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—— ; .2 . —2l *— ; 110 Besten Dank. ̃ Aaläß lich des wieder in den nächsten - Tagen stattfindenden Jahreswechsels - erlauben wir uns, unseren zahlrei : qchen Freunden und Gönnern an die— f jer Stelle unseren verbindlichsten Dank, unsere herzlichsten Grüße und unsere aufrichtigsten Glückwünsche zu entbieten. Wir sprechen unser ver— bindlichsten Dank aus Jet der uns und unsere Bestrebungen in irgend einer Weise unterstützt · *, Wir grüßen alle unsere Mitarbeiter. Freunde, Abonnenten und Leser, so—- wie deren Angehörige herzlichst und wünschen ihnen aufrichtigst alles Gu— te, das geeignet ist, sie glücklich zu machen. In erster Linie vollkomme ne und dauernde Gesundheit, die wir ; als das größte und werthvollste al ler irdischen Güter erachten. Ferner Erfolg in allen Unternehmungen, er— .sprießliches Wirken in jedem Berufe, Friede und Eintracht im Familien—- leben, und was sonst geeignet ist, das Leben zu verschönern, das Dafein zu erhëtern. In je höherem Maße die se unsere Wünsche sich erfüllen, je glücklicher wir unsere Freunde und Gönner wissen, desto mehr werden wir uns darob freuen, desto mehr uns selbst glücklich schätzen. Unserem Danke aber für die bisher uns zu gewandte Freundschaft, für die bis herige Förderung der Interessen un seres Organs und unseren Grüßen und Glückwünschen fügen wir noch die an jeden werthen Leser und an jede geschätzte Leserin gerichtete Bit te bei, uns auch in Zukunft gewogen zu bleibon, unsere Bestrebungen zu fördern, unser Blatt immer mehr und mehr verbreiten zu helfen. Und nun: „Herzliches Glückauf zum neuen Fahre!“ ; Zur Jahreswende. : Noch wenige Tage, und das ; Fahr 1905 wird in das Meer der Vergangenheit gebettet, ein neues tritt an seine Stelle, um in gleich gemessenen Schritten an der Gegen—- wart vorüber zu ziehen und in un— aufhaltsamem Laufe dem entschwunde— nen nachzueilen. Ohne Rast und Ruh eilen sie dahin, die Tage und Fahre. und unwiederbringlich sind sie für uns verschwunden, nur zurück— lassend die Erinnerung an die guten und bösen Stunden, die sie uns ge— bracht. Der denkende Mensch und zumal der gläubige Christ wird da— — rum nicht gleichgültig dem entschwun— denen Jahre Lebewohl sagen und sorglos in's neue hinüber taumeln, : sondern es wird ihm ernst und nach— denklich zu Muthe sein. Er wird die Bilanz ziehen über sein Thun. und Lassen im alten Jahre, vieles Gesche hene bereuen, gute, Vorsätze fassen. Zukunftspläne schmieden und wohl auch auf's neue wiederum seine ganze : Hoffnung auf kommende bessere Ta— ge setzen; denn: » Es reden unr träumen die Menschen vie Von bessern künftigen Tagen; ( Nach einem glücklichen, goldenen Ziel Sieht man sie rennen und jagen. „Die Welt wird alt und wird wieder jung, Doch der Mensch hofft immer Verbesse rung. Die Hoffnung führt ihn in's Leben ein, Sie umflattert den fröhlichen Knaben, Den Jüngling locket ihr Zauberschein, Sie wird mit dem Greis nicht begraben: Denn beschließt er im Grabe den muu— den Lauf, : Noch am Grabe pflanzt er die Hoff— nung aufl“ Fa die Hoffnung auf bessere Tage ist es, welche das von Elend aller Atrt heimgesuchte Menschenkind beim Eintritt in's neue Jahr aufrecht er hält; die Hoffnung ist es, die den auf dem Schmerzenslager, liegenden Kranken als eine milde Trösterin be— -2 gleitet in das neue Jahr hinein; die ; Hoffnung ist es, die dem armen be— drängten Menschenherzen Kraft und Muth verleiht für die ungewisse Zu— — kunft. Zum Beginn eines neuen Fahres ; ist es bekanntlich Sitte, sich ein „Glük seliges neues Jahr!“ zu wünschen, aber was versteht man unter Glück in diesem Leben auf Erden? In die— ; sem Thale der Thränen gibt es eben— — so viele Arten von Glück als von Wi derwärtigkeiten, die es vernichten. JFür die Einen bedeutet dies Wort Reichthum ohne Zwang zur Arbetit, für die Andern blühende Geschäfte. 1— oder befriedigter Ehrgeiz Ruhm. J Wenn es uns möglich wäre, das Glück und das Unglück genau abzu— wägen, wie's in jedem menschlichen Leben vorkommt so würden wir trotz des trügerischen Scheines nicht vie! Unterschied finden. Wie viele Leu— te gibt es nicht, mit allen Glücksgü tern versehen, die dennoch unglück lich sind aus eigener Schuld: wie viele andere hingegen sind zufrieden inmitten von Leiden aller Art! Ein VPhilosoph des Alterthums sagte: „Glück heißt, mit seinem Schicksale zufrieden sein!“ Niemand könnte er kürzer und besser erklären. Derjen:- “ ge, welcher mit seinem Loose zufrie— —— NAA 2 2 d e L ros - gl A den ist, hat Frieden mit sich selbst und ist frei von Neid und Haß, diesen großen Friedensstörern. „Jeder ist seines Glückes Schmied,“ d. h.; Al— les hängt von der Art und Weije ab, wie man die Dinge auffaßt und wie man Wunsch und Hilfsmittel in's Gleichgewicht bringt. Nicht Reichthum, nicht Wohlleben, nicht Macht und hohe Stellung ist das Glück, sondern treue Pflichterfüllung, ein reines Gewissen, ein freudig-zu— liebe ausstrahlende, Gott dankbare friedenes Herz, eine echte Nächsten- Seele. O, wie nothwendig ist diese Liebe in dieser kalten, in Selbstsucht erstarrten Welt! Liebe aber meint auch Entsagen, Ertragen, Verzeihen. Der Christ wird deshalb beim Jah— resschlusse seinenßlick nach oben rich— ten, in fester Hoffnung auf den, der gesagt hat: „Ich bin der Anfang und das Ende!“ und wird muthig hinübersteuern in's neue Jahr; denn wer auf den Allmächtigen hofft, der wird nicht zu Schanden werden in Ewigkeit. : Gedanken am letzten Tage des Jah— res. Wohl bildet jeder einzelne Tag ei— nen bedeutsamen Abschnitt in unserem Leben, der uns zu ernsten Erwägun— gen mahnt; doch gibt es Zeiten, in denen er sich mehr als sonst zu Be— trachtungen über Vergangenheit. Gegenwart und Zukunft angeregt sieht. in denen selbst der Leichtsinnig ste. der seine Tage gedankenlos hin— zubringen pflegt, das Bedürfniß em— pfindet, sich zu sammeln und sein Inneres zu prüfen. Dies gilt vor— 4 e Glückseliges nenes Jahr! wunschen wir von Herzen allen unsern lieben Lesern und Freunden von Nah und Fern. Möge Gottes reichster Segen im neuen Jahre ihnen allen zu theil werden. züglich vom letzten Abend des schei— denden Jahres, einem wichtigen Ab— schnitte und Wendepunkte unserer Lebenszeit, · welcher jedes bessere, ed— lere Gemüth zu ernsten Betrachtun— gen auffordert, und den nur ein ro— her, verwilderter Sinn gleichgültig an sich vorübergehen lassen wird. Wenige Stunden noch, und wieder ist ein volles Jahr dahingeschwunden wie ein kurzer Augenblick, wie ein Traum dahingeschwunden sind jene Stunden, Tage, Monate eines gan— zen Jahreslaufes mit allem, was wir während desselben gethan und erlebt, genossen und gelitten! Sollte uns das nicht mahnen an die Flüchtigkeit der Zeit? Welche Macht gäbe es, die stark genug wäre, den leisen, unauf haltjam Lauf der Zeit auch nur um eine Minute zu hemmen, die Dauer des seinem Ende sich nähernden JFah— res auch nur um eine Sekunde zu verlängern? Wie an die Flüchtigkeit der Zeit. so werden wir auch in diesen Stun— den an die Nichtigkeit und Unbe— ständigkeit alles Irdischen gemahnt. Wie manches Band der Liebe und Freundschaft wurde im verflossenen Jahre durchschnitten, wie manche, die unserem Herzen theuer waren, sind uns vorangegangen in die ewigeHei— math! Wie hinfällig und vergänglich haben sich uns auch die irdischen Gü— ter und alles irdische Wohlergehen gezeigt! Wie manchen Reichen, des— sen Besitzstand auf einer unerschüt— terlichen Grundlage zu ruhen schien, sahen wir unvermuthet verarmen, wie manchen Glücklichen plötzlich unter einer Reihe von Unglücksfällen er— DEFECTIVE PAGE liegen! Und hatte nicht auch unser eigenes Leben, mochte es immerhin von so schweren Schlägen des Schick sals verschont geblieben sein, doch in dieser Zeit mehr betrübende als frendige Ereignisse, mehr getäuschte als erfüllte Hoffnungen aufzuweisen? Solche Bilder des raschen Wechsels alles Irdischen, die wie im Fluge an uns vorüberziehen, haben freilich et— was Niederschlagendes an sich und wir müßten uns ganz entmuthigt fühlen, wollten wir ausschließlich bei ihnen verweilen. Aber der letzte Tag des Jahres weckt auch noch andere Gedanken in uns; er ermuntert uns zum Rückblick auf unsere Thätigkeit mwährend des verflossenen Jahres, zur ernsten Prüfung unseres bisherigen Lebens und Strebens, sowie zu guten Vorsätzen und Entschlüssen für die Zukunft. Ernste Fragen drängen sich uns hier auf, die Niemand so eindring— lich an uns zu richten, Niemand so erschöpfend beantworten vermag, als wie selber, sobald wir es nur ernst— lich wollen. Hält uns doch unser Gewissen einen treuen Spiegel vor. in dem wir die Vergangenheit klar erblicken und unser Leben überschau— en mit all' seinen Versuchungen und Prüfungen, seinen Versäumnissen, Fehlern und Thorheiten aber auch mit den erhebenden Momenten, in dẽnen wir einen Sieg über uns selbst gewonnen, mit den Mühen und Früchten unseres Fleißes, mit den Fortschritten unserer geistigen und sittlichen Bildung und mit allen je— nen guten Handlungen, deren Be— wußtsein uns mit innerer Zufrieden- heit lohnt. Und ein solcher Rück blick, schließt er nicht auch die Er— munterung in sich ein, vorwärts zu blicken in das kommende Jahr mit dem festen Vorsatze, die verlängerte Gnadenfrist, die uns Gott in seiner unendlichen Liebe schenken will, nicht unbenützt vorübergehen zu lassen? Besser so wollen wir es in dieser feierlichen Stunde geloben um— sichtiger. eifriger als die verstrichene Zeit soll die zukünftige von uns an— gewandt werden, jeder Augenblick soll uns kostbar sein, jede leise Mahnung des Gewissens Gehör finden, jede Erfahrung und Lehre der Vergan— genheit uns als Begleiter und Weg—- weiser für die Zukunft dienen und unserem Willen Beihülfe leisten, mit Muth und Beharrlichkeit nach dem Ziele unserer ewigen Bestimmung hinzustreben! Aber vergebens wür— de der letzte Abend des scheidenden JFahres uns zu solchen Vorsätzen er— muntern, wenn wir uns von ihnen nicht auch warnen ließen vor Leicht sinn in Anwendung der Zeit. Wie vielfach haben wir Grund, uns einer folschen Sicherheit anzu— klagen, die uns oft dazu brachte, das dringendste Geschäft, das der eigenen Besserung minder wichtigen Beschäf— tigungen, ja wohl nichtigen Vergnü— gungen nachzusetzen! Wenn dieses nun abgelaufene Jahr das letzte un seres Lebens gewesen wäre, mit wel—- chem Schuldbewußtsein, welchem Zö— gern müßten wir vor dem Richter— stuhl Gottes erscheinen; welcher straf— baren Vergeudung der Z-it müßten dann selber wir uns anklagen? Und wer kann wissen, ob uns das kom— 2 11 Seite -B— mende Jahr auch noch völlig ange hören werde, ob nicht früher, als wir denken mögen, unserem Leben das Ziel gesetzt: sei? Wie gefährlich also wäre jeder fernere Aufschub! Nein, wir wollen nicht mehr zögern; noch heute, noch in dieser Stunde soll von uns das· Werk der Besserung mit ver— doppelter Kraft in Angriff genom— men werden, und keine Minute der Lebenszeit sei verloren, die uns von Gott noch fernerhin gewährt wird, für das Heil unserer Seele zu sor— gen! Wenden wir so das Herz fle— hend zu dem Höchsten, der allein un— serem Willen die Stärke zu verlei— hen vermag, das erkannte Gute wirk lich zu vollbringen, dann werden wir uns auch nicht weniger gedrungen und verpflichtet fühlen, beim Schlus— se des Fahres Gott zu danken, daß er uns bis zu dieser Stunde am Le— ben erhalten, uns mit Gütern des Leibes und der Seele gesegnet, uns vor unzähligen Uebeln und Gefah— ren behütet und im Unglücke durch seine Hülfe und seinen Trost ermu— thigt und erquickt hat. ; Wahrlich, wenn wir schon am Abend jedes einzelnen Tages Ursache haben, mit dankerfülltemn Gemüthe zu dem Geber alles Guten aufzubli— cken, um wie viel mehr bietet uns der Ablauf eines ganzen Jahres Anlaß, da manches, was uns an den gött lichen Fügungen früherhin dunkel und räthselhaft erschien, sich uns jetzt in anderem Lichte zeigt und wir mit Beschämung erkennen, daß Gott auch dann, wenn seine Hand schwer und züchtigend auf uns ruhte, doch im— mer nur unser Bestes, unser wahres Wohl im Auge hatte. Wie könnten wir schöner, würdiger, erhebender den Abschluß des alten Jahres fei— ern, als mit solchen Gedanken, Ge—- fühlen und Entschlüssen! Wie könn— te dieser bedeutungsvolle, wichtige Zeitabschnitt für uns fruchtbringen— der werden, als dadurch, daß wir je ne guten Vorsätze auch wirklich zur That werden lassen! Wenn wir auf solche Weise von dem alten Jahre Abschied nehmen, dann darf uns vor den Uebeln und Gefahren, die es vielleicht in seinem Schooße birgt, nicht grauen. Was immer es uns bringen mag, und wäre es auch Lei— den und Unglücksfälle, Krankheit, ja der Tod selbst es wird uns alles, auch das Härteste, zum Segen ge— reichen, weil wir dann den göttlichen Rathschluß erkennen. Doch wehe, we— he uns, wenn die verhüllte Zukunft uns unvorbereitet finden sollte, wenn jwir init gedankenlosem Leichtfinn den Ernst dieser feierlichen Stunde ver— kennen, ihn wohl gar, von wüstem Sinnentaumel umfangen, gleichsam verhöhnen würden, wennt das neue Fahr, wenn die noch wetter lich an reihenden Jahre gleich dem vergan genen unbenutzt für uns verfließen sollten! Dem kurzen Traume des Le— bens würde ein schreckliches Erwachen folgen, und mit schmerzlicher Reue würden wir einst ach! vergeblich unserer verlorenen Jugend zuru— fen: „Kehre wieder, o kehre wieder. daß ich anders, daß ich besser wähle!“ Als Dritter im Bunde hat nun auch der italienische Minister des Auswärtigen, Tittoni, den unerschüt— terten Fortbestand des Dreibunds u. aus den freundschaftlichen Bezielun— gen zu den anderen Ländern den dauernden Frieden verkündet, dessen Störung einen Generalbankerott Eu ropas herbeiführen müßte. Tittonis Rede ist die Fortsetzung derjenigen des deutschen Reichskanzlers, die auf Interpellation Bassermanns über die internationalen Beziehungen erfolg— te, und derjenigen des neuen öster— reichischen Ministers des Auswärti— gen von Aehrenthal, in welcher ein Festhalten an der bewährten Politik seines Vorgängers Goluchowski ver sprochen wurde. Tittoni legte dar, wie die freundschaftlichen Beziehun gen Italiens zu England und Frank— reich dem Dreibund eher förderlich als schädlich sein müßten und daß dabei auch das Bestreben, eine eng lisch-deutsche Annäherung herbeizu— führen seine Rechnung finden müsse. a nun auch, wie er versicherte, in der Balkanfrage eine Verständigung mit Oesterreich stottgefunden hat, demzu— folge die Absichten auf Albanien für geraume Zeit vertagt sein müßten, so trübt anscheinend kein Wölkchen den europäischen Horizont, kann die hohe Diplomatie in vollstem Herzens— frieden in die Weihnachtsferien ge— hen. Unter den russischen Gouverneuren ist die Sterblichkeitsrate eine so ho— he, daß Keiner von ihnen in einer vorsichtigen Lebensversicherungs-Ge— sellschaft Aufnahme finden würde. Aber trotz der Gefahr, welche solche Posten mit sich bringen, hat Väter— chen keine Schwierigkeit, sie zu bese tzen· und das Angebot übertrifft so— gar dir Nachfrage. Hieraus ist er sichtlich, daß in Rußland die Aemter— jaad mit mindestens ebenso großem Eifer betrieben wird, wie in Amerika.