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%vV^ "IWW«^M -,3|i-: *". -^v ,v^3?-- -, r% i[ 1 4s4?-' .- K.. »«, A,-sr- jr,-1*?: ., -v* Zweiter Zshrgang. Der Nordstern 4 «»«»gegeben »0» Brick u. Kaiser, -•ft St. 6t»ub,o®lieu., aHhewi jtbe« Donnerstaz, und tostet jährlich in O»r»«»be»ahl«ug: 65.00. fat »«iget fill 6 Stonotc wird fern Hbont» «Mut «Beeeowiufii. Von Abonnenten, die die Zeitung nicht au»« d»Slich abbestelle», wird angenommen, daß sie tat Abonnement fortzusetzen wünschen. Die Verabsäumung, ober $erw iflttuhfl der tfc*l««| dvt Sehunfl von dem Postamt«, wohin dieseib« beordert worden ist, sowie die Unter» der Anzeige an die Herautgeber von der stattfindenden Orttveränderung, und der t» de» «enen Nohnort» entbindet nicht von b„ Vd^chl»»g de» Voile» Abo»nement»betrage«. ««zeiO«»» Hwwlimg zur Mf«h,ue eingehen, v«d«soei»ß«n»AundbemchnM, ««sie •fcfcMU wrttn. A ,e» MMfem de» ßowSHMchen ise» eiwz»r«ch, näiMch 10 ttewt per Brevier «, fit dio erfte «mMumb unto 5 stt»dig»» »u»wahl «in» fEr Motzende, flür Anzeigen, die längt* Zeit bleibe«, w»d ei« ktbewNub«. ttcjwg er- fetik Sit fxaelflebK stick im Dösitz einer Vol- st» im Stande, Dn»Mach?» eflrr „L «nd nijiifcfifr »p 11Wm Schnellste, Schönste und Billigste zu liefern sich i« «neigten VuftoäafM N**«1k «oti^. afcrtffitt we*: ®iW tstfer, $• D. «?..... :Si- f. A. Äilwtt,': 4 Hitu*, 93tisn. Sv»»*-« zZ»v»O- HflNMrt P«b!ik«»» im SS- -v. «Um», ^:s*. I. *». Alt» und Meter 0^ MOchtS-A»wMt. Office im 6eutt»Jpetm*, Et. S!»ul, Vlinw. W ßch«ft tnt TKo*. C. MeClitref i» tAnd. SiiroMil »ud Land- Scrip. •Mbeiant» «iE* Art WW*» Pr««Pt wsorf,?. Win». 1 XaU« .D Schindler i« G» W»»hlt stchMich »u btsucken. v, 4Hmn,' Ä:«nr* und fertig 'ßt «achte« Kleider«. ü»lU' «W, «. 6to«K Sine. Mf' Procsch, "f -v.- Wr«GßchMe U«ts! «jM^i Office: 3 Thüren unterhalb ttctlure'f Bank, Dt. Cloud, Minn. J. Campbell, M. D. Elleltisch« Arzt uud Wundarzt, h«iit chronische und-akute Krankheiten. Melrose, Minn. 14-» Dr. C.'S. Weber. Homoöpathischer Arzt. Hjmoöpathische Bücher imb— .». v. A Dr. Schumi»««' De»tfcher Arztp Wundarzt Geburtshelfer, ^M«»e!,t A3' nnd Hdet feiet Dienste in diesen Eigenschaften der »e«tter«»a VON V. Overbe«? I fstoi Nu bet Post Office, Et. 6leud Min«. tfjF^irfe« Hotel ist da« älteste in 6t. €Ueb, «nd!«i« in Betresf gute» de«tfcher Küche, NewAchkeit und Betten nicht übertroffe« werde« w» mo—§•!»•• Die Tochter des Millionärs. (Schluß.) Ja, ich würde es doch würde ich na türlich auch darauf bestehen .. Ja ich würde darauf bestehen, und iumt nicht mehr wegen des Urtheils der Welt über die Berheirathuug Wally's mit dem Sohne eines angeblichen Mör derö denn über dies Urtheil würde mich mein bessere? Wissen in der Sache hinwegtragen sondern weil Recht doch Recht bleitz.'n mich und weil eS meiner Ehrlichkeit »itafkebt, einen solch' furcht* baren Schimms aus einem Menschen siyen zu lassen. Gut, Bruder, erwiederte Vic!?r mit entschlossener Ruhe jetzt habe ich Deine Entscheidung und nach derselben wM» ich handeln, noch in dieser Nacht. Es ist anders gekommen, als M-Ub'..! Mi, ,r dm m.« «,« Inn« schwierigen Ausgabe, die Darlegung von ^Lüdivig's Unschuld in Betreff des Dieb stahleS, so glänzend gelöst hatte? I Aein Kind, hier hinein nicht, sagte jetzt der Onlel, da Wally sein Schlaf- Zimmer öffnete. Zwar tin ich müde aber ich darf jetzt noch nicht zur Ruhe •gehen, sondern muß noch arbeiten. Ist nicht in einem der nächsten Zimmer ein Schreibtisch z« sintzen? Gleich hier nebenan, Onkel, »nd er ist mit allen Materialien schon im Borau? zur Benutzung durch ?^ich genügend anS gcstatlet. Ebenso sind Deine Sachen Sierhef geschafft worden. Aber mußt Tu denn wirklich noch arbeiten Du be darfst der Ruhe! Nicht so gar dringend, Kind, nicht so gar dringend—und wenn mich, ich li ß. Xu sind wir ja zur Stelle hättest Dn vielleicht gerade jetzt die nilthigt Zeit, so könntest Du Dich sofort an den Brief machen und er bliebe dann hier liegen. Morgen breche ich in aller Frühe auf und gebe ihn personlich an Ludwig ab. Wäh rend Du schreibst, habe ich noch hinläng lich mit meinen Gedanken zu thun. Onkel, Herzensonkel! fiel Wally dein alten Herrn nun uui dfti Hals und schluchzte. Wie glücklich hast Du mich gemacht ohne ®ich««äwMch ^est«-' »en. Mühsam werhrte Victor* ihre stürmi schen Liebkosungen ab. Er sah iftcht aus wie Einer, der sifl) freut. Er brachte es kaum zu einem trüben verunglückten Lächeln, und nur Wally's überglückliche Stimmung war Schuld daran daß sie die erdrückende Traurigkeit nicht bemerkte, welche offenbar auf Victor's Seele In» stete. Am liebsten schickte ich einen expressen Boten noch in der Nacht mit dem Briefe fort, sagte Wally,%n dem Schreibtische Platz nehmend. Ist eS denn durchaus nöthig, btiß^t noch so endlos lange Stunden in der verzweifelten Stimmung verbringt, bic ihn gewiß beherrscht Was meinst Du zu bem expressen Boten On kel? Es geht nicht, liebe Wally—er würde einen Boten, der einen 33rief von Dir via St. Joseph und Umgkgend an. bringt» ohne da, Erklärungen vorange- k. an .( :.. rti"rtl»li r« .?? j£. er vsßce und Wohnung in St. Joseph, •tyun» Co., Öinn. 12-8m« Haus Deutsches Hotel gönnen sind, einfach zurückweisen. Habe nur noch diese kurze Spanne Zeit Ge duld morgen in aller Frühe, eher nicht. Seufzentz fügte sich das Madchen. Die gehörte Entscheidung war trotz allem wirklichen Glücke dock ein Dämpfer auf ihre Freude. Sie b?gaM^S schreiben und fchrieb lange, ohne sich nach dem Onkel umzublicken, welcher bewegungS lo» in einem Lehnstuhle faß und votfdeM man, wenn feine Äugen nicht »ett ge r*. *r„ 5 "i 1 Ich »'vsi Vsy4*ft^Ä r-"' -'.'! ,Y*./f r. .L. V- $£ n£5tf*'eV ,1 f. Weiter, unterbrach ihn Victor—die zweite Frage. Wenn her Beweis für Ulrich Steinbach'S Unschuld an jener Tödtnng ein solcher ist, daß er auch vor Gericht gilt: würdest Du auf einer Re vision des Prozesses selbst in dem Falle begehen, daß der Sohn des Hingerichte« te» diese Forderung nicht stellte? es mir gedacht hatte aber eS soll auch so recht sei». Wally, gute» Kind, Deine Liebe siegt, siegt wirklich und unzweifelbar. Setze Dich nieder und schreibe einen Mtdernis Deines Absagebriefes, damit ich denselben morgen fiüh mit zur Resi denz nehmen kann, wenn ich Ludwig nach Brendlin^e:'. zn?ü^hole. Aber Du bist mir ja den Beweis noch schuldig, daß Ulrich Steinbach kein lÜörktr war, Victor, rief der Gutsherr sst ärgerlich wie kannst Dn Wally schon auffordern, jenen Absagebrief zu Gewiß, ich habe Dich vollkommen der- cSii SVZtt« ,?3 •i «T St. Cliud, Mi««., Dmaerstaz, lea 6. April. 1876. öffnet gewesen wären, hätte glauben tön» ntn, er schlafe. Fertig! rief sie, endlich «ufspringend da ist der Brief, Onkel! Ich danke Dir, liebes Lind, und nun gute Nacht und Lebewohl, Wally .r XXVIII. Auch für Ludwig Steinbach brachte dieser Tag einen späten Feierabend und eine unruyvolle Nacht. Als sein hart nackiger Verbündeter, übe» dessen Jueog ttito sich der junge Mann übrigens gar nicht bit Mühe nahm, nachzudenken, ihn endlich verließ, hatte Ludwig es bereit» erkannt, daß für heute feine Absicht, die ersten Schritte zum Verderben des tobt» iich von ihm gehaßten Victor Werden bcrg und zur Beschimpfung Erich'» und seiner Tochter Wally zu »hun, nicht mehr Durchführbar sei. Aber er wollte feine Zeit nicht verloren haben und fetzte sich auf der Stelle nieder, um seinen wohlbe gründeten RevisionSontrag fertig zu stel len und fo für den morgigen Tag ein langathmiges Protokoll unnöthig zu machen. Außerdem entwarf er eine kurze Notiz für die in der Residenz erscheinende Zeitung. Er kannte den Redacleur und wußte, daß derselbe eine Sensations Nachricht wie diejenige von eineif bevor stehenden Revision des bekannten Stein bsch'schen Prozesses und von einer angeb lichen Schuld des Bruders de» Brend linger Gutstzerrn nur gar zu gern in die Spalten seines Blattes ausnehmen würde. Aus diese Weife follte die Ange legenheit mit einem Schlage der Oeffent lichteit übergeben werden. Trotzdem er auch wegen der großen Unruhe auf dem Corridor nur sehr wenig geschlafen hatte, stand Ludwig dennoch zu der ihm gewöhnten ländlich frühen Stunde auf und kleidete sich an. Die kleine Residenz, so viel als möglich s. die Gewohnheiten einer großen Stadt »ibcmtfcn. wflßtc ich e- vorbu, nicht zxjgend, lag noch im tiefsten Schlummer, deutlich genug, dots nur dann meine Weigerung zuuickgenommen wird, wenn ich selber überzeugt bin und Ludwig beschloß, einen Spaziergang üi'S Freie zu ihun. Nach dem Befinden Äiax Nordheim's erkundigte er sich nicht, fiber es ließ sich leicht schließen, daß der standen und ich werde auch nicht eher den Z„stc,„d desselben gefährlich genug sein S A cnscheideiiden Sch.lt ttt L'iiow'.g nl§ bis Du diis weißt, waS Du zu wissen forderst. Er reichte bem Bruder die Hand zum Atschie^.:, M»tz Erich ließ iytt lopffchüt ie!itd gehen. Wally aber griff nach einer Kerze, um den Onkel selber nach seinen Zimmern zu führen. Sie zitterte vor freudiger Aufregung, denn sie glaub!« voll und ganz an die Wahrheit und Be rechtigung der von dem Onkel gesprochen neu Worte, weil dieselben nur das tut» hielten, w..s sie selber wünschie und hoffte. Und dann, verdiente nicht der moche. Es war ein gar eigenartiges Gefühl in dem Jünglinge, weiche» ihn antrieb, für seinen Spaziergang dj« Straße nach Bm»li%^ pi «Mittlen. &rfoiMtr, dn er die Papiere, welche so entscheidend für ihn und sein Recht auftreten sollten, bei Die letzten Worte galten Victor Wer deuberg, welcher in einem Brendlinger GutSwagen befremdend genug für Ludwig—rasch^näher kam und nun hal ten ließ. Guten Morgen Herr Steinbach, grüßte er, den Wagen verlassend ich habe mein Wort gelöst und bringe Ihnen das Glück, das volle und ganze. Mein Herr, erwiederte Ludwig zögernd und zurückhaltend Sie benutzen, wie ich sehe, die Equipage des Herrn Werden bcrg -ich bitte jetzt dringend um Ihren Namen. Ludwig's Verwirrung war schon bei den ersten Worten de» alten Herrn groß und wuchs von Seennde zu Secunde. Seine vor Aufregung zitternden Hände griffen nur nach dem Briefe Wally'» welchen er anfangs zurückweisen gewollt, um denselben im Nu zu erbrechen und mit fieberhafter Hast zu lesen, zu ver schlingen und als er endlich in einer unbeschreiblichen Seelenstimmung von bem langen, innigen Schreiben auf blickte und ben Unbekannten mit tiefster Rührung beim Namen nennen unb sei nen Retter preisen wollte da wqr her sich trng/den Gedanken an Wally und d«nit ich, nachdem ich hier gesehen, wie an all' die süßen Stunden, die er mit ihr! wahr das Alles sei, was mir wie ein im von Kindheit an verlebt hatte, nimmer-1 mögliches Traumgebilde erschien, von mehr !o» werden und wollte nun „och! dannen sprenge und ein Opfer nerhin einmal nur, zum letzten Male, die Stätte sehen, wo er jung und—glücklich lassen aber er trug ja ihren Brief bei sich und griff nach demselben -und laS ihn und die eisige Kälte desselben wirkte auf's Neue auf sein Herz. E- bleibt bei Revision des Prozesses! murmelte er. Wenn nur mein namen loser alter Herr wegen »Nordheiin's Schurkerei einige Aufklärung brächte -dann wäre mein Triumph ah, da ist er ja bei Gott selber! Wer Kutscher, war auf einen Wink Victor's langsam weitergefahren. Zunächst ein Andere», versetzte Victor abwehrend nicht meinen Namen. Vernehmen Sie hiermit, daß Ihr armer .Her^Wer an dem ihm schuld gegebenen Morde eben fo unschuldig ist, als Sie es au dem sogenannten Einbruchdiebstahle beiNordheim sind, und daß ich ferner im Begriffe stehe den Beweis sür Ihres Va ters Unschuld v»r Gericht-anzutreten, wie ber Beweis für ben anderen Fall fchon jetzt in die Hände der Behörden gegeben ist. Dieser Brief hi«f, welchen ich Sie um Jhftr selbst willen anzunehmen und zu lesen bitte, wird Ihnen unzweifelthaft darthun, in welch' unerwartet günstiger Weise sich, bis auf Wally ewig unver ändertes Fühlen für Sie, die Dinge in Brendlingen verändert »haben und daß nichts im Wege steht, daß Sie diesen Wagen, n»W|PW»ich hiermit zu Jljreti»' Verfügung stellte, sofort besteigen, um in die Arme Derjenigen zu eilen, welche von heute an mit bem Willen, ja mit dem Segen ihres Vater» unter Thräncn sich gern Ihre Braut nennen wirb. selbe verschwunden und nur der Werden berg'sche Wagen hielt dicht bei Ludwig. Wo ist Herr Victor Werdenbera ge blieben?.fragte er den Kutscher. Er hat sich nach der Richtung der Stadt entfernt, Herr Steinbach, erwiderte der Gefragte. E» gehen hier, wo die Promenaden beginnen, so viele Wege durcheinander, daß ich c» nicht genau an zugeben weiß, wohin. der gnädige Herr sich gewendet hat. Er könnte eben»fo gut nach dem Gloriett zu sich wenden, wie nach der Stadt. Ich erhielt von ihm Auftrag, mit Ihnen nach Brendlingen zurückzufahren. Ist's gefällig einzustei gen? Mit einem Satze war Ludwig in dem Wagen und beschwor den lkutfche^ die Pferde so rasch wie nur möglich laufen zu lassen, was dieser, pfifsig lächelnd, auch that. Das Fuhrwerk flog nur fo auf der glatten und fchönen Straße da bin, und dennoch ging e» für Lndwig's heiße Sehnsucht, welcher sich Flügel wünschte, noch viel, viel zu langsam. Endlich war der Brendlinger Hof er reicht, und Ludwig sprang von dem noch im Rollen begriffenen Wagü, mit einem Jubelruse herunter, um Wally, die ihm entgegeneilte, in seine Arme zu schließen, um vou dem ihn am Portal des Herren Hauses erwartenden Vater Wally's mit unsicherer, in gewaltigster Erregung zit ternder Stimme als Sohn begrüßt zu werde:». Nun kommt aber Herein, Kinder komm Herein, Ludwig, drängte Erich Werdenberg bald genug ich habe Dir eine wichtige Mittheilung in Betreff Dei nt» armen Vaters zu machen, eine Mit theilung, die mir selbst erst durch einen auf meinem Arbeitstische liegenden Brief meines Bruders zu Theil wurde. Ich kenne den Inhalt dieser Mitthei lung bereits, mein theurer B«ter, ver setzte Ludwig, sein leise schluchzendes Mädchen im Arme haltend, ohnc in das Haus einzutreten. Ich wußte das Alles, ehe Herr Victor eS mir vor so kurzer Zeit sagte, und was er zu lhun jetzt im Be griff steht, daS stand ich eben auch im Begriff zu thun. Da, lesen Sie, Vater ich wollte Sie verderben, bin aber von dem Abgrunde, an dessen Rande ich so dicht schon stand, im letzten Moment noch zurückgerissen worden. Soll der jenige, welcher mich rettete, nun dennoch verd«G«dv-chen? Min, nen, sage ich! Lassen wir die Tobten ruhen! Geben Sie mir Ihr schnellste? Pferd. Väter, bere, welches keinen Zweck mehr hat! Der Zweck ist die Gerechtigkeit, sagte Werde,iberg düster. Komm herein, mein Sohn ich will nicht von mir weise«, was Du so lange getragen hast. Nein, Vater, ich beschwöre Sie, rief Ludwig leidenschaftlich. Wozu diese traurige Geschichte, die jetzt doch Jeder mann vergessen hat, im Gedächtniß der Menschen auffrischen? Geben Sic mir das Pferd, welches ich brauche aber rasch und lassen Sic mir wenigstens die eine Genugthuung, ihm sagen zu dürfen, daß nicht ich es bin, welcher fein Opfer fordert, Vater! Das ist ein Anderes, entschied Erich Werdenberg. Wie ich über die Sache denke, das habe ich ihm gestern Abend schon gesagt, als ich nicht entfernt den eigentlichen Sinn feiner Fragen ahnen konnte. Reite immerhin, mein Sohn, aber komme sobald wie Du kannst zurück. Das Pferd wurde vorgeführt, üift« wig preßte nochmals die Geliebte ftür misch an sein Herz, dann schwang er sich in den Sattel und jagte im wilden Ear riere davon, die Papiere, welche sür die Gerichte und für jenen Zeitnngsredakteur bestimmt gewesen waren, in den Händen von Wally's Vater zurücklassend. Er kam schnell genug zur Stadt zu rück—aber er fand denjenigen nicht, wel chen er fuchte und kam auf allerlei ver zweiflungevolle Schlüsse, als endlich der Förster in den Herrn Erich Werdenberg zugehörigen Waldungen, der einen Po sten Holz zur Bahn begleitete, ihm un- terwegs begegnete und, da Ludwig auch an ihn seine Frage richtete, ob er den Bruder des Brendlinger Herrn gesehen hatte? antwortete: Den Bruder meines gnädigen Herrn, ^err Steinbach? Meiner Treu, nnnage hen mir erst die Augen auf, wer das ge wefen ist! Ans dem Wege aus dem Walbt heraus begegnete mir ein gebück tcr, recht miibe unb verfqpen aussehen« ber, ehrwürdiger grauköpfiger Herr, der sich mühsam weiter schleppte. Ich ver wunderte mich bald über ihn, konnte aber .nicht darauf kommen, wer es fei. Und wo war es, daß Sie Herrn Victor Werbenberg trafen, wo? Auf bem Wege von hier nach dem SSJoriit, fagte der alte Förster, welcher der Eiche, an ber berMorb geschehen war und an welcher er Victor begegnete, ge gen Lnbvig nicht gern erwähnen mochte. Es schien, als wolle er nach dem Glo riett. Ich danke Ihnen! rief Lubwig zurück. Sie haben mir einen großen Dienst er wiesen. Wieber saß er zu Pferde und sprengte aus der ®trVi t:—" w~Förste^ e*u-ri-- ihm verton Bald genug nahm ihn der Wald auf. Er ritt se rafckj, al» e» bei den fiber den Weg Hangenden^ Zweigen 5et vcinme möglich »et. Un ber Eiche, wo der *". -u ..•TWi "f Leichnam gelegen, den sein Bater be raubte, erwartete er bestimmt, den Onkel Wally'» zu finden, und derselbe war auch »virklich hier gewesen. Er hatte diese Stelle aufgesucht, ehe er vor da» Gericht trat, um nochmals alles damals Gesche hene vor seiner Erinnerung Passiren zu lassen obschon jede Einzelheit ohnehin mit unverlöschljchen Zügen seinem Gc dächtnisse eingeprägt war. Aber als Ludwig, 8tr sich unnütz lange in der Stadt hatte aushalten müssen, an der Eiche anlangte, die einst seine Verzweif lnng sah, da »var Victor nicht mehr da. RathloS hielt Ludwig sein Thier an, stieg endlich ab und suchte in der Umge bung der Eiche, ja rief zuletzt gar Vic tor's Namen ober keine Spur war zu finden und feine Antwort ertönte. Um Gott, dachte er foll denn wirk lich diese wenn auch späte Sühne bis zu ihren äußersten Konsequenzen gebracht werdel» SRimmermthr, efl ist nicht mög Iich! Unb wieder fing er an zu such«!» und zu rufen und plötzlich blieb sein nur wenig sich zu Boden senkender Blick aus einem Gegenstände haften, der ihm die Spur de? Gesuchten nachzuweisen schien. Auf dem Felsffrunde de» nach dem Glo riett weiter führenden Weges lag ein fchwarzer Glacehandschuh. Ludwig war keineswegs darüber sicher, daß Victor Werdenberg, als er ihn da» letzte Mal jgh. schwarze Handschuhe getragen habe aber der Schluß, daß der Handschuh von ihm herrühre, konnte hier in dieser Waldeinsamkeit unmöglich für. gewagt gelten. Sofort ging Ludwig zu seinem an der Eiche angebundenen Pferde zurück und schwang sich in den Sattel. Von dem Augenblicke an, wo er diesen Handschuh gesehen, hatte eine unerklärliche und gänzlich unbestimmte Bangigkeit und Bcsorgniß ihn erfaßt, als müsse er um jeden Prti» eilen,„ so viel als in feinen Kräften stünde, um drohendes Unglück zu verhüten. Er ritt wieder fo rasch wie möglich. Aber der Wald war hier dich tcr. und näher an den Boden hinunter reichten die Zweige der hier jüngeren Bäume, so daß der Ritt, anstatt schneller zu werden, nur langsamer wurde. All mählich troff Ludwig'» Stirn, ohne daß er e» wußte, von Schweiß M&iu>djanf* üthmenb begrüßte er de« iii veMWHeS EMckMikginnenden Nadelwald, der ihm nur wenig Hinberniffe mehr entgegen fetzle. Er gab feinem Renner die Spo ren in einer Weise, daß sich das Tlner im ersten Moment vor Schmerz bäumte, dann aber wieder wie ein von der Sehne geschnellter Pfeil von bannen schoß, ilnb «och war es für Ludwig'S Angst unb Bangigkeit zu laügfam, beim er glaubte, lebhafte Stimmen vom Gloriettfelsen z„ hören unb er glaubte beide Stimmen zu erkennen die eine gewiß dieje nige des tollen Heinz! Hülfe! Hülfe! tönte nun, da Lud' wig eben den Sattel verließ und nach der Thür boc§ Holzbaues stürzte, ganz klar und vernehmlich unb Niemand under» mar es, ber mit stetig wachsender Dring lichkeit um Hülfe rief, al» Victor Wer denberg Hier, hier jft Hülfe! keuchte Ludwig, die Pforte gewaltsam anfreiKnd, da sie, von Innen gesperrt, nicht willig sich off nen wollte. Mit einem Satze war er an dem Rande des Felsens, dessen Barriere niedergebrochen tvar und über welchen hinab, inbeß ein entsetzlicher, markdurch dringender Schrei bic einsame Stille ringsum erbeben machte und selbst den Widerhall weckte, in demselben Auaeu» blicke mit pihern Falle zwei Körper stürz ten, denen Ludwig in seinem verzweif» Inngsvoll raschen Anfprunge nahezu nachgefolgt wäre. Mit vor Entsetzen sich einporstrüuben den Haare» blickte Ludwig hinunter in die Tiefe, die ihm sonst fo lieb gewesen und welche jetzt zwei Menschen verschlang, sonst ihm so gleichgültig, jetzt durch ein wundersames Geschick fo eng mit den letz ten Wendungen seines Schicksal» ver knüpft. Aber da galt fh kein Besinnen! Nur eigen Monat stand er da, vom Schreck gelähmt in der nächsten Seennde fchon hatte er bic Pforte bes Gloriett hinter sich unb flog iii alhemloser Hast der Thalsohle zu, auf demselben Wege, auf dem auch Nordhciin, nachdem er die Lie benden belauscht, vordem sich entfernt hatte, bis er unten war unb vor der Thür des Jägerhauses stand. Bald waren Waldarbeiter herbeige schafft, und man versuchte nun, die noch möglraje Hülfe fchleunigst zn bringen. Zuerst fand man den gräßlich zerschmet terten Leichnam des tollen Heinz, welcher am tiefsten gefallen war. Weiter oben lag, von den'Aesten des Dornbufche» auf gefangen, Victor unb athmeie noch. Sie hier? flüsterte er mit Mühe, al» er Ludwig fah.^Varen Sie nicht in Brendlingen? Ich war dort, um Ihnen dann auf der Stelle nachzueilen und Sie von dem Schritte, welchen Sie thun wollten, zu rückzuhalten. Leiber fand ich sie nicht, unb nun bicft-S Ende! Da» ist der Fluch der bösen .That, murmelte Victor. Ich habe feit jenem Tage keine Ruhe mehr gehabt. auch in tobt hinaus, inbeß ber ihren Armen nicht! Der Schatten de» iflicrt nachblickte. färmen Kottwitz ist Atsühnt, ich bin bc» Tobe». Aber ich freue mich, daft mir .gerade noch Kraft genug bleiben wird? ttm auch die- Söhne fÄr tWreir 'tftnwt Bater zy vollziehen. Laste« Sie »ich jpfm# diese»» Augenblicke wurde die Thür rasch aufgestoßen. Erich Werdenberg und Wally stürzten in's Zimmer, bald nach ihnen traf dei? Arzt ein. Noch ehe btt Letztere kam. erklärte Victor mit wenig Worten, wie er zu dem Sturze in die ese gekommen sei. Er hatte die Eiche an der Mordstätte aufgesucht, bann sich weiter, bis nach dem Gloriett, von seinen Gedanken und Erinnerungen leite« las sen. Hier aber traf er mit dem schon oben anwesenden Dorfgeiger zusammen, welcher kaum feiner ansichtig wurde, al» er auch schon sich auf ihn warf und mit dem Ruf: „Für Rosa! Rache für Rosa ihn »ach dem Abhänge drängte. Der K^impf war ein äußerst kurzer, beide Kämpfer rollten in die Tiefe, da Victor'» Hiilfmifc ihnen nicht rechtzeitig die be gehrte Hülfe brachten. Der tolle Heinz war, mich Victor'» Behauptung, gerade» zu wahnwitzig gewesen. Das stand zu erwarten, dachte Ludwig bei sich selber, ohne seinen Gedanken Worte zu verleiheg daß dieser Be daue:nswürdige nunmehr den Rest seine» Verstandes vollends verlieren würde. War ich selber doch nahe daran! Der Ant untersuchte Victor's Wun den und stellte, außer leichteren Contu fronen, zwei Knochenbiüche fest, welche an sich indessen nichts weniger als tödt lichegtrot]'cn wären, sondern nur ein lau geres Krankenlager zur Folge haben konnten. Aber Victor behauptete, et fei innerlich an edleren Organen feines Kor perS empfindlich verletzt, und nach länge rcr und sorgsamerer Untersuchung al» vorher nickte der Arzt traurig feine Be stätigung dieser Behauptung. Victor mußte, da ei» großes Blutgefäß gebor» sten war, langsam an allmäliger Ver» blntung sterben. Ein Transport de» Verwundctcn war nicht denkbar. Und wie lange wird mein Bruder noch zu leiden haben? fragte der Vater Wal ly's heimlich den bei Seite gerufenen, wohlerfahrenen Arzt. Allerhöchslens ist e» möglich, daß Herr Victor Werdenberg heute gerade noch die Sonne untergehen sieht, erwiderte der Gefragte. Den morgigen Sonnenauf gang erlebt er nicht mehr. Dann wollen wir aber jede nicht un bedingt iiöthige Aufregung von bem Sterbenden fern halten, bemerkte bei Letzteren trauererfüllter ©ruber. Unter suchen Sie bie Leiche de» Dorffiedler» und stell'n Sie den Befund derselben fest? was dann die gerichtliche Feststellung de» Thatbestande» anbelangt, so hat mein Bruder bereit» mir, meiner Tochter und Herrn Ludwig Steinbach hinläiHliche Ausschlüsse gegeben, mit welchen wir die Fragen der richterlichen Personen voll kommen genügend zu beantworten im Sta«»b» sind. Mein Bruder selbst könnte auch nicht mehr sagen. r'*m *lm 4 1 J« I-» Haben Sie zn den Gerichtspersonen geschickt? fragte Victor, sobald er in ein Bett gebracht worden war. Es geht rasch dem Ende entgegen, junger Mann. 1*' N-. 16. nach der ersten menschlichen Wshnstätt« bringen und rufen Sie Gerichtspersoneft 1 herbei. Ein Arzt ist überflüssig. Ludwig hielt die Zeit für schlecht ge« eignet, dem Verwundeten irgend etwaß auseinander zu setzen. Er sorgte für Victor's Transport nach dem Forsthause, sowie für die schleunigste Berufung eine» Arzte» und für Brendlinger Herrn. Die Wache an Victor'» Lager übernahm er selbst. Ich hoffe noch immer, daß Sie sich täuschen und thun Sie et nicht, so sehe ich erst recht feinen Grund ein, (Be- 5 richtSpersonen zn bemühen. Haben Si ein Testament zu machen? Gleichviel, wen Sie zum Erben einsetzen, fo wird Ihr Herr Bruder dasselbe nicht anfech ten, ob cS nur auf das einfachste Blatt Papier geschnoben und in der Form!' durchau» mangelhaft wäre. Was aber $ das Uebrige anbelangt, so gab ich mir, nachdem ich Wally als meine Brant, I ihren Vater als den meinigen begrüßt hatte, alle Mühe, Sie zu finden, um Ihnen zu sagen, daß ich das Opfer, wel« I cheS Sie zu bringen gedachten, durchau» nicht begehre, ja sogar zurückweise. Aber das Andenken Ihre» Baterß! beharrte der Verwundete. Würde-durch ben von Ihnen 6eab« fichtigten Schritt nur von einem Ma» fei befreit, ber anbere bliebe buch. Er fiat, wenn auch nur in Folge ber bitter» 1 sten Roth, ben Leichnam bc« Gefallenen, nicht einmal eigentlich Gemordeten, bei raubt. Bald wird der Arzt hier fein, Entscheidet er, daß die Stunden, die Sie noch zu leben haben, gezählt sind, so be* nutzen Sie die Ihnen gegebene Zeit, unz Frieden mit Ihrem Gott zu machen, Wa» Sie auf Erden zu sühnen hatten, da» ist überreich gesühnt, denn Ihnen, und Ihnen ganz allein, danke ich mein 1 ganzes Glück. Wa» macht NordheimB fragte Bictoy nach längerer Paufe. Ich glaube vernommen zu haben, daß er im Sterben liege, verfetzte Ludwig, Ich weiß c» indessen nicht sicher, denn ich hatte alle meine Gedanken, al» mir. da von gesprochen wurde, nur darauf ge» richtet, Sie miedet aufzufinden leider js '.^'1,» I 1 '4 t.. 1 Alt Ganz wie Sie wünschen, Herr Wer» denberg, persetzte der Arzt. Von Viertelstunde "zfo Viertelstunde wurde Victor schwächer. Ans die Revi sion de» Steinbach'schen Prozesse» w« er.nicht mehr »i(rW, seitdem «-Wally *»d Ludwig"Huf^mengesehen und HW^ (eich# echt»! *«#•.) •i 'I lii 5 h\ 19 \n\n l« |m^(C Isiwe^I st«U- borräthtg. 6t. Cloud Minn.