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Erster Theil. EGEreignisse der Woche. Vertreter der Kohlengesellschaften, welche in den Disput mit den Koh— lengräbern des mittleren bituminö— sen Distrikts von Pennsylva— n ie n verwickelt sind, hielten im Ho— tel Walton zu Philadelphia ein Kon—- ferenz ab, um sich darüber zu einigen, welche Stellung jeder einzelne Gru— benbesitzer einzunehmen hat. Wenn die Unionleute in den betroffenen Di— strikten ausstehen, wird der Streik wahrscheinlich 50,000 Männer be— rühren, die bei etwa 20 Gesellschaf ten, von denen viele ihr Hauptquar— tier in Philadelphia haben, in Dien— sten stehen. Diese Korporationen ver— treten ein Kapital von 50,000,000. Daß die Bergwerkbesitzer nicht ge— sonnen sind, von der eingenommenen Stellung abzuweichen, ist Thatsache. Es heißt daß dieselben seit zwei Jah— ren ohne Gewinn arbeiten. Sie geben der Konkurrenz der Kohlenfelder in West Virginia und dem südlichen Pennsylvania die Schuld. Kürzlich haben mehrere der Gesellschaften ge gen die Pennsylvania Eisenbahn Klagen anhängig tgzemacht, da ihrer Behauptung nach in Bezug auf Ra— ten und Cars sie übervortheilt wer— den. Montag hat Präsident Roosevelt seine längere Reise nach dem Westen und Südwesten angetreten; dieselbe soll fast zwei Monate dauern. Einer der Hauptpunkte des Programmes ist ein Besuch der Rauhritter in St. Antonio. Dann wird der Präsident in Texas und Colorado jagen, aber immer mit den öffentlichen Angele—- genheiten in Fühlung bleiben. Der Präsident wird begleitet von Sekre— tär Loeb, Dr. Alexander Lambert, Gen. S. B. M. Young, Leutnant Fortescue, M. C. Latta, J. L. Me- Grew, von Stenegrophen und Ver— tretern der Preßvereinigungen. Am Mittwoch wird der Präsident das In— dianerterritornum besuchen und in Sherman, Ter., und Dallas kurzen Aufenthalt nehmen; Donnerstag Abend trifft der Präsident in St. Antonio ein; am nächsten Morgen folgt dann die Besichtigung seines Rauhreiterregimentes und anderer Vereinigungen. Am nächsten Morgen erreicht der Präsident Fort Worth; dort endet der offizielle Theil der Reise. Der Zug ist mit ällen Vor—- kehrungen für Bequemlichkeit und Sicherheit versehen. Die ursprüng— liche auf 9 Uhr angesetzte Reise mußte etwas verschoben werden, da der Prä— sident durch Unterzeichnung wichtiger Papiere im Weißen Hause aufgehal— ten worden war, und selbst als er bereits seinen Wagon bestiegen hat— te, wurden ihm noch Papiere zur Un— terschrift gereicht. Bestimmte Pläne für den Theil der Reise nach dem Verlassen von Oklahoma sind noch nicht aufgestellt worden, da der Prä— sident sich damit nach den dann herr— schenden Umständen richten will. Von Caracas ist ein Spezialge— sandter, Dr. Jose De Jesus Paul, in Washington eingetroffen, um sich im Auftrag seines Herrn und Ge— bieters, des Diktators Castro von Venezuela, über unseren famosen Herrn Bowen, der den „Onkel Sam“ da unten seit einigen Jahren (miß)— repräsentirt, energisch zu beschweren. Wenn Castro sagt, Bowen trete all— zu heraus fordernd, ja geradezu frech, ihm und den übrigen Beamten der venezuelanischen Regierung gegenü— ber, so kann man ihm das auf's Wort glauben, denn Bowen's unverschäm— tes Auftreten während Deutschland's Kontroverse mit Venezuela ist noch in Aller Erinnerung, ebenso sein gera— dezu flegelhaftes Benehmen vor dem Haag er Tribunal. Es fragt sich nur, welcher von den beiden Biedermän— nern der frechere ist; sie haben sich wahrhaftig in dieser Hinsicht gegen— seitig nichts vorzuwerfen. Der Prä— sident hat den Gesandten Bowen ab— berufen und der Kriegsminister Taft beauftragt, die weiteren Ver— handlungen mit Vernezuela persön— lich zu führen. 2 : L der 53 7 —7— 12— : Ein Generalstreik der Wagenar— beiter hat in Chicago begonnen; mehr als 100 Anlagen sind in Mit— leidenschaft gezogen. Es ist gemeldet worden, daß die Forderung der Union bezüglich einer Lohnerhöhung von 2 Prozent und der ausschließlichen An— stellung von Union-Arbeitern Gehör gefunden habe, und daß 700 Arbeiter aufgenommen worden seien. Die En— genthümer der übrigen Fabriken, die 1100 Mann beschäftigen, wiesen die Forderung zurück. Feuer zerstörte Samstag die Werke der „National Refining Company“ an der Bessemer Straße in Cleve— Land, 0., und verursachte einen Verlust von $250,000. Die Flam— men sprangen auf die Anlage der Brooks Company über, wo sie Oel und Gasolin im Werthe von SIO,OOO in Brand setzten. Das Feuer war ein —— 22 2 —— 7 1— i 2 ; 2 ; 75 —! 1 2 a prächtiges Schauspiel. Die Flammen aus dem brennenden Oel stiegen 2 Inland. 8 V - 27 10 / 2 fL, : S q 1905. N ð2 6. April, Minn St. Cloud, 31. mehrere hundert Fuß in die Luft. Niemand wurde verletzk. Die Junkin'sche Antitrustbill, wel— che besonders gegen die Schlachthaus— besitzer gerichtet ist, wurde von beiden Häusern der Nebraskaer Ge— setzgebung angenommen und wird vom Gouverneur unterzeichnet wer— den. Die mit dem Gesetz verbundene Absicht ist dahingehend, daß es den Schlachthausbaronen unmöglich ge— macht wird, in gewissen Gegenden die Preise herabzusetzen, um damit die unabhängigen Fleischhändler aus dem Felde zu schlagen. Das Wohnhaus des Bundessena— tors Burrows zu Kalamazoo, Mich., wurde in Abwesenheit des Be— sitzers und seiner Familie geplün— dert und außer zahlreichen anderen werthvollen Gegenständen das ge— sammte Silbergeschirr gestohlen. Von den Dieben hat man noch keine Spur. Das gleiche Mißgeschick widerfuhr dem Vizegouverneur von Pennsyl— vania Wm. M. Brown in seinem Heim zu New Castle, Pa. Auch in diesem Falle ist der Verlust beträcht— lich. Trotz des kraftvollen Widerstandes des Bürgermeisters Neff in Kan— as City in Missouri haben die dortigen Polizeicommissäre die Schließung der Wirthschaften an Sonntagen verfügt. Die dortigen Wirthe wollen sich diese Drangsali— rung nicht gefallen lassen und drohen, wenn die Polizeikommissäre ihren Beschluß ausführen, die Schließzung aller Geschäftslokale an Sonntagen, auf die sich das Gesetz bezieht, er— zwingen zu wollen. Wahrscheinlich werden sie dabei auf die Mithilfe des Mayors rechnen können. 2 Gegen die Local-Option-Bill des Senats von Illinois traten vor dem Justizkomite des Hauses in Springfield verschiedene Rechtsge— lehrte auf. Der frühere Richter Payne von Chicago legte dar, daß die Bill in Wahrheit eine perfide Prohibition sei; und einer der Herren wies nach, wie sie die $3,600,000 betragende unentbehrliche Einnahme Chicago's aus Wirthslicenzen und die ebenso unentbehrliche, aus derselben Quelle kommende Gesammteinnahme von $8,500,000 in den Ortsfinanzen im ganzen Staate bedrohe. Prof. Karl Knortz, der deutsch— amerikanische Schulmann und Schrif— tsteller, giebt am 39. Juni seine Stel— lung als erfolgreicher Vorsteher des deutschen Unterrichts in den öffentli— chen Schulen zu Evansville in Indiana leider auf. Er legt das vier— zehn Jahre lang so tüchtig von ihm bekleidete Amt wegen Meinungsver— schiedenheiten nieder, die zwischen ihm und dem dortigen Schulrath über Eintheilung der deutschen Klassen und über andere Fragen bestehen. Auf Wunsch der dominikanischen Regierung hat der Präsident Roo— sevelt es übernommen, die Finan— zen von Santo Domingo zu ordnen. Steuereinnehmer zu ernennen und die Gläubiger nach und nach zu befrie— digen. Frau Mary Brockwell in Pa— duah, Ky., deren drei kleine Kin—- der infolge-einer Vergiftung kürzlich starben, hat bekannt, daß sie die Klei— nen mit Morphium und Petroleum vergiftete, weil ein gewisser George Alberton, mit dem sie ein Verhältniß unterhielt, sie nur dann heirathen wollte, wenn sie die Kinder aus dem Wege schaffte. Vor seiner Reise nach dem S ü d— westen hat der Präsident Roose— velt an die fremden Mächte eine Ein— ladung zur Betheiliung an der Aus stellung ergehen lassen, die im Som— mer 1907 in der Nachbarschaft von Hampton Roads zur Feier der ersten Ansiedlung in Jamestown, Va., abge halten werden soll. Mit 22 gegen 12 Stimmen hat der New Yorker Schulrath be—- schlossen, in den Elementarschulen die sogenannten „Fads,“ worunter Mu— sik, Zeichnen, Physiologie, Turnen, u. s. w. zu verstehen sind, abzuschaf— fen und für die niederen Grade die Unterrichtszeit von 5 auf 314 Stun— den herabzusetzen. Diese Verordnung soll am 1. September ihren Anfang nehmen. Es wird geltend gemacht, daß die kleineren Kinder sich geistig weniger anstrengen und mehr freie Bewegung haben sollten. 2 Zum Andenken an den verstorbe— nen Wohlthäter Oswald Ottendor— fer, Herausgeber der New Yorker Staatszeitung, hat der Stadtrath von Groß -New PYork soeben einstimmig folgenden Beschluß ge— faßt: „Es wird hiermit beschlossen, daß das Dreieck oder der öffentliche Platz, der auf der Nordseite von Duane-Str., auf der Westseite von Centre-Str., auf der Südseite von Chambers-Str. und im Osten von City Hall Place begrenzt wird, in Zu— kunft als „Ottendorfer Square“ be— kannt sein soll, und daß der Präsi— dent des Groß-New Yorker Stadt— theils Manhattan hierdurch ermäch— tigt wird, die nöthigen Aenderungen in den Büchern der Stadt vorzuneh—- men.“ In der Gesetzgebung von Penn— sylvanien wird zur Zeit ein Ge— setzentwurf berathen, der für andere Staaten von weittragender Bedeu— tung ist. Die Anthrazitkohle soll näm— lich besteuert werden, um den Finan— zen Pennsylvanien's aufzuhelfen. Von den Hartkohlen, für die Penn— sylvanien ein Monopol hat, werden die wenigsten im Staate selbst ver— braucht. Der weitaus größte Theil geht nach anderen Staaten. Da die neue Steuer von den Minen erhoben werden soll, so würden alle Staaten, in welchen Anthrazitkohlen ver— braucht werden, eine Kohlensteuer an Pennsylvanien zu entrichten ha— ben. Den Kohlen-Baronen kann das Gesetz gleichgiltig sein, denn sie wer— den die Steuer nicht zahlen, sondern die Preise erhöhen, und zwar nicht blos in der Höhe der neuen Steuer, sondern um das drei- und vierfache, so wie nach dem letzten Lahlenstreik geẽschehen ist. ——— Für Chicago war der Wahltag am letzten Tag ein echter demokra— tischer Tag. Der demokratische Can— didat für das Bürgermeisteramt, Rich— ter Ed. Dunne, besiegte seinen repu— blgkanischen Gegner mit über 20,000 Stimmenmehrheit. : Durch eine furchtbare Explosion schlagender Wetter wurden Montag vierzig Bergleute in Joseph Leiter's Grube in Ziegler. bei Ben— ton, Illinois, verschüttet. Um Mitternacht wurde die Zahl der Tod— ten auf 34 und und der Verwundeten auf fünf geschätzt. Bis jetzt sind fünfzehn Leichen an die Oberfläche gebracht worden. Außer diesen wur— at drei Bergleute herausgetragen, deren Verletzungen jedoch tödtlich sind. Ein unterseeischer Signalvermitt— ler wird jetzt auf den deutschen Ozean— dampfern während ihres Aufenthalts in Hoboken angebracht. Der sinn— reiche Apparat ist eine amerikanische Erfindung Durch ihn wird der Dampfer in den Stand gesetzt, bei ne— bligem Wetter das Geläute der an den Feuerschiffen befindlichen Glocken auf eine Entfernung von sechs bis acht Meilen aufzufangen; und so ver— mag der Führer des Schiffes sich über die Richtung und den einzuschlagenden ur zu vergewissern. Der Dam— pier „Kaiser Wilhelm der Zweite“ wurde vor Kurzem mit einem derar— stigeñ Apparat versehen und hat äu— herst befriedigende Resultate damit serzielt. Und jetzt hat sich in Hoboken der Dampfer „Kaiser Wilhelm“ der Grohe mit einem solchen Apparat versehen. San Franeisco und Nemn Hork werden demnächst durch eine Te— lephonlinie direkt verbunden sein. Sobald die Arbeiten vollendet sind, wird die von der Bell Telephone Com. pany gebaute transcontinentale Linie sdem Verkehr übergeben werden. Die sfe Linie wird die längste Fernspreck (Long Distance)-Linie der Welt bil. den, mehr als drei Millionen Statio— nen mit einander verbinden und eine Berständigung über Tausende vonr Druhten ermöglichen. Die Strecke von New York bis zum Goldenen Thor wird ungefähr fünftausend Mei— len betragen. Der westlichste Punkt sbis zu dem man über die Linie gegen— wärtig eine Botschaft senden kann. ist Villiston in Nord-Dakota. Auf die— sse Weise können nun alle Staaten mit einander telephonisch in Verbin— dung treten mit Ausnahme von Ari— zona, das nur lokale Telephonanlagen besitzt. In Pennsylvanien haben der Sprecher und der Clerk des Unter— DEFECTIVE PAGE beuer der Gesetzgebung es fertig ge bracht, die Stimme von abwesenden Mgliedern abgegeben zu registri— ren In einem Falle siebenundzwan zig Mal und in einm anderen Falle siebnzehn Mal. In einem Staate, wo die republikanische Maschine ganz offm Wahlbetrügereien treibt, ist nicht zu verwundern, wenn die Krea— turn der Wahlbetrügereien das Ge— schäft in den Hallen der Gesetzgebung fortsetzen ; 2 Ansland. Dr Simplon - Tunnel, der läntste der Welt, wurde Sonntag Moßgen eingeweiht. Zwei Züge pas sirt den Tunnel und hielten in der vrite wo fich die eiserne Thür be— fanh durch welche der Lauf des hei— ßen Wassers verhindert wurde, an. Ingnieur Brandau führte den italie nischen und Ingenieur Rosemund den schw izerischen Zug. Die Thür wur—- de niedergeschlagen, die beiden Inge— nienre umarmten sich unter dem Ju bel der Menge, während die Kapellen den italienischen Königsmarsch und das schweizerische Nationallied an—- stinsnten. Der italienische Bisehof Novbare numarmte den schweizerischen Bischof Sion. Letzterer hielt eine kurze Predigt und weihte den Tunnel im Namen Gottes. „Die Kirche segnet den Fortschritt,“ erklärt der Bischof. Zresden die Berge mit Schnee be— deck waren herrschte doch die schönste 7 a A Frühlingsluft. Die Hitze inm Tumnel ae: groß. le deutsche Kaiserin kann in Mes— sina, Sizilien, am 26; März auf der Kaiserjacht „Hohenzollern“ an und“ machte Freitag einew Ausflug ine Währoend die hohe Ae non steiten Weg hinabstieg seräuchelte sie und fiel jäh nach vorn nieder. Die Prinzen Eitel Fritz und Osear und die Herren des Gefolges eilten herbei, um ihr beizustehen, aber die Kaiserin erhob sich ohne Hülfe. Sie hatte rasch die Hände vor's Ge— sicht gehalten und dieses geschützt, aber die Hände· waren durch Schram—- men verletzt;. Der Ausflug wurde— indessen nicht unterbrochen. Das wichtigste Ereigniß der Woche— bildet der Besuch des Deutschen Kai— sers in Marokko. Frankreich hat— te es im Verein mit Großbritan— nien rnternommen, Spaniens Ein— uß in dem maunrischen Sultanat gäuzlich bei Seite zu schieben und den anderen Handelsmächten dort die Thüre vor der Nase zuzuschlagen. Der dentsche Kaiser Wilhelm machte durch sein Erscheinen in Tanger der Rän— keschmiederei ein Ende und richtete, damit seine Absicht in keiner Weise verkannt werde, an die dortige deut— sche Kolonie die Worte: „Ich freue mich, in Ihnen verläßlich Vorkäm— pfer des deutschen Handels und der Industrie zu begrüßen, die mir die Aufgabe erleichtern, die Interessen des Heimathslandes in der Fremde zu wahren. Die Souveränität u. Un— verletzlichkeit Marokkos wird aufrecht erhalten werden.“ In Frankreich macht man gute Miene zu diesen Wor— ten und meint, es hätte noch schlimmer kommen können. Jedenfalls hat der Besuch des Kaisers Marokko das An— sehen und die Selbstständigkeit des dortigen Sultans wieder gestärkt und den englisch-französischen Intriguen einen Riegel vorgeschoben. Die Sa mo a-Forderungen sollen endlich befriedigt werden. Der Peti— tionsausschuß des deutschen Reichsta— ges hat das Anerbieten der Vereinig ten Staaten und Großbrittaniens, wonach jeder Staat 340, 000 Entschä digung an die geschädigten deutschen Ansiedler bezahlen will, angenommen und beschlossen, den Rest der Forde— rungen, die sich noch auf $20,000 bis 830,000 belaufen, aus der Reichs— kasse zu bezahlen. In Berliner Kolonialkreisen spricht man die Ueberzeugung aus, daß der eigentliche Aufstand in Deutsch-Südwestafrika im Laufe des Monats April sein Ende erreichen wird. Dann wird allerdings noch ein langwieriger Kleinkrieg einsetzen, des „sen Dauer sich nicht absehen lasse. Der Feldmarschall Oyama scheint wieder einen Schlag gegen die rus— sisch e Armee führen zu wollen. Er unternahm in den letzten Tagen kräf tige Vorstöße, um die Stellungen des feindlichen Zentrums aufzuklären. Der Admiral Roschdejstwensky hat mit seinem Geschwader die madagas— sischen Gewässer verlassen, um den Schiffen des Admirals Nebogatow Gelegenheit zu bieten; sich ihm anzu— schließen. Die Friedenschoffnungen schrumpfen mehr und mehr zusam— men. Die kaiserliche Kommission, wel— che unter dem Vorsitze des Großfür— sten Nikolaus Nikolajewitsch die La ge berieth, befürwortet die Fortsetz ung des Krieges, da weder militäri— sche noch finanzielle · Gründe für feine Einstellung sprächen Der japanische Gesandte in Paris erklärte: „Kein Vertreter Japan's ist gegenwärtig ermächtigt, über den Friedenschluß zu verhandeln oder: über Bedingun gen zu sprechen, die Japan stellen mag. Im Gegentheil, Japan führt Krieg und wird ihn weiter führen.“ Im Inneren Rußlands sieht es nach wie vor trübe aus. Es ist be kannt, daß die sogenannte „Kampf organisation“ dreißigz; Namen auf ih rer Proskriptionslisir hat, u. · daß die beiden ersten Großfürst Alexis und Generalgouveneurr Trepow lanten. Die Polizei hat viele Verdächtige in Haft genommen un auch bei manchen von ihnen Bomben gefunden, es ist ihr bisher aber: durchaus unmöglich gewesen eine Spur der Hand zu ent decken, welche iin Verborgenen die Fäden der terremistischen Verschwö— rung leitet. Die Sicherheitsbehörden sind der Ansichr, daß die Zentralor— ganisationen: der Verschwörer in Genf und Panis zu suchen sind, und daß die Leute; welche in Rußland ver haftet werden;, nur als deren Send— linge gelten können, die mit der Aus führung der Besehlüsse beauftragt werden. In Wanschanu wurde eine Bombe naeh der Kutsche des Polizei meisters· Barons von Nolken geschleu dert. Der Beamte erlitt schwere Ver—- letzungen. Der Zar machte den Fin länderm zwei Zugeständnisse. Er er kannte· die Unabsetzbarkeit der Richter an und erklärte, das Rekrutirungsge setz dem finnischen Landtage zur Be rathnng unterbreiten zu lassen. Au ßerdem sollen die Semstvos Ende die ses Monats nochmals einbernfen ierden. Der Gonverneur von Sachalin; Ge nercl Liaponnoff suchte in St. Pe— tersbnurg telegraphisch um Kuan— kenschwestern vom Rothen Krveuz an mit Rücksicht auf die Möglichteit mi— litärischer Operationen im Frühjah— re. Viele Kolonisten verlassen die Infel. Nach einem Briefe von Ro— jestvensky ist das zweite paeifische Ge schwader auf dem Wege mach Wladi— wostock. Zum Frieden zwischen Rußland und Japan wird's sobald noch nicht kommen, im Gegentheil: die Conzen— tration der russischen Armee ist unter dem neuen Feldherrn Linevitsch ver— vollständigt und erwartet den Feind. Doch was, wenn der Frieden geschlos— sen ist? Werden wohl dann unsere Sympathien dem siegreichen Japan auch erhalten bleiben? Das Unter—- haus der Gesetzgebung von Califor— nien hat erst dieser Tage einen Be— schluß angenommen, daß die japani— sche Einwanderung ebenso verboten werden sollte, wie es die chinesische ist. Der japanische Arbeiter stelle, wie der chinesische, viel geringere Anforderun—- gen an die Lebenserhaltung, würdeal— so die Löhne ebenso herunterdrücken, wie es seinerzeit die Chinesen gethan hätten, und würde deshalb unsere Ar— beiter-Verhältnisse verschlechtern. Der amerikanische Arbeiter würde in ihm einen gefährlicheren Rivalen bekom— men, als es der Chinese war. Did al— te Geschichte wieder! Amerikanische Fabrikanten und Unternehmer wür— den den Japaner wohl recht gern se hen, die amerikanischen Arbeiter da— gegen werden gegen die Massen-Ein—- wanderung der Japaner protestiren. Ob der Protest viel nützen wird, ist eine andere Frage. Japan fühlt sich nach seinen Kriegserfolgen als Groß—- macht und wird schwerlich zugeben, daß man seine Unterthanen anders behandelt, als die aus andern Län— dern. Da das kommerzielle Streben der Vereinigten Staaten neuerdings vorzugsweise auf Ostasien gerichtet ist, so würde ein Zurückweisen der japanischen Einwanderung den ost asiatischen Plänen der Amerikaner nicht förderlich sein. Ja, ja, dieses SOCIETY. Seite I—B. Fapan: wird unsern Stautsmänmern noch Kapfzerbrechen machen!. Die Fleischpreise sind trotz der Ver urtheilung des Trusts durch. die höch ste richterliche Instanz des Landes im—- mer noch solche, daß für weniger gut situirte Familien das Fleischessen ein sehr. kostspieliger Luxus geworden ist. Ein anderes. Monopol, der Zucker trust, beutet gleichfalls das liebe Publ ikum auf unverschämte Weise aus. Während. man noch vor einigen Jah— ren 20 Pfund weißen Zucker für ei— nen Dollar kanfen konnte, muß man heute 31:35 dafür bezahlen; ohne daß. der geringste Grund dafür vorläge. Es ist in der That die höchste Zeit, daß die Gerichte sich auch ein wenig mit den Manipulationen dieses. Raub— Concerns.beschäftigen. Die Wichtigkeit der Erlhaltung der deutschen Sprache und damit des deutschen Schriftthums nickt. nur für die Deutschen, sondern für ganz Nord-Amerika; besteht in folgendem: 1 Die deutsche Sprache ist ein Mit— tel des Ausdructs für Gemüth und Einbildungskraft und darum eine nothwenditge Ergänzung der engli— schen Geschäfts- und Verkehrssprache. 2. Ohne das Dentsch können die Gei— stesschätze deutscher Kunst und Wissen schaft aus Vergangenheit und Gegen— wart drüben nücht zunutze gemacht werden, es bleibt die · Befruchtung des inneren Menschen aus. 3. Mit dem Verluste der Miattersprache; einer Art geistiger Entmannung und Verö— dung, geht eiir großes Stück unser selbst verloren. 4. Zweit Sprachen sind doppelter Gewinn, doppelte Macht; sie sind zusammen die Be— herrschung der äußeren und inneren Welt. 5: Der Untergang der deut schen Sprache in Amerira würde für die deutsche Welt eine große Minde— rung ihres Machtgebietes sein; nicht minderraber- «in · Verliifẽ für America jelbst. Beim 90: Geburtstane des Fürften Bismarck, dessen das alte Vaterland am Samstag gedachte; erinnerte man sich unwillkürlich der Worte des Staatsmannes, die er in einem sei— ner Tischgespräche zu Friedrich“xuhe über·Rußland geäufsert zur Zeit, als Niemand an einen japanisch-rufsischen Krieg noch an einen solchen Zusam— menbruch des Zarenthums im In— nern daehte, damals galt Rußland als die konmende Weltanacht, u. doch sagte der aserne Fatzler das was sich e· —————— eignet hat, voraus: „Rußlaæd,“ äu— ßerte er, „gleicht äußerlich einem starken und gesunden Manne, der aber von einer Krankheit befallen ist. Wenn er nur zu Hause bleöben woll— te, würde er nrit der Zeit: gesunden. aber wenn er darauf bestehen will. auszugehen;, umherzuspagzieren und draußen außerhalb seiner natürlichen Grenze· Geschäfte zu· ertedigen, so wird sich seine Krankheit fest auf ihn ; legen und vielleicht wiird er sterben. sicherlich aber stark herabkomneen. Rußland muß „zu Hause“ bleiben, seiner inmeren Kranktheit wegen Es hat an süch eine grosze Zukunft: seine höchsten Adeligen sind intellẽgent; seine· Bauern sind bornirt, aber die bestem Kerls. von der Welt. in der Mitte ist es aber üüberfaul; das Be— amtenthum ist eïn giftiges Geschwür, das seine Eingeweide hinwegfrißt, und eines. Tages kann der ganze rus— jische Koloß zrefsammenbrechen. Während der Illinoiser Staatsle— gislatur ëne Bill vorliegt, welche die körperliche Züchtigung von Schulkin dern mit schwerer Strafe belegt, wen-- det man sich in pädagogischen Krei— sen neuerdings wieder mehr der al— ten Erziehungsmethode zu, welche neben anderen heilsamen Besserungs— mitteln gelegentlich auch mit weiser Mäßigung die Ruthe anwendet. Ob die Wiedereinführung der körperli— chen Züchtigung allein die für noth— wendig erkannte und so sehnlichst er— hoffte Reform bewirken würde, steht auf einem andern Blatt. Unsere un— botmäßige und früh dem Laster an heimfallende amerikanische Jugend ist nämlich ebenso sehr ein Opfer des bösen Beispiels und gewisser, soge— nannter amerikanischer Ideale, als mangelnder Schulzucht. Wir glori— fiziren als Volk brutale Fausthelden und erfolgreiche Geldprotzen, unsere Knaben und Mädchen nehmen aus der Lektüre der Tagesblätter inson—- derheit der illustrirten „Sunday Sup— plements“ und dem täglichen Um— gang „Ideale“ und Eindrücke in ih— re empfänglichen Gemüther auf, wel— che sie auf ganz verkehrte Bahnen len-- ken. Nicht nur die Zuchtruthe allein fehlt unserer modernen Kindererzie hung, sondern vor allem der christli— che Geist, der in jedem Menschenwe— sen eine unsterbliche Seele erblickt, die zu zeitlicher Wohlfahrt, vor allem aber zum ewigen Heile heranzuzie hen ist. dFoley's Kidney Cure“ bringt die Blase und die Nieren in Ordnung. Braucht sie rechtzeitig. Zu verkaufen bei Martin Molitor.