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Der wanderer. [volume] (St. Paul, Minn.) 1867-1957, November 23, 1867, Image 3

Image and text provided by Minnesota Historical Society; Saint Paul, MN

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V e i s e s
Schrecklicher Eisenbahn- Unfall.
Cincinnati,21 —Ein schreckliches
Unglück fand diesen Vormittag an der
Cincinnati und Hammilton Bahn statt.
Der Erpreß-Zug der um 6 Uhr Vor
mittags hier eintreffen sollte, wurde tu
Lockland durch einen südlich gehenden
Frachtzug zurückgehalten, und wollte in
Erwartung des Frachtzugs, die selten
babn befahren, ein Frachtzug welcher thut
folgte, rannte in den Erpreßzug hinein,
bevor Jemand tut Stande war zu sig
nalisiren. Vier Lodies und ein Manu
wurden zu Asche verbrannt. Tie hin
tern Wagons waren ein Toledo- Zug,
welchen der Erpreßzug in Tayton an
hängte, der letzte Car war ein Schlaf
waggon von Toledo. Die Namen oder
Wohnungen der Getödteten sind
bis
jetzt noch nicht ermittelt.
a i i i a n s e i ch e v u S e
liefert.—Havanna, 18. Nov.—
Der französische Dampfer Panama von
Vera Cruz kam hier an
Der preußische Gesandte Magnus,
die Gesandten von Bolivia und Frank
reich und der Prinz Salm Salm sind
Passagiere desselben.
Die Leiche von Maximilian wnrde
dem Admiral Tegethoff ausgeliefert. Die
selbe soll aber schon stark in Verwesung
übergegangen sein.
Deren Ankunft in Vera Cruz ivht
bis Ende dieses Monats erwartet.
Santa Anna und Gattin waren in
Havanna angekommen, um sich nach der
Insel St. Thomas zu begeben. Das
Kriegsgericht, das ihn prozessirt hat, ist
eingesperrt worden weil es ihn verbannt
hat.
W a s i n o n, 18. Nov. Dao
Haus-Committee war heute in voller
Anzahl in Sitzung, und deliberate über
ten Bericht in Betreff des Impeach
limits.
Man glaubt nicht, daß in diesem
Jahre ein weiterer Prozeß über John
H. Surrat stattfinden werde.
Gen. MeClellan hat die Anstellung
als Kriegssekretär abgelehnt.
Er sagt, er nehme eine ihm in Eng
land angebotene Stelle als Ober-In
genieur an einer Eisenbahn an, welche
ihm einen jährlichen Gehalt von „5000
Pfund Sterling einbringt.
N e w-O e a n s, 17. Nov. e
sund et tVzu sta nd.—DerGesund
beitoralh hat vorige 'Jiacht erklärt, dao
hie gelbe Fieber nicht länger mehr als
Epidemie eristire, und daß die ^tadt
nunmehr von jeder ansteckenden Krank
heit frei sei, und daß Bürger und Frem
de ohne Besorgnis? zurückkehren können.
Das Wetter ist seit einigen Tagen
sehr kalt, bei Nordwind.
Die GesammtzaHl der durch das gel
be Fieber hingerafften Opfer bis gestern
Morgen war 3,010.
E n a u s e st o e u. Der Ak
ton „Demokrat" erzählt, ein Zimmermei
ster Namens O'Cönner habe eiu Hinter
geKülte für eine Frau Althoff zu bauen
übernommen, und das ganze Material
so weit hergerichtet und zur telle geschafft,
so daß eo nur aufgerichtet und zusam
men gefügt zu werden brauchte. Als
aber O'Connor am Morgen nach dem
Tage, an welchem er sein Werk so weit
vollendet, mit seinen Leuten auf den
Platz kaut mit nun das Gebäude auszu
richten, war das sämmtliche Material da
zu verschwunden.
W i i e E n e k u n i n
O o—Während die Arbeiter an „S ol
tiers Home" einer O.uel!e nachgruben,
um tao Wasser titrch hydraulische Vor
richtungen in die Gebäude zu leiten,
stießen sie auf einen merkwürdigen Stein
bruch. Es ist ein Sandstein von fchö
ner, blauer Farbe, und keine Steinart
in dieser Gegend ist ihm ähnlich. Man
fand ihn in etwa 14 Zoll dicken Lagern.
Er ist Hart und schwer, läßt sich aber sä
gen und ist so leicht zu Hauen als der
Lousviller Stein, der viel benutzt wird
zu zierlichen Kopsstücken an Thüren
und Fenstern. Der Vorrath scheint un
erschöpslich
zu
sein.
E i n o o n i s a i o n s o e k
—Der LandamtS-Commissär Hat einen
Brief des Herrn A. W. Atwood von
London in England. empfangen, in
welcbem er sich erkundigt, ob man eine
Quantität Land zu einer Ansiedlung für
50)000 Emigranten, die man nach den
Ver. Staaten zu senden beabsichtigt,
erlangen könnte/ Der Commiffär wieß
in seiner Antwort auf die großen strecken
noch öde liegender Landereien westlich des
Mississippi und auf die leichten Bedin
gungen bin, unter denen sich nach den
Bestimmungen des Preemptions-und
des Heimstätte-Gesetzes der Besitzmittel
erwerben lasse.
Minnesota wäre unserer Ansicht nach,
gewiß am meisten zu obigen Zwecke zu
empfehlen! denn dieser junge Staat
bietet denn Einwanderer mehr Vortheile
wie irgend einer der Schwefterstaaten,
zumal' in seinen günstigen lagen am
obern Mississippi, die sowohl für Acker
bau wie Fabrikbetrieb äußerst günstig
siud.
i o u a 8 N o v V e
lust von 20 Menschenleben ^eit
langer Zeit hat unsere Communität kein
so großes Unglück mehr betroffen, als
das, welches sich beute Vsrmittag um 11
Uhr ereignete. Um jene Zeit wurden
die Bewohner der neunten Ward durch
das laute Gekrach einer Erplosion in
Schrecken unv Bestürzung versetzt, welche
sich in dem Mühlgebäude der Herren
Reese, Graf und Dull ereignet hatte.
Als man nach dem Schauplatz jener
Katastrophe eilte, entdeckte man, daß ein
Theil des Gebäutes in tie Lust gesprengt
worden war und daß beiläufig zwanzig
Personen gerottet unt viele Menschen
verwunde: worden sind. Die Erplosion
ereignete sich in dem Theil des Mühige
bäudes, in welchem sich tie Feuer-Esse
befand. Das Mühlgebäude gerieth in
Brand und stand bald in lichterlohen
Flammen. Tie Ursache jener Erploston
wird wahrscheinlich niemals ergründet
werden, da der Ingenieur mit der Heizer,
die einzigen Personen, die darüber hätten
Aufschluß geben können, sich unter den
Todten befinden. Der durch die Erplo
sion entstandene Eigenthums-Verlust
dürfte sich auf $10,000 belaufen.
—VonMilwaukee Wise, wird ein schür
kisches Verbrechen berichtet, Das be
klagcnswerthe Opfer, ein braver, allge
mein geachteter junger Mann Namens
A v. a. e s ch beabsichtigt am 10. No
vember Sonntags seinen Aeltern einen
Besuch abzustatten. Dieselben wohnen
ungttäbr 5 Meilen von Milwaukee auf
einer Farm, (Thompsons Farm ge
nannt) Der Unglückliche sollte seine Ael
tern, die er treu geliebt und seine Hei
nislthsstätte, wo er einen glücklichen Sonn
tag verleben wollte, nicht mehr sehen
denn eine Meile von seiner elterlichen
Behausung entfernt, Vormittags 11
Uhr etwa 2 Stunten nachtem er Mil
waukeeverlassen, wurte er als Leiche ge
funden. Der Umstand, daß der junge
Mann Morgens im Besitze von unge
fähr $18 und verschiedenen Werthgegen
ständen gewesen, die aber zur Zeit des
Auffuidens seiner Leiche vermißt wur
den, läßt auf einen vorbedachten Raub
mord schließen.
u ch a e O k a n a u e
Insel St. Th o a s.—N e w
or k, 12. Nov.—Ueber den Orkan
der am 29. October in St. Thomas ge
wüthet hat, sind neuere Berichte eingelau
fen, nach welchen kein Haus auf der In
sel ist, das nicht beschädigt worden wäre.
Viele Häuser sind abgedeckt. Die klei
nen Häuser der Armen wurden buchstäb
lieh von der Erde gehoben. Ueber Hun
dert Personen, welche an der Küste um
gekommen sind, wurden bereits bestattet.
Das Meer spühlt jeden Augenblick eine
Leiche an das Ufer, und in ten Straßen
sieht man nichs als Särge.
Ueber fünfhundert Personen sind er
trunken. Von vielen Schissen ist nicht
eine Seele übrig geblieben, welche von
dem Schicksal derselben erzählen könnte.
Der Dampfer Wve verlor 53 Menschen.
Auf dem Dampfer Thone konnten von
150 Personen nur 21 gerettet werden.
Das spanische Dampfschiff Camaguerv,
dessen heroischer Captäin Apuclar viele
Menschen vom Tod errettete, verlor von
30 Menschen die an Bord waren, sieb
zehn von dem amerikanischen Schiffe
Chas. Sprague rettete sich nur der Capi-
NW ein Mann. In der That ist
Der Wanderer«
kaum ein einziges Schiff, das nicht meh
rere von feiner Mannschaft verloren hat.
Der Sturm schleuderte Menschen von der
Küste in's Meer hinab. Die Straßen
sind sechs Fuß hoch mit Trümmern be
teeft, und fast jeder Baum ist entwnr
zelt.
Der englische Dampfer Columbian
war eben mit einer Ladung von 8,000
Paketen Tuchwaaren angelangt, unt in
weniger als tret Stunden nachdem er
Anker geworfen, war er schon unterge
sunken. Der Verlust wird mehr als 8
Millionen betragen.
Jetzt sind dreihundert Personen welche
in dem Orkan ihr Leben verloren,
bt?
stattet worden. Dieses furchtbare Un
glück ist für alle Einwobner der Insel,
besonders die Armen,ein schwerer Schlag.
Die Herrn Penniston und Co. von No.
17. Svttthstraße haben sich erboten, Bei
träge für Unterstützung der Nothleiden
den entgegenzunehmen, und dieselben an
ihren Bestimmungsort zu besorgea.
Plapper-, Raiwmür und
Debattir Kämmerchen.
Nun, da sind wir wieder von unserer ersten
Wanderschaft zurückgekehrt und können nun zur
Inspection des innern Departemente der „mini
atur-debattir Kammer voranschreiten. Aber ich
sehe Tu genierst Dich, willst nicht indiSeret sein,
da muß der Wanderer halt dranglauben der
darf sich schon etwas Indiscretion erlauben
wo wollte der sonst alle seine Neuigkeiten herholen,
die zuweilen ganz geheimer Natur sind? Ich
stelle mich also auf die Zehen, recke meinen Hals
einige Zoll in die Lange und lasse meine Blicke
„a Tiserrtion" in dem Lokalchen herum schwei
fen. Also anfgepaßt! ich werde Tir das Re°
sultat meiner unbescheidenen Reeognoseirung
möglichst genau schildern.
Das erste was ich erblicke, ist ein mächtiger
Kachelofen, der ganz gewaltig eingeheizt ist die
müssen an Minnesotas Temperatur noch nicht
gewohnt sein, sonst würden sie mit ihrer Heizung
noch ein wenig warten. Ter Heizapperat scheint
der Ccntralpunkt der Bevölkerung da drinnen zn
sein, denn um ihn herum sitzt das ganze anwesen
de Personal, bestehend au? drei Herren in „dulce
far niente" schwelgend, denn das Rauchen be
trachte ich als keine Arbeit, vbschon die da drin
nen eine Virtuosität dabei entwickeln, daß es
eine Herzenslust ist. Aber.vor allem dao Ameu
blemcnt, das ist immer das Erste, was tch in ei
nem Zimmer beobachte, danach beurtheile ich den
Inbaber. Auf Eleganz scheint man keinen be
sondern Werth zn legen, aber um so mehr aus
Bequemlichkeit. So geht's mir auch, da ist es
immer am gemüthlichsten.
Ein Tisch auf dem Notenhefte, Manuskript,
Schreibmaterialien, eine Zither, Bücher Farben
kä'stchcn und Palette, Tabaksbeutel uud Pfeifen,
in allerliebstem durcheinander hernmliegendbringt
mich fast auf die Vermuthung, daß hier ein Mit
scnsohn sein Quartier aufgeschlagen hat. Einige
Stühle, ein Sopha mit stark strapazirtem Ueber
zuge, der in „tempi passadi" grün oder blau ge
wesen sein muß, läßt die Farbe sich nicht mehr
unterscheiden ein Seeretär mit antiker Faeon,
ein Spiegel mit längst verblaßten Goldrahmen
und einige passable Ocigcmälde Schlachtenseenen
aus dem Amerikanischen Kriege darstellend
vollständigen die AuSstafsiruug des Raisouier
stübchens. Halt da sehe ich noch ganz im Hinter
gründ einen Gegenstand, irr nicht zu vergessen
ist.
Tie friedlich? 2 chlummerstätte, auf welchcrMor
pheus den Müde» in süße Träume einzulullen
pflegt und (itv sollten hier die Emmen sich ab
solut überall begegnen, über besagter friedlichen
Schlummerstälten hängen: eine blaue mit rothen
Schnüren verbrämte Zonavenjacke, die rothe
Leibbinde, ein Fez mit langer Quaste und etlich
em martialischer Sabul. Welch Contrast? Die
se Gegenstände, als quasi Trophäen einer vielbe
wegten Zeit, über dem trauten Ruhebett. Der
Bewohner dieser Iunggesellenbude scheint nicht
immer seine Zeit in dulce far niente verträumt
zu haben, der hat gewiß schon andere Debatten
mit gemacht, wo man nicht nur so mit Witzgra
naten undSticheihagel feuerte und statt derZither
dort auf dem Tische scheinen andere Instrumente
ihre weniger melodischen Weisen zum Tanze anf
gespielt zu haben, Aber nun zurück zum „Trio
mit", denn diese Kriegstrophäen möchten einen
fast Gänsehaut verursachen.
Wir wollen nun die drei Helden einer Inspizi
rung unterwerfen. „AttenlionCompam,! Ter
zunächst Sitzende ist ein prächtiger Bursche, hoch
und kräftig gebaut, ein ächter Gebirgsländer, der
müßte einen Mordssoldaten abgeben, aberScha
de, noch keinen Bart, der ist nicht der Er Znave
und dann lassen seine Juppe mit grünem Kragen
und der grüne spitzige Schützenhnt mit dem
„Gamsbart"aus einen frisch importirten Teuto
nen, und wenn wir nicht irren, auf einen Sohn
Bavarias schließen. Ter 'Nächste ist etwas klei
ner, aber ebenfalls kräftig gebaut, rothwangig,
mit blauen Augen und blondem Haar eine ditto
Juppe und der unvermeidliche Schützenhut, der
unsere lieben Landsleute bei Ankunft am Castle
Garden kennzeichnet' lassen auch in ihm den frisch
eingewanderten Sohn Germamas vermuthen.
Nun der Dritte, das ist er! Ter mit dem gewal
tigen Schnurr- und Knebelbarte, einem Auge
das Blitze schleudert, der hat schon Pulver gero-!
chen, das ist der Bewohner dieser Ttudien-Mu:
sicir-Musen und Debatlir-Bude. Das wären
also die drei Herren vom modernen Fehmgericht. I
„Omne trinum perftctum" sagt das Sprich-1
wort, werden sehen ob's wohl auch hier der Fall
ist. Aber ich merke, eben machen sie Anstalten,
dasStillschweigeii zn brechen, da laß ich dick nun
selbst lauschen, denn in Zukunft kann der Wan
derer dir nicht mehr Cicerone sein, weil:
„Reisen muß ich nun und wandern,
Schnell von einem Ort zum andern,
Denn ich such mir Abonnenten,
Kann drum keine Zeit verschwenden
Bringen muß ich Neuigkeiten,
Sonst geht mir'S wie andern Leuten,
Die tadeln blos, wo's andern fehlt.
Weil sie sind so schlecht bestellt."
Aber nun adio! bis diese Kapital-Poesie ver
daut ist, werden die da drin wohl zu plaudern be
ginnen. Eine kleine Pause und—es geht loS.
i ch cL Sprecht's was Leite, vder ich
schief woas Gott ein! Seid 's denn stumm
worn?
Jockel». S' ischt au so, wvis nit, was den
Owet los ischt, kam Mensch sangt was, fischt' so
blitz langweilt'.
Franz. —Was wollte man ührigeus jetzt
viel zu sagen haben, der Wahlkampf ist vorii
ber, die Redner sind verstummt da wissen ja die
Zeitungsschreiber selbst fast nicht mehr, was sie
ihren Lesern Interessantes zu lesen liefern sollen
denn hier will das liebe Zeitungslesende Publi
kirnt politische Neuigkeiten, lim die allgemeinen
sonstigen Tagesnciligkeiten damit zu würzen.
M. Do Host Recht Franzerl, hier politisirn's
schon glei, wenn'S noch in d'Schnl gehng bei
mir dehoain Wissen's nicks von da Politik, blos d'
Herrn Qssezir, d' hoh'n Beamt'n, d' Aspirant'»
und höchstens d' Stndent'n, awa 's darf jo koa
ner nit sog'n woaS 'r denkt,' do is 's freili koan
Gspoß nit z'polirisia, hir in Amerika spricht ma,
schreibt und schwatzt noch Herz'nslust, das gesollt
mir Hills doch guat in dem Land.
F. Ja gewiß! In der That! es ist eine lo
bcnswerthe Sache um die Meß- und Redefrei-
Heit hier zu Lande. Der Geist eines Volkes ent
wickelt sich und trägt hauptsächlich zur Große ei
ner Nation bei, mehr als die größten Staats
manner zu thun vermögen. Haben wir in „Ante
risst" nicht das eklatanteste Beispiel hiefür? In
dustrie nnd Wissenschaften verbreitet der junge
Adler durch feine freien Flügel in riesigem Finge
während in der alten Welt, in vielen Staaten
wenigstens, gerade das Gegentheil stattfindet ich
ritirr blos Rußland, „den nordischen Bären En
ropas", er lastete stets mit dem Truck seiner
schweren Tatzen auf Allem was Fortschritt brüt
gend sein konnte. Das arme Polen, das in der
erfreulichsten Weise prosperirte, verspürt denTruck
mehr wie jeder andere. Aber trotz den heroischen
Bemühungen, durch die eS bisher bemüht war,
den schändlichen Truck, der fo lange schon auf
ihm lastet, von sich zn schütteln, mußte es leider
der großen Macht seines Bedrückers unterliegen
ich hoffe, es wird auch ihm ein sonniger Tag
derFreiheü aufdämmern. Aber ich verliere mich
da unwillkürlich in einten Gegenstand, den ich
heute Abend nicht im Geringsten zur Debatte zu
vrevoeiren gedachte.
I. Tes ischt g'scheid von D'r, i versteh' doch
nit arg viel davon kanscht'n glei uf de Zisch
nan lege un fangts an anderes Thema an.
M. Wos sogts denn von dena Herrn, die
nns gestern und heit besucht'», i moan das sein
g'wiß feine Leit.
I. Da hascht au Recht Michel, die schoine
vier kreuzbrave und ausgezeichnete Herrn zu sein,
der Herr Paschtor Berghold von Belle Plante
thut viel Gnt's for de Wanderer nn saagt er will
bald amol a gute Artekel einschicke, der kann's
scho, er hat a Blitzfeder, do t'ich scho manches
rauskominen, was a der Müh werth war zu jese.
M. Under Herr Pfarrer Plut von New
Prag is daß nit a sa krischt feins Mann'l, wann
der und ich so g'müthlich unsre Pfeif'n schmok'n,
do is er woas Gott urftdel, mir Hot er eig'us ver
sproch'n, d'Feder vorn Wanderer z'schwing'nund
daß kann und thut er g'wiß. Der Herr Pfarrer
von Redwing thut sich aach viel Müh geb'n,
wenn ich der Wanderer wär' müßt Rev. Knanft
Ober Generals Agent werre, denn der is sein
zweiter Stoab, er wird noch fein erster werre.
F. Well, well 1 Ich sehe Ihr seid in dem
Urtheil über die Herren ganz mit mir überein
stimmend, das ist mir ein willkommener Beweis
daß unsere Harmonie nicht nur so eine oberfläch
liche ist. Herr Rev. I. Buh von der Indianer
mission hat uns ebenfalls mit einem beehrenden
Besuche erfreut und gleichzeitig einen schönen
Artikel aus seinem Thä'tigkeitskreisein den India
nerterritories für den Wanderer zurückgelassen,
wir nehmen denselben dankend entgegen und er
warten noch mehr für die Zukunft. In dieser
Beziehung sind wir alsUnterstützer und Hoflieftr
anten für den jungenWanderer, schon zu entschul
digen, wenn wir immer noch mehr verlangen.
M. Host Recht, Franzerl, wir müss'n unsern
jung'n Freind ans d'Fiiß n helf'n, übrig'ns is mir
nit bang unt seine Zukunft, mit der freindlich'n
Unterstützung von all'n Seit'n kann^s ihm mt
fehl'n gut ansz'rnachen. Do is heit Morg'n scho
11
wied'r 'it Brief mit Abonnenten einganga vom
verehrten Pater Magnus, der schickt alle paar
Tog'n Abonnenten ein beim Dußend.
F. Nicht allein dies, sondern er verspricht
auch was für die Spalten des Wanderers einzu
senden und das freut mich herzlich, denn er ist in
der Journalistik zu Hans, und daß er auch in der
poethischen Sphäre als competent zu betrachten
ist, bringt uns seine Einsendung für die erste
Nummer „das Gedicht von Wanderer." Für
No. 3 hat er schon wieder etwas in Petto. Ich
schlage eine Dankadresse zu Ehvtttâi^jer werthen
Herren vor.
—Unterstützt!
.—Unterstützt!
reut mich! Also die Dankadresse ist emftim
Mig passirt. Ferner eine Einladung hiermit an
die werthell Gönner des Wanderers erge
en zu lassen, dem Beispiel obiger Herrm freund
lichst folgen zu wollen!
M.—Unterstützt!
I.—Unterstützt!
F.—Bravo! Die ersten Anträge, erfreuen
sich der Beistimninng des ganzen Hauses, sie wer
den sofort dem Drucke übergeben werden. Ich
sehe der Wanderer hat in Euch würdige Re
präsentanten, auf die er stolz sein kann. Solche
lob' ich mir, tie ihre Sache mit Muth und kräf
tigem Willen unterstützen, uud nicht wie jene Re
Präsentanten die ihre Zeit mehr mit schimpfen
und schreien über Andere vergeuden, als an Ort
und Stelle ihrer Sache, die sie vertreten sollen,
ein vernünftiges Wort einzulegen.
J.—J weiß wenn D' mainscht, 's ischt—
F.—Silentium! Jockel, keine Personalien,
laut unsern Statuten sind solche im Raisonnir
Kämmerchen verpönt, nnd nur wenn die absolute
Nothwendigkeit es erheischt in Anwendung zu
bringen, übrigens bist Du sehr irrig wenn Du
glaubst ich hätte eine persöhnliche Anspielung ge
macht, ich wollte Euch blos ein Lob spenden, und
zum Gegensatz von Leuten anführen, die weniger
ihre Pflichten nachkommen ich konnte jedes an-
dere Amt citiren, zufällig wählte ich das eines
Repräsentanten, weil „vis a vis" Euch als Ber
treter des Wanderers, der Ausdruck mir am
Platze schien. Aber es ist Zeit die Sitzung für
heute aufzuheben, das nächste Mal Hesse ich einige
Artikel zur Debatte beibringen \n können biv
dahin
F.—Silentium! „ad loca cmnts 1 Iockeli
hat's Wort.
I.—Do Han i grad noch wai Briefe für de
Wanderer erhalte, die möcht ich noch »orgelest
bawwa.
F.—Ganz in der Ordnung, laß sehen! AH!
AH! Brav Vivat Wanderer! Dieser Hier ist
von Rev. P. Cornelius Withmann, Richmond,
ToraH P. O., Minn. Er schreibt:
„Ter Wanderer ist hier angekommen er ist
i ein braver Junge. Wollen Sie uns noch 50
Copies mehr schicken, ich hosse sie und noch sehr
viel mehr los zu werden. Wenn Sie von No.
1 noch vorräthig haben, so wollen Sie auch von
diesen mitschicken. Nichts Neues hier als daß
unser Schulhaus endlich unter Dach ist. Mit
Gruß.
Bravo Der zweite ist von Hochw. P. I.
Pius Baver, New Trier, Dacota County, Min
ncsota.
Besorgen Sie gütigst den Wanderer für nach
stehende Herren, und sâlcn Sie eirea 10 Nuni
mem mehr das nächste Mal, hier wirds an Ab
satz nicht fehlen, grüß dich Gott Wanderer,
Bravo! Bravissimo!
Das sind erfreuliche Nachrichten beim Schluß
unserer ersten Sitzung. Ich beantrage deßhalb,
bevor wir zur Bertagung schreiten, diese beiden
Herren noch nachträglich in die Dankadresse ein
zuschließen bevor dieselbe zum Drucke' übergebe«
wird.
I. Unterstützt!
M.— Unterstützt!
I F. Auch ich gebe meine Stimme von Her
zeit, obwohl dieselbe nicht mehr nöthig wäre, da
die Adresse durch die Majorität des Hauses be
I reite als passirt zu betrachte» ist. Ich sende den
I Herren noch extra meinen Gruß uud ein Bravo,
da eapo! entgegen. Unter solchen glänzenden An
spirittt, denen der Wanderer sich erfreut, kann es
ihm nicht fehlen, bald eine-Verbreitung zn erzie
len, die alle Erwartungen seiner College» weit
zurückläßt. Und die Herren Correspondents
werden ihn durch Einsendungen aller Art in den
Stand setzen, seinen Lesestoff bald zn v e o v
peln und seinen Lesern ein Leseinaterial zu lie
fern, was den schärfsten Tadel nicht aufkommen
lassen wird. Apropos noch eins!
Ich erlaube mir noch eine Erwähnung, nam
(ich: in unserm Plapver-. Raisonnir-, Debattir
Kammer muß jederzeit parous bedacht sein, sich
durch gute Vjefcrungcii eine allgemeine Achtung
zu verschaff.''!, nicht daß wir Gefahr laufen, an
die große Glocke zu kommen die hängt nämlich
in Richmond, Stenn'..3 Co., Minn, und wiegt
glaube ich 2500 Pfuic, tas tväit jUmierzltch und.
fatal, durch deren Scl'.Ul hernniergebimmelt zu
werden. Tie kleinen Glöckchen und ueuiger ge
fährlieb, die machens halt wie die kleinen Hürtd
chen, die bellen die ganze Welt an, ohne zu bei
ßrn' das ist mal nicht n umgehen.
I. Deß ischt so, Franz, deß motu au, ha
ha!
F. Tie Sitzung ist für heute Abend aufge
hoben, macht daß Ihr heim kommt. Good bye.
I. und M. —Good night! (Sie verschwinden
ziemlich geräuschvoll.)

e e e e s o n n n e ö e
u n s v e w u n e
E i n Z u v e a n n
äß i ch i cher N au o d.
I.—Hullern ich bitt mit's Wort!
M.—No woas Host denn Du .noch zn spre
chen.

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