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2 I Tic Besatzull Kr „Dresden." Ans der Fnsel Oniriquina häuslich eingerichtet. Macht sich nützlich, treibt Ackerbau und baut Ltraßrn. Tie Besatzung des deutschen Kreu zers „Dresden,., der nach ruhmvol len Kämpfen von feindlicher Ueber machl am 15. Marz in chilenisclien Gewässern bei der Fusel Fnan Fer nanöez versenkt worden ist, lebt, in ternirt, ans de Ileinen chilenischen Insel -Oniriguina. etwa 30 Kilome ter nördlich von Eonception. Ter Mercurio von Valparaiso giebt aus den letzten Tagen des dem schen Kreuzers und von dem Leben seiner inlernirlen Besatzung eine Schilderung, der wir nach der Toni schen Zeitung für Ehile vom 23. Mai Folgendes entnehmen: Als die „Dresden" vom Admiral des deuischen Oieschwaders, Grwcn Spee, den Befehl erhalten hatte, sich zurückzuziehen, konnte sie dank der Schnelligkeit ihrer Maschinen aus Sicht eines überlegenen Feinde - kommen. Sie ging in die Kanäle des Feuerlandes, wo sie die am schwierig sten zugänglichen Buchten aufsuchte. Ter geringe Tiefgang des Schisses gestattete dem Commandanten, ge radezu gefährliche Stellen zu besali rcn. Diese Fahrten beweisen sowohl, welche Kenntnis; Eapitän z. S. Lü decke von den destigen Gewässern hatte, wie über welche seemännischen Eigenschaften er verfügte. Ter chi lenische Zerstörer „Lynch" wurde nach deni Süden entsandt, um über die Neutralität Ehile's zu wachen. Eines Tages wurde der Eommaii dant dieses Schisses. Huerta, über raschk. als in einer kleinen Bucht, die nur kleinste Schisse befahren können, ein fremdes Kriegsschiff sah. Er ent sandte sofort einige seiner Leute, um die Nalionalitäl des Schisses festzu stellen. Es war die „Tresden, die sich dorthin geflüchtet hatte, nach ei er geradezu abenteuerlichen Fahrt. Tie deutschen Seeleute wurden auf gefordert, die Bucht innerhalb 21 Stunden zu verlassen, was sie tha ten. Sic haben lange Zeit in jener Bucht sich ausgehalten, während sie Mangel an Lebensmitteln und Koh len litten. Um dem Mangel an Le bensmitteln abzuhelfen, wurde ange ordnet, daß sich ständig Matrosen mit dem Fischiang beschäftigten, ans wel che Weise die an Bord noch vorhande nen Lebensmittel gespart worden. Als Feuerung verwandten sie Hol;., das sie in so großen Mengen in de dortigen Wäldern fanden. Sie Per ließen die Bucht in der Absicht, sich nach Talccihuaiio zu begeben, „m sich dort zu internsten. Eapitän z. S. Lüdccke sing jedoch drahtlose Nachrichten ans, aus denen er ersah, daß englische Kriegsschiffe ihn verfolgten. Er mußte daher sein Reiseziel ändern. Man muß besonders betonen. das; die Kessel der „Tres den" nach dem langen Gebrauch und durch den ständigen hohen Dampf druck fast vollständig verbrannt wa ren. Tie „Dresden" ging nuninelir nach Fnan Fernande;, wo ste. wie be kannt, zerstört wurde. Ter Commandant des deutschen Kreuzers ist sechs Monate nicht aus den Kleidern gekommen. Er war die Seele aller Unternehmungen und verstand es, seinen Leuten immer neuen Muth einzuflößen. Nachdem die Seeleute aus der Fu sel Ouiriguina intcruirt worden waren, haben sie sofort eine lebhafte Thätigkeit begonnen, und alles dort in Stand gesetzt, waS ihnen mangel haft erschien. Tie Baracken, welche für die Marine bestimmt waren, ver fügen über alle Bequemlichkeiten, und die Wohnungen der Offiziere sind hervorragend. Aber die deut schen Seeleute haben sich nicht damit begnügt, ein bequemes Leben zu süh ren. sondern sie babeu sich daran ge macht. die Fistel vollständig imizn. wandet mit der Energie, die die denlscke Raste auszeichnet. So war z. B. aus der Fusel -Oniriquina eine Wasserleitung vorhanden, die jedoch wegen ihrer Mängel nicht zu gebrau chen war. Tie Rohrleitung war na hezu vergesst, Niemand tüniuierte sich mehr um ihre Zustand. Sobald die deutschen Seeleute jedoch die nothwendige Erlaubnis; von der chi lenischen Regierung erhallen batten, haben sie die ganze Robrleikiing ans der Erde gerissen, was eine große Arbeik war, und sie vollständig wie der bergesteltk, so daß beute die Fu sel -Oniriquina über vorzügliches Trinkwasstr verfügt. Viele der Wege auf der Fasel, die früher zum gro ßen Theil ungangbar waren, wurden ausgebesstrl, so das; sie beute den besten Slraßen der Republik in nichts nachstellen. Alles das verdank! man den Seeleuten des Kreuzers „Dresden." Fm Ganzen sind 305 Seeleule aus der Fnscl iiikernirt. von diesen widmen sich täglich 100 landwirthichastlichen Arbeiten, mäh rend die anderen militärische Ue bungen vornehmen. Tie Besatzung geht regelmäßig in Gruppen nach Lalcahuano an Land. Tie Offiziere geben täglich an Land. Alle sind gut gekleidet, inan siebt nicht die ge ringste Nachlässigkeit. Ein neuer Seemannszng durch die W ü ste. Einen neuen Zug durch die ara bische Wüste haben zehn deutsche See leute von den in Massauah, dem Ha fen der italienischen Eristräa Kolonie, festliegenden deutschen Dampfern „Ehrisrian der Zehnte." „Segovia." „Arensels." „Ostmark" und „Perse ' polis" unter Führung des Steuer mannes des Llovdschisses „Borkum," Eduard Foll, glücklich jetzt nach 70- lägiger Reise beschlossen. Als am 2>. April die Nachricht von dem wahr schcinlichen Anschluß Ftalien's an den Vierverband nach Massauah gelang te, verließen sie den Hasen aus einer kleinen arabischen Segeldan, erreich ten einen Monat später Fambo am Rothen Meer und begannen hier we gen der vielen dort kreuzenden eng lischen Kriegsschiffe den Marsch durch die Wüste. Unter ähnlichen Fährnis sen wie die Leute von der „Ajesha" erreichten sie am 0. Fnni eine Sta tion der Hedschasbahn. Uebcrall wurden sie. auch in Arabien, von den türkischen Behörde und Militär Kominaiidanten ans das Herzlichste ausgenommen und mit allen Mitteln unterstützt. Auch sie hatten von eng landsreniidliche Beduinen zu leiden, dock; tonnten sie den Weitermarsch ge gen Geld erkaufen. Fn einem an deren Falle schützte sie türkische Be gleit,nannschnsl. Fn Elvetsch wurde z ihren Ehren ein großes Fest ver „staltet, und der türkische Konimaii dant pries den Heldenmnth des deut scheu Volkes und die deutsch türkische Waffenbrüderschaft. Fn Konstanti nopel mußten sechs von ihnen als fieberkrank in's Hospital. Auch die dortigen türkischen Kreise würdigen die tapfere Selbstverleugnung und den Muth der Zehn. S cl, eicht belohnt e r R e sormeife r. Ter Direktor der Petersburg Wil naer und der Warschau-Petersburg-, Rigaer Eisenbahn, Namens Knipper, wurde ans Grund eines Befehls von Petersburg nach Sibirien verbannt. Knipper hatte, wie „Az Ujsag" vom 9. v. M. erfährt, dem Eisenbahn-Mi ! nister Rnchlow eine Denkschrift über reicht, in welcher die Mißstände der Eisenbahn - Verwaltung ansgedeckt wurden, Mißstände, die nur durch Mitwirkung sehr hochgestellten Per sönlichkeiten ermöglicht wurde. Knipper beleuchtete dieses ganze Cor ruptionssosteni und bat schließlich den Minister, ihn vor einen Gerichtshof oder eine Untersnchungs Eommission zu stellen. Beide Bitten wurden aber nicht berücksichtigt. Aus einem russischen Soldate n b r i e s. Von einem ukrainischen Soldaten der russischen Armee ist den „Ukrai nischen Nachrichten" ein Brief zuge gangen, anS dem wir einige Stellen anführen, die für die Kopflosigkeit, die jetzt in der russischen Armee herrscht, charakteristisch sind. Ter i Frage stehende Soldat fuhr aus einer großen Stadt in der Ukraine, nach einer größeren Grenzstadt Lstgali zien'S zusammen mit 100 anderen Kameraden. Bevor sie in dieser Stadt anlangten, blieben, so theilt er mit, von der Partie blos 119 Mann übrig und 11 verschwanden unterwegs. Als der Führer, ein Kadett, dies dem Konimandirenden gemeldet hatte, er widerte derselbe zerstreut: „Laß mich in Ruh', ich habe außer Dir genug zu thun!" Hieraus wurde die Partie, die inzwischen aus 111 Mann ziisam menschmolz, nach B. geschickt, aber blos 93 Mann sind a dem Bestim mnngsorte eingetroffen, der Rest lies einfach davon. ... ES herrscht, wie der Mann weiter schreibt, Mangel an Oiewehren, die Soldaten müssen oft der Reihe nach in die Schützengräben geführt werden, da es für 100 Leute blos 25 Gewehre giebt. Auch mit den Arlilleriegcschossen ist eS sehr knapp. . . . Die Stimmung unter der russischen Bevölkerung ist sehr ge drückt, und man bemüht sich vergc bens, dieselbe zu heben. Seit de, Rückzüge ans den Karpathen hat man jede Zuversicht verloren. Ant der Hochzeitsreise verhastet. New- ?1 o r k, 8. August. Tie hiesige Polizei hat Nachricht erhalten, daß der 21 Fahre alte EbaS. Lange, der von den Behörden gesucht wurde, Weil er mehrere Tiamantringe im Gesammtwerthe von !s!1200 seiner .Mutter entwendet haben soll, in Bea ver Creek verhaftet worden ist. Lange befand sich aus der Hoch zeitsreise. als er festgenommen wur de. Detektiv-Sergeant Markey wird ihn nach Ncwstlork zurückbringen. Ter Deutsche Evrrcspaadent, Baltimare, Md., Montag, de !>. August 1915 I Rußland bereitet neue Judenprogrome vor. Tie „Villcrliiiidspllrtei" verfolgt d,e Politik der berüchtigten „Schiunrz hniidert." Alle Fnden als Verriithrr bezeichnet. Fn Moskau ist eine neue „Vater landspartei." d>e ans Mitgliedern der früheren Schivaxzhnndert-Orga nisationen befiehl, gegründet worden. Sie hat in ibren Statuten eine Be slimninng, wonach auch Richtslawen in die Partei ausgenommen werden. Tas Hanptorgan der Schwarzhandelst in Petersburg, da-.- „Rnsskoje Snam ja," richtet gütigste Pfeile gegen die neue Partei, die .Faden aufnehmen will, obwohl ganz Rußland aus den Bekanntmachungen des Höchstcom maildirenden wisse, daß die .Fnden Verräther seien. Auch die ~Semsls china" betzl anist' Nene gegen die Faden. Purischkewitsch richtele an die Filialen seiner Organisationen ein Rnnd'chreiben. in dem er andeu tete, daß in seiner Filial-Organisa tion ein Redner anstrat, der zu Gun sten der Faden sprach. Er ordnete die Ausschließung dieses Redners an und droht, daß Feder ans der Partei fliegt, der mit den Faden sympalhi sirt. Während seiner Anwesenheit in Petersburg sagte Purischkewitsch, er habe an der Front Vieles gelernt, vor allem die Polen zu achten, die treneSöhne Rnßland's seien. „Meine rechte Hand soll verdorren," rief Pn rischkewitsch in der Milte der Reichs duma-Mitglieder anS, „wenn ich ge gen die Polen stimmen werde." Gro ßes Anstehen verursachte in Pelers bnng ein Polen und Fnden gewid meter Artikel in dein kleinen Volks blatte „Swjet". Tas Blatt ist eine Schöpfung des berühmten Panslawi sten Komarow, der den Ausstand der Serben gegen die Türkei 1870 unter General Tschernajew hervorrief und zum Obersten nvancirte. Nach dem Tode Komarow's verlor der „Swjet" jede Bedeutung, erhielt aber von der Regierng eine erhebliche Subvention, und wird in vielen tausenden Exem plaren an die Bauern verschickt. Der Fnhalt des sensationellen und in die sem Blatte unerwarteten Artikels ist folgender: Die Polen hätten sich als treue Söhne Rnßland's erwiesen, während alle Fnden ohne Ausnahme Verräther wären. Wenn man die deutsche Presse verfolge, ersehe man leicht, daß die Fnden überall für das Teukschthnin kämpsen. Die deutsche Regierung häkle selbst zugegeben, daß die Fnden deutsche Vorposten seien. Die Polen hätten dies früher entdeckt als die Russen, sie hätten den gewal tigen Kampf gegen Faden 'chon vor Fahren begonnen. 23 Millionen Po len seien in einem Wuistch einig, die Faden wirthschastlich überall zu ver drängen und unschädlich zu machen. Tide 23 Millionen Polen als treue Söhne Rußland':' zu besitzen, bedeute neue 23 Millionen Kämpfer gegen Faden und Teutsche. Ter rag werde kommen, wo alle Theile Polen s zu Rußland gehören und alle 23 Millio nen Polen den Russen helfen werden, den Kampf gegen Fudenthnm und Germanismus zu führen. Die Fa den und die Teutschen hätten sich mit Ehina verbunden, um Rußland zu vernichten." (!) Dieser Artikel ist interessant als neuer Beweis, daß die russische Regierung alles aufbietet. um Fndenpogrome zu provoziren. > Vor Kurzem beschloß der Minister- rath. 18 Millionen Rubel auszuwer fen. um VolkSzeitnngcn zu gründen oder solche zu unterstützen. Die neue Subvention an den „Swjet" wurde jetzt verdoppelt, zweifellos unter der Bedingung, daß der „Swjet" gegen die Faden Hetzen soll. Mar i in 01 or ti über Deutschland. Vor einiger Zeit hat Maxim Gorki in einer Studenten-Versammlung in Moskau nngesähr Folgendes über Tent'chland und die Teutschen ausge führt: „Deutschland müssen wir ach ten. Deutschland ist ei Helles Land, die Sonne kann kann in jeden Win kel hiein scheinen und nirgends findet sie Unrath. Tie deutschen Schulen sind die Pflanzstätten des deutschen Gedankens, und Deutschland hat neunmal mehr Schulen als Rußland. Die Wisscnschast ist Federn zugäng lich, Federn, der lernen will, und Alle wollen sie lernen, darum sind sie Alle durchdrungen von dem deutschen Ge danken. Ter Teutsche hat die ganze Welt ans friedliche Weise erobert, und der jetzige Krieg scheint nur ein Protest gegen die friedliche Erobe rung zu sein. Tcntschland's Wissen schaft beherrscht innere Universitäten, deutsches Kapital baut unsere Bah neu. deutsche Fndnslric baute unsere Maschinen, wir haben deutsche Elek trizität gehabt, und deutsche Kauf leute regnlirteu den russischen Han del. Der Teutsche erkennt den russi schen (Keilst besser, als der Russe selbst, und iübrt seinen Kampf gegen die Schwächen. Fragt ein deutsches Schulkind nach Tolstoi, nach Tosto sewski, nach Puschkin und Gogol cs kann Euch Antwort geben. Fragt die Russe nach Euren Dichtern und Denkern, die meistcn werden schwei gen. Deutschland bat für seine Den ker kein Sibirien. Darm konnte sich der deutsche Geist zu einer alles beschattenden Größe entialten." Riissi s ch e nn d engli i ch e ErPl o s i o ii s g e i ch o s s e. lieber das neueste rnssstche Fnian terie-Erplosionsgeschoß. dessen Wir kung weit schlimmer ist, als die des Dumdumgeschosses, berichtet der Fe naer Professor Riedel in der letzten Nummer der „Dentiche Medizini schen Wochenschrift". Bei den Fran zosen ist i den Belichten unserer Obersten Heeresleitung wiederholt die Benutzung von Fiisanterie-Erplo sionsgeschossen erwähnt worden. Fn neuester Zeit wurde aber auch ans den Karpathen ein Verwundeter ein geliefert, der unzweiielhast von einem Erplosionsgeschos; getrosten war, und später hat man dann derartige Ge schosse massenhast am dein Dchlacht felde und bei gefangenen Russen ge sunden. Die Abbildung deS ausei nandergenonimeneii Geschosses zeigt einen Enlinder, dessen Basis mit Blei ausgefüllt ist: dann kommt ein Hohlraiini. in dem ein svitzer Bolzen liegt, der von einem Mantel mit LängSriime fest nm'chlosse wird. Ter vordere Tlidl de - Geschosses hat die Sprengladung, ganz vorne wie der einen Bleikern: an der Basis die ses vorderen Theiles ist die gewöhn liche kleine Zündkapsel. Durch die Bleikerne hinten und vorne ist das Geschoß richtig anshalancirt. Es steckt in einer gewöhnlichen Gewehr Patrone, durch deren Erplosion es vorwärts getrieben wird, dabei rührt sich der Bolzen nicht. Erst wenn die Dpitze des Geschosses aufschlägt oder eindringt, wird der Bolzen nach dem Oiesetz des Trägheitsmoments vor wärts in die kleine Zündkapsel ge trieben und bringt das Geschoß im Körper deS Getroffenen zur Erplo sion. Als der vordere Theil von dem Ehemiker Professor Dchlenk durch Erhitzen zur Erplosion gebracht ivur de, erfolgte sie mit lautem Knall und ziemlich bedeutender Sprengwirkung. „Derartige Erplosionsgeschosse wur den bisher nur gegen Elephanten, Nashörner und Löwen zur Anwen dung gebracht," schreibt Professor Schleus. Zweifellos handelt es sich bei der Verwundung des Lieutenants M., den Professor Riedel untersuchte, um ein solches Oieschoß. Ter Lieute nant erhielt bei einem Ltnrmangrrss in den Karpathen am 10. Mai einen Gewehrschuß in den rechten Unter ichenkel, den er sich selbst verbinden konnte. Als er ausstand, erhielt er einen zweiten Schuß fast an gleicher Stelle in den linken Unterschenkel. Er fühlte einen Schlag, hörte unmittel bar hinterher einen Knall, stürzte zusammen, das Bein war gestreckt, wie todt, kalt: er konnte sich nicht selbst verbinden. Ter Einschuß war klein, der Ausschuß dagegen bedeu tend größer. 18 Stunden nach der Verletzung war der Fuß schwarz bis I zur Schußstelle; es entwickelte sich eine schnell zunehmende, über's Knie j hinaufgehende harte Schwellung, so das; das Bein amputirt werden muß te. Rach der ganzen Sachlage ist an zunehmen, daß die Verwundung durch ein Erplosionsgeschos; hervorgerufen worden ist, wie es bei russischen Ge fangenen gesunden wurde. Als man den letzteren die Niederträchtigkeit dickes Oieschosses vorhielt, waren sie ganz erstaunt: sie wüßten nicht, was ihre Patronen enthielten. Ueber ein von den Engländern be nutztes explosives Gewehrschoß macht Dr. E. Senger in Krefeld an dersel ben Stelle ähnliche Mittheilungen. Er hat das Ge schoß bei einem Ver wundeten, dem eS im Becken saß, operativ entfernt. Auch bei diesem Geschoß folgt auf einen kleinen Alu miniumker an der Spitze des Man tels ein Hohlranm, der, wie die Ver wundeten berichten, mit einem Ex plosivstoff gefüllt ist: sobald das Ge schoß irgendwo anprallt, wird durch Explosion des Stosses der Bleitern herausgeschleudert und sogar der Miitelmantcl zerrisse. Wenn ein solches Oieschoß innerhalb des Kör pers aufprallend berstet, so wird es entsetzliche Störunge anrichten und weit öfter den Tod durch Verblutung bewirken, als ein humanes Oieschoß. Russische Gesungene in Frankreich. Die Ueberschrist klingt sonderbar, schreibt die „Vossstchc Zeitung." denn Frankreich sühn hekanntlich keinen > Krieg mit Rußland. Aber die Welt geschictzte. die im Allgemeinen verflucht ernsthafte Angelegenheit ist. > muß auch ihre Witze reißen. Tas ist j ibre alte Gewohnheit. Sie kann es nickst lassen. So bat sie sich also den Spaß ge macht, eine Anzahl der russischen Ge 'angenen, von denen wir ja in Deutschland ein wohlassortirteS La ger haben, in die okkupirteii Gegen den Frankreichs zu bringen, um sie liier nützlich zu beschäftigen. Man traut seinen Augen nicht, wenn man von der Eisenbahn her die vom östli chen Kriegsschauplätze vertranten Ge stalten plötzlich unter denlscher Bewa chung ans französischem Boden er blickt. Und noch größer wird das Staunen, wenn man in einer dersto tonnen geführt wird, wo mehrere Hunderte von Väterchens Kindern untergebracht sind. Man muß sich wirtlich erst zurecht finden. Ans der Ferne Kanone,idon er die ewige Baßbegleitung, die zu sänunilichen Erlebnissen, Eindrü cken, Stimmungen, Bildern herüber dröhnt. ,stur Leite eine alte Scheu ne, mit zwei Fnschriite: einer äl teren: „Defense d'entrer," und einer jüngeren: „Gott straft' England!" Geradeaus der .Eingang in einein weiten umzäunten Bezirk: das Rns senlager. Ein freundliches Garten- Revier, das ein msiändlichesGcbäu de iivobl eine Fabrikanlage) um zieht. Bestes Klima, schönste Luft und Sonne. Tie Gäste, will sagen, die Gefangene, haben sich denn auch Gottlob recht erholt und sehen präch lig aus. Feder, der am Lchlns; sei ner Ferienreise lin fernen, vergange nen Friedenstagen) so wohl drein schaute. wäre froh und stolz. Nein, wie diese deutschen Hunnen ihre Ge fangenen martern! Es ist gerade Toiinabend Nachmit tag: da findet eine der beiden wö chentlichen ärztliche Untersuchungen statt. Lo sitzt denn ein Theil ans einer Bank in der Lonne und treibt Etwas, was man „Temperatur-Pa rade" nennen könnte: sie haben, bei entblößtem Oberkörper, je ein Ther mometer miler'm linken Arm. Die andern sind eben zum Appell ange treten. Fn ihren grauen Unifor men, mit der breiten Mütze, die gern ein wenig schief ans dem Kopse sitzt. Burschen der verschiedensten Rassen und Lläimne. Einzelne sehen gera dezu demsch ans, wie gute Pommern oder Brandenburger. Andere haben den unverkennbaren Gesichtsschnitk des Slawen. Wieder andere führen unmittelbar in Tatarische und Kal mückische. Weiß der Himmel, woher diese Heeren Feinde stammen, aus welchen Lteppendörfern und Lehm katen sie in's soimnerlich blühende Frankreich, ans dem Umwege über Deutschland, gekommen sind. Auch eine Anzahl unverkennbarer jüdischer Erscheinungen ist dabei. Sie könne sich am ehesten, mit wenigen anderen Genossen, in deutscher Sprache ver ständigen. Es zeigt sich, daß sie alle mit ihrer Lage außerordentlich zufrieden sind. Was nicht wundernimmt. Und daß sie ganz gut jnsormirt sind. „Wißt Fbr, wo Fbr seid?" „Fawolil!" „Daß die Deutsche rief in Frank reich stehen?" „O ja!" „Wißt Fhr, daß Przemysl von de Deutschen und Oesterreichern wieder erobert ist?" „Fawohl!" „Daß die Russen bald auch Lem berg räumen werden?" „Roch nicht!" Man erkennt deutlich, wie den Leu ten alles klar und wahrheitsgetreu mitgetheilt wird. Einer, der sich wohl beliebt machen will, ein Bauer ans der Nähe von Kiew, der ein fürchterliches.Kauderwelsch zusammen bringt, rüst in einer anderen Gruppe ans die Frage, wo sie sich denn be fänden, mit breitem Grinsen herüber: „Fn Neu Deutschland!" und lacht dabei, daß seine zwei riesigen Zahn reiben leuchten. An einer anderen Stelle fand gro ße Baderei statt. Aber ich bitte erge benst, nicht mehr jene solenne Ent lausnngsaktion, die sie wohl aus nahmslos ursprünglich nöthig hatte diese feierliche Handlung hatte man an den Söhnen des Ostens schon vorgenommen, bevor sie westwärts verschiebt wurden. Heute handelt eS sich lediglich um das schon von Wilh. Busch klassisch besungene und gezeich nete „Bad am Samstag Abend." Es mag den Russen als ein Lmnbol da für gelten, daß sie bis zum Ende des Krieges der bürgerlichen dcntschenGe wohnheiten theilhaftig werden. Für die Arbeit, die die Gefangenen leisten, werden sie bezahlt. Man hat sogar, um ihren Fleiß und Eifer an zuspornen, verschiedene Lohnkassen eingerichtet. Doch hat es ansangs, wie mir der Eoinmandant des La gers erzählte, Mühe gemacht, die jungen Bur'chcn zur Annahme des Geldes zu bewegen. Sie glaubten > wahrscheinlich, sie würden sich für I spätere Zeiten in ihrer Heimath lln annelmilichkeiten aussetzen, wenn sie § sich von den Teutschen bar bezahlen I ließen. Allmählich aber siegte die - Erkenntniß, daß Geld Geld sei und immer irgendwie verwendet werden könnte. Also nahmen sie's an. Ueb ' eigens haben manche auch von Hanse aus, über die Lchwei; bin. von ihren Angehörigen Geld erhalten, welches dann von der nächsten Etappe ansbe - zahlt wird. Auch dieie pünktliche Er ledignng so werthvoller Lendnngen. die in ihrem Vaterlande leicht abhan den tominen. hat die Gefangenen in - Erstaunen über ihre Wächter versetzt und ihr Vertrauen gestärkt. Btt ist er ha st ist die Unterbringung der Leute. Der Eßranni, eine große Holzhalle, sieht wie ein kolossales - TorswirthShans ans, sauber, schmuck und blank gescheuert. Richt minder die Lchlasränme. Wenn die Herr schaften es zu Hanse oder in der rns fischen Armee alle so gut hätten!! - Höchstens der Pelzhändler ans Kur land oder der jüdische Lehrer aus der Umgegend von Odessa haben noch beste Tage gesehen. Aber auch sie er ste erklären, daß sie glücklich seien, - eine solche Gefangenschaft zu genie Be. Auch sie denken wohl dasselbe, was die französischen Gefangenen so gern mit einem Leuszer der Erleicst terung osfen anssprcchen: „Enfin > loin de danger!" oder: „Ponr moi la guerre est sinie." Die Franzosen schicken unsere bra > ven und tapferen Leute nach Daho i men oder an andere Orte mit mörde rischem stliina. Wir „deportiren" ge sangene Russen nach Frankreich. Fist das nicht eine hübsche Gegen überstellung? Ter grosse indische Verschwörungs- Prozess. Tas jetzt eingetrofsene „Toerabai asch Handelsblad" vom 17. Mai gibt eine ansiührlicheDarstellnng der gro ßen Verschwörung in Britisch Fndien gegen die englische Herrschaft. Ans dieser gebt hervor, wie weit verzweigt und gut organisirt diese Verschwö rung, über welche die englische Een sur bisher nur niangelhaste Rachrich ten dnrchgelassen hat, eigentlich ge wesen ist. Ter Prozeß- gegen die Verschwörer wurde am 27. April vor dem Ge,-ch,t§i,as ja Labore eröffnet. Fn der Anklageschrift wird gesagt, daß die Verschwörung zum stiele hat te: Krieg gegen Kaiser und König, Niederwerfung der englische Herr schafr in Fndien, Errichtung einer ei genen Reichsregiernng und Vertrei bung aller Europäer ans Fndien. Tiefes stiel strebte man dadurch zu erreichen, daß man indische Loldaten zur Untreue und Meuterei verleitete. Geld zum Ankauf von Waffen und Munition sammelte, dieses Geld ge waltsam durch Raub, durch Plünde rung der Negiern,igskasstn und selbst durch Mord .zusammenbringen woll te. daß ferner beabsichtigt war, Of fiziere und auch europäische Eivili sten. die sich der Revolution entgegen stellten. zu tödten. Eisenbahnen und Brücken zu zerstören, aufrührerische Lchristen zu verbreiten und aus ein gegebenes Lignal die europäischen Truppen in Fudieu zu überfallen u. zu vernichten. Die Leiter der Ver schwörung waren nach den Vereinig ten Ltaaten von Nordamerika gefah ren, um dort eine Propaganda für ihre Pläne einzuleiten und in Ruhe Alles vorzubereiten, stugleich wurde in Ostasien eifrig gearbeitet. Nament lich versuchte man, die Truppen in Hongkong für die revolutionären stwecke zu gewinnen. Die Propagan da in Amerika und Eanada wurde mit Hülse des revolutionären Blat tes „Ghadr" geführt. Ter Hauptlei ter der Bewegung, Hardayal, sprach auch aus Versammlungen der Inder in Amerika Die Propaganda reichte bis .zum Fahre 1009 zurück. Fm Au gust des Fabres 1911, nach Ausbruch des Krieges, wurde in Lau Fran zisco eine große Versammlung abgc halten, in der die Fndier ausgefor dert wurden, nach ihrem Vaterland? zurückzukehren und am Befreiungs werke Theil zu nehmen. Eine große Zahl der Angeklagten wurde am >9. Februar, nach -Schluß einer geheimen Versammlung in storpal - Lingh, verhaftet. Bei dieser Gelegenheit entdeckte man eine Menge aufrührerischer Lchristen und belastender Briefe, die zu weiteren Haussuchungen führten, wobei große Vorrätbe an Munition und auch vier Bomben gefunden wurden. Eine ganze Anzahl von Plünderungen. Raubversuchen und Morden wird den Verschworenen zur Last gelegt. Lo wurden am 23. Fanuar in Ludhiana drei Personen ermordet und 700 Rupien geraubt, am 27. Fanuar in dem gleichen Be zirk fünf Personen durch Bomben gc tödtet und 19,300 Rupien gestohlen, am 21. Februar in Ebaba zehn Per sonen durch Bomben getödtet und 7 schwer verwundet. Ter Hauptange klagte, Hardayal. machte vor Gericht interessante Angaben über die Agita tion in Amerika. Er hielt im Mär; 191-1 eine aufrührerische Versamm lung ab, worauf ihm die anierikani - scheu Behörden mit der Ausweisung drohten. Fn demselben Monat ging - er nach der Schweiz. Rach Kriegs ausbruch kehrte er nach Amerika zu rück. Tie nunmehr heftig einsetzende Propaganda hatte das Ergebniß, daß viele Fndier beschlossen, nach der Hei- ziirückznkebren. um geivaltiam ihre REt' gellend zu mackien. Auf i zwei Sctiissen, „Knwagall, Marn" und „Korea". veilienen üe DanFlan i ziseo. Fn Honglong wurden sic von ! der britischen Polizei streng nte" sucht, aber ec- wurde nichts Verdäch tiges bei ibnen gefunden, iveil mau iuil einerDnrchsnchnng gerechnet iial ke. Fn Hongkong ersnbren sie. das; es schwer batten würde. Schisssgele genheit nach Indien ;u sindeu. Da der versuchten sie. über Land Indien zu erreicheu. Sie subreu mit der Ei senbahii bis Eanton. Dvrt tvuute mau ihnen auch nicht belseu und dev halb kehrten sie nach Hongkong 'Zu rück. 3tX> Manu gelang es, Singa Porezu erreichen. Innerhalb dreier Tage batten die Verschwörer die Le poys aus ihrer Seite. Sie lies;en ei ne große Anzahl revolutionärer Schriften zurück und fuhren weiter nach Penang und dann nach Ran goon, ivv sie überall einflus;reiche Indier für ihre Lache zu gewinnen wns'.ten. Bei der Ankunft in Kal tutta wurden dann Hardahal und seine Mitverschworenen verhastet. Toldalkii-Friedhöse in Belgien. „Angesichts des Tode-:- schwindet jeder Haß." 'chreibt das „Fonrnal des Testats" in einer ergreifenden Lchilderung zweier Friedhöfe in Bel gien. in denen freund und Feind nahe einander d>e letzte Ruhestätte gefunden haben, „siebenKiloineter van Lüttich entfernt auf einem Hügel sind zwei Kirchhöfe einer nahe bei'm ander. Die Landschaft bat van dort aus gesehen eine beruhigende Lieb lichkeit, aber alle:- erinnert an die schrecklichen Dinge, die hier geschehen sind! lange und tiefe Lchützengriiben, Llacheldraht, Laldatenmützeu und Helme, die überall verüreut liegen, und diese (Gräber, deren Erde erst frisch aufgeworfen scheint. Der ersle Friedhof ist ganz klein, obgleich 120 Ruhe gesunden haben. Eine maje statische Eiche hütet den Eingang. Die Wurzeln de-.- Baumes sind durch einen Lchützengraben blos; gelegt worden, der im Zickzack durch dieses Feld de-:- ewigen Schlafes läuft. Tie Eiräber sind schön gepflegt und mit Blumen bedeckt. Mit Kies bat man aus die Erde einen belgischen Löwen und ein niiikränztes „A" gezeichnet, und .zwischen beiden ist ein .streu; ans Buchvbaunizweigen aufgestellt: „1911. Den tapseren Vaterlands vertheidigern, die Gemeinde von Ehe ratte". Andere kleinere Kreuze er heben sich hier und da. Aus dem ei nen liest man: „Ehre den tapferen belgischen Loldatcn, die am 0. Au gust 191 I für ihr Vaterland starben" und darunter „Zu Ehren unseres ta pferen feindet-, gewidmet vom st. b. Landsturm Fiis. Balt., Ansbach". Ans einem anderen Kreuz: „Den ge sallenen Belgiern, deutsche Loldaten." Das ist die Ehrsurchtsbezeugung deS Feindes, kleine Pfähle mit den bel gischen Farben werden durch versil berte (Guirlanden miteinander ver bunden. Tschakos, halbverwelkte stränze, Tornisterslücke liegen dort und umgeben die Bilder des stönig-S Albert und der stönigin Elisabeth, ebenso >vie die Fuschrist: „Gott schütze Belgien und seinen König!" Einige hundert Meter weiter an einem Lchützengraben entlang, der in der Richtung de:- Forts Barchan läuft, hat man einen Friedhof für die deut schen Loldaten, die aus dem Schlachk seid fielen, hergerichtet. Er ist viel größer als der erstere, er hat die Ausdehnung eines großen Torsfried- Hose-S. Auch hier inahnt alles an den Krieg. Hier Ltacheldraht, dort die Ueberreste eines niedergebrannten GutshaustS, während sich in der Rähe eines blühenden Obstgartens, hinter einer Hagedornhccke, ein anderer Lchützengraben versteckt. Dreihun dert Loldaten sind hier begraben. Rechts sind die Gräber der Offiziere, bei denen ein streu.; steht, das die Rainen der hier Ruhenden nennt. Unter einem großen Rasenplatz sind die anderen Loldaten gemeiistam be graben. Ztein Name wird erwähnt, nur ans einem ein paar Meter hohen Eichenkren; feiert ein Offizier „den Ruhm der Helden, die für die Ehre und das Besiehe Teutschlaud's sie len". Tie belgische (Gemeinde von Wandre pflegt die Gräber der deut schen Loldate und sorgt dafür, daß es nicht an Blume fehlt ...." Uruguay fühlt sich beleidigt. Montev i d c o, 8. August. Tie „Tribuna Popnla" versichert, daß die Regierung im Begriff stehe, die Beziehungen zu einer der Groß mächte Europa's abzubrechen. Ter Präsident soll sich in diesem Sinne geäußert haben. Es verlautet, das; er sich auf Teutschland bezog. General Tracy's Beisetzung. N e w - P o r k, 8. August. Die Trauerfeier für den am Freitag ver storbenen General Benjamin F. Tracy, Marincsekretär in Präsident Harrison's Administration, findet morgen Vormittag um 10 Uhr 80 in der Trinitvkirche statt.