihnen den Kurs nach. der französi'chen Küste anzugeben. Statt aller Antwort stürzten ums beide Brüder mit je zwei Flinten be-! mannet ans Deck und seuerten ver-! zweifelt in die Gruppe der Feinde. Mehrere der völlig überraschten Fremdlinge sinken alsbald getroffen zu Boden und die anderen schießen ihre Pistolen auf die Angreifer ab, glücklicherweise ohne zu treffen. In dem allgemeinen Handgemenge aber, das sich min entspinnt, kommt Capi täu Brandt zu Fall, und im nächsten Augenblick versetzte ihm einer der Franzosen einen Dolchstich in die Lchlüsselbeingegend. der ihm die Be sinnung zn raube droht. ES entgeht st'in jedoch nicht, nie seinem Bruder beim Feuern die in der Eile zu stark geladene Büchse Platzt und ihm die stand aufreißt. Dieser Anblick gibt dem Capitän alle Krcstte des Leibes und der Seele nieder. Er rafft sich empor, eiitreißt dem Manne, der ihn verwundete, das Messer und stößt es ilm mit solcher Gewalt in die Brust, daß die Klinge abbricht und der Franzose ans der Stelle todt liegen bleibt. Inzwischen kämpft sein 'chwerverletzter Bruder mit dem Säbel in der linken Hand gegen den Anführer der Franzosen und spaltet ihn steinen wolilgezielten Hieb den Kopf. Fünf von den Sieben sind so schädlich gemacht; die übrigen bei den geben angesichts des Helden inulhcs der Brüder den Kamps ans und lassen sich willig binden. Der Kampfplatz wies drei Todte aus. Ein vierter der Franzose starb noch am selben Abend, und der fünfte zwei Tage später an den erlittene Verlet zungen. Die beiden Gefangenen wurden nach Gothenbnrg gebracht, wo die „Elfriede," nachdem sic in zwischen auch die Mannschaft nieder an Bord genommen hatte, am 5. No vember !810 einlief. Der 12-jährigc Knabe, der mit den Franzosen ans die „Elfriede" übernommen und bei dem Kampfe ebenfalls verwundet worden var, löste das Räthsel, wie die Räuber auf das sinkende engli sche Fahrzeug gekommen waren. Nach 'einer Erzählung hatte die Brigg Weizen.von.Königsberg nach London bringen sollen. Bei Doggerbank wurde sie von einem französischen Kaper, der anfangs die englische Flagge führte, angefallen und ge nommen. Der Eapitän des englische Schisses und die Mannschaft wurden aus das französische Raubschisf ge bracht, wäbrcmd eine Anzahl Frauzo fei die Brigg bestiegen und voraus segeltei. Der Sturm trennte beide Schisse und brachte die englische Brigg nach langem Nmhertreiben zum Scheiter. In hülsloser Lage wurde dam da? Fahrzeug von der „Elfriede" gesichter. Die Heldenthat der Brüder Brandt wurde bald auch König Friedrich Witbelm dem Drit ten mitgetheilt, der beiden 'ackeren Ostpreußen da: eben gestiftete Ester ne Kreuz verlieh. Sie waren die er sten. die diese schlichte Auszeichnung als deulsche Seehelden tragen durs ten. und mit besonderer Fcierlichkei wurden ihnen in Memel unter der Antheilnalmiö der Spitzen sämmtli cher Behörden die Kreuze von dem damaligen Memeler Polizeidirettor Flesche überreicht. Al: ki.k7ocn'B Englische Offen!,erzigkeilc. , Wie nach Ansicht des „London Statist" das „besiegte" Deutschland zu be handeln sei. Die Tisevnto - Gesellschaft von Berlin hatte vor einiger .seit eine Broschüre über die „Deutsche Volte wirthschaft im Kriege" heransgege bei, die in recht gl.-etlicher Weise die Wirkungei dcsKriegs und die wirst 'chaftliche Stärke de-: deutschen Vcst tes, die er offenbart bat, darstellte. Dieses Schriftche ist u. A. auch in englischer Sprache erschienen und wird darum in englischen Blättern besprochen. So in, „Economist" und ! „Statist." Während der „Economist" ' wenigstens nach außen daS Gesicht der objektiven Würdigung der in der Broschüre behandelte Thatsachen wabrt, gefällt sich der „Statist" in ? wüsten deutschfeindlichen Phanta- sie. Wir entnehmen seinem Mach - werk die iiachslehenden für das Den ken und Fühlen eines großen Theils des englischen Volkes sicherlich bezeich nenden Stellen: / „Die Diskonto - Gesellschaft weist mit vollkommen berechtigtem Stolze darauf hin, daß die Reichsbank eine i sehr große Goldreserve hat anhäufen können, und daß Maßnahmen von der Regierung ergriffen norden sind, nm eine Panik z verhindern und das Publikum in die Lage zu verse tzen, seine Geschäfte soweit möglich in der üblichen Weise fortzuführen. ; Aber es gibt ein andere? Moment, welches sich naturgemäß dem frem- den Beobachter ausdrängt, und be ; sonders dem fremden Beobachter, der ' dem Feindesland angehört. Zur Si l cherung eines langdanerndcn Frie dens i Europa ist c? unerläßlich, Preußen so zu schwächen, daß es an eine Revanche zu einem nahe bevor stehenden Zeitpunkte nicht denken kann. TaS wirksamste und im Gan zen genommen gerechteste (?) Mitte! zur Erreichung des genannten Zive ckes ist, eine so erdrückende Kriegs entschädigung den deutschen Volke aufzuerlegen, daß es Deutschland für lange Zeit unmöglich wäre, einenße vanchekrieg zu führen, eine Kriegs entschädigung, die ferner der ganzen Welt zeigen würde, daß ei Volk, welches einen ungerechtfertigten An grstf unternimmt, in Zukunft die Ko sten des Krieges, den es anderen auf zwingt, selbst zu tragen hat (!). Die dentiche HegierMig' hat durch Geltendmachung ihres aiißergewöhn lichen Einflusses auf ihre Untertha nen einen ungeheuere Geldvorrat! in der Reichsbank angesammelt. Die 'er Goldvorrath muß. sobald die ver bündeten Armee' in der Lage sind, in Deutschland einzufallen, sofort enteignet und als-Entschädigung fest gehalten werden, welche den Ländern, die durch eine ihnen ausgezwnngc nen Krieg geschädigt norden sind, gezahlt werden muß. Ter deutsche Staat wird selbstverständlich in dem Friedensvertrag verpflichtet werden müssen, die Antbeilseigncr derNeichS bank für die Wegnahme des Goldes zu entschädigen. Wir möchten ferner hinzufügen, das; der preußische Staat den Staat s aus ein ganz beträcht liches Maß ausgedehnt hat. Er ist Eigenthümer fast aller Eisenbahnen. Er ist Eigentbümer einer großen Bank. Er ist ferner Eigenthümer von Ländereien. Wäldern, Bergwer ten. Schiffen und wovon nicht. Al les dieses Staatseigenthum sollte, so bald Deutschland auf die Knie ge zwnngeu ist, confiszirt und irgend Jemande, der bereit ist, zu bezah len, verkauft werde, wobei die dent ! sehe und die preußische Regierung im Friedensi'ertrag die Rechtsgültigkeit dieser Maßnahmen anerkennen müs sei. DaS verkaufte Eigenthum sollte von denßegiernngen der Verbündeten denKäuferi garantirt 'erden. Wen wir den Erlös ans den Staatseigen lhuni Prenßen's und der anderen deutschen Staaten zu dem Goldvor rath hinzurechnen, so haben vir eine sehr beträchtliche Kriegsentschädigung in unseren Händen. Aber man sollte sich Deutschland gegenüber nicht mit der Forderung dieser Entschädigung begnügen. Deutschland müßte ver pflichtet werden, eine weitere sehr beträchtliche Kriegsentschädigung so wohl an Frankreich wie an Belgien für die in diesen Ländern angerich teten Zerstörungen zu bezahlen, eine Kriegsentschädigung, die durchaus den zugefügten Schaden zu entspre chen hätte. Ferner müßte ganzTeutschland die Folgen eine? rücksichtslosen, immora lischen und verbrecherischen Angriffes auf seine Nachbarn fühlen, indem es gezwungen wird, viele Jahre lang daran zu arbeiten, den Verbündteen die Kosten des Krieges, der ihnen von Deutschland nnfgezwungen wurde, zu ersetzen. Deshalb sollten, abgese hen von dem Verkauf des obenge nannten Staatsbesitzes, noch eine oder mehrere große Schadcnersatzan leihen aufgenommen und Teutsch land gezwungen werden, für Jahre hinaus die Zinsen ans diese Anleiben i im Voraus zu bezahlen, damit der , Staat daran verhindert werde, 1- , diese Anleihen nothleidend werden zu lasten, und 2. Geld zur Wiederber , siellnng seines Heeres und seiner j Flotte und zu anderen Kriegsvorbe reituligen zu verwenden." Das Arsenal von Venedig. Eine der ersten Kriegshandlungen, die der von den Italienern herauf beschworene Feldzug zur Folge gehabt bat, war die erfolgreiche That oster , reichischer Seeflugzeuge, die das Ar , senal in Venedig mit Bomben beleg ten. Ter kühne Vorstoß wird in Jta lien eine nachhaltigen Eindruck hin- . terlassen; handelt es sich in dem Ar senal von Venedig doch um eine Ban anlage, die durch die Jahrhunderte den Ruhm der Stadt begründen und mehren half und die als eines ihrer Wunder galt. Tas Arsenal war in alten Zeiten nicht nur Venedig's be rühmtestes, sondern auch sein nütz lichstes Bauwerk; die geivaltigenFlot ten, die hier entstanden, bildeten die Grundlage der Sechcrrschait. Die Gründung des Arsenals an seiner jetzigen Stelle reicht bis in daS Jahr 110-1 zurück; 1001 wurde cs zum er stcn Male wesentlich vergrößert, und in den folgenden Jahrhunderten fan den noch fünfmal große Erweiterun gen statt. Wie es schon früh der viel gerühmte Mittelpunkt des Drängens nach der Seehcrrschaft bei den Jta iienern wurde, dafür ist der klassische Ausdruck die berühmte Schilderung, die Dante in seiner „Göttliche Ko mödie" im 21. Gesänge des Inferno von dem geschäftigen Treiben in Venedig's Schisssbauwcrkstatt gege ben hat: „Als ob wir in Venedig's Zeughaus wären, Wenn man das zäe Pech im Winter braut, Schadhaft geword'ne Schiffe neu zu theercn. Denn schiffen kann man nicht; statt dessen baut Der sich sein neues Schiss, der flickt das lecke, Das viel gereist, und stopft ihm Nipp' und Haut; Ter hämmert am Galion und der ant Hecke, Der drehet Tau, der schnitzt am Ru derschaft, Ter bessert aus des Segels schwache Fleße." In Venedig's Glanzzeit beschäftig te das' Arsenal nicht weniger als 16,000 Arbeiter, eine Zahl, die an ;ich schon die ganze Größe dieser See macht in ein beites Licht rückt; dann, mit zunehmenden Verfall, ging die Arbciterzahl schnell zurück und be lrug im 17. Jalirlumdert nur noch ',OOO, um gegen das Ende der Re publik ans etwa 2500 herabzufinken, wozu sich allerdings für außerge wöhnliche Arbeiten noch die Hand werker und Facchini. die Gepäckträ ger der Stadt, gesellen mußten. Heute isl das Arsenal eine weitläu fige Anlage von Werften für den Schiffsbau, von Bassins, Trocken docks und Magazinen, großen Werk stätten und einer Geschützgießerei. Im Ganzen hat die Anlage die statt liche Größe von etwa 00 Hektaren und ist mit Mauern und Festungs werken rings nmschlossen: jeden Nichtberusenen wird der Zutritt streng verwehrt. Ein prächtiges Friih-Rcnaissancethor, das aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammt, erhebt sich an seinem Eingang, und davor stehen die vier berühmten Marmorlöwcn, von denen einer im 17. Jahrhundert vom Ppräus in Athen hierher übergeführt worden ist. Uni die Mähne des Löwe, der sich auf seinen Hinterfüßen aufrichtet, ziehen sich zwei Inschriften in Schlan genfarm. die Runen zu sein scheinen und gegen Ende des 10. Jahrhun derts von einer nordischen Völker schaft. die die Leibwache der bhzaiili iiischen Kaiser bildete, darauf gesetzt sein tollen. Ueber dem Eingangsthor. das eine Art Triumphbogen mit Bildbanerar beiten von Schülern Sansovlnos ist, erbebt sich eine Statue der hl. Ju stine von Campagna; über den In-1 nenthor des Vestibüls steht eine kleine Statue der bl. Jungfrau von Sanso vino. Eine besondere Sehenswürdig keit des Arsenals von Venedig stellt sein Museum dar. das mit Rüsluu- ! gen, Waffen und Schiffsmodellen ge- > füllt ist. Die verschiedenartigsten Er- : inneruiigen ans Venedigs großerVer gangenheit sind hier zusammenge- : bracht, echte und angebliche Trophäen. Man sieht da den sogenannten Leder- - Helm Attilas und das Geschirr seines l Pferdes, echte Helme von vcneziani- scheu Kreuzfahrern. Waffen und Fah- neu aus der Schlacht " Wpcmto , und schließlich auch kzeuge dec Jnanijition. Eine besonders kost bare Relignie im Museum des Arse als sind die Reste von dem letzten, berrlich geschmückten Bucentaur, dem Pruntschiss. aus dem am Himmel sahrlsiage der Doge im feierlichen Zuge aufs hohe Meer hinausfuhr, lun Benedig aufs neue mit dem Adri arischen Meere durch das Versenken eines Ringes zu nermähle. Dieses letzte Staatsschiss war 1720 gebaut worden; es fand aber ein rühmloses Ende, als es 1708 die Frainosen, die jetzigen Verbündeten, ans Habgier zertrümmerten. Ein holländischer Soldat in englischer Kriegsgefangenschaft. Das; die Engländer nicht nur in der Nordsee mit den neutralen Schif fen machen, was sie vollen, und die Rechte der Neutralen mit souveräner Nichtbeachtung behandeln, zeigt fol gende kleine Geschichte. Am 20. Au gust verlies; mit dem Tampfer der M.aatschappij Nederland „Tronic" eil holländischer Truppentransport Batavia. Zu dem Transport gehörn te auch ein gebürtiger Rheinländer Namens Ferdinand Wolf, der nach gveijäbriger Dienstzeit dienstuntaug lich geworden vor und nun von holländischen Gouvernement nach Nicderland gesendet wurde, um dort abgemustert zu werden. Der Trans port stand unter dem Commando von zwei Feldwebeln, sämmtliche Leute waren in Uniform, bezogen noch ihre Gage und wurden natür lich als Soldaten behandelt. Wäh rend der Reise von Batavia iiachTiil gapore wurde der Füsilier Wolf zum Ersten Offizier des Dampfers entbo ten und aufgefordert, eine Erklärung zu unterschreiben, daß er in diesem Kriege gegen England und seine Ver-! bündele nicht kämpfen werde. der Füsilier erwiderte, daß er noch holländi'cher Soldat sei und als sol- l cher eine derartige Erklärung nicht unterzeichnen dürfe, erklärte ihn der Erste Offizier, daß er dann die Fol gen seiner Weigerung selbst zu tra gen hätte. Als das Boot am 22. August nach Singapore kam, wurde der englischen Polizei eine Passagier liste übergeben, aus welcher der Hof meister des Schiffes den Füsilier Wolf als „Deutschen" angemerkt hat ! te. Infolgedessen wurde er von der Polizei verliaftet. Die beiden Feld- s webel, die den Transport comman dirtei. erklärten, „nichts machen zu lönnen." Als Wolf den Capitän er suchte, ihm wenigstens seine Papiere zurückzugeben, die er dem Reglement zufolge dem Hofmeister übergeben batte, zeigte es sich, das; dieser „an den Wall gegangen war." So muß te denn der holländische Füsilier Wolf ohne einen Cent Geld und ohne Papiere in voller Uniform zwischen zwei englischen Soldaten mit aufge pflanztem Bajonett zum Polizeiamt marschiere, während die „Tremse" aus dem Hafen von Singapore dampfte. Inzwischen wurde Wolf vom Chef der Polizei als „englischer Kriegs gefangener" erklärt, und als Wolf unter Berufung auf seine Uniform sich als holländischer Soldat präsen tste, erwiderte der englische Polizei offizier: „Never niind." Sechs volle Monate hat Wolf stets in holländischer Uniform in der Kriegsgefangenschaft zugebracht und mit den Deutschen und Tester reicher alle Leiden und Freuden ge theilt. Er hat nicht weniger als zwölf Briefe an de holländischen Consul in Singapore und sieben Briefe an das „Departement von Torlog" in Batavia geschrieben, die offenbar im Pnpierkorb der Censur verschwanden! Am 6. Februar übernahm ein neu er, „schneidiger" Tffizicr das Com inando über seine Abtheilung und verlangte von den Internierten, das; sie nach Soldatenart bei' Rapport antreten. TicS verweigerte Wolf mit der Begründung, daß er als hol ländischer Soldat nur einem hollän dischen Tffizicr Ehrenbezeigungen tchnldig sei. Dafür wurde er zu Kn liarbeiteu verurtheilt, und als er auch dieser verweigerte, bekam er 0 Tage Gefängniß. Als er die Stra fe abgebüßt batte und sich neuer dings weigerte, die Knlicirbcit zu ver richten, wurde er vor den Major ge bracht. Bei diesem Rapport, zu dem Wolf reglementsmäßig mit der Mist tze auf dem Kopf antrat, ließ der Major dem holländischen Füsilier die! Mütze abreißen. Aber einen Vor theil hatte dieser Zwischenfall doch! Anscheinend um den lästigen Gefan genen los zu werden, ließ nian ihn am 25. Februar frei, gleichzeitig mit einem anderen Kriegsgefangenen, wahrscheinlich auf Grund einer Aus wechslung von Gefangenen. Am 25. Februar Abends wurde Wolf durch zwei englische Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett an Bord der „Prinses Juliana" ge bracht, nachdem ihm vorher bedeutet worden var, daß das englische Gou vcrnement seine Reise nach Europa „nicht gestattet." Am 28. Februar kam Wolf wieder i„ Batavia an und machte bei der 'Ristitärbebörde von dem Borfalt Meldung. Um Becker' Leben. Ein neuer 'Versuch. ilm vom Tode zu retten. Applikation m men Prozeß >vird vor New - ?)orter Tuprem thöricht gemacht werden. Becker' Hinrichtung auf Mitt nächster Woche angesetzt. New - Bork, 20. Juli.—Herr Marti T. Manton. der Vertheidiger de Er Polizeilieutenants Charles Becker, dessen Hinrichtung aus Mitt vooch nächster Woche angesetzt ist, kün digte heute an, das; in den nächsten Tagen vor einem Suprem - Gerichts- Richter in dieser Stadt Applikation um einen neuen Prozes; für Becke gemacht erden wird. Herr Manton sagte, das; der An trag mit neueiitöecktem Beweismate rial begründet 'erden solle; er lehnte es jedoch ab, sich über die Natur die ses Beweismaterials zu üustern. Es wurde gestern bekannt gegeben, das; Becker damit beschäftigt sei, eine ausführliche Oieschichte des Rosen that Falles zu schreiben, ein ganz neues Lickt ans das -Leiisations Verbrechen New I'lork's werfen wer de. Die Anwälte Beckers weigerten sich jedoch, dies zu bestätigen. Hunderttausend Menschenleben verlo ren. Washin g t o n, 20. Juli. Hier cingetrosfeneu Nachrichten zufolge hat die Hochfluth in der Gegend von Eauton, Ehina, 80,000 bis 100,000 ' 'Menschenleben zum Dpfer gefordert. Das Staatsdepartement erlies; die nachstehende Erklärung: ' „Eine Kabeldepesckie von der ame rikanischen (Gesandtschaft in Peking j besagt, der amerikanische Gencral- Consul in Canto telegraphire, das; in Folge der austcrordentlichen Ueber schwemmung 80,000 bis 100,000 Menschen nm's Leben gekommen seien. Tie amerikanischen Kanonenboote „Wilmington" und „Callao" leisten Beistand, doch Gencral-Eonsul Ehc . hire empfiehlt, das; das Flotten departement alle Hülfe leistet, über die cs nur gebieten kann. Drei Todte bei Bahnnnfall. Dalhar t, Ter., 20. Juli. Ein Frachtzug sauste heute hier einen 200 Fus; hohen Abhang herab. Drei Män ner wurden getödtet; die Lokomotive wurden in Stücke zerschmettert. Ter Zug siet von einer Brücke der El Paso L Southwestern Bahn" herab. Tie Todten sind: Lokomotivführer Bricklep, Heizer Price und Bremser .stirb, sämmtlich von Tucuincari, N.-M. Ruch (Kollision gesunken. Londo n. 20. Juli. Ter briti sche Tampfer „Polish Princc," der am 17. Juni von New - Bork abfuhr, ist nach einer Collision mit dem Tampfer „Lowthcr Range" gesunken. Ein Mann ertrank, die übrigen Mit glieder der Bemannung wurden Heu te von der „Lowther Range" in Barr gelandet. Das letztgenannte Schiff wurde am Bug beschädigt. (Der Tampfer „Polish Prince" hatte einen Rauminhalt von 1862 Tonne. Er fuhr von New - Bork nach den westindischen Inseln und von dort nach Queenstown, wo er am 11. Juli anlangte. Tie „Lowther Range" fuhr ain 15. Juli von Manchester, England, nach Montreal ab.) Erzichilngs - Cvmmissär angeschul digt. Portland, Ore., 20. Juli. Newell B. Woodworth aus Syracusc, N. B-, wurde hier heute auf der 6. jährlichen Convention der „Söhne der amerikanischen Revolution" ein stimmig zum Gemwal-Präsidenten er wählt. Ein Beschluß wurde heute ange noammen, um Präsident Wilson zu bewege. P. P. Clarion. den Bundes Coinmissör für Erziehung, seines Amtes zu entsetzen,weil er auf Grund der ihm zugeschriebenen Aeußernn > gen über die Flagge der Untreue uno der Unlovalität beschuldigt wird. Hr. Clarton machte gestern Abend in Bellingham, Wash., bekannt, das; er solche Aeußerungen nicht gethan hätte. stassircr beraubt. Milwaukee. Wis.. 20. Juli. Edward Laase. Kassircr einer hie sigen Zweigniederlage der „Cudahy Packing C 0.," wurde auf dem Wege zur Bank einer P 4400 enthaltenden Handtasche beraubt. Ter Räuber stürzte sich drei Straßengevicrtc von Laasc's Bureau entfernt auf ihn, entriß ihm die Handtasche und entkam. Tic Polizei machte heute Nachmit tag bekannt, daß alles Geld wieder zurückerlangt worden sei. Ter ver folgte Räuber warf die Tasche sammt dem Inhalt in einen Aschenbehältei