Indiana tribüne., October 10, 1905, Image 1

About Indiana tribüne. (Indianapolis, Ind.) 1878-1907

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WrsÄxeitti seden gtaritmitag,
Jahrgang 29. Indianapolis, Ind., Dienstag, 10. Oktober 1905. 1 No. 4.
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Mord oder Selbstmord ?
Teutscher Farmer todt aufgefunden.
Geo. Groenwaldt, ein nahe dem
Armenhause an der MbS Ave. wohn
hafter Farmer wurde. heute früh, nahe
seinem Hause, blutbefleckt, mit einer
Wunde am Kopfe aufgefunden.
Seine Frau, welche ihn vor einer
Woche verließ, wohnt zur Zeit bei ihrer
Schwester in Haughville. Ob Green
wald Setbstmord beging oder ob er er
mordet wurde, wird die CoronerZ'Un
tersuchung feststellen.
Blauer Montag
Von May Smith mit Waschblau gefeiert.
Eine blaue Montagsfeier, welche sie
mit der Polizei in Konflikt brachte, ver.
anftaltete gefternNachmittag MaySmith
von 33 N. California Str. May hatte
die Wüsche für die benachbarte Frau
ElliS JoneZ besorgt und während der
Wüsche vermißte Frau JoneS zwei 50c
Stücke, die sie im Gehäuse der Wand,
uhr versteckt hatte. May und Frau
JoneS geriethen in ein Argument und
im Verlaufe desselben warf Frau JoneS
eine Flasche voll Blau nach May wie
letztere sagt. DaS Blau soll sich über
May'S ganz? Schürze ergossen haben.
Diese wurde natürlich böse und obgleich
Herr Jones sie au dem Hause wie,
soll sie ihre Schürze genommen 'und
Frau JoneS mit derselben Wäscheblau
über daS ganze Gesicht gewischt haben.
Frau JoneS wird während der nächsten
Tage genügend Arbeit haben, sich von
'dem Blau zu befreien, während May,
welche deS Angriffs und des Betretens
fremden Eigenthums angeklagt ist, mit
dem Polizeirichter abrechnen wird.
Frachtverlader vollen einen star
ken Lokalverbaud gründen.
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Bis jetzt ist keine Aend-rung in der
Streiklage der Frachtverlader von der
Big Four eingetreten.
Den Frachtverladern der Monon
Bahn, die vor Wochenfrift ebenfalls um
Lohnerhöhung eingekommen waren,
wurde gestern der .Bescheid, daß die
Bahn sich nur dann zu einer Lohn
erhöhung verstünde, wenn die anderen
hiesigen Bahnen ebenfalls mehr Lohn
zahlen würden. Die Frachtverlader der
Monon denken nicht an den Streik zu
gehen, bis ein starker Lokalverband ins
Leben gerufen ist.
Personal-Notizen.
Frl. L o u i s e Eschenoach,
Tochter von Herrn Moritz Eschenbach,
verlobte sich gestern mit Herrn Gottlieb
Heller, Sohn von Herrn Jacob Heller.
Der Tag der Hochzeit wurde auf den
15. November festgesetzt.
Herr Rudolf Kronau,
der gefeierte Schriftsteller und Künft.
ler, war gestern Nachmittag Gast des
Herrn Konsul Peter Lieber, im kofi.
gen Heim von Herrn und Frau Fritz
Francke.
Herr Paul Krauß unter
hielt gestern eiuen engeren Freundes
kreis bei einer Skatgesellschaft in s'j
nem Heim an der Park Avenue.
Die Cloverleaf Society
veranstaltet heute Abend in
der Germania Halle ihren
ersten JahreSvall. Eintritt
25 ?ents. Damen frei.
Eine von der WohlthS.
tigkeitZ.Behörde angefertigte Liste zeigt,
dabin allen WohlthätigkeitSanftalten.
mit Ausnahme von zweien, Zunahmen
in der Zahl der Insassen zu verzeichnen
sind. In dem Irren Hospitale deS
Südens war eine Abnahme zu ver
zeichnen und in dem Heime für Waisen
der Soldaten und Seeleute in KnlghtS
town, ist gleichfalls von Jahr zu Jahr
eine Abnahme zu melden gewesen. DaS
Central JrrenHospital hatte die größte
Zahl der Insassen während der ersten
neun Monate deS Jahres, da sich im
Durchschnitt 1830 Personen dort be.
fanden. Die UnterhaltSkoften pro
Kops' beliesen , sich für die genannte
Periode auf $139.95.
Zum kommenden Sangersest.
Dem Aufruf gemäß, daß jeder Ge
sangverein für je 12 Sänger ein
ttomite ernenne, um die ersten Schritte
zum Arrangement des Festes zu treffen,
wurden von dem hiesigen Indianapolis
Männerchor folgende Delegaten zu der
am 16. Oktober stattfindenden Ver
sammlung ernannt :
AloiS Geiger, E. Steinhilber. I.
P. Frenzel, F. I. Mack und C. H.
Adam.
Wird vermißt.
Dora Green, ein 20 Jahre altes
Mädchen, wurde gestern von ihrer Mut
ter, Frau Alice Walker, der Polizei als
vermißt gemeldet, und die Mutter be
fürchtet, daß sie mit Joe Canaon,
einem Kostgänger in Frau Green'S
Hause, auf und davon ging. Frau
Green giebt an, daß sie eS merkte, wie
Cannon. ihrer Tochter Aufmerksamkeit
zollte und sie stellte denselben zur Rede,
worauf er dann seine Sachen gepackt
haben und fortgegangen sein soll. Am
Tage darauf verschwand die Tochter
und wurde nicht mehr gesehen.
Durch Negerbengel verletzt.
Harry Martlndale, ein weißer Jun
ge, der gestern Nachmittag mit mehre
ren seiner Spielgenossen beim Canal,
nahe der 25. Straße, sich tummelte,
wurde durch eine Anzahl Negerbengel
überfallen und durch Steinwürfe ver
letzt.
Der Knabe trug eine schmerzliche
Kopfwunde davon. Nachbarn, welche
den Ueberfall gesehen, sich aber nicht in
den Streit zu mischen wagten, benach
richtigen die Polizei. Trotz eifrigsten
Suchen? seitens der zur Stelle geeilten
Radler, konnten die Angreifer aber
nicht ermittelt werden.
Langvermißte Uhr taucht bieder
auf.
DeS DiebftahlS einer bereits imJahre
1903 gestohlenen Uhr verdächtig, wurde
gestern Nachmittag Vivian Garrett, ein
im Magnolia Gebäude wohnender
Mann, verhastet.- Die Uhr wurde vor
etwa, zwei Jahren der 433 Minerva
Str. wohnhasten Frau Gorman geftoh
len. Girrett soll zur Zeit deS Ver
schwinden? derselben dort im Hause mit
Reparaturarbeiten beschäftig gewesen
sein. ' Gestern tauchte die Uhr in einem
Leihhause auf und die von der Polizei
eingeleitete Untersuchung lenkte denVer
dacht auf Garrett, der dann verhaftet
wurde. Garrett betheuert seineUnschuld.
Sherrick in arztlicher BeHand-
lang.
ExStaatSaudZtor David E. Sherrick
hat sich nach Dr. Sterne'S Sanltarium
begeben, um dort einige Zeit behandelt
zu werden. Herr Sherrick ist infolge
der Aufregung der letzten Wochen sehr
angegriffen.
Raucht die BONANZA.
Als Flüchtling verhaftet.
Unter der Anklage, ein Flüchtlina zu
sein, verhasteten die Radlerpolizistm
Low und Lancastee den 50. jährigen
W. R. Hunter, einen Zimmermann
von Lapell in Madison County. Der
selbe giebt an, daß jemand in seine
Werkftelle kam, den er hlnauöwieS und
dann, als derselbe seiner Aufforderung
nicht Folge leistete, ihn mit einer Pistole
drohte. Er wurde dann wegen Be
drohung mit tödtlichen Waffen verhaf
tet, gegen eigene Bürgschaft aber ent.
lassen. Jetzt, da er hierher kam, ließ
man ihn als angeblichen Flüchtling
verhaften.
DieJosephTagg artBaling
Co. erwirkte einen-Bauerlaubnißschein
für einen neuen, an der Nord New
Jersey und Court Straße zu mich
senden Pferdesiall, welcher $21,000
kosten soll. DaS Gebäude wird feuer
sicherunde, wird der feinste und beste
Stall des ganzen Staates werden.
Am Serzschlage gestorben.
An einem Herzschlage starb gestern
während er in einem elektrischen Jnter
urbanwagen in Anderson fuhr W. H.
Hawkins, der Superintendent der hie
sigen American Detective Association.
Er entfaltete eine Zeitung, um zu
lesen, aU er plötzlich vornüberfiel. Als
Mitpassagiere ihm zu Hülfe kommen
wollen, stellte sich heraus, daß er todt
war. Aus in seiner Tasche vorgefun
denen Papieren wurde feine Persönlich
keit festgestellt. Außerdem wurde er
von Bartlett H Campell in Anderson
positiv identsiizirt.
Herr HawlinS, der früher Bundes
marschall war, war unter den demo
kratischen Politikern sehr bekannt und
genoß wegen seiner großen Zuvorkam
menheit die allgemeine Achtung seiner
Mitbürger. Seine Wittwe und ein
Kind betrauern seinen Verlust.
VereinS-Versammlungen.
Der Bairische Verein hielt gestern
Abend in Keller'S Halle seine regel
mäßige Versammlung ab. ES wurden
3 neue Kandidaten .zur Mitgliedschaft
vorgeschlagen. Im Uebrigen waren
nur Routinegeschäfte zu erledigen, sodaß
die Anwesenden sich sehr bald einer ge
müthlichen Unterhaltung hingeben
konnten.
Die Post-Einnahmen steigen.
Die Einnahmen deS hiesigen Post
amteS betrugen 13.6 Procent mehr im
September d. I. als im gleichen Mo
nate des Jahres 1904. das ist.eine
Mehreinnahme von S3.787.61.
Der Eonthpark Doppel 8 Kegel
Klnb
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hielt gestern Abend in den Kegelrüumen
der Südseite Turnhalle seinen Kegel
abend ab.
Die glücklichen Gewinner der auZge-
setzten Preise waren: ChaS. Wetzel, 1.
Preis; M. Striemann, 2. Preis; Aug.
Fischer, 3. Preis.
Nach dem Kegeln wurde ein 'Kom
merö abgehalten, bei dem eS fidel her
ging. ' .
Banquier zahlt und legt Bern-
fang ein.
Der Banquier Seth Richcreek von
No. 2707 Colle,;eAvenue wurde ge
gern im Polizeigerichte unter der An
klage, einen bissigen Hund im Besitze
zu haben, um $5 und die Kosten ge
straft. Richcreek zahlte und legte gleich
zeitig Berufung beim höheren Gerichte
ein.
Polizeiliches.
TbomaS Warner, ein
chankkellner in Frank BrownS Wirth
fchaft, wurde verhaftet, weil er mit
einem Schießeisen in äußerst verdächti
ger Weise herumgefuchtelt haben soll.
Warner behauptet, daß Brown khn mit
einem Steine in der Hand auf den
Pelz rückte, und daß er deshalb, um sich
vor körperlichemSchaden zu retten, zum
Schießprügel griff. Er wird die Sache
dem Polizeirichter näher erklären.
Die Polizisten Moninger
Dixon und Stuckey verhafteten den 56
jährigen Brunnengräber SamuelSmith
von 3503 Oft North Str. unter der
Anklage auf Robert Cafey einen An
griff verübt zu haben.
Wegen Umhertrei.ben!
und unter dem Verdachte, ein Fahrrad
gestohlen zu haben, wurde der Farbige
Harrifon Taylor an Jndiana Ave. in
Haft genommen und in der Polizeifta
tioN eingeliefert.
Nachdem angeblich ein Ueber,
einkommen zwischen der Big Four und
dem Anwalt deS Mitchell S. Meyberg,
welcher der FahrkarteN'Fälschung an
geklagt war, erreicht worden ist, nach
welchem Meyberg und seine Genossen
sich verpflichten, ihr Geschäft des Fahr
kartenhandels aufzugeben, hat die Bahn
Co. die Anklagen gkJen Meyberg fallen
laffm und sind die Verhandlungen auf
unbestimmte Zeit verschoben wordm.
Aus dcn Gerichten.
Nachlakgericht.
Es wurden zur Bestätigung einge.
reicht :
DaS Testament deS verstorbenen Na
thaniel Smith ; Nachlaßverwalterin
Mary M. Smith.
Das Testament deS verstorbenen Sa
muel Morgan; Administrator John F.
Morgan, der $1600 Bürgschaft stellte.
Bundesgericht.
ES reichten freiwillig Bankerotter.
klärung ein:
Der Buchführer, Joseph V. Norman
von Indianapolis, seine Verbindlich,
ketten auf S2.049.20, seine Aktiva auf
$180 angebend ;
der Maler und Tapezirer John M.
RogerS von South Bend; seine Ver
Kindlichkeiten betragen S2.233.50, seine
Aktiva S2.332.86.
Neue Klagen.
Weil ihr Gatte Robert sie angeblich
böswillig verlassen hat, ersucht Grace
D. Close daS Gericht, denselben anzu
weisen, ihr monatlich $40 für Unter
halt zukommen zu lassen.-
Alma Knlght beschuldigt ihren Gat.
ten William der Trunkenheit und grau
samer Behandlung und wünscht deS
halb von ihm geschieden zu sein.
Eine angeblich unbezahlte Rechnung
im Betrage von $1150 klagt Wm. I.
Batley gegen I. S. Farrell & Co. ein.
Einen Schuldschein über $1166 lau.
tend klagte Elizabeth M. DefreeS gegen
die New York Investment Co. ein.
Lavrence Levi Rubinowitz ersuchte
daS Gericht um die Erlaubniß seinen
Namen auf Levi Roberts lautend, um-
ändern zu dürfen.
Belle L. Daugherty und Ada M.
JobeS erfuöen in ihrer Klage gegen
Wm. W. Daugherty und dessen Ehe.
frau Mathilda das Gericht um Ungil
tigkeitSerklärung eines BesitztktelS.
Bon ihrem Gatten George will Anna
Cafe geschieden sein, weil derselbe sie
angeblich böswillig verlassen hat.
ChaS. Miller verlangt in seiner
Klage gegen Wm. und Lillian Lane
Zahlung von $92.
Superiorgericht.
Vor Richter JameS M. LeatherS
fanden gestern die Verhandlungen in
der Klage von ChaS. A. Rutledge ge.
gen die Indianapolis Terminal &
Traction Co. statt. Kläger wurde von
einem Sttaßenbahnwagen der beklagten
Compagnie beschädigt. Während die
Compagnie ihre Verantwortlichkeit zu.
giebt, können die beiden Parteien sich
nicht über die zu ersetzende Summe tu
nigen, weSweken die Angelegenheit ge.
richtlich entschieden werden muß.
Vor Richter McMafter wurden die
Verhandlungen in der Schadenersatz
klage von Lilla B. Hugler gegen
Wm. und Geo. W. Fife fortgefetzt.
Kreisgericht.
Vor Richter Henry Clay Allen fan
den weitere Verhandlnngen in der
Schadenersatzklage Fannie F. Sharp'S
gegen Dr. Frank E. Manker wegen an
geblicher falscher Behandlung statt.
Coroner Tutewiler ist
als Delegat des Staates Jndiana zur
Convention der EmbalmerS, die gegen
wartig in Buffalo tagt, abgereist
Mährend der Zeit seiner Abwesenheit
wird die von ihm persönlich geleitete
Untersuchung der cm der Kentucky Av
ausgefundenen KindeSleiche aufgescho
ben werden. Der Coroner hat mehrere
Aerzte und Hebammen verhört, bis jetzt
aber noch nicht alles Beweismaterial
beisammen.
Rushville, 9. Oct. Frau
Anna Bankert, unter Anklage, Norman
Cook ermordet zu haben, wird sich einem
neuen Termine zu unterziehen haben,
da die Geschworenen in dem Falle sich
nicht zu einigen vermochten. Die letzte
Abstimmung zeigte, daß 6 der GeschUo
renen für und sechs gegen schuldig
waren. Eine frühere Abstimmung
zeigte 10 für schuldig und nur 2 für
Freisprechung.
Die beste 5 Cent Cigarre in
der Stadt, Mucho'S .Longfellov-. ,
Nachrichten aus Jndiana.
Fort W a y n e , 10. Oct. Sa
muel Köhler, ein hier ziemlich bekann
ter Politiker, wurde gestern Abend
durch einen Zug getroffen und auf der
Stelle getödtet. August Moritz, ein
Fruchthündler, schoß sich gestern in
einem Falle von Schwermuth eine Ku.
gel ins Gehirn. Man glaubt nicht,
daß er mit dem Leben davon kommt.
P o r t l a n d , 10. Oct. Norman
Shaner, Sohn von Edward Shaner,
wurde als er auf dem Dache eines
Frachtwaggons stand, durch Anstoßen
des Waggons herabgeschleudert, und
er siel, unter die Räder eines gerade
vorüberfahrenden Zuges, welcher ihm
das rechte Bem.bei der Hüfte abschnitt.
Der erst 5 Jahre alte Knabe starb drei
Stunden später.
Connerö pille, 10. Octbr.
Frank Vansyckle, ein wohlbekannter
Farmerssohn, zündete während der Ab
Wesenheit seiner Mutter gestern die
Wohnung an, dieselbe völlig bis aus
den Grund niederbrennend. Der etwa
19 Jahre alte Jüngling wurde später
eingefangen und in daS hiesige Ge
fängniß gebracht. Man glaubt, daß
er in einem Anfalle von Irrsinn die
That beging. Da3 Eigenthum war
nur niedrig versichert, so daß der Ver
luft für die verwlttwete Mutter deS
jungen Mannes ein sehr beträchtlicher
sein wird.
Richmond, 9. Oct. Voraus
sichtlich wird in wenigen Tagen das
Schicksal deS John Knapp, der des
Todtschlages des Marschalls GeiSler
von Hagerstown angeklagt ist, entschie.
den sein.
Der öffentliche Ankläger, der 40 Zeu.
gen gegen Knapp vorführte, deren Aus
sagen wenig Zweifel über Knapp'S
Schuld auskommen lassen, hat den Fall
beendigt und eS ist Sache des Verthei
digerS, die gegen seinen Klienten vor
gebrachten Beweise zu widerlegen.
Marion, 9. Oct. In einem
Gefühl von Verlassenheit beging die
18.jährige Elsa May ElkinS hier einen
Selbstmordversuch. Ihre Mutter ist
vor einiger Zeit gestorben und ihres
Vaters Aufenthaltsort ist ihr unbe.
kannt. In einem an demselben hin
terlassenen Briefe schilderte sie in pathe
tischer Weise ihre Verlassenheit.
Nur den größten Anstrengungen der
Aerzte gelang eS, sie am Leben zu er
halten.
Sottlieb L eukh a rdt,
.Die gemüthliche Ecke
Scke Noble und Market Str.
lsarvtsüie Vkaaic.
In der Via Boncompagni in Rom
befinden sich im Hause des ehemali-
gen Hotel Germania die Bureaus der
italienischen Staaisbahnen. Dort mel
dete sich vor vier Tagen der Sarde
Giuseppe Cossu aus Cagliori, um den
Sektionschef Cappa zu sprechen. Er
war nach Rom gekommen, um bei die
sem gegen einige angebliche Ungerech
tigkeiten zu Protestiren, für deren
Opfer sich sein Sohn, ein Eisenbahn
Maschinist ausgab. Aber erst, nachdem
er mehrere Tage antichamorlrt batte.
empfing ihn der Stationschef. Der
Kanzleunener begleitete ihn bis in
das Bureau seines Chefs und schloß
dann die Thür. Kaum waren aber
fünf Minuten verflossen, als plötzlich
aus dem Zimmer drei Revolverschüs
se ertönten. Erschreckt liefen alle Be
amtcn zusammen, und als sie dasZim-
mer betraten, oot stch ihnen ein schreck
licher Anblick, Capa lag wie todt auf
dem Sofa, aus dem linken Auge floß
em breiter Blutstrelfen. Bor lhm stand.
den noch rauchenden Revolver in der
Hand, Cossu und sagte mit gleichgütl
ger Miene zu den Eintretenden: Er
war der Mörder meiner Familie, und
ich bm sein Morder geworden. Verhar
tet mich nur." Sprach's, warf die
Waffe zur Erde und lieh, sich ruhig
von dem inzwischen herbeigeeilten Pc-
lizisten verhaften; das war sardifch
l Rache. Die Aerzte zweifeln an dem
Wlederaufkommen Cappa's. Dle Ku-
ael ist durch das linke Auge in's Ge
Hirn gedrungen Die beiden anderen
Schüsse, die der Sarde abgegeben
hatte, gingen seyl.
Die konsequente Zeugin.
Wie alt sind Sie?" Neunund-
zwanzig, Herr Präsident! .Neun
undzwanzig gaben Sie auch vor zwei
fahren an!" .Gewiß. Ich bin keme
solche, die heute so und morgen so
sagt!-
Llnarchistisöicr Putsä, in der
Schweiz.
Mit em Worte Putsch" bczeichret,:
man früher in der Schweiz einen un
erwarteten und rasch vorüberaehenden
Aufstand. Seit siebenundfünfzig Iah-
ren, seit der Einführung der bundes-
staatllcn Gesammtverfassung, horte
man in der Schweiz wenig mehr vzn
lolchen Dmgen. Jetzt aber hat es im
ant?n St. Gallen und zwar m seiner
schönen BOdenseestadt Rorschach einen
Putsch gegeben und zwar zum Unter
schied von den politischen Putschen der
Vergangenheit einen anarchistischen.
Anlaß dazu gab ein Streik in der
Rorschacher Gießerei der jizma Am-
ftutz, Levm u. Co., in welcher cit
Streiter durch Gießer aus den Ardcn-
nen erseht worden waren. Die streitige
Fabrik wurde bei den Unruhen theil-
weise zerstört; auch dem Wirthshaus
zur Traube wurde übel mitgespielt;
die umultuanten erhielten Verstar
tung von auswärtigen Genossen. '
Da die Ortsbehörden zur Wieder-
Herstellung der Ruhe nicht ausreichten,
schritt der Kanton St. Gallen Punkt
lich un kräftig ein. Bald waren 1200
Mann Landwehrinfanterie da, und
Zwar die ältesten Jahrgange, Leute im
Alter von 35 40 Jahren. Die von
der Gießereifirma aus den Ardenncn
herbeigezogenen Gießer haben auf Ver
anlassunq des französischen Konsuls in
Zürich Rorschach verlassen.
Ueber zahlreiche Verhaftungen wegen
verschiedener Tumulte sagt ein schwei-
zerischer Bericht: Unter den Verhafte-
ten befinden sich gefurchtete und von
denPolizeiorganen vergeblich längst ge-
suchte Individuen, die auch im Verbre-
cheralbum zu finden sind. Auch ein '
österreichischer Offizier a. D.. der sich
zum Anarchismus bekennt, wurde ver-
haftet; er war einer der Rädelsführer.
Die Mehrzahl 'der Verhafteten sinv
heruntergekommene Individuen, mei
stens Ausländer, darunter auch polni-
sche Juden." Die anfanglich von
Krakehlern mit Johlen, Pfeifen und
Schimpfen empfangenen Truppen
Mußten sich schnell Respekt zu verschaf
fen. Die Hauptstraßen gegen den
'Hauptbahnhof und gegen die Traube"
und die Gießerei zu wurden von b UYr
ab fortwährend durch das Militär in
aroken und keinen Trupps abpatrouil-
lirt. Es war nicht gestattet, in den
Strafen stehen zu bleiben oder sich m
ein Gespräch einzulassen. Wo Zwei
oder Drei zusammenstanden, wurden
sie sofort vom Militär zum Auseinan
dergehen veranlaßt. Nicht die gering
sien Volksausläufe konnten auf diese
Weise mehr stattfinden. Wer den Be-
fehlen des Militärs flicht ohne Wider
rede Folge leistete, wurde sofort ver-
Ihaftet.
Zu dem nach Rorschach geschickten
Militär gehören viele Arbeiter, darun-
ter solche von Rorschach selbst, und auch
sie leisteten willigGehorsam, unberührt
von dem Geschrei der Wühler, daß kein
Arbeiter Militärdienst gegen seineVrü-
der leisten dürfe. Zwanzig Aufwiegler,
darunter bekannte und gefährliche,
sitzen in der Kantonshauptstadt St.
Gallen hinter Schloß und Riegel.
. Durch die schnelle Erdrückung des
dnarchistischen Putsches in Rorschach -ist
bewiesen, daß man auch in der re
publikanischen Schweiz anarchistische
Unruhen schnell zu bewältigen versteht
und zwar ohne daß dabei Blutvergle
tze,. erforderlich ist.
Ein Qundebad wird,
gegen Ende, des Jahres auf Veranlas-
sung des Rathes zu Dresden ins 2t
ben treten. Die Anstalt, die einem von
den Hunden Dresdens und noch mehr
von den Hundebesttzern schon längst,
gefühlten. Bedurfmß entgegeirkomm:,
wird mit dem Güntzbade verbunden
und allen Ansprüchen an den Comfort
in einer modernen Badeanstalt genü-
gen. , Es werden Bäder erster, zweiter
und dritter Klasse verabreicht, ganz
wie das für Menschen so der Brauch,
und die, Preise -stufen sich entsprechend
ab. Ein geräumiges Schwimmbastn,
Einrichtungen zum gründlichen Wa
schen und Reinigen werden vorhanden
sein, ein eleganter Sglon zum Hanr
schneiden und Frisiren wird nicht feb
len. Ob für Herren und Da-
men getrennte Badtraum? vorgesehen
sind, verräth die Bekanntmachung des
Rathes leider nicht. . - .
Immer fachmannisch.
Gelegenheitsdichter (bei dem ein.
Schneidermeister ein Geburtstagsge-
dicht bestellt): Wie lang soll es denn
sein?" Schneidermeister: Hm, wenn
es fünf Zoll breit liegt, kann es gut
eine -halbe Elle lang sem."
Auö der Schule. Hans
chen: Mutter, heute hat uns der Leh
rer von der Hochzeit zu Kana erzählt."
Mutter: So, na, was hat denn der
Lehrer euch da gesagt?- Hänschen:
Ach, Mutter, das konnte mich ja gar
nicht interessiren, eingeladen werde ich
ja doch nicht!"