OCR Interpretation


Der Nordstern. [volume] (St. Cloud, Minn.) 1874-1931, May 09, 1907, Image 1

Image and text provided by Minnesota Historical Society; Saint Paul, MN

Persistent link: https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn83045350/1907-05-09/ed-1/seq-1/

What is OCR?


Thumbnail for

E
Erster Theil.
Inland.
In den Ver. Staaten war
von Demonstrationen in Verbindung
mit der Maifeier nichts zu bemerken.
In New York wurden von nur we—-
nigen Arbeiter - Vereinigungen For—
derungen auf Lohnerhöhung gestellt.
In den Neu - England Staaten ver—
lief der Maitag ebenfalls ungewöhn—
lich ruhig; nur in Boston waren ei—
nige Streiks zu verzeichnen. Im
Staate Connecticut herrschte in der
Industrie überall Friede, mit Aus
nahme von Waterbury, wo ein unbe—
deutender Streik der Frachtverlader
im Gange ist. Ferner gingen noch
Berichte über Streiks ein von Co—
lumbus, 0., Wilmington, Del., Den--
ver, Col. und San Franeisco, Cal.
In New York hat man eine
bedeutende Neuerung bei der Lan—
dung der Einwanderer eingeführt.
Bei der Ankunft zweier Dampfer aus
italienischen Häfen wurden die Neu—
angekommenen aufgefordert, alle
Waffen und Messer abzuliefern resp.
über Bord zu werfen, da sie andern
falls nicht landen könnten. Ein wah—
rer Schauer von Dolchen, großen
Messern, Revolvern allen Kalibers
und Pistolen ergoß sich plötzlich. Es
würde zweckmäßig sein, wenn dieser
Kreuzzug gegen das Tragen verbor—
gener Waffen im ganzen Lande auf—
genommen würde, da dann sicher we—
niger Mordanfälle zu verzeichnen wä—
ren. ;
342 Mitglieder des Wiener Män—
nergesangvereins, viele davon in Be—-
gleitung ihrer Frauen, trafen Sam—
stag auf der Hamburg - Amerika-
Dampfyacht „Oceana“ in New
York ein, welches Schiff der Ver—
ein extra gemiethet hat für die Rei—-
je nach Amerika. Die Sänger wer—
den in einer Anzahl Städte Konzer—-
te veranstalten. Deutsche Vereine
von New York, Brooklyn und Nach
barstädten bewillkommten die Wiener
Sänger in enthusiastischer Weise am
Landungsplatz. Während ihres Auf—
enthalts in New York sind die aus—
ländischen Sangesbrüder die Gäste
des „Liederkranz.“ Montag gingen
die Besucher nach Washington, wo sie
auf spezielle Einladung des Präsi—
denten und Frau Roosevelt im Wei—
ßen Hause sangen. Am darauffol
genden Tage kehrten sie nach New
Dork zurück, wo sie am Dienstag und
Donnerstag Abend Konzerte geben.
Am Freitag geben sie ein Konzert
in Philadelphia, und später werden
Baltimore und Milwaukee besucht.
Der Wiener Männergesang Verein
zählt 385 aktive und mehr als 1000
passive Mitglieder, die alle der wohl—
habenden Klasse angehören.
Der kleine Horace Marvin, der am
4. März von seines Vaters Farm
bei Kitts Hammock nahe Dover,
Del., verschwand, ist als Leiche in
einem nahe hier gelegenen Moor ge—-
funden worden. Bekanntlich wurde
vom Vater sowohl als anderen Leu—
ten behauptet, der Knabe sei entführt
worden, und seit dem Tage des Ver—
schwindens wurde im ganzen Lande
nach dem Kinde gesucht.
Im Großhandels - Distrikt von
Kansas City, Mo., richtete am
Samstag Abend eine Feuersbrunst,
die eine Zeitlang das ganze Stadt
viertel zu zerstören drohte, einen
Schaden von $200,000 an. Glück—
licherweise wurde der Brand auf das
sstöckige Gebäude der Geldstandt-Po—
well Hat Co., 812—814 Broadwiy,
beschränkt, welches allerdings gänz—
lich zerstört wurde. In dem nahege—
legenen Orpheum - Theater entstand,
als sich die Nachricht von dem Bran—
de verbreitete, eine Panik, doch konn
te die Ruhe bald wiederhergestellt
werden. Mehrere Personen wurden
leicht verletzt.
Am Dienstag fuhr der Regierungs—
Dampfer „Buford“, mit vier Mil—
lionen Pfund amerikanishen Mehl
an Bord, welches durch die Anstren—
gungen des Christian Herald von
New York für die Hungerleiden—
den in China gesammelt worden war,
von San Francisco nach Chinkiang,
China, ab. :
Das Städtchen „Covington,
Tenn., und Umgegend wurden am
Montag von einem Tornado heimge—
sucht, der großen Schaden anrichtete,
doch, soweit bis jetzt bekannt, gingen
keine Menschenleben verloren. Ein
Passagierzug der Illinois Central—
bahn wurde durch den Sturm in Co—
vington mehrere Stunden zurückge—
halten, weil die Geleise mit Trüm—
mern u. s. w. bedeckt waren.
Freitag Abend verbrannte der bei
Seattle, Wash., außerhalb des
Salmon- Busens ankernde, mit Bau—
holz beladene Schooner „Arthur Fit—
ger,“ Eigenthum der Schmidt Co.
in Hamburg, Deutschland. Das
Schiff repräsentirte einen Werth von
$125,000, während die Ladung auf
$30,000 geschätzt wird. Indessen ist
der Schaden durch Versicherung ge—
deckt. In zwei Stunden war das
Zerstörungswerk des Feuers voll—
endet. Wegen der entsetzlichen Hitze,
welche das Feuer ausströmte, konnten
die Feuerboote und städtischen
7 7 3 4
goc-o
32 Jahrgang.
Schleppdampfer keine Hülfe leisten.
Die aus 12 Personen bestehende
Mannschaft konnte sich rechtzeitig in
Sicherheit bringen und gar ihre mei
sten Habseligkeiten retten.
In einer Montag in New York
abgehaltenen Versammlung der Cen—
tral Federated Union wurde ein
Brief des Präsidenten Roosevelt ver—
lesen, in welchem er erklärt, daß,
wenn ihm bewiesen wird, daß bei dem
demnächst beginnenden Prozeß von
Moyer undHaywood nich nach Recht
und Gesetz gehandelt würde, ob nun
für oder wider die Angeklagten, er
die unterbreiteten Beweise dem Bun—
desanwalt zwecks Ergreifung geeig—
neter Maßregeln unterbreiten wird.
Der Brief war die Antwort des Prä—
sidenten auf die Frage des Komites
einer Gewerkschaft, das neulich in
Washington vorsprach und vom Prä—
sidenten wissen wollte, was seine
Stellungnahme gegen die oben ge—
nannten Angeklagten sei, und wa—
rum er Moyer und Haywood „uner—-
wünschte Bürger“ genannte habe. Es
wurde nach längerer Debatte be—
schlossen, eine Abschrift des vom Pr—
äsidenten erhaltenen Briefes an die
Anwälte Moyer's und Haywood's in
Boise, Idaho, zu senden.
Eine weitreichende Entscheidung
des Hriegssekretärs Taft
betreffs Bezahlung, Arbeitszeit etc.
am Panama-Kanäl, auf Grund per—
sönlicher Einsicht des Sekretärs in
eingetroffenen Beschwerden, wurde
Montag imWeißenHause bekannt ge
geben. Die Entscheidung bezieht sich
auf drei Klassen von Arbeitern: Er—
stens Ingenieure, „Cranemen“ und
Heizer; Zweitens Konstruktions-, Lo—
komotivenarbeiter und drittens Kon—
dukteure auf Konstruktionszügen. Die
neuen, scharfen Bestimmungen be—
treffs des Urlaubs, resp. Kranken
urlaubs der Leute sollen nicht durch—
geführt werden. Auch summarische
Entlassungen sollen hinfort unterblei—
ben. Die letzte Instanz soll hier die
Kanal - Kommission bilden. Außer—
dem wird man die Gehälter der Ka—-
nal - Angestellten wesentlich zu erhö—
hen streben.
Eine Dynamitexplosion in John
Linns Schäferei in Trapper
Creetk, Big Horn County, Wyo.,
tödtete Montag Nacht 700 Schafe u.
vernichtete sämmtliche Wagen und
anderen Besitz. Der Bericht über
die vrruchte That wurde von einem
Schafhirten überbracht, welcher sag—
te, daß eine Bande Maskierter in
das Lager eindrang und ihn band,
worauf sie die Verwüstung in Sze—
ne setzte. Ein ähnlicher Angriff wur—
de vor zwei Jahren in einer Schäfe
rei in der Nähe von Trapper Creek
gemacht.
Ausland.
Der deutsche Reichstag nahm
Freitag mit beträchtlicher Mehrheit
die Vorlage an, welche den Posten
eines Staatssekretärs der Kolonien
schafft. Die Polen, Sozialdemokra
ten und Zentrumsleute stimmten ge—
gen die Vorlage. ;
Unter großartigen Feierlichkeiten
wurde in Mannheim die Inter—
nationale Kunst- und große Garten—
bau - Ausstellung eröffnet, welche an
läßlich des 300 jährigen Bestehens
der Stadt abgehalten und bis zum
20. Oktober andauern wird. In Ver—
tretung des greisen Großherzogs
von Baden, des Protektors des Un—
ternehmens, war Erbgroßherzog
Friedrich aus Karlsruhe erschienen,
mit ihm die Spitzen der Behörden
und repräsentative Persönlichkeiten
aus allen Theilen des Reichs. Die
Eröffnung der Jubiläums - Aus—
stellung gestaltete sich zu einem höchst
eindrucksvollen Akt.
Wie aus guter Quelle verlautet,
hat der neuliche Besuch des Königs
Edward in Paris ein Frucht ge—
zeitigt, die dem König Leopold von
Belgien sehr bitter schmeckt. König
Edward soll nämlich Schuld daran
sein, daß Leopold's Kongoplan zu
Wasser wurde. Der belgische König
hatte nämlich den Wunsch, daß fran.
zösische Finanzleute die Conversion
der Schulden des Kongostaates über—-
nehmen sollten, wofür er der fran--
zösischen Regierung mehr oder min—
der werthvolle Eisenbahn- und an—
dere Gerechtame im Kongogebiet ver
pfänden wollte.. Der schlaue Leo
pold rechnete durch die Verwirkli
chung dieses Planes die Unterstütz
St. Cloud, Minnesota, Donnerstag, den 9. Mai, 1907.
ung Frankreich's gegen die Anschläge
England's auf den Kongostaat zu ge
winnen. ;
Nach den letzten Reden des Reichs
kanzlers von Bülow zu schließen,
scheint die politische Lage in Euro—
pa doch nicht ganz so ungetrübt zu
sein, wie es wünschenswerth wäre.
Im Gegentheil lassen versteckte An—
deutungen auf den Ernst derselben
für Deutschland schließzen, denn Herr
von Bülow hielt es für angebracht,
das deutsche Volk aufzufordern, die
nationale Ehre, wenn nothwendig,
einmüthig zu vertheidigen. Ferner
betonte der Reichskanzler bei Be—
sprechung der braunschweigischen An
gelegenheit, daß man bei der jetzigen
Lage in Deutschland alles fernhal—
ten müsse, was die innere Lage be—
unruhigen könne und damit dem
Auslange keine Uneinigkeit gezeigt
werde.
Auch die österreichisch ePres
se, bezugnehmend auf die bevorstehen
de Reise des österreichisch - ungari—
schen Ministers des Aeustern, Baron
von Aehrenthal, nach Venedig, hebt
hervor, daß Deutschland 'heute isolir
ter dastehe, als unter dem Bismarck-
Regime.
Aus Ludwigsburg im würt—
tembergische nNeckarkreis wird
gemeldet, daß hundertdreißig Perso—
nen infolge von Wurstgift erkrankten.
Sie wurden wieder hergestellt. Von
den Behörden ist sofort eine Unter—-
suchung eingeleitet worden.
Laut Ankündigung vird Professor
D. Richards von der Harvard-Uni—
versität seine erste Vorlesung als
Austausch - Professor an der Beer—
liner Universität am Samstag, 1.
Juni, halten. Am gleichen Tage
veranstaltet die Deutsche Chemische
Erlenloalt ihm zu Ehven ein Fest
essen.
Das Parlament in Rußland
hat trotz aller Bemühungen, daß es
auf höheren Befehl aufgelöst würde,
sich bis jetzt gehalten und hat seine
Mitglieder in die Osterferien schicken
können. -
Oberbürgermeister Becker von
Köln, Mitglied und Vize - Präsi
dent des preußischen Herrenhauses,
kündigt anläßlich seines siebzigsten
Geburtstages an, daß er im Okto—
ber von seinem Posten zurücktreten
werde, den er seit dem Jahre 1886
bekleidet hat.
Friedrich August Bartholdi, dem
Schöpfer der Freiheitsstatue im New
York Hafen, soll in seinem Heimaths—
ort Colmar im Elsaß ein Denk—-
mal gesetzt werden. Bartholdi starb
im Jahre 1904. Man hoffte, das
Denkmal am 36. dieses Jahres ent
hüllen zu können, aber das Organisa—
tionskomite in Paris, an dessen
Spitze August La Lance steht, hat
noch nicht genügend Beiträge für das
Denkmal erhalten, dessen Ausführung
Louis Noel übertragen worden ist.
La Lance appellirt nun an die Bür—
ger der Ver. Staaten um Beiträge
für das Denkmal.
Freeport.
Am Montag Morgen starb nach
monatelangem, schwerem Leiden der
weit und breit bekannte und geach—
tete Herr Fritz Herzog. Des Oefte
ren auf den wichtigen Gang in die
Ewigkeit mit den Tröstungen unse—-
rer hl. katholischen Kirche gestärkt,
beschloß der Verstorbene sein müh—
und arbeitsvolles, jedoch stets red
liches und echt christliches Leben. Wie
tausende junge Männer der alten Er—
de, mit geringen Mitteln zur Ver—
fügung, sich alljährlich aufmachen,
um ihr Glück in Amerika zu suchen,
so trieb es auch Anfangs der 7ooger
Jahre den damals im besten Lebens
alter stehenden Fritz Herzog nachAme—-
rika. dm Town Millwood, etwa 3
Meilen von Freeport, erlangte er ein
Stück Land, welches er zu einer schö—
nen, ergiebigen Farm bearbeitete.
Bald darauf verehelichte er sich mit
Gertrud Kötter, und der höchst glück
lichen Ehe entsproß eine Anzahl Kin—
der, von denen sechs mit der trau—
ernden Mutter den Hingang des lie
ben Vaters beweinen und beklagen.
Der Dahingeschiedene stand zur Zeit
seines Todes im 78. Lebensjahre.
Herr Werner Herzog aus dem Staa—
te Idaho, welcher vor einigen Wo—
chen zum Besuche seines damals be—
reits höchst leidenden Bruders hier
eintraf, befand sich am Sterbebette
DEFECTIVE PAGE
seines Bruders. Von den Kindern
der? Verstorbenen wohnen alle mit
Ausnahme des Sohnes Friedrich,
welcher sich in Canada befindet, in
der Nähe. Mittwoch Morgen fand
vohn der Pfarrkirche aus das Begräb—
niß des Verblichenen statt, an dem
rich nebst den Verwandten fast die
ganze Gemeinde betheiligte. Möge
det gute Vater Herzog ruhen in
Frieden! Banquier Gerh. Uhlen—
kott ist von seiner Dakota-Tour zu—
rückgekehrt.
mann Klasen jr. hat sich ein junger
Weltbürger eingestellt. Glück dazu!
Joseph Cookt ist damit beschäftigt,
einen Leck in den Village - Wasser
werken auszebessern. Anton Wol—
king, welcher letzte Woche bedenklich
erkrankt war, befindet sich auf dem
Wege der Besserung. Hochw. Pa—
ter Philipp, O. S. 8., erstattete letz
te Woche unserem hochw. Pfarrer ei—
nen angenehmen Besuch. Herr
und Frau Fritz Heidgerken von Na—
zareth, Texas, befinden sich bei hie—
sigen Verwandten und Freunden für
einige Wochen auf Besuch. Metz—
ger Nied von St. Cloud leiteste ei—
nige Tage im hiesigen Fleischerladen
des Herrn Adrian Aushülfe.
Kaufmann John B. Dirkes befindet
sich seit einigen Wochen auf der
Krankenliste.
Rice.
Die Arbeit an der neuen Brücke,
welche hier über den Mississippi ge—
schlagen wird, mußte wegen Mangel
an Baumaterial eingestellt werden.
Unser Stadtschreiber Heinrich
Momburg war letzten Freitag in Ge—
schäften nach St. Cloud. Die glei—-
che Ursache brachte Montag unsern
hochw. Pfarrer Steinach nach St.
Cloud. Erwin Flint, welcher im
Brcinerd Hospital wegen Blind—
dãtrmentzündung operirt wurde, be
suchte nach seiner Genesung seine hier
wohnenden Eltern und ist wieder auf
sein Arbeitsfeld in Fargo, N. D.,
zurückgereist. Ch. Werner, wel—
cher immer noch an den Folgen eines
Schlaganfalles bedenklich erkrankt ist,
erfreute sich letzte Woche des Besu—
ches seiner drei Töchter: Frau J.
Voit von Ackley, Minn, Frau John
Eisenschenkel und Frau M. Reisin
ger von Collegeville. Frau Lau—
ra MeNeal ist im St. Raphaels Ho—
spital zu St. Cloud untergebracht, wo
sie durch eine Operation ihre frühere
Gesundheit wieder zu erhalten hofft.
Geo. Wipper hat auf seinem hier
gelegenen Grundstück einen kleinen
Fruchtgarten angelegt. Leo I.
Guck ist von Minneapolis zurückge—-
kehrt, wo er seine Schwester Frau
Heß, besuchte. Leonard Heß ist
nach Golden Valley gereist, wo er
auf seiner Heimstätte einige Verbes—
serungen treffen wird.
Farming.
Geo. Winkels war letzten Mittwoch
bei' der in Torah wohnenden Fami—
lie Jos. Kunstleben zu Besuch; am
gleichen Tage waren daselbst auch
Herr und Frau B. Dingmann nebst
Tochter bei Verwandten zu Gaste.
Mitte letzter Woche machte hochw.
Pfarrer Willibrord, O. S. 8., einen
Geschäftsbesuch nach Torah; dasglei
che besorgte am nämlichen Tage da—
selbst unser Kaufmann Franz Wil—
lenbring. Die Frühjahrssaat ist
glücklich unber die Erde gebracht.
Möge nun der Himmel das Seinige
thun!
Collegeville.
Letzten Donnerstag traf hier die
Nachricht von dem Tode des Herrn
Jacob Engel, des Vaters des hochw—
sten Abtes Peter Engel, O. S. 8.,
von St. John's ein, welcher in St.
Michael seit 1865 wohnhaft war. Die
Nachricht von dem Tode seiner Eltern
(des Herrn Abtes Mutter wurde letz—
te Woche Dienstag in St. Michael be—
graben) wurde dem Herrn Abte te—
legraphisch nach Europa gesandt, wo
sie den Prälaten in Rom erreichen
wird. Samstag traf hochw'ster
Prior Bruno Dörfler, O. S. 8., von
Münster, Canada, auf seiner Heim—
reise von Pittsburg, Pa., wo er am
1. Mai dem Goldenen Ordensjubi—
läum des hochw'sten Erzabtes Lean—
der Schnerr, O. S. 8., beiwohnte,
in der St. John's Abtei ein und war
dort über Sonntag angenehmer Gast.
; St. Nicholas.
Letzten Mittwoch wurde hier das
drei Monate alte Töchterchen der
Familie Dominick Frank zu Grabe
Nummer 24.
getragen; es war dies das einzige
Mädchen in der Familie. Herr
Mich. Becker von Watkins war letzte
Woche hier auf dem Viehhandel.
Mich. New, welcher den Winter in
Watkins verbra.hte, ist Freitag zu
seinem hier wohnenden Sohne Jo—
hann Heinrich gezogen, bei dem er
den Sommer verbringen will.
Sonntag waren Herr und Frau Pe—
ter Groß von Watkins und Herr
und Frau. Kinzer von Eden Valley
in unserer Ortschaft. Herr Con—
rad A. Fink ist mit dem Herbei—
schaffen von Baumaterial für ein
neues Wohnhaus beschäftigt, das er
diesen Sommer seiner Familie er—
richten will. Auch Herr John B.
Binsfeld schafft Baumaterial von
Cold Spring herbei für einen neuen
geräumigen Stall. Bei Herrn
I. Erz wurde Sonntag Kindstause
gefeiert, zu welchem Feste die Nach—
barschaft sich eingestellt hatte. Wie
verlautet, wird hier der 17. Juni
Firmtag sein. Aus wahrheitsge
treuer Quelle hören wir, daß in Ca—
nada Mitte April der Schnee zwei
Fuß hoch lag, und daß jene, welche
zu der Zeit sich auf dem Wege nach
Canada befanden, neun Tage unter—
wegs waven, und daß es denselben
bis jetzt in Canada immer noch nicht
gefallen mag. Die kundige Hand
des Dekoratören Theis von Cold
Spring hat die innere Verzierung
des Pfarrhauses vollendet und wird
nun durch einen neuen Anstrich auch
das Aeußere des Hauses mit dem
Inneren in Einklang bringen.
Meire Grove.
Unser Village - Marshall Nie.
Phlipsen hat seit einigen Tagen neue
Vaterfreuden, denn ein munteres
„Madel“ hielt Einkehr. Viel Glück
dazu! Aber auch ein nettes Lied—
chen eingeübt, Nic.; denn ein Mäd
chen lieben Gesang.
Woche waren die Farmer sehr fleißig
an der Arbeit, Sand zu fahren zur
Herstellung eines soliden Cement—
pflasters vor der Kirche und dem
Pfarrhause. Ein gewisser Herr Tel—
show von Sauk Center wird mit der
Arbeit anfangen, sobald das Wet—-
ter es erlaubt. Der Wunsch nach
besserem Wetter ist allgemein, und
wenn es nicht bald besser wird, so
wachsen den Frös:hen und Kröten
Hörner auf dem Kopfe, meint ein ge
wisser Jemand von hier. Ein ande—
rer tröstet ihn und sagt: Aller Schnee,
der noch am 4. Juli da ist, den wer—-
de ich überall fortschaufeln. Die
Maler Schulte und Philbert haben
das Dekoriren der Lehrerwohnung
vollendet, und ihre Arbeit gibt voll—
ständige Zufriedenheit, wie auch
nicht anders zu erwarten war. Leh—
rer Gertken ist darob sehr froh und
äußert sich in sehr lobender Weise
über die Leistungen beider Herren
wie auch über die noble Gesinnung
der Schulvorsteher, wel:he aus freiem
Antrieb die Verzierung der Lehrer
wohnung angeordnet haben. Auch
die Schule wird im Laufe des Som
mers eiwen neuen Anstrich bekom—
men, mit welcher Arbeit „unser
Fritz“ betraut wurde. Herr Nie.
Brang, jr., hat die Schrotmühle des
Herrn August Illies käuflich erwor—-
ben und wird fernerhin den Leuten,
welche seine Dienste wünschen, ge—
wiß volle Zufriedenheit geben, denn
er ist bein Neuling in diesem Fache.
Lake George.
Herr Aug. Illies, welcher Jahre
lang in Meire Grove wohnte, wo—
selbst er eine Schrotmühle in Betrieb
hielt, hat Anfangs letzher Woche mit
seiner Familie seine in diesem Town
gelegene, schöne Farm bezogen. Fa—
milie Illies soll uns in unserer Ge—-
meinde willkommen sein.
Maine Prairie.
Frank E. Block hat seinen hier ge—
legenen Store dem Herrn E. Peck
von Kimball käuflich überlassen. W.
Prehm wird dem hiesigen Geschäfte
als Leiter vorstehen. Es heißt, daß
Herr Block sein Heim nach Canada
verlegen wird.
Holding.
Val. Herman trägt einen ordent—-
lich zerschlagenen und zerschundenen
Kopf herum, und er hat einen ge—-
wissen Jacob Kurtz vor den Gestren—
gen in St. Cloud gebracht unter der
Klage, ihn so übel zugerichtet zu ha—
ben, was Samstag Abend in Avon
vor sich ging. Es scheint, daß gwi
schen den beiden längere Beit grol
2
n
Seite I—B.
herrschte, der bei Kurtz am Samstag
zum Ausbruch kam. Das Verhör ist
auf kommenden Montag vor Richter
Bill Alden in St. Cloud angesetzt.
Foley.
Herr Osgood von St. Cloud hat
als Wächter des Jagd- und Fischge
setzes den F. I. Baker am Little
Rock Lake Sonntag Nachmittag ar—
retirt, weil er, wie angegeben wird,
sich im Besitz von sechs Enten befand.
Da Co.-Anwalt LarsonDienstag keine
Zeit hatte, dem Vergehen seine Auf
merksamkeit zu schenben, so ward das
Verhör auf diese Woche Donnerstag
angesetzt, falls bis dahin die Klage
nicht beigelegt ist. Die Mitglie
der der Wood Manufacturing Co.,
welche hier Butterfässer und Artikel,
die in einer Butterfabrik verwend--
bar sind, fabriziren, waren letzte Wo—
che hier und entschlossen sich, die Ca—
pajität ihrer Fabrik zu verdoppeln.
Minnesota.
St. Micha el (Correspondenz)—
Zu einer höchst traurigen Woche ge
staltete sich für diese Gemeinde die
vergangene, in welcher ein hier hoch
geachtetes Elternpaar in die kühle
Gruft gesenkt wurde. Nachdem Frau
JFacob Engel, die Mutter des hochw
sten Herrn Abtes Peter Engel am
Dienstag (wie letzte Woche bereits im
„Nordstern“ berichtet) in geweihte
Erde gesenkt war, starb Donnerstag
Morgen ihr Gatte, der tiefgesenkten
Hauptes, aber in bester Gesundheit
an ihrem Grabe trauerte, nachdem
er bestens auf den Tod vorbereitet
war durch den Empfang der hl.
Sterbesakramente. Der Verstorbene
war im August 1827 in Bausendorf
an der schönen Mosel geboren, von wo
er in 1848 nach Amerika auswan—-
derte. Im Jahre 1855 verehelichte
er sich mit leiner ihm in den Tod
vorangegangenen Gattin, die in
Kinnheim an der Mosel in 1830
das Licht der Welt erblickte und in
1851 nach Amerika kam, im Staate
Wisconsin, von wo beide in 1865
nach Minnesota kamen und sich in
St. Michael niederließzen. Besser
als Worte lassen ihren christlichen
Lebenswandel erkennen ihre Kinder,
für deren geistiges «und zeitliches
Wohl das glückliche Elternpaar sich
aufopfette, und dem es am Ende
seiner Tage zur größten Zufrieden
heit und zur Ehre gereichte, dieselben
in einer Stellung zu wissen, die ihm
die Versicherung gibt, daß sie dereinst
wit ihm in ewiger Seligkeit vereint
sein werden. Von den drei der glück—
lichen Ehe entsprossenen Kindern
starb eines. Und die zwei Hinterblie
benen, hochw'ster Abt Peter Engel
und eine dem Dominikaner Orden
als Schulschwester angehörige Toch
ter, empfehlen hiermit die verst. gu
ten Eltern den Gebeten aller Gläubi—
gen, damit sie ruhen mögen in Frie—
den! 3.
Long Prairie (Correspon—
denz)
Roddis, Prinzipal der Clarissa Vil—
lage - Schulen, herrschle das Schar—
lachfieber, und als am Mittwoch der
Familienarzt das Haus ausräuchern
wollte, explodirten Chemikalien oder
Gas, welches er benutzte, mit dem
Resultate, daß das Haus sammt In—
halt vollständig zerstört wurde. Glück.
licherweise wurde Niemand dabei
verletzt. Der Verlust des Herrn
Roddis ist ein ziemlich schwerer.
St. Paul. Das stattliche freie
Arbeits- Nachweis - Bureau wird
hier am 15. Mai eröffnet werden,
und sich im alten Kapitol befinden.
Capt. I. H. Wilson, ein Kriegs-Ve—
teran, wurde vom Gouverneur als
Geschäftsführer des hiesigen Bureaus
ernannt. Herr Louis Levy, wel—
cher bisher an der Spitze des Bu—
recus in Minneapolis stand, ist als
Superintendent der drei staatlichen
Arbeits- Nachweis - Bureaus in St.
Paul, Minneapolis und Duluth aus
ersehen. Gouverneur Johnson hat
das in der letzten Legislatur ange
nommene Gesetz, welches eine Licenz
für Hausierer bestimmte, und zwar
32 für Personen zu Fuß pro Tag;
310 für Hausierer mit einem Pferd
und 820 für solche mit zwei Pferden
pro Tag, nicht mit seiner Unterschrift
bersehen. Ein ähnli:hes Gesetz wur—
de vor 10 Jahren passiert und für
unconstitutionell erklärt. Gouverneur
Johnson berieth sich mit dem Gene—
ral - Anwalt und da dieser seine
Zweifel über das Gesetz aussprach,
Minneapolis.
Gebäuden der Twin City Rapid
Transit Co. in St. Paul und Min—
neapolis wurden Notizen angeschlagen
welche die Ankündigung enthalten,
daß die Löhne aller Zugangestellten
am 1. Juni erhöht werden. Bisher
erhielten die Leute nach sechsmonat
lichem Dienste 22 Cents die Stun—-
de. Nach der neuen Lohnskala er
halten sie während des ersten Jahres
21 Cents die Stunde und dann für
jedes Dienstjahr einen Cent die
Stunde mehr, bis das Höchstmaß von
26 Cents erreicht ist. Es befinden
ertenaetente im Dienste
der Gesellschaft.
SOCIE TV

xml | txt