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6 Tunesische Fronen, den Erzählungen eincsNegers lauschend. Tunesische Franc, de Erzählungen eines Negers tauschend. Ter ehemalige türkische Vasallen staat Tunis oder Tunesien ist ein französischer Schutzstaat geworden, und der gegenwärtige Bei Sidi Ali ist nur dein Namen nach Herrscher, da seine Benvaltnng gänzlich von dem durch einen General-Residenten ver tretenen französischen Miiüsterinnl der auswärtigen Angelegenheiten ab liängig ist. Seine Hauptstadt -Lnnis, die !5 Kilometer von der .Lüne zwi schen dem seichten Sglzlee El Balüra im Osten und dem im Hochsommer fast ganz trockenen Sebcka el Seld schiinii liegt, zäbli LOO.OOO Einwog er, davon 00,000 Europäer. Lie isl gegenwärtig die drittgrößte Ltadl Afrikas und zeichnet sich ans durch die Reinheit, in der das arabische Leben in den von Eingeborenen bewohnten Bierteln zu Tage tritt, sowie durch die größere llmgänglichkeit und den inangelnde Fanatismus der Ara ber. Die Stadt, die rings von einer Mauer umgeben ist, durch welche zelm Tore fuhren, sondert sich in ein enro püische-s 'Viertel und die Arabersladt, zwischen welche sich die meist von Ara vern gehaltenen Bazare cinschieven. Letztere bilden, wie überall im Orient, den Mittelpunkt des kans männischen Treibens und unisaslen einige Dutzend teils überwölbter, teils mit Hol zdächecn gedeckter Gassen zwi scheu der Porte de F-ranee und der .uasbah, der halb in Ruinen liegen den Ziiadelle. Der Bei selbst wohnt im Bardo, der drei Kilometer westlich von der Stadt liegt, oder in M'ersa. Zur Tageszeit erfüllt die Bazare ein dichtes, buntes Getümmel, nach Schluß der Gcschäftsstunden aber machen die Kaufleute stire Läden zu imdgeben nach Hause, da der Bazar nur Perkaussgewälbe und Werkstät ten, jedoch keine Wohnungen enthält, Fnteressant ist auch ein Bestich der öffentlichen Bäder und Karawanse reien, wie der arabischen Kasleehä ser und Barbierstuben. Wer sich siü die Eigenart fremden Volkstums in teressiert. wird mit Vorliebe die Ara berstadt durchstreifen, um die einbei nilsche Bevölkerung da zu beobachten, wo sie sich, unbeeinflußt durch nio dern-curopäische Einwirklinge, noch Weise bewegi. Nur in wenigen, von Fremde,, bän siger besuchten Städten des Oeienls wird man eben diese? 'Volksleben so gut beobachten tonne wie gerade in Tunis, „Wer ein paar Tage lang van früh bis spät dnnb die anst','che Stadt gestreift ist und dabei die Augen offen halte," ruft ein Reiten der aus. „möchte am liebsten Bände über das Erlebte und Gelchante schreiben. Ein Hindernis ist aber ganz abgesehen von der Unienntnis arabischer Sprache und Sitte ver allem die unendliche Fülle von neuen Eindrücken, so das; man gar nickt weist, wo anlangen und wo antboren, sodann dir Erwägung, daß dock, durch den Pinsel so vieler moderner Orievt inaler die Eigenart des arabischen Städtelebens dein Auge van Taufen- den in Europa einigermaßen ver trant geworden ist, und das; mit dem farbenreichen Pinsel es die bescheidene Fedee nicht wohl aufnehmen kann." Wir bringen deshalb die Nachbildung eines tresslichen Gemäldes von H. Leimrieber, das uns anschaulicher wie alle Worte ein Stück arabischen Le bens vor Augen fährt. Der Künstler lässt uns in den schattigen Hof eines Haiises in Per Araberstadt blicken, in dem vier tunesische Frauen in der icilci'iüüen Landestracht den Erzäh lungen eines Negers lauschen. Tee Schwarze raucht dabei seine Zigarette und die Zntzöeerinnen sind sichtlich erfreut über die willloniuiene Unter haltung, die seine Gesprächigkeit ihnen bietet. Tie Große Moschee in Damaskus. Unter den fast dritlhalb hundert Moscheen der herrlichen Hauptstadt Syriens, Damaskus, ist die schönste die sogenannte Geäste Moschee oder Moscbee die Omas jaden. Dieses Wun derwerk arabischer Bankunst rührt von Al'd el Malik (705 bis 715), dem fünfte Kalifen des Hauses der Omassaden, her: vorher stand hier eine Kirche des heiligen Johannes. Fi, einer der Kapellen der Moschee soll das Haupt Johannes des Täufers ruhen und Jesus soll sich auf das „Madinet Fsä" genannte Minaret der Moschee am jüngsten Tage vom Himinet niederlassen. De Mittelgang des wunderbaren Baues bilden zwei Eingang znr Großen Moschee in Damaskus. Tcr Drilliche Eerc-spondenl, Be.lH:oie, Md, S'vi'tw', ist kl. Februar 191 Aus Mer Welt. Das Eicrornkel bei den Khnsi in Assam (Vorderindien). Reihen von sc vierzig Meter hohen Säulen ans Serpentin Granit, Por phyr und vielfarbigem Marmor und vier Tore öffnen sich nach den vier Richtungen des Himmels. Das Eicrvrakel bei de Khasi in Visai tVvrdcrindie!. Das bengalische Brahmapntrage biet, vornehmlich Assam, gehört zu den fruchtbarsten Ländern des briti schen stolonialreiches in Indien. Dos feuchte Klima ist aber für Kolonisten aus Europa sehr ungünstig, und die Menge von Tigern, Leoparden und anderen Raubtieren, die die Wälder und Gebirge im Süden des Brahma putra bevölkern, hat die Erforschung des Hinterlandes sehr erschwert. Des halb zpar bis in die neueste Zeit un ser Wissen über die wilden, kriegen scheu Stämme der Gara, Raga und Khasi. die jene bis zu üOOO Meter hohen Gebirge bewohnen, recht lückenhaft. Der englische Forschung-:-. reisende Föhn Fosler Fraser bat je- doch neuerdings die. Sitten und Ge wohnheiten der Kha'i näher beschrle ben. Unter interessantes Bild gibt eine Vorstellung vaii der merkwürdi gen Nolle, die bei Streitigkeiten dem Ei als -Orakel bo dem leicht erreg baren Volke zugeteilt wird. Man glaubt nämlich, daß die Eier mit den Geistern in Verbindung flehen, und das; sie deshalb auch über Recht und Unrecht entscheiden können. Haben sich zwei Männer über eine Sache ent zweit, so stellen sie sich schreiend und schimpfend gegenüber und werfen die in Körben mitgebrachten Eier auf den Boden. Der sonderbare Zwei kampf hört erst dann auf, wenn der Eiervorrat erschöpft ist. Ans den Fi guren, die durch die ausgelaufenen Eidotter und Schalenstücke entstehen, erkennt man dann, wer von den Streitenden recht oder unrecht hat. Der Sirbc Schwestern Wasserfall in stlorwegen. Die norwegischen Fjorde, jene tief in das GebirgSmassiv einschneiden den, schmalen, aber stark verästelten Meeresgassen, die. nichts anderes als in grauer Vorzeit unter das Niveau des Meeres gesunkene Täler, die ozeanische .Miste Skandinaviens in unendlich mannigfacher zersä gen und zertlüften und dadurch erst zugänglich machen, erzeugen in der innigen Verbindung von Felsen und Wasser wunderbare malerische Effekte und gehören zu den reizvollsten, er babensten Landschaften Europas. Blendende Gletscher reichen herab bis zum Meer, so das; man sie vom Schiff ans besteigen kann; jäh em porragende düstere Felsenmauern, nicht seilen bis anderthalb Kilometer Höbe ausweisend, umschlügen m scheinbar erdrückender Enge die Fjorde, um sich plötzlich wie auf den Schlag einer Wünschelrute dem in diese grandiose Szenerie cmdrmgen den Schiffe zu öffnen: n,?ißsckä:>- mende Wasserfälle, die wie durch sichtige Schleier von den lbraunen Felswänden herabbängen, stürzen sich mit ihrem Gischt in das tieie, blaugrüne, durchsichtige Wasser, und ihre feinen, staubkoriigrofien. pcrlen schimmernüen Wassertröpschen erwo gen in der Sonne die herrlichsten Re genbogen. Häufig dehnen sich auch schmale Streifen fruchtbaren Landes zu beiden Seiten eines Fjordes aus. das, durch die schroffen Felfenwände vorbei, ozeanischen Stürmen geschützt, ein für diese hoben Breiten mildes -Klima besitzt und reiche Vegetation auswein, sowie eine verhältnismäszig dichte Bevölkerung. Zu den grojzar tigslen und deshalb mit Vorliebe von Fremden besuchten Fjorden gehört der in 1500 Meter hohe, senkrecht ab fallende Felswände eingezwängte Geirangersjord, in den uns unser eindrucksvolles Bild versetzt. Er liegt im norwegischen Amt Romsdal und bildet den südöstlichen Arm des un weit Ailesund ausmündenden Star fjords. Was dem Geirangerfjord ei neu ganz besonderen Reiz gibt, ist die Fülle schöner, malerischer Wasserfälle, die sich aus schwindelnder Höhe in ihn hinab ergiesten. Ost lösen sie sich beim jähen Sturze vollständig in Ne bel auf. so dast nur ein Meister Saum unten im Fjord ihr Dasein verrät. Andere stürzen üver eine überhän gende Felswand und erscheinen von der Seite ans gesellen wie wogende Schleier. Wenn Nebel oben an den Bergen hängen, jo hat man den Ein druck. als kämen die Wasserfälle un mittelbar aus den Wolken. Einer der schönsten ist der zwischen Tigermulen und Müraaak (oder Merok) sich cr giestende Sieben-Schwestern-Wasser. ' - ~ 's >- -> Tds Waffergericht in Valencia. Der Licben-Schwestern-Wassersall im Geirnngerfsord (Norwegen). fall, der in sieben Armen über die turmhohen Felswände herabstürzt. Tie gewaltige Einsamkeit und Melan cholie, zusammen mit der wunderba ren Farbensrische, dein eigenartigen Zauber dieser wie durch Tränen lä chelnden Landschaft, wirken seltsam ergreifend und versöhnend zugleich auf das Gemüt des für solche Ein drücke empfänglichen Reisenden. Das Wasscrgrricht in Valencia. Das in drei Provinzen zerfallende, sich längs der Mittclineerküsle der phrcnäischcn Halbinsel von Norden nach Süden l,inziehende „Königreich" Valencia gehört zu den schönsten und fruchtbarsten Gebieten Spaniens, und zwar nicht etwa durch die natür liche Güte des Bodens, sondern durch den unermüdlichen Fleis; und die In telligenz der ackerbautreibenden Be völkerung. Der Boden ist, vo den Fluhtäleru und Küslenebeneil abge sehen, höchst mittelmäßig. im Süden sogar von Natur sleppenartig dürr, bedarf das ganze Fahr hindurch käust- Ucher Bewässerung. Da die meist ent waldeten Gebirge aber wenig Quellen und Bäche besitzen, so must das Wasser aus weit entfernten Flüssen hergelei tet, das Regenwasser des Herbstes und Frühlings in Zisternen und Staubecken angesammelt und mit grösster Genauigkeit, Umsicht und Sparsamkeit über die grasten zu be- wässernden Flächen verteilt werden, damit es während der langen, regen armen Sommerzeit ausreiche. Tie Valeneicmer haben sich infolge dieser Umstände zu Meistern im Bewässe rnngswefcn ausgebildet, und mit Hilfe dieser Kunst gewinnen sic dem Boden jährlich drei und noch mehr Ernten ab. Nicht nur die Ebenen und Talsohlen hat der Fleiß der Valen cianer in Gärten umgewandelt, son dern auch die Abhänge der Berge. Terrassierung und Bewässerung, das ist die Zauberformel, die den dürren Hängen der Kalkberge reiche Schätze entlockt. Diese an den Talseitcn sich hoch hinaufziehenden blühenden Ter rassen bieten einen reizenden Anblick dar: Wein, Feigen, Orangen, Frucht bäume jeder Art gedeihen dort in Fälle, i den Ebenen wachsen Oel-. Johannisbrot- und Maulbeerbäume, sogar Dattelpalmen, und das König reich Valencia trägt den Namen des „Gartens von Spanien" mit Recht. Da die richtige Bewässerung der Gär. len eine Lebensfrage für die Bewoh ner ist, so wacht jeder über das ihm zustehende Wasserrecht cmsdas eif rigste. Federn ist sein Anteil an dein in Gräben und Rinnen zuströmenden belebende Nast auf's genaueste zu gemessen: nimmt einer mehr, als ihm gehört, so muß der Nachbar darunter leiden. Infolge dessen sind Streitig keiten wegen des Wassers an der Ta gesordnnng, und es besteht in Valen cia seit Fahrbnnderteii ein volkstüm liches „Wassergericht", das allwöchent lich einmal in der Vorhalle der Kathe drale tagt. Als sachverständige Richter .amtieren Gärtner und Pflanzer, die von sämtlichen Pflanzern und Gärt nern des Königsreichs alljährlich ge wählt werden. Sie nehmen auf einer Bank Platz und lasten nun die strei tenden Parteien nacheinander vortre ten, ihre Klagen vorbringen, die Zcu gen ausrufen usw. Unser Bild stellt solch eine Sitzung des „Wasserge richts" zu Valencia dar. Auster Klä gern, Beklagten und Zeugen fehlt es auch an Zuschauern lischt, und so ist das Wasscrgericht zugleich öffentlich und volkstümlich, was der Gerechtig keit seiner Entscheidungen zu gute koinint. Bei der grasten Wichtigkeit der Sache für den Landbau sind die Strafen, d> verhängt werden, zum Teil sebr empfindlich. Das Wasser gcricht kann ans eine Geldstrafe bis zu 000 Pesetas erkennen, und es spin nen sich zwischen den erregten Par teien und den Richtern oft lebhafte Wortgefechte ab, die um so hitziger sind, als die Valencianer zwar durch Klugheit und Fleist, keineswegs aber durch ihre Ehrlichkeit. Sanftmut und Besonnenheit bekannt sind. Man nennt das ebemalige Königreich 'Va lencia in Spanien „ein von Teufeln bewohntes Paradies", was zwar Uebertreibung und Gehässigkeit ist, aber als wahren Kern doch die Tat sacke enthält, dast Hinterlist, Jäh zorn und Rachsucht als bervarstechende Eharatterzüge der stark mit mauri schein Blute gemischten Bevölkerun von Valencia gelten müssen.