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Edvardo Ehicharro: Schmerz. rvllas erkennen. Aehnlich liegen die Verhältnisse bei den, emch im Ausland ziemlich bekannt gewordenen Earles Vasqucz. Mehr Virtuose ist der Land schafter Conslantino Goinez, bei des sen unleugbarem Talent man be dauert. daß er die Sonderheiten der verschiedenen spanischen Gaue nicht markiger herauszubringen versteh!, fluch von Munoz Tcgrain. der im Ausland ja ziemlich bekannt gewor den ist, darf man gleiches behaupten. Ter Katalonier Rnjinol lbekannt auch durch seine umfangreiche, sehr wert volle .Kunstsammlung auf seinem Landsitz Ean Ferrat bei Sitges) ge hört noch immer zn den beliebtesten spanischen Landschaftern, doch ist seine Kunst nicht besondres anspruchsvoll. Maltechnisch verrate die Bildnisse von Aniclmo Miguel p Nieto ganz ungewöhnliche Kenntnisse. Ter ver hältnismäßig noch junge Künstler be sitzt eine besondere Begabung für de korative Wirkung: glänzend versteht er ei, in leichter dekorativer Stilisie rung schöne Frauen gefällig zu por trätieren. Leider gebricht er ihm im mer noch an der nötigen Dnrchgeisü gung seiner Werke; man darf ihn, wenn man sein bisheriges Schassen überblickt, so etwas wie den Fritz August von .Kanlbach Madrids nen nen. Er ist den auch der beliebteste Maler der schönen Madrider Frauen welt. Einer der allerbedeutendstcn mo dernen Schilderer des spanischen Vol tcs ist aber Eduardo Ehicharro ge worden. Dieser Sohn Madrids (ge boren lB7ck> begann seine Tätigkeit ganz im naturalistischen Fahrwasser seines Lehrers Sorolla, versuchte es dann etwas mit der Art der engli schen Präraffaeliten. bis er sich vor Jose Ramoa Zaragoza: Maisarbeiteriaara. Spamsrhe Malerei der Gegenwart. Pon Dr. Dtignll -L A'tiiwr, T'riiinlüeir. etwa sechs Jahren ganz gefunden hat nnd, nun immer reifer werdend, seine männliche Kunst kraftvoll entfaltet. Seine Banernszenen, den Dörfern des kaflilischen Hochlandes entnommen, sind weder theatralisch-pathetisch noch bei aller Farbenfreudigkeit virtnosen mäßig dekorativ oder nur illustrativ. Sic besitzen alle die echt kastilische Zu rückhaltung, einen großen Ernst, der mehr als einmal an Herbheit grenzt. Auch sein großes Gemälde „Schmerz" ist ganz von dieser Art. Wie tief er greifend. mit welch wundervoller Schlichtheit und wahrhaft monnmen taler Wucht ist hier der Schmerz der Familie um den dahingeschiedenen Vater, dessen Stuhl nun verwaist da steht, zum Ausdruck gebracht! Ehi charro erweist sich hier als ebenso be deutender Menschenschilderer wie als Meister der großen Komposition und stilistischer Maler. Die großen Anre gungen. die auch er, gerade in rein malerischer Hinsicht, von den Altmei stern der spanischen Kunst erfahren hat, sind von ihm viel selbständiger verarbeitet worden, als wir das bei seinen berühmten Kollegen Zuloaga, Sorolla u. a. feststellen können. I. N. Zaragoza bietet in seinen Bildnissen Ausgeglicheneres als in seinen großen Kompositionen mit Mo tiven aus dem Volksleben. Er hat hier vielfach seine Studien außerhalb Spaniens gemacht, seine Modelle ähn lich wie der viel sicherere und ge schicktere Manuel Benedito dem hol ländischen Fischervolk und den Bauern der Bretagne entnommen. Man spürt noch zu sehr die Atelierarbeit, es fehlt diesen Bildern die Selbstverständlich keit und Sicherheit, wie sie etwa die sehr flüssig gemalten Stücke des Se villaners Gonzalo Bilbao ausweisen, der besonders gern die Säle der Se- villaner Zigarettenfabrik zum Bor wurf seiner Arbeiten wählt. Fast all zu geschickt wiederum ist der in Bar celona tätige Elaudio Eastellncho, des sen temperamentvolle Bilder zu sehr die Nähe Frankreichs verspüren las sen. Auch der noch sehr junge Andre aus Barcelona, eine der vielseitigsten nnd begabtesten unter den Hoffnun gen des heutigen Spaniens, der mit seinen kunstgewerblichen Arbeiten ersi jüngst in Deutschland berechtigtes Aufsehen erweckt hat, begibt sich in seinen durch raffinierten Farbenge schmack ausgezeichneten Bildern etwas zn sehr des nationalen Eharakiers. Dagegen versteht Roberto Domingo in hervorragendem Maße das große Nationalspiel, das Stiergefecht, in modernstem malerischem Vertrag K> besingen. Gewiß geht Domingos Kunst nicht tief, gewiß stellt er sich nirgend sehr hohe malerische Aufga ben. Aber es ist doch nicht nur eine sehr dekorative Kunst, seine Bilder fallen nicht nur angenehm durch ihr Format nnd ihren frischen Kolons mus auf. sie sind wirklich ehrlich ge meint, durchaus rassig empfunden nnd temperamentvoll hingeschrieben ohne den faden Beigeschmack, das oft zn geleckte sentimentale und süßliche Wesen, das die Arbeiten eines Ribera zum Beispiel so unangenehm macht, jenes Künstlers, der meist im Pariser Salon seine Bilder ausstellt, wo ja „Earinen" und „Don Jose" in sran zösisch süßlicher Aufmachung alljähr lich in zahlreichen Varianten immer wieder auftreten. Sehr gediegen ist die Kunst des I. Rodriguez Acosta. Kein Posieren und kein gezwungenes Stilisieren. Das frische Bildnis der kleinen Franziska Paquilla zeigt den Maler von einer ganz besonders liebenswürdigen Seite. Ueberaus national - spanisch muß man sein Bild „(in der Wall fahrtskirche" nennen. Es is, ein Mu surbeispiel des gute religiösen Genrebildes, daS die ganze Schärfe spanischer Ratlirbcobachtiing und die starke, gleichfalls echt altspanische Re ligiosiiät in ebenso eigenartiger wie glücklicher Weise miteinander verei nigt. Auch in Italien versuchen sich hin und wieder Künstler an ähnlichen Motiven. Aber wie äußerlich, spie lerisch wirken all jene Bilder neben einen! solchen wahrhaft innerlich . empfuitdenen Gemälde! Es lebt hier noch etwas von den, Geist der großen religiösen Maler Spaniens des sieb zehnten Jahrhunderts, vor allem der Geist Znrbarans nach. Sie alle, die Gedrückten, sic schaue wirklich das Himmelreich. Ein ähnlicher Zug geht durch Ge mälde von Elias Salaverria, wie die „Fronleichnamsprozession in Lero". Er steht freilich als Künstler nicht ganz auf gleicher Stufe mit Arosta, er kommt noch weniger vom Modell los. es fehlt ihm auch die wirklich monumentale Note. Seine Bilder wirken vor allem durch die Stärke der religiösen Empfindung, der Gläubigkeit dieser Bauern, die etwas eigentümlich Resigniertes bil den. Als ein Maler von ungewöhnlicher Begabung, gerade ans dem Gebiet der Kircheimialerei, hat sich in ver letzten Zeit der junge Javier Eortös zu erkennen ,gegeben. Sein „Ex Eonsmntinv Gvmez: Platz iu Albnrracin. voto", mit dem er zuerst die Auf merksainkeit weiterer Ztreise aus sich lenkte, zeichnet sich sowohl durch seine großen malerischen Werte wie seine Monumentalität und echt spa nische Herbheit aus. Vielleicht gelingt es diesem jungen vielversprechenden Künstler, die reine Kirchenmalerei wieder einer neuen Blüte zuzuführen, denn wenn auch, wie aus den bis herigen Ausführungen wohl zur Ge nüge hervorging, die Spanier in dem setzten Jahrhundert nicht zu der un persönlichen, kraftlosen kirchlichen Kunst gekommen sind, wie etwa wir Deutsche oder die Italiener, so mußte man doch ein nicht unbeträchtliches Nachlassen der künlllerischen Kräfte aus diesen! Gebiet gegen früher fest stellen. Wenn die bereits gewürdigten Ma ler Domingo und Ehicharro in ihren Schöpfunden den Zusammenhang mit deni Impressionismus noch im mer erkennen lassen und dem rein In haltlichcn eine recht beträchtliche Rolle zuweisen, so versucht eine andere, kleine Gruppe, als deren Führer man Hennoso betrachten darf, eine mehr stilisierte und zugleich inhaltlich Murillv Rams: Rach der Taufe. absichtslosere Malerei zn Pflegen, eine Kunst, die das Lineare stärker betont und, wenn man so sage darf, eine erhöhte Volkstümlichkeit er strebt, ohne, wie schon betont, dabei die national-spanischen Requisiten zn benutzen, also eine Malerei, die eine gewisse Verwandtschaft mit der un sers Hans Thoina und seines Kreises ausweist. T, Im schroffen Gegensatz zn der Art Hermosos steht die des Eordo besei, Julio Roinerv de Torreö. Tie fer noch verhältnismäßig junge Künstler galt eine Zeitlang unter den kampflustigen jüngeren Elemen. ten für die große Hoffnung der mo dernen spanischen Malerei. Er be gann als pinselgewandter Schüler LarallaS. Toch freute ihn die geht lese Art dieser pseudamvdernen, im vressianiskischen Malerei bald nicht mehr, und er versuchte nun, sich eine in jeder Hinsicht stark stilisierte Ma lerei auszubauen. Jede Natürlich keit, die bei Hermosa noch sa ange nehm berührt, wird bei ihm tramps hast vermieden, seine Kunst ist in jeder Weise z absichtlich, und das ist ihr Hauptfehler. Herbheit wird allgi leicht bei ihm zur Starrheit, und die gesuchte Monumentalität läßt einen kalt. Tie Kraft des Künstlers reicht dach nicht zur Darstellung der großen allegorischen Gedanken, die er gern wiedergeben möchte. Alle seine Schöpfungen jüngeren Tatums, seine große „Verherrlichung Andalu siens", sein „Altarwerk der Liebe" El Retabla del amor), dem wir hier die neue Fassung der „Himmlischen und irdischen Liebe" entnehmen, van Romero „Die beiden Wege" benannt, beweisen das Wohl deutlich genug. Es ist im Grunde genommen müde und fast tragisch wirkender KlassiziS mus, der in den Werken dieses von I. Rodrigurz Acosta: Fn dcr Wallfahrtskirche. Haus aus hochbegabte, ernsten .Künstlers zutage tritt. Eardaba ist von jeher eine Pflegeskätte der mann iiieiilnlen Zeichenkuiist gewesen, und so ist es eigentlich gar nicht verwun derlich, daß die Bestrebungen, einen neuen, auf zeichnerischer Monumen talität beruhenden Stil zn schassen, gerade van dieser altberülimten Ka lifenstadt ausgegangen sind. Gewissermaßen eine,, Ausgleich zwischen der Richtung Hermosos und Romero de TorreS bildet die .Kunst der Brüder Rainon und Valentin Zubiaurre. Sie entstammen der bas kischen Provinz, einem Land, das lei der sehr wenig Maler von Beden tnng, dagegen eine Reihe recht tüch tiger Bildhauer hervorgebracht hat. Sie beide sind lanbslntnni. darin Lei densgenossen ihres großen Kollegen Francisco Fcrnandez Ravarrete, ge nannt El Mndo. Vielleicht ist die eigentümliche Melancholie, die ans so vielen ihrer Werke heransklingt, der fragende, traurige Blick so vieler ihrer Gestalten letzten Endes aus dem körperlichen Gebrechen der beiden Künstler zn erklären, jedenfalls nicht ans ihrem spanischen Naturell. Auch das Helle Gran, oft ins Grünliche oder noch mehr ins Hellblaue spie lend, das meist de Hintergrund ihrer bänerlick' Interieure bildet, hat etwas eigenartig Trauriges und Müdes. Wenn sie die kaslilischcn Bauernsraneii mit ihren schreiend bunten Trachten malen, so erhalten diese Farben keinen fröhlichen Eha rakter unter ihrem Pinsel, das Blau, Gelb und Rot iiinimt vielmehr einen merkwürdig ernsten Ausdruck an. Vielleicht wird man in Deutschland finden, daß die Kunst der Zubiaurre noch mehr als die Hermosos eine Art llebcrtragnng der Malerei Hans Thomas oder Fritz Bühles ins Spa- Nische ist. Was sie van d-'r Cunst Hermosos scheidet, ist die viel groK/re Herbheit, dee schau gekennzeichnete iiielauchalische Z,ng, der dein heiteren Andaliisier ja völlig fremd ist. und eine nach größere Monumentalität. Tie scheitivare Priinitivilöt der bei den Brüder beruh! ani iasi nuiinierl zn nennender Berechnung. Manche ihrer Lchöpsnngen verlang, eigentlich gebieterisch da Fresko, nnd es wäre sehr zn wünschen, wen diesen Neiden sich immer ersrenlicher entwickelnden Kiinsüern eine ganz grasn- mannmen. talc Ausgabe, ein großes Fresko geinälde zuteil würde. Bilder, wie der „Bürgermeister van Tarreeabal leras",die sehr bedeutende „Wallsahlt zur Einsiedelei", da Partrat mei nes Paters" van Balentin, se>ne „Marienandachl", die wie eine Wie dergeburt der gragen berb inann nientalen Kompositionen Znrbarans wirkt Ranions „Festiag in Gara'. „Ter erste So!m" und seine Spinne rinnen" werden überall ernstester Be achtnng sicher sein. Rückblickend kann man sagen, da sich auch in der neueren svanischen Malerei viele der klinischen Merkmale finden, die die ältere kennzeichnet: die graste Barliebe für starke nnd reichliche Kontrolle im Inhaltlichen sowalil wie im farbigen, das stre ben nach einer monumental dekora liveti Wirliitig, ivabei der NntiiraliS. inns durch kein störendes. hemmendes Element bildet. Es ist nicht nninter. esrant, das; sich sehr vieles in der >'a vielnimlritteneti Knust des Bakers des Kubismus. Pabla Pieassos, der bekanntlich ein Spanier ist ter stannnt ans Malaga, ans der shanische Herkunft dieses Malers erkennen lösch, sa unwahrscheinlich dies viel leicht manchem ans de,, ersten Blick scheinen mag. 5