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sttdiana Tribüne, Sonntag, den llK August 1000. 3 Zclim, Zolim und Salim. Von Kar! Tiif$!f. T-:r weise Selim und der weise So-li.-u air.gen sehr ci Abends jufamnen in die Schenke zur goldenen ÜJtnff. und sie fransen allda nicht tn scö:oa: z:n Trank Arabiens, von deni nur di: Weiber begeistert werden, sondern j , labten sich an dem feurigen Saft der' g:segn:ten Traube, den der kluz: Wirth .aus Um Lande der Hellenen bezzg. 'Tenn wenn :i:ch dr Prophet, für d:e ! Thoren, die die Gesetze befolgen, ein Verbot gegen das Meintrinken gemacht : bat, so ist es doch dem Weisen, der für Jede Handlung einen triftigen Grund i hat, gestattet, mit Rücksicht auf höher: 'Zwecke eine 2lusnahms zu machen. So saßen st: denn und scheuten ein nder in die weisen leuchtenden Augen, in der Rechten hielten sie das Kelchglas, mit der Linken strichen sie über ihre Ääcte, und Wort: der Weisheit flogen vcn ihren Lippen. Wenn das Volt sie so gebort hätte, so wäre der Ruf ihrer Weisheit bis in d'e entferntesten Land: gedrungen. Aber sie wußten es, daß .sie weise Männer waren, und das war ihnen genug. Wenn wir dadurch weiser würden, ; daß das Volk unsere Weisheit priese." , sagte der weise So'.im, so würden wir uch dadurch weniger weise, wenn das Äolk ein Wort von uns nicht verstände und d-aher tadelte." Recht hast Du," sprach dann der weise Selnn, wer weise ist, der ist weise, und wer weiser sein will, als er ist. der ist ein Thor und wird als Thor rkannt." Also saßen die beiden Weisen, der weise Selim und der weise Solim, ein sam beisammen und 'genossen ihre Weisheit, ud sie ließen als Tritten nur den weisen Salim noch zu, wenn dieser in der Stadt war. Aber der war oftmals auf Reisen. j(c Also sprach eines Abends der weise Selim zu dem weisen Solim: Wie weise ist es doch vzn dem Propheten ge wesen. daß er dem Lotte verboten hat. Wein zu trinken! 2t r Weise, der den Grund der Dinge sieht, weiß auch, daß der Wein ihn geschickter macht zum Eindringen in die tiefen Räthsel der Weltweisheit, und darum trinkt er. Wenn aber alles Volk beginnen wollte, Wein zu trinken, so würven sie all: jveise werden, und es wäre für denWei sen keine Möglichkeit, weise zu sein. Denn der Weise eristirt nur dadurch, daß es Thoren gibt, und der Thor exi stirt nur dadurch, daß es Weise gibt. Wären alle weise, so wäre kein Unter schied." So ist es," sprach darauf der weise Solim, und so ist es auch bei den Wei bern. Dadurch, daß es häßliche gibt, kann man unterscheiden, welche hübsch sind. Wären alle gleich, so könnte kein Weiser die Hübschen herausfinden." So sprach der weise Solim, und der weise Selim gab ihm recht. Der Weise kann nicht sündigen," sprach der weise Selim, denn er thut nur. was seine Weisheit ihm als richtig zu thun gestattet." Der Weise darf sündigen," sprach der weise Solim. Es ist ihm erlaubt. Alles zu thun, nxis seine Weisheit ihm gestattet; er darf uch das thun, wa ten; Thoren seiner Thorheit wegen zu thun verboten ist." Dem Thoren ist es verboten, über bie Gesetze nachzudenken," sprach der fcxifc Selim. Er würde sie nicht der stehen und in seinem Unverstände sich irgend etwas ausdenken, um sie nicht zu befolgen. Der Weise aber, der über die Gese?,e nachdenkt und eins thöricht fin det. das er dann nicht mehr befolgt, der findet auch: es ist besser, daß tas Volt der Thoren die Gesetze befolge und ein thörichtes darunter, als daß es ein gu tes Gesetz nicht befolge, weil es für thä richt gehalten wird." Je folgsamer die Thoren sind, um so mehr kann der Weise in Ruhe dar über nachdenken, was er thue und was er lasse," fügte der weise Solim hinzu. " Der Wein erleuchtet des Weisen Hrz." sprach der weise Solim, als fi: spät in der Nacht di; Schenke zur gol denen Giraffe verlieh?.. , Der Weise achte: des Geldes nicht, und es ist gleichgiltig. wer von zwei seilen die tfecrjc bezahlt. Also zae Du, weiser Selim, heute die ganze eche!" - Recht hast Du, weiser Solim." erwiderte der weis: Selim und zahlt: ganze Zeche. Am nächsten Abend sagte der weise s : . i fr , ! Äeche!" Reckit haft Du. weiser Solim." er fcb'ric der weise Selim. Es ist gleich Siltiz. wer von zwei Weifen dieZech: Zahlt. Also zahle Du, weiser Solim. heute die ganze Zeche!" Weise Worte entströmen Deinem Munde, o Druder!" rief der weise So lim. Tarauf ließ er die ganze Zeche an schreibe., und sie tranken noch ein: Fla Iche und Wert: &r Weisheit entström en ihren Lippen. Eines Abends trafen sich die beiden Weisen auf der Straße. Heil Dir. w:izer Solim!" sprach der weise Selim. Möge Dein Bart Dir bis auf die ßnic: reichen! Gehst Du zur goldenen Giraffe?" Heil Dir,, weiser Selim!" sprach der rreise So.'im. ..Mögen Dein: Kin der Dir an Weisheit gleichkommen! Ja. ich gehe' zur goldenen Giraffe." ; Wir werden dort den weisen Salim treffen, er ist heute von seiner Reise zu rückaekommen cnb wird unZ Vieles zu berichten tyi&w," inünk der weise Se- lim. Ä-Dn irrst.1 enWt? Uz. weise S.2- rr lo.crir: t3 in gie-ajgung, wer mv v.! CT -.. - - J. . . -f.t l i.r ah Ä-iii uic ,-eaze z-igii. vujO , zahle Du, w.'iZerSelim. beut: di: aan-.e lim, unser reunl, Der jceije ahm, j den Allah schützen möge auf seine: Reise, kommt erst morger.!" Wetten wir!" Um was?" Um die ganze heutige Zeche Gut!" Die Wette ist also die: Ich be-; hzupte. daß w:r Beide den lveisen Sa lim heute Abend in der goldenen Gi raff: treffen, und Du hältst dagegen," wiederholte der weise Selim. Dann hast Du verloren, weiser Se lim." sprach der weise Solim. Ich geh: nicht mit zur goldenen Giraffe, also können wir Leide den weisen Sa lim dort nicht treffen." So?" fragte der weise Selim. Jawohl," entgegnete der weise So lim, .,denn Du kannst ihn dann höch- stens allein in der goldenen Giraffe ! treffen. Tu hast also verloren. Ja. wenn Tu so meinst," sprach der weise Selim, dann habe ich freilich verloren und muß die ganze Zeche zah len. Gehen wir also, um die Zeche zu machen." Und sie machten sich auf und gingen zur golde.-.en Giraffe, wo sie den weisen Salim, vergnügt vor feinem Kruge sitzend, vorfanden. Heil Euch. Ihr weisen Männer des Landes!" rief der weise Salim den bei den Ankömmlingen entgegen. Setzet Euch zu mir und trinket und seid meine Gäste, denn die Heimath wiederzusehen ist ein Glück, das nicht Jedem zutheil wird." Heil Dir, weiser Salim!" rief der weise Solim. Mög? Deiner Weisheit Sonne uns stetig erleuchten und erwär men! Aber die Zeche zahlt heute der loeise Selim, denn er hat eben eine Wette verloren." Heil Dir, weiser Salim!" rief auch der weise Selim. Mögen die Löwen der Wüste vor dem Strahl Deiner Au gen zerschmelzen wie Butter! Aber mit Nichten, weiser Solim, zahle ich die Zeche, denn Du hast verloren!". Q wie kurz ist der Schlauch der Ge danken, selbst bei einem weisen Manne!" sagte der weise Solim. Hast Du vergezsen, daß Du eben erst selbst einsähest. Du hättest verloren und müßtest die Zech: bezahlen?" Haft Du vergessen, weiser Solim," rief der weife Selim, um was die Wette ging? Ich wettete, daß wir den weisen Salim hier in der goldenen Gi raff: treffen würden, und Du hieltest dagegen. Nun, wir haben den weisen Salim hier getroffen, also hast Du cer loren!" ' Das scheint mir !lar!" sprach der iVttft Salim. Du weißt nicht, weiser Salim." entgegnete taisc Solim, was vor her geschah. Als wir diese Wette abge schlössen hatten, erklärte ich, daß ich nicht mit . zur goldenen Giraffe gehe, und daß also nicht wir Beide, sondern höchstens er allein, der weise Selim. Dich, den weisen Salim. hier treffen würde. Also hat er verloren!" Er ist aber doch mitgekommen und hatte auch schon vorher erklärt, daß er hierher gehen wollte," bemerkte der lveise Selim. Di: vorherige Erklärung hatte mit der Wette nichts zu thun, ich konnt: die Absicht ändern," warf der iveise Solim ein. Als wir die Wette abgeschlossen hatten, bin ich erst eine Sekunde lang nicht mitgegangen, urö dadurch hast Du verloren, wie Du selbst zugabst, und dann bin ich mitgegangen, um mit Dir die Zeche zu machen, um die wir gewettet hatten und die Du verloren hattest." Das scheint mir klar!" sprach der weis: Salim. ' O nein," rief der weise Selim. Er. der weise Solim, hat es mit der Absicht, nicht mitzugehen zur goldenen Giraffe, nicht ernst gemeint; er kiVt diese List nur gebraucht, um die Wette zu g:winnen. Und ich habe die Erllä rung, die ich darauf abgab, daß ich der lor:n habe, auch nicht ernst gemeint; ich l-abe diele Lift gevraucht, um ihn do$ hierher zu nöthigen. Und nun haben wir Dich, weiser Salim, zu unserer großen Freude hier getroffen, ich habe recht behalten, und er hat verloren." Das scheint mir klar!" sprach der weise Salim. Ist es nicht erlaubt, eine List zu ge brauchen, um eine Wette zu gewinnen d" sprach der weise Solim. Ist es nicht erlaubt, eine List zu überlisten, um eine Wette zu gewin nen?" sprach der weise Selim. Das scheint mir klar!" sprach der weise Salim. Mir scheint," sprach der weis: So--lim wied:r, daß unseremFreunde, dem weisen Salim, Alles klar erscheint. Mög: er also der Kadi sein, der den Streit mit weisem Rathe schlichtet!" Gut. sei er der Kadi!" stimmt: d:r weise Selim ein. Wenn Ihr also mich fragt." sprach der weise Salim. nachdem er den. Fall überdacht und tiefsinnig in sein Glas geschaut hatte, und wenn Ihr darin einig seid, daß Ihr mein Urtheil un umstößlich anerkennen wollt, so will ich also verkünden: Ihr habt Aeid: recht. Du, weiser Solim,, hast recht, daß Du zunächst nicht mitgegangen bist und Dein Freund eingewilligt hat, di: Zeche zu bezahlen. Also bezahlt der weis: Sclim die Zech:. Du aber, w:i ser Selim, hast recht, denn Ihr habt mich Beide zusammen hier getroffen. Also bezahlt der weise Solim die Zeche. Da wir aber an einem Abend nicht zwei Zechen machen können, so wollen wir die eine heute, die andere aber mor gen machen. Das' wird das Best: sein. Zhr hattet freilich nur um die heutige Zeche gewettet; da wir a'aer eben heute eigentlich zwei Zechen machen müssen, o müssen wir uns wie kor einer Höhe rtn Gewalt beugen und den morgigen Tag zu Hilfe nehmen. Wenn Ihr aber meinen guten Rath haben wollt, so. bedenket in Zukunft, daß es dumm ist, wenn zwei Weise ein ander .um ihr Geld bringn, wollen, und . . V ) .. war: es auH - nur -tu ::rag einer i'H. " iJ53 ist recht und billig, daß der Thor für den Weisen zahle, und'daß der Weise an dem Thoren Midien:. Die Weisen aber müssen zusammenhal ten, damit der Ruf ihrer Weisheit nicht geschmälert werde." So wärst Du heute selbst Deinem Grundsatze untreu!" versetzte der weise Solim. Denn Du verurtheilst uns Beide zu Leistungen, Dich selbst aber nicht, und der Weise soll doch nicht den Weisen um's Geld bringen wollen!" Mit Fug und Recht!" entschied der weise Salim. Denn Ihr habt nicht gehandelt wie Weise, sondern wie Tho ren. Wäret Ihr weise gewesen, so hat tet Ihr auf meine Aufforderung, meine Gäste zu sein, stille geschwiegen. Ihr hättet das Sichere genommen, statt Euch um das Unsichere zu streiten. Thoren wäret Ihr. als Ihr das Gegen theil thatet; Thoren wäret Ihr schon, als Ihr mit einander eine Wette mach tet. Doch das bleibt unter uns, wei sei Selim und weiser Solim!" Liebeobälle: Der englische Weltreisend: Fred Earey, der kürzlich den fast gänzlich unbekanntenSüden Chinas durchstreift hat, erzählt viel Amüsantes von den jungen Leuten jener fernen Gegend an der Grenze von Birma. Zu den be liebtesten Belustigungen der dortigen Dorfschönen gehört es, mit kleinen Bällen aus Baumwollsamen zu wer sen, di: sie Liebesbälle" nennen. Beim Passiren der Dörfer wurde Earey häu fig von diesen Wurfgeschossen aus zar ter Hand getroffen, doch lag es keines wezs in der Absicht der übermüthigen Ballwerferinnen, dem Ausländer da mit irgend eine Botschaft zu übermit teln. Während der großen Feste, die überall' im Reiche der Mitte das neue Jahr einleiten, spielen diese Bälle aber eine wichtige Rolle. Bei diesen Gele genheiten ist das Werfen eines Liebes balles eim höchst bedeutsame Sache. Jed: heirathslustige Maid giebt wohl acht, daß sie mit dem weichen Geschoß nur den einen Jüngling trifft, dessen Weib sie gern werden möchte. Auf diese Weise darf sie, ohne sich etwas zu der geben, ihm zeigen, daß sie ihn allen Anderen vorziehen würde. Bemüht sich der junge Mann, den Ball zu fän gen, so ist das das sicherste Zeichen da für. daß er der Werferin in Liebe zu gethan ist. Läßt der Getroffene die bunte Kugel aber gleichgültig zu Bo den fallen, dann weiß das Mädchen, daß es auf die Erfüllung seines. Her zenswunsches nicht rechnen darf. Ge wohnlich sieht die Betreffende sich in diesem Falle gleich nach einem anderen 5)eirathseandidaten um, der die ihm zu Theil werdende Auszeichnung besser zu würdigen versteht. Zu jeder anderen Zeit außer Neujahr wird das Liebes ballwerfen nur als ein zu harmlosem Flirt Gelegenheit gebendes Spiel be trieben, dessen Hauptregel darin be steht, daß die Person, welcher der Ball zufliegt, beim Nichtfangen ein Pfand an die zahlen muß, die ihn ge worfen hatV Seine Erholung. L'.:moreZke von Leömann. a, Gott sei Dank", rief der Diä. tar Stichling, als er gegen 3 Uhr Nach' mittags vom Bureau kommend, in das Sohnzimmer trat, in welchem die Gat tin eben mit den Borbeieitungen zur Mahlzeit beschäftigt war, Hott sei Tank," jeit haben wir vierzehn Zcce Rübe." Mit diesen Worten legte er Hut und Stock bei Seite und vertauschte mit einem Seufzer der Erleichterung den Gehrock mit der bequemen Hausjoppe. ..Vierzehn Tage Ruhe", fuhr Stich' ling fort, das Glück ist kaum zu fas sen. Was sangen wir nur vor Ueber muth an? Reisen kostet Geld, und bei unseren vierzehn Göhren ist und bleibt Schmalhans Küchenmeister. Wenn ich firt meine Person auch gern auf ein Vergnügen verzichten möchte, so thut es mir doch wehe, daß Tu vom Leben nichts als Sorge und Mühe hast." Frau Hermine unterbrach ihn : Bitte, sprich nicht von mir. ich bin vollkommen zufrieden und glücklich, doch möchte ich auch Tir gern eine Zerstreu ung wünschen. Hör', mal: Da hat mich neulich Frau Kanzleirath Müller ge fragt, lob wir nicht gelegentlich eine Kremserpartie zlsa:::men machen möch ten, fo einen Picnic. Jede Familie ist berechtigt, drei Kindcc mitzubringen und hat nur für ciucn Theil des Früh stücks zu sorgen; fo wird mir nur das Mitbringen von frischer Butter. Sem mclll und Rettig zur Bedingung ge macht. Wa3 meinst Du. Altec? Wa gen und Bier auf gcmeinschastlichc Kosten!" Hm, die Sache läßt sich- hören. Wen würdest Du nun wohl aber von unseren Kinsern mitnehmen?" ..Ich denke unsere Paula, das arme Ding hat ja bei i'-.rer Schneiderei sonst nichts, den Wilhelm und Elara." Was. Kind. Du wolltest Wilhelm, diesen Unglückswurm, zu einer Partie mitnehmen? Ra, Muth hast Du! Ter Bengcl hat trotz seiner 10 Jahre so viel Pech, wie sein Vater kaum .während seines an-en Lebens, was allerdings viel sagen will. Paula yonne ich eine Abwechselung in ihrem sreudenarmen Leben gern, sie kann auch auf Wll beim aufpassen, während Klara, trotz ihrer acht Jahre, ein Norn aUind ist und Schwierigkeiten kaum machen wird. ,Gut, ich ij;n einverstanden, be sorge das Erforderliche." Es wör ein wündcrschöner Morgen, als das Ehepaar Stichling mit den zu gestandenen drki Sprößlingen dem SaM nkt Zuwanderte. Frau Her Mutter zwei Pfund zu 14 Bolle ae cbmackvoll aus einer tunoea cgunel angeordnet, in eine Serviette gebunden, in eigener Person, während der Hausherr die Tasche' mit dem obligaten Backwerk übernommen hatte. Paula hatte als Produkt der Lette schule ein selbstgefertigtes weißes Kleid mit gelben Schleifen angelegt, zu wel ckem dem jungen Mädchen ein gelber Strohhut mit Marguenten recht gut ; stand, während Wilhelm einen funkel j nagelneuen Matrosenanzug trug, des sen Stoss eine verdächtige Ähnlichkeit mit Baters zu eng gewordenem Som merüberzicher zeigte. - Tie mit bureaukratischer Pünktlich, keit eingetroffen! Freunde wurden be grüßt. In bunter Reihe bestieg man das Gefährt, das sich unter dem Stöh' nen der wohl nichts Gutes ahnenden Gäule nach Saatwinkcl zu in Bewe gung setzte. Tie Fahrt, welche der größeren Feierlichkeit wegen durch Ebar lottenburg führte, verlief ohne befon dere Fährlichkeiten. In der Nahe des Restaurants Saat Winkel angekommen, wurde m einer geschützt gelegenen Schlucht das Lager aufacscklaaen. Frau Stichling hatte die Bütterschüssel vorsorglich bez Seite und in einen von drei Baumstümpfen gebildeten natürlichen'Schutzwinkel ge stellt, während sie selbst bei Herstellung des Lagerplatzes und dem Auspacken des Frühstücks behilflich war. Wilhelm, der es wahrhaft kunstvoll zu Wege brachte, überall hinderlich zu sein, über die ausgelegten Plaids fiel und den ausgebreiteten Servietten die Spuren seiner frischgeschmierten Stie fel aufdrückte, mußte schließlich .durch den Machtspruch des Vaters bei Seite geschafft werden. Niedergedrückt schlich er davon und fand in der Nähe bald .'in Plätzchen, wo eine offenbar zum Schutz gegen das sprossende junge Grün ausgebreitete Serviette eiue ge eignete Ruhestätte anzeigte. Was dem Plätzchen besonderen Reiz verlieh, war der Umstand, daß unmittelbar dabei die Reste stolzer sichten dem müden Oberkörper Anlehnungspunkte boten, so daß Wilhelm, vergnügt die Melodie V . Ci v . r-it . n psciseiiv : oii venn lein ciugi oa , dem geschäftigen Treiben der Festtheil nehmer in behaglichem 'dolce far niente" zuschauen konnte. Doch das Unglück schreitet schnell. Tie erholungs- und frühstücksbedürf tigc Menge hatie sich gesetzt und klap pcrte ungeduldig mit Messern und Gabeln auf den Tellern. Vat-:r Stich, ling hatte den Inhalt des Brodkorbes ausgetheilt und Frau Hermine machte sich daran, die sorgsam verwahrte But ter herbeizuholen. Welcher Anblick bot sich aber ihren starren Augen ! Wil Helm saß mit zufriedenem Gesicht, im mer noch das Lied von der stuhlloscn Hulda" pfeifend, in der Butterschüs-' sel, deren Inhalt zur menschlichen Nahrung ungeeignet geworden war. Mit dem Aufschrei : .Wilhelm, in samcr Bcnzel," stürzte sie auf den ahnungslosen Bengel los, ergriff ihn mit kräftiger Hand am Kragen und pg ihn von dem molligen Sitz empor, wobei sie ihn um seine Achse drehte, um ihm auf diese Weise seine Missethat ad oculos zu demonstriren. Während Wilhelm die gekränkte Un, schuld spielte, versuchten die Tamen' der Gesellschaft die getränkte Frau zu trösten und erklärten, daß man sich auch sehr gern ohne die in Grund und Boden gesessene Butter behelfen wolle, Tas Jrnhstück verlief denn auch zu all gemeiner Zufriedenheit, worauf sich die junge Welt zu geselligen Spielen zusammenfand, während die Eltern den liebgewordenen Lagerplatz bewach ten. Tie hübsche Paula, welch: ihre Al tersgenossinen sichtlich an persönlichen Reizen überragte, wurde bald der Ge gcnstand der. Aufmerksamkeit sammt licher junger Herren, unter denen sich namentlich Fritz, der Sohn des Gehei men Registrators Fröhlich, hervorthat. Wilhelm hatte sich grollend darüber, daß er seine Semmeln trocken verzeh ren mußte, von der lustigen Gesellschaft entfernt und eine etwa 25 Fuß hohe, schlank aufstrebende Fichte ' erstiegen. Als aber sein Aerger verrauchte, ward es ihm allmählich klar, daß es ihm un möglich sein werde, wieder zur Mutter Erde zu gelangen. Sein klägliches Geschrei alarmirte die ganz: Gesell schaft, welche sich um den Baum ver: sammelte und rathlos in die Höhe schaute, wo Wilhelm zwischen den Zweigen einer-reifen Frucht glich, deren Abfallen jeden Augenblick zu erwarten war. Hilflos liefen die Festtheilnehmer um her; die Frauen jammerten, die Män ne? schimpften, bis Vater Stichling auf die Idee kam. von dem nächstgelegenen Restaurant Beistand herbeizuholen. Er stellte sich den sehnsuchtsvollen Blicken bald in der Person eines stämmigen Hausknechtes dar, der nach Anlegung zweier Steigeisen mit einer Waschleine die Fichte erklomm und so den weinen den Jungen ohne weitere Fährlich!eit herunter beförderte. Der schöne Tag ging zur Neige und die Dämmerung brach berein, so daß die sorgl.chen Hausmütter die Ueber' blkibsel der lukullischen Mahlzeiten auf den Wagen zu packen begannen, um zur Heimkehr gerüstet zu sein. Frau- Stichling. welche an einem Winterstrumpf für den Gatten strickte, und dabei der kinderlosen Räthin MüU ler eine Vorlesung über Leiden und Freuden einer lindergescgncten Mutter hielt, wurde in dieser nützlichen . Be schäftigung durch die weinende Klara unterbrochen, welche sich der Mutter in einem beschmutzten Kleide präsentirte und erzählte, wie Wilhelm in einem Tümpel Salamander habe fangen wol. len, . hierbei ausgeglitten und in den Morast gefallen sei. Bald erschien Uch Wilhelm in einem Aufzuge, wet chec jedem Reinlichkeitsgefuhl Hohn sprach. Wie schlecht hatte doch Paula ihr Ausseheramt versehen und wo war sie überhaupt ? fragte die erbitterte Mut ter. Llarckzeä erklärte nun. dak Paula lc vie viuficyi uuzt ...nt incuiu gen, dann aber mit Fritz Fröhlich einen Epaziergang unternommen habe. Alle Versuche, das junge Mädchen herbeizu rufen, scheiterten, bis sie nach einer reichlichen. Stunde erschien, aus die Mutter zueilte und ihr verschämt zuflü stcrte : Er liebt mich !" Was, wer ?" schrie Frau Hermine. Fritz; er hat noch zweieinhalb Jahr als Su vernumerar und sechs bis acht Jahre als Tiätar zu arbeiten, um dann angestellt zu werden." ,.Na, das hast Du ja brav einge richtet. Batcr wird feine Freude daran haben, " erwiderte Frau Hcrmine auer aller Fayung und eilte, ihrem Manne diese neue Uebcrraschung mitzutheilen. Unverzüglich ordnete Vater stichling die Besteigung des Kremsers an, in welchem die beiden Unglückskinder die äußersten Eckplätze unter persönlicher Verantwortlichkeit der Mutter einzu nehmen hatten, während er selbst die übrige Gesellschast zum schleunigen Aufdruch zu bewegen suchte. Als er als Letzter das Gefährt mit Klara bestiegen hatte, flüsterte idm diese zu : Tu, Vater, eben ist Fritz Fröh lich auf den Bock gestiegen, wo nun doch bei Paula sitzt." Ohne besonderes Aufsehen zu erre gen. konnte an der Sache nichts geän dert werden und fast krank vor Aerger langte das Ehepaar bei den häuslichen Penatcn an. Nach einer eindringlichen Aussprache und einer schlaflosen Nacht fragte Va ter Stichling beim Frühkassee mit schwacher Stimme : Meinst Tu nicht, Mutter, daß ich lieber wieder auf das Bureau gehe ? Meine Gesundheit ist nicht d:e stärkste und würde einer zwei ten ähnlichen Erholung nicht Stand halten." Ich glaube auch, Vater, es wird das ':ste sein," entgegnete die betrübte Gattin. Und so sah man denn Stichling eine Stunde später in gewohnter Weise nach der Dienststelle wandern. Gründe für das Abbrechen des Urlaubs führte er aber nie an. ' Dr. J, A. Sirtcle, Wund-Arzt, Geschlechts-, Urin- und Ncetum Krankheiten. Office: 155 Ost Market Str. Tel. 941 Oksice.Stundel:: 9 biZ I Uhr Vorm.: 2iiS4Uhr NV WALTER FRANZ. Zahn-Arzt, No. QQ Ost Markct.Ätrahe, Cossi'.l Block. Zimmer 43. Ossiccflundtn : ?-!2Pm.: I 5 3im.: 7-S A5e7.dZ. EonntazS von 10 Uhr !vui. bis 2 Udr m. llr. L A. GREINER, empfahlt sich für d VcrOgnng kranker Thiere. 3s Kranke Pfrrde werden entgrzknenommen onsrhaltea bkjsere Adrvarluiiz alZ i ihrer eigene etallung. 18 biS 24 Süd Ost.Ltrahe. relephon 905. Wohnung 1798. Otto Deppermann, Deutscher Zahnarzt, 31ajestic G-efoceucie. J'.mmer No. 207. DR. JOS. L llÄ Geschlechts- und HarnZrankhcitcn. 20 West Ohio Str. C. C. Everts, Deutscher Zahnarzt, 81 Nord Pennsylvania Sfr. Gas wird auf Wunsch anqewanot. Br.O P hat seine Office aH dem WillouglibY-Gcbaude, No. 224 Nord Meridian Ctr., erSe Etage. verkett. Osflck'Stunden: V?n ibiH Uhr Nachmittag?. Z",lhbn: Osfie US Wohnung Tie Wohnung denoel sich wie bisher: , 1337 N'ord Pennsylvania 8t. Dr. I. Buhler, 20G Ost McCartY-Str. Sprechstunden: 8 bis 9 Uhr Vorm.; 2 bis 3 Uhr Nachm. ; 8 bis 9 Uhr Abds. ; Sonntags von 8 bis 9 Uhr Vorm. und 7bis8UhrAbcnds.. Telephon 1446. Schwache, nervöse Personen, c i gevlaai voi, SÄwkrmuth. Errvthen. Zittern, ökks Itopseu no G)ircj)!rn iiaumrn, rrjaijciii aus ocia ,.Zuzendfrud" ivie einfach nd dilkg eschlecdt kranrÄeittN' Solgvn derInqcndsün!cn, tttatapft aitflnifa (Qaritottlt).erfAtopftnbtybiittüfft un ankere mark d drinevkrende Haftn, schnell UN dauernd gehritt werde können. Ha?z neu örilrerfahrkn. Auch rin Kapitel über LerbütunA ,u aroken indrrsege und deren schlimme .Zgkgen ..ithalt öict;3 lehrrei(t)f HJt't". dessen neueste Anf liiie nach (riu ufa 'j von .5 Gtut3 Briefmarken Vetsif 3U 9aia:.it oiO von yv P?.riMY KLr.".X, 81 '.!, Ave., New York, hJ. 0. m k::t Mm . liarü Hall, 182 Ost Washington SttaJc. j oli 11 TVeilaclier, Eigenthümer. ionn 17. noLTZDAiiii, Deutscher Ädvokt, Zimmer 10. Stevenson Gebäude, Telephon (alt) 129. (oSSSSScoSSSooSSa ;. . i iHcrn gebe Wenn man sich -nicht mit dem .Magen tn atkt nimmt, wird ?. t;v.f 5:i D Unreines ZZlnt V 1 ;iVl . ' die unj!!:tleibliz Folge sein. Dr. August Königs Hamburger Tropftn reinigen den Magen und tat Blut, und das Resultat ird eine voUstzudige Heilung sein. I(JIJTSVWJJ1JVVV 00X000XX0X000 CKKO0O0HXX0XK)'vS' y . preis Dir, Gamdrinus, habe Dank, Zür Deinen edlen vT AA o vv M das würzige Gebräu der In Gebinden und in ALBERT (Nachfslgcr von Fabrikant Seine ßhocoladen eine Spezialität. Händler in geschälten und ungeschälten Nüssen. Bäcker, Groceriste, Sonntagsschulen, Vereine uud Logen werden gcbeterr mir ihre Kundschaft zukommen zu lassen. 102 Sud Pennsylvania Stratze, gegcnu6gc Der ijas-l!ja, ZIMy Ittj Die Vollkommenheit in vzx Braukunst :::: ist erreicht, worden von der :::: " TesTe Haute Ereiving lc, :::: in deren neuern Gebräu : :::: Champagne Yelvet. Alle erste Klasse Wirthschaften haben dieses Bier an Zapf. 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