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Htreifzüge durch die ochweiz. Durchs Wallis zum Montblanc. (Copyright 1904 by Wir beginnen unsere Fahrt in Brieg im Rhonethale, wo die alte Völkerstra— ße des Simplon nach Süden abbiegt und wo der jetzt im Bau begriffene Simplon - Tunnel seinen nördlichen Eingangspunkt hat. Der Simplon - Tunnel wird fast 20 Kilometer lang und damit der längste Tunnel der Erde werden, sogar den Gotthard - Tunnel noch um fast 5 Kilometer übertreffen. Aber er wird sich noch in einem anderen Punkte vom Gotthard- und Mont Cenis - Tunnel unterscheiden. Der Erstere liegt 1154, der Andere sogar 1294 Meter hoch, während der Simplon - Tunnel nur S EM —d 16 h —— nn ——— —— —— l Sch u h 3 M— tan —— —— —— —il t * 8 - - —————— —— t 43 ;88 - 22 A —— —— —— e Sitin t ten e n—— ——— 3 zurhtl iis e * —— e en ———— 2E S 2 -: —5 2 3 —— 1 2 2 2 —— e —— 2 79 In A 244 ; E 8 49 nu ——— ;El ; h 098 I : 1 —— w ———— —— : ——— ——— 705 Meter Scheitelhöhe besitzt. Je hö her die Eingänge bei Alpen - Tunnels üegen, desto schwieriger wird der Bau der Zugänge. Das aber ist beim Sim—- plon - Tunnel einfach. Gleich hinter Brieg, also im Rhonethale, geht es in den Berg hinein und in nur 634 Me— ter Höhe (der Tunnel fällt nach Süden zu um 53 Meter) geht es bei dem ita— lienischen Dorfe Trasquora aus dem Berge heraus. Von dort wird eine turze Bahnstrecke bis Domo d'Ossola gebaut, und der Anschluß an die italie— nischen Bahnen erreicht. Jedoch je tiefer der Tunnel liegt, desto heißer wird es im Berginnern sein. Werden die Arbeiter die fürch terlichen Hitzegrade ertragen, welche man auf mindestens 40 Grad Celsius berechnete, während im Gotthard— Tunnel bei 32 Grad Celsius die Ar— beiter massenhaft erkrankten? Die Technik ist aber seit der Erbauung des Gotthardtunnels gewaltig fortgeschrit ten und hat Mittel gebracht, welche auch diese Schwierigkeit überwinden. Man baut statt e in es zweigeleisigen Tunnels z we i eingeleisige, die neben einander liegen, führt aber den einen derselben vorerst nur als Stollen durch, lediglich um Zugluft zu Erin Alle 200 Meter führt ein Seitenstollen aus dem eingeleisigen Tunnel nach dem benachbarten Längsstollen, der später, wenn der Verkehr es verlangt, leicht zu einem zweiten Tunnel ausgebaut wer— d, 7 1 4 22 7 - ——; 1 ——— —— J 1 —— 1 —— —— 2 ——— 1 ————— —— 1— ——— A ———— —— ——— 2 —— ——— —— —— —7 2 —— —— ——— 2 E—— ——l —— ———— —— —— ——— —— ——2 11 ——2 —— 776 ——. ——— -—— ẽ ;——:s2 ——l 2 ——— —— —— 1 ———— K ——— E— ; —— S - 7 ——— ——— —— Genf; im Vordergrund die Rousseau-Insel. den kann. Dann hat man mächtig wirkende Kühlapparate und Wasser—- zerstäuber erfunden, welche die Tempe— ratur im Berginnern um 18 Grad her— absetzen sollen. Für die Arbeiter sind an beiden Enden des Baus großartige Wasch- undßadeeinrichtungen vorhan— den, so daß sich die Leute reinigen und rasch abkühlen können. Alles das war beim Bau des Gotthardtunnels nicht zur Stelle. Das Wichtigste aber sind die hydraulischen Bohrmaschinen des Hamburger Ingenieurs Brandt, wel— che beim Simplon zur Anwendung ge—- langen. Damit geht die Durchschla— gung der Felswände fast doppelt so rasch, als früher. Die Arbeiter we. den in drei Schichten eingetheilt unr rasch abgelöst. So kann man täglich auf der Nordseite 6 Meter, auf dei Südseite 5 Meter Strecke gewinnen. Zu den Sprengungen werden monat—- lich 15,000 Kilogramm Dynamit ver— braucht. Der Hauptförderer des Tun— nelbaus (Ing. Brandt, der geniale Er— finder moderner Bohrmaschinen) ist während des Baus verstorben, ober das Werk geht ununterbrochen weiter. Dem Contrakte gemäß soll der eine Tunnel im Novemher 1904 fertig sein, doch sind durch Streiks und unvorher—- gesehene Ereignisse (namentlich Was serdurchbrüche und die Anbohrung hei— ßer Quellen) Verzögerungen eingetre ten, welche den vorgesehenen Bauter—- Kaufmann. No. 10. min von 514 Jahren wohl auf 6 Jahre ausdehnen werden. Die Baukosten sollen 5414 Millionen Francs betra— gen. Der zweite Tunnel wird dann noch 15 Millionen mehr kosten. Durch diesen Tunnel würde die Strecke Paris - Mailand auf 979 Ki— lometer abgekürzt werden, durch den Bau eines weiteren Tunnels durch das Juragebirge könnte man jene Strecke auf 900 Kilometer herunterbringen. Ueber den Mont Cenis fährt man aber 1058, über den Gotthard 1068 Kilo— meter von Paris nach Mailand, eine Verkürzung von 80—90 Kilometer ist jedoch auf einer Strecke, welche Welt—- Schloß Chillon am Genfersee. städte (London liegt in der Verlänge— rung der Route über Paris) verbindet, von ungeheurer Wichtigkeit. Demnach hat die Eisenbahn durch den Simplon—- Tunnel gewiß eine große Zukunft. So wird nun auch bald die von Na— poleon als Heerstraße nach Italien ge baute Kunststraße über den Simplon— Paß veröden, wenn auch wohl nim— mermehr in dem Maße wie die Gott— hard - Straße, denn der Simplonpaß ist ja der landschaftlich schönste aller Alpenpässe. Im Jahre 1800 gab Na—- poleon den Befehl, diese Str-ße zu bauen und nach fünf Jahren stand die ser Wolkensteg fertig da, so daß sogar die Artillerie ihn befahren konnte. Es war eine ungeheure That. Denn nir— gends sind die Gefahren der Lawinen ünd der stürzenden Gewässer größer als hier. Man mußte die gefährdet— sten Strecken der Straße mit starten Gallerien überdachen. Ferner wurden eine Anzahl Schutzhäuser erbaut. 4 * * Das Thal der Rhone, welches an der Furka beginnt und bis zum Gen— fersee sich hinzieht, bildet das größt— Alpenthal der Schweiz. Es wird von den beiden mächtigsten Gebirgsstöcken, den Berner und den Walliser Alpen begrenzt und bildet mit den Hochber—- gen am linken Rhoneufer den großen, -er spärlich besiedelten, Canton Wal— lis, dessen Bevölkerung sich aus zwei ganz verschiedenartigen Elementen zu— —— sammensetzt und dessen Bodenbeschaf fenheit und klimatische Verhältnisse ei— nerseits an das lachende Land Italien, andererseits an die Polarwüsten Spitz bergens erinnern. Diese Gegensäße liegen hier nahe beisammen, kaüm eiñe Tageswanderung von einander ge— trennt. In den Hochthälern des Ober— wallis wird auf kleinen von Stein—- mauern umfaßten Feldern spärlicher Roggenbau getrieben und wenige Stunden unterhalb bei Sitten und bei Silders treffen wir auf ein großarti— ges Weinland, wo die Rebe noch bis zur Höhe von 2500 Fuß an den Fels— hängen gedeiht, wo der Lorbeer grünt und wo Mandeln und Feigen, fowie das köstlichste Obst in üppiger Fülle gedeihen. Im oberen Rhonethal finden wir die Dörfer und Flecken Oberwald, Ober— gestelen (von wo aus derGriespaß nach Italien führt), Ulrichen, Münster und Fiesch (den Ausgangspunkt nach dem Eggishorn und dem Aletschgletscher). Dann folgen Naters und das aufstre— bende Brieg, Visp, Leuk, Siders (wo die Sprachgrenze einsetzt), Sitten (oder Sion), Conthey, Ardon, Riddes und Martignh (wo die Rhone das gro—- ße Knie bildet), dann folgen noch St. Maurice, Rex, Montheh, Aigle und Villeneuve, wo die Rhone den Genfer See erreicht. * Von jenen Ortschaften aus lassen Der „Nordstern“ Donner sich die lohnendsten und dankbarsten Ausflüge in die wundervollen Seiten thäler des Wallis unternehmen. Wir können auf die Schilderung der Wun— —— ——— 2 —— —— ——— 0 A— —— ——— 1 WWE —— ——— A——— —— —— ——— —2 6 2 ; —— 0 V —— —— —— —— —— —— —— —— E —— 2 —— 2 1 ———— 7 0 2 —42— ;; V —— ——9 2 5 1 0 0 1 añ ——— —— —— - - —— ẽ 2—— & 2 ———— —— - ——— ——— ——— —— —— der dieser Hochthäler nicht eingehen, weil das Gebiet ein viel zu großes ist, und wir zu Detailschilderungen nur die von der Masse der deutschen Rei— senden besuchten Theile des Berner Oberlandes auswählen durften. Eine bloße Aufzählung der Touren wäre aber ganz zwecklos. Die schönste Strecke, Zermatt, ist, wenn auch nur flüchtig, im vorgehenden Kapitel ge— schildert worden. Ganz besonders sei noch aufmerksam gemacht auf das lieb— liche Evolena, welches westlich, und auf Saas-Fee, welches östlich von Zermatt liegt. Außer dem Gemmipaß füh— ren noch zwei andere Saumpfade vom Rhonethale aus durch das Berner Oberland, der Rawyhl- und der Sa— netschpaß, welche über Lenk und über Gesteig eine Verbindung mit demSim— menthale vermitteln. ; Im mittleren Rhonethale trifft man auf auffallend viele Idioten oder Cre—- tins. Es ist behauptet worden, daß hier jeder fünfundzwanzigste Einwoh— ner dem Cretinismus verfallen ist. Da nach würde die Zahl dieser Unglückli— chen sich auf annähernd 3500 belaufen. In dem italienischen Thale von Aosta, welches fast ein südlich belegenes Pa— rallelthal des Rhonethales bildet, be— trägt die Zahl der Cretins über 2000! Wir haben einen dieser Unglücklichen 2 - ; m V n AS 35 e 7 x t Z 1 7 q— 1 9 737 7 1 7 1 2 2 2 204 Ein Cretin. abgebildet, aber durchaus nicht denje nigen, der am meisten das Mitleid her—- ausfordert. Manche dieser Aermsten sind so widerlich anzuschauen, daß man sich vor Ekel abwenden muß. Die Erscheinung ist ein deutlicher Beweis für die Rückständigkeit der Gegend. Denn man hat früher sogar Ehen un—- ter den Cretins zugelassen und die Un—- glücklichen und deren Nachkommen auf den Bettel angewiesen, statt sie in An stalten zu versorgen und der Fortpfla— nzung des Elends vorzubeugen. Aber es werden auch von ganz gesunden El— tern vielfach Cretins geboren. Die Ursachen des Uebels sind noch nicht ganz aufgetlärt. Schlechte Beschaf— fenheit des Trintwassers, ungenügende Nahrung, mangelnde Sonne in den engen Alpenthälern, eine warme und feuchte und dabei dumpfe Atmosphäre, Heirathen unter Blutsverwandten, neuerdings auch Mangel der Schild— drüse, oder Erkrankung der Schild— drüse, werden als Ursachen angeführt, vielleicht wirken diese Ursachen zusam— men zur Hecbeiführung des Uebels. In den savoyischen Thälern, welche fran— zösisch geworden sind, hat derCretinis— mus abgenommen, seitdem die Sani— tätspolizei dort gewirkt hat und die bürgerliche und religiöse Freiheit der Einwohner mehr gefördert worden ist. Die Hauptursache scheint die mangeln— ——— ——— ——— ——— —— —— - —n——— —— E —— 5 ———— —— —— - ———— 3 7 ——— 2—— —3l - —— —— 7 —— 23 —— —— ——— —— 1. 1 ; 1— ——— - —— - —— de Blutmischung zu sein. Die Bewoh— ner der engen Thäler sind von der Welt abgeschlossen und heirathen schon seit Jahrhunderten nähere Verwandte. Wenigstens gibt es dort nur vereinzelt Cretins, wo das Volk Zuzug erhält, oder nicht völlig an die Scholle gebun den ist. * * * Von Martignh aus führt die ur— alte Völkerstraße über den Großen St. DEFECTIVE PAGE ag, den Bernhard nach Aosta in Italien. Süd— westlich davon, und südöstlich von der Montblane - Gruppe liegt der kleine St. Bernhard, von welchem einige Ge DO er Mo— itblane. lehrte annehmen, daß über diesen Al— penpaß im Jahre 218 v. Chr. Hanni— bal mit seinem gewaltigen Heere gezo gen ist. Dasselbe bestand aus 50, 000 Fußtruppen, 9000 Reitern, über drei— ßig Elephanten und unzähligen Trag—- thieren. Ueber die Hälfte dieses Hee res und Trosses ist bei dem Uebergan ge umgekommen. Uebrigens ist die Frage, welcher Alpenpaß von Hanni— bal benutzt worden ist, noch immer nicht ganz entschieden. Manche Merk male sprechen für den Mont Cenis. Der große St. Bernhard ist unter sämmtlichen Walliser Alpenpässen der berühmteste. Ihn haben die Römer schon 100 Jahre vor Christus mit gro—- Ben Heeren überschritten. Auch die Krieger Karls des Großen und Barba— rossa's haben diesen Paß benutzt. Wäh— rend der italienischen Feldzüge zogen sowohl österreichische, als französische Heere, bis zu 100, 000Mannstark, über diesen Berg. Für den Handel war der Bernhard-Paß von den frühesten Zei— ten an äußerst wichtig und der Ver— kehr hier war stets sehr bedeutend. Auch jetzt noch gehen 20,000 bis 25,- 000 Reisende jährlich über den Bern—- hard - Paß und erhalten Pflege und Unterkunft in dem noch aus dem Mit— telalter stammenden Hospiz. Kaum der zehnte Theil der so Verpflegten be zahlt etwas. Es sind meistens arme Italiener, welche zu Fuß reisen, um in der Schweiz, in Deutschland und Frankreich Arbeit zu suchen. Die Ko— sten der Herberge werden zumeist durch milde Gaben gedeckt. Im Hospiz wal— ten ungefähr fünfzehn Augustiner Chorherrn mit neun Knechten ihres Amtes im Dienst der Nächstenliebe. Die berühmten Bernardiner Hunde des Hospiz sind nicht mehr ganz ras senrein vorhanden, oder sie haben die feine Witterung verloren, weiche sie früher so auszeichnete. Jetzt werden zur Aufsuchung von im Schneesturm verunglückten Menschen hauptsächlich Neufundländer Hunde benützt. Der berühmteste Bernhardiner war „Bar— rh“, von dem es heißt, daß er vierzig Menschen gerettet habe. Ein verirrter Wanderer hat ihn schließlich für einen Wolf gehalten und todtgeschlagen. Dieser Hund hatte, man kann wohl sagen, menschlichen Verstand und ein edles Herz. Einst irug er ein halber— starrtes Kind auf seinem Rücken in's Hospiz. Das Kind erzählte dann, wie der Hund ihm die erstarrten Glieder und das Gesicht beleckt habe und wie das Thier durch Gesten das Kind be— wog, sich auf seinen Rücken zu setzen. Man wird den Kopf schütteln. Aber die Thatsache, daß Barry das Kind auf dem Rücken in's Hospiz trug, ist einwandslos beglaubigt. Die Augustiner haben auch auf dem Simplon - Passe ein Hospiz und ver—- sehen auch dort den schweren Dienst im Interesse der armen Reisenden. * : Der Genfer See ist nach dem Lado— ga See in Rußland das größte Was— serbecken Europas, seine Länge beträgt 72, seine größte Breite 14 Km. Etr is: von strahlender Schönheit, und an Vielseitigkeit in seinem Landschafts bilde kommt ihm wohl kein anderer See gleich. Sein schweizerisches Ufer ist ein einziger blühender Garten, wun— dervoll angebaut, er gleicht in diesem Punkte dem Zürichersee und er bietet Sitten (Sion) im Rhonethal. einzelne Alpenbilder dar, welche selbst diejenigen des Vierwaldstätter Sees übertreffen. Das Bild des siebenzacki— gen, gewaltigen Dent du Midi, welches über dem östlichen Ende des Sees er— strahlt, ist von bezaubernder Pracht. Und nun der Kranz der Städte und blühenden Dörfer, welcher das Gestade schmückt: Da liegt Villeneuve, das rei— zende Weinstädtchen und dicht dabei das von Byron unsterblich aemachte 3. April, 1905. Schloß Chillon. Da liegt das herr—- liche Montreux in von Lorbeer, Gra—- naten und Cypressen umrauschtenGär—- ten und wenn man mit der Bergbahn den 2044 Meter hohen Kamm des Ro— cher de Naye erklimmt, so berblickt man wie aus Adlerhöhe den ganzen blauschimmernden See und die umlie— gende Alpenwelt mit dem Montblanc. Da ist Vevey mit dem Mt. Pelerin, da liegen Glion und Caux und eine An— zahl wundervoller Kleinstädte und Dörfer, die zum Verweilen locken. Die Gegend ist eins der herrlichen Wein- und Obstländer der Erde, eine jener Landschaften, in denen man das Paradies suchen möchte. Hier auf die— sen sonnigen Berghalden, in dieser, von der Natur selbst errichteten Heil anstalt für so viele Gebrechen des menschlichen Körpers, hat so Mancher schon sein Leid vergessen und ist ge— kräftigt und neubelebt von dannen ge— zogen. Die mächtige alte Stadt Lausanne, welche jetzt in großartigem Aufschwung begriffen ist und an 45, 000 Einwohner zählt, liegt ziemlich in der Mitte des schweizerischen Ufergeländes an einer der breitesten Stellen des Sees. Lau— sanne ist die Hauptstadt des Cantons Waadt, besonders berühmt wegen sei— ner vortrefflichen Schulen und Lehran—- stalten. Auch die Universität ist hoch bedeutend und zählt über 500 Hörer. In L. wimmelt es von Pensionen und hierher ziehen mit Vorliebe die Töch ter deutscher Familien, um französisch zu lernen. Jedoch gilt das nicht allein für Lausanne, sondern für viele Klein städte der Umgegend. Die Kathedrale von Lausanne, Mitte des dreizehnten Jahrhunderts erbaut, ist eine der herr— lichsten evangelischen Kirchen der Welt. Doch nun zu der strahlenden Stadt am Südwestende des Sees. Genf ist ein wirkliches Klein-Paris, es trägt ganz den Pariser Zuschnitt, seitdem alles Alte darunter vieles Altschöne niedergerissen worden und eine ganze moderne Stadt ent— standen ist. Genf ist eine der reichsten Städte, fast so reich wie Basel, es soll bei 90,000 Einwohnern nicht weniger als 216 Millionäre zählen. Dieser Reichthum datirt zum Theil aus alter Zeit, Genf war seit Jahrhunderten eine betriebsame Handelsstadt und ist dann der Hauptsitz der Uhren-, Bijou—- terie- und Goldwaaren - Industrie ge worden. Der Reichthum tritt jedoch auch in den wirklich großartigen öf-- fentlichen Anstalten der Stadt und in zahllosen Wohlthätigkeits - Spenden und Stiftungen zu Tage. Genf führte eine Zeit lang den Bei—- namen das protestantische Rom. Es war das zur Zeit Calvins, der um die Mitte des 16ten Jahrhunderts inGenf wie ein Diktator herrschte und durch seine furchtbare Strenge sein Regi— ment eher berüchtigt, als berühmt ge— macht hat. In Genf gab es für den Henker damals wenig Feierstunden. Der Einfluß Calvin's dauerte noch lange nach seinem Ableben (1564) fort, die Verwaltung wurde eine aristokrati sche, die Masse der Einwohner war völslig ohne Rechte. Gebrochen wurde diese Macht durch die Wirkungen der französischen Revolution und die bis 1815 andauernde Vereinigung Genfs mit Frankreich. Däs Wahrzeichen der Stadt ist die Rousseau - Insel, dem Andenken an tt d m T n 1m ; 1 bhe 6 KV Ve Mit n2un d dx—9Mp— - u ; 0 n M—— —— A ; ;ð y o Ee E—S e 4—— - - -V ẽ 8 1 / 1— n 1 7 7 —— —1 *—)—— 2 2N A E ; Ma M. VD 4 1 KV W / —K 8 4 W ——— M A 2 - y S ona 8 4 R —— ——— a 2 12 —N ̃a B - —— d id —A W—— ———— - d 0 —— —sn N. —— 1 Mdn ——— ã M 7 ——— 11 1 : hta ;; M u —— 7 ; 7 d —2 ;2n— —— S —— —————— —S— S ——2 —a 7 - ——— —*— E— —;5 E s - ; 7 —— ——— 2. ———— ——— ——— —— ——— —2H —t E ;*. 2 : E —— si m E AMe 0 1— ne X 7 i——2 a 3 Mt- 27 —— h L L E E 5 ¶ —— —— —— 0 S —— 2—— 1 E - —— 1— —3 4 ; 1— den größten Sohn Genfs geweiht. Am See finden sich gewaltige moderne Quais und herrliche Promenaden. Man überblickt hier nicht nur die Montblanc Gruppe, sondern auch dir Hochberge Auguille du Midi und Dent du Geant, ein entzückendes Alpenpa-- norama. Die Stadt breitet sich an beiden Ufern der hier den See verlas senden Rhone aus. Pruntvoll und vornehm sind die Villenvorstädte Genfs, die Wohnorte der reichen Uhr—- macher und so vieler hierhergezogener. Fremder. Genf ist ja die beliebteste Flüchtlingsstadt. Mancher arme Teu fel, der den Staub der Heimath ab—- schütteln mußte, hat hier gastliche Auf nahme gefunden, die politischen Flüch tlinge waren namentlich in den 50er Jahren hier überaus zahlreich. Aber auch mancher reiche Flüchtling kam nach Genf. So ber Braunschweiger Herzog, den seine Unterthanen verjagt hatten. Er hinterließ der Stadt 22 Millionen Francs, aber unter der Be dingung, daß man ihm ein mächtiges Dentmal setze. Das haben die ge—- Montreux am Genfer See. schäftstüchtigen Genfer auch gethan, aber das Denkmal soll schon zerbrö— ckeln was gar nichts schaden würde. Auch der neueste König von Mörders Gnaden, Herr Peter von Serbien, hatte in Genf sein Asyl, u. s. w. Ver—- dienten Ruhm besitzen die Schulen und Lehranstalten Genfs, sowie die Univer—- sität, welche 600 Hörer zählt. Der Montblanc, 4810 Meter, st der höchste Berg Europas. Etr liegt auf französischem Gebiete, doch hat man sich so daran gewöhnt, ihn den Schwei— zer Alpen zuzuzählen, daß wir nicht daran vorübergehen dürfen. In acht Evolena im Wallis. Stunden kann man von Genf per Bahn nachChameunix, an den Fuß des Montblanc, gelangen, reizvoller jedoch ist die Wanderung von Martignh aus, süber den wundervollen Cole de Balme. Chamounix ist der Hauptausgangs punkt für die Montblanc - Wanderun—- gen, jedoch gilt den echten Alpinisten der Hauptberg weniger, als die ihn umstehenden Riesen der Gruppe. Der Montblanc ist nämlich ein Berg, von dem es heißt, daß Jeder hinauf komme, der die Zeit und das Geld dafür auf—- wenden will. (Wir möchten es jedoch nicht Je de m rathen, den Versuch zu machen.) Der Aufstieg dauert zwei volle Tage, Kostenpunkt ungefähr 300 Fr. Es sollen schon annähernd 2500 Lausanne. Menschen den Montblanc bestiegen ha ben und viele tausend mehr haben es versucht, mußten aber wegen der Ne— belgefahr umkehren. Der Nebel ist überhaupt der größte Feind dieses Höchsten. Selten gibt es einen klaren Tag auf dem Gipfel, hat man aber das Glück, einen solchen anzutreffen, so of fenbart sich ein unbeschreiblich schönes Bild. Aber drei Viertel aller Mont— blanc - Besucher bekommt nichis da— von zu sehen. Die Unglückschronitk des Montblanc ist nicht sehr bedeutend, trotzdem im Jahre 1870 eine Gefell schaft von elf Personen, imJahre 1880 eine solche von acht zu Grunde ging. Seit einigen Jahren besteht auf dem Gipfel das Janssen'sche Observato rium. Der schönste Aussichtspunkt bei Chamounix ist die Flegẽre, 1877 Meter, drei gute Stunden Anstiegs von Chamounix. Wer den Blick don hier aus auf die Montblanc - Gruppe genossen hat, der hat das Schönste ge „sehen, was das herrliche Chamounix überhaupt darzubieten vermag. ; 1 1 -