•Jää».
Sein Angriff ist so wüthend, die Rie
senkraft, mit der seine furchtbare Mass»
schwingt, so unwiderstehlich, daß Nie
inand an Widerstand denkt.
Jeder sucht in der Flucht sein Heil,
Jeder drängt hinaus in's Freie. Wer
über die zertrümmerten Bänke stürzt,
wird schonungslos niedergetreten, wer
aufrecht bleibt, schreit um Gnade, um
Erbarmen, um Mitleid.
Aber der Coloß schmettert mit seiner
-unbändigen Gewalt Alles zu Boden.
Mignonne! Mignonne! schreit er fhi
jedem seiner entsetzlichen Streiche, bis
er endlich seine Kräfte schwinden fühlt
und mit dem Rufe: „Mignonne!" er
schöpft aus die Leichen der Erschlagenen
sinkt.
Nur Wenigen war es geglückt, zu ent
kommen, Hilter diesen Wenigen aber
befand sich leider Bill Spuggins, der
Salamander.
Dick erfuhr fast ohne Bedauern das
Verschwinden seines Feindes und den
damit verbundenen Verlust seiner Pa
Piere. Nicht daß ihm die Vortheile
gleichgiltig gewesen wären, welche Rano
und Reichthum geben ja, im Gegen
theil, er würde um seiner Marion wil
len stolz darauf gewesen sein. Aber,
sagte er zu sich selbst, welchen Wertt
hat dieß Alles im Vergleiche zu den
Freunden, die zu verlieren ich im Be
griffe stand? Die Rettung Mignonne'?
und ihres Bruders ist mit Growshall
und dem Titel eines Baronets nicht zu
theuer bezahlt.
Beides wird Dir aber wieder zurück
erstattet, erwiderte Sam, gegen den sich
Dick in dieser Weise ausgesprocher
hatte. Es gibt einen
At
V#
Gerechten
1
^v^v.'-T
-^W"
.'
Walt. San, und Weeb retten sich in
den Wagen da ergreift Gog eine cent
nerschwere eiserne Stange und stürzt sich
hinaus unter die Menge, durch deren
Vernichtung er den Tod seines Lieb
lings zu rächen sucht.
Gott,
dessen strafender Arm früher oder spä
ier den Verbrecher ereilt, eine Vorse
hung, die über uns Alle wacht. Welch
deutlichen Beweis hierfür liefert un*
micht wieder Deine Befreiung ans bei
Gefangenschaft, in der Dich die Bundi
ten hielten, als ich mich entfernt hatte.
Du suchst sie mit Güte von ihrem Vor
haben abzubringen. Du machst ihnen
die dringendsten Vorstellungen, sie ge
ben nicht nach. Du wirst hitzig, es ent
steht ein Streit, Du erklärst ihnen offen,
•gegen sie Partei zu nehmen und all«
Gutgesinnten, alle Redlichen im Lagei
aufzubieten, sie an der Ausführung
ihres Planes zu hindern. Da befiehl!
Morel, Dich an einen Baum zu binden,
und hohnlachend zieht die Bande ab.
während Du in Verzweiflung zurück
bleibst.
Ja, rief Dick, es war eine der qual
vollsten Situationen, die ich je erlebte.
Ich wußte, daß Du auf meine Hilfe
rechnen würdest wie entsetzlich mußte
die Enttäuschung sein, die Dir bevor
-stand! Dieser Gedanke steigerte meine
Wuth bis zur Raserei, und mit bei
Kraft der Tobsucht rüttelte ich an mei
nen Banden. Allein zu fest gebunden,
war mein Entkommen eine Sache der
Unmöglichkeit, wenn Gott nicht Hilfe
sandte.
Und Gott sandte Hilfe, fuhr Sam
fort, dem Dick seine Erlebnisse bereits
mitgeteilt hatte. Gegen alles Ver
muthen, da Morel immer die entlegen
sten Plätze zu seinem Aufenthalt wählte,
kam ein Arbeiter aus den Minen vorü
ber. Er hört Dein Schreien, läuft tivf
Dich zu, löst Deine Fesseln und Tu
eilst hierher, wo Du gerade recht kommst,
um uns'aiis der höchsten Roth zu ret
ten. In dem Allen, fügte Sam hinzu,
erkenne ich wiederum, daß unsere Schick
sale e,n höheres Wesen lenkt, und ich
wiederhole es, wenn auch je£t hierzu die
Aussichten geringer sind als je, es we:-
den Deine gerechten Ansprüche auf
Growshall noch zur Geltung kommen.
Dick erwiderte Nichts seine Gcdan
ken nahmen eine andere Nichtuug, denn
während dieses Gespräches, welches vor
der Baracke Weeb's am frühen Morgen
nach jener enlsetzlichenNacht.stattfand,
drang das dumpfe Röcheln des sterben
den Riesen an sein Ohr.
Gog war rettungslos verloren.
Alles, was Doctor James, der auf
Sam'S Anfofderung sich beeilt hatte,
zu kommen, fjir ihn thuii konnte, war,
"daß er ihm beruhigende Mittel gab, um
seine Wuth zu beschwichtigen, denn der
arme Mensch glaubte noch immer, Mig
nonne sei tobt, und stieß die fürchter
lichsten D.ohungen gegen ihre Mörder
}rn§. Aorts. folgt.)
'--*-,
v^wv»W,%.4-**. ,' -.v.,-.
Vom Auslande.
Ehrenvolle Aufzeichnung eines
Opfers muthiger Handlungsweise. In
der französischen Armee ist soeben ein
alter schöner Brauch wieder eingeführt
worden. Kürzlich kam cirn Kavallerist
in Tarlns um's Leben, während er ver
suchte, seinen Capitän zu retten. Der
commandirende General verfügte, daß
einen Monat lang jeden Morgen beim
Appell der Name des Verunglückten
verlesen werde, und daß dex Flügelmann
ausrufen muß: „Starb mit Muth!"—
Man wird sich dabei des vielbesungenen
ersten Grenadiers Latour d'Auvcrgne
erinnern, tejiea Norne während der
ganzen napoleonischen Feldzüge jeden
Morgen verlesen wurde, worauf der
erste Sergeant antwortete: „Starb auf
Dem Felde der Ehre!"
Ein salomonisches Urtheil erhei
tert seit Kurzem die Bürger des fkanzö
sischen Departements Cote d'Or. Dem'
„Progel de la Cote d'Or" wurde ein
Wahl-Pamphlet zugeschickt, auf dessen
Tittelblatt der Marschall MacMahon
Pferde abgebildet war. Er besprach
Da# Schriftchen und bemerkte zu dem
Bilde wörtlich: JLo cheval a l'ocil
intelligent", „das Roß sieht nicht
dumm ausfprach's und wurde ver
klagt, und der Gerichtshof des Ortes
entschied, diese Bemerkung über das
Aussehen des Pferdes sei eine offenbare
Beleidigung für den Reiter, worauf de:
Gerant des Blattes zu 500 Francs
2träfe vernrtheilt wurde. Der Him
mel wird den Richtern verzeihen, denn
iie wußten augenscheinlich nicht, was sie
chitten!
Vergleichsvorschläge des Fürsten
'Putbus. Die Schulden des Fürsten zu
Putbus belaufen sich auf 5,749,000 M.,
wogegen das Vermögen nur 2,737,000
M. ausweist, denn die Herrschaften Pu
ou§ und Lissa sind Fideicommiß. Die
Verwandten .des Fürsten, namentlich,
'eine älteste Tochter, Frau v. Veltheim,
Erbin der Grafschaft Putbus, und die
Mutter des Fürsten Gräfin Lottum, ha
neu bedeutende Anerbietnngen gemacht,
im einen Aecord herbeizuführen. .Nach
oetn vom Rechtsanwalt Fabricins in
Stralsund ausgearbeiteten Plane be
jnügen sich die 13 Hauptgläubiger für
ihre Forderungen von 3,266,000 M„
mit einer Abfindungssumme von
L,800,000 M., die in sieben Jahren
»u zahlen ist. Die Gräfin Lottum gibi
244,000 M. her, damit die kleineren
Gläubiger sofort befriedigt werden
Der Fürst erhält zu seinem Unterhalt
bis 1881 jährlich 45,000 M., für die
folgenden Jahre 25,000 M. Wenn
die Gläubiger auf diesen Aecord nicht
'ingehen, so muß sofort der Eon eure
eröffnet werden.
M&
!,u
Ueber die Ausweisung eines
Amerikaners aus dem russischen Lager,
deren seiner Zeit der Kabeljunge für
erwähnte, bringen europäische Blätter
jetzt Näheres. Der Correspondent der
New Yorker Times, General Charles
Tevis,—so melden sie—wurde aus dem
von den Russen okkupirten Terrain an
der unteren Donau und aus ganz Rn
mänien deshalb ausgewiesen, weil er
vor 23 Jahren während des Krimkrie
ges als Escadrons Chef unter dem Na
men Nessim Bey türkische Militärdienste
verrichtet hatte. Das Document, ivel
ches den Amerikaner so von der Aus
Weisung in Kenntniß setzt, ist in franzö
sischer Sprache abgefaßt und lautet in
deutscher Übersetzung Mein Herr!
Da die Thatsache Ihres ehemaligen
Dienstes in den Reihen der ottomani
ichen Armee bewiesen und von Ihnen
selbst anerkannt wurde, könnet die mi
litärischen Autoritäten der kaiserlich rus
sischen Armee in gar keinem Falle Ihre
Anwesenheit auf dem Terrain, welches
als Basis zu den Operationen der russi
schen Armee zn dem gegenwärtigen Krie
ge dient, gestatten, und in Folge dessen
bin ich beauftragt, im Namen des
Höchstcominandirenden der russischen
Truppen in Rumänien Sic aufzufor
dern, in dem Zeiträume von 24 «Stun
den Bukarest und die Hauptplätze des
Donaugebietes zu verlassen. Weiter
werden Sie dazu angehalten, mir un
verzüglich bekanntzugeben, weicht Rich
tung sie wählen werden, um die rumä
nische Grenze zu pnssir?n.—Bukarest, 6.
Oktober 1877. Der Verkehr-Chef der
a A a a
ral Drciitschc m. p. Dieses Schreiben
wurde Tevis mit der mündlichen Wei
sung überreicht, so schnell als möglich
N
ent Befehle nschzukommen, da s?'nst
seine persönliche Sicherheit Gefahr lün-
a r-
reich.—Es sollen jährlich 12,00V» bis
15.000 Chignons von Frankreich nach
England verschickt werden, außerdem
noch so viel Haar, daß man darau^lO,
000 mehr anfertigen kann. In Ver
sailles werden jährlich viele Tausend
Pfund Haar von den Lumpensammlern
und Kindern gesammelt, welches von
den Damen beim Kämiren in den Keh
rieht geworfen wird. Auch dieses-Haar
wird nachher verkauft und getragen.
Mörderin. Eine Frau Marie CeV
vet wurde kürzlich wegen Ermorduno,
ihrer Schwester Julie zu zwei Jahren
Zuchthaus mit harter Arbeit verur
thcilt. Während des Verhörs Äug sie
beständig einan langen schwarzen
Schleier. Emsv der Beamten- fragte
sie, weshalb sie diesen Schleies trage.
Sie antwortete„Weil ich um me'ne
Schwester traure!" Dies ist fast gleich
dem, was jerrer Mörder seiner Eltern
antwortete, als man ihn fragte, ob er
noch etwas zn sagen habe. Er sagte:
„Nebt Gnade an einem arme» Waisen
lind 1^'
E -e a
Wer hätte wohl geglaubt, schreib!
man der Russischen Zeitun-g in Moskau,
Daß kaum 20 Meist von der Gouver
ntsstadt Tula, zwei, drei Wers!
von der Dorfkirche und Residenz des
Dorfspriesters, noch bis zum heutigen
Tage Ueberbleibsel, man könnte fast sa
gen von Götzendienern angetroffen wer
den daß die ganze Umgegend eine ge
wöhnliche Eiche wie ein Heiligthum ver
ehrt, an ihre Heilkraft glaubt und ihi
Ehren sogar eine Art Opferdienst
ausübt? Der Stamm dieser Eiche
iheilt sich etwa drei Arschin über bei
Erde, wächst weiter oben wieder zusam
men und bildet sodann eine kleine Oef
nung. In dieser einzigen Eigenthüm
sichfeit besteht denn auch die Wunder
kraft des Baumes. Der Hilfesuchende
hat nur nöthig, durel. die Oeffnnng zu
kriechen, und findet—Genesung, das ist
der feste, unerschütterliche Glaube Aller
Für erwachsene Personen wird dies
Heilprozedur allmülig leider zur Un
möglichkeit, da die Oeffnuug durch
Ausdehnung der Stämme mehr und
mehr zusammenwächst und eine
dieser Art kürzlich fast ein unglückliches
Ende genommen hatte. Für Kinder
aber ist und bleibt es das einzige Heil
mittel, dem kein Medienment gleich
kommt. Wird ein Kind krank odei
auch nur unruhig, so eilt die Mutter
sogleich zur wunderihätigen Eiche und
vollzieht den Akt des „Durchsteckens."
Gewöhnlich betheiligen sich bei dieser
Procedur zwei Weiber, von denen da
eine das Kind auf einer Seite des
Baumes in die Oeffnuug herauszieht.
Hierauf werden dann der Eiche Gaben
dargebracht, wobei es auf den Werth
und die Qualität allein nicht ankomm!
—der gute Wille thut's schon. Neben
einem kupfernen Kreuzchen kann man
da einen schmutzigen Lampen oder einen
alten abgetragenen Battistschuh sehen,
und unwillkürlich wird man beim An
blick solcher Zierrathe an Gebräuche des
krassesten Heidenthums erinnert.
E S I a
Ueber den angeblich „aus der Festung
Stettin entwichenen französischen Artil
lerieoffizier Lebrun" bringt der Petit
Marseilles nunmehr folgende Anfklä
ruug. Der Mensch ist ein Schwindler
Aus Odessa gebürtig, hat er sich von
Jugend auf in der Welt als Hausirer
umhergetrieben. Zu Anfang dieses
Monats in Mailand mit einem franzö
fischen Deserteur bekannt geworden, will
er vou diesem den Rath empfangen ha
ben, sich als Offizier auszugeben
und dem französischen Consul die Ge
schichte seiner Gefangenschaft nnd Ent
weichung vorzulügen. Nach Marseille
befördert, hat er dort die Erzählung?
seines Schicksals wiederholt, gleichzeitig
aber auch noch eine andere Rolle ge
spielt, nämlich einem angesehenen Kanf
mann, dessen Mitleid zu erregen wollte,
vorgeschwindelt, er heiße Speffmann, sei
Steuerbeamter in Straßburg gewesen,
habe seine Frau aus Eifersucht mit Mes
serstichen schwer verwundet und deßhalb
vor der deutschen Justiz die Flucht er
greifen müssen. Die marseiller Polizei
hat darauf den Burschen festgenommen,
verhört und dem Gericht überliefert.
Für Waffen weiß die Türkei im
mer noch Geld aufzutreiben. Man
schreibt aus Constintinopel: Eiw einzi
ger Herr aus der Finanzwett wird im
mer baar bezahlt, das ist Herr Azarian
»i
-3C
er
"•u-gen! der Pl oi'ide"ee 5 nol om!
Un. die bitu türkisch
Oecre 'ein norvui!ichen 9Snff. ii liefen.
Erst neulich sinH ihm wieder 300,000
Pfund in Gold abbezahlt wsrden.-
Selbstmord' eines dreizehnjähri
gen Knaben. In Bernau bei Berlin
erhängte sich dieser Tage knieend am
Fensterkreuze im Hause seiner Mutter
ein 13jähriger Knabe, nachdem er zuvor
seinen „letzten WiSen" schriftlich kund
gethan.
a lz»r d. In Königsberg
wurde ein in Louisenthal bei Juditten
wohnender Rentier in feinem Bette er
mordet vorgefunden. Der mit einem
ganz neuen Stil vetfehene Spaten, mit
welchem die blutige That verübt worden
ist, wurde nach der „Hart. Ztg." unter
dem Bette, mit Blut befleckt und daran
kleidenden Haupthaaren vorgefunden.
Vermißt wird das Portemonnai des
Ermordeten: es liegt also wohl ein
Raubmord vor.
Mörderischer Angriff auf einen
Militärposten. ?in Graubenz wurde
oer am hiesigen Pulvermagazin Weiche
halleabe Srl-at, (in Sohn uns res
Stadtförsters, von einem Civilisten. den
er nebstzwei anderen airetiren wollte,
ch einen Schnßdurch den Oberschenkel
schwer verwundete Die drei Persontn
ergriffen darauf die Flucht und konnten
oon finer sofort nachgesandten Pa
troulle nicht mehr aufgefunden werden.
Der Aufschwung der Pariser
Presse seit dem 16. Mai und mim
ent
üch feit Beginn der Wahlbewegnng ist
ein außerordentlicher. Nicht allein bie
Zeitungskioske in Paris setzen riesizge
Sofien der verschiedensten politische»
Organe täglich ab, auch die Provinz
hat diesmal mehr Pariser Blätter gele
sen, als jemals vorher. Selbst wüh
end des letzten Krieges erinnert man
sich nicht eines dem heutigen gleichen
Absatzes Pariser Blätter in der ganzen
Provinz und auch nicht des jetzt vorge
kommenen Falles, daß Zeitungen, die
heute 3000 Exemplare abgezogen ha
ben, morgen schon 30,000 und bald so
Aftr mehr als 100,000 Nummern Tag
für Tag verkaufen konnten. Emil v.
Girardin ging in dieser Beziehung mit
feinem Blatte La France voran. Vor
einem halben Jahre betrug die Auflage
seines Blattes noch nicht mehr, al
3,000 Exemplare jetzt Hot sie nahe an
100,000 erreicht. Ohne somit weitere
Untersuchungen anzustellen, kann man
Girardin auch für den Erfinder des
Gedankens halten, sogenannte Pro
paganda Ausgaben der gesammten
Parteipreffe zu sehr billigem Preise in
die Provinz zu schicken. Es ist wenig
stens nicht bekannt, daß der Vorschlag
zu einer so billigen Ausgabe von Je
ittand Anderem, äis Girardin herrühren
würde. Die oppositionelle Presse führte
den Gedanken zuerst durch, die regie
rungsfreundliche adoptirte ihn, und so
bekam die Provinz in täglichen ganzen
Zügen so viele Pariser Blätter zu
einem Spottpreise, daß jedes Dorf und
in demselben jedes Haus betheilt wer
den konnte. Monatliche, ja sogar 14
tägige Abonnements wurden einge
führt, w. z. B. jetzt für die Wahlbewe
gung, die am 4. November endete, halb
monatliche Abonnements, zu einem
Franc für den Haiden Monat einge
führt wurden. Die Pariser Presse lie
ferte zu billigen Preisen die Partei-Or=
gerne, und die Provinz organisirte einen
förmlichen Dienst dafür, die Blätt-r den
Wählern wirklich in die Hände kommen
zn lassen.
Schreckliche Reiche einer Eifer
süchtigen. Ans Berlin wird Folgendes
gemeldet: Ein Eifersnchtsakt und eine
That, welche an die dem Pariser Sen
sationsprozeß gegen die Witwe Gras
und deren Helfershelfer Gaudes zu
Grunde gelegene erinnert, beschäftigten
am Mittwoch das hiesige Stadtschwur
gerieht. Die Anklage lautete aus
schwere Körperverletzung, deren Folgen
beabsichtigt waren, ein Verbrechen ge
gen den Paragraph 225 des Strafge^
setzbuches, welches mit zwei bis zehn
Jahren Zuchthaus bedroht ist. Wie in
dem Pariser Proceß, so ist auch hier die
Angeklagte ein leidenschaftliches Weib,
welches aber nicht wie dort aus Hab
sucht, sadann lediglich durch die sie pei
nigende Eifersucht sich zu der That hat
hinreißen lassen. Vor die Schranken
«ard die 36 Jahre alte, unverehlichte
Marie Pavline Anna Hirschberg ge
führt. Seit Mitf Jahren hatte diefttbe
mit dem Kleiner Rüge der Schwe-
"c- de* ytirioii ci' (lrmei'^^-ft''
'^nbinüie inn«', i,, iv'Mh'v ^eide mi
Eheleute zusammen lebten. Die 9fifrgc
klagw-tvitl den Rüg«, dir nur lwnio
oder gar nichts verdiente, diu ch ihrer
Händ? Arbeit erhalten haben, wa? ättz
terer,.sls Zeuge vernommen, entschieden
in Abrede stellt. Am 16. Mai er. er
fuhr die Angeklagte, daß ihr „Bräuti
gam" ein Verhältniß mit'einer andern
Perso« eingegangen war und nnn ihr
sauer verdientes Geld mit der Neben
buhlerin durchbrachte. Dieser Utitjfemd
raubte der Angeklagten fast allen Ve,
stand, sie droht! dem Rüge, wenn er sie
nicht heirathe, werde sie ihn an den
Bettelstadt bringen, wenn sie dafür auch
ins Zuchthaus müßte. Diese Drohung
führte sie auch bald darauf aus. Den
ganzen] ersten Pfingsttag am 13. Mai
er. brachte Rüge außer dem Hauße. zu,
kehrte erst gegen 10 Uhr Abends zurück,
machte sich jedoch zum Wiederausgange
bereit. Den Wunsch der Angeklagten,
mitgenommen zu werden, erfüllte Rugc
nicht, sondern ging allein fort.
Erst gegen 1 Uhr Morgens kam er
wieder heim und verlangte von der An
geklagten, daß sie ihm Kaffee kochen
sollte und legte sich dann zu Bett. Da
entstand bei derselben der Gedanke, den
für sie doch verlorenen „Bräutigam"
auch für ihre Nebenbuhlerin unmöglich
zu machen. Sie ergriff die Schwefel
säure-Flafchc und begoß dem schlafen
den Rüge mit tut ätzenden Flüssigkeit
das Gesicht. Die Wirkung- war eine
grauenhafte der stark Verletzte, der sich
vor Schmerz krümmte, vermochte ein
Auge nicht mehr zu offnen, und mußte
schleunigst nach dem städtischen Bara
ckenlazareth in Moabit geschafft werden.
Die Thäterin begab sich, hiernach in die
Wohnung ihrer Nebenbuhlerin, um der
selben das Geschehene zu- eröffnen und
sich daraus selbst aus dem Poli^eibureau
zur Anzeige zu briiigeiii Auch vor Ge
richt legte sie von Schluchzen tnitcr&ro
ehen, ein offenes Gestandniß ihrer Thal
ab. Rugc ist am 2A. Juli c. aus dem
Barackenlazareth zwar als geheilt ent
lassen worden, ist aber dauernd entstellt.
Der behandelnde Arzt Dr. Curschmann,
deponirtr, die Brandwunden an der
Stirn und den beiden Augen seien so
tief gewesen, daß der Knochen blosge
legt worden. Der schlimmste Defect )ei
der an den Augenlidern, der sich auch
durch eine Kunsthülfe nicht mehr aus
gleichen lasse. Das linke Auge sei der
Verletzte nicht mehr zu schließen im
Stande, wo durch ein häusiges Auftre
ten von Horn Hauptentzündungen zu
befürchten die entstellenden Narben an
der Stirn wurden nie mehr zu beseiti
gen sein. Diesem Gutachten schloß
sich Medicinalrath Dr. Wolff durchweg
all. Da hiernach eine erhebliche dau
ernde Entstellung 224 des Strafge
•vU&itchs) des Rugs vorliegt, wnnte die
Bejahung der Schuldfrage durch bie
Geschworenen einem Zweifel nicht un
terliegen. Der Gerichtshof erkannte in
Berücksichtigung der vielen Milderungs
gründe nur auf das niedrigste Maß von
2 Jahren Zuchthaus.
E S a
nes in Baiern. Die Gegend von
Passau wird feit Langem von einem
Räuber Namens Sattler unsicher ge
macht, den detF Volksmuud als den
neuen baierischen Hiesel bezeichnet.
Letzthin hat die Gendarmerie in Passau
wieder eine größere Streife unternom
meii und eine Patrouille ist auf Sattler
gestoßen, welcher sofort Feuer gab und
einen Gendarmen verwundete es ist
dies der vierte Gendarmen, der dem
frechen Räuber zum Opfer siel. Satt
ler selbst hol übrigens bei dieser letzten
Affuire einen Schuß in den Arm erhal
ten, welcher den. Knochen zersplitterte.
Bei der Unterstützun-A, welcher Sattler
bei dem Landvolke der Kanzen Gegend
findet, dürfte es deji Sicherheitsorganen
Überhaupt schwer fallen, seiner habhaft
zu werden. Die Regiernng! von Rie
derbaiern hat die Belohnung^ für Auf
greifunz des Sattler auf 300'Mark er
höht.
a
g.—Aul Hamburg schreibt man
„Die Entdeckung der Mörder des un=*|
glücklichen Knaben, von dessen Mo^d
neulich berichtet wurde, ist aller 2BaW
scheinlichkeit nach gelungen. In Reu
stobt (in Holstein) sind, der „Reform"
3'ifoige, zwei Personen, ein Mann
und ein Friuenzimmer, akS de
grauenvollen Verbrechens dringend
verdächtig verhaftet worden. Das
haf'Äk ^öiuenzimmcr ist seit einem
halben Jahre mit f'neto
.S.l--*, ..
-4^
urtvhT Mster verheirathet und
:esem vor «'kwa vierzehn Tagen vo
Grömitz imeti Neustadt, wo sie eine
,'erheiratbeten Bruder wohnen hat, ge»
ogen. Bis vor drei Vierteljahren wa^
sie auf Billwärder bedienstet und stanM
oördeni tu Eimsbüttel und in Moorfieet.
in Conditio». Die Frau Köster gebs-s^j
rette Böhtig, ist Mutter von zwei unehe
lichen Kindern im Alter von 6 und Ii
Jahren, welche sie bei ihrer Mutter im*
ergebracht hatte. Die Kosten, welchrM
hr dnrch die Verpflegung der Kinder.',p
rwuchsen,^varen ihr eine schwere Last.'^
Den ältesten Sohn bezeichnete die Mut
?er stets als einen halb blödsinulge»
and bösartigen Buben, der oftmals iit
Tobsucht verfalle und alsdann mit
Messer, Gabel, Scheere oder andere»
Gegenständen, welche ihm gerade zur
Öand kämen, um sich werfe.
Am Montag der verwichencn Woche,
5 November, erzählte die Köster, eine
hr befreundete Familie Hildebraudt i»
Lübeck gedenke im Laufe der Woch:
nach Amerika auszuwandern und wolle
den Knaben, ihren ältesten Sohn, wie
uir eigenes Kind mit sich nehmen. Am
Freitag reiste sie mit dem Knaben vo»
Neustadt ab. in der ausgesprochene»
Absicht, letzteren seinen künftigen Pfle
Zeltern zuzuführen. Als sie am MOB»-
a
I
4
Bruder, daß sie den Jungen glücklich *.
untergebracht habe. Am Mittwoch ge
langte die Tags zuvor erschienene Num-^
mer der „Reform" mit dem Bilde des i* \L.
Hamburg ertrunkenen fenaben in die
Hände ber Schwägerin ber Frau
ster. Mit jäher Bestürzung glaubte
dieselbe in dem Portrait ihren Neffe» •/1
zu erkeniten und theilte solches ihrem
Manne, dem Bruder der Köster, mit^D-M
Als Böhlig mit dieser wieder zu sam
meutras, sagte er ihr auf den Kopf z», ,'
öaß sie ben Knaben nicht nach Lübelt
gebracht habe. Die Frau leugnete Heß
tig. Inzwischen hatte, so erzählt nuta
weiter, Frau Böhlig, die Schwägeriw
fter Köster, bereits den Nachbarn gegen
Über ihr volles Herz ausgeschüttet. S».
kam die Sache zu Kante der Polizei
und es erfolgte die Verhaftung der
ster. Auch deren Mann ward darauf
gefäng'ich eingezogen und zwar, weil er
der Mitwiffenschaft verdächtig erschien.
Bestimmte Anhaltspunkte sollen jedoch
hierfür nicht vorliegen."
Kürzlich starb eine Großenkelin
des Dichter Oliver Goldsmith des Vcr
fassers des „Vicar of Wakesield". Sie
war eine Enkelin feiner jüngsten Schwe
ster und hieß Mrs. Harrict T. Wals).
Die letzten Jahre ihres Lebens ward«
iie durch die Wohlthätigkeit anderer
Personen unterhalten,
Die Patti hat versprachen, bel der
Internationaler Ausstellung in Mai--
land im Jahre 1879 zn singen.
E 2 6 N
Krupp'sehe Gußstahlfabrik ist vor ku?°
zem wieder versiehe worden fand zwar
zu der Summe von 38 Millionen
Mark. Die Firma hat jährlich a»
zwölf betheiligte FeuerversicherungS
Gesellschaften Präimengckder in Hü^e
von 48,000 Mark zu zahlen.
e!
pz ig, 27. November. Wik
helm Hasenklever, der 9?cikifteur d.tS
„Vorwärts" ist in zweiter Instanz w2*
gen Veröffentlichung eines ©etlhtiS.
„Märzgedanken" auf Grund von §130
des Strafgesetzbuches zu 4 Wochen.Ge«
fängniß verurtheilt worden.
Die Statue, welche in Bombay
zum Gedächtniß des Besuches des Prin
zen von Wales in Indien errichtet wer»
den soll, stellt ihn auf seinem arabisch«,
LieblingSpferd dar. Er lüftet mit bei
rechten Hand ben Hut, während er mit
der Linken die Züjekhätt.
Mr. Lyman, ©ebi^fcir javane-'-W
sifchen Regierung berichtet/vckß Äe'J»»^I
sel Aeffo ein Kohlenlager, von etW»'
150,000 Millionen Tons Mächligfe^r
besitzt. "-tiv
Der Konig von Schweden haß.
das Uebereittkommen mit der franM»
fchen Republik wegen des Verkaufes der
Insel St. Barthelemy ratisizirt. Der
Bertrag datirt vom 10. Auzuf
näheren Bedingungen sind in
Paris den 31. Oktober, datirten
tokolt festgesetzt,.
eint»
Die Universität Sund in Schwe- 4®
den feiert am 10. Ja,ttn«r 1878
i*j
hundertjährigen TodMag Linne'?,
göß»l»'sihwedischenRattyks»rscher«.
Der JnteMatlÄ
stcÄ-Congreß
eiegraphi-