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Seite 12 Kampf gegen die heutige nnsittlichkeit. Gemeinsame Liebe zu ihrem Volke hat den deutschen Episkopat gegen die markzerstörende Seuche der Unzucht heraus gerufen. Das Apostelwort: „Wer auf das Fleisch säet wird vom Fleische Verder— ben ernten!“ gilt für jede Familie eines jeden Landes. Geliebte Diözejanen! Wieder hat die Posaunt des jüng sten Gerichtes der Christenheit eines Kirchenjahres Ende und eines Kirchen jahres Anfang angekündigt. Möge ihr furchterregender Klang dem Wor— te Nachdruck verleihen, welctes die in Fulda ersammelten Bischöfe am heu— tigen ersten Adventssonntag an ihre Gläubigen zu richten beschlofßen ha— ben. Gemeinsame Liebe zu unserem Volke und Vaterland hat uns dieses Wort eingegeben, und gemeinsam dit— ten und beschwören wir Euch: Horet auf unsere Stimme, folget dem Rufe Eurer Hirten! Wir müssen zu Euch reden von je— nem Laster, das nach des Apostels Wort für gewöhnlich unter Christen nicht einmal genannt werden soll (Eph. 5,3) Wir müssen es nennen und davon reden, um Euch Alle zum hei— ligen Kampf dagegen aufzurufen. Hei— lige Pflicht ist dieser Kampf, denn die Unzucht hat in den letzten Zeiten so unheimlich um sich gegriffen, daß ernst— denkende Männer jeden Glaubens und jeder Richtung mit Besorgniß in die Zukunft schauen. Es erinnert an die Zeiten des Heidenthums und an die Schilderung, die der hl. Apostel im Römerbriefe von dessen sittlichen Zu— ständen entwirft, wenn man sieht, wie das Laster sich in's Licht des Tages wagt mit unbefangenster Miene, als wäre es etwas ganz Naturgemäßes und Selbstverständliches, wie es mit Hohn und Spott und verwegenem Trotz anstürmt gegen die Schranken christlichen Gebotes und christlicher Sitte, ja selbst des natürlichen Anstan— des, wie erfinderisch es ist in immer neuen Künsten und Mitteln der Ver— führung, in immer neuen und raffi nierteren Formen der Fleischeslust. So ist die Unzucht in der heutigen Welt zu einer Art öffentlicher Macht geworden, die ihr Reich weiter und weiter ausbreitet und immer unheil— volleren Einfluß ausübt. Sie besticht und fälscht die öffentliche Meinung, schüchtert selbst die Guten ein, treibt die Kunst auf Abwege und durchseucht die Literatur. Sie verfügt über eine eigene Presse und kann sich rhmen daß, wie man berechnet hat, Jahr für Jahr mehr unsittliche Bücher, Zeit— schriften und Zeitungen gedruckt wer— den als anständige. Sie hat ihre ei gene nur zu sehr blühende Industrie, die das Unzuchtsgift in Form von un— sittlichen Bildern und Karten fabrik— mäßig herstellt und vertreibt. In den Großstädten hat sie ihre Hauptquar— tiere, aber sie weiß sich auch in den klei neren einzunisten und erobert mehr und mehr das flache Land. Sie hat ein großes Gefolge von Dienern und Dienerinnen des Fleisches, von denen das Prophetenwort gilt: „Sie sollten in Schanden stehen, weil sie Greuelhaf— tes thun, doch sie schämen sich nicht in ihrer Schmach und kennen kein Errö— then: das Ansehen ihres Antlitzes zeugt wider sie und ihre Sünde. Sodann gleich machen sie dieselbe kund und ver—- bergen sie nicht.“ In den Reihen der Jugend sucht die Unzucht von jeher und heutzutage mehr als je ihre Opfer. Sie mißbraucht de— ren Unerfahrenheit, lockt sie an sich und drückt ihr den Giftstachel tief in'sHerz. Sie bürgert sich ganz besonders auch ein an den höheren Bildungsstätten und verführt edle Söhne des Volkes, welche auf der wissenschaftlichen oder künstlerischen Laufbahn in's höhere Geistesleben eingeführt werden sollen, aber gerade hier auf Abwege kommen, in unreiner Lust nach dem Fleische wandeln und vom Fleisch Verderben ernten. Sie schleicht sich ein in die Wohnungen, Werkstätten und Fabri—- ken des Arbeiterstandes und zehrt hier am Marke unseres Volkes. Ja, sie dringt auch ein in den Soldatenstand, in diese Schule der Zucht und Ord— nung, und so gibt es auch hier neben so vielen, die auch im geistigen Kampfe sich als Helden bewähren, nicht wenige, die sich zu groben sittlichen Ausschwei fungen verführen lassen, in diesen Jah— ren das Gift der Sünde in sich auf nehmen und es nachher weiter ver— schleppen. Und schon genügen diesem Würgengel der Hölle die Opfer aus den Schaaren der reiferen Jugend nicht mehr. Er bricht auch ein in's Para—- dies des Kindesalters, und hier sind seine Verwüstungen umso unheilbarer, je zarter noch das leibliche und geisti ge Wesen des Kindes ist. Da trifft zu das Wort des Propheten: „Vor ihm her ziehet verzehrendes Feuer und hin— ter ihm sengende Flammen; gleich ei— nem Garten der Wonne ist das Land vor ihm, und hinter ihm Oede und Wüste.“ Ja, wie traurig sind die Folgen die— ses Lasters! Wem blutet nicht das Herz angesichts all des Sündenelen— des, angesichts der Verbrechen und Un— thaten, in denen die Eiterbeulen die—- ser sittlichen Krankhit aufbrechen und die wahre Natur dieser Sünde sich ver— räth, angesichts des so weitverbreiteten Siechthums, welches das Brandmal der Schande trägt und in dem der Fluch dieser Sünde sich auswirkt ! Denn so ist es unabänderliches Gesetz der sitt— lichen Ordnung: kaum eine Sünde trägt so sehr wie diese ihre Strafe in sich selbst, und wer aus ihrem Tau— melkelch getrunken, muß auch trinken aus dem Kelch des Zornes Gottes. KHeine Sünde dringt auch so sicher, so rasch und so zerstörend hinab bis zu den Lebenswurzeln der Religion, des Glaubens und des Gebetes, und hinab bis zu den Lebenswurzeln der Familie und der Nation. Ein bedenklicher Rückgang der Geburten in den letzten Jahren läßt erkennen, daß die Pest be reits das Lebensmark des Volkes be— droht. Wahrlich, man möchte einstimmen in »as Klagelied des Propheten: „Er— schürtert ist mein Inneres und mein Herz wallt auf in mir ob des Jam— mers der Tochter meines Volkes.“ Man möchte die Wehklage und Tod— tenklage anstimmen über soviele arme Kinder des Volkes, die durch fremde Schuld schon im Frühling ihres Le— bens dem unreinen Geiste ausgeliefert werden und seine Sklaven bleiben fürs Leben, über soviele Jünglinge und Jungfrauen, denen dieses Laster die Todeswunde beigebracht hat an Leib und Seele, über soviel zerstörten ehe— lichen Frieden, soviel gemordetes Glück der Familien, soviel geknickte Lebens kraft und Lebensfreude. Schmerz und Mitleid heißen uns fragen: Woher kommt es, daß das Laster der Unzucht gerade jetzt solchen Nährboden findet und gerade die heu tige Menschheit mit seinen Folgen so schwer heimsucht? Da sind viele Schuldige und Ein Hauptschuldiger. Man kann da zunächst mit Recht und man muß mit Bedauern hinwei— sen auf die in mancher Hinsicht miß— lichen sozialen Verhältnisse, auf Zei— ten der Arbeitslosigkeit, auf das Woh—- nungselend, namentlich in den Mieths— kasernen der Großstädte und in man— chen Industrieorten. Darum darf Staat und Kirche, Gesetzgebung und Armenfürsorge, öffentliche und priva— te Wohlthätigkeit nicht erlahmen in dem Bestreben, Quellen des sozialen Elends und damit auch Quellen des Lasters zu verschließen, und wir müs— sen inimer ein besonderes Maß von Liebe und Hilfe übrig haben für Die, welche das Elend in die Sünde oder die Sünde in's Elend gestürzt hat. Man muß. hinweisen auf den Alko— hol, der für soviele ein wahres Gift geworden ist, und dem man einen gro— ßen Theil der Schuld zumessen muß. Denn die Unmäßigkeit im Trinken sta chelt die niederen Triebe, betäubt das Gewissen, schwätht den Willen, macht schamlos und unkeusch (Sprichw. 20, 1) und leistet der Unsittlichkeit in je— der Weise Vorschub. Ein Grund mehr, den Kampf gegen den Mißbrauch geisti ger Getränke, zu dem wir Euch wieder und wieder aufgerufen haben, mit al— lem Eifer fortzusetzen. Sodann verdienen unnachsichtlich an den Pranger gestellt zu werden jene gemeinschädlichen Menschen, so gefähr— lich wie Giftmischer und Meuchelmör— der, die aus verdammenswerther Bos heit und schnöder Habgier die Unzucht wie einen Handelsartikel im Volke be—- treiben, unzüchtige Bilder und Kar— ten zu Tausenden in's Land werfen, sie offen und geheim der Jugend in die Hände spielen und in den Schaufen— stern der Neugier und Schaulust dar— bieten. Welch' eine Schmach für unse— re Zeit! Ist es doch schon soweit ge kommen, daß unsittliche und gemeine Bilder und Bücher ein Hauptgegen— stand und ein Hauptmittel der Rekla—- Laßt Euch nicht scheiden. Ein Richter aus dem Westen ge— nehmigte eine Ehescheidung vonwegen eines krankhaften Naturells und schlechten Athems. Dr. King's neue Lebenspillen würden derselben vorge beugt haben. Sie heilen Hartleibig keit, die schlechten Athem, Leberbe— schwerden und müßliches Gefühl verur—- sacht, lösen Erkältungen auf, ver— treiben Kopfweh, besiegen Schüttel frost. 254 in Molitor's Apotheke. „Der Nordstern,“ Donnersrag, den 7. Januar, 1909. me geworden sind, ein ekelhafter Kö der, um Käufer in den Laden zu lo— cken. Dieson verbrecherischen Menschen muß das Handwerk gelegt werden. Lange genug hat diese überschlimme Industrie das Land verpestet und aus— gesogen und sich mit dem lügenhaften Vorgehen zu decken gewußt, als diene sie der Kunst oder gar Zwecken der Sittlichkeit. Alle Guten müssen zu— sammenhelfen, um dem Uebel ein En—- de zu machen. Man muß die öffentli— che Meinung dagegen aufrufen, mit den gesetzlichen Mitteln dagegen kämpfen und dort, wohin Gesetze und Gerichte nicht veichen, zur Selbsthilfe greifen. Es muß dafür gesorgt werden, daß die Schaufenster und die umherziehenden Händler und Colporteure überwacht werden, und wer immer auf Anstand hält, sollte grundsätlich in keinen La den eintreten, der solche Artikel führt oder auslegt und sollte sein Hausrecht wahren gegen Jeden, der ihm solchen Schmutz über die Schwelle bringen will. Das sind wir unserer Jugend, das sind wir der Ehre unseres Volkes schuldig. Aber die genannten Mißstände, so unheilvoll sie wirken, sind doch bloß Nebenursachen. Die Hauptursache des sittlichen Niedergangs liegt tiefer. Der Hauptschuldige ist der religionsfeind— liche, ungläubige, unchristliche Geist der Zeit. Wer es aufmerksam ver— folgte, wie in den letzten Jahrzehnten der Unglaube immer frecher das Haupt erhob und das Wort führte, wie Reli—- gion und Kirche angegriffen, verleum— det und geschmäht wurden, wie man geflissentlich daran arbeitete im Volk den Glauben an Gott und ein jensei— tiges Leben, die Ehrfurcht vor der Ob— rigkeit, die Achtung vor dem Gesetz zu erschüttern, den Einfluß des Christen— thums auf das Volksleben, auf die Fa— milie, auf die Schule zu schwächen und zu beseitigen, wie ungesttaft das Hei— lige verhöhnt, der Glaube verspottet, die Tugend verlacht wurde, der kann nicht überrascht sein von dem erschre ckenden Niedergang der Sittlichkeit, von dem Umsichgreifen der Unzucht. Man erntet was man gesäet hat. Man meinte, Religion und Christen— thum wie etwas Veraltetes und Ueber— wundenes wegwerfen zu können und mühtẽ sich vergeblich ab, eine sogenann te unabhängige Moral zu erfinden, eine Sittenlehre und Sittlichkeit ohne religiöse Grundlage, ohne religiöse Be weggründe, ohne religiöse Hilfskräfte. Das Ergebniß ist eine Verwirrung al-- ler sittlichen Begriffe und ein höchst bedenklicher Rückgang des sittlichen Vermögens der Nation. Christenthum und Kirche, die immer auf Unterord— nung der sinnlichen Natur und ihrer Triebe unter die Seele und die höch— sten Lebenszwecke drangen, beschuldig—- digte man, ihre Sittenlehre sei natur—- widrig und erdrossele die natürlichen Triebe, man stieß die ewigen Grund— sätze der Sittlichkeit, die großen heili— gen zehn Gebote, die überlieferte sitt— liche Ordnung bei Seite, forderte für die sinnlichn Triebe vollste Freiheit und machte große Worte von der Le— benssteigerung, Lebensbejahung und Lebensbereicherung, welche auf diesem Wege erreicht werde und was ist der Erfolg? Schmählichste Unfreiheit des inneren Menschen, Krankheit, Fäul— niß und Tod. Die wilde, aller Zucht entledigte Macht der Sinnlichkeit stürzt sich in alle Laster und verdirbt Kör— per und Geist. Man huldigte dem Aberglauben, als ob Wissen und Wis— sensbildung Alles sei, und war so stolz auf diese äußere Kultur; jetzt zeigt es sich, daß ihr Bodensatz sittliche Verwilderung ist und daß ein Geruch der Verwesung aus ihr aufsteigt. In ihren Kunstgärten wuchern Reben aus den Weinbergen Sodoms und Go— morrhas, deren Wein Drachengalle ist und unheilbares Schlangengift (5. Mos. 32, 32). Fortschritt in der äu ßeren Kultur bei gleichzeitigem Rück schritt in der Sittlichkeit macht eine Nation nicht groß, sondern krank. Unsere Zeit gilt das ernste Wort des Apostels: „Täuschet Euch nicht: Gott läßt Seiner nicht spotten. Was der Mensch säet, das wird er ernten, und wer auf das Fleisch säet, wird vom Fleisch Verderben ernten.“ „Gott losigkeit habet ihr gepflügt,“ heißt es schon beimUrpropheten, „und ihr habet Frevel geerntet, und genießet nun die Frucht der Lüge.“ Doch es wäre nicht recht, nur Ande— re anzuklagen und die eigenen Hände in Unschuld zu waschen. Hätten alle gläubigen Christen in allweg ihre Pflicht gethan, hätben sie wenigstens von den Unlauterkeiten der Welt sich ferngehalten und ihr Licht leuchten lassen in einem reinen Wandel, hätten nicht so manche durch Schlafsucht, Sorg-- losigkeit, Unthätigkeit, durch Liebäu— geln mit dem Zeitgeiste dem UebelVor schub geleistet, hätten alle von Anfang an mit aller Entschiedenheit den Kampf dagegen aufgenommen nie hätte es Im vollen Gange ist jetzt der welcher am 16. Januar zum Abschluß kommt. Zögert nicht länger, kommt sofort und macht jetzt Eure Ein— käufe, denn jetzt habt Ihr die Gelegenheit, Geld zu sparen. Bedenket, daß dies der erste Verkauf seit Jahren ist, auf dem Euch jeder Dollar werth Waare in unserem Kleider - Aus— stattungswaaren und Hut - Departements offerirt wird zu einem Discount von 25 Prozent oder 1:4 ab. Nichts zurückgehalten— jeder Artikel muß verkauft werden, der Vorrath muß in baares Geld umgesetzt werden. Wir meinen Er nst. Kommt zeitig und genießt die Auswahl aus diesem großen, gut assortirten Vorrath zu fast Eurem eigenen Preise. Bedenket, daß unsere 25 Prozent Discount-Of— ferte einer solchen von 35 Prozent in anderen Läden gleichkommt, da unsere Preise stets 10 Prozent bil— liger sind als die unserer Mitbewerber. Macht es zu Eurer Gewohnheit einzukaufen bei oweit kommen können. Darum ziemt es sich, an die eigene Brust zu klopfen und zu sprechen: Gott, sei uns armen Sündern gnädig! Wir wollen in dieser heiligen Advents zeit unser Gewissen erforschen und uns zu ernster Buße wenden. Fort mit al— lem Leichtsinn und Weltsinn; fort mit Uebermuth und Bildungsdünkel. Mit dem Propheten wollen wir bekennen: „Wir kamen abwärts und nicht auf— wärts, deswegen, weil wir gesündigt haben wider den Herrn, unsern Gott.“ Wir wollen zu Herzen nehmen die Mahnung beim Propheten Jeremias: „So spricht der Herr: tretet hin an die Wege und fraget nach den Pfaden der Vorzeit, welches sei der rechte Weg, und auf diesem wandelt und Ihr wer— det Erquickung finden für Eure See—- len.“ Möchten doch Alle den Ernst der Zeit erkennen, die Größe des beklag ten Uebels einsehen und mit verein— ten Kräften den Kampf gegen dassel— be aufnehmen. Ja, auf zum heiligen Kampfe, auf im Namen des Herrn und in der Kraft des Herrn! Dieser Ruf ergeht in erster Linie an Euch, Ihr Eltern, und an Alle, die mit der Bildung und Erziehung der Jugend zu thun haben. Auf Euch liegt heutzutage eine ganz besonders schwere Aufgabe und eine ungeheuere Verantwortung. Fehler und Nach— lässigkeiten in der Erziehung müßten in solcher Zeit sich furchtbar rächen und dem herrschenden Laster Tausende von Opfern ausliefern. Nun gibt es heutzutage nicht We nige, die eine möglichst frühzeitige Auf— klärung der Kinder über geschlechtliche Dinge als Hauptpflicht der Erziehung bezeichnen und als erstes Schutz- und Bewahrungsmittel anpreisen. Glaubet ihnen nicht; es sind falsche Propheten. Wohl kann im reiferen Alter ein war— nendes oder beruhigendes Wort der Aufklärung seitens der Eltern oder des Seelsorgers oder auch des Arztes angezeigt sein. Aber mit bloßer Auf— klärung ist noch nichts erreicht, und ei— ne vorzeitige Aufklärüng kann Alles VE PAGE Großartige Aufräu— mungs - Verkauf verderben. Das erste Schutz- und Be—- wahrungsmittel ist vielmehr das sitt— liche Zartgefühl, die heilige Scham— haftigkeit, von Gott selbst der Unschuld als Hüterin beigegeben. Diese wecket und pfleget in den Herzen Eurer Kin— der von frühester Jugend an. Kläret sie darüber auf, sobald die Vernunft erwacht, daß sie Kinder Gottes sind und Gottes allsehendes Auge überall auf ihnen ruht. Pflanzet tief hinein in ihre Herzen die heilige Gottesfurcht; diese wird sie auch in jenen Stunden schützeu, wo sie den Augen der Eltern entrückt sind. Lasset Euch die Ausbil— dung ihres Willens und die Stählung ihrer Willenskraft von jung auf an—- gelegen sein durch Gewöhnung an Ar— beit und an Gehorsam, durch Fern— haltung jeder Verweichlichung undVer—- zärtelung, durch Erziehung zur Stre— nge gegen sich selbst, zur Selbstüberwin— dung und Selbstbeherrschung, zur Ehr— furcht vor ihrer Seele und vor dem ei— genen Leib als dem Tempel des heili— gen Geistes. Ganz besonders aber haltet sie an zum täglichen Gebet und zum regelmäßigen Empfang der hei—- ligen Sakramente. Das sind die alten und ewig wirksamen Bewahrungsmit tel und Heilmittel gegen die sittlichen Gefahren des Kindesalters; der beste Schutz ist und bleibt eine gründliche christliche Erbiehung in Ernst und Milde, in Liebe und Strenge, eine Er ziehung, die aus der Religion ihre be— ste Kraft, ihren stärksten Beweggrün— de, ihre höchsten Aufklärungen und ei— ne Geduld und Liebe ohne Grenzen schöpft. Meinet aber ja nicht, Eure Erzie— hungspflicht sei abgeschlossen mit der Entlassung Eurer Kinder aus der Schule und mit deren Eintritt in das reifere Jugendalter. Sie fängt viel mehr hier auf's Neue an. Nun gilt es erst recht, die Söhne und Töchter mit weiser Sorgfalt, mit aller Wach— samkeit und Liebe zu beschirmen und zu leiten, denn die Gefahren und Ver suchungen, die sie in der heutigen Welt bedrohen, sind zahllos. Sehet wohl zu, mit wem sie umgehen und was sie lesen. Haltet sie wieder und wieder an zu gewissenhafter Erfüllung ihrer re— ligiösen Pflichten und zur Heilighal—- tung der Sonn- und Festtage. War— net sie vor Vergnügungen, Schaustel— lungen, Kleidermoden, vor Bildern, Büchern und Zeitschriften, welche die christliche Schmhaftigkeit verletzen und der Unsittlichkeit Vorschub leisten. Möchten doch alle Diejenigen, welche Lebensstellung und Beruf dazu ver—- pflichtet und befähigt, möchten Seel— sorger, Lehrer, Vorgesetzte und Ar— heitsherren sich der schulentlassenen Jugend annehmen, sie in guten christ lichen Vereinen sammeln, über die ih nen drohenden Gefahren aufklären und auf jede Weise vor der Pest der Un—- zucht zu bewahren suchen. Auf solche Weise dem Verderbniß der Jugend ent gegenarbeiten, das heißt in Wahrheit das Reich Gottes ausbreiten, dem Va terlande dienen und eintreten für die Kraft und die Ehre des deutschen Vol kes. Wir wenden uns aber auch an Euch selbst, Ihr Jünglinge, und wir möch— ten Alles, was an edlen Kräften und reinem Streben in Euch lebt, wir möchten den Glauben, die Gottesliebe und Nächstenliebe, die gute Eltern und Seelsorger Euch in's Herz gepflanzt haben, wir möchten alle Kräfte Eurer unsterblichen Seele in Euch aufrufen zum heiligen Kampf gegen das Laster, das Euch bedroht. Seid Helden, keine Schwächlinge! Lanfet nicht blindlings schlechten Beispielen nach! Habet den Muth, den richtigen Weg zu gehen, besser zu sein als andere, auch unter Lastersklaven frei, unter Unvernünfti gen vernünftig zu bleiben! Duldet nicht, daß die unreine Leidenschaft Euch die Augen blende, den Willen kneble, die Kräfte lahmlege und verzehre, das heilige Feuer in Eurer Seele ersticke! Seid Helden, kämpfet um Eure Frei— heit um Eure körperliche und geistige Gesundheit, um das Glück Eures Le bens, um das Heil Eurer Seele! Be—- herrschet die sinnlichen Triebe mit dem Zepter der Vernunft, mit dem Helden schwerte des Willens; haltet auf Ord- ——— —— 3 E