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Zweiter I«hrg«. Der Nordstern 33 ', Herausgegeben ^von i* Vi 1.-4 Jr. -S». Meyer u. Brick, St. SRinn., erscheint feben Donnerstag, nub tostet jährlich in $ieriwbr§e^u»fl: I3J0. Kür weniger el« 6 Monat« kiitb fclu Abouc. meat angenommen. Ton Abonnenten, bi« bie Zeitung nicht en* drücklich abbestellen, wird angenommen, baß sie das Abonnement fortzusetzen wünschen. Die 'Lcrabfäumung, oder Vettvcigernng der Abholung der Zeitung von brm Postamt«, wohin dieselbe beordert worden ist, sowie die Unter lassung der Anzeige an die Herausgeber von der etwa stattfindenden Ortöverändernng, und der A»g«b» des neuen Wohnorts entbindet nicht von der Hezahwnz de» vollen Abonnementsbctrages A welche ohne Bemerkung zur Aufnahme eingehen, werde« so lange cingcräit und berechnet, bis sie abbestellt werde». A Preisen eingerückt, nämlich 10 Cent per Brevier Zeile, für die erste Sinrückung und 5 Cents für jede folgende. Kur Anzeigen, bit längere Zeit stehen bleibe«, wirb ein bedeutender Äbzug et» täubt. 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Die Ebelleute des Doornikergau's hiel ten ihre Augen aif den Herzog gerichtet, und schienen ihn um Erlaubnis zu fragen, ihre streitende» Brüder retten zu dürfen aber Chlodwig hielt seit einer Weile den Blick bewegungslos auf bas feindliche Heer gerichtet, da? noch immer beschäftigt war, seine Streiter hinter dem Riiifs: auszustellen. Da sah er Syagrins, der ihn von Ferne mit seine::: Schwerte bedrohte. Ein Zug von Verachtung und trium« phirender Nachsucht erhellte Chlobwig's Gesicht uii ein Blitzstrahl. (Sr gab den Cdell enten ein Zeichen. Die Manner von Doornikergan beweg ten sich langsam und entfernten sich von dem Flusse, um am Fuß der Hügel sich dem größern Thcil des Heeres anzuschlie ven. Unterdessen jagte Chlodwig sein Pferd im vollen Lauf zwischen den Gliedern seines Heeres durch und sagte jedem An führet ein hastiges Wort. Dann kehrte er zurück und stellte sich hinter seine eigenen Wehrmannen. Auf einmal ließ er aus seiner Brust einen mächtigen Schrei zum Himmel auf steige» und sprengte vorwärts nach dein Flusse. Als ob die Wchrmannen durch einen Zauberschlag mit Einem Willen, mit Einem Entschluß beseelt worden wären, Alle, selbst diejenigen, weiche noch fechtend nit den Nossen der Römer hin gen. kehrten sich um, liefvn über die Ebene und fjmutgeu in'ä W.ö^r ifcrem uitum zagten Herzog Nach. Die Römer, in der Meinung, daß die Franleii, der Uebermncht lveicheiid. das Schlachtfeld vertießen und ihr Hoil in der Flucht suchten, ließen als Siegeszeichen den Namen der Weltstadt jaiichzenti gen Himmel steigen Aber sie blieben nicht lange in diesem trügerischen Wahne. konnten, um dein Feinde de» Uebergaug zu wehren, waren schon mehr als die Halste der Franken tiln'r den Fluß ije schwömmen. Einen Augenblick noch wartete Cl!od wia, bis er die Meisten in ihren Gliedern geschaart sah. Dann gab er durch eine» gewaltige» Ruf das Zeiche» zu einem I furchtbare» Schl»ch!geschrei, specng'.e voraus und stürzte mit all seine» Mannen, einem heulenden Orkane gleich, ans da6 Centrum der erstaunten Römer. Bei dem ersten Stoß ward eine L:gio» über den Hanfe» geworfen alsbald sah mail einzelne Römer aus de» Schlacht reihen lausen und die Waffen niederwer fen, um ihre Flucht zu erleichtern. Flusses, ohne in's Gefecht kommen zu können, weil die Römer mit ihrer eisernen Wassenrüstung nicht schwimmen konnten. Sehr halb war der Streit auf dieser Seite des Flusses entschieden. Chlod wig, von seinen treuesten Mannen ge folgt, bohrte nach allen Richtungen in des Feindes Glieder und säete Tod und Vertilgung aus seiner Bah». Es da» ertc nur eine kurze Zeit, und die ganze Ebene war mit Leichen Überdeckt. Alle Legionen eine nach der anderen erlagen uiiter dem unwiberstehlichen Sturm der Franken. Endlich begannen die Römer nach allen Seiten vom Schlachtselde zn fliehen. Syagi'ins, der Feldherr, hielt au der Spitze min tausend mnthigen Männern noch Stand, ob schon ohne Hoffnung auf Sieg. Von allen Seiten umringt, sah er seine treuesten Mannen unter dem Veil dcr Franken niederstürzen, wie das Getreide unter den Sensen der Mäher beugt und fällt. Nichts konnte ihn ret ten sehr bald sollte auch er den Tod finden. In diesem Augenblick bemerkte Chlod wig, dap die andere Heeresabtheilimg dcr 31 önur eine Brücke liber ben Fluß zu schlagen suchte um ueit Felbherrn zu ent setzen. Er hob sei» Schwert in bie Höhe und stieß eine» Schrei aus. so mächtig, baß er Über die Hügel in wiederholtem Schalle hinrollte und das umstehende Gehölz er dröhnen machte. Seine Wehrmannen achteten auf das Zeichen sie stürmten ihrem Herzog nach in dcr Richtung nach dem Flusse zu, um Bevor sie sich dem Wasser nähern! bildeten Söhne der belgischen Weil Syagrius sprengte von einer Legion zur andern und beschwor jeden einzelnen, beider Liebe zum römischen Rainen, nicht zu weichen doch alle seine Bemüh»» ge», wie heldenmüthig auch, konnten die Niederlage seines Heeres nicht aushalten. Die kecke That Chlodwig's hatte nicht allein seinen schönen Schlachtplan verei telt, sondern ihn selbst zum Bortheile der Franken gewendet beim da stand 11 im der andere Theil des Heeres jenseits des! geplündert und vernichtet hatten W JtlSViS*.. .!* 1 Zum zweiten Mal hinüber zu schwim» men.... Und wirklich, das ganze Heer der Franken breitete sich in zwei Flügel uns und stürzte sich in's Wasser. Diese überraschende Bewegung erfüllte die Römischen Legionen mit Schrecken. Ohne den neuen Angriff abzuwarten, suchten sie ihr Heil in der Flucht. Die Reiter entkamen der Gefahr leicht und konnten sich retten. Schlimmer ging es dem Fußvolk von den trinmphirenden Franken verfolgt, wurden sie zu Hunder ten niedergehauen und zerschmettert... Chlodwig und seine Wehrmannen lit feen ihre Beute nicht fahren und verfolg ten den letzten lieber reft der römischen Macht bis unter die Wälle der Stadt Suessionum, aus der die beiden Legionen sich schon geflüchtet hatte». Unter dem freudigen Jauchzen der Einwohner, die mit grünen Zweigen auf den Mauern standen, zogen die Franken in dir Festung ein. .. ,4 VI. i- *, -x1 In der Stadt Suessionum, vor dem Palast des Statthalters, lag ein großer Pliijj, den man bas Forum nannte und ans welchem die römischen Obersten über die Legionen der Besatzung gewöhnlich Heerschau gehalten hatten. Diesen Platz halten die Franken aus« erkoren, um nach ihrem Kriegsgebrauch die gemachte Beute vermittelst des Looses, erst zwischen den verschiedenen Gauen und sodann unt« den freien jtriegsleu ten zu vertheilen. Bereits vom frühen Morgen wimmelte das Forum von Wehrmännern, die, ob schon in voller Wafsenrüflung, gleichwohl ohne Ordnung durcheinander gingen und mit großem Lärm über die gewonnene Feldschlacht und über des Herzog? wun derbare Unverzagtheit sich unterhielten. Längs den Häuser», an der Seile des Markts, standen auch viele Gallier, Ein* wohner der Stadt, die mit furchtsamer Neugier die durcheiuanderwogenden Franken betrachteten. Auf ihren Gesich tern konnte man Ueberraschung und Be klommenheit lesen. (Bit, bie bereits »Jahrhundert? lang unter den überfeiner ten Sitten und der ausgesuchten Pracht Rom's gelebt hatten, sahen nun in it Angst und Kummer die halb thierischen Menschen, bereit rolhe oder blonde Haare wie ein verwirrter Federbusch über ihren ttöpfen schwantlc», deren Sprach.', bis jetzt ihnen unbekannt, über' laden war mit gurgelnden Kehllauten, 11:16 so gewaltig ans der er klang, thiß jeder Laut wie eine Drohnng schien. Und diese nnge- der. diese raubgierigen Krieger, die bas streitbare Germanien über die Welt ausgefanbt halte, sie sollte» die Beherr scher Gallic'!* werden. Die viömische Bilbir.ig, mit all' ihrer Macht, mit ihrem Iii eicht [ju :u, mit ihren Kiiiiste» uud Wis senschaften, sie mußte erliegen und uci: !iviltc schwinden vor dem wilden Mnthe dieser Barbaren! Solche Gedanken und Betrachtungen drängten sich dem Geiste dcr Gallier auf. als sie, in ihre weiten Mäntel gewickelt, ernsthaft und fast bewegungslos am Rande des Marktes standen und die Blicke auf ben Ueberivinbern dcr Römer weilen ließen. Mitten auf dem Forum lagen die ge raubten Güter, in verschieden^! H«»fen, unordentlich hingeworfen. So zahlreich und so äußerst kostbar waren die ansae häufte» Gegenstände, baß bie Suessioner selbst sich tiervunbert hätten fragen kön nen. woher boch alle diese Schätze kom men möchten, wenn sie nicht gewußt hät ten, daß die Franken ein gutes Theil bes nörblichen Galliens durchzogen iittb überall die prächtigen Villen ber Römer Vor Allein bestand bie Beute in schim mernden Waffen Helme und Har nische, mit Gold 1111b Silber ausgelegt Schübe, auf welchen ausgezeichnete Künstler bie Thaten ber G)älter und bie ruhmreichen Kampfe ber Menschen dar gestellt hatten Schwerter und Degen von dem feinsten Stahl aus bent Orient, so glänzend, bujj die Sonnenstrahlen blendend davon zurückprallten. Des gleichen sah man da viele reiche Geivän der und Stoffe von Wolle und Seide, in köstlichem Purpur gefärbt und mit goldenen Borten beseht Armbänder, Ohr- und Kopfzierrathen, kunstvolle Lampen und Leuchter, allerlei metallenes Hansgeräth, Gesäße. Kleinodien, Bilder, auA einige Häuflein gemünztes Silber und Gold. Die Wehrmanneu gingen längs den Haufen hin und zeigten einander die kost baren Gegenstände, indem sie dabei den Wunsch ausdrückten, eins oder das au bere, das ihr Verlangen am Meisten rege machte, burch das Loos zu bekommen. Viele wünschten sich eine schöne Waffen rüstnng, andere goldene oder silberne Gegenstände, einige auch gemünztes Gold. Was aber die 9lufmerffamleit und Be gierde ber Meisten erregte, war ein Ge fäß von getriebener Arbeit, wie ein gro ßcr Kelch. Es war von feinem Gold und mit kunstvoll geschnittenem Blumenwerk ver ziert sein Fußgestell stellte den Himmel dar Sonne, Monb und Sterne waren darauf durch funkelnde Steine von allen Farben angedeutet. Drei Eng«!, jed-r it äs I St. glwit, Siimi., $oimtt|l«a, ben Äuli 1876. mit vier F^igeln, schwebten über dem ^ußgestell wjnb hoben da« eigentliche Ge faß in die ««he, als wollten sie e» dem Gott des Himmels darbringen. Rund um den Deckel, womit das Gefäß geschlossen «dar, schimmert? ein« Krone von Diammiten, Smaragden, Rubinen und Saphiren, die so zweckmäßig un tcr einander abwechselten, dab beim Son nenlicht äfft Farben des Regenbogens um das schälte Kunstwerk zu spielen fchic» ucit. Die Franken blieben in großer Menge um diesen kostbaren Gegenstand stehen und schaute« ihn mit Bewunderung und Begierde a». So oft Einige von ihnen das Gefäß vom Boden aushoben, um es in der Njih« zu besehen, so thaten sie eS mit Vorsich^ denn sie sahen ein, daß kein anderes Stuck aus der ganzen Beute die sem Gesäß an Werth gleichkam und so zart war es gearbeitet, daß der geringste Stoß oder.-rohe Behandlung es beschä digen konnten. AIS nun wieder eine große Anzahl Wehrmannin sich um das goldene Gefäß drängten, erfchteii der Ober Blntinann auf dem Forum und gab ein Zeichen, daß man von der Beute weggehen sollte. Die Menge wich voll Ehrfurcht zurück bis zu einer bestimmten Entfernung und bildete von beiden Seiten des Markts eine Gaffe, um den Priestern Raum zur Verrichtung ihres Werkes zn lassen. Rainold, der Ober Blutmann, war von all' den andern Priestern und von den Scalden gefolgt. Ihnen war, nach Recht und Gebrauch, die Sorge iibertra gen, die Beute zu vertheilen und die Ber loofung 3» besorge». Nachdem man bie Wehrmannen noch mehr hatte zurückgehen heißen, begannen die Opferer und Scalden, unter Auwei sting des Blntmanns, die reichsten Ge genstände aus den Porräthen zn suchen und trugen sie sodann weit auseinander auf den Markt. Sie bildeten so Viele kleine Hausen, als Gauen im belgischen Frankeitbnnd waren, -und noch darüber drei Hansen einen für jeden Herzog, und einen für die Diener von Wodan'S Weihtafel. Die drei letzten Haufen mußten jedoch mit den übrigen zusammen üerlooSt wer den, weil Niemand ein anderes Vorrecht auf die allgemeine Beute haben durfte, als den Theil, der ihm durch das Recht oder durch'has .Loos zuerkannt war. Die Arbeit der Opferer tMV Ecdflmr hatte bereits einige Z.'it gedauert, und sollte noch länger fortdauern, da die Z.ibl der Gegenstänbe so ausnehmend groß war, und jeder derselben fünf- oder sechsmal hin n»d her getragen werben mußte denn der Blntinann ging hin und kehrte wieder, wiegle und wog, ver glich und iirtheilte, und ließ von dem eine» Hanse» zum undent legen und zu rücklegen, bis die Verkeilung ihm genau und g.'recht schien. In dem offenen Räume, zwischen bei» -ichiü.um der zuschauenden Wehrman ne 11, wandelte Niemand als einige Edel bersten. Da erschien 9iiv gnnher mit seiner Schwester LntgaidiS und seinem Vetter Siegebald, Chlod wig's Hausgre.f, gefolgt von fünf oder iechs Fränkischen Jungfrauen und einem Zug Ebellciiteit, unter welchen auch viele Leute bes OberherzogS sich befanden. nnb Obcnicii flnl,()CV mjt seiner Wo Lutgardis vorbeiging, da neigten die Wehrniannen das Haupt und begrüß ten sie mit Zeichen der tiefsten Ehrebie tum) als die Verlobte des Oberherzogs. als die Braut des Helden, dessen herliche Thaten sie Alle mit Hochachtung und Liebe erfüllt hatten. Sichtlich genug empfing Lutgardis diese Beweise von Ehrfurcht mit einem Gefühl des Glücks denn sie schritt an der H.mb ihres Bruders, bas trotzige Haupt stolz aufgerichtet und mit freudi gem Hochmut!) ringS um sich schauend. Eine Weile blieb der Znz bewundernd vor dem prächtigen goldenen Gefäße stehen, während die Ebelleute verschiedene Veriniithuugen über seinen Werth aufzii stellen suchten. Raganher flüsterte seiner Schwester in's Ohr, das er dieses kost bare Kunstwerk ihr zum Bvautschatz ge be» würde, wosM ihn das Loos damit begünstigte. Sie verließe» diesen Hänfen tuid gingen auch weiter zu den andern Hau sen und besichtigten da viele Hals- und Kopfzierrathen, Armbänder, Ohrringe. Jeder Edelmann wußte Lutgardis etwas Angenehmes zu sagen und gelobte ihr eins oder das andere kostbare Kleinod von dem Loose. Siegebald, der sonst feiner Nichte tie sonders ziigethan war und nie unterließ, unter allen Umständen ihr schmei cheln, hatte nur wenig gesagt und sah grämlich und erbittert ans. Zuerst gab Lutgardis wenig Acht darauf, weil sie genug zu thun hatte, um bie Huldigun gen in Empfang zu nehmen, die ihr von allen Seiten so überflüssig und aufrichtig bärge bracht würben,—boch nun war der Zug über das ganze Forum gegangen, und man schritt unachtsam vorwärts, indem jeder mit denen, die ihm zunächst waren, in heitern Gesprächen fiber die Angelegenheiten des Kriegs und der Er obeiung sich unterhielt. Lutgardis neigte mit freunblicher Vertraulichkeit das Haupt zu Siegebalb und sagte ihm halb scherzend in's Ohr: Welcher schwarze Alp hat meinem Ne ben Vetter diese Nacht auf der Brust ge sessen. daß er so grimmig einhergeht und zu trauern scheint? der That, Siegebald, sagte Ra ganher, Du siehst so verstört und ver drießlich ans, als hätten Dir die Raben was Böses geweissagt. Laßt mich zwischen Euch Beiden gehn, antwortete Siegebald, ich werde Euch sagen, was mir da« Blnt vor Wuth kochen läßt. Ihr wißt wohl, das präch tige Landgut, das bie Wehrniannen mei ner Schaar vor vier Tagen nach einein hartnäckigen Gefecht gegen eine halbe Legion Römer eroberten und plünderten. Die Gallier nennen es die Villa Juviniaeum. Run wohl, der Oberher zog ist bereits darauf bedacht, um Jedem von uns, nach seinem Geblüt und seiner Macht, einen Theil der römischen Reichs güter znm Eigenthum zu geben. Ich meinte Ansprüche machen zu können auf den Besitz von Juviniaeum meine Stel lung bei dem Oberherzog, meine erwiese nen Dienste, der Umstand, daß ich selbst die Villa erobert habe. Alles gab mir ein Recht, diefe Hoffnung zu nähren. Wem, denkt Ihr wohl, daß der Oberherzog ifte schöne Villa schenken wird? Dem AurelianuS? fragte Lutgardis zweifelnd. Dem feigen Römer, der vor ihm kriecht und ihm schmeichelt, bestätigte Siegebald mit erstickter Stimme. Aber Chlodwig hat dazu kein Recht, fuhr Raganher heraus, ihm gehört nichts zn alles gewonnene Gut ist uns gemein. Denkt er, fo allein und ohne Berathung die eroberten Ländereieu nach feiner Willkür wegzuschenken? Du täuschest Dich, Siegebald es ist unmöglich, daß fo eine Absicht in ihm entstanden fei so weit wird er doch nicht der Franken Recht mit Füßen trete»! Du keimst ihn nicht, Raganher. Was er beschließt, muß geschehen viel eher würbest Du die heilige Eiche im Weih* bufch zu Dooruik beugen, als seinen eiser nen Willen. Also, Du glaubst wirklich, daß er die Villa Juviniaeum, das schönste Lanb gnt, an Jemand wegschenken würde, der weder Franke noch Wehrmann ist Ja, er wird dem weibischen Schmach» ler eine ausgedehnte Wehre geben und ihn, wenigstens zum Schein, zum Wehr mann machen Raganher stampfte zornig ans die Erde und polterte heraus: Bei meinem Platz in Walhalla, dies Unrecht wird nicht ausgeführt »erben oder ich werde durch Thor'S Hamm?? zer fchtiftltei't. Der Franken Recht joiM» mir einen Verteidiger finden und. müßte ich selbst den Herzog herausfor dern, um den Streit in B:ut zu stillen, nicht ungestraft soll er sich zum Zwing Herrn feines Gleichen unb seiner Waffen« geführten aufwerfen! Gemach, mein Bruder, siel ihm Lut gardis in die Rede, vergiß nicht, baß Chlodwig binnen vier Tagen mein (fhe !".enoß werden muß. Es dais ba keine Uneinigkeit zwischen uns bestehen. Chlodwig ist rechtschaffen «ud treu ge n.iz von Gciuüth, bemerkte Siegebald, .'•ber er sieht nur burch die Augen seines .l ri st liehe» Verführers. Dieser wendet mit seiner feigen List bic Neigung des Oerzens 0011 uns ab und erfüllt ihm de» Kops mit römische» Vorstellungen und mit Entwürfen, die dem Fraiiktttdunb, unfern Gesetzen unb unser» Äsen feind lich sind. Es ist cniiebiigcnb für uns Alle. Ihr meint, baß ich bes Herzogs Hausgraf bin Der fremde Schmcich 1er ist Ha us gras unb Schatzmeister unb Beuteoberster, ja, Herzog selbst beim er verfügt unb gebietet über Alles. Unb ich, freier Franke bin sein Diener: Man sollte sich gleich zu Tode schämen! Warum forderst bii ihn nicht heraus? Dein Beil würde seinem vermessenen Hochmnth schon sein Recht anthun? Ost genug habt ich es versucht aber er hört mich an und läßt sich ruhig höh neu. Mehrmals ist in mir die Lust ent stauben, ihm einen Spieß burch bie Brust z» jage» aber mich hielt bic Furcht vor Chlobwig's Rache zurück. ... Es hat sich zu Dooruik ereignet, baß AurelianuS eines Abenbs im Lusthain von brei bis vier unbekannten Männern ist verfolgt warben. Des anbern Tages hat bei Herzog an alle feine Leute bekannt ge macht, baß er jebett Schimpf, jede Miß handlung, dem Römer an gell) an. so rä chen würde, als wäre sie ihm selbst »über fahren unb daß. sollte jemals beut Aurelianus bas Leben genommen werden, fr nicht allein den Mörder lobten lassen, fonbern sogar sein ganzes Geschlecht aus rotten unb Niemand schonen würbe, we der Vater, noch Mutter, noch Schwester, noch Bruder, noch Kinbcr, noch Ver wandte. Was ich für mich selbst nicht fürchte, Raganher, bas fürchlc ich für meine Vcrwaiidlschast. Es ist eine Schande, die 11111 Rache ruft bei den A sen, murrte Raganher. Wir werden sehen, ob es so bleibe» wird. Ich werbe bic Wehrmanne» zusammenrufen, ihnen Chlodwig's ungesetzliches Versah- reu vor Augen legen und sie antreiben, auf bem Mahlberg bic Wahl eines an deren Oberherzogs vorzunehmen. Vergebliche Rede, bemerkte Lutgardis lachend, die Wehnuannen würden Chlod wig doch wieder wählen denn wer kann ihm verglichen werden an Schönheit, Heldenmut!) unb Kriegsgewaudlheit? Hör' auf mit all' beut Klagen ich werbe eS schon br.hin bringen, baß Gallier, Christen und Unfreie aiic seiner Halle für immer verschwinben. Chlobwig ist jung ich werbe ihn erinnern, ans wel chem Heldenstamm Jvir entforoffen find ich werde cht» Upftf gegen ^e W 14 ii i'ige Schmeichelei ihn zurückführen zumt Dienst uusrer mächtigen Ascit und ihrnl Abschen einflößen gegen Alle, die kein ger-l manisches Blut in den Adern haben. Sie wendete sich mehr zu Siegebaldk» und sagte: Sei ruhig, lieber Better, der Römer? soll meine Räch« fühlen er hat diel schwarzhaarige Christin an meine Stelle« setzen wollen. Mit ihm werde ich nicht unter demselben Dache wohnen. 98a8 trt beim Oberhcrzog ist, sollst Du werden ich werde Dich so hoch erheben, daß zwl scheu Dir und mir wenig Abstand sein! soll. Und warte nur geduldig. Dnf sollst die schöne Villa besitzen. Mogef also mein guter Bruder Raganher seinen* Grimm und Du Deinen Aerger bczwin-l gen. Was Gewalt hier nicht vermögend würde, das soll die Liebe sonder Miihe^ zur Ausführung bringen. Während die Blntmänntr beschäftigt^ waren, die Beule in Hansen zn ordnen' n»b Lutgardis mit ihrem Bruder und' Siegebald auf ihrem Gang so «ber An» liattus redeten, befand sich Chlodwig inu Grafenthurm, in demselben Saal, wo Syagriiis mit de« Oberste» seiner Legio« I nen den Boten empfangen hatte, der ihm j die Herausforderung der Franken ge bracht hatte fo schnell hatte das Schick sal die Bestimmung diefcs Palastes ver-1 ändert. Gestern noch sah er die gt«1 bflbctsten Leute der Welt feine Säle erfül* ICH seine Wände hörten die seinen Wortspiele der lateinischen Sprache und die kunstvolle» Gesänge der unsterblichen Dichter. Seine if che waren bedeckt mit: Speisen, die ans allen Theilen der be kannten Welt hergeholt waren Musik, »4 Tanz lind Spiel crluftigtcn die Gäste... f* Unb nun wird er bewohnt von halbthie tischen Menschen? Seine Wände hallen wieder von den harten Tönen einer rau-! hen Sprache feine Tafeln sind bedeckt mit gesottenem Pferdefleifch die dnrsti-: gen Gaste füllen das Horn mit Btut und Gerstentrank trinken zur Ehre wilder Gottheiten nnd wünschen einander einen blutigen Tod auf tausend Leichen. Chlodwig wandelte auf und nieder im großen Rathssaal ein heiticr Zug spielte um seine Lippen, als er das Auge weiten f. liijj auf all'beut Reichthnm von goldenem ti Laubwerk 1111b färben reiche» Wanbgemäl« & de», womit die römische Prachtliebe die» sen Palast geschmückt hatte. Da schvd Aurel in im 3 bn seidenen Thürvorhang zn rück ttnbitTgtr zir Chlodwig tretet* Herr Herzog, da ist jemand im Bor saal. der Euch um einen Augenblick Ge hör bittet. Vielleicht de Bischof von Suessionnin? Nein, ber Bischof von Durocart.t Unser guter Freund Remigius f." Ja wob!! Beeile Dich, laß ihn nicht warten. Aurelianus lehrte sogleich mit dem an gemeldeten Priester zurück und verließ darnach den Saal. -^1 Dcr Bischof von Dnroeorl tral herein. Cr war ein schöner Mann, dessen edles Antlitz ruhige Weisheit und große Gei steskraft verriet!) beim obschon sein Gesicht von Hcrzcusruhc und Güte zeigte, so bekundeten seine glänzenden und durch dringenden Aiißt» doch eine wache und starke Seele. Chlodwig fühlte gleich beim ersten Blick eine Zuneigung für diesen Mann er ging ihm entgegen, führte ihn z» einem Lehnstuhl unb sich selbst neben ihm nicbcrfetzeiifc, sagte er Es front mich, ben Mann zn sehe», vo» welchem bic Gailier mit so hoher Ehrfurcht sprechen. Ich baute Euch. Re migius, für den guten Rath und b:e Hiiife, bic Ihr uns erwiesen habt, ohne mich zu kennen. Seit» versichert, es soll mich freuen, so ich Euch etwas zu Gefal len thun kann. is Ilm Euch um so etwas 511 ersuche», Hab' ich Ditrocort verlassen, Herr Her zog, antwortete ber Bischof. Ah. es freut mich rief der Herzog ver gnügt. Sprecht, Euer Verlangen soll augenblicklich erfüllt werden. Seht hier die Angelegenheit. Herr Her- 303. Viele Eurer Kriegsleute sind Hil ter bem Befehl eines Edelmannes durch Du roe ort gezogen und haben ba alle Wohnungen der römischen Patricicr iiuft Beamten verwüstet. Grichmohl damit noch nicht 511 trieben, sind Einige in meine Kirche gedrungen und wollten gleichfalls Alles rauben. Ich Habe mich ilfnei. ent gegengestellt und Euren Namen angeru fen. Sie sind weggegangen, ohne etwas anderes mitzunehmen, als ein einiges goldenes Gesiiß aber dieses Gesäß ift das Kostbarste, das meine Kirche besitzt. Es ist viele Jahre zu den Feierlichkeiten des christlichen Gottesdienstes ly luaiutt worden was uns das Heiligste ist, niif Erden und im Himmel, hat darin geruht. Das Gesäß steht ans dem Forum, vor Eurem Palast zwischen den übrige» Bentehaufen Ich bitte Euch. Herr Herzog, unb märt dies bie einzige Gunst, bie Ihr mir jemals erweisen welltet, gebt mir das Gefäß mieber! Der Heizog schwieg eine Weile still, wahrend auf feinem Gesicht ein Ausdruck erschien, als ob dieses Gesuch ihn ver drösse. Es ist recht unglücklich, murmelte er, daß die erste Bitte, bie Ihr an mich rich tet, bic einzige ist, die ich Euch nicht zu gestehen kann. Seib Ihr benn nicht Herr und muß man Citren Befehlen nicht gehorchen» Herr Herzog folgt/ im«*" 7« a --J \n\n St. Clond, Minn. I Ct. (?.l0Uc, MiNN. St. Cloud Min».