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Erscheint jeden Zlachinittg und Sonntag Morgens.
Jahrgang 24.
Indianapolis. Ind.. Mittwoch, den 10. Oktober 1900.
No. 22
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Jluslmw Depeschen
CyiiiliZ' Ärin
Soll in Tai Buen schwer
erkrankt sein.
Tcr Krieg w!rd wahrscheinlich ins
Innere von China getragen
vcrdcn
Denn öer jjof nicht mich Peking
znrnckkclzrt.
Die chinesische Ncgierung ver
spricht
Toß drei schuldige gclöpst und drei
lcbcnrlänglich eingesperrt werden
sollen.
"Sie Lage in Indien bessert sich ganz
bedeutend.
TeWct im Oranje Staat acschlagcn.
Mehr als 300 Zlschcr
m
S3t dem türm vom 13. September
ums Leben gekommen.
D i e Lage in China.
' London. 10. Okt. Dr. Morrison,
der Korrespondent der Times" in Pe
kina. meldet vom 5. Oktober:
Rußland hat in Verfolgung seiner
Ipzlitik. China's alleiniger Freuno zu
sein, dein Tsunz Li Yamen den Chine
sen wieder zurückgegeben. Die Entschei
düng des Grafen Walders, die Eisen
'bahn-Verwaltunz z.i?isch:n Rußlan) uns
Deutschland zu theilen, ist ein weiterer
iVeeis für die inind:rn?:rthiz: Position,
welche England in Noro-China einzu
nehmen gezwungen ist."
Aus Tien Tsin wird der Timer
tom 7. Oktober gemeldet:. Drei franzo
fisch: Sataillone gingen gestern gegen
Zao Ting Fu vor. , Die Briten warten
noch auf die Deutschen, gehen aber viel
leicht auch ohne diese nach obigem Platze
-ab. '
Aus Shdigljai wird inzwischen vom
Montag gemelkt. da& die Wirten be
reits in Pao Ting Fu einzetrcffen sin),
chue aus Widerstand zu stoßen.
Der Berliner Korrespondent des
.Standard" meldet aus Berlin, daß
man das kaiserliche chinestscheEdikt dort
sehr skeptisch ausgenommen und daß
Graf Waldersee Befehl erhalten hat,
fcie militärischen Operationen wieder
.aufzunehmen.
Dein Standard". wird vom Sonn-
tag auZ Tien Tsm gemeldet, daß sich die
Chinesen im Hwanz Lu Passe, dem
Zugange zur Provinz Shan Si. kon
zentriren. um die Alliirten an der Ver
folgung des kaiserlichen Hofes zu hin
dern. Es heißt, daß der Gouverneur von
' Shan Tung und die Jangste Vizekö
nige eine Kollektio-Note an die Kaise-
rin gerichtet haben, worin ste es für un-
inöglich erklären. Geld und Provisio
nen nach Si Ngan Fu zu übermitteln,
und mit Abdankung drohen, wenn der
Hof nicht nach Peking zurückkehrt. Man
glaubt, daß der Kaiser KwanZ' Su
Willens ist. zurückzukehren, daß aber
Yie Kaiserin-Wittwe zögerte, bis sie von
toem Vormarsch der Verbündeten auf
Pao Ting Fu hörte.
Li Hung Chang soll dem Kaiser ge
rathen haben, nach Peking zurückzukeh-
ten.
Pe king, 4. Okt. Die Poa Ting
Fu Expedition wartet auf die Deut-
schen. die noch nicht für den Abmarsch
bereit stnd. Es heißt, daß sich 12.000
kaiserlich chinesische Truppen in Pao
2ing Zu befinden.
Peking. 7. Okt. Zuverlässigen
chinesischen Berichten zufolge soll die
Kaiserin-Wittwe in Tai Fuen schwer
erkrankt darni:derliegen. Der Umstand,
daß in letzter Zeit eine ganze Anzahl
kaiserliche Dekrete erlassen worden
sind, die mit den Ideen der Kaiserin
nicht ganz im Einklang stehen, scheint
'dies zu bestätigen.
. Eine Antwort auf die deutschen For-
'derungen ist vom Hofe in Tai Auen bei
52t Hung Chang ingetroffen. Es heißt
darin, daß Fang Run, der Präsident
5er Zensurbehörde; Z)ang Ii, Hilss
Großsekretär und Präsident der Zivil
behörde, und Chao Shu Chiao, der
Ipräsident der Bestrafungsbehörde, ent
Hauptet werden würden; daß der Prinz
Chwang, der Herzog Tsai Lan und
Iprinz Aih zu lebenslänglicher Gefan
genschast verurtheilt werden sollen, und
daß Prinz Tuan nach den kaiserlichen
Militär-Poststraßen an der sibirischen
Grenze geschickt werden würde, als wei-
-tere Bestrafung für den Beistand, den
ti den Boxern geleistet.
Vrinz China bat ein. kaiserliches De-
krer. vom . Oktober datrrt. erhalten. !n
dem, als Antwort auf das Ersuchen der
Gesandtschaften, haft der Kaiser nach
Peking zurückkehren solle, geantwortet
wird, daß der Kaiser nach Peking zurück
kehren werde, sobald die Unterhandlun
aen eine günstige Wendung nehmen wür
den.
39 e t li n, 10. 0H. 2i: Post" sagt,
es bestehe eine Vereinbaruna zwischen
Deutschland und Rußland, 'derzufolge
Deutschland die Eisenbahn von Peking
nach 7)ang Tsun und Runland di;
Strecke von Fang Tsun bis Tong Ku
kontrolliren solle.
B!e
Milizen werden e
n U
lassen.
London, 10. Okt. Das britisch:
! Kriegsamt hat Befehl gegeben, daß di:
meisten der wahrend des Kruges heraus-
beorderten Miliz-Regimenter nach Hause
geschickt werdm sollen. Ungtt'ähr 50.000
Mann werden entlassen werden.
K r ü g e r - N e l i q u i e n.
L o n d o n. 10. Okt. Eine HutschaZi.
it für einen Cylin::rhut, di: Herr Paul
Klüger vor zehn Jahren in London ge
kauft hatte, wurde am Dienstag auf
Auktion verkauft. Es wurde stark da
rauf geboten und die Schachtel brachte
schließlich 25.
Eine Pfeife, aus der Herr Krüger frü
her einmal geraucht, brachte 58.10.
St. Helena. 10. Okt. General
Crcnje und di: anderen gefangenen Boe-
ren beabsichtigen, .den Geburtstag des
Präsidenten Krüger am Mittwoch in st?
großartiger Weise als möglich zu seiern.
Der britischeTransportdanipfer Jda
; ho" hat am Montag wieder 200 gefan
! gene Voeren gelandet.
! Sensationeller Mord.
! Paris, 10. Okt. Bisher ist es der
; hiesigen Polizei nicht gelungen, irgend
j welche Spur des Unbekannten ausfindig
j zu machen, der in voriger Woche die
j Demi Mondaine Augustine Durand am
! hellen Tage ermordete. Der Fall ist
ähnlich der Tdat Pranzini's. dessen
! Opfer vor einigen Jahren Marie Reg
i nault wurde, und die ganze Halbwelt
! zittert jetzt für ihr Leben.
Jules", der Vorname des Mörders
j Frl. Durand's, dessen Nachname nicht
j bekannt ist, wird als ein kleiner, blonder
Jüngling beschrieben. Er drang in die
I Wohnung des Mädchens und Leute, die
! auf die Hilferufe desselben herbeieilten,
wollen gesehen haben, wie er di: Unglück
! liche mit einem Knüppel todtschlug; ehe
, er gefaßt werden konnte, war er ver
j schwunden. Eine Ursache für den Mord
! weiß man nicht.
i Die Polizei hat zahlreiche Verdächtige
I verhaftet, auf die die von dem Mörder
! gegebene Beschreibung paßt, aber Keiner
' war der Richtige. Auf den Boulevarvs
1 ist im Augenblick Jules'" That das
i Tagesgespräch.
iAus dem deutschen Reich.
B e r l i n. 10. Okt. Wie der Lokal-
: Anzeiger" trotz aller offiziösen Deinen
: tis wiederholt, haber. Nachrichten aus
; Tien-Tsin und Peliin die maßgebenden
militärischen Kreise überzeugt, daß eine
Expedition nach Singan-Fu, der neuen
Hauptstadt China's, nöthig sei. Man
! hilt dauernden Frieden oder aucb nur
! einen Friedensschluß für unmözlick, so
! lange die Kaiserin - Wittwe mit ihrem
I Anhange am Ruder sei. und meint, den
Kaiser Kwang Su unter allen Umstan-
den ihrem Einflüsse entziehen zu müs
sen. um Ruh: zu schaffen.
Der Korrespondent der Associirten
Presse brachte während des Tages In
Erfahrung, daß die sämmtlichen Mächte
den in der zweiten deutschen' Note ent
haltenen Vorschlägen beigestimmt haben,
mit alleiniger Ausnahme von Englanö,
das bis jetzt weoer die erste noch die
zweite deutsche Note beantwortet hat.
Das auswärtige Amt erwartet aber, daß
England der zweiten Note zustimmen
wird, und es erwartet auch noch ein;
Antwort auf die erste Note.
In Bezug auf die von Amerika geka
belte Nachricht, daß England eine Ver-mtttler-Nolle
gespielt habe, um ein: Vsr
ständigung zwischen Deutschland unz
den Ver. Staaten zu Stand: zu brin
gen, sagte ein hoher Beamter des aus
wältigen Amtes, daß offiziell nichts be
treffs einer solchen Dienstleistung be
kannt sei. und daß in der That gar keine
Nothwendigkeit für Vermittelung vor
Handen gewesen sei.
Di: letztere Erklärung wuro: von dem
britischen Gesandten. Sir Frank L:2
celle, inZossirt.
Von dem Feldmarschall Graf Wal
derse: sind keine Nachrichten mehr einze
troffen, seitdem er angekündigt. daßV
das Kommando übernommen hab:. Die
Details der Orzanisatii nehmen ohn:
Zweifel seine ganze Ausinerksamkelt rn
Anspruch.
Aus Prioatoepeschen geht bervor, daß
die Teutschen den Palast der Kaiserin in
Peking besetzt haben und daß weitere
deutsche Truppenoerstärkunzen. aus zwei
Bataillonen Infanterie, zwei Geschützen
und Kavallerie bestehend, alle unter dem
Kommando des Oberstleutnants Hasel,
in Peking anikomm;nsl7d.
' ; "
fftt UeÄereinMmmuna mit den WÜN
schen des Kaisers Wilhelm hat das preu.
bische Kabinet kürzlich die weitere An-
Wendung des Akkumulator-Systems auf
den Straßenbahnen von Beilin unter
sagt, gleichzeitig aber auch die Gerecht-
same der großen Berliner Straßenbahn-
Kompagnie vom Jahre 1919 bis zum
Jahre 1949 verlängert, ohne sich dabei
um die Berliner städtischen Behörden ZU
kümmern. Der Stadtrath machte des-
halb seiner Entrüstung in einer gehci-
men Sitzung Luft. Er verdammte die
öandlunasweife des Kaöinets. die als
eine grobe Verletzung des städtischen !
Charter bezeichnet wurde, und beschloß,
an geeigneter Stelle in energischer Weise
zu vrotestirer, ,
Die Reichsbank wird am 18. Oktoder
für 30.000.000 Mark neue Aktien zum
Kurs von 133 ausgeben.
Der Kaiser Wilhelm hat allen bähe-
ren Beamten der Pariser WeltauZstel-
lung hohe Orden verliehen.
Die Ausfuhr nach Amerika aus Sud
deutscbland belief sich in dem vergana.:
nen Vierteljahr auf S10.510.2Z0; ein:
Abnahme von $258,883 im Vergleich zu
den korrespondirenden drei Monaten im
letzten Jahr. Aus ganz Deutschland,
das Dresdener Konsulat ausgenommen,
belief sich di: Ausfulir auf $23.593,134.
Es ist dies um $1.223.770 mehr als im
vorigen Jahr.
Die Oceanic" beinahe ge
strandet. Queenstown. 10. Okt. Der
Dampfer Oceanic", der am Dienstag
hier ankam, wäre am Dienstag Morgen
beinahe bei Browhead gestrandet. Der
Dampfer fuhr langsam und suchte nach
dem Browhead Leuchtthurm, als sich
um vier Uhr Morgens der Nebel plötz
lich hob und Land, dicht voraus gesehen
wurde. Die Maschinen wurden sofort
zum Stillstand gebracht und in einer
halben Minute arbeiteten sie rückwärts,
ehe aber die Oceanic" zum Halten
kam. fuhr sie auf den Sand auf. einige
Augenblicke später aber war sie flott.
Es waren im Augenblick alle Vorbe
reitungen für das Niederlassen der
Boote getroffen worden, di: Vorsichts
maßregeln erwiesen sich aber als über
flüssig. Der Krieg in Südafrika.
London. 10. Okt. Die Times"
veröffentlicht die folgende Depesche von
Vredefort, Orange-Staat :
Die britische Kolonne hatte drei
Tage lang, vom 5. bis zum 7. Oktober,
einschließlich, mit dem Kommando des
Generals De Wet, aus tausend Mann
mit fünf Geschützen bestehend, zu käm-
pfen, und zwar in der überaus gebir
gigen Gegend in der Nähe hiesiger
Stadt. Die Voeren wurden aus ihren
Stellungen vertrieben und flohen,
gänzlich demoralisirt. Der Verlust der
Briten war nur gering.
Mehr als 300 Mensch enle
den ZU Grunde ge
gangen. St. Johns, N.F..10.Ott. AuZ
St. Pierre wird berichtet, daß noch 17
Fischerboote, di: sich während des Stur
mes am 13. September auf den Bänken
von Neu Fundland befanden, vermißt
werden. Die Besatzung d:r Fahrzeuge
beträgt im Ganzen ungefähr 200 Köpfe.
Eine Anzahl anöerer Boote, die in den
letzten Tagen angekommen sind, haben
jeoes von 1 bis 7 Männer verloren.
Bei dem Sturm sind wahrscheinlich mehr
als 300 Fischer um's Leben gekommen.
Englands Politik. "
London. 10. Okt. Der Kolonial
sekreiär. Herr Chamberlain.' sagt: am
Dienstag Abend in Stoneridge, wo er
ein: Rede hielt: Die auswärtig: Poli
tik Englands besteht darin, daß wir ver
suchen, mit jeder Großmacht in Europa
auf freundlichem Fuße zu stehen, aber
auf'etwas mehr als freundlichem Fuße
mit den Ver. Staaten.
Die Lage in Indien.
London. 10. Okt. Lord George
Hamilton, Staassttretär für Jnd'n.
t?lt die folgende Depesche von dem Vize
köniz von Indien. Loro Curzon of
Kedleston. erhalten:
Der allgemein: Zustanz der Ernt: ist
ein ausgezeichneter uno die Hungersnoth
erreicht allmählich, in einigen Tbeilen
von Bombay ausgenommen, .ein Ende.
Die Gesammtzah! Derjeniaen. di: noch
von der Regierung unterstützt werden,
ist auf 2.746.000 zurückgegangen."
Noch ein Mord.
Winnipeg, Manitoba, 10. Okt.
Eine wahre Panik hat sich der Bewoh-
ner des Distrikts von Boissevant be
mächtigt. Nachdem am Sonntag in
einem alten Brunnen die Leichen der
reichen Farmer C. Daw und I. Smith
gefunden worden waren, wurde nun
auch während des Tages in einem an
deren Brunnen in der Nachbarschaft die
Leiche einer unbekannten Frau gefun
den. Sie scheint, ebenso wie die beiden
Farmer, von dem Manne Goveton er
mordet worden zu sein, der seit unge
fähr zehn Tagen vermißt wird.
Inland Depeschen.
Senry Mouijey vor
Gericht.
Der Angeklagte macht im
Gerichtssaal eine furcht-
bare Szene.
,
Man glaubt daß er wahnsinng wird
ZU c im er es nicht schon ist.
Die chinesische Frage.
Die Antwort auf die französische Note
noch nicht fertig.
Takotacr Echcidnngcn baöcn keinen
Werth.
Fabrik-Arl'citcrinucn in Akron, O.,anr
Streik.
Tcr Chicazocr Bcrsi r,crungsschwindel
Einer der Bcrhaftttcn legt ein Ge
sllittdniß ab.
Der Mordprozeß gegen
Joutsey.
Georgetown. Ky.. 10. Okt.
Einer der bemerkenswerthesten Austrit
te. welche jemals in einem Gerichte n
Kentucky stattgefunden haben, ereignete
sich am Dienstag Abend während des
Prozesses gegen Henry Foutsey. welcher
der Mitschuld an der Ermordung Gou
verneur, Goebel's angeklagt ist. Der
Gerichtssaal war bis zum Aeußersten
gefüllt und die Aufregung erreichte ei
nen gefährlichen Höhepunkt. D. Arm
strong, ein Detektiv von Louisville, hat
tt soeben seine Aussagen über seine Ge
spräche mit Joutsey vor und nach dessen
Verhaftung gemacht, als , Arthur Goe
bel. ein Bruder des Ermordeten, den
Zeugenstaod betrat v.nh vo n Richter
Ben. Williams, dem Vertreter der
Staatsanwaltschaft, verhört wurde.
Arthur Goebel sagte: Ich sprach mit
Aoutsey am Abend des Tages, wo er
verhaftet wurde, im Gefängniß zu
Frankfort über die Ermordung meines
Bruders."
Kaum hatte er diese Worte geäußert,
so erhob sich der Angeklagte und rief mit
lauter Stimme: Es ist nicht wahr, es
ist gelogen. Ich habe mit dem Zeugen
in meinem ganzen Leben kein Wort ge
wechselt." Col. Crawford sagte Foutsey, er sollt
sich setzen, und Andere suchten ihn zu
rückuhalten. aber er rief noch lauter:
I will mich nicht setzen Ich habe
niemals ein Wort mit dem Manne ge-
sprechen es ist nicht wahr, was er
sagt!" Seine Frau, die im Gerichts-
zimmer anwesend war, sprang ihm zur
Seite, um ihn zu beruhigen und rief
dabei: Jetzt habt Ihr meinen Mann
umgebracht und ich vermuthe, Ihr seid
jetzt zufrieden." Aoutsey wurde nahezu
hysterisch und rief mit zitternder Stim
me: Ich bin unschuldig an meinen
Händen klebt kein Blut. ' diese Leute
schwören mir das Leben ab!" Mehrere
Hilsssheriffs waren inzwischen auf
Soutsey zugesprungen und hielten ihn
fest, er wehrte sich aber verzweifelt und
rief: Laßt mich los. ich will mich nicht
setzen."
Während dieser Szene saß Arthur
Goebel unbeweglich auf dem Zeugen
stand und sah weder rechts noch links.
Als Joutsey endlich mit Gewalt nach
seinem Sitz zurückgebracht war, rief er
wieder: Goebel ist nicht todt alle
Teufel in der Hölle könnten ihn nicht
umbringen!"
Wenn sich der Angeklagte nicht ru-
hig verhält, legen Sie ihm Hand
schellen an." sagte Richter Cantrill zum
Sheriff. Die Zuschauer waren so er
regt, daß die Bailiffs keine Ordnung
unter ihnen zu halten vermochten, bis
der Richter jeden zu bestrafen drohte,
der von seinem Sitze aufstehe. Foutsey
war, völlig zusammengebrochen, auf
seinen Stuhl gesunken und schien nur
halb zu verstehen, was um ihn vorging.
Schließlich wurde die Ruhe wieder her
gestellt und Richter Williams wollte mit
der Vernehmung Arthur Goebel's fort
fahren, als Oberst Crawford das Ge
richt ersuchte, mit Rücksicht auf den Zu-
stand seines Klienten die Verhandlung
auf Mittwoch zu vertagen. Richter
Cantrill sagte, er könne keine Erklä
rung für das Benehmen des Angeklag
ten finden, wolle jedoch dem Wunsche
der Vertheidigung nachkommen und
das Verhör bis Mittwoch vertagen.
Joutsey wurde dann von dem Ge
fängnißwärter Reed und seinen Gehil
fen nach dem Gefängniß zurückge
tragen, da er sich nicht mehr auf den
Z?üken halten konnte. Man glaubt.
dah. er durch .die. lange aft und die
Ausregung oes Prozess Yyskerljch ge-
worden t; nach Änstcht Anderer hat
er aber ganz und gar den Verstand ver-
loren. wie aus seiner Aeußerung, datz
Goebel nicht todt sei, hervorzugehen
scheint. Aerzte und Angehörige sind
bei ihm im Gefängniß und man hält
seinen Zustand für besorgnißerregend.
Diechinesische Frage.
Washington, D. C., 10. Okt.
Das Kabinet hielt am Dienstag unter
Vorsitz des . Präsidenten McKinley eine
Sitzung ab, die zwei Stunden dauerte
und in der fast ausschließlich die fran-
z'ösische Note und die darauf zu gebende
Antwort besprochen wurden.
Herr Thiebaut. der französische Ge-
räftsträaer. sprach spät am Nackmit
klg bei dem Sekretär Hay vor, es wur
de ihm aber mitgetheiltdaß das Kabi
net betreffs der Antwort noch zu kei-
nem bestimmten Entschluß gekommen
sei und einige Tage vergehen würden,
ehe eine definitive Antwort erfolgt.
Frankreich und Rußland sind be
müht. Präsident McKinley zu offener
Stellungnahme betreffs der Entsch'a
dtgungsfrage in China zu veranlassen.
Der damit verbundene Hauptzweck ist,
auch von Deutschland zu erfahren, wel
che Ansprüche es zu erheben gedenke.
Bisher hat Graf von Bülow bekannt
lich die Bestrafung der schuldigen chine
sischen Würdenträger in erster Linie
verlangt.
Dakotaer Scheidungen ha
ben keine Giltigkeit.
New Ha ven, Conn., 10. Okt.
Wegen Bigamie wurde hier Frau Lil
lie Winston. oder wie sie sich nannte,
Frau Dr. Ludden, verhaftet, obgleich
sie in Dakota eine Scheidung von ih
rem Gatten erlangt hatte.
Der Haftbefehl gegen sie wurde von
ihrem rechtmäßigen Gatten, dem Poli-zei-Sergeanten
W. E. Winston, von
Paterson. N. I., erwirkt. Dieser er
klärte, daß er die Frau vor zehn Iah
ren in New Fork zu seiner Lebensge
fährtin machte. Dort würd? auch das
jetzt acht Jahre alte Töchterchen des
Paares geboren. Geburtshilfe leistete
der jungen Frau Dr. James M. Lud
den von New Jork.
Mit dem Erscheinen des kleinen We
sens zog eine Wolke am Ehehimmel des
jungen Paares auf. Die schöne Wöch
nerin verliebte sich in den jungen Arzt,
und er in sie. Ein paar Jahre lang
sollen die Beiden ihre sündige Liebe ge
heim gehalten haben. Als endlich der
gehörnte Gatte hinter die Geschichte
kam. ging die Unzetreue mit des Dok
tors Geld nach Nord-Dakota und er
wirkte eine Scheidung.
Dann kehrte sie nach New Nork zu
rück und heirathete Dr. Ludden. Ihr
Gewesener" focht jedoch das Schei
dungsdekret in den New Forker Gerich
ten an. Das'selve wurde ungiltig er
klärt und dem Vater di? Obhut über
das Tcchterchen zugesprochen. Winston
war inzwischen nach Paterson überge
siedelt, und die Frau strengte dort einten
neuen Scheidungsprozeß än. wurde je-
doch abgewiesen. Sodann versuchte sie
in New Jersey die Bestätigung ihres
Scheidungsbriefes von Nord Dakota
durchzusetzen, und als ihr auch dies
nicht gelang, raubte ste im April d. I.
ihr Kind.
Sie kam mit der Kleinen hierher und
nahm in einem fashicnablen' Kosthaus
Quartier. Als gestern Abend ihre Ver
Haftung erfolgte, brach sie in Thränen
aus, und als Sergeant Winston mit
ihrem Kinde wegfuhr, verfiel sie in
hysterische Krämpfe. Sie wurde unter
510.000 Bürgschaft für ihr Erscheinen
vor Gericht gestellt.
Der Chicagoer Versiche-rungs-Schwindel.
-Chicago,
Jll., 10. Okt. Frank
H. Smiley, der mit dem Dr. Unzer und
F. W. Bromn. Hilfs-Geschäftsführer
der Boland Detektio-Agentur, auf die
Anklage hin verhaftet wurde, an einer
Verschwörung zur Befchwindlunz von
Versicherungsgesellschaften betheiligt ge
Wesen zu fem, ertlärte am Dienstag, daß
Dr. Unger und Vrown die wirklichen
Anstifter des Verbrechens gewesen seien
und er selbst nur eine unbedeutende
Rolle bei der Verschwörung gespielt habe.
Er sagte, daß Dr. Unger" der leitende
Geist gewesen sei. Er gab zu. daß seine
Verheirathung mit Mari: Defenbach,
auf Grunz derer ihm ein Teil der Ver
sicherunzssümme vermacht wurde, nur
eine Scheinheirath gewesen sei.
Verbrecher gefunden.
L a n c a st e r. Pa.. 10. Okt. Esist
hierher berichtet worden, daß ein gewier
David Dare. früher von hier, der von
den Behörden seit Jahren verfolgt wird,
in Alexandria. Egypten. ermittelt ist,
wo er als Präsident einer Bahn fungirt.
Vor einigen Jahren eröffnete Dare eine
Bank in San Diego. Cal.. erhielt zahl
reiche Einzahlungen auf Aktien von Leu
ten aus dem Osten und verschwand mit
dem Gelde. Sein Kassierer, ein junger
Mann Namens Collins von Jork
County. Pa.. beging Selbstmord in
Folge des Zusammenö.ruchZ der Sank.
zilarr'wtrv letzt versuchen, "die Ausliefe,
rung Dare's von den egyptischen Behör
den zu erwirken. .
Aus Kentucky.
Fran k fo rt.10.Okt. Beide Hau
ser der Legislatur von Kentucky hielten
Nachtsitzungen ab und passirten nahezu
einstimmig Mine's Wahlvorlage, über
welche sich Haus und Senat nicht einigen
konnten. Die Differenzen zwischen den
beiden Körperschaften wurden durch ein
Konferenzkommittee im Laufe des Nach
mittags beigelegt.
Die eigentliche großeWahlvorlage, auf
die sich dieRepublikaner u. Anti-Goebel
Demokraten im Senat geeinigt haben,
und welche das alte Wahlgesetz ist. das
in Kentucky in Kraft war, ehe das Goe-bel-Gesetz
angenommen wurde, wird am
Freitag aufgerufen werden.
Die Auslieferung vonOel-
Magnaten verlangt.
St. Louis. Mo.. 10. Ökt. Ein
Gesuch um Auslieferung von John D.
Rockefeller. Henry M. Flagler und an-
derer Standard Oel-Magnaten, von
dem Gouverneur Sayers von Texas
ausgestellt, wurde am Dienstaa dem
I Gouv. Roosevelt von New York im
Planters Hotel übergeben.
Die Genannten werden in Texas we
gen Verletzung der An!i-2rust-GeW
jenes Staates verlangt.
Gouv. Roosevelt erklärte, daß cl
nichts in der Sache thun könne, so lang!
er sich außerhalb des Staates New York
befinde. Er sagte, er würde sich um d'tt
Angelegenheit kümmern, wenn er nach
New Vork zurückgekehrt sei. '
Erschossen.
Columbia. Pa., 10. Okt. Fra
Elisabeth Steinhauer von Columbia er
lag den Wunden, welche ihr am Montag
Abend von William Mott zufällige,
Weise beigebracht wurden, als der Letz
tere seineGeliebte. die Wahrsagerin Ma,
dame Alberta. erschoß. Frau Stein
Hauer wollte zwischen Mott und der Al
berta Frieden stiften, gerieth dabei i
die Schußlinie des Revolvers und er
hielt zwei Kugeln in den Kopf und ein
in den Magen, welche sämmtlich für dit
Alberta bestimmt waren. '
Mott drückte sein Bedauern aus, all
er von dem Tode der Frau benachrich
tigt wurde. Frau Stcinhauer war 41
Jahre alt und hinterläßt ihren Gatte
und emen Sohn.
Soll 830.000 unterschlage
-4
haben. f
New V o r k, 10. Okt. P. H. Gil.
hooley, der Anmalt der Elizabethport,
N. I.. Banking Eo., kündigte während
des Tages an. daß Wm. Schrieber. dei
vermißte Cl:rk der Bank. Z50.000 un
terschlagen habe, die Direktoren das De
fizit aö:r bereit geMl hätten. Unt:,
den Dlrektor:n"oer Bank befindet sich de,
Ver. St. Senator John T'. Kean.
Schriebe?, der in Diensten der Van!
siano, seitdem diese vor zehn fahren in
korporirt wurde, verließ Elizabethporl
am 2. August und man glaubte, daß u
sich auf einer Ferienreise befinde. Wa
rend seiner Abwesenheit wurden seine
Bücher untersucht und das Defizit mü
de dann entdzAi
Ein M o r ö g ö h e i m n i h aufge
. , .
klart.
Danville. Pa.. 10. Okt. Sat
Geständniß eines Mannes Namens I.
W. Keller, der kürzlich, in Oklahoma
hingerichtet wurde, nämlich, daß er in
seinem Leben neun Männer ermordet
habe, darunter einen Mann in Maus
dale, in diesem County, verbreitet end
lich Licht über einen Mord, der hier vor
o-r ;v - r t . , n
6 aren oegangcn woroen in.
Im Jahre 1873 wurde hier in einer
verlassenen Mine die Leiche eines Man
nes Namens Bernard Westdossel gefun
den. Es handelte sich in klarer Weise
um einen Raubmord, der Tbter würd?
aber niemals erwischt. Man erinnert
sich, daß damals ein Mann Namens I.
W. Keller in der Gegend von MauZdale
wohnte. Westdossel. der früher ei
Leutnant in der preusüschen Armee wa'
studirt: in Danville für das Priesteramt.
Selbstmord.
Lexington. Ky.. 10. Okt. F.
S. Stull. von Sterling. Ky., beginz
am Dienstag in einem hiesigen Hotel
Selbstmord, indem er sich mit Mor
phium vergiftete.
Stull hatte sich am letzten Freitag in
Cattletsburg, Ky.. mit Frl. Eliza HaA
verheirathet. Er begann gleich" dauf
zu trinken und verließ sie. Am Mon-
tag erhielt sie eine Depesche, in der sie
aufgefordert wurde, heut: mit ihm hier
zusammen zu treffen.
Schisssnachrichtett.
N e w Y o r k , 9. Okt. Angttom
men? Cufic" von Liverpool.
Bremen, 9. Okt. Angekommen:
Kaiser Wilhelm der Große" von Nes
York.
Weitere Depesche auf
?eite 5.