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Indiana tribüne. (Indianapolis, Ind.) 1878-1907, October 22, 1900, Image 1

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Erscheint jeden Nachmittag und Sonntag Morgen.
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Jahrgang 24.
JndimiapoliS, Ind., Montag, den 22. Oktober 1900.
No. 34
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Ausland Depeschen
Zustimmung
0
findet der pertrag zwischen
Deutschland und England.
Die dentschländischcn Zeitungen be-
günstigen denselben durchweg
Und die englischen rühmen die
Diplomatie Salisbnrq'5.
England will angeblich ein weitem
teres Neserve-Geschwader
bilden.
Tcr Gesandte Rußland's bereits vie
der in Pckttiz.
Tcr deutsche Gesandte ist nach der
Hauptstadt Chinas abgereist.
Das deutsch-englische Ab
kommen. B e r l i n , 22. Oft. MitAusnahme
einiger notorisch britisch-fnndlich:r
Zeitungen heißt die ganze deutsche
Presse das Abkommen zwischen
Deutschland und England gut. Was
dasselbe für einen Eindruck auf Ruß
land machen wird, wird mit Span
nung erwartet, da es schon seit einiger
Zeit kein Geheimniß mehr war, daß die
Beziehungen zwischen Deutschland und
Rußland etwas kühler geworden sind.
Brüssel, 22. Okt. Die Jnde
pendene Belge", welche das , deutsch
englische Ab kommen als gegen Nuß
land gerichtet ansteht, sagt. Rußland's
Einfluß im fernen Osten sei jetzt dau
ernd. Großbritannien sei zu schwach
und zu erschöpft, um isolirt vorzugehen
und da es andere Mächte davon abzu
halten wünsche, mehr zu nehmen, als
. :s selbst nehmen könne, verlange es, daß
die jetzige Lage der Dinge beibehalten
werde.
Wien, 22. Okt. Das Fremden
blatt" und die Neue Freie Presse" hei
ßen das Abkommen' zwischen England
und Deutschland gut und sprechen die
Hoffnung mit Bestimmtheit aus, daß
alle Mächte ihre Zustimmung dazu ge
oen werden.
P a r i s . 22. Okt. Das englisch
deutsche Obkommen betreffs Chinas
zieht in Frankreich immer noch die all
gemeine Aufmerksamkeit auf sich. Be
sonders wird darauf hingewiesen, daß
der Name Rußlands nicht genannt
wird, wenigstens nicht in dem von der
Havas-Agentur gelieferten Berichte
über das Abkommen. Die Temp"
meint. Rußland müsse sich beleidigt
fühlen, selbst wenn die Absichten der
beiden Mächte die besten seien. Es ist
zu bedauern," heißt es. daß der Wort
laut des Abkommens das Zeichen der
Feindseligkeit gegenüber einem Ver
Kündeten trägt. Ein Friedenswerk
wird nicht durch das Werfen einer
Bombe gefördert. Zwei wichtige Punk
te fino in der Vereinbarung enthalten,
d' ine ist. daß die beiden Mächte sich
das Recht vorbehalten, eventuell Ar
rangements gemäß des Betragens ei
ner dritten Macht zu treffen, und der
zweite ist, daß wenn dieses Abkommen
-ein dauerndes Ist, in Folge des trauri
gen Transvaal-Krieges ein lange ge
hegter Wunsch der Herren Roseberry
und Chamberlain in Erfüllung geht
und eine neue Aera internationaler
Beziehungen beginnt."
Das Journal des Debats" drückt
Zweifel darüber aus, daß das Abkom
men gegen Rußland gerichtet ist und
meint, es sei abzuwarten, welche Stel
lung Rußland selbst einnehmen werde.
Inzwischen hat es sich herausgestellt,
daß die Havas-Agentur in Folge ei-
nes Versehens das Wort Rußland aus
ließ. L 0 n d 0 n , 22. Okt. Alle Morgen.
.Zeitungen besprechen den Vertrag. Der
Daily Telegraph" nennt ihn den groß
ien Erfolg, den britische Diplomatie
seit dem Berliner Vertrage zu verzeich
nen habe. Man wisse, sagt das Blatt,
daß es Lord Salisbury war der ihn
zu.Stande gebracht habe, und zwar zu
einer Zeit, als man ihn von seinem
Posten im auswärtige Amt abzuberu
fen nicht abgeneigt gewesen sei. An
dere Zeitungen sprechen sich ähnlich
aus und heißen das Abkommen in war
men Worten gut. Sie sehen es als eine
Warnung' für andere Mächte, beson
ders Rußland, an. Der Daily Gra
phic" bemerkt: Das Abkommen ist das
"direkte Resultat von Deutschlands Jso
lirung in China. Die Daily Mail"
meint, das Abkommen komme beinahe
einem Schutz- und Trutzbündniß
gleich und der Standard" glaubt, daß
die Ver. Staaten, die die offene Thür"
stets befürwortet haben, schnell, ihre
Zustimmung geben sollten.
Etwas - zahmer behandelt - die
.Times" die Anzeleaenheit, Sie sagt,
Die Beveulung oes '-Vertrages n mcht
so weit gehend. Er habe Bezug auf
Eventualitäten, die hoffentlich nie ein
treten würden. In ähnlichem Tone
behandeln die Morninz Post" und die
Daily News" die Sache. Die letztere
Zeitung sagt. Lord Salisbury habe
schon wieder seine Taktik geändert und
die britischen Interessensphäre am
Fang Tse Kiang aufgegeben.
Aus dem deutschen Reich.
Berlin. 22. Okt. Die in gewissen
deutschen Zeitungen gemachte Mitthei
luna, daß Baron Speck von Sternb?rz.
der frühere Geschäftsträzer DeutschlanoZ
in Washington, zurückberufen worden
sei. weil er Amerika gegenüber zu freun)
lich gewesen sei, wird in amtlichen Krei
sen als reiner Unsinn" bezeichnet. Seine
Ernennung zum Generalkonsul in Cal
cutta. einer der besten Posten im deut
schen diplomatischen Dienst, wird nicht
nur als eine Beförderung, sonoern direkt
als eine Anerkennung seiner ausze
zeichneten Dienste in Washington" be
zeichnet. ,.
Johanna, der berühmte Gorilla in
Barnum & Bailey's Zirkus, ist in
Nürnberg an der Lungenentzündung
verenget.
Die Berliner Stadtoercttneten haben
I inen Ausschuß ernannt, der die Woh-
i nun5,-n?th in Berlin untersuchen soll.
Die sreikonservatlve Post warnt
die Freihändler tzt zu weit gehenden
Hoffnungen und meint spöttisch, viel
leicht habe sich Herr von Bülow den
Rücktritt des Grafen Posadowsky und
des Herrn von Miquel ausbedungen.
Da der Kanzlerwechsel sich ohne die
Mitwirkung und den Beirath des preu
ßifchen Staatsministeriums vollzogen
habe, sei ein Systemwechsel offenbar
nicht beabsichtigt. Das Blatt regt dann
den Rücktritt des Ministeriums an,
weil dies für die Herstellung der vollen
politischenVerantwortlichkeit des neuen
Kabinettchefs werthvoll sein und ein:
Neubildung des Kabinetts Klarheit
Über den zukünftigen Kurs der Regie
rung schaffen, sowie eine Gewähr für
die Einheitlichkeit und Stetigkeit der
inneren Politik sein würde.
Die Organe des Finanzministers
Dr. von Miquel und die Staatsbür-ger-Zeitung"
versichern. Herr von Mi
auel habe zum Grafen Bülow in einem
viel angenehmeren Verhältniß gestan
den. wie zum Fürsten Hohenlohe. Nie
mand sei über die Ernennung des Gra
fen zum Reichskanzler erfreuter wie
Herr von Miquel. denn Graf Bülow
stehe einer gut nationalenWirthschafts
Politik näher, als es beim Fürsten Ho
henlohe der Fall gewesen.
Zeppelin's Luftschiff.
F r i e d r i ch s h a f e n , 20. Okt.
Ueber die Auffahrt des Zeppelin'schen
Luftschiffs äußerte sich der bekannte
Forschungsreisende Eugen Wolff sehr
günstig. Die .Fahrt dauerte eine Stun
de und zwanzig Minuten; gegen den
Wind war die Geschwindigkeit größer,
als die der Dampfer auf dem Boden
see; in stiller Luft betrug sie acht Meter
pro Sekunde. Auch der neue Steuer
apparat bewährte sich. Beim Abstei
gen war dieGeschwindigkeit größer, als
erwartet worden, weil das Gas aus
einem der Vorderballons ausströmte,
das Luftschiff erlitt aber keinen Scha
den dadurch.
Am Sonntag Nachmittag wurden
wiederum mehrere Versuche gemacht, die
alle sehr erfolgreich waren und denen der
König und die Königin von Württem
b:rg zusahen. Das Luftschiff stieg um
5 Uhr zu einer Höhe von K Meile auf.
führte verschiedene Manöocr aus -und
kam 25 Minuten nach dem Aufstieg in
der Nähe der Stelle wieder an, von der
e? aufgestiegen war.
Aenderungen im Kabine.
London. 22. Okt. Lord Salis
bury begiebt sich am Montag nach Bal
moral. um mit der Königin beabsichtigte
Aenderungen im Kaöinet und andere
wichtiae Angelegenheiten zu besprechen.
England's neues. Geschwa
der. London, 22. Okt. Der Daily
Mail" zufolge beabsichtigt die Admira
litat, ein weiteres Reseroe-Geschwader
für die Küst:n zu bilden, dessen Kom
mando Admiral Sir Gerard Henry Noel
übernehmen soll..
Z e r u st wieder eingenom
m e n.
Kapstadt, 22. Okt. Lord Me
thuen hat Zerust wieder eingenommen
und zahlreiche Wagen, viele Lebensmit
tel, Schafe und Rindvieh erbeutet.
' London, 22. Okt. Einer Spe
zialdepesche aus Zerust zu Folge hat
Van Hoosburg. ein Amerikaner, der
Leutnant im Boerenheer war und die
Bürger mit Geld unterstützte, erklärt,
daß er des nutzlosen Kampfes müde sei.
3000 Christen massakcirt.
V i c t o r i a , B. C.. 22. Okt. Einer
Korrespondenz aus Shanghai zu Fol
ge wurde Bischof Fontasati inüd
Honan fürchterlich mißhandelt, ehe sein
Tod eintrat. Auker mehreren. Vrie-
Ztern ):HZ7i oCCG Beieyrte, die. ihr:
Kirche unter Führung franzosischer
Priester vertheidigten, abgeschlachtet
worden sein. ; l '
Die Lage in China.
Tien T sin. 20. Okt.' Dr.
Mumm von Schwarzenstein, der deut
sche Gesandte in China, ist nach Peking
abgereist. Die Briten haben Häuser
als Winterquartiere für ihre Truppen
gemiethet, die ihnen monatlich Z10,000
Miethe kosten werden.
St. Petersburg. 22. Okt.
Das Amtsblatt" kündigt offiziell die
Rückkehr des russischen Gesandten nach
Peking an und giebt als Erklärung da
für an, daß der Kaiser von China
Prinz Ching und Li Hung Chang als
Bevollmächtigte ernannt habe und Herr
de Giers mit diesen und den Vertretern
anderer Mächte die Friedensverhand
langen beginnen solle.
2.c a o r i d , 22. Okt. Die spanische
Regierung hat. beschlossen, die Gebäude
der spanischen Gesandtschaft in Peking
zu verkaufen. Zu Anfang , Januar
wird die spanische .Gesandschaft nach
Shanghai übersiedeln..
Der neue britische Gesandte in Chi
na, Sir Ernest Mason Satow, ist in
Peking eingetroffen und Sir Claude
McDonald wird am .Diensiag nach
Japan abgehen.
Aus Hongkong wirz an das Daily
Chronicle" depeschirt: Man glaubt
hier, daß die Rebellen unter Sun Fat
Sen von Amerikanern in Sinzapore un.
terstützt werden.
Rußland will nicht pum-
S t. P e t e r b u r g . 22, Okt.
Der Amtsbote" sagt: In Anbetracht
der wiederholt durch auswärtige Zei
tungen verbreiteten Gerüchte Rußland
wolle im Auslande eine Anleihe auf
nehmen, hält es der Finanzminister
für nöthig, von Neu:m zu erklären, daß
die Regierung nicht beabsichtigt, irgend
eine Anleihe aufzunehmen, da die Ein-
künfte vollauf genügen, sowohl die lau-
senden Ausgaben zu decken, als diejeni
gen zu bestreiten, welche tynch die Er
eignisse im fernen Osten entstehen. Die
Zeitungsberichte sind, wie das Blatt
sagt, auf Spekulanten zurückzuführen,
die immer wieder, wenn auch ohne Er
folg. ihre Dienste dem Finanzminister
anbieten.
Eigenthümliches K abinet.
London. 22. Okt. Der Korre
spondent der Daily Mail" in )okoha
ma bezeichnet die Bildung des Jto-Ka-binets
als ein kurioses Erperiment"
und sagt, daß Demagogen, die seit Iah
ren die Regierung bekämpft hätten, zu
gelassen seien. Einer derselben sei wegen
seiner Regierung-feindlichkeit sogar schon
einmal emgesperrt und deporml gewe,en,
während ein Anderer wegen einer Ver-sch.-rörung
gegen die Regierung zehn
Jahre Haft verbüßt habe.
Aus Cuba.
Havanna. 22. Oktober. Der Fi
nanzminister Senor , Cancio hat ein
Pamphlet veröffentlicht, worin er auf
bessere finanzielle Verwaltung in den
Munizipalitäten dringt und darauf
aufmerksam macht, daß die Munizipal
Geschäfte mit derselben Sorgfalt ge
führt werden müßten, wie Privat-Ge-Mfte.
' '
Im letzten Jahre, wo die'Frageder
Munizipal - Besteuerung den Munizi-'
palitäten fast unbeschränkt überlassen
war, erhoben dieselben an Steuern
54.292.831 und gaben zur selben Zeit
6,730,825 aus, wodurch ein Defizit
von nahezu 2.500.000 verursacht wur
de, welches aus Staatsgeldern 'gedeckt
werden mußte. In kurzer Zeit, 'hofft
der Finanzminister, werden die Muni
zipalitäten bei sorgfältiger Geschäfts
führung im Stande sein, sich selbst zu
erhalten.
Kabinetskrisis in Spa-
'')
ixten. ..
Madrid. 22. Okt. Premier
minister Silvela hatte am Sonntag eine
Audienz bei derKönigin und überreichte
dabei di Demission des Ackerbau-Ministers
Senor Gasset und des Ministers
des Innern. Senor Dato, sowie der
srüherenBeamten dieser beiden Ressorts
als Protest gegen die Ernennung des
Generals Weyler als General - Kapi
tän von Madrid. .. . .-
Der folgende Ministerrath .führte zu
heftigen Meinungsverschiedenheiten un
ter den Mitgliedern des Kavinets und
der Premier beschloß, die Angelegenheit
der Königin zu unterbreiten, um sich zu
vergewissern, ob ihr Vertrauen zu dem
bestehenden Ministerium nicht erschüt
tert sei.
- Um 7 Uhr Abends überreichte Sil
vela der Königin dann die Demission
des gesammten Ministeriums, -
El Heraldo" erklärt,' Senor Sil
vela habe erklärt, er wolle nicht nur als
Präsident des Kabwets ' r'estgniren,
sondern auch die Führerschaft der Kon
servativen niederleaen.
Marshall & Seyfried, deutsche
Civil- und Criminal.Advokaten, No.
10 Süd Delaware Str.
Inland Depeschen.
Die Streistlage. .
Der Kohlcngräbcrstrcik mag sich
noch sehr in die Länge ziehen,
-
Gbwohl ein baldiges Ende auf
beiden Zeiten herbei
gesehnt wird.
Die Gattin des ermordeten Barons
von Kcttcler in Detroit
eingetroffen.
-
Was Admiral Hichborn für unsere
Marine für nöthig halt.
Ein Chicagoer Afrikdforscher in Paris
angelangt.
x
Vier geuewehrleute kommen in Et.
Paul um's Lcbeu.
Die Streiklage.
Shanokin. Pa.,.22. Okt. Aus'
schllsse der Ver. Minenarbeiter besuch
ten Sonntag die hiesigen Streiker, um
festzustellen, ob sie Montag an die Ar
öeit zurückkehren würden." Die Streik
leiter erklärten Sonntag Abend, daß
nur die Maschinisten und Heizerbosse
in die Arbeit gehen würden. Ein pro
minenter Beamter der Union Coal
Company erklärte auf's Bestimmteste,
daß seine Gesellschaft die von der Kon
oention in Scranton gemachten Förde
rungen nicht bewilligen werde.
Die Gesellschaft geht von dem Stand
Punkt aus, daß die Streiker ihr durch
die Arbeitseinstellung in der Geschäfts
saison großen Schaden zugefügt haben
und es ihr jetzt gleichgiltiz ist, wann der
Streik beigelegt wird. Die Gesellschaft
weiß, daß sie es länger aushalten kann,
als die, Streiker.'
Ha'zleton, Pa., 22. Okt. Der
Präsident der Ver. Minenarbeiter,
Mitchell, erklärte Sonntag, es sei nicht
recht, den Bergleuten die Schuld daran
in die Schuhe zu schieben, daß der
Streik noch andaueret Die Arbeiter
seien den Minenbesitzern' entgegenge
kommen und wenn diese jetzt nicht den
Vorschlägen die gebührende Beachtung
schenkten, so sei das ihre eigene Schuld.
Bisher hätten nur die Minenbesitzer im
Schuylkill-Distrikt dieForderungen der
Scrantoner Konvention bewilligt.
Kein Streiker werde an die Arbeit zu
rückkehren, ehe er nicht amtlich, d. h.
von dem Präsidenten, in Kenntniß ge
setzt sei.
Wilkesbarre, Pa.. 22. Okt.
Hier herrscht allgemein die Ansicht vor,
daß diese Woche der Streik ein Ende
erreichen wird und beide Seiten Zuge
ständnisse machen werden. Die Minen
besitze? sagen allerdings, daß sie' keine
zu machen hätten, aber sie werden es
doch thun. Die Politiker haben ihr
Theil gethan, jetzt kommen aber auch
noch die Agenten der großen Kohlen
Händler und die Kleinhändler, die Koh
len haben wollen.
Japan's neues Kabinett.
Washington. D. C., 22. Okt'.
Die hiesige japanische Gesandtschaft ist
in Kenntniß gesetzt worden, daß der
Ministerpräsident Marquis Jto das
folgende Kabinett gebildet hat: Mini
ster des Aeußeren. Herr Takaski Kato;
Minister des Innern, Baron Suve
matsu; Kriegsminister, Marschall Bis
count Katsura; Marineminister, Vize
Admiral Iamamoto ; Finanz-Minister,
Viscount Watanabe; Ackerbau
und Handelsminister, Herr Fuzo
Hayashi; Kultusminister,-Herr Masa-
hisa Matsuda; Minister des Kommu-
nikationswesens. Herr Toru Hoshi;
ustizminister, Baron Kaneko.
Krieg tn Sicht?
Cheyenne, Wyo., 22. Okt. Der
Umstand, daß Senor Manuel Alvarez
in den letzten Wochen in hiesiger Ge
gend viele, und zwar die besten einge
rittenen Pferde, für die mexikanische
Regierung aufgekauft hat. hat zu dem
von Alvarez nicht widerlegten Gerüchte
Anlaß gegeben, daß Mezico.sich auf ei
nen Krieg vorbereitet. Ob derselbe
nun ein Rebellions- oder ein Erobe
rungskrieg werden wird, weiß man
nicht. ,
Das deutsch - englische Ab.
kommen.
Washington, D. C.. 22. Okt.
Das Staatsdepartement Hai eine Ko
pie des deutsch-englischen Abkommens
erhalten, wie es bereits von der Asso
ciirten Presse berichtet worden ist.
Graf de Quadt. dir deutsche Geschäfts.
träger, hatte dieselbe am Morgen tele-
graphisch übermittelt erhalten und
sandte sie am Nachmittag dem Staats
departement zu. ;Graf de Quadt ist
höchlichst erfreut über die Vereins!2?una
der beiden Mächte und glauvk, vatz zetzk
bald die Friedensverhandlungen in
China beginnen werden.
Bis jetzt ist von der Ver. Staaten
Gesandtschaft in Berlin bezüglich des
Abkommens keine Nachricht eingelau
fen, doch scheinen die Beamten im
Staatsdevartement demselben .zuzu.
stimmen, da es im EinVerständniß mit
der Politik der Ver. Staaten ist.
Vom Gesandten Conger ist noch kein
Wort über die beabsichtigte vorläufige
Besprechung der Vertreter der Mächte
eingetroffen und es wird angenommen,
daß dieselbe verschoben worden ist. da
die Gesandten noch keine definitiven
Instruktionen erhalten haben.
Die Baronin von Ketteler
zu Hause.
Detroit. Mich.. 22. Okt. Die
Baronin von Ketteler, die Wittwe des in
Peking ermordeten deutschen Gesandten,
ist am Sonntag Nachmittag hier ange
kommen. Sie wurde vom Bahnhof di
rekt nach der Wohnung ihres Vaters,
5zenry B. Ledyard, des Präsidenten der
Michigan Central Bahn, gebracht und
Niemandem wuroe gestattet, sie zu sehen.
Herr Leoyard erklärte, die Baronin leid:
an Neroenzerrüttunz. habe aber die
Reise von Peking nach Detroit unter den
Umständen ziemlich gut überstanden.
Unsere Marine.
W a s h i n g t o n . D. C.. 22. Okt.
diesjährige Bericht des Chefs des Bu-
reaus für Schiffsbauten und Repara
turen ist ebenso komplet wie die frühe
rer Jahre. Es ist dies der letzte des
Rear-Admirals Hichborn, denn dieser
wird im März n. I. pensionirk werden,
nachdem er 45 Jahre lang im Dienste
der Regierung gestanden hat. Admi
ral Hichborn weist in seinem Bericht
auf die großen Veränderungen hin. die
in sein:r Dienstzeit im Marinewesen
stattgefunden haben und fragt, ob wohl
vor einigen 40 Jahren Jemand ge-
glaubt habe, daß an Stelle der Hölzer-
nen Kriegsschaluppen einst unsere. Heu
tigen Kriegsschiffe treten würden.
Der Bericht giebt die Voranschläge
für die Instandhaltung und die Re
varatur der Schiffe der Marine auf
57.000.000 an, während er M0.000
für' die Verbesserung der.. Schiffsbau
Höfe aussetzt. Für neue Schiffe, deren
Bau bereits autoristrt ist, sowie für
deren Ausrüstung sind 821,772.917
ausgesetzt.' Des Weiteren sagt Herr
Hichborn. daß vier weitere Trockendocks
benöthigt werden, denn man habe in
dieser Beziehung keinen gleichen Schritt
gehalten mit der Vergrößerung der
Marine. Es wird weiter angeführt,
daß England den Bau von 16 Kriegs
schiffen und Kreuzern in Angriff ge
nommen habe. Frankreich 17. Deutsch
land 18, Rußland 6 und Italien drei
Kriegsschiffe bauen wolle. Auch dem
Submarineboot widmet Herr-Hichboru
.einige Worte und sagt, daß dessen Ver
wendtbarkeit über a'Üem Zweifel erha
ben festgestellt sei. Jedenfalls würde
diese Art Schiffe in der Zukunft eine
große Rolle spielen.
Die A n t i - I m p e r i a l i st e n.
Chicago, 22. Okt. Die Amerika
nisch: Anti-Jmperialisten Liga veröf
fentlichte am Samstag Abend eine
Adresse an alle unabhängigen Stimmze
ber im Lande mit der Aufforderung, für
William Jenninas Vryan bei der Prä
siventenwahl zu stimmen. Die Adresse
ist v5N einer großen Anzahl Bürger un
terzeichnet. unter Ande5 auch don dem
früheren Eneral-Änwalt Judson Har
mon von Cincinnati. Die Adresse hat
folgenden Inhalt:
Wir betrachten das Borgern der
gegenwärtigen Administration auf Pgrto
Rico und auf den Philippinen mit gro
ßer Besorgniß. Unsere früheren Anne
zionen beschränkten sich auf angrenzende
Territorien zum Zwecke der Arrondirung
unseres Besitzes und der Schaffung von
Staaten, die von unseren Bürgern be
siedelt und deren Bewohner vollberech
tigte Bürger waren. Zum ersten Male
in der Geschichte des Landes wird dessen
Souveränität über Millionen von Men
jchen und solche Länder ausgedehnt, wel
che außerhalb unseres konstitutlonellen
Systems liegen. Beamte, welche die be
schworene Pflicht haben,' die Bestimmun
gen der Konstitution in Kraft zu erhal
ten, haben fremde Kolonien und die
Herrschaft über deren Einwohner erwor
b:n und den letzteren Steuern auferlegt,
ohne ihnen die von der. Konstitution ge
währleistete Vertretung zu geben. Dies
ist die Politik des Imperialismus.
Wir halten es für die Pflicht des ame
rikanischen Volkes, solchen Zuständen ein
Ende zu machen. Wenn dasselbe frei
bleibe i will, so muß e- darauf sch?n,
daß srine Beamten ihre konstitutionelle
Machtvollkommenheit nicht überschreiten.
Zwischen dem Freiheitsgedanken und
dem Dogma der Tyrannei, das Macht
vor-Recht gehen läßt, läßt sich keine
Brücke schlagen.
Wir haben früher Bryans Kandida.
tur'nicht unterstützt, da wir in verschie
denen weniger bedeutenden Fragen nicht
mit ihm übereinstimmen. Aber in
! dieser bedeutendsten Frage der gezenwar-
klznen ampagne uns jeme Ansichten so
gesund, daß wir seine Erwählunz zu
dem höchsten- Amt des Landes dringend
befürworten. Ohne irgend welchen poli
tischen Einfluß zu beanspruchen, haben
die Unterzeichneten im Angesicht einer
großen Gefahr es für ihre Pflicht gehal
ten. diefe Adresse zu veröffentlichen als
Beispiel für ihre Mitbürger, welche sie
ersuchen, am Stimmkasten die Doktrinen
unserer Unabhängigkeitserklärung hoch
zu halten, statt derjenigen eines Jmpe
rialismus. welcher sich auf brutale Ge
walt stützt."
Vier Feuerwehrleute um
gekommen. St. Paul. Minn.. 22. Okt. I.
T. Hinnan's Packing House ging in
Flammen auf. Die Wände stürzten
ein und mehrere Feuerwehrleute, dar
untcr Hilfschef Jrvine wurden qetöd
let. Eine Lokomotive und 30 Güter-Waggons-der
Great Northern Bahn
wurden ebenfalls zerstört. Der $e
sammtschaden beträgt $450,000.
Außer Jrvine wurden zwei weitere
Feuerwehrleute sofort getödtet und ein
anderer starb bald nachdem er aus den
Ruinen hervorgeholt war. Zwei wei-
i cm" i v r . ,
Wb J.'lUililll IVUlUlll U.Wfrl Vditgl
Auch das Mc'Cormick'sche Lagerhaus
für Farmmaschinerie. D. M. Robbi'ns,
die Northwestern Lime Company, die
Merriam Park Jce Company und an
dere Geschäfte erlitten bedeutende Ver.
luste.
Die McCormick - Harvester Company
i i L m i i i
erlitt den gröhlen (schaden, da lyr gro
ßes Lagerhaus, das mit Waaren ange
füllt war. vollständig eingeäschert wur.
de. Der Verlust der Firma wurde
Sonntag Abend auf $330,000 ange.
geben.
Aufruhr im Gefängniß.
P o u g h k e e p s i e. N. Y.. 22. Okt.
Im Mattewan Staatshospital für.,
wahnsinnige Verbrecher kam es Sonn
tag Abend zu einer Revolte. Acht Auf.
seher wurden von etwa 20 Gefangenen
angegriffen und böse zugerichtet. Meh
rere der Gefangenen entkamen und sie
ben befinden sich jetzt noch in Freiheit.
Chicagoer Afrikaforscher
zurückgekehrt.
Chicago, 22. Okt. Aus Paris
traf Sonntag die Kabelnachricht ein
daß der junge Ingenieur und Afrika
reisende William Stamps Cherry von
hier dort angekommen sei. Er kommt
direkt vom Congo-Freistaat. Seit Herr
Cherry vor vier Jahren seine zweite
Forschungsreise durch Afrika antrat,
hat er einen Theil des Congo-Frei-staats,
der bisher noch unbekannt war
bereist. Auch der Kittu-Region nörd
lich vom Congo, hat . er einen Besuch
abgestattet. Zur Zeit der Fashoda
Episode rüstete Herr Cherry eine zweit '
Expedition im französischen Congoge
biet aus. Er nahm außer Vorräthen
für die Franzosen einen auseinander-
genommenen Flußdampfer mit, dessen
Wiederzusammenfügung er überwachte.
Jedenfalls bringt Herr Cherry werthe
volle Jnformataion über das Innere
Afrikas und seine 'Eingeborenen mit.
Der Gefährte Cherry's, ein Herr Char
les H. McClintock von Chicago, stark
schon im Jahr nachher Ankunft im
französischen Congo-Gebiet.
Stevenson als Wablvro-
phet. - "T
ChicagoM, 22. Okt. W
E. Stevenson, der am Ä5..'bön
ner Reise durch die östlichen Staater
zurückkehrte, sprach sich sehr enthusiastlsck
über die demokratische Aktivität aus. E,'
sagte, Jndiana werde sein Elektoral,
Votum für Bryan abgeben. . OHZo un
Nework schienen demokratisch gehen zu
wollen. Herr Stevenson sagte, McKin
ley werde bestimmt 133 Stimmen erhal
ten, während Bryan 189 Stimmen sich
habe; .zweifelhaft seien 120 Stimmen,
nämlich Illinois 24.'Kansas 10. Ne
Jersey 10, New York 36, Ohio 23
Süd-Dakota 4, Washington 4. West.
Virginien 6 und Delaware .3.
Kommen nach Amerika.
P i t t s b u r g. Pa.. 22. Okt. Sey.
bold und Dickstod von Sheffield, Eng.
land, die bedeutendsten Gußstahl-Fa.
brikanten der Welt, beabsichtigen, ihn
Werke nach Amerika zu verlegen und
haben sich das Ankaufsrecht, auf da
nöthige Areal bei Whceling. W. Va..
erworben. . Sie wollen daselbst Werke,
die $5.000.000 kosten und 5500 Mann
beschäftigen, anlegen. Der fortwäh
rend steigende Kohlenpreis in England,
sowie das Bestreben, auf dem ameri
kanischen Markte konkurriren zu kön
nen, sollen für dieses Unternehmen
maßgebend sein. .
Vierzehn Leute verletzt.
Chicago, 22. Okt. Bei einem
Unfall auf der North Shore elektrischen
Linie wurden.am Sonntag 14 Perso
nen verletzt, fünf davon sehr schwer.
Ihre Namen sind Herman Lutz, Frau -Ellen
Parsons, Herman Olsen, Frau
O. Henqstler und Frl. M. Lindstrum'
Weitere Depeschen auf
cSeite 5.
)!
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