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? LoNNtllllllMNg. e- ' L Bon Emma Janssen v. Beliyka. T !,-z H Wenn im Schlaf die Blumen nicken Und der Tau berniederfällt, Wenn der erste Strahl der Sonne Rosig grüßt die Friihlingswelt. Dann, o Herz, kannst du erfassen, Wie so klein und nichtig ist All dein Leid, dein töricht Klagen, Daß du so verlassen bist. Vögelein, die, kaum erwachet, Stimmen an ihr frohes Lied, Von den Wiesen leise wallend Hoch der graue Nebel zieht. — Und du hebst den Blick nach oben. Frieden, Klarheit ringsumher, Deine Hände leise faltend, Hast du kein Begehren inehr. Gercttrt. Rovrllrtte vo Hedwig Winkheim. „Wo nur der viele Regen her kommt," denkt Anna Natolskj; die Bahnwärterfrau, die am Fenster sitzt und Strümpfe für ihren Mann strickt. Berthold, der Gatte, ist nun schon acht Wochen eingezogen und muß in den nächsten Tagen an die Front. Der Aermste, der bei diese! Wetter im Schützengraben liegen muß. Zwar Lina, das tapfere Mädchen, hat es auch nicht viel besser. Sie muß auch bei Sturm und Regen aus dem war men Zimmer. Wenn sie sich nur nicht erkältet bei diesem Wetter und krank zu Hause liegt. Alle diese Gedanken durchkreuzten Frau Annas Hirn, während sie eine Masche an die andere reiht. Langsam läßt sie die Hände in den Schoß sinken und schaut hinaus in das ewige Grau des Regens. Während die Mutter im warmen Zimmer sitzt, kämpft Lina draußen auf den; Bahndamm gegen Sturm und Regen. Sie kommt heute kaum vorwärts. Immer wieder setzt sich der Wind in ihren Regenmantel und treibt sie ein Endchen zurück. Seitdem der Vater fort ist, versieht! sie seinen Dienst. Sie ist sehr gewis senhaft und macht es ebenso gut wie! er. Jetzt in Kriegszeitei; muß bcson-! ders aufgepaßt werden, überhaupt, wo man so nahe beim Feind ist. Vor! jedem Zuge geht sie die Strecke ab und sieht nach, ob sich alles in guter Ord nung befindet. Nun hat sie bald ihr Ziel, die große! Brücke, die über den Abgrund führt, l erreicht. Bis dorthin braucht sic nur. Bater mußte früher noch über diese, ! aber jetzt ist die Brücke von einer Sol- > datenwache besetzt, und sie kann schon! vor derselben umkehren. Lina ist nur noch einige zwanzig > Meter von der Brücke entfernt, da plötzlich ein furchtbarer Knall, und mit mächtigem Getöse stürzt die Brücke in sich zusammen. Von dem starken Luftdruck ist Lina auf die Erde geschleudert worden. Einige Minuten liegt sie wie tot: dann kommt sie allmählich wieder zu sich. Stöhnend erhebt sie sich mit blu- ! iiger Stirn. Ist es denn Wirklichkeit, j was sie da vor sich sieht? Oder träumt ' sie nur, daß die Brücke gesprengt ist? Diese elenden Spione, die Russen! Ist es ihnen doch endlich gelungen, was sie schon ein paarmal vergeblich versucht haben. Aber sie muß doch umkehren, den Zug aufhalten, den Militärzug. Wenn er nun gerade über die Brücke gefahren wäre! Mit flatterndem Mantel eilt sie zu rück zum Häuschen. Die Angst ver leiht ihr Flügel. Sie merkt nicht Sturm noch Regen. Die Tür fliegt auf. Ein Schrei. „„Mutter, die Brücke!" „Gesprengt?" „O Gott, der Militärzug!" Lina ist an das Telephon geeilt, um die nächste Station zu benachrichtigen, damit sie dort den Zug aufhalten. Niemand meldet sich, sie hört nur den Wind Pfeifen. „Mutter, schnell die große Laterne. Ich muß dem Zug entgegeneilen. Die Hunde haben gut gearbeitet, sie haben den Draht durchschnitten." Nach einigen' Augenblicken verläßt Liila das Häuschen. - Derweil die Mutter betend auf den! Knien liegt, rennt sie, di rote Laterne in der Hand, den Bahndamm entlang. Der Regen schlägt ihr ins Gesicht. Aber tapfer beißt sie die Zähne zu sammen. Sie muß aushalten; den Zug reiten. Wenn der Zugführer sie nur bemerkt, denn eS wird immer dunkler. * * * Der Zug rattert und rasselt die Schienen entlang. Er ist von vorn bis hinten vollgepropft mit Soldaten. ! Unermüdlich schippt der Heizer neue Kohlen in da Feuer. „So, S. hätten Vst erreicht." redete ihn der Führer im LltrrMt PleilMbera irp hohen lstr vn W-H0 tzahWW lelst hri --./ ....- . . an. „Nun haben wir es nicht mehr weit bis zur Grenze." Fauchend rast der Zug durch den Bahnhof. Nach einigen Sekunden liegt auch dieses Städtchen hinter ihnen. „Was ist das? Ein roter Schein? Wie rasend zieht der Führer an der Bremse. Beide werden von dem furcht baren Ruck auf den Tender geschleu dert. Die Soldaten in den Wagen wer den durcheinaiidergeworfen. Dcr Zug steht. Entsetzt springen Offiziere und Mannschaften aus den Abteilen. Alles drängt nach vorn. Ein banges Rufen und Fragen in der Finsternis. Einige erklettern die Lokomotive und finden Führer und Heizer leblos auf dem Tender liegen. Ein Soldat knipst seine Taschen lampe an. Andere folgen seinen; Bei spiel. Plötzlich rin gellender Schrei. „Mein Kind, mein Kind!" Ein Soldat hat sich über ein dicht vor der Maschine lie gendes Mädchen geworfen.— Durch ein paar Schlucke Kognak, die man ihr einflößte, ist Lina wieder zu sich gekommen. Mst verstörten Blicken schaut sie um sich. Sie weiß nur, daß der Vater bei ihr ist, nun kann ihr nichts mehr geschehen. Nach und nach kehrt die Besinnung zurück, und sie kann sich des Vergange nen erinnern. Mit bebenden Lippen erstattet sie dem Hauptmann Bericht. Den Soldaten läuft cs eiskalt über den Rücken. Wenn dieses tapfere Mädchen nicht gewesen wäre, lägen sie jetzt, anstatt mit den; Feinde zu läm psen, mit zerschmetterten Gliedern in der Tiefe. Nachdem Lina ihren Bericht beendet hat, tritt der Hauptmann auf sie zu, küßt sie auf die blutende Stirn und spricht: „Du bist ein echte?, deutsches Mädchen, du hast Hunderte von Sol daten und den Bater gerettet." Deutsche Familieuustmen. Von den vielfältigen Duellen der Familiennamen entwirft Professor - Friedrich Kluge in einem kurzen, all gemein verständlichen Abriß der Ent- stchung unserer Familiennamen, der unter dem Titel „Deutsche Namen § künde" erschienen ist, ein umfassendes j Bild. Von dcr naturgemäßen Ein namigkeit des Menschen geht Kluge aus. Der Zusatz des Namens des Vaters, Siegfried Siegmunds Sohn, in dem man den Ausdruck des Fa-! > milienstolzcs erblicken kann, führt dann > zur Zwcinamigkeit; das Wegfallen des - Wortes Sohn, die Anwendung des j Lateinischen im Mittelaller brachte! I Namen wie Paulus Petri, d. h. der ! Sohn des Peler und damit dann Fa . miliennamen wie Adam;, Zachariae, Conradi und auch in deutscher Form wie Helmolts (Helmholtz), Jürgens (von Georg stammend), Michels, Schmitz (Schmits) hervor. Weiter weist Kluge auf die geographischen Fa miliennamen hin: „Wer die ange stammte Heimath verläßt, erhält in ! der neuen Heimat leicht einen Zuna > men, der die Herkunft bezeichnet." ! Wir brauchen nur an Frank und ! Franke, Schwab und Schwabe, Sachs j und Sachse (auch Sachsse), Böhm und Böhme (auch Behm) zu erinnern, wie an die Familiennamen nach Ortsna men. Weiter wird der Hauptname, eine körperliche oder geistige Eigen schaft (Stark, Groß, Klug, Dumm) zur Namenquelle, und schließlich auch die große Zahl der Berufe. Da be merkte Kluge, das; die Häufigkeit des Namens Müller, mit den Spielarten Miller, Möller u. a., auf die Erblich keit der Mühle hinloeist. Interessant ist auch der Nachweis, das; die Verklei nerungssilben zur Bildung neuer Fa miliennamen gedient haben und init solchen Silben ursprünglich nicht der Sohn des Hauses bezeichnet wurde: Köchli war aber der junge Koch, Schmidlin der junge Schmied, Beierke der junge Bayer. Aehnlich entstanden auch die Namen Klemschmidt, Klein- 1 Paul, Kleinwächter u. s. w. - - - , Buchstaben als Ortsnamen. Das durch den Krieg geweckte In teresse für die Geographie hat dieser Tage in der Pariser Presse zu der Be merkung geführt, daß es eine Anzahl Oertlichkeileii gibt, die mit einein ein zigen Buchstaben bezeichnet werden. Das ist der Fall eines Bezirks im Ti- . bet, der U heißt, einer Stadt in China, ! Provinz Petschili, die sich U nennt,! einer zweiten chinesischen Stadt in der! Provinz Chan Tung, die den Namen! I führt, und einer Ortschaft auf der - Karolineninsel Ponape. die sich gleich falls des Namens U erfreut. Indessen braucht man nicht so weit zu gehen, um solche Zwergnamen zu finden. Ein ' kleiner Nebenfluß des Beuvron in Frankreich heißt einfach A und inner- i halb des von unsern Truppen besetz- - ten Gebietes, siebzehn Kilometer von ' Peronne entfernt, liegt rin kleines Dorf de Namen A. sten. der letzte Postillon von; Gott- I Kar-. Jahrelang führt er die Post i üher den Gotthard, und dtr letzte Post nach der Eröffnung -er ott- , Der Teutsche EorrestzoadknH Baltimore, M>, Montag, den 1.',. Oktober I!N7 „Müde bin ich..." Skizze von Georg Müllcr-Hrim. Nein —so am Fenster zu warten, bis er kam —das hielt sie nicht aus! Im mer wieder hinauszuschauen auf die lxillendeii Schrille der wenigen Men schen, die vorübergingen das war un möglich. Es war eine so quälende Unruhe in ihr, so quälend, wie sie sie empfunden hatte, wenn er so lange des Nachts ausblieb, wenn sie Stunde um Stunde wartend lag, bis er heim kam von Bergnügunge, die sic nicht verstand. Und schließlich, als sic ge- > sehen hatte, wie er langsam aus ihren j Händen glitt, da hotte sie das Schla-! fen gelernt, ohne auf seinen Schritt zu horchen; aber da lockten die bösen schlaf losen Stunden schon die tiefen Ru nen in ihre „och so weichen Züge und! die weißen Haare in ihren dunlelblon-! dm Scheitel gezogen. Sie l-atte nach! langem Kampf gelernt, ganz einsam zu sein, und nun —nachdem schon so! lange der Krieg gewütet, würde sie es auch lerne, einsam zu bleiben. Denn er war nun schon lange Sol- j dat in der Kaserne und Hatte selten Urlaub gehabt, sie zu besuchen. Sie hatte damals, als im ersten Feuer der Begeisterung die Mütter die Söhne fortziehen lassen mußten, iiiimer ge dacht: „Wie würde dir das sein? Wür de dich die Abschiedsstunde auch so groß und ruhig finden?" Sie seufzie leise—ja. die Abschieds stunde würde sie so finden, kein Bor wurf sollte ihn treffen; mit der Liebe, mit der sie den Knaben damals zuerst in das Leben der Pflicht entlassen aus ihrer Hut, als sie ihn zur Schule ge bracht, wollte sie ihn ziehen lassen in das Leben der Pflicht fürs Vater land. Sie bildete sich mit einem Male deutlich ein, er wäre doch noch ganz der ihre wie in der Kinderzeit, wenn sie ihm abends gesungen hatte, che sie ihn zur Ruhe in sein Schlasstiibchen schickte: Müde bin ich —geh' zur Ruh. Die einsame Frau erhob sich von ihrem Platz, sah noch einmal prüfend auf den Tisch, der in der Mitte des Zimmers gedeckt stand, und auf dem alle die Leckerbissen prangten, die er stets so gern gemocht hatte, die er heut! noch sich solttc schmecken und die Neste sich sollte einpacken lassen. Dann trat sie an den Flügel. Wie lange hatte sie ihn nicht geöffnet, wie lange seine Ta sten nicht beruhn! Und ihre Finger suchten und fanden die lieben Melodien zu den Kinderlieben;, die sie ihn; ge spielt in der Kinderzeit im Dämmer des Abends „Guten Abend, gute Nacht, mit Rosen bedacht, mit Näglein be steckt," und all die andern, bis sie schließlich leise übergingen ; die eine geliebte und lang nicht gehörte' Müde bin ich—geh' zur Ruh! Ach, sie war oft so müde gewesen, hatte sich nach Ruhe gesehnt—aber nun, jetzt durfte sie nicht müde sein —mußte sie wachen und schassen sür ixn; Einzigen, der da draußen war. Draußen! Dieses eine Wort, das alles umschließt, waS lciner Erklärung bedarf, wo sie sind: sie sind draußen. Sie wußte nicht, wie es kam —aber ihr war, als kam die Zeit von damals zurück, als sei sie jung noch und froh mit dem Sohn, der nur der Schule und ihr gehörte, und ihre süße, feine Stimme sang leise mii: Müde bin ich—geh' zur Ruh— Ta ein hartes Aufklinken dcr Tür, der felogrcuie Soldat stand auf de; Schwelle, groß und stattlich, selbstbe wußt wie immer—wie ihr schien mit einem etwas unsichere!; Lächeln auf bey seinen Zügen. „Guten Abend, Mutter." „Guten Abend, Harald." —Sie faßte nach der Klingel. „Soll Lina gleich anrichten, oder hast du noch ein paar Stunden Zeit?" Harald ordnete an seiner Säbelkop pel: „Ach, nein, Mutter, ich hab' eigentlich gar leine Zeit—wir haben uns, ich und zwei Kameraden, bei Be sorgungen verspätet—wir müssen schon um ii Uhr antreten, ich komme nur zum Abschied, denn" er lächelte „du j marschier;! doch nicht mit, wie so viele > andere, um 10 Uhr gehts fort von der § Kaserne zun; Bahnhof." Frau Sophie fühlte es plötzlich eis ! kalt durch ihren Körper rinnen. > Dann saßen sie am Tisch, und er! ließ sich etwas von den guten Dingen! einpacken, aber zuletzt steuerte er doch:! „Ich kann ja so viel nicht tragen. Mut-! ler." Er wurde ganz unruhig. Ja, ja,! als Soldat muß man pünktlich sein, j und als ec aufstand, da gingen sein j Augen noch einmal durch das wohn- . liche, stille Zimmer. Er sah auf die Uhr: „Ich muß fort, j Mutter, es ist höchste Zeit." „Geh mit Gott, tue dein Pflicht, j denke an mich." Er küßte ihr flüchtig die Hand, al' sie seinen blonden Kopf an sich zog. Es wurde ihm doch eigen zu Sinn, - als er von dcr güten Frau schied, de ren Treue und Liebe er kannte. Aber —da unten an der Ecke wartete das Auto, daS ihn zu Lotti RiehmerS brachte, die auf der Bühne, einer kkei- : ' hardbahn führt, er persönlich. In- tcressnnt waren seine witzigen Plau dereien über feine Erlebnisse, er rilmeetftch nichtdep,r Zeit ss viel neu Kcrbcirettbühnc zweifelhaften Rufs, Lotti Rialta hieß, und bei der er noch Fiffi Kcmova und Pussi Hölck treffen > . wollte. Da sollte Abschied gefeiert ! werden. Noch zwei Stunden Wohlle ben bei den Freundinnen—dann fort in bei; Krieg—zur eisernen Pflicht. Hinter der Gardine stand Frau So phie, als sie seinen festen Tritt auf der Straß vernahm—da ging er fort, weit fort, jn die Hölle des Krieges, und sie wußte—er ging erst noch Ab schied feiern, wohin nur, o Gott, wo hin? Sie sah und hoffte, aber er ; hatte keinen Blick mehr für sie—sein ! Auge helleuchtend, ging er davon, und dann erklang sein Schritt auf der ! Straße, und de;-leichten Hupenion sei > neS Autos, den hörte die einsame Frau ! nicht mehr. Nun war er schon in der Hölle des Krieges und fand selten Zeit, an da heim zu denken! Nur. wenn die mit j so vieler Liebe bereitete!; Päckchen von ! der Mutter kamen, dann kam es wie ! Rührung über ihn, wie sie wohl an ihn dachte und sich um ihn sorgte. Von i Lotti und Pussi und Fiffi belain er ; erst freundliche Postiartcngrüße, aber j z richtigen Briefen oder gar zu Päck ! chen reichte die Zeit der Damen nicht aus. Sie hatten auf der Bühne so viel zu tun. Aber Lotti verzehrte sich in Sehnsucht nach ihm—und hatte, nur zum Trost, einen jungen Fabrilbesitzer, der dauernd untauglich zum Militär dienst war, an ihren Triumphwagen gespannt. Aber cs war doch nett zu sagen: „Ich auch einen Freund im Felde, da, wo es jetzt so hart hergeht, da ist er bei." Als es eines Nachts aber sehr hart hergegangen und der Feind mit stiir nicnder Hand aus den Gräben vertrie den worden war. da war auch Harald Nuninger, von einer Kugel und Gra natsplittern getroffen, besinnungslos liegen geblieben, und als er zur Besin nung erwachte, wußte er, das; er ver loren war, wenn die Sanitätssoldaten ihn nicht bald fanden. Wie war es hier doch so hart und schwer, wie fror ihn, nachdem er so gut wie mög lich den Verband um die blutende Brustwunde gelegt hatte. Ach, nun, nun in Wärme und Helle und Stille geborgen sein! Welch Glück wäre j das! Die Schüsse trachten, der Kano. § nendonner grollte, die Maschincngc wehre knatterten, der Regen floß in Strömen von; nächtliche sternenlosen Himmel. Er legte den Kopf mühsam höher — sollte das das Ende sein? Und mit einem Male war ihm, als würde er emporgehoben und heimgetragen—aber nicht in Lottis von wohlriechenden Essenzen durchduflctes Heim mit dem raffiniert angebrachten elektrischen Licht—nein, in ein trauliches, warmes, schlichles Gemach, in dem einfache, grüne Möbel standen und —ein zier lich gedeckter Tisch—und in; Nebenzim mer ein sauberes bequemes Bett, für ihn hergerichtet. Der Berwundele stöhnte schwer. Oh, nur da sein, in die sanften, schmerz vollen Züge der Mutter schauen, die er so „langweilig" gefunden gegen Lollis bewegliches Gesichtchen mit der weißen Pudcrschicht, ihre sanfte Hand fühlen, ihre liebe SÜmme hören —wie, sang sie da nicht, war das noch cer Donner der Schlacht, den doch daS schlichte Lied übertönte: Müde bi ich —geh' zur Ruh—wie gebt cs doch weiter? Müde bin ich--geh' zur Ruh Mit den Worten: „Müde bin ich— geh' zur Ruh" wachte einige Tage da rauf Harald ans seinem Bette im Feldlazarett auf—zu kurze, Bewußt sein. Aber dann schwand es wieder, um, wenn es fiir lurze Zeit zurück kehrte, die Pflegeschioester mit der Mutter zu verwechseln. Trotzdem die Mutter alt war und die Schwester jung. Da faßte er einmal—es ging bergab mit dem jungen Leben- der Schwester Hand und sagte! „Mutter, sing' mir doch nv'N einmal: Müde bin ich—geh' zur Ruh." Und leise, leise summte di Schwester die Melodie. Als er unter dem leis-n Gesang der Schwester in ewigen Schlaf gesunken war. schrieb Schwester Klara an Frau Sophie Nuiiingei: „Der Mitteilung > der Leitung vom Hinscheiden Jbres Sohnes möchte ich hinzufügen, daß er ! mich zuletzt bat, ihm „Müde bin ich— geh' zur Ruh" zu singen. Das haben > Sie, gnädige Frau, ihm gewiß in der ! Kinderzeit gesungen -da hab' ich es an j Ihrer Statt getan. Und dabei ist ! er eingeschlafen." j Als Frau Sophie die TodcSnach- richt ethielt, als sic den schweren Kampf mit dem Schuicrz um de Bec j lust ihres „Einzigen" durchringen j mußte, konnle sic dankend dir Hände falten: Er wgx„dcihcim geweserii-l-bei ihr, bei dem Kinderliebe, das sie ihm j so oft gesungen, als er heimging. Er > war ihr wiedergegeben fiir immer, ob I er gleich für immer von Ihr geschieden , war. ' Wie Michelangelo in der bildenden Kunst, so brach Beethoven in der Mu sik zuerst rücksichtslos mit der Schule, und damit beginnt erst die im engeren Sinn moderne Kunst, die Herrschaft der Subjektivität. ' gesungenen Lirdes: „Ich bin vom Gotthard der letzte Postillon" ? Mm ist er Hinüber gegangen zur groben An/dek letzte Postillon. ' Kriegsblind. Eine Skizze von E. Wellner. Felix Zeuner saß vor dem Zelt, in dem er jetzt während mehrerer Ruhe tage gelebt, und reckte die jungen kräf tigen Arme. Sein hübsches frisches Gesicht strahlte und mit seiner unver ! wüsilich guten Laune rief er lachend einem Kameraden zu: „Wetten, daß es morgen Sturm gibt, Karle?" „Da ist nicht" viel zu weilen," er widerte der Unteroffizier, „das wissen wir doch alle, daß es in den nächsten Tagen wieder los geht; zu lachen finde ich nichts dabei." „Ach was," versetzte Fclir, „man darf nicht die Ohren hängen lassen. Du weißt doch, dreimal bin ich nun schon verwundet worden und doch allemal gut weggekommen. Warum sollte es mir da morgen schlecht gehen?" Der Freund zuckic die Achseln. Er besaß nicht den nimmermüden Humor des anderen, sondern sah mit trüben Ahnungen dem bevorstehenden Sturm angriff entgegen. Bevor er an diesem Abend auf sein Strohlager niedersank, betrachtete Fe-! lix noch einmal die kleinen Schätze, die er in seiner Brieftasche verwahrte. Es war ein Bild seines Elternhau ses, einer hübschen Walkmühle in Thü ringen, ferner ein Keines goldenes M daillon mit dem Bild seiner verstorbe ncn Mutter, endlich die Photographie eines jungen Mädchens, deren Kops von dicke Flechten umrahmt war. „Annemarie," flüsterte er, „davon läßt du dir nichts träumen, daß ich dein Bild mit mir herumtrage." . Daß er jetzt so oft cm seine Jugend freundin denken mußte, war ihm selbst sonderbar, denn er hatte sie mehrere Jahre nicht gesehen und inzwischen ganz wacker mit andern Mädchen gelie belt. Annemarie war weit weggekom men aus dem kleinen Heimatdorf in , die große Stadt, wo sie Kindergärtne rin geworden war. Lei Ausbruch des j Krieges hatte sic sich als Kraukenpfle , gerin ausbilden lasse. Felix ahnte nicht, wie eifrig Anne marie die Berlustlislen gelesen hatte, das Herz voller Angst, oli sie etwa den geliebten Neunen darin finden werde. Und wie innig Halle sie stets Gott ge dankt, daß es bisher ein vergebliches . Suchen gewesen ioar. Sie hatte durch Briese aus der Hei . niat erfahren, in welchen; Regiments i Felix stand, saß allabendlich über eine Kriegskarte gebeugt in ihrem Stüb i chen und studierte den Fortgang der Kämpfe. Gestern war die Nachricht in den Zeitungen erschienen, daß neue furcht bare Kämpfe im Westen stattgefunden halten. Diesmal war sie voller Angst > um Felix. Er konnte, er durfte nicht gefallen sein! Er mußte ja zurücikeh ren—nicht etwa zu ihr, denn an sie > dachte er wohl gar nicht mehr —aber i doch zurück ins Leben, heim z traulichen Mühle im Walde, wohin ei , gehörte! Furchtbar war die Ernte der Kriegs ' surie da draußen im Westen gewesen. > Scharen von Kämpfern lagen starr und , bleich unter dem Nachthimmel, von dem , die Sterne hell und kalt herunter lächel len auf die weinende Welt. In ununterbrochenen Reihen liefen die Träger mit ihren traurigen Lasten vom Schlachtfeld zurück zur Etappe. Unter den Schwerverwundeten befand sich auch Felix Zeuner. Es fehlte ihm keines seiner Glieder, es rann kein Blul aus seinen; jungen Leib, aber ein wei ßes Tuch, das ein mitleidiger Kamerad ! um seinen Kopf gebunden, bedeckte sein Augen, die so jammervoll schmerzten. ! Ihm war das furchtbarste geschehen! —zersprengte Metallstiickchen hatten , sein Angenlicht zerstört! l Ach, wie sehnte er sich darnach, in die ! Heimat zu komme, um dort sterben zu können. Sterben? Ja, lieber wollte er tot sein, denn als Blinder durchs Leben zu! gehen. Er, dessen Frohmut früher so! unerschütterlich gewesen, der mit so . heldenhafter Tapferkeit alle Härten des Krieges ertragen, er konnte diese! furchtbarsten aller Schicksalsschläge! ! § nicht verivinden. Vierzehn Tage war er erst daheim § !! im Thüringer Lande, lag in einem der! 1 besten Lazarette, wurde auf das sorg l fälligste aepflegt—und doch schien er ihm, als seien vierzehn Monate verflos , ! sen. s Sein Fall war hoffnungslos. Man l! hatte längst nach seinem Heimatsorl j !< darüber berichtet, die erschütterndes Nachricht hatte auch Annemarie er > reicht. 1 Da fuhr ein jäher Schmerz durch j! ihre Seele. Hin zu ihm! Das war! > § der einzige Gedanke, der sie beherrschte., ! Es gelang ihr endlich nach vielen i Bemühungen, in jenes Lazarett zu j j kommen, in dem Felix weilte. Er war längst außer Bett und saß nun stun denlang in der Glasveranda, in welche die Herbstsonne hineinschien, starrte ! vor sich hin und hörte kaum auf di freundlichen Worte seiner Pflegerin. > P oesie nnd Prosa. Tie > Töchter: „Hentc, an, Geburtstage l (Nüthe"s, vollen wir nikt vertheilten Rollen mal die „Jphignie" vorle- ! wenn sie mit ihm plauderte oder ihm ! vorlas. Da hörte er eines Morgens einen leichteren Schritt, als die Stunde des Borlesens nahte. Sein Gehörsinn war bedeutend schärfer geworden und er lauschte aufmerksam auf die Stim me der neuen Borleserin. Sie kam heran zögernd und stand eine Weile am Fuße seines Liege stuhls. Weis; wie Schnee waren die Wangen der jungen Schwester, die dort stand und auf ihn hinstarrte. Zufällig war niemand lyeiter in der Beranda und Annemarie brauchte sich nicht zu schämen, das; ihre zitternden Hände sich falteten und in einer Bewe gung tiefsten Erbarmens bis zu ihrer Stirn sich hoben. Fest, ganz fest preß ten sich die jungen Lippen zusammen, um den Schinerzenslaut, der sich ihnen entringen wollte, zu ersticken. „„Nun?" fragte Felix, da sie schwieg, „ist Schwester Gertrud abgelöst?" Anneinarie nahm sich mit aller Ge walt zusammen. „Ja," sprach sie leise, „ich will ver suche, Schwester Gertrud zu ersetzen." Er hob schnell den Kopf. „Die Stimme leime ich doch —aber ich weis; nicht—" sagte er unsicher. „Heute ist ein sonniger Tag/ sagte Annemarie, deren Stimme schon ganz fest war. „Annemarie!" rief er aus. „Mein! Gott, Ackneinarie!" j Nun stürzten ihr unaufhaltsam die ! Tränen aus den Augen und sie ergriff seine Hände. „Also haft du mich doch nicht ganz vergessen? Das; du meine Stimme wieder erkennst, Felix, ist eine unerwar tete Freude für mich." „Eine Freude?" wiederholte er trau rig. „Ach. Annemarie, tvas kann dir an der Erinnerung eines armen Blin den gelegen sein!" „Sei doch nicht so kleinmütig, Felix! Koimn, mach ein anderes Gesicht. Du wirst bald finden, daß ein Leben als Blinder immer noch besser ist, als tot sein." Das war der Anfang der wunderlich schönen Wocyen, die nun folgten. Es war, als sprudle ein unversiegbarer Duell von Kraft und Zuversicht aus Anneniarics jungem Herze. Sie wußte ihm nach und nach beizubringen, daß er auch als Blinder die Walk mühle daheim leiten tönne. Ein tüch tiger Geselle und eine tüchtige Haus frau würden helfen, alles in ordent lichem Gang zu erhalten. „Eine Hausfrau?" fragte Felix traurig. „Das glaubst du ja selbst , nicht, Annemarie, daß ein armer Blin der geheiratet wird." Da neigte sich das junge, frische Ant litz näher zu dem seinen rd eiiie schel mische Sümmc flüsterte: „Muß ich dir denn wirklich einen richtigen Heiratsantrag machen. Felix? Wenn du mich haben willst, dann wün ! sehe ich mir ichiS Schöneres, als deine Hausfrau zu werden!" „Annemarie!" stammelte er ergrif ' fen. „Das kann doch nicht sein, Anne marie!" Sie kniete neben seinem Stuhl nie der und hielt seine beiden Hände fest. „Du sollst von mir hören, wie jede Blume aussieht, die ich dir bringe. Ich will dir so lange erzählen, wie schön die Sonne scheint, bis du selber sie zu schauen vermeinst. Ich will wieder dein liebes alles Lachen hören und mir alle Muhe geben, dich glücklich zu ma chen —" Da schloß er—keines Wortes mäch tig—Aniieiiiarie in seine Arme und hielt sie lange, lange fest—trotz des ver lorenen Augenlichts ein glückseliger Mensch. Fiir alte Leute. Jede Altcrsperiode hat ihre beson ! deren Gesundheitsregelii, für das Jugendalter paßt nicht, was sich für den vollkräfiigen Mann eignet, und auch der Greis hat besondere Aor schcifte in gesundheitlicher Hinsicht ! zu erfüllen. Beherzigenswerte Lebens j regeln für das Alter stellt Professor ! Dr. Holm in Kopenhagen auf. Man j gebe zunächst zu, daß man alt ist, j spiele nicht den Jugendlichen, lerne j mehr und mehr mit geschwächten Or > ganen und verminderter Widerstands ! fähigkeit rechnen. Sich hüten vor kör ! perlichen und geistigen Ueberanftren ! gungen ist eines der ersten Gebote des ! höheren Alters. Bezüglich drü Schla fes, der bei alten Leuten erfahrungs gemäß oft mangelhaft ist, ist iin all 1 gemeinen vor künstlichen Schlafmit i teln zu warnen, am wichtigsten ist der ! Humor, die gute Laune, das Fernhal j tcn seelischen Kummers, da eine ! frohe Stimmung ein ausgezeichnetes Schlafmittel ist. Eine fernere Lebens : rege! ist: sich niemals dem Müßig gang hingeben, besonders schähens j wert ist die Pflege der Kunst, da ja die meisten Sportarten fiir den Greis > ! ausgeschlossen sind. Auch philanthro- i j pische Betätigung ist für die Altc.i in ! Betracht zu ziehen. Sorgfältige Haut pflege. passende, in der Regel dickere Kleidung kommen in der Hygiene drS > Betagten speziell in Frage. Im Essen keine Uebersättigung, namentlich bet Leibgerichten! sen!" - Mütter (erfreut) r „Las ist eine würdige Feier. Kinder! Ich höre dann zu und mache während der Zeit die Gurken inl" Französischer Dampfer gesunken. London, 12. Oktober. —Lloyds 'Kurcau berichtet, das; ein Boot mit sieben Mann von den, Dampfer „Hiroudolle" beute Morgen tändele, nachdem das Schiss aus einen Felsen gestoßen und gesunken war. Ei Rettungsboot mit dem KaPi tän, drei Maats, zwei Maschinisten, den Kanonieren und einem Seemann N'ird mwmis'.t. Ter Tampser war ein kleines sranzösisches Schiss. Es sank nahe der Jnjel Lark. im Englischen anal. innerhalb drei Minuten, Triitschlniid als Knrtvsfel-Liesernut. Kv v e bag e n. >tt. Oktober. — Dentichland bat Tänemark angebo ten. eine gewi'se Menge Kartoffeln zu liefern: Tentjeliiaiid erwartet aber von Täneniark. das; es in Tentjch land benotbigte Artikel danir liesert. Verlangen Vergeltiingsmasiregeln. London, l!i. Oktober. Tie Morgeiizeitnngen deuten an, das; die Negierung bereit in. Lnstangrisse aus Teutschlaiid als Pergeltiineis- N>as;regeln anssübre ;u lassen. Tiefe Annahme isi ans den Besebl basirt. das; lsieneral-Lieiitenant Tavid Henderson, der (seneral-Direktor des , Liist'chifserwesens, Lpczial Arbeit ;ii ! gewisen und (Generalmajor W. §. Brancker, der Leiter der Luitichisser- Trganisation der Armee, ;u einem Eoiumaiido ins Ausland gesandt wurde." Tic Rcgistrirg. lebte Negislririing von Wahl berechtigten sür die kommende Wahl fand geilern ,'iatt. Es wurden über 2>b> neue Wähler ausgenommen. Tie schwacheNegistrirui'.g ist dem llin siaude zuzuschreiben. das; viele der jungen Männer, welche in diesem Falire wahlberechtigt wurde, sich in der Armee befinden. Tie Gesammt ;abl der Wähler beträgt zur Zeit un gefähr l 27,000. Elektrische krachte in Wagen. Eine Elektrische der Madiso Ave.> Linie eollidirte geslrrn Abend an der Erke der Wilson Stras;e mit einem Wagen von I, B. üppett von Nr. äl l ül!>. Wilson Strahe, der von dem Neger Haines Campbell von N'r. l l lä, Fremoiil Avenue, gelenkt wurde. Campbell ivurde aus seinen; Sitz geschleudert und von de, Ltra s;ebalinwaggoi, eine Distanz von 15 Nards iveit geschleift. Er wurde im Auto von Tr. M. Weinberg von Nr. ld!Ol, Madison-Avenue. nach dem 2Naryland General Hospital gebracht. Er ist am Kops und an de Beinen ziemlich übel zugerichtet worden und befindet ich in ernster Gefabr. Ein anderer Neger, der mit ilnn fuhr, tam mit einigen Haiitobschürjiingen davon. 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