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Seite 6 „Durch Dornen“ Noman in drei Büüchern von H. v. Schreibershofen. (Fortsetzung.) „Sie hat lange nichts genossen,“ sagte Agnes, flößte ihr etwas Wein ein, überließ sie dann aber der Wär— terin und ging an das Sterbebett zu— rück. „Armer, armer lieber Vater! Wel— che Enttäuschung nach einem Leben voller Arbeit! Und hast Du geirrt, hättest anders handeln sollen, wie schwer hast Du gebüßt. Ach, jetzt ist es ganz einerlei, ob Du jahrelang Millionen besessen oder ein armer Handwerker warest. Ist es der Mü— he werth, sich immer zu quälen, nur um zu besitzen? Im letzten Augen— blick ist Dir die goldene Schüssel ent— rissen. Du konntest sie nicht mehr genießen.“ Es war, als suchte sie Beruhigung im leisen Aussprechen der Gedanken, die sie während der letzten Zeit ge— quält und verfolgt hatten. Das Bild des Mannes, den sie geliebt, aber nicht über alles geliebt, zog wieder an ih— rem Geiste vorüber. Sie hatte den Reichthum und Glanz, deren Nichtig— keit sie jetzt erkannte, seinetwegen nicht aufgeben wollen, hatte damals hinge— geben, was sie jetzt hätte trösten und halten können. Welche Stütze hätte sie Elisabeth jetzt sein können! Die Wahl zwischen Geld und Liebe o, daß sie so verblendet nach dem glän— zenden, vergänglichen Schimmer, ge—- griffen hatte!. . . . . . . Sie drück- te einen Kuß auf die Stirn des Tod— ten, die Thränen liefen ihr über das Gesicht. Das Leben hatte nur noch schwere, harte Kämpfe für sie, und sie stand allein, ganz allein. Es war spät, als sich Werben end— lich entschloß, seine Frau aufzusuchen. Und was wollte er eigentlich mit ihr beiprechen? Seiner Schwägerin Be merkung, eine Trennung sei das Be— ste, fiel ihm ein. Hatte sie nicht im Grunde recht? Wie konnte er und Eli— sabeth —! Er dachte den Gedanken nicht aus, er liebte seine Frau und nur ihretwegen war ihm die Zukunft so dunkel. Er hatte sie längst ge— liebt, ehe ihr Vater den ersten Schritt gethan, er selbst hätte nicht den Muth gehabt, um sie zu werben. Der alte Mann war gerührt über sein Glück gewesen, er hatte erkannt, daß ihm das Geld nichts gegen Elisabeths Be—- sitz dünkte. „Sie ist sehr verwöhnt, aber ich werde Ihnen genügende Mit— tel geben.“ Und Werben hatte es sich nicht ungern gefallen lassen. Elisabeth war noch nicht wieder nach Hause gekommen, und so ging er ihr nach, er mußte sich doch auch nach sei— nem Schwiegervater erkundigen. Ag—- nes war unten. „Elisabeth ist krank, wenigstens schwach; sie liegt oben bei mir. Sie ist wohl nur total erschöpft und sehr erschüttert. Vater ist todt.“ Sie schwieg, wie um sich zu fassen. „Sie war bei ihm, als er starb. Willst Du sie sehen, so komm.“ „Vater todt!“ rief Werben aus, er— schütterter, als er es noch vor kurzem selbst für wahrscheinlich gehalten hät te. „Ich hätte ihn gern wiedergese— hen, ich bin ihm vielen Dank schuldig und hätte es ihm gern noch einmal ausgesprochen. Er war immer sehr gut zu mir.“ Er dachte daran, wie rücksichtsvoll und freundlich der alte Mann immer gegemihn gewesen war. Agnes ward roth, ein weicher, schöner Ausdruck zeigte sich auf ihrem Antlitze. „Für das Wort danke ich Dir, und will es Dir nie vergessen, daß Du kei— ne Anklage, kein hartes Wort, nur einen Dank für ihn hast. O, das thut meinem Herzen wohl, jetzt kann ich alles ertragen.“ Werben sah sie überrascht an. Das sonst so kühle, nüchterne Mädchen sprach mit seltener Wärme und In—- nigkeit, aber schon hatte sie die Thür geöffnet und ließ ihn eintreten. Eli— sabeth hatte sich erholt, erklärte aber, hier bleiben zu wollen, im väterlichen Hause, bis nach dem Begräbniß. Für die Theilnahme ihres Mannes hatte sie keine Antwort, fragte nicht wie er sich allein einzurichten gedenke und schien über sein Kommen wenig erfreut. „Wir haben sehr viel zu bereden, Elisabeth,“ sagte er und nahm ihre Hand. Die schlanken, kühlen Finger erwiderten seinen Druck nicht. „Es hat leider auch Eilen, wir dürfen es nicht bis nach des Vaters Begräbniß aufschieben. Das eine muß ich dir sogar gleich sagen, ich muß unsere Wohnung loswerden versuchen. Hast Du Wünsche, in welcher Gegend ich ei ne andere sie kann natürlich nur CAS TORIA für Sãuglinge und Kinder. Die dorte, bie lir inmer (ekautt faht Trägt ie Vnterschrift von A “ Werben stockte und klein sein. sah sie an. „Es ist mir ganz einerlei. Wieviel Zimmer denkst Du zu nehmen?“ Ein Stein fiel von seinem Herzen, sie war also vernünftig und hatte sich ihre Lage klar gemacht. „Der Preis wird wohl den Ausschlag geben müssen. Wir können aber gleich über—- legen. Ich habe eine Stube nöthig und kann leider nicht darauf verzich ten, des Dienstes halber. Du hast ein Zimmer nöthig, unsere Schlafstu be, ein Eßzimmer macht vier —“ Elisabeth richtete sich auf. „Salon, Ankleidezimmer, Leutestuben —“ „Ein Gelaß für die Köchin giebt es immer, und mehr als ein Mädchen wird für uns unmöglich sein. Der Bursche muß irgendwo untergebracht werden.“ „So sollen wir leben? Das ist ja wie bei einem Handwerker!“ schrie Elisabeth auf. „Ohne Salon, ohne Toilettenraum, nur mit einem Mäd. chen das ist unmöglich das kannst Du mir nicht zumuthen.“ Werben preßte die Lippen aufein—- ander und seine Finger trommelten auf dem Tisch. Sie hatte es also doch noch nicht begriffen, nannte es eine Zumuthung. Nicht war er schuld an dem Unglück auch sie nicht, aber es kam doch von ihrer Seite. .. Es war nothwendig, daß sie endlich klar einsah, wie sie standen, und so sprach er weiter, setzte ihr die Verhält—- nisse auseinander, begründete seine Vorschläge, legte ihr die Berechnung vor, aber sie wollte oder konnte es nicht verstehen. Vielleicht war sie wirklich noch schwach und angegrif— fen, bedurfte der Ruhe und Schonung Werben entschuldigte sich gegen sich selbst, so viel er vermochte und ging endlich weg, in der Hoffnung, sie am nächsten Tage zugänglicher zu finden. Aber in seiner großen, eleganten Wohnung war es ihm unheimlich, und bis tief in die Nacht hinein wanderte er darin herum, den Kopf voller Zah—- len, das Herz voll bitteren Wehes. Sich selbst wollte er gern alles entzie— hen, aber er konnte Elisabeth den ge—- wohnten Luxus nicht bieten, sie muß— te verzichten lernen. Und wie sollte, wie konnte er sie das lehren, wenn sie selbst die Nothwendigkeit davon nicht einsah! . . .. Bei einem Besuche am nächsten Ta— ge sah er Elisabeth nicht. Agnes rieth ihm, sie zufrieden zu lassen, die Ein— samkeit thue ihr gut. Sie weine viel und scheine matt zu sein. Daß sie gerade jetzt kein Verlangen nach ihm hatte, ihn in seinen Sorgen allein ließ, schmerzte ihn unsäglich. Am Begräbnißtage sah er Doktor Reimarus, der auf seiner Rückreise war, wie er sagte, und einige Tage hier bleiben wollte. Daß der Wunsch, sich von der Größe der Katastrophe zu überzeugen, seinen Aufenthalt in den Bergen abgekürzt, verschwieg er. Der Anblick von Elisabeth hatt die al— ten Zeiten wieder wachgerufen, er wohnte der Beerdigung bei, und be— grüßte Werben wie einen alten Freund. „Ein Mann wie Ihr Schwiegerva— ter konnte einen solchen Schlag nicht überleben,“ sagte er hernach, als sie eine Strecke zusammengingen. „Aber uns überläßt er es, wie wir uns mit dem Leben nun abfinden,“ versetzte Werben mit Bitterkeit. Reimarus hatte einen ernsten, bei— nahe besorgten Blick auf ihn gerich— tet gehabt. „Ja, es wird ein schlim— mer Uebergang für Sie werden,“ sagte er, „aber in solchen Zeiten lernt man viel und unter Hammerschlägen zeigt sich der tüchtige Kern. Wie trägt es Ihre Frau Gemahlin?“ Werben seufzte. „Als habe sie ein Recht, mir darüber zu zürnen, wäh— rend doch —“ Er schwieg, bestürzt über seine Offenheit gegen einen verhältnißmäßig Fremden; er begriff sich nicht. Doch Reimarus schien es ganz in der Ordnung zu finden. „Sie ist von klein auf immer ver—- zogen und verwöhnt worden, es ist ihr noch niemals etwas in den Weg getreten, und das lernt sich nicht gleich. Auch zum Ertragen von Wi— derwärtigkeiten und Schicksalsschlä—- gen muß man erzogen werden.“ „Ich fürchte, ich habe kein Talent dazu,“ bemerkte Werben finster. „Das besorgt das Leben meist auch besser,“ sagte der Doktor und empfahl sich. Auch jetzt nach der Beerdigung machte Elisabeth keine Anstalt, zu ih— rem Manne zurückzukehren, und Ag— : Chas. Ca- Vergeszt nicht ttnen Cumber-- landWyo., sagt daß er dies nie wird. War ne White int 2 Tor yetie ihn u eint; en Tagen von immsten Husten der je hen Mann hatte M. Molitor 1 Der Nordstern, Donnerst nes ließ sie gewähren. Werben hatte sich ihre Einmischung verbeten, so wollte sie auch danach handeln. Moch—- te er sie darum bitten, wenn er ih— rer bedurfte. 4. Kapitel. Es war am Tage nach dem Begräb niß. Agnes saß im Gartensalon und vor ihr Reimarus. Prüfend sahen sie sich an. Agnes dachte des Tages, an dem sie sich mit harten Worten von dem Doktor losgesagt er schien nicht daran zu denken, sprach ruhig, gleichmüthig, freundlich und theil— nehmend wie zu einer guten Bekann— ten, deren Geschick ihn nur eben inte— ressirte. Es wäre sonst auch wchl kaum zu ihr gekommen, wie sie sich sagte. Zehn Jahre und mehr lagen zwi— schen jenem Tage und heute. Agnes war alt geworden, sie fühlite es und las es in seinem Blicke, der über sie in der tiefen Trauerkleidung. die ihr schlecht stand, hinglitt. Er war, wie sie meinte, kaum verändert. Sie horchte auf den Ton seiner Stimme, wußte im voraus, welchen Ausdruck er gebrauchen werde und wunderte sich, daß sie gar nichts vergessen hatte. Und er fragte sich, ob Agnes den harten Schlag besser ertragen, als ihre Schwester. „Was denken Sie anzufangen?“ fragte er aus diesem Gedanken heraus und wartete ge— spannt auf ihre Antwort. Sie sah unschlüssig vor sich hin. „Ich weiß es doch nicht. Für den Augenblick muß ja doch alles so blei— ben.“ „Warum! dJe schneller Sie einen Abschluß herbeiführen, umso besser für alle Theile, besonders für ihre Schwester, die sich dann am rasche— sten in die veränderte Lage hinein— finden wird. Welcher Mann läßt sich denn das gefallen. Sie hat doch wahrlich allen Grund—“ Er stockte, er hatte ja gar kein Recht, so zu. spre— chen, er war ja ein Fremder und sei— ne Bemerkung höchst unpassend. Aber Agnes fand das nicht und setzte seinen angefangenen Satz ein— fach fort. „JFa, allen Grund, ihn zur Milde zu stimmen, denn von ihrer Seite kommt das Unglück. Ich glaube nur, daß Werben sie nicht hin— reichend liebt —“ „War es keine Neigungsheirath?“ fragte er rasch. In der so lange entbehrten, ihr jetzt so wohlthuenden Sicherheit des frü— heren Vertrauens, dachte Agnes an keine Zurückhaltung. „Ich kann es kaum genau sagen, aber Elisabeth hat nie Grund gehabt, sich zu beklagen. Sie waren ja wohl zugegen, als die Nachricht sie in Berchtesgaden traf. Elisabeth sprach von Ihnen. Was hatten Sie für einen Eindruck von den beiden?“ „Ich hatte eine Fußtour mit Wer— ben gemacht,“ antwortete Reimarus. „Uebrigens ein prächtiger Mensch, Ihr Schwager, dem ich nicht zuge— traut hätte, eine Geldheirath zu ma chen.“ „Von Elisabeth's Seite war es Neigung,“ sagte Agnes. Der Doktor wiegte nachdenklich den Kopf. Umgekehrt wäre es jetzt bes— ser, er würde dann leichter darüber hinwegkommen. Aber ich wiederho— le meinen Rath, lösen Sie den Haus— stand auf und —Sie haben doch Ver— wandte, zu denen Sie gehen können?“ Eine sonderbare Frage von dem Manne, der einst als Sohn des Hau— ses angesehen worden war. Es wall— te heiß in Agnes auf. Aber zehn Jahre sind eine lange Zeit. Wir hdc—- ben keine Verwandten, und von ande— rer Gnade abhängen, ist auch nicht leicht. Jetzt fühle ich, wie ungenü— gend meine Erziehung und meine Bildung sind für das eben, wie es jetzt vor mir liegt, sind sie nichts werth, ich kann damit nichts anfan— gen. Nein, das ist vielleicht zu viel gesagt, ich werde schon etwas finden, mir ist nicht bange.“ Sie sah ihn stolz an. „Wenn Sie auch vielleicht glauben, ich bedürfte des Reichthums noch mehr als Elisabeth, weil ich meinte, ich hätte ein Recht auf ihn, solange er da war, ja eine Verpflich— tung —“ Sie stockte, strich sich über die Augen und sagte ruhiger: „Mir ist bange für Elisabeth und ihren Mann. Ich schlug Werben vor, sich von ihr zu trennen, er hätte ein Recht dazu —“ „Unmöglich, Agnes, das können Sie doch wirklich nicht gesagt haben! Jetzt seine Frau verlassen, wo sie der Führung und Unterstützung mehr als je bedarf!“ Reimarus sah Agnes an, und jede wärmere Neigung mit einem unverkennbaren Entsetzen schwand, auch in seiner Erinnerung. Sie lächelte trübe, sie verstand ihn besser, als er ahnte. „Was soll er Eigenthümliche Erscheinung. I. D. Runyan von Butlerville, 0., legte die eigenthümliche Erscheinung seiner schmerzvollen Symptome der Unverdaulichkeit und Biliösität den Dr. King's Neuen Lebenspillen zu. Er sagt: „Dieselben sind ein voll— ständiges Mittel gegen Schwindel, sauren Magen, Kopfweh, Verstopfung etc. Garantirt in Martin Molitor's Apotheke. Preis 25 Cents. DEFECTIVE den 31. August, 1905. denn mit einer Frau anfangen, die durchaus nicht einsehen will, daß sie nicht mehr wie bisher weiter leben kann!“ Sie sprach ganz ruhig, aber es hatte sie doch durchzuckt, als er ih— ren Namen ausgerufen, er aber hat— te es selbst nicht bemerkt. „Es ist für Werben eine einfache Existenzfrage, er sieht es selbst auch ein —“ Und nun setzte Agnes dem Doktor alles auseinander, was sie sich überlegt, theilweise ihrem Schwager gesagt, und Reimarus mußte ihr schließlich in manchem recht geben. „Aber eine Frau, die ihren Mann wirklich lieb hat, lernt viel,“ sagte er zuletzt und dachte nun auch an jene vergangenen Kämpfe zwischen ihnen. Agnes erröthete. „Die Liebe muß allerdings groß, echt und tief sein,“ fuhr er fort. „Ein oberflächliches Gefühl bricht zusammen.“ „Elisabeth ist ein oberflächlicher Charakter,“ sagte sie leise. „Ja, dann da er sie nicht aus Liebe geheirathet hat, und allerdings. so kurz ich mit ihnen nur zusammen war es ist möglich —“ „Begreifen Sie nun, daß ich schwarz sehe? Sie meinen vielleicht, ich hätte das alles nicht sagen sollen und mich nicht einmischen, Werben selbst meinte es auch und sagte, er wollte lieber allein alles mit Elisabeth ausmachen —“ „Das einzig Richtige,“ unterbrach Reimarus sie. „Aber dann müssen Sie sich Ihrer Schwester annehmen, allein kann sie nicht stehen, sie ist ja noch wie ein Kind—“ „Und wie ein verwöhntes, unerzo— genes Kind,“ antwortete Agnes seuf—- zend. „Halten Sie mich nicht für herzlos, weil ich mich ausspreche. Es ist seit vielen Jahren das erste Mal und wir sind uns ja nicht so fremd. Doch genug davon. Ich danke r für Ihren Besuch, er hat mir unbe— schreiblich wohl gethan. Ja, ich dan— ke Ihnen dafür mehr, als ich in Wor— te fassen kann. Ich bedurfte eines Gegengewichtes gegen die erschüttern— den erdrückenden Eindrücke der letz— ten Wochen. Ich habe die qualvolle Zeit der schwindenden Hoffnung und der Verzweiflung mit Vater durch—- gemacht und seine Sehnsucht nach dem Tode begriffen. Ich kann deshalb auch nicht darüber klagen, ich fühle nur meine Einsamkeit schwer. Wä— ren Sie hier, würde ich Sie bitten, sich Werbens anzunehmen, für den ich · schlimme Stunden fürchte.“ Sie reichte Reimarus die Hand. Als er das Haus verließ, sagte er sich, sie habe sich nicht verändert. Die— selben Gegensätze, die ihn stets gepei— nigt, liebevolle Sorgfalt für andere und schroffe Härte in der Beurthei lung:· So viel Gutes in ihr lag, glücklich konnte sie nicht machen. Für ihn hatte sie jeden Reiz verloren, er dachte mit Staunen daran zurück, daß er sie einst geliebt hatte. Kaum hatte auch Agnes den Salon verlassen, so huschte eine kleine Gestalt aus der kleinen Veranda, die daran stieß, und eilte hastig die Treppe hin auf. Es war Elisabeth, die hinter großen Blattpflanzen verborgen dort gesessen hatte in Erinnerungen ver— sunken an ihres Vaters stets gleiche Liebe und Güte. Sie hatte durch sei nen Tod erst ihren vollen Werth er—- kannt jetzt, wo ihn kein Wort mehr erreichen konnte, wußte sie, wie theu— er er ihr gewesen war. Die beiden Stimmen weckten sie aus ihren Träumen. Sie konnte die Veranda nur durch den Salon ver—- lassen, und ihre Abneigung gegen den Doktor ließ sie vorziehen, sich hier zu verbergen, bis er wieder wegge— hen würde. Und was sie dann hörte, nahm ihr die Kraft, sich zu rühren, und ließ ihr Herz vor Schrecken er starren. Werben hatte sie des Gel— des halber geheirathet, liebte sie nicht sie war ihm eine Last er wollte sich von ihr trennen Agnes, ihre eigene Schwester, rieth ihm dazu Reimarus, fand sie, habe Recht das Geld war sein Zweck gewesen. Nun verstand sie Werbens plötzlich verändertes Wesen in Berchtsgaden. Auch hier hatte er sich so gut wie gar nicht um sie gekümert. Reimarus schien zu glauben, auch sie habe kei ne Liebe für Arwed gehabt und Ar— wed selbst verlangte auch wohl nicht danach; er hatte ja ihr Geld gewollt. Ein Zerrbild ihrer Ehe stand vor ihr; vergessen war alles Glück, alle Bewei se von Werbens Liebe, Nachsicht, Sorgfalt und Zärtlichkeit, als wären sie nie gewesen. Bleich und bebend hörte sie alles an. Ach, lebte doch ihr Vater noch, zu ihm hätte sie mit diesem grausamen Kummer gehen können! Aber was sie soeben verloren, hätte auch er ihr nicht ersetzen können. Dies war noch schwerer als sein Tod, es war ihr ganzes Lebensglück, das ihm in das Grab nachsank. Sie fragte nichit, ob die beiden eine Berechtigung zu ihren Worten hätten, sie dachte auch Ein Deering Harvester, so gut wie neu, auf Credit unter günstigen Bedingungen zu kaufen. Nachzufra gen bei Peter Wolf, No. 318 Ave. nördlich. ba PAGE nicht an die Möglichkeit, ihn selbst, Werben zu fragen, ob es so sei, ab er sich ohne Liebe ihr genähert, sie wuß—- te nur, daß das, was sie jetzt gehört, sie für immer von ihrem Manne trennte. Und er konnte mit ihr nicht weiterleben, weil sie kein Geld mehr hatte und verwöhnt war. . . Alles, iwas er ihr gesagt, erhielt ein krän kendes, häßliches Aussehen. „Es war nur das Geld, ich bin bei ihm nichts,“ flüsterte sie vor sich hin. Sie flog die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Ihr Zimmer? Gehörte sie denn nicht zu ihrem Manne, in sei— ne Wohnung, so klein und gering sie auch sein würde! . . . Nein, tausend— mal nein, denn er wollte sie ja nicht darin haben, weil sie verwöhnt war.. . Es klang ihr wie eine schwe— re Beleidigung. Konnte sie dafür, daß sie im Schooße des Reichthums aufgewachsen war und gelebt hatte, wie Agnes und ihr Vater es sie ge—- lehrt und selbst gethan hatten! . . .. Sie glaubte, ihren Mann zu hassen, sie konnte ihn nicht wiedersehen, sie mußte sie wollte —. Ja, was denn?... Weggehen! hin? Mit Agnes leben? Nein, unter keiner Bedingung, hatte sie doch Arweds Partei genommen . . . Sie mußte sich selbst ein Unterkommen su— chen. . . Und dann stürzten ihr die Thränen aus den Augen, und sie sag— te sich, sie müsse das Unrecht, kein Geld mehr zu haben, durch ihr Ver— schwinden sühnen. . . Stundenlang kauerte sie, unbeweglich auf einem Sessel, den Kopf zwischen die Hände gepreßt, vergebens bemüht, sich klar zu werden, was sie thun müsse. Sie gewann es über sich, Agnes noch einmal zu sehen, ja, eine kurze Weile bei ihr zu sitzen, war aber zer—- streut und einsilbig. „Es wäre wohl Zeit, Du gingest wieder zu Deinem Mann zurück,“ sagte Agnes nach einer Weile. „Ich verstehe nicht recht, was Du hier noch willst, ich möchte anfangen, hier al— les aufzulösen. Werben hat eine bei— -2 Geduld mit Dir gehabt.“ „Du sollst morgen von mir befreit werden,“ antwortete Elisabeth und legte die Hand über die Augen, stand dann auf und sagte kurz Gute Nacht! Agnes sah ihr ernst nach. „Wer— ben ist zu ehrenhaft, um den ersten Schritt zu thun, aber wie sie zusam— men weiter leben wollen, ist mir un— klar. Freilich auch, was aus Elisa— beth werden soll.“ Agnes hatte ent— schieden größere Theilnahme für Werben als für ihre Schwester, sah aber doch mit Ergebenheit der Mög— lichkeit ins Auge, für sie sorgen zu müssen. Sehr bald waren ihre Ge— danken bei den mannigfachen Geschäf ten, die ihr jetzt zufielen. Sie wollte Reimarus' Rath befolgen und hatte bald einen Zettel mit Zahlen ange füllt, ein Versuch, sich ihre traurige Lage klar zu machen und die Einrich tungsstücke zu verzeichnen, die sie als ihr persönliches Eigenthum betrach ten durfte. Sehr zeitig am nächsten Morgen ließ sie Hennig rufen, mit dem sie lan— ge berieth. Sie begleitete ihn dann auf verschiedenen Gängen;; sie fühl— te, es sei höchste Zeit, daß sie anfing, selbst etwas zu thun und zu lernen, wie sie alles einrichten müsse. Schon am nächsten Tage hatte sie die Ent— lassung der Dienstboden, den Verkauf ihrer Möbel eingeleitet und sich in allem von Hennigs Rath leiten lassen. „Ich verstehe nichts davon, Sie wissen es besser,“ hatte sie gesagt. Und als sie Abends für seine Hülfe dankte, fragte sie, einer plötzlichen Eingebung folgend: „Was werden Siee denn anfan— gen?“ In des alten Mannes Gesicht zuck te es. „In meinem Alter kann man nichts mehr „anfangen. Mein Erspartes ist weg “ „Alles?“ fragte Agnes mit einem innerlichen Schrecken. „Auch durch —“ Er nickte nur. „Was kann ich für Sie thun?“ stieß sie hervor. Wie ein Blitzstrahl brach die Erkenntniß über sie herein, daß sie und Werben nicht die Einzigen, die zu beklagen waren, daß sich das Unglück weiter erstreckte, und daß sie noch gar nicht daran gedacht hatte. Sie stand tief innerlich beschämt vor dem altem Manne, der als Lohn seiner Treue den Bettelstab in der Hand hielt, den sie nur als Diener benutzt und der noch kein Wort der Klage hatte hö— ren lassen. „Wovon wollen Sie denn leben?“ fragte sie und hätte ihm das Unglück abbitten mögen, das über ihn gekommen war durch sein Vertrauen auf meinen Herrn. „Ich weiß es noch nicht, vielleicht finde ich bei einem Schreiber es ist noch zu kurze Zeit, ich muß erst überlegen.“ Die Theilnahme der Tochter des Hauses war ihm so neu und unerwartet, daß er nicht wußte, was er darauf antworten sollte. Sie winkte ihm zu, Thränen dran— gen aus ihren Augen, die Gewiß— heit vor dem Elende, das vielleicht noch viele gtroffen, legte sich ihr wie ein schwerer Druck auf die Brust. Nach ihrem ersten Ausgange höör te sie, Elisabeth sei nicht mehr da und fühlte es als eine wahre Erleichte· rung. Wenn irgend möglich, wollte 2 sie sich von den Verhandlungen des Ehepaares fern halten. Werbens Abweisung ihres gut gemeinten Vor schlags war ihr sehr empfindlich gee wesen. Als sie sich aber Abends nie· derlegte, fragte sie sich doch, wie sich beide jetzt wohl in ihre so traurig F veränderte Lage gefunden und obb Elisabeth es ihrem Manne nicht all- ; zusehr erschweren werde. ; 2 Da sie auch am nächsten Tage nichts wieder von Werben noch von Elisabeth hörte, nahm sie an, sie seien ähnlich beschäftigt wie sie, Ueberflüs siges zu Geld zu machen und eine ; Möglichkeit zu finden, ihre Lebens- ; weise ihren veränderten Mitteln an zupassen. 14 (Fortsetzung folgt.) 3 —— - The right kind of house paint saves money. Forty years practical paint ex perience proves that - nioch AOO FANT - ce is the “right Kind.“. Write Kinloch Paint Company, St. Louis, for free booklet on “What the Householder Ought to Know. n: 3. B. Dirkes, Freeport, Minn. îs 1 - 1 Verkaufsnotiz in Grabenr verbhandlungen. Zion und : PVtunson Graben. Es wird hiermit bekannt gemacht, daß ich ; am 8. September 1905, Morgens 9Uhr ahj einem Puunkte des Ausganges des genannten ) Grabens in Section 35 in Township 128 von Klasse 32 die Reinigungs- und Repara—- turarbeiten des Zion und Munson County- j Grabens an den oder die niedrigstbietenden“ verantwortlichen Bieter verkaufen werde, und daß Angebote für genannte Arbeit entgegen-- genommen werden. Der erfolgreiche Bieter muß einem zufriedenstelenden Bond geben, der vom Board der Eounty-Commissäre von Stearns County bestätigt sein muß mit we— nigstens zwei Grundbesitzern als Bürgen für —. die getrene Ausführung seines Contractes, und er muß auftkommen für allen Schaden, der entstehen mag, wenn er verfehlte, die Ar beit in der im Contract bestimmten Zeitzu volenden. Pläne und Spzifitationen kön- nen in der Office des Civil-Ingenieren S. ; S. Chute in St. Cloud, Minn, und an dem Vlatze, wo der Contract erlassen wnd, ein—- : gesehen werden. Allen Angeboten muß ein vbersicherter Wechsel zahldar an den der County Commissäre des genannten Coun- ty für nicht weni.er als 10 Prozent des Be trages eines jeden Angebotes beigelegt sein. Das Recht, irgend eintes oder alle Angebote j zu verwerfen, ist hiermit vorbehalten. Den 18. August 1905. Jacob Weber, County-Commissär des 3. Distritts. 40-2 t. R Verkaufsnotiz in Sachen des Nn. 1. Grabens. Es wird hiermit bekannt gemacht, daß i A am 6. September 1905, Motgeus 9 Uhr, ari Ansgangspunkte des genannten Grabens int Section 5, Township 25 nördlich von Klasse 29 westlich, die Reinigungs- und Reparatur- arbeiten des St Wendel und Avon County- Grabens, der als No. 4 Graben bekannt ist, an den niedrigsten verantwortlichen Vietet verkaufen und daß Angebote für genannte ; Arbeit erbeten sind. Der erfolgreiche Bieter muß einen zufriedenstellenden Bond geben, / der vom Board der County-Commissce von ; Stearns County gutgeheißen und wenigstens “ zwei Grundbesitzer als Bürgen haben muß, für getreue Ausführung seines Contractes und für Zahlung aller Schäden, die entstehen mögen wegen nicht Vollendung der Arbeit innerhalb der im Contract ängegebenen Zeit. Pläne und Spezifikationen können in der Office des S. S. Chute, C. E., St. ; Cloud, Minn., und am Platze, wo die Con- ; tracte verausgabt werden, angesehen werden. Allen Angeboten muß ein versicherter Wech- sel, zahlbar an den Board der County-Com- missre des genannten County, für nichtwe niger als 10 Prozent des Betrages eines je den Angebotes, beigelegt sein. Das Recht, ; irgend eines oder alle Angebote zu verwerfen;, ist hiermit vorbehalten. Den 18. August 1905. H. F; Mehyher, 2 County-Commissär des 2. Distrikts. 392 Verlangt. Ein deutscher Mann mit Familie sucht eine Farm zu pachten, am liebsten in einein deutschen Settlement. Farm soll 100 bis 120 Acker unter Pflug haben. Zuschriften rbeten von J· Peschl, St. Cloud, Minn. 39-3 t. Zu verpachten oder zu verkaufen ime 158 Acker große, nahe der Stadtgrenze ue ; Melrose gelegene Farm unter günstigen Be dingungen. Dieselbe kann gleich übernom men werden. Näheres zu erfrägen im „Nord—- stern“. 39-At. Ein tüüchtiger Schmiedegeselle, dem ge ter Lohn und dauernde Arbeit zugesichert ist, perlaugt von I· B. Stommes, Free port, Minn. ; Füũr Farmgebrauqh. Gasolin-Maschinen mit küühler Luft, frier en nicht ein, zum Holzsagen, Wasserpumpen. zum Gebrauch in der Milcherei. Gerade das richtige auf einer Farm, um Arbeit, Zeit und Geld zu sparen. Größere für Getreide-Ele vatoren. 1 28 ste Avenie Süd. I. P. Bisenius, Agent, St. Cloud. ; Verlangt Wird ein euta lateu der Leterr sürei·- nen deutsch-katholischen Schul-Distrikt in der Nähe von Aitkin, Minn. Wegen Näherem / wende man sich an Joseph Jarken oder an Bernard Sturre, Aittin, Minn. 38