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Jahrgang 24.
Ausland Depeschen
Die MlKKrhr ikr ConOöiicr
rciwiffigm ans Säö
Äst.lin.
.London in ein Tötthans
verwandelt.
Tie schlimmsten Elemente der Ve
rö'kerung toben mch Her-
zeuslust.
ZNehr Todte und verwundete in
den Straßen
Wie die Freiwilligen in 2G Ge
fechten gehabt.
2)ie Rückkehr d e r L 0 n d 0 n e r
Freiwilligen.
London, 30. Okt. Die Freiwil
lZzen der Stadt London, die am
Samstag, aus Südafrika zurückkeh
.-rend. in Soutbampton ankamen, tra
t
fenam Montag Morgen hier ein und
marschirten durch einen großen Theil
-von London, durch Straßen, die mit
einer ungeheuren Menschenmenge an-
gefüllt waren, welche die Heimgekehrten
mit einem EnthustaZmus empfing, wie
ihn eine so kleine Anzahl von Freiwil
Ligen wohl noch niemals zuvor verur
sacht hat.
Am frühen Morgen schickte die Kö
nizin Victoria eine Botschaft an die
zurückkehrenden Truppen, in der sie die
Freiwilligen willkommen hieß und sich
' nach ihrem Befinden erkundigte. Der
Prinz von Wales war nach der Stadt
gekommen und sah sich die Prozession
vom Marlborough House aus an. Die
anderen hohen Persönlichkeiten, die
dem Vorbeimarsch des kleinen Häuf-
lems Soldaten in Khaki-Uniformen
zusahen, waren die Prinzessin Louise.
die Herzogin von Arzyle und Prinz
Eduard von Sachsen-Weimar. Die
Fenster des Klubs in Picadilly waren
alle für Damen reservirt.
Außer den Londoner ' Freiwilligen
marschirten in dem Zuge die Musik-
kapellen von zwölf Freiwilligen-Regimentern
und 4000 Polizisten und 22,
000 Soldaten standen auf der Marsch
route Spalier. Die Invaliden der
Freiwilligen fuhren in Kutschen mit.
Eine Boeren-Flagge. die einzige wirk
liche Kriegs-Trophäe. die soweit nach
England gebracht wurde, erregte unge
jeuren Enthusiasmus.
Je weiter der Tag vorrückte, desto
wilder wurde der Enthusiasmus der
Menschenmenge, und am Nachmittag
konnte die Menge weder von der Poli-
. , . l ' CVW ! ! 1 r .
zei noch von dem Militär im 5Zauni
gehalten werden. Bei der Marble
Arch" am Hyde Park war das Gedrän--ge
so furchtbar, daß die Menge das
Militär-Spalie: durchbrach, und als
endlich die Ordnung wieder einigerma
ßen hergestellt worden war. lagen 40
Personen auf dem Boden, die von Am
öulanzen fortgeschafft werden mußten.
In der engen Fleet Str. durchbrach
dieMenge alle Barrieren undZuschauer.
Soldaten. Polizei und Freiwillige bil
deten nur noch eine konfuse Masse, aus
der die Freiwilligen sich schließlich im
Gänsemarsch herauswinden mußten.
Die Szenen, die sich in Fleet Str. ab
spielten, sind kaum zu beschreiben.
Ueberall ertönten Schmerzens- und
Hilferufe' und Männer und Frauen
wurden zu Boden geworfen und an
dere' stürmten darüber hin. Garde
Kavalleristen, die versuchten, die von ei
ner halben Panik erfaßte Menge zurück
zuhalten, wurden mit fortgerissen und
verschwanden in der tobenden Menge.
Der Marsch durch die Stadt, der acht
Stunden dauerte, wurde dreimal un
Verbrochen. Einmal an der Stelle, wo
!die alte Temple - Bar gestanden, und
.fco öer Lord Mafcor. Sir Alfnd New
ton das Regiment bewillkommnete,
dann bei der St. Paulskirche, wo ein
kurzer Danksazungs - Gottesdienst ab
aehalten wurde und zuletzt bei der
Äuildhall. Ncrch Beendigung des langen
Marsches wurden die Zurückgekehrten
-im Hauptquartier der Ancient and
Honorable Artillery" von London ge
speist. Die Mitglieder des Corps gin
gen dann auseinander. Sie mußten sich
in ihre Ueberzieher einhüllen und auf
sonstige Weise verkleiden, um nicht von
der Menge, die um diese Zeit zum größ
Un Theil aus Betrunkenen bestand,
erkannt zu werden. Einige der Frei
willigen wurden thatsächlich von den
betrunkenen Enthusiasten beinahe in
Stücke gerissen.
Die Liste der Unglücksfälle in den
Strahen von London war am Montag
thatsächlich größer, als die Verlustliste
der Freiwilligen in ihren 26 Gefechten
in Südafrika. Aus den nur theilweisen
Berichten der Hospitäler und Polizei-
Nationen geyt lzervor. vatz mehr als 200 j
Personen schwer verletzt und aqr 01
zehn Personen auf der Stelle getödtet
wurden.
Ueberall gericthen .Frauen und
Mädchen unter die Füße der tobenden
Menschenmenge. Provisorische Tribü
nen. die mit Menschen überfüllt wa
ren, stürzten ein. Zwölf, von dreißig
Personen, die auf einem Postwagen
saßen, dessen Räder losgingen, erlitten
Knochenbrüche und zwei "Kinder blie
ben auf der Stelle todt liegen. Ein
Mann, der auf dem Dache eines vier
stöckigen Hauses lag, verlor das Gleich
aewicht und fiel herunter auf eine
Gruppe von Frauen, von denen eme
getödtet und zwei andere verletzt wur
den. Der Mann selbst ging aber an
scheinend unverletzt davon.
London glich am Abend einem Toll
hais und es nimmt Wunder, daß die
Zahl der Unglücksfälle nicht doppelt so
groß ist. Das Leben in London am
Montag würde der Kommune zur Ehre
gereicht haben. Wüstere Straßenszenen
sind hier wohl noch nicht gesehen wor
den.
Fluchende und kämpfende Haufen
waren überall zu sehen, vergeblich ver
suchend, vorwärts zu kommen. Am
Strand brauchte man eine halbe (Stirn
de. um hunder: Nards vorwärts zu
kommen und dabei mußte man Glied
maßen und Leben riskiren. Die PoU
zei war gegen den patriotischen Enthu-1
T , , .(t. r -cil rrc t t .
siasmus. dessen unfehlbare .harakte
risttt Betrunkenheit in verschiedenen
Stadien war. absolut machtlos. Es
war eine Wiederholung der Maseking
Nacht, ohne daß die Veranlassung, die
Entschuldigung dafür vorhanden ge
Wesen wäre. London befand sich in den
Händen der schlimmsten Elemente der
Bevölkerung. Frauen wurden auf der
Straße insultirt. geküßt oder umgesto
ßen. Aber auch viele Frauen, manche
mit kleinen Kindern in den Armen,
waren betrunken. Die Freiwilligen
nahmen nicht an diesen abscheulichen
Demonstrationen Theil; nur wenige
von ihnen waren zu sehen. In der
That, man schien sie ganz vergessen zu
haben bei dem allgemeinen Wunsch, sich
dieser Gelegenheit zu bedienen, um ein
mal in der zügellosesten Weise gegen
Gesetz, Ordnung und Anstand, unge
hindert zu toben.
Im Ganzen sind während des Tages
ungefähr 1000 Personen vom Ambu-
lanz-Korps behandelt worden, viele
der Leute waren aber nur leicht ver
letzt. Schuldig befunden.
Santiago de Cuba. 30. Okt.
Octavio Mena. früher ein Clerk in der
Office des Hafen - Kapitäns, wurde am
I Montag der Ermordung des Obersten
. w c : 7 . eis 7,.?
Paooli von oer cuuauiiucn .auuec uui
v t. w - rc - v:w 5s?r;
um üc uuucii. vii iuuy ivauiuwtuuiuj
zu 17 Jahren Zuchthaus und zur Be-
" T , - i . er.
. ; v
zaylung einer nllazaoigung im e
trag: von 52000 an die Familie des
i Ermordeten, verurtheilt werden.
sti'fa cm . sZ! t' Z,
Als Mena von em Gefängniß nach
dein Gerichtsgebäude gebracht wur,
n WnTfafffn hrt
Vlk uwtk viv vvinni v.
... . , ... ' v ' cn-r:.-:
zu ivncyen, es gelang vkx uii$ci uvci,
den Angriff abzuschlagen. '
Erdbeben in Caracas. '
Caracas. Venezuela. 30. Okt.
Um viertel vor fünf Uhr am Montag
Morgen, wurde Caracas von einem
sehr heftigen Erdbeben heimgesucht.
Fünfzehn Personen wurden dabei ge
tödtet und viele mehr oder weniger
schwer verletzt: auch sind viele Gebäude
eingestürzt und eine große Anzahl, da-
. . i .. r i
runler oas Panlyeon uno oiz lanirni
lichen Kirchen, wurden beschädigt.
Auch das Gebäude der Ver. St. Ge
sandtschaft wurde stark beschädigt, die
sämmtlichen Bewohner entkamen aber
unverletzt.
Der Präsident Cipriano Castro, der
von einem Balkon im zweiten Stock des
Regierungs - Gebäudes herabsprang,
erlitt einen Beinbruch. Auch das Ge
bäude der britischen Gesandtschaft ist
eingestürzt."
Erst im Juli d. I. fand in Caracas
ein Erdbeben statt, das ziemlich be-
trächtlrchen Schaden anrrchtetc.
Eine internationale ka-
tholische Zeitung.
R o m , 30. Okt. Nachdem der Va
tikan das Projekt der Organistrung
einer internationalen katholischen De-peschen-Agentur
fallen gelassen, 'wird
jetzt die Gründung eines neuen inter
nationalen katholischen Blattes beab
sichtigt. Das Blatt soll in Brüssel er-
scheinen, die Mitarbeiter aber Haupt-
sächlich in Rom und Paris ansässig
sein und in englischer, deutscher, fran
zösischer, italienischer und spanischer
Sprache schreiben. Neben Tagesneuig
leiten wird dieses Organ des Vatikans
religiöse und Moralfragen in populä
rer Weise behandeln. Das nöthige Ka
pital ist bereits zum größten Theile
aufgebracht und es wird sofort eine
sehr große Zirkulation erwartet.
Grß - Paris.
Paris. 30. Okt. Nach Schluß
der Weltausstellung' wird die Regie
Indianapolis, Ind.. Dienstag, den 30. Oktober, 1900.
Ex-Präfident Groiier Cleveland
... t . r. - .
i . ." ''
Prophezeit einen Erdrutsch für William I. Bryan.
Eine kolossale Enttäuschung hant der republikanischen Partei.
Princ e ton, N.J., 29. October.! für McKinley zu gewinnen unmöglich
Er.'Prändent Grover Cleveland prophe 1
zelte heute in einem Interview einen
Erdrutsch für William Jennings Bryan.
dem demokratischen Prasidentsa)afts'
Kandidaten. Er gab mehrfache Gründe
dafür an. "'
Eine ganze Stunde lang wich Herr
Cleveland der Beantwortung von
Fragen, die sich aus Politik bezogen,
aus dem Wege. Er sagte', 'er nehme
kein aktives Interesse an Politik. Als
aber die Rede auf die Zustände im
Westen kam, sagte Cleveland :
Junger Mann, Sie -, werden am
Tage nach der Wahl einen Erdrutsch
für Bryan sehen. Davon bin ich über
zeugt." . , ; ,;
Auf den Einwand dcS .Berichterstat
ters, daß die republikanischen. Führer
einen für McKinley günstigen Bericht
aussprengen, sagte Herr Cleveland :'
Natürlich thun sie das ! Das ist aus
Politik. Ich sage Ihnen dies als meine
Privatmeinuna. Sie ..verstehen die
herrschenden Zustände nicht. Elemente
' ' ' - .
sind im ganzen Lande an der Arbeit, die
rung vle großen 5ororre von Par:Z,
wie Neuilly. Voulogne für Seine. Cha
renton und Vincennes. mit der Haupt
stadt zu einem Gemeinwesen verbinden.
Paris' Einwohnerzahl wird sich da
duich um eine Million erhöhen. Auch
die Stadtmauer soll dann fallen und
der Octroi. die Erhebung von Steuern
auf alle die Stadtthore einpassirenden
Lebensmittel. Baumaterialien etc, wird
abgeschafft werden. - -
Ein Trust verkracht.
Wien, 30. Okt.' Ein Eisen-Trust.
oem alle Eisenfabrikanten Oesterreich
Ungarns beigetreten waren, hat sich
heute Nachmittag in Folge von Diffe
renzen zwischen verschiedenen F::?.ien
wieder aufgelöst. Die Preise sind so
fort um 15 Prozent gefallen.
Antisemitische Unruhen in
G a l i z i e n .
W i e n , 30. Okt. In Busk, in Ga-
lizien, haben ernste antisemitische Un
ruhen stattgefunden. Ein Pöbelhaufen
verwüstete die jüdischen Stadttheile,
vlllnderte Geschäfte und verbrannte
Möbes und Waaren auf den Straßen.
! dem Pöbel in die Hände fallenden
. r j-.. 'c.cw.n
uvCN wuroen icgrocc miüauucn, ui
y. ::n.!r x. ra
. Dt namc TUüliac cuuiiciuuw uus
i" d j ' i '
der Stadt flüchtete.
Die Behörden schritten nicht ein und
Verhaftungen wurden nicht : gemacht.
Da die Einwohner der umuegenoen
Orte zum größten Theile Juden 'sind.
fürchtet man einen 'förmlichen Ras
IPTTTTTclT
"""-ü
Aus dem deutschen Reich.
Berlin, 30. Okt. Das Central
Büreau für die Vorbereitung der Han
delsverträge hat ein Cirkular an die
deutsche Presse erlassen, in dem auf die
auffallende Zunahme des amerikani
schen. Exports nach der Levante - seit
Ktablirung direkter Dampferverbin
dung nach Konstantinopel und der Er
öffnung einer permanenten Ausstellung
amerikanischer Waaren in der.türki
j chen Hauptstadt hingewiesen ' wird.
Das Büreau räth dann, daß eine deut-
sche Handelskammer in Konstantinopel
orzanisirt werde, um die deutschen
Hmdelsinteressen der amerikanischen
Konkurrenz gegenüber schützen zu kön-
nen. ' ,
Aus den Handelsstatistiken für S?p
tember 'geht hervor, daß die Einfuhr
von russischem Petroleum zugenommen
und diejenige von amerikanischem Pe
troleum abgenommen hat. ' 'Die Menge'
des importirten russischen Petroleums
betrug 10.653 Tonnen, eine Zunahme
von 3186 Tonnen, und des amerikani
schen 66,777 Tonnen, oder eine Ab
nähme von 2750 Tonnen.
In den am 30. September beendeten
neun Monaten wurden 61.023 Tonnen
russisches.Petroleum importirt. ' eine
Zunahme von 23.775 Tonnen im Ver
gleich mit dem korrespondirenden Zeit
räum im vorigen Jahr; und 483.497
Tonnen amerikanisches .Petroleum.
Es ist dies eine Abnahme von 26.693
Tonnen im Vergleich zu den ersten
neun Monaten des Jahres, .1399
Ein Portland - Cement-Syndikat,
mit einer jährlichen Produktion von
13,000.000 Faß. ist im nordwestlichen
und mittleren Deutschland organisirt
worden. Die Produktion wird aber
auf die Hälfte beschränkt und die Preise
werden reduzirt werden, um die Kon
kurrenz zu unterdrücken. .
Dr. von Mühlberg ist zum Nachfol
aer des Barons von Richthofen als
Üntersekretär im Reichsamt des Aeu
ßeren ernannt wode?. ;
ist. Erstens ijt Unionarbeit gegen Mc
Kinley. In den letzten Jahren ist diese
Arbeiterorganisation zu. einem Faktor
in Politik geworden, der nicht günstig
für das Kapital gestimmt ist. Die Ge.
schästsreifenden sind für Bryan eine
ganze Armee, die überzeugt ist, daß die
republikanische Partei Beschützer der
Korporationen ist, die durch Verschmel
zung viele, von ihnen brodlos gemacht
haben." '
Im Nordwesten giebt es viele Hol
länder. Sympathie für die Buren, die
von derselben Nationalität find, führt
sie zur Unterstützung Bryan 's. Geben
Sie acht, ob ich nicht Recht behalten
werde." '
Ich will nicht über die Resultate der
Wahl sprechen, aber wenn die Republi
kaner ehrlich glauben, daß McKinley er
wählt wird, so ist es meine Meinung,
daß sie im Irrthum sind."
Herr Bryan ist ein ausgezeiäzncter
Redner und besitzt eine magnetische Per
sönlichkcit, was die Ursache. seiner rie
sigcn Volksthümlichkeit ist." .
ZranzösischeKriegsschiffe
, vorÄnnapolis.
Annapolis. Md., 30. Okt.
Die französischen Kreuzer EUlo"
ino Suahet" kamen am Montag hier
in und gingen ungefähr sechs. Meilen
)on der Stadt entfernt vor Anker. Als
sie ankamen, feuerten die Schiffe einen
Salut von 21 Schüssen ab, der von der
Narine-Akademie aus beantwortet
nmrde, ,Am Abend waren die Offi
ziere der französischen Schiffe die Gäste
zes Superintendenten - der Akademie,
Tommander Wainwraight.
Die
Ankwort der Ver. Staa.
' i"' ten.
Washington. D. C.. 30. Oit.
Der Staatssekretär Qay aab am Mon
tag Nachmittag die Antwort der Ver.
Staaten auf die Britisch-deutsche Verein
baruna betreffs Chinas. Sie wird nicht
eher bekannt-gemacht werden.. als bis die
Antwort rn X50ND0N uno ernn einge
troffen ist.
Schreckliche That einer
Mutter.
Chattanooga, Tenn., 30. Okt.
Am Montaa Morgen zu früher (stun
de wurde die neuerwehr nach der Jiuoc-
nuna einer Wittwe namens 6ss,'
Cawtborne aerufen. in der ein klunes
Feuer ausgevrochen war. viia. oie
- i , n s ' .
Leute die verjazlouene our ausvra
cken. stienen sie sofort auf die Leiche
des 16 Jahre alten Sohnes der Witt
we. der in einer großen Blutlache auf
dem Bette lag. Der Kopf des Knaben
war mit emem Beil, das neoen oem
Bette lag. furchtbar zerhackt worden.
Es war auf der Stelle ersichtlich, daß
ein Mord begangen und das Haus in
Brand gestecht worden war, um das
Verbrechen zu verbergen.
Der Coroner hielt gleich am Mor
gen einen Jnquest ab und nachdem die
ser beendet war. wurde Frau Cawthor
ne die Mutter des jungen Mannes,
verhaftet und formell beschuldigt, ih
ren Sohn ermordet zu haben. Der
Knabe hatte acht BeilhieLe. ins, Gesicht
und 23 auf den Kopf erhalten. Der
Ermordete war ciVetter von Will.
Cawthorne. der am Montag Morgen
fast auf dieselbe Weise in -Texas er
mordet wurde. Es unterliegt kaum ei
nem Zweifel, daß d!e Mutter wahnsin
nig und der Wahnsinn in ihrer Familie
rh1, ist V
Frau Cawthorne blieb eine Zeit lang
nach ihrer Verhaftung ganz unoewegi
und . sie weigerte sich, irgend etwas zu
sagen, später ahz gestand sie ein. ihren
Sohn ermordet und auch die Absicht
gehabt zu haben die ganze Familie z
ermorden. Als Grund für die Tha
gab die Frau an.-daß der Knabe ei
böser 'Junge gewesen, sei und Cigaret
ten geraucht habe.'., . ,
Kapt. A. Storey. der Vater derMo:.
dernvhat bereits zwei Advokaten en
gagirt, um die Frau zu vertheldtgei.
Fort W o r t h . Texas, 30. Okt.
Will. Cawihorne wurde am Sonntag
Abend bei einem Schulhaus im Lande,
in der Nähe von Tyler, ermordet. Caw
tborne wohnte demGottesdienst in dem
Schulhause bei. als außerhalb dessel
ben ein 'Krawall -stattfand. Er begab
sich hinaus, um Ruhe zu stiften, wurde
aber von den Ruhestörern angegriffen
und mit Messern ganz zerhackt. Vier
junge '.Männer sind auf 'die Anklage
hin verhaftet worden, den Mord began
aen m baben.
Inland Depeschen.
MlWure Jinlnllropijnii
W.
Ein Dutzend c&äube
durch Explosionen
zerstört,
'
Die durch ein kleines Zeuer ver
ursaökt worden waren.
5Tcr
Verlust an Menschenleben
nicht bekannt.
Man glaubt aber, daß nn 80 Leichen
unter den Rumen liegen.
clfc 100 wurden mehr oder weni
ger schwer verletzt
Und 35 werden als vermißt augV.
Entsetzliche Katastrophe.
New York, 29. Okt. Das große
siebenstöckige Gebäude von Tarrant &
Co., Fabrikanten , von medizinischen
Spezialitäten, an der Nordwest-Ecke
der Grcen und Warren Straße, welches
von oben bis unten mlt Chemikalien
angefüllt war, gerieth aus unbekannter
Ursache um ein Viertel nach 12 Uhr
Mittags in Brand. Ein Bürger, wel
cher eine schwarze Rauchwolke aus ei
nem Fenster des Gebäudes aufsteigen
sah, benachrichtigte die in der Nähe sta
tionirte Feuerwehr-Kompagnie No. 29.
Ein Alarm, welchem bald ein zweiter
und dritter folgte, rief die Spritzen
Kompagnien des ganzen Distriktes
nach der Brandstätte und kaum war die
erste derselben in Thätigkeit getreten,
als eine furchtbare Explosion erfolgte,
welche alle Feuerwehrleute die Treppe
hinunterschleuderte. Angesichts der ih
nen drohenden Gefahr stürzten die
Feuerleute auf die Straße, während
die in Folge der Explosion überall um
herfliegenden Glas- und Steinstücke
die vor dem Gebäude . versammelte
Menge nach , allen Richtungen ' aus-
einander scheuchte, wodurch die an die
Feuerspritze gespannten Pferde scheu
wurden und durchzubrennen. suchten.
Der Maschinist Rocksbury spannte
gerade die.Pferde aus und Feuermann
Brown öffnete das Sicherheitsventil
der Dampfspritze, als die Explosion er
folgte und beide Männer mit einem
Hagel von kleinen Trümmerstllcken
überschüttete. Beide wurden ziemlich
erheblich verletzt, wie auch ein dritter
Mann derselben Kompagnie.
'Kapitän Devonney befahl inzwischen
seinen Leuten, auss iceue in oas ge
fährdete Gebäude einzudringen, und
kaum hatten dieselben einen Spritzen
schlauch bis zum Portal des Gebäudes
gezogen, als eine abermalige Explo
sion erfolgte, die ungleich wirksame:
war wie die erste. Die ganze Spritzen
Mannschaft wurde auf die andere Seite
der Straße geschleudert, wobei Kapt.
Devanney so schwer verletzt wurde, daß
er ins Hospital überführt werden muß
te. In der Zwischenzeit waren zahl
reiche andere Feuerwehr-Kompagnien
auf der Brandstätte erschienen, die sich
zunächst an die Rettung der Personen
in den gefährdeten anstoßenden Gebäu
den- machten. Die Feuerleute hatten
über die einzige Nothleiter des brennen
den Gebäudes bereits eine Anzahl
Mädchen aus den oberen Stockwerken
in Sicherheit gebracht und zahlreiche
Personen wurden auch über die Noth
leitern der anstoßenden Gebäude geret
tet. Die zweite Explosion erfolgte unge
fähr fünf Minuten nach der ersten und
war so heftig, daß.-nach Aussage von
Augenzeugen, das Gebäude im wahren
Sinne des Wortes in die Luft gehoben
wurde. Im nämsten Augenblick fielen
Theile des Mauerwerks, Balken und
Steine auf die Straße hinab. Durch
die Heftigkeit der Explosion wurden die
Wände eines großen Kommissions
Waarenhauses an der Washington
Straße niedergelegt. Das ganze Ge
bäude mit seinem Inhalt von Kisten
und Fässern stürzte in einen Trümmer
Haufen zusammen, aus welchem sofort
die Flammen emporschössen.
Das Feuer übersprang in wenigen
Minuten Warren 'Straße und theilte
sich den gegenüberliegenden Gebäuden
mit. welche durch die Gewalt der Explo
sion ebenfalls schon stark gelitten hatten.
Warren Straße wurde durch die gewal
tig niederstürzenden Trümmermassen
unpassirbar. Flammen schössen überall
aus den Trümmern hervor und in kur
zer Zeit folgten aus dem brennenden Ge
bäude von Tarrant u. Co. noch sechs
weitere Detonationen, allerdings wem
ger heftig wie die erste.
Von allen Seiten stürzten nun die
Löschmannschaften herbei. HWchef
,, No. 42
Ayem'ercyien zwei Minu:en nach der '
ersten Explosion auf der Brandstätte uni.
ordnete sofort einen weiteren-Alarm für.
mehr Feuerspritzen und eine Requisition
von Amblanzwagen - an. De: Brand '
hatte sich jetzt zu einer furchtbaren Kata
strophe, gestaltet und man befürchtete,
daß Hunderte von Opfern unter den
Trümmerhaufen begraben seien. Von
allen Seiten drängten sich Menschen mit
schreckensbleichen Gesichtern an die bren
nenden Gebäude heran, nach Freunden
und Verwandten suchend.
Polizeichef Devery. , Hilfschef Mc
Laughlin, Inspektor Brooks erschienen
wenige Minuten nach- Ankunft des
Feuerwehrchefs Crocker auf der Brand
stelle. Zahlreiche andere Beamte, de
ren Departements direkt oder indirekr
von dem Feuer betroffen wurden, toa
ren ebenfalls bald zur Stelle. In den
benachbarten Straßen, standen ganze
Blocks weit die Spritzen und andere
Feuerlöschapparate, während Hunderte
von Polizisten aus den unteren Distrik
ten einen Kordon um .die Brandstelle
zogen. Aus den benachabarten Kirchen
eilten die Priester herbei, um denen
nahe zu sein, die ihrer Hilfe bedurften,
und hoch zum Himmel erhob sich von
der Brandstätte eine schwarze Rauch'
säule. die über die ganze Stadt sichtbar
war und in der. die Flammen in rother
Gluth emporschössen. .
Die zweite Explosion war von
furchtbar zerstörender Wirkung und
daß derselben nicht Hunderte von Men
schenleben zum Opfer sielen, ist nur
dem Umstände zuzuschreiben, daß seit
der Entdeckung des Feuers etwa zehn
Minuten verstrichen, ehe die erste Ex--plosion
erfolgte. Die Leute waren
über die explosive Natur der Chemika
lien, in dem brennenden Gebäude in
formirt und brachten sich in Sicherheit.
Zwischen der ersten und zweiten Explo
sion lag ein weiterer Zeitraum von 3
Minuten, was den Leuten in der Nach
barschaft weitere Gelegenheit gab. der
gefährdeten Brandstelle zu entfliehen.
Kurz nach Ausbruch des Feuers Pas
sirte ein Hochbahnzug das brennende
Gebäude gerade noch in Zeit, der
ersten Explosion zu entgehen. Die we
nige auf der Plattform der Station
verbleibenden Leute hatten wahrschein
lich alle Gelegenheit, sich zwischen der
ersten und zweiten Explosion in Sicher
heit zu bringen. Auch der Stations-
Agent entfloh mit der Stationskasse
gerade noch zur rechten Zeit.' denn im
nächsten Augenblicke erfolgte die zweite,
Explosion, welche das Stationsgebäude
völlig zertrümmerte.
' Die massenhaft in die Straße stür
zenden Trümmer fielen durch die Fen- -ster
des Gebäudes, worin sich die Jr
ving National Bank befindet und dir
Bankbureaus - wurden nahezu völlig,
demolirt. ebenso wie die in demselben
Gebäude befindlichen Offices der Ge
brüder Meckle. In der Bank wollte .
man nach der ersten Explosion gerade
das Geld in den Geldschrank verschlie
ßen. als die zweite Explosion erfolge
und ganze Trümmerhaufen auf das
Gebäude niederschleuderte. ' Alle flo
hen, um ihr peben zu retten, und ließen
das Geld liegen, wo es lag. Als Kapt.
McCluskey von der Gesundheitspolizei
später das Bankbureau betrat, fand er
ca. $10,000 aus Pulten, Tischen und
auf dem Fußboden zerstreut umherlie
gen. die in der allgemeinen Verwirrung
im Stiche gelassen worden waren. Das
Geld wurde dann gesammelt und fort
geschlossen. ' Soweit hat man noch keine Leiche
gefunden, es werden aber 33 Personen
als vermißt angegeben, und man
glaubt, daß wenigstens 30 unter den
mncng
I r" . . rr cs r
imo m wpuaie luno.wcu uc
handelt worden. Die, meisten hatte
Verletzungen durch fliegende Glasstücke
etc. erhalten. -
Der finanzielle Verlust wird auf un
gefähr Z1.500.000 abgeschätzt.
Eisenbahn - Unfall.
' Helena, Mont 30. Okt. Ein
östlich fahrender Passagierzug de,
Nördlichem Pacific-Eifenbahn ist in d:e
Nacht von. Sonntag auf Montag, acht
Meilen von Big Timber entfernt, ver
unglückt. Sieben Passagiere kamen
dabei um's Leben, acht wurden schwer
und ein Dutzend weniger schlimm ver
letzt. Die Umgekommenen sind: W.
C. Reifenrath, von Helena; Dr. Lest
Pendleton, MoVnt Hope, Wis.; Ed.
Eastman, Raymond. S. D.; Dr. C.
C. Harthorn. Livingston. Mont.; Frl.
M. S. Tracy. Bozeman. Mont.. und
zwei unbekannte Frauen. 'Unter den
Schwerverletzten befindet sich auch
George Hubbard. der Sheriff von Yel
lowstone County.
Der Zug fuhr mit einer Geschwin
digkeit von 43 Meilen die Stunde, als
sich das Unglück ereignete. Die ersten
drei Waggons sprangen vom Geleise
nd fielen auf die Seite und die Umge
kommenen befanden sich alle in dem
vordersten Passagierwaggon.
Weitere Depesche auf
I C eite 5.