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2 Kraukrnschwcslcr im Felde. Hansie und Annie zu Kadetten eines Kärntner Regiments ernannt. W i e . 20. Juli. Vor mir stehen zwei junge Frauen in der grauen kleidsamen Feldunisorm. Die eine ist blond, die andere braun, aber da? kurz geschnittene Haar, das in trotzi gen Strähnen unter der Ost'iziers mütze bervorgnillt, verleibt dem Ant litz einen barten, verwegenen Aus druck. Besonder-? der Brünetten merkt man es wohl aus den ersten Blick an, daß sie mitten aus dem Kttieg und aus starkem Erleben kommt. Man spürt Kraft nnd Ge sundheit in deni ansrechten Körper, doch ist die Farbe des Gesichtes selt sam saht, wie umschattet von Leiden, die noch ganz nahe sind. und ibre An gen blicken verwirrt und geblendet ivie die Augen iemandeS. der ans e> nein schönen geheimnisvollen Dunkel plötzlich in eine allzu grell beleuchtete Stuve tritt. Die beiden weiblichen Krieger sind von Berus Krauten schwestern und sie tragen auch die Eh renmedaillen vom Rothen Kreuz an der Brust. Ein Geleilschreiben des TivisionärS Fürsten Schönbnrg be scheinigt. daß -Schwester Anna Pint ner ans Kl-limpendors und Schwester Hansi Brandner ans Schladming ih rem Kärntner Haiisregimcnt als frei willige Pflegerinnen gefolgt sind, die Wintergesechte bei lodlawa und Gor liee mitgemacht habe, auch bei dem sehr schwierigen Vormarsch in den Osltarpalhen nicht zurückb!ieben und bei den folgenden blutigen Aisären, ja auch bei der Erstürmung der von den Russen hartnäckig vertheidigte Höhen stets in den vordersten Reiben ihres Regiments standen. DasSchrei ben des Fürsten Schönbnrg sagt ans drücktich, „in der vordersten Reibe" uvd eS betont die „bcispielloseTapfer teil" der beiden Frauen. So hat also das Regiment die Schwestern Hansi und Annie zu Kadetten ernannt. Sie tragen die Uniform ihres Regiments, wie sie innthig sein Schicksal theilten, aber es hätte der äußerlich sichtbaren, gewiß ungewöhnlichen Ehren ich! erst bedurft, um das Heldenthum der beiden Frauen erkennen zu lasse. Die beste Bescheinigung ist am Ende stets die Ueberzellgiliigskrast der eigenen Persönlichkeit. Tie Schwestern Hansi und Annie tragen den Krieg in allen Falten ihrer vielfach versengten, vom Wetter zerzausten Uniform, die über den Schustern die Spure eine? Nie mens erkennen läßt, sei es mm von eine! Rucksack oder von einem Ge wehr. Ter Krieg verleiht ihnen Würde und Hoheit und man lauscht gespannt, sobald sic nur zu erzählen beginnen. In Klagensnrt haben sich die -Schwester Hansi nnd die Schwcster Annie gefunden. Beide fühlten sich von dem gemeinsamen Willen geeint, das Schicksal ihrer Lnndslente ans sich zu nehmen, mit den Soldaten zu gleich ins Feld zu ziehen. Als sie sich beim Regiment meldeten, ertheilte man ihnen halb scherzhaft nur die Er laubnis, mitzukommen. Mon glaub te, sie würden nur allzufrüh umkeh ren nd es gab der Warnungen ge nug-, wohin die Damen ihr großes Gepäck bestellt hätten, ob sie nicht ihre Zofe erwarteten und dergleichen Ne den mehr. Aber die beiden Frauen verstanden cs bald, sich bei ihren neuen Kameraden Respekt zu ver schaffen. Der erste Marsch dauerte gleich von fünf Uhr früh bis nenn Uhr Abends. ES war im November und man litt schon empfindlich unter der Kälte. Ueber Berg nnd Thal ging es hin, mitten im Schneegestö ber, und ans offenem Felde mußte man übernachten. Immer weiter ging's dnrchSchnce und Eis, Tag um Tag. Man glaub te immer, die beiden Frauen würden nun zurückbleiben, man fürchtete auch, sie könnten zur Last sallen. Aber sie schritten still neben denMän uern dahin, man hörte keine Klage von ihren Lippen kommen. Auf ei ner Anhöhe lvar'S, in einem wnn derschönen Tcmnenwald, wo der Schnee in breiten Wächten die Kro nen der Bäume niederbog, da begeg nete man zm ersten Male öcniFcin de. Ganz deutlich konnte man zu den russischen Stellungen hinüberse hen, und es erschien sehr merkwür dig, sich so nahe einer fremden, un bekannten Gefahr zu wissen. Da schlugen auch schon die ersten Grana ten ein. Sie schienen nicht mir aus einer Richtung, sondern von allen Seiten zugleich zu kommen. Zwei Tage dauerte der Kampf, der Schnee staubte von den Bäumen, es war n möglich, die Menage heranzubrin gen, und man empfand die Kälte noch heftiger, weil man die Nah rung entbehrte. Bisher hatte es nur wenig Verwundete gegeben. Die bei den Frauen gruben sich eine kleine Deckung, in der sie die Nacht per brachten. Am nächsten Morgen aber mußte das Regiment sich zum Sturm bereit machen. Aus blei > schwerem Schlaf schreckten die Fran i en aus. Es war noch ganz finster, man sah nur hier und dort einen Feuerschein, schmeckte den Schnee ans der Zunge, spürte die.Kalte schmerz basl in den Gliedern, und hier und dort im Dunkel vernahm man ein - leises Stöhnen. Nun gab eS Ver wundete genug, sie lagen ans der Straße umher, immer mebr Gestm gene brachte mau ein, und als der Morgen dämmerte, merkte mail, daß auch vielen von ihnen das Blut über , die beschmutzte Uniform troff. Da ! war fleißige Arbeit zu verrichten. > ! Einmal hieß es, die Russen kämen ! von einer anderen Seite über den ! Berg lünaiis und die Schwestern soll j ten sich schnell .zurückziehen. Aber die achteten gar nicht der Warnung, son - der blieben bei den Verwundeten, bis alle geborgen waren. Dann erst stichle sie wieder ihr Regiment, und da ilmen unterwegs eine Feldküche begegnete, sehten sie sich gleich ans der Straße hi und begannen zu es sen, langsam nnd ruhig, wie nach ei nein gut vollbrachten Tagewerk, ob zwar noch immer die Granaten ein schlugen. Erstaunt sah man ihnen zu. Nun war es doch offenbar ge worden, daß die beiden Frauen wohl im Stande seien, mit den Männern gleichen Schritt zu halten, und daß sie Niemandem zur Last fallen wär den. Mit Rührung erinnern sich die Schwestern Hansi nd Annie noch jetzt des Weihnachts- Abends im Felde. Trohdcin gerade wieder ein Gefecht im Gange war, gab es doch einen Christbaum, den die Schwe stern mit Eonservenbüchscn schmück ten, und echter Schnee fnntelte und gliherte in den Zweigen. Die beiden Frauen saßen in einer Stellung vor Gorlice unter einem Bretterverschlag, den sie mit sechs Medizinern theilten. Niemand konnte ausrecht sieben noch sich liegend ausstrecken, nur kauernd "vermochte man Platz zu finden, und in der Christnacht vernahm man nun plötzlich ganz nabe eine russische Re ! gimentsmiisil. Der Wcihriachtshnnm s stand draußen u. vordcrDecknng über i den Bretterverschlag kreischten und psanschren Geschosse, dazwischen spiel te die feindliche RegimentÄiiiuslk ei nen russischen Marsch, die ganze Nacht bindnrch. Das gab eineEhrist nachtsiimmung von herbem Reiz. Die sechs Mediziner und die beiden Frauen, die in so naher Gemein schast nebeneinander tarierten, spra chcn zusammen kein Wort. Sie doch ten auch nicht an die Olefahr. Akle schienen nur den wilden Zauber der Stunde zu genießen. Am nächsten Morgen schon hatte man die Regi mcntSmilsik gefangen. Eine Rad fahrer- Compagnie brachte sie ein nnd noch 100 Mann feindliche In fanterie dazu. Am selben Tage wur de auch ein Spion gehenkt, der die Stellung des Regiments verrathen hatte. Cs war ein ganz junger Bu - sche. zart und schmächtig, und er bet teste munisbörlich nach Kinderart., er babe es nicht bös gemeint, und man solle es ihm nur dies eine Mal ver zeihen. Er flehte noch um sein Le hen, als sich schon der Strick mn sei ne Kehle zusammenzog. Schwester Annie und 'Schwester Hansi versi chern, das; sie bei diesem Anblicke gal test Granen empfunden hätten, nicht einmal Mitleid, lind das; es ihnen zugleich merkwürdig erschienen sei. sich selbst so bort und gleichgültig zu wisse. Die ganze Welt schien kalt und eingeschneit an jenem erste WeihnachtStage, alles- rauh und fro stig, eine Welt des Kampfes. Der schlimmste Kamps begann frei lich erst, als das Regiment in die öst ' lichen Karpatben tam. Bei dem lä gerbans Ilma begann es. Man traf dort schon ans Schaaren von Verwun deten, die nicht weiter IranSportirt werden konnten: nach rückwärts ging'-:- nicht wegen der steil abfallen den, verschneiten Pfade nnd nach vorn war der Weg noch nicht offen. Da mußten die Schwestern Hansi nnd Annie bei de 200 Verwundeten zu rückbleiben, während das Regiment weiterzog. Von einer vorüberziehen den Staffel bekamen sie einen Sack Erbsen die ihnen und den Verwun deten sür die nächsten Tage Nahrung boten. Schwärme von Kosaken benn ruhigtcn die Gegend, aber die beiden Frauen harrten bei ihren Schutzbe fohlenen ans, hetreiilen sie, verbanden ihre Wunden. Endlich am fünften Tag kamen ein paar Bauernschlitten. i auf denen man die Verwundeten, so gut c-S sich eben thun ließ, zu Tage förderte. Erst als der letzte Mann ge borgen war, machten sich auch die bei den Frauen aus den Weg, uni ihr Re giment wieder zu erreichen. Sie leg ten täglich zwanzig Kilometer zurück, was eine erstaunliche Leistung war, weil es immer wieder steile Berg rücken bei Glatteis oder tiefem Schnee „Der Dnttsche tÜarrespaudeilt", Oilttmort, Mittwoch, den 11. Anglist 1915. zll überwinden galt. Auch mußten die Frauen ibre Rucksäcke selber tra gen. dann zwei schwere Verbandzeug laschen, iliee Feldflaschen. Decken und Zeltt'lüttei und den Revolver. Als sie nun endlich ibr Regiment einhol tcn, herrschte großer Jubel. Man schien sebr gerührt die Schwestern wiederzusehen: man war damals schon reckn stolz am sie. bemülcke sich, ihnen lleine Deckungen zu bauen, richtete für sie das Essen ber. daS erste, ausgiebige nach vielen Tagen. Da, gerade ein Marschbataillon ans angekommen war. wnr defw-viele Liebesgaben vertheilt Mid alle suhlten sich in gehobener Stim mung, obzwar man wußte, das; am - nächsten Tage viele nicht mehr sein lpsttzde., Die ganze Nagn Ütt! ' beim'Lagerfeuer beisammen und die Schwesiein Hansi und Annie mußten von ihren Erlebnisten erzählen und dann sang man halblaut alte Kärnt uerlicder: „Ei. du berzliaber Bua. - WUAlchst du deine Nnab. beim sindst dei süaßeüe Ruah." Früh am Morgen ist die Sonne blutig rolb am Himmel aufgegangen, erzählen die Schwestern, und blutig ' war auch der Tag, der anbrach. Ge iian mn 7 llbr setzte der Kanonendon ner ein und eine Stunde später muß te das Regiment eine Hötze nehmen. Die Schwestern Hansi und Annie gin gen mit, und ivo ein Mann hinschlug, da beugten sie sich über ilm und sahen zu, ob es- noch Hilfe gab. Die beiden Frauen nennen das Samariterwert. das sie vollbrachten, in ihrer schlichten Ausdrucksweise nur „Arbeit". Sie sagen: Wie huben bis 10 Nhr Abends gearbeitet, lind sie beklagen sich, das; - es so viele russische Verwundete gab, i die ihre Arbeit von der Betreuung der eigenen nerwiindete Kameraden ab zogen. Einmal trafen sie bei einem Heiischober ans einen schwerverwun deten Major, über den schon der Tod seine Schatten breiteie. Als er die beiden Frauen sah, erhob er sich und salntirte... Tic erste Nacht dieses Ge fechtes verbrachten die Schwestern in einer Erdhöhle zusammen mik einem verwundeten Fähnrich, seinem Diener und einem kleinen Hündchen, das lm wer an dem stöhnenden jungen Fähn rich emporsprang, als wollte es sinn hcljen, und sich dann erschreckt und ängstlich nach den Frauen umsah/ob sie denn nicht bemerkten, in welcher Noth sich sein Herr befinde. Am zwei ken Tag ging es über viele Leichen hinweg aus eine zweite Höhe. Der Tag war eisig kalt und man schlief in - einem verlassenen russischen Schützen graben. Am dritten Tage marschirte man wieder bergabwärts in daS be freite Nadworna. Aber man hielt sich da nicht lange auf, gleich ging's wie der über Höben und Thäler weiter. Uni 2 Uhr NachtS war man abmar schirt, mii 9 Uhr Abends wurde das Alarnignartier bezogen. Tie Schwe stern wohnten in einem Hanse, hinier dem die eigene Artillerie ansgeiabren war, die von der russischen heftig be schossen wurde. So durften die Frauen sich nicht ans dem Hanse wa gen, weil die Granaten rings umher einschlugen. Sämmtliche Fenster sprangen entzwei. Tann aber kam der Befehl, Schwester Annie habe mit einer Tanitätsahtheilimg allein fort zugeben. Sic kam in eine Ortschaft, die man von weitem schon hatte bren nen sehen und die iinn einen grauen hasten Anblick bot. Ucberalk lagen ver brannte Leichen umher. Ein russisches Spital war mit viel len trauten und verwundeten Fein den belegt, die ihre eigenen Leute im Stich gelassen hatten. Jenseits der Brücke, wo noch immer die' Schlacht fortging, gab es überhaupt kein Hans, ivo nicht Todte und Verwun dete znhaiii lagen. Schwester An nie mühte sich, zu retten, ivaS noch zu reiten war. Indessen kam auch Schwester Hansi nach, die im Spital bei den verwimten Russen Wache halten mnstte, mährend Schwester Annie weiter die Häuser nach Ver wundeten absuchte. So arbeite die bt!kMA-aen bis 7 Uhr Abends. Sie wäre über nd über mit Blut besudelt und hatten zwei Tage schon nichts gegessen. Sv weit das Auge reichte, sah man russische Munition uinherliegcii, Kappen, Gewehre. MäiZel. dazwischen Kochkessel. Auch vier Geschütze mnrden tzerheigesülnt. die der brave Lherlieutennnt Dörf linger eibeutet hatte. Schwester An nie trat in ein HanS, in das man sic zu einem verwundeten Feldwebel gcrnjen hatte. Sie sah vier todte Russen übereinander liegen und mit ten in dem Knäuel den Feldwebel, der noch mährend des Verbindens starv. Ein Infanterist saß auf ei ner Bank lieben der Thür und biß gierig große Stücke von einerTchnit te Brot, die er irgendwo für ein paar Münzen erstanden hatte. —' Schwester Annie warnte ihn, er mö ge doch fortgehen, es sei hier ein ge fährlicher Platz. Ter Infanterist aber wollte sich nicht in seiner Mahl zeit stören lassen. Er hob den Arm. als wollte er sagen: Es wird nicht so schlimm sein. Wenn ich mich vorerst nur sattesscn kann! In demselben, Augenblick riß ihn eine Kugel von der Bank. In der einen Hand hielt er noch immer das duftende Stück Korubrvt. Ein kleines Kind bog um die Straßenecke. OE batte sich wohl in all' den Tagen schon an das Granen gewöhnt. Obgleich noch weiter die Kugeln einschlugen, setzte es sich ohne Scheu nebe den tod teil Soldaten aus die Erde nieder, lies; sich auch von der fremde Kran kenschwester nicht verscheuchen, und erst als es das Stück Brot sab, er innerte es sich wohl des eigenenHiin gers und entschlüpfte schnell mit der willkommenen Bente. Inzwischen halten sich die Russen in wilder Flucht gewendet und das Regiment sammelte sich zu neuem Anmärsche. Immer nach sab man todte Russen umherliegen, mitten im zerstampften Schnee, in Pfützen nd Morast. Auch mancher von dem braven Käriitner Regiment fehlte. Der schöne Ersalg Vals über alle Schrecknis; und Trüb sal hinweg. Bei einer armen jüdi scheu Familie bekamen die Schwe stern Hansi und Aniiie ihre erste Mahlzeit nach drei Tage, bestehend aus Milch und Bntlerbrod. Drau ßen dampften die Abendnebel, ein Geruch von Blut war in der Luft. Tie Truppen machten sich's an dem Wegrand hegnem. Die Kanonen schwiegen und kaum eine Stunde nach dem Sturme hörte man jetzt wieder die alten schönen Kärntner Lieder: „Ei du herzliabber Bua. heint sind'st du deine Ruah, heint siiid'st du dei süaßesle Ruah." Dies waren die Kämpfe uns den Karpathenpässen, in denen sich die Schwestern Annie und Hansi nach dem ausdrücklichen Zeugnis; des Fü rsten Schönbnrg so heldenhaft be währten. Manch schönes und wnn derbares Begebnis; misten sie auch ans der späteren Zeit ihre? mnthi gen Lebens im Felde zu berichten, wie etwa einmal spät Abends ein Schiververwniideter nach dem Feld knraten verlangte und Schwester A nnie ihn holen ging. Der Weg zum Regiments - Eommando mar weit und die Nacht dunkel, kein Stern am Himmel und der Mond von dich ten Nebeln iimjlort. Schwester An nie verfehlte den Weg und schritt nun stundenlang hin im Dunkel, im mer an Todten vorbei, die zur Seite lagen, bis endlich in der Ferne ein kleines Feuer zu erkennen war. Schwester Annie batte damals nvch nicht ibre Ernennung zum Ka detten erhallen,, qber sie vermeinte nun. eine Heldenthat vollbringen zu können. Bei dem Feuer bosfte sie eine russische Patrouille anzutrenen. die wollte sie mit dem Ruse: „Ergebt euch!" überraschen und ganz allein gefangen nebmen. Mit alter Vor sicht schlich sie sich an daS vermcintli che Rnssenlager heran, Es waren aber Nennerjüger. die sich bier Kai fee kochten, auch den Gast gleich mir einluden und ihm dann den Weg! zum Regiment wiesen. Ein anderes Mal lagen die Schwestern gerade in einer Deckung an einer Stelle, wo man die Unterstände zu Festungen ausgebaut hatte. Sie pflegten ein paar TyPhiiStranke, die man noch nicht in's Hinterland batte bringen können, weil der Feind Tag und Nacht ein mörderisches Feuer unter-! hielt. Ein Hans nach dem anderen zün dete der Feind an. um des Nachts Beleuchtung zu haben, die Kugeln prasselten unaufhörlich gegen das schützende Dach des Unterstandes wie ein Hagelwetter. Unzählige Maschi nengewehre arbeiteten, Leuchtpatro neu, Handgranaten, die ganze Hölle jchien in Thätigkeit. Ter Haupt mann schrie, die Schwestern sollten sich durch einen unterirdischen Lauf graben in Sicherheit bringen, hier seien sie verloren. Aber die Schwe stern blieben, links und rechts und hinter ihnen schlugen die Granaten ein, überschütteten sie mit Erde. Sie! erwarteten diesmal mit Sicherheit! den Tod. Aber das Wunder, das stets mit den Miithigcn ist, hielt schick zend seine Hand über sie gebreitet. Die Russen stellten Plötzlich das Feuer ein, und da es seltsanierWeise gerade bei dieser letzten so bedrobliche As faire nur einen einzigen Verwunde len gab. hatten die Schwestern auch wenig „Arbeit." Ter Hanpttiiann. der vor Kurzem erst ans dem Hinter land gekommen war und daher noch mit vielen guten Dingen, wie Eboko lade und Cognac, versehen war, ver anskaltete in der halbzerstörten Dek § kling ein Picnic um -1 Uhr Morgens. Man lachte und scherzte und fühlte ganz stark die eine große Freude: mit den Kameraden zusaniinensitzen zu dürfen lind zu reden... Gar viel ha ben die beiden Schwestern Annie und Hansi zu erzählen. Sie haben den Frühling aufsprießen sehen mitten im Kriege nd sie haben erfahren, wie auch den Soldaten ihr Hetdenmuth allmählich zur gewohnten und lieben Arbeit wird, nicht anders als den treuen Schwester . ihr Samariter dienst. Der ganze, Krieg nimmt sich, am Ende wie ein einziger großer § Hin-eiiburg's Feldzug in den Ostseeproviiizeu. TuS vorläufige Ziel die Dubiisti-Linie zu besehen und Libu zu nehmen. -> Da? vorläufige Ziel des Einmar sches in Kurland war, die Dubissa- Linie zu besetzen und Libau zu neh men. Es ist erreicht worden und kann zweifellos behauptet werden. Unsere Stellungen sind dort sehr stark ausgebaut. Dip weiteren Absichten müssen nach im Dnnkelu bleiben. Aber schon mit den bisherigen Erfol gen können wir außerordentlich zu frieden sein. Die deutschen Truppen haben nicht nur im Marschiren und im Kampf gegen einen stellenweise weit überlegenen Feind Hervorragen des geleistet, sondern auch einen schö nen und werthvollen Theil des russi schen Bodens besetzt. DaS südliche.Kurland ist landschaft lich von hohem Reiz. So sehr die kräftigen Hügelketten, die ragenden Wälder, die reich verstreuten Busch gruppen, die zahllosen Gewässer, See' und Sümpfe dem Krieger das Leben erschweren, so sehr entzücken sie den friedlichen Beichauer. Dabei nehmen sie dem Lande doch nicht den Zauber der ungeheuren Weite. Man braucht nur einen mäßigen Berg zu ersteigen, um einen herrlichen Rund- j blick in meilenweite Fernen zu genie ßen. ES ist wahrlich leicht zu ver stehen, daß sich hier einst Teutsche, niedergelassen haben. Leider mer ken hiervon unsere Truppen jetzt we nig oder nichts. Die dünne deutsche Overschicht ist zumeist verschwunden, als der Krieg in die Nähe kam, und die Landbevölkerung verhält sich kei eswegs deulschsreundlich. Besonder., über die Feindseligkeit und die Spio nirerei der Letten, die ja seinerzeit von den Russen gegen die Deutschen aufgehetzt und revolutionirt wurden, I lagen nn'ere Soldaten sehr. Weiter südlich bei den Lilauern isl's aber amh nicht viel besser. DaS Leben in diesen Landstrichen, die außerhalb der wenigen Güter kaum ein nach deutschen Begriffen ansländigesHaus, selbst in den großen Ortschaften keine ordentliche Wirthschaft ausweisen, ist für die Okkupations-Truppen alles eher als angenehm, '.Die russische Regierung hat diese ursprünglich reiche Kegend wohl absichtlich flies mütterlich behandelt, sie mit Straßen und.Eisenbahnen., ämchrst...kärglich versehen. Die Abneigung gegen, die dentsch-balttichen Großgrmidbesitzer und die Furcht vor einem deutschen Einmarsch mögen da Hand in Hand gegangen sein. Immerhin war das Land noch nicht jo verarmt, daß nicht deutende Vorräthe an Lebens- und Futtermitteln, Vieh, Leder, Spiritus i hätten für ins nntzhar gemacht wer , den können. j Von besonderem Werth war in wirthschaftlicher Hinsicht natürlich die Einnahme des großen HandclShafens Liban. In den Speichern dort ha ben wir ansehnliche Mengen von Er portwaaren gesunden, die ms sehr zu statten kamen und den Störnngsver i suchen der russischen Kleimnarine zum Trotz munter nach Deutschland befördert werden. An Schanz- und Werkzeugen fand sich der Bedarf sür , eine ganze Armee. Die Fabrik, in der es hergestellt war, wird vom deutschen Gouvernement weiter be trieben, ebenso werden in Libau jetzt für unser Heer angefertigt: Ketten, Beschläge, Stacheldraht. Eine Sattle rei und eine Gerberei sind im Gange; l schließlich eine große Meierei zur Ver sorgung der armen Bevölkerung mit Milch. So leiste die Deutschen auch hier oben eine vorzügliche Organisa tionsarheit, die sich selbst aus das Fi nanzwesen erstrecken muß, das infolge der maiigelhasten Vorsorge der russi schen Regierung am völligen Ziisani § nienbriich war. Die Stadt Libau hat ! Assignate ausgegeben, die als Zah lungsmittel dienen: die Libaner Bank beleiht die Neguisiitioiisscheine mit >0 vom Hundert. Der Stadt ist keine Eontribiition auferlegt worden, sic hat nur Verpstegiiiigsznschüsse an die einaiiarlirlen Truppen zu zahlen. Diese werden für ihr kräftiges Zu fassen und ihre Mühen hübsch be Werktag aus, eine Stunde gleich der anderen, und cs darf keinen Feier ' abend geben bis zum Siege. Das ! dankbare Kärntner - Regiment hat ! die Schwestern Hansi und Aiinic zu Kadetten ernannt, aber wenn sie nun nach kurzem Urlaub an die Frbnt zurückkehre, werden sie ihre Pflicht in derselben Art weiter versehen wie bisher. ES ist schön und rührend, daß sie Frauen geblieben sind. Sie kämpfen, wie es sich für Frauen ge ziemt, sie Helsen Wunden heilen, statt Wunden zu schlagen. Ihr Muth ist ein frauenhaft edler, sic legen Zeugniß ab für andere Frauen, las sen sie alle theilhaben an den: gro ßen. gemeinsamen Ringen, sic käm , pfen auch hier in der vordersten § Reihe. lohnt. Sie haben wohl von allen Truppe im Osten das angenehmste! Leben. Libau ist eine ansehnliche Stadt und ein Prächtiger Badeort mit vornehmen Villensiraßeii, schönen Anlagen und herrlichem Strande, die Russen, zumal die Beamten, sind meist geflohen. Allein der Einfall in Kurland bat uns nicht nur wirlhschastliche Vor theile mannigfacher Art gebracht und ein werthvolles Stück Rußlands in die Hand gegeben, sondern er bat auch militärisch den bedeutenden Er folg erzielt, das; der Gegner veranlaßt wurde, starke Kräfte dortbin zu wer fen und dadurch seine Front an ande re Stellen zu schwächen. Die Zu sammenstöße der deutschen und der russischen Kräfte an der Dubissa-Linie haben unter vielfachen blutigen Käm pfen stattgefunden. Dabei sind unsere Truppen allmählich von der Defen sive, die mit starken Gegenstößen ge führt wurde, zur Offensive überge gangen. Aus der ersten Periode sei ein Ge fecht herausgegriffen, das für die da maligen Kämpfe an der Dnbissa be j zeichnend ist und ein vorbildliches Zu sammenwirken der drei Hanptwasfen auswies. Tie Russen, die auf den Be sitz der Dnbissa Stellung und beson ders des sie beherrschenden Slraßen tnolenpnnltes Rossienie den grös-.ten Werth legten, führten am 22. Mai eine neue Kerntruppe heran: die ans vier lusantene-Regimentern und der zugehörigen Artillerie bestehende 1. kaukasische Schützenbrigade. Diese ging, unterstützt durch die 15. Eaval lerie Division, auf Rossienie los, wur de aber zunächst einen ganzen Tag lang von den Vorposten unserer Ea vallerie jenseits der Dubih'a ausgehal tcn. Tie Zeit genügte, um ausrei chende deutsche Verstärkungen heran zuholen und einen Gegenstoß vorzu bereiten. Am 20. Mai ließen wir den Feind über den Fluß herüberkommen und sich Nossieyie von Norden, her zu nähern. Nachts aber wurde der grö ßere Theil unserer Truppen um den westlichen Flügel des Gegners.her umgeführt und zum Angriff bereitge stellt. Als es hell wurde, brach das Verhängnis las. Starkes Artillerie sener aus unserer Steifung nördlich von Raspelue ergoß sich aiiß die russi schen Schützengräben. Gleichzeitig stürzte sich unsere Infanterie aus die Flanke der russischen Stellung und rollke diese auf. Ohne ernsten Wider stand zu leisten, flohen die Russen nach der Dnbissa zurück, um sich zu nächst unserer Artillerieivirkung zu entziehe. Erst im Walde auf dem Westufer des Flusses setzten sie sich wieder fest. Nun machte sich aber der Druck unserer von Süden her vorge henden Truppen fühlbar. Gleichzei tig griffen Tbeile unserer Eavallerie von Norden her gegen den Rücken ein. Unter diesen Umständen setzten die Russen den Kampf nicht weiter fort. Sie vermochten auch die als Brücken kopf auf dem Westufer stark ausge baute Stellung nicht zu behaupten. In kühnem Anlauf überwandten un sere tapferen Truppen die Drahthin dernisse. und nun flukheten die russi schen Massen über das Thal der Tu bissa zurück, im wirksamsten Feuer unscrer Infanterie, Artillerie und M aschinengewehre. Dabei erlitten sic ganz gewaltige Verluste. Zahlreiche Verwundete brachen im Flusse zusani men und ertranken. Aber auch auf den jenseitigen Hö hen fanden die Russen keinen Schutz. Hier mußlcn sie den weiteren Rückzug unter dem flankierenden Feuer unse rer Eavallerie fortsetzen, die inzwi scheu den Fluß überschritten hatte und nun gegen die Rückzugsstraße vor ging. Wiederum häuften sich dieVer lüste. ES ist begreiflich, daß sich unter die sen Umständen nur Trümmer der kaukasischen Schützen zu retten ver mochten. 2500 Gefangene und 15 Mafchiuengeivebre blieben in unsrer Hand. Rechnet man die blutigen Ver luste hinzu, so haben die Kaukasier mindestens die Hälfte ihres Bestandes eingebüßt. Die Brigade war für län gere Zeit gesechtsunsäbig und zeigte auch später, als sie mit neuen Mann schäften wieder aufgefüllt war, keine rechte Kampfkraft mehr. Unsere Truppen dagegen, die verhältnißmä ßig geringe Verluste erlitten hatten, zogen fröhlich singend in ihre Stel lungen ein. Ihre heitere Siegeszu versicht war herzbewegend. Aehnliche wohlgelungene Vorstöße gegen den immer von neuem andrän gcnden Feind haben unsere Truppen mebrfach an der Wenta ausgeführt. Am 5. Juni setzte dann eine vom Ar meeoberconunando geleitete Offensive auf der ganzen Linie ein, die unsere Linien wieder ein beträchtliches Stück vorwärtsschob. Wir kamen über die Dnbissa hinaus, errangen in hart näckigen schweren Kämpfen den Uc- herumist übel' den Windawstikanal, besetzten die vielumstrsttene blutge tränkte HiKie 1 ts> bei Bnbie. schoben uns jo weil an Szciwle lierari, Vast unseie schweren beschütze scl>on in me Sladt hiiieinieichen. und nahmen Kuze, 12 Km. nordwestlich von Szaw le; mii 11. Juni fand diese Vipern tion ihr vorlänsigeS Ende. Das Wei lere bleibt abzmvarten. Tie Russen Hube in nllen diesen Kämpfen ungeheure Perliiste an Tod len, Vermundeten und Gefangenen gehabt. Dagegen sind sie mir ihrer schweren Artillerie sehr vorsichtig ge worden und mit Ossizieren sehr knapp. Bezeichnend ist, das; nntei- I !,<>>> ge fangenen nur wenige Offiziere ivaren und lein Geschütz genommen wurde. Tat- scheinen Anzeichen für den Ver fall der russischen Heercsmachl auch an dieser Stelle.zu sein. Sie sollen beobachtet und verwerthet werden. Räuber sprengen Bankgewölbe. M aPle Hill, Kansas, 10. Au gust. Mehrere Raubgesellen hiel ten heute mit ihren Revolvern mehr alt- 100 Bürger der Stadt in Schach, während die Eomplizen der Burschen das feuersichere Gewölbe der „Mahle Hill State Bank" sprengten und um POOOO beraubten. Es wird geglaubt, das; sieben Mann zu der Räuber bande gehören. Tie erste Explosion brachte die Be wahner auf die Beine, welche jedoch, als sie die Straße vor der Bank er reichten, sich mehreren bewaffneten Männern gegenübersahen, die sie mir vorgehaltenen Revolver, zwangen, sich ruhig zu verhalten, bis sechsmal Tvnamit zur Erhlosion gebracht worden war. Die Bande entkam nach dem Raube im dichte Nebel mit ihrer Beute. Warum Okuina im Amt bleibt. Tokio, 10. August. Tabaaki Kalo, welcher im vorigen Eabinet das Portefeuille de? Ministers des Aus wärtigen innehatte, wurde heute vom Kaiser zum Mitglied des Herrenhan ses ernannt. Premierminister Graf Okuma er lies; eine Erklärung, in der er seinen Entschlns; begründete, an der Spitze des Eabinets zu verbleiben. Der Gras erklärte, der Kaiser habe ihm vorgestellt, das; die Verhältnisse im Lande und im Auslande solcher Na tur seien, das; eine Aenderung in der Besetzung des Premierhostens nicht rathsam erscheine. Kam zu spät. ?) o r k, Pa., 10. August. Capi tän Charles Wright vom Bundes- Oieheimdienst wurde bei einem Iln fall auf der „Pennsylvania Bahn" nahe Phoenix, Md., leicht verletzt. Er befand sich auf dem Wege nach dieser Stadt, um einen Mann festzunehmen, der wiederholt versuchte, Präsident Wilson mit Briefen und Teiegram men bezüglich der Frage der Neutra lität zu belästigen. Eahitän Wright setzte nach dem Un fall seine Fahrt nach hier fort: als er eintraf, war jedoch der Oiesuchte, der sich als „Eruest Holmes aus Toronto, Canada," im Hotelbuch eingezeichnet hatte, bereits verschwunden. Der Fremde langte gestern Mor gen in Aark an und soll im Laufe des Tages eine ganze Anzahl von Telegrammen an Präsident Wilson gerichtet haben. Er war gut gekleidet mittleren Alters und schien mit Geld Mitteln wohlverschen zu sein. Letzter Veteran im aktiven Dienst. Washington, 10. Augusl. Am nächsten Freitag wird mit Oberst John L. Elem der letzte Veteran des Bürgerkrieges, da er die Altersgrenze erreicht hat, aus dem aktiven Dienst ausscheiden: er wird niit dem Titel Brigadegeneral hensionirt werden. Der jetzige Oberst hatte sich als 10- jährigcr Waisenknabe bei'm Aus bruch des Krieges bei' Lhioer Freiwilligen-Negiment als Tromm ler gemeldet, war aber zurückgewie sen worden. Er mar trotzdem mit nach dem Mobilisirungsplatz gezogen und hatte sich. als er abermals abge wiesen wurde, bei', 2Ü. Michigan- Regiment gemeldet. Er machte als Trommler die Schlackt von Ebicka nianga und zahlreiche andere Geiechte mit und wurde von den Generälen Thomas und Rosecrans wiederholt lobend erwähnt. Als General Grant Präsident wurde, rcibte er ihn in die reguläre Armee ein, wo er nach und nach bis zum Obersten befördert win de. Er ist allgemein als Trommler von Ehickainanga bekannt. Pulversnbrikaiiten erhöhrn Löhne. Garn, Ind., 10. August. Die Angestellten der „Aetna Chemical Company" und der „Aetna Explosive Company" von New Bort, welche in Aetna, bei Gary. Thebcs, Illü., „nd Istzpcmüng, Mich., Fabriken hat, er halten eine Lolmzulage von 50 Pro zent. Sollte der Krieg länger als bis Dezember dieses Jahres dauern, so wird eine weitere Lohnzulage erfol gen. Tie Löhne werden jeden Mo nat um 10 Prozent erhöht. Tic erste Erhöhung fand am 1. August statt, t