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Die nach Innsbruck interessanteste und schönste Stadt Tirols ist Bozen. Sie liegt inmitten eines herrlichen Fruchtgartens, dessen Erdreich entstan den ist aus der Verwitterung der Por phyrfelsen. Die Gebirge, welche un—- sere Stadt umgeben, sind wunderbar abwechslungsreich. Im Westen „zieht sich langgestreckt die am Fuße prächtig bewaldete Dolomitwand des Mendel—- gebirgs hin, gegen Norden ragen röth liche und von Osten schauen die Dolomitsäulen und Thür— me des Rosengartens über begrüntes Vorgebirge in dieses gesegnete Thal hinein. Ueberall sind die Gelände an-- gebaut, Dörfer und Gehöfte, alte Kirch lein und Ritterburgen grüßen uns von den Vorbergen. In der Ebene aber ein einziger blühender Garten voll Re— ben und edlen Obstbäumen. Mandel—- baum und Feige nicken dem deutschen Insassen in die Fenster und Myrthe und Pinie grünen daneben. Und nun diese Blumenpracht. Der Rosengar— ten genannte herrliche Berg blickt auf einen wirklichen Rosengarten hernie— der. Welch glänzende Farbentracht, welch berauschender Duft, welch üppi— ges Wachsthum südlicher Pflanzen in den Gärten dieses „rhätischen Flo— renz“! Hier ist Grenzland, Kulturgrenze und Sprachengrenze und Grenze im Sinne der Wegkreuzung. Westwärts führen die Straßen nach Meran und in das Vintschgau, ostwärts direkt und nahe in das Heiligthum der Do— lomiten, nordwärts den Brenner hin— auf in die volkliche Heimath, und süd— wärts dahin, wo im dunklen Laub die Goldorangen glüh'n. Die Bauart der jetzt ungefähr 25,-- 000 Einwohner zählenden Stadt ist eine ganz eigenthümliche. Wir finden darin den italienischen und morgenlän dischen Stil mit dem altdeutschen ver— eint. Hohe altdeutsche Häuser mit den weit auf die Straße vorspringenden breiten Lauben und mit kühlen, gedeck ten, von Arcaden umgebenen Höfen. In der Umgebung Bozens ragen viele alte Ritterburgen und Sause auf, so am Abhange des Berges Ritten Cu 12 Htreifzüge durc— Bozen, Meran und Umgebung. Bauern aus Mölten bei Bozen. Madonna di Campiglio. Von Wm. au mann die berühmte Burg Runtkelstein, ihr gegenüber die Trümmer von Rafen— stein, nicht weit davon die Ruine Land— egg. Wir sind im „Rheingau“ Ti—- rols. Runkelstein gewährt einen un—- vergeßlichen Blick. Die Burg ist von Kaiser Franz Joseph der Stadt Bozen kürzlich geschenkt worden. Die Namen dieser Schlösser deuten schon darauf hin, wer die vielen Jahrhunderte hin— burch Herr in dieser Gegend gewesen ist. Aber nicht nur in diesen Burg— namen erblicken wir den alten deutschen Vorposten gegen. Süden, die große Kultur der Gegend, die Art des An— baus, die intensive Besiedlung und Bearbeitung des Bodens erzählt noch weit mehr vbon der großen Kulturmis— sion, welche der deutsche Stamm hier Bozen. seit über einem Jahrtausend erfüllt hat. Doch geht es jetzt leider zurück mit dem Bozener Deutschthum. Es dringen zu viele Südländer ein und ihre Sprache hört man auf dem Boze—- ner Markte jetzt wohl schon mehr, als die deutsche. Bozen wurde von den Römern be— gründet an der Stelle, wo die obere und die untere Alpenstraße des Alter— thums zusammentreffen. Die obere Straße war der Brennerpaß, die untere führte durch das Vinischgau. Diese Lage begründete den lebhaften Handel Bozens. Letzteres ist ja auch heute noch die größte Handelsstadt Tirols, die Umsätze dieses Marktes sind bedeutender, als diejenigen Inns— brucks. Aber Bozen wird immer mehr Fremdenstadt. Der Touristenverkehr ist ein großartiger. Und dann liegen ja in nächster Nähe die beiden Weltheil—- stätten Gries bei Bozen sowie Meran. Außerdem ist Bozen der Ausgangs— punkt der meisten Dolomitwanderun—- gen, sowie der Touren über den herr—- lichen Mendelberg nach dem in der neuesten Zeit so in Aufschwung gekom— menen Kur- und Somnmerfrischort Madonna di Campiglio. : Wundervoll ist der Frühling hier und auch der Herbst. Aber der Som—- mer ist heiß und schwül. Die wohl— habenden Bozener gehen während des Hochsommers fast sämmtlich auf den Ritten, einen nördlich von Bozen auf— steigenden Vorberg der Hochalpen, der gerade wie dazu gemacht erscheint, um den Stadtbewohnern die Fiea in die kühlen Berge zu ermöglichen. Der Rit ten ist ein echter Promenadenberg und alle Touristen, welche Bozen besuchen, sollten dahin Ausflüge machen. Be— sonders schön ist die Hotelniederlassung Klobenstein. Das Rittnerhorn, die höchste Erhebung des Ritten (2261 Meter) bezeichnet Bädecker mit einem Stern, aber es verdient sicherlich zwei solcher Auszeichnungen. Jenes Horn ist leicht zu besteigen, oben eine große hotelartige Hütte, man kann sogar für ein paar Gulden ein Pferd miethen, um hinaufzureiten. Meran. Drei Flüsse bringen Leben in das Bozner Thal; die Talfer, welche sich hier mit dem Eisack vereinigt, um eine Stunde unterhalb fich mit ihm zusam— men in die Etsch zu ergießen. In Bozen selbst ist die Laubengasse Mit telpunkt des Verkehrs, eine Straße mit herrlichen Bogengängen und deshalb stets kühl und schattig. Das glän— zendste und feinste Hotel in Bozen ist der „Greif“, nur bestens zu empfehlen, aber auch der anspruchslosere Gast ist in unserer Stadt in vielen gediegenen kleineren Hotels vortrefflich aufge— hoben. Nerrelu von Bozen liegt das Dorf Gries, jetzt fast mit der Stadt usammengewachsen. Das ganze Dorf eine aroßartige Krankenheilanstalt, ditrol. * Der Nordstern, Don mit auen neuzeitlichen Eturi ag n versehen. Krante, welche an Kreis— laufstörungen, besonders solche, welche an Herzverfettung leiden, finden l.er oft Linderung und Heilung. Hier hat man mit zuerst die Oertel'schen „Ter— rainkuren“ eingeführt, d. h. Wege ge— Haselburg bei Bozen. baut, welche derartig ansteigen, daß eineStärtuna desHerzmustels und Re—- gelung der Athmung erzielt wird. Weitere berühmte Ausflugsziele von Bozen aus sind das Sarnthal, von der Talfer durchströmt, ein tiefes schluchtartiges und romantisches Thal, welches das Porphyrgebirge durch—- bricht. Auch die herrlich gelegene Ha—- selburg lockt zu Spaziergängen. Dann das Eggenthal, welches wir noch aus führlicher besprechen werden, das rei— zende Weinstädtchen Kaltern, wohin der Weg führt über das weithin sicht— bare Schloß Siegmundskron. Vor Allen aber ist ein Besuch des Men— delpasses anzurathen. Es ist das eine der schönsten Wagentouren, welche es überhaupt gibt. Diese herrliche Kunststraße wurde als Militärstraße in den Jahren 1880 bis 1885 erbaut und führt von Bozen aus zuerst durch den Thabboden der Etsch und dann über Kaltern (wohin jetzt übrigens auch eine Bahn fährt) in schön ge— schwungenen Serpentinen und stun— denlang durch Wald die Felsenwand hinan. Drei Kilometer lang ist die Straße in die Wand des Penegalber— ges hineingesprengt. Der Paß liegt 1360 Meter hoch, der benachbarte Penegal 1738 Meter. Oben die groß— Im Egggenthal bei Bozen. artigsten Hoteletablissements. Am schönsten ist die Fahrt hinauf bei Abendbeleuchtung. Die Hotels sind stark besucht, Vorausbestellung sehr zu em— pfehlen. Das sich von der Mendel dar— bietende Panorama auf die wildzerris senen Dolomiten ist von unvergleich licher und unvergeßlicher Schönheit. Die Straße führt vom Mendelpasse aus über Fondo und Cles nach Ma— donna di Campiglio, einem ehemaligen Kloster, das jetzt jedoch einer großarti aen und vorzüglichen Gasterei gewichen l ist. Das Haupthotel „des Alpes“ ist glänzend, aber doch gemüthlich und comfortable eingerichtet, auch mehrere anspruchslosere Hotels und Pensionen findet man jetzt dort. Die Siedlung liegt auf grünem, von herrlichen Tan nenwäldern umrahmtem Wiesenplan, allerdings ohne Aussicht, aber in here lichster Waldluft (1515 Meter hoch) Gelegenheit zu prachtvollen und aus sichtsreichen Spaziergängen. Der Platz wurde von Fürstlichteiten entdeckt, na— mentlich die Kaiserin Friedrich weilte oft hier. Die Mehrzahl der Gäste besteht aus Deutschen. Die hier woh—- nende Bevölkerung ist ganz italienisch. Man ist hier fern von allen Eisen—- bahnen und vom Weltverkehr, aber die köstlichsten Wagentouren lassen sich von hier aus unternehmen. So recht ein Platz, um im Walde zu bummeln und zu träumen. Die südlichen (italieni schen) Dolomiten sind hier ganz nahe und sie sind reichlich so schön, wie die weit mehr besuchten Tiroler Dolo—- miten. Von Bozen führt die Eisenbahn durch das blühende Etschthal in einer guten Stunde nach Mer an, der älte— sten Hauptstadt Tirols. Im Hochsom—- mer schläft die Stadt, ob, hon die Hitze hier nicht so stark ist, wie in dem be— nachbarten Bozen und namentlich die Abende durch die aus dem Passeierthal vorbrechenden Winde angenehm kühl werden. Meran ist eine berühmte Winterstation, eine der größten und er— folgreichsten Heilstätten. Jedoch der Auf dem Mendelpasse. gesunde Mensch geht gern hier vorüber. Zu viel des Elends sieht man hier, zu viele arme Kranke, welche in d trocke nen, warmen, staubfreien Luft Gene sung erhoffen. Vom October bis zum Januar ist die Luft hier fast vollstän- DEFECTIVE PAGE 2 den 24. Augnst, 1 dig windsrill. Schnee fällt nur selten und bleibt dann nur kurze Zeit liegen, der Winter selbst ist hier reichlich acht Wochen kürzer als in Deutschland. Die Kranten können vom November bis März 72 Tage durchschnittlich im Freien sitzen und an 51 Tagen sich im Freien bewegen. Früher war Meran fast ausschließlich eine Station der Schwindsüchtigen, doch kommen jetzt viele Nervenleidende, Magenkranke, Reconvalescenten nach schweren Kran— kheiten, Blutarme, und zarte, schwäch— liche rachitische Kinder zur Winterkur hierher. Der Ort hat ungefähr 15, 000 Kurgäste im Jahre. Die Umgegend ist entzückend, kaum eine andere Gegend Tirols bietet so viel Gelegenheiten zu Ausflügen (sagt Meyer's Handbuch). In der Umgegend sind über zwanzig Burgruinen, darun—- ter das unvergleichlich schöne Schloß Tirol, von welchem Karl Simrock, der berühmte Schilderer des Rheins, sagte: „im Vergleich zu diesem bietet der Rhein nur Miniaturbilder.“ Diese Riesenburg mit ihrem epheuumsponne— nen Portale und dem viereckigen Rö— merthurme blickt auf eine fast zweitau sendjährige Geschichte zurück. Römer, Gothen und Longobarden haben daran gebaut und sich dann darum geschla— gen. Im 13ten Jahrhundert wurde diese Burg das Stammschloß des Gra—- fen von Tirol. Vrachtvoll erhalten sind die alten Mauern und Thürme, in großartiger Weise hat man das Bau— werk vor dem Verfall zu schützen ge wußt von dieser Burg, welche die Römer „Terioles“ nannten, hat das ganze Land seinen Namen erhalten. Unter unseren Volkstrachtenbildern bringen wir auch eins, welches den Hüter der Meraner Weinberge dar— stellt. Der Kerl sieht aus, wie ein Schreckgespenst. Namentlich seine Haube, an welcher einige Fuchsschwänze herunterbaumeln, erinnert fast an das Kostüm eines Neuseeländers. Aber diese Tracht ist echt. Sie wird seit Jahrhunderten von den Hütern der Meraner Weinberge getragen. Das Amt wechselt unter den Bürgern des Ortes ab. Tiroler Typen, (nach Grützner.) Von Meran zieht sich in nördlicher Richtung das schöne Passeierthal hin, das sich nach vier Stunden gabelt. Es wird vom reißenden Passer durch— strömt. Eine kurze Strecke hinter dem Dorfe St. Martin liegt das Wirths— haus zum Sand, die Heimath Andreas Hofers, des Blutzeugen von Tirol. Er war ein echtes Kind seines Thals, kräftig und von imponirender Gestalt, ein vorzüglicher Schütze, dabei von kindlicher Frömmigkeit und großer Herzensgüte. Er war der Mann, zu dem die Bauern Vertrauen haben konnten aber ein großer bedeutender Mann war er nicht. Seine Geschichte ist die des berühmten Tiroler Bauern— aufstandes von 1809, eine Revolution, welche, obschon sie erfolglos verlief und trotz des vielen heldenmüthig verspritz— Gries bei Bezen. ten Blutes den Tirolern selbst kein Glück brachte, doch von großer Bedeu—- tung für die endliche Niederwerfung des auf Europa lastenden französischen Joches war. Die Tiroler waren die Lehrmeister namentlich der Preu— ßen. „Blickt auf jene einfachen Bau— ern“, rief Scharnhorst seinen zaghaften Landsleuten zu. Das Beispiel der Tiroler hat 1813 in Preußen unge— heuer nachgewirkt. ; Tirol war durch den Frieden von 1805 an Baiern abgetreten worden und die neuen Herren erließen verschie— dene Verordnungen, welche die bisher ziemlich unbeschränt te Macht der Kirche bedeutend vermindern sollten. Da— durch wurde aber der mächtigste Hebel für die im Jahre 1809, bei dem neuen Kriege Napoleons gegen Oesterreich, entflammte Revolution der Tiroler ge- liefert. Denn der Tiroler Clerus trat Volksanschauung gilt er als der Na einmüthig und mit großer Thatkraft s tionalheld der Tiroler und in Deutsch gegen die bairischen und französischen land verehrt man ihn im Volke, na- Unterdrücker auf und nur diesem Um—- mentlich in Folge der überschwenglichen stande ist die ganz erstaunliche Wider- Dichter, wie einen echten Freiheitshel standskraft zu verdanken, welche das arme Tiroler Bauernvolk jetzt ent—- wickelte. Politische Fragen allein hät ten diese tiefgehende Gährung nicht zu Stande gebracht. Aber die from—- men Bauern hielten ihre Kirche für be— droht, und daraus erklärt sich ihre wirklich gewaltige Anstrengung und Aufopferung. In Andreas Hofer fan— den die Aufständischen ihren Oberfüh— rer. Aber er war es doch nur dem Namen nach, Speckb acher war der eigentliche militärische Führer und der wahre Held von 1809 und der Kapuzi— ner Haspinger half mlchtia mit ent— flammender Rede. Es ist eine That—- sache, daß Hofer mehr von der Macht seines Gebets, als von der hingebenden Tapferkeit seiner Leute erhofft hat, fer ner ist mit Sicherheit festgestellt wor— den, daß die militärische Führung des Tiroler Landsturmes weit mehr in den Schloß Tirol. Händen der Unterführer lag (Speck bacher, Sieberer, Straub, Mayr, der Wirth an der Mahr) als bei Hofer. Durch Speckbacher wurde dießesatzung vonlnnsbruck überwältigt, auch bei der Kapitulation von Wilten, wo 4600 Franzosen und Baiern den Tirolern in Gilfpromenade in Meran. die Hände fielen, war Hofer nicht der Führer. Durch letzteren Sieg wurde Tirol wieder frei. Aber nur für kurze Denn der bairische General rede bemächtigte sich Innsbrucks zum zweiten Male und es kam zur zweiten Schlacht am Berge Isel und zum zwei— ten Siege der Bauern. Nachdem Oesterreich jedoch die Schlacht bei Wagram verloren hatte, kehrle der 50,000 Mann starke Feind in das Bergland zurück und Nordtirol wurde entwaffnet. Doch Südtirol griff aber mals zu den Stutzen. Bei der Pont— latzer Brücke und dann zum dritten Male am Berge Isel wurde der Lan— desfeind zum Rückzuge genöthigt, und der Sandwirth von Passeier zog in die Hofburg zu Innsbruck ein und regierte sein Vaterland als Obercommandant. Aber aller Heldenmuth der Tiroler war umsonst gewesen. Oesterreich gab seine blutgetränkte Provinz gänzlich Schönna bei Meran. preis und so mußten die Tiroler den Kampf aufgeben. Der Landsturm ging auseinander und Hofer nahm die ihm von den Franzosen angebotene Amne— stie an. Falsche Nachrichten über österreichische Siege veranlaßten ihn jeboch, später den Kampf auf's Neue zu beginnen. Aber es war zu spät. Seine Bauern wurde verjagt und Ho— fer mußte flüchten. Sein eigner Vetter (Joseph Raffl hieß die Canaille) verrieth ihn, der tapfere Mann wurde gefangen genommen und zu Mantua am 20. Februar 1810 erschossen. Das geschah nach dem Kriegsrecht und den Franzosen ist daraus kein Vorwurf zu machen Die Oesterreicher würden ei nen französischen Hofer genau ebenso behandelt haben. Hofer fac wie ein echter Held. Wenn auch seine Thä— tigkeit vor dem Feinde bedeutend über— schätzt zu werden pflegt sein Bio— graph Dr. Streiter bemerkt, daß eine aktive Theilnahme Andreas Hofers an den verschiedenen Gefechten nicht nach— gewiesen werden kann so war er doch sicherlich ein edler, vornehmer Charakter. Er war ein treuer Mann, ohne dalss und ohne Eigennutz. Er hatte die Bildung eines Pferde- und Weinhändlers, er las nur Gebetbücher. Den langen schwarzen Bart trug er in Folge einer Wette, daß er nicht unter dem Pantoffel seiner Ehefrau stehe.“ Er starb im 43sten Jahre. In der Weinhüter von Meran. den, fast wie einen Tell und wie einen Washington. Das war er nicht. Wer seine Erlasse aus der Innsbrucker Hof burg liest, wird sich bald davon über zeugen. ; ; Was die Volkstrachten anbetrifft, so findet man im deutschen Tirol, be sonders aber in der Umgebung von Bozen und Meran die alte Sitte noch tief eingebürgert. In Wälsch - Tirol dagegen ist die Volkstracht fast voll ständig beseitigt worden, der italieni sche Tiroler geht meistens recht schmu tig und lodderig in der allgemein üblichen Tracht der Europäer einher. : den Deutsch - Tiroler ist die kurze ederjoppe charatteristisch, die Knie hosen sind bei den Wohlhabenderen von schwarzem Bocksleder, bei den Aer meren von Loden. Dazu Waden strümpfe und die schweren Schuhe und der mehr oder weniger verzierte Gurt. Die örtlichen Unterschiede in der Volk tracht der Männer machen sich zumeist in den Hüten geltend. Der „Pusterer“ trägt einen anderen Hut, als der Zil lerthaler, der Tuxer einen anderen, als der Passeier. Für die Erhaltung der Volkstracht der Männer ist /namentlich das Schützenwesen von großer Bedeu tung. Die Leute konnten ja auch kaum eine praktischere und kleidsamere Schützenuniform finden, als die alte schöne Volkstracht. Wenn die Schü— tzencompagnien ausrücken, sieht man am Besten, was Tirol Schönes und Trachten im Passeierthal. Vielseitiges an Voltstrachten aufzu weisen hat. Die behäbigen Männer mit den breitkrempigen Spitzhüten, den breiten farbigen Hosenträgern und den schneeweißen Kniestrümpfen. sieht man noch oft in der Umgegend von Meran. Die Zillerthaler haben die tciehe Tracht, es ist diejenige der fahrenden Sänger und der Salontiroler. Da fehlt die Goldlitze am Hute niʒt und die ausgespreitzte Troddel aus Gold franzen. Der scharlachrothe Brust fleck (statt der Weste) ist der Stolz des Zillerthalers. Auck bei der Frauentracht sind die Kopfbedeckungen von Thal zu Thal verschieden, doch schwindet die gestrickte schwere Haube immer mehr und das niedrige Hütchen der Innthalerinnen und der Zillerthaler bürgert sich stark ein. Sonst findet man auch noch hohe Cylinder und gewaltige Filzhauben, welche auch dem niedlichsten Gesichte nicht zur Zierde gereichen, sowie den breitkrempigen, das Gesicht wie ein großer Sonnenschirm beschattenden Sand-Wirthshaus im Passeier. Hut, welcher den Tirolerinnen ebenso hübsch steht, wie der niedrige, kleinere Hut, welcher am meisten getragen wird. Das Charakteristische der Frauentra ist das mit silbernen Ketten verschẽ nerte Mieder. —— : ; . 1 —f « 1